[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Sprühapplikation eines Reaktionsharzes,
insbesondere Polyester- oder Vinylharzes, für ein Gelcoat auf der Oberfläche eines
Formteils.
[0002] Die Applikation von Reaktionsharzen für ein Gelcoat erfolgt mit zunehmender Größe
der zu beschichtenden Formteile immer häufiger in Sprühverfahren. Die Harze für ein
Gelcoat werden pneumatisch oder hydraulisch über Düsen zerstäubt. Dadurch ist es möglich,
große Flächen in kurzer Zeit gleichmäßig zu beschichten.
[0003] Dabei entstehen nachteilige Materialverluste durch Tropfen des Sprühnebels, die sich
nicht auf dem zu beschichtenden Objekt niederschlagen, bzw. nicht auf der zu beschichtenden
Oberfläche des Formteiles abscheiden. Ein solcher "Overspray-Effekt" tritt verstärkt
in den Ecken und Randbereichen des Formteiles auf und verursacht außerdem unerwünschte
Verschmutzungen der apparativen Installationen für die Sprühanlage.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die durch den "Overspray-Effekt" bewirkten
Materialverluste zu verringern.
[0005] Diese Aufgabe ist durch die Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst. Weiterbildungen
und vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens zur Sprühapplikation eines Gelcoats
ergeben sich aus den Ansprüchen 2 bis 7.
[0006] Das zur Herstellung eines Gelcoats verwendete Reaktionsharz wird über eine Düse zerstäubt.
Ein elektrisches Feld dirigiert das Beschichtungsmaterial, das versprühte Reaktionsharz,
zum Formteil bzw. Werkstück. Das elektrische Feld wird durch einen Hochspannungsgenerator
bereitgestellt. Die entstehenden elektrischen Feldlinien treten aus einer spitzen
Elektrode aus, die in geringer Entfernung zur das Reaktionsharz versprühenden Düse
angeordnet ist. Die ausgetretenen Feldlinien verlaufen dann zum geerdeten Formteil.
Die durch die Verdüsung beschleunigten Harztröpfchen für das Gelcoat bewegen sich
entlang dieser Feldlinien, wodurch ein unerwünschter "Overspray-Effekt" weitgehend
vermindert wird. Die erfindungsgemäße Verarbeitung des Reaktionsharzes für ein Gelcoat
im elektrostatischen Verfahren ermöglicht den Aufbau einer Schichtstärke von bis zu
1000 µm in einem Arbeitsgang.
[0007] Es ist eine gleichmäßige Beschichtung des Formteils auch in Bereichen mit anspruchsvollen
Geometrien gewährleistet, wobei lokale Harzanhäufungen in Ecken mit den dadurch entstehenden
Schadensbildern vermieden werden. Auch Nachlässigkeiten bei der Sprühverarbeitung
werden durch das elektrostatische Verfahren kompensiert.
[0008] Zur Erzeugung des elektrostatischen Feldes ist eine Ausgangsspannung im Bereich bis
200 kV DC negativ besonders vorteilhaft.
[0009] Eingesetzt werden können auf der Anlagenseite Elektrostatik-Sprühpistolen oder- Köpfe
mit elektrostatischer Zerstäubung oder elektrostatischer Wirkung auf das zu versprühende
Harz mit interner oder externer Aufladung, wie beispielsweise Airless-Verfahren, luftunterstützes
Airless-Verfahren, luftzerstäubende, rotierende Sprühglocke, Sprühscheiben oder Sprühteller.
[0010] Mit besonderem Vorteil wird dem Reaktionsharz vor seiner Austragung durch Verspritzen
bzw. Verdüsen wenigstens ein seine elektrische Leitfähigkeit erhöhendes Additiv zugesetzt.
Derartige Leitfähigkeitsadditive sind zum Beispiel Alkohole, Aldehyde, Karbonsäuren
und Ketone. Außerdem auch noch Wasser, aber auch Metallverbindungen und Metallfüllstoffe
wie Aluminiumgrieß. Auch Kohle- und Grafitfasern können Leitfähigkeitsadditive bilden.
[0011] Besonders vorteilhaft sind den Reaktionsharzen zugesetzte Pigmente, beispielsweise
eine Zugabe einer 10 bis 20-%igen Pigmentpaste. Durch die Vielzahl der eingesetzten
organischen und anorganischen Pigmente zur Darstellung einer umfangreichen Farbpalette
für das Gelcoat ergeben sich ebenfalls nicht unerhebliche Einwirkungen auf die Leitfähigkeit
des zu applizierenden Reaktionsharzes.
[0012] Eine radikalische Vernetzung des Harzes lässt sich durch den Zerfall eines Peroxids
initiieren. Die dabei gebildeten Radikale erhöhen ebenfalls in starkem Maße die Leitfähigkeit
des applizierten Gelcoats; in Abhängigkeit von der Art und Konzentration des eingesetzten
Peroxids.
[0013] Die Einwirkung der Verarbeitung im elektrostatischen Verfahren lässt sich somit durch
die Beeinflussung der Leitfähigkeit des Reaktionsharzes entsprechend steuern. Eine
vorteilhafte elektrostatische Verarbeitbarkeit wird u. a. mit BYK ES 80 in Konzentrationen
zwischen 0,05 und 1 Gew%, abhängig z.B. von der Pigmentierung des Gelcoats, erzielt.
BYK ES 80 ist die Lösung eines Alkylolammoniumsalzes eines ungesättigten sauren Carbonsäureesters.
[0014] Das elektrostatische Versprühen von Lacken ist bekannt. Es lässt sich jedoch nicht
ohne weiteres auf die Verarbeitung von Reaktionsharzen übertragen. Mit versprühtem
Lack ist eine Schichtstärke von lediglich etwa 15 µm erreichbar. Zur Herstellung eines
Gelcoats ist, wie bereits erwähnt, demgegenüber eine Schichtstärke von mindestens
650 µm aufzubauen. Erst dadurch ist ein ausreichendes Reaktionsvolumen geschaffen,
welches das Entstehen einer exothermen Vernetzungsreaktion des eingesetzten Reaktionsharzes
möglich macht.
[0015] Unterschreitungen der empfohlenen Schichtstärke für ein Reaktionsharz führen zu einer
Unterhärtung oder sogar zum Austrocknen des daraus gebildeten Gelcoats, denn der Reaktionsverdünner
verdunstet relativ rasch, so dass eine vollständige Vernetzung der Moleküle des Reaktionsharzes
nicht mehr möglich ist. Von der aufgetragenen Schichtstärke sind sämtliche Eigenschaften
des entstehenden Gelcoats direkt abhängig.
[0016] Um ein Auftragen des Reaktionsharzes in den angegebenen Schichtstärken zu ermöglichen
und ein Ablaufen des schichtstarken Materials an senkrechten Flächen zu vermeiden,
wird das Reaktionsharz vor seiner Sprühapplikation thixotropiert. Das thixotrope Verhalten
wird jedoch von einem Anstieg der Viskosität des Reaktionsharzes begleitet.
[0017] Dieser Anstieg der Viskosität kann die Verarbeitung durch Sprühapplikation behindern
bzw. nachteilig beeinflussen. Um dies zu vermeiden, wird das Reaktionsharz vor seiner
Sprühapplikation erwärmt. Für die Erwärmung kann beispielsweise ein Durchlauferhitzer
verwendet werden. Die optimale Temperatur ist systemabhängig und liegt zwischen 20°
und 30°C. Gute Ergebnisse werden z.B. bei 24° erzielt. Die Viskosität wird mit Prüfmittel
"Brookfield RV/DV-II Spd. 4/4 rpm (20°) mit 13,5 +/- 2,5 Pas für das nicht pigmentierte
Gelcoat bestimmt.
[0018] In der Zeichnung ist ein Schema der elektrostatischen Verfahrenstechnik dargestellt.
[0019] Das Reaktionsharz für ein Gelcoat wird, wie in bisher üblichen Verfahren, über eine
Düse 1 zerstäubt. Ein elektrisches Feld, welches das versprühte Beschichtungsmaterial
zum Formteil 2 dirigiert, wird durch einen hier nicht weiter dargestellten Hochspannungsgenerator
bereitgestellt. Das entstehende elektrische Feld tritt aus einer Spitzenenelektrode
3, die in geringer Entfernung zur Düse 1 angeordnet ist, aus, und verläuft dann zum
geerdeten Formteil 2. Die durch die Verdüsung beschleunigten Harztröpfchen für das
Gelcoat bewegen sich entlang der das elektrische Feld bildenden Feldlinien.
[0020] Der Sprühnebel 4 ist durch das elektrische Feld negativ geladen, wie es hier angedeutet
ist. Der entsprechende Gegenpol des elektrischen Feldes ist an das Formteil angeschlossen,
welches hier durch einen positiven Pol angedeutet ist.
1. Verfahren zur Sprühapplikation eines Reaktionsharzes, insbesondere Polyester- oder
Vinylharzes, für ein Gelcoat auf der Oberfläche eines Formteils,
dadurch gekennzeichnet,
dass im Bereich einer für die Sprühapplikation verwendeten Sprühdüse (1) ein elektrostatisches
Feld erzeugt wird, dass der aus der Sprühdüse (1) abgestrahlte Sprühstrahl durch das
elektrostatische Feld hindurch gegen die Oberfläche des Formteils (2) gerichtet wird
und dass an das Formteil (2), bzw. an dessen Oberfläche, auf welcher das Gelcoat zu
applizieren ist, ein Gegenpol des elektrostatischen Felds angelegt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Erzeugung des elektrostatischen Felds eine Ausgangsspannung im Bereich bis 200
kV DC negativ verwendet wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass dem Reaktionsharz vor der Austragung wenigstens ein seine elektrische Leitfähigkeit
erhöhendes Additiv zugesetzt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Reaktionsharz vor seiner Sprühapplikation thixotropiert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Reaktionsharz vor seiner Sprühapplikation erwärmt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass für die Erwärmung ein Durchlauferhitzer verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Reaktionsharz durch Zugabe einer 10 bis 20-%igen Pigmentpaste eingefärbt wird.