[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Aufzugskabine mit einer Fangvorrichtung,
die beispielsweise Bestandteil einer Aufzugsanlage ist. Die Fangvorrichtung dient
beispielsweise dem Festsetzen der Aufzugskabine an einer Führungsschiene. Des Weiteren
betrifft die vorliegende Erfindung eine Aufzugsanlage mit einer entsprechenden Aufzugskabine
und ein Verfahren zum Einstellen und Warten einer Fangvorrichtung.
[0002] Eine Aufzugsanlage umfasst in der Regel mindestens eine Aufzugskabine und ein Gegengewicht,
die gegenläufig in einem Aufzugsschacht bewegt werden. Die mindestens eine Aufzugskabine
und das Gegengewicht laufen hierbei in bzw. entlang von Führungsschienen. Aus Sicherheitsgründen
ist die Aufzugskabine in der Regel mit einer Fangvorrichtung ausgestattet, die Teil
einer Sicherheitsvorrichtung ist. Die Fangvorrichtung greift, falls erforderlich,
an den Führungsschienen der Aufzugskabine oder/und des Gegengewichts. Die Geschwindigkeit
der Bewegung der Aufzugskabine bzw. des Gegengewichts wird dadurch verlangsamt oder
durch ein Festsetzen der Fangvorrichtung an der Führungsschiene auf null reduziert.
Die Auslösung des Bremsens bzw. Festsetzens erfolgt mittels einer Geschwindigkeitsbegrenzereinrichtung,
die die Geschwindigkeit der Aufzugskabine bzw. des Gegengewichts stetig überwacht
und mittels Auslösung der Fangvorrichtung limitiert.
[0003] Diese Begrenzung der Geschwindigkeit erfolgt beispielsweise, wie in der Patentschrift
EP-B1-1 298 083 offenbart, durch eine Kopplung der Aufzugskabine bzw. des Gegengewichts mittels eines
Gestänge- und Hebelwerks mit einem Begrenzerseil des Geschwindigkeitsbegrenzers. Das
Begrenzerseil ist im Schachtkopf über eine Seilscheibe des Geschwindigkeitsbegrenzers
und in der Schachtgrube über eine Umlenkrolle geführt. Während der Fahrt treibt die
Aufzugskabine das Begrenzerseil an, die Geschwindigkeit der Aufzugskabine wird via
Begrenzerseil vom Geschwindigkeitsbegrenzer überwacht. Bei Übergeschwindigkeit der
Aufzugskabine blockiert der Geschwindigkeitsbegrenzer die Seilscheibe, wobei die Aufzugskabine
das Begrenzerseil über die Seilscheibe schleift.
[0004] Mit der Reibung an der Seilscheibe betätigt das Begrenzerseil das Hebelwerk an der
Aufzugskabine und rückt die Fangvorrichtung ein, indem das Begrenzerseil über das
Gestänge- und Hebelwerk einen Zug auf die an der Aufzugskabine angeordnete Fangvorrichtung
ausübt. Dieser Zug wiederum hält einen oder auch zwei keilförmige und rollengelagerte
Bremsklötze der Fangvorrichtung in eine erste (Reibungs-)Kontaktstellung an die Führungsschiene
heran. Dadurch wiederum wird eine aus Tellerfedern gebildete Federsäule aktiviert,
die den Bremsklötzen gegenüberliegend in einer zangenartigen Doppelhebel-Konstruktion
angeordnet ist. Dadurch wird erreicht, dass die Zugkraft in dem Gestänge- und Hebelwerk
nicht die tatsächlich bremsende Kraft, sondern nur die auslösende Kraft für die Fangvorrichtung
ist. Die effektive Bremskraft wird nämlich von der Federsäule bewirkt. Dieselbe Funktionsweise
gilt für das Gegengewicht. Die Überwachung der Kabinengeschwindigkeit kann beispielsweise
auch elektronisch erfolgen und die Fangvorrichtung kann beispielsweise elektromagnetisch
ausgelöst werden. Der traditionelle mechanische Geschwindigkeitsbegrenzer und das
traditionelle Begrenzerseil entfallen bei dieser letztgenannten Variante.
[0005] Aufzugskabinen, die dem heutigen Stand der Technik entsprechen, sind in der Regel
aus einem ein unteres und oberes Joch bildenden Rahmen gebaut. Diese Joche sind bedarfsweise
direkt in eine Struktur der Aufzugskabine eingearbeitet, wodurch das untere Joch beispielsweise
in eine Bodenstruktur der Aufzugskabine eingearbeitet ist. Aus Stabilitätsgründen,
aber auch aus Gründen einer besseren Ausnützung des Schachtes im oberen Bereich, ist
es wiederum in der Regel bevorzugt, die Fangvorrichtungen an der Unterseite der Aufzugskabine,
sprich am bzw. unterhalb des unteren Jochs, bzw. der Bodenstruktur der Aufzugskabine
anzuordnen.
[0006] Im Allgemeinen erfolgt die Auslösung der bekannten Fangvorrichtungen durch ein Hochziehen
der Bremskeile. Dieses wiederum bedingt, dass sich die Auslösemechanik oberhalb der
Fangvorrichtung befindet, d.h. in der Regel am oberen Joch der Aufzugskabine befestigt
ist und mit Zugstangen auf die Bremskeile einwirkt, die in ihrer Länge in etwa der
Höhe der Aufzugskabine entsprechen. Ein Begrenzerhebel, als Verbindungselement der
Auslösemechanik zur Seilkupplung des Begrenzerseils, befindet sich ebenfalls im Bereich
des oberen Joches.
[0007] Bei sogenannten MRL-Aufzugsanlagen jedoch befindet sich der Geschwindigkeitsbegrenzer
im Schachtkopf. Damit der Schacht optimal ausgenutzt wird, ist es vorgesehen, dass
die Aufzugskabine bis auf die Höhe des Geschwindigkeitsbegrenzers hochfährt. Dieses
wiederum setzt eine tiefere Anordnung des Begrenzerhebels bzw. der gesamten Auslösemechanik
voraus, um Kollisionen mit dem Geschwindigkeitsbegrenzer zu vermeiden.
[0008] Demzufolge entsprechen Ausführungen dem heutigen Stand der Technik, bei denen die
Fangvorrichtung unterhalb der Aufzugskabine bzw. der Bodenstruktur oder des unteren
Jochs an ihr oder ihm angeordnet ist und die Auslösemechanik darüber im Bereich derselben.
Durch diese kompakte und möglichst platzsparende Bauweise ist aber die Zugänglichkeit
der Auslösemechanik für Einstell- und Wartungsarbeiten stark eingeschränkt oder sogar
verunmöglicht.
[0009] Die Patentschrift
US 3,346,074 offenbart eine Aufzugsanlage mit einer Fangvorrichtung, die so wie oben beschrieben
angeordnet ist. Die Zugänglichkeit der Fangvorrichtung selbst ist dadurch von unten
her gewährleistet, dadurch jedoch, dass die Aufzugskabine den Aufzugsschacht normalerweise
und bevorzugtermassen ausfüllt, ist eine Zugänglichkeit zu der darüber angeordneten
Auslösemechanik nur sehr schlecht gegeben.
[0010] Fangvorrichtungen und ihre Auslösemechanik müssen jedoch regelmässig gewartet werden.
Dieses im Besonderen, weil sie nicht kontinuierlich im Einsatz stehen, sondern nur
bei einem Notfall aktiviert werden. Die Zugänglichkeit für Wartungszwecke ist jedoch
teilweise so eingeschränkt, dass beispielsweise mit Spiegeln gearbeitet werden muss.
[0011] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, eine Fangvorrichtung und eine dazugehörige
Auslösemechanik zu bieten, die nach wie vor den Anforderungen der kompakten Bauweise
und den engen weil optimal ausgenützten Platzverhältnissen in einem Aufzugsschacht
genügt, aber besser eingestellt und gewartet werden kann.
[0012] Eine Lösung der Aufgabe besteht in der Konzeption und Ausgestaltung einer mechanischen
Vorrichtung und Anordnung, die ein kontrolliertes Einstellen bzw. Verschieben der
Fangvorrichtung und deren Auslösemechanik aus der Betriebsstellung heraus in eine
gehaltene Wartungsstellung erlaubt.
[0013] Durch das Einstellen bzw. Verschieben der Fangvorrichtungs-Baugruppe, die vorzugsweise
aus der Fangvorrichtung und deren Auslösemechanik gebildet ist, wird die Zugänglichkeit
von drei Seiten erhöht und Einstell- und Wartungsarbeiten können besser, leichter
und schneller - ohne längere Ausfallzeiten - ausgeführt werden.
[0014] Da die Baugruppe vorzugsweise als Ganzes eingestellt bzw. verschoben wird, werden
die Verbindungen zwischen Fangvorrichtung und Auslösemechanik nicht verändert. Die
Einstell- bzw. Wartungsarbeiten können somit ausgeführt und kontrolliert werden, ohne
dass die Baugruppe zwischenzeitlich in ihre Normalstellung gebracht werden müsste.
[0015] Eine weitere Ausgestaltungsvariante einer entsprechenden Fangvorrichtung sieht vor,
dass die Einstell- bzw. Verschiebebewegung messbar ist, sodass die Einstell- bzw.
Wartungsarbeiten, sofern erforderlich, unter Berücksichtigung des Ausmasses der Einstellung
bzw. Verschiebung durchführbar sind. Das Ausmass der Einstellung bzw. Verschiebung
kann auch auf einer Skala oder einem Display angezeigt werden.
[0016] In diesem Zusammenhang sei eine weitere Ausgestaltungsvariante erwähnt, die auf einer
Gewindespindel angeordnet ist. Die Gewindespindel ist hierbei so stark dimensioniert
und bevorzugt mit einem Gewinde mit geringer Steigung versehen, sodass die Fangvorrichtung
ohne eine selbsttätige Einstellung die nötigen Haltekräfte aufbaut. Diese Ausgestaltungsvariante
erweist sich als besonders servicefreundlich, weil der Servicemann alleine durch Drehungen
der Spindel - ohne beispielsweise vorher noch etwaige Schraubverbindungen lösen zu
müssen - aus der Betriebsstellung in die Wartungsstellung gelangt.
[0017] Darüber hinaus können die Betriebsstellung und/oder die Wartungsstellung mit einer
Sicherung ausgestattet sein. Hierbei ist einerseits eine mechanische Sicherung gemeint,
aber auch beispielsweise ein Endschalter, der mit dem Sicherheits-Schaltkreis der
gesamten Aufzugsanlage in Verbindung steht.
[0018] Des Weiteren sieht eine weitere Ausgestaltungsvariante einer Fangvorrichtungs-Baugruppe
vor, dass sie am Schachtboden bzw. auf einer in den Aufzugsschacht eingesetzten Service-Plattform
oder auf Puffersockeln, die sich üblicherweise im Bereich des Schachtbodens befinden,
aufgesetzt werden kann und von der Aufzugskabine entkoppelbar ist. Die Aufzugskabine
kann anschliessend ohne Fangvorrichtung ein Stück weit hochgefahren werden. Dadurch
entsteht bevorzugtermassen eine nochmals verbesserte Zugänglichkeit zu der Fangvorrichtungs-Baugruppe.
Die Entkoppelung der Fangvorrichtungs-Baugruppe, die vorzugsweise aus der Fangvorrichtung
und deren kompletten Auslösemechanik gebildet ist, kann beispielsweise dadurch erfolgen,
indem sie vom unteren Joch bzw. der Bodenstruktur der Aufzugskabine komplett lösbar
ist.
[0019] Vorzugsweise erfolgt eine Verschiebung der Baugruppe entlang der Führungsschienen,
d.h. entlang der Funktionsrichtung der Fangvorrichtung. Eine weitere Ausgestaltungsvariante
sieht jedoch vor, dass die Baugruppe aus ihrer Funktionsrichtung herausgeschwenkt
werden kann und dann beispielsweise aus einer Stockwerktür oder aus einem seitlich
zum Aufzugsschacht angeordneten Wartungsraum heraus eingestellt bzw. gewartet werden
kann.
[0020] Die Auslösung bzw. Betätigung der Einstell- bzw. Verschiebebewegung kann in einer
Ausführungsvariante motorisch und/oder ferngesteuert erfolgen. Dieses ist bevorzugt
so ausgestaltet, dass eine Sicherung ferngesteuert, beispielsweise elektromagnetisch,
entsichert wird und daraufhin ein Antrieb die Fangvorrichtungs-Baugruppe ferngesteuert
aus der unzugänglichen Betriebsstellung heraus in die zugängliche Wartungsstellung
verfährt.
[0021] Eine derart ausgeführte Fangvorrichtung, bzw. eine entsprechende Fangvorrichtungs-Baugruppe
bringt folgende Vorteile:
- Die aus der Fangvorrichtung und deren Auslösemechanik gebildete Baugruppe bleibt kompakt,
ist aber für Einstell- und Wartungsarbeiten gut zugänglich.
- Die Zugänglichkeit kann temporär ermöglicht werden.
- Die Einstellungen können korrigiert und gleichzeitig kontrolliert werden.
- Ein Austausch der Fangvorrichtung oder der Auslösemechanik oder von beidem ist jederzeit
möglich.
- Die Fangvorrichtung und die Auslösemechanik können im Werk eingestellt und vormontiert
werden.
- Die Baugruppe kann am Einsatzort eingebaut werden, ohne dass sich die Einstellungen
verändern.
[0022] Wie eingangs schon erwähnt, kann eine Fangvorrichtung sowohl an der Aufzugskabine,
als auch an dem Gegengewicht angeordnet sein. An der Aufzugskabine bzw. am Gegengewicht
selbst wiederum kann die Fangvorrichtung z.B. an deren Unterseite, aber auch an deren
Oberseite platziert sein. Dementsprechend soll die vorliegende Offenbarung eine Einstellung
der Fangvorrichtung und deren Auslösemechanik sowohl in eine unterhalb der Aufzugskabine
liegende, als auch in eine oberhalb der Aufzugskabine liegende Wartungsstellung umfassen.
[0023] Eine derartige Fangvorrichtung ist auch auf Schrägaufzüge, Bohrgeräte, Regalbediengeräte
und sonstige Personen- bzw. Materialbeförderungsanlagen übertragbar. Des Weiteren
ist sie nicht nur für das Abfangen von Abwärtsbewegungen der Aufzugskabine geeignet,
sondern auch für Aufwärtsbewegungen, die beispielsweise durch Fehlsteuerungen verursacht
sein können. Hierfür kann eine derartige Fangvorrichtung - optional zusätzlich zu
den bisher offenbarten Anbringungsarten und -orten - auch um 180 Grad gedreht an dem
Dach der Aufzugskabine befestigt sein.
[0024] Weitere oder vorteilhafte Ausgestaltungen der Fangvorrichtung, beziehungsweise der
entsprechend ausgestalteten Aufzugsanlage, bilden die Gegenstände der abhängigen Ansprüche.
[0025] Anhand von Figuren wird die Erfindung symbolisch und beispielhaft näher erläutert.
Die Figuren werden zusammenhängend und übergreifend beschrieben. Gleiche Bezugszeichen
bedeuten gleiche Bauteile, Bezugszeichen mit unterschiedlichen Indices geben funktionsgleiche
oder ähnliche Bauteile an.
[0026] Es zeigen dabei
Fig. 1 eine schematische Schnittdarstellung einer Aufzugsanlage mit einer Sicherheitsvorrichtung
mit einer Fangvorrichtung, die dem aktuellen Stand der Technik entspricht;
Fig. 1a eine schematische Schnittdarstellung einer Aufzugsanlage mit einer Sicherheitsvorrichtung
mit einer Fangvorrichtung, gemäss Fig. 1, deren Auslösemechanik jedoch im unteren
Bereich der Aufzugskabine angeordnet ist;
Fig. 2 eine schematische Darstellung in Seitenansicht einer Fangvorrichtung in der
Betriebsstellung;
Fig. 3 die Fangvorrichtung aus Fig. 2 in der Wartungsstellung;
Fig. 4 die Fangvorrichtung aus Fig. 2 von der gegenüberliegenden Seite in der Betriebsstellung;
Fig. 5 die Fangvorrichtung gemäss Fig. 4 in der Wartungsstellung;
Fig. 6 eine Frontansicht auf eine Fangvorrichtung in der Betriebsstellung;
Fig. 7 die Fangvorrichtung gemäss Fig. 6 in der Wartungsstellung;
Fig. 8 eine perspektivische Ansicht von unten links einer Fangvorrichtung in der Betriebsstellung
und
Fig. 9 die Fangvorrichtung gemäss Fig. 8 in der Wartungsstellung.
[0027] Fig. 1 zeigt eine Aufzugsanlage 100 mit einer in einem Aufzugsschacht 1 verfahrbaren
Aufzugskabine 2, die über ein Tragmittel 3 mit einem Gegengewicht 4 verbunden ist.
Das Tragmittel 3 wird beim Betrieb mit einer Treibscheibe 5 einer Antriebseinheit
6 angetrieben. Die Aufzugskabine 2 weist ein oberes Joch 29a und ein unteres Joch
29b auf. Die Aufzugskabine 2 und das Gegengewicht 4 werden mittels sich über die Schachthöhe
erstreckender Führungsschienen 7a und 7b geführt. Die Aufzugsanlage 100 weist ein
oberstes Stockwerk mit einer obersten Stockwerktür 8, ein zweitoberstes Stockwerk
mit einer zweitobersten Stockwerktür 9, weitere Stockwerke mit weiteren Stockwerktüren
10 und ein unterstes Stockwerk mit einer untersten Stockwerktür 11 auf.
[0028] In einem Schachtkopf 12 ist die Antriebseinheit 6 und ein Geschwindigkeitsbegrenzer
13 angeordnet, der bei überhöhter Geschwindigkeit die Aufzugskabine 2 stillsetzt.
Hierfür ist an zwei gegenüberliegenden Seiten der Aufzugskabine 2 je ein Hebel 14a
und 14b angeordnet, die jeweils an einem Drehpunkt 15a und 15b an der Aufzugskabine
2 angelenkt sind. Des Weiteren ist der Hebel 14a mit einem Begrenzerseil 19 des Geschwindigkeitsbegrenzers
13 fix verbunden. Das Begrenzerseil 19 ist in dem Schachtkopf 12 über eine Seilscheibe
44 des Geschwindigkeitsbegrenzers 13 und in einer Schachtgrube 20 über eine Umlenkrolle
21 geführt. Während der Fahrt treibt die Aufzugskabine 2 das Begrenzerseil 19 an,
die Geschwindigkeit der Aufzugskabine 2 wird via Begrenzerseil 19 vom Geschwindigkeitsbegrenzer
13 überwacht. Bei Übergeschwindigkeit der Aufzugskabine 2 blockiert der Geschwindigkeitsbegrenzer
13 die Seilscheibe 44, wobei die Aufzugskabine 2 im dargestellten Ausführungsbeispiel
das Begrenzerseil 19 über die Seilscheibe 44 schleift.
[0029] Durch die Reibung an der Seilscheibe 44 übt das Begrenzerseil 19 auf den Hebel 14a
eine Zugkraft entsprechend der Pfeilrichtung 26 nach oben aus. So betätigt, dreht
sich der Hebel 14a um den Drehpunkt 15a. Dadurch wird einerseits ein Zug nach oben
über ein Gestänge 17a auf eine Fangvorrichtung 16a übertragen. Andererseits jedoch,
sofern die Aufzugseinrichtung 100 gemäss einer bevorzugten Ausgestaltung - wie dargestellt
- mit einer zweiten, an die erste Fangvorrichtung 16a gekoppelten Fangvorrichtung
16b ausgestattet ist, überträgt der Hebel 14a zusätzlich mittels eines festen, annähernd
90-grädigen Winkels, der in seinem Scheitelpunkt in dem Drehpunkt 15a an der Aufzugskabine
2 angelenkt ist, eine Druckbewegung auf eine Verbindungsstange 18. Diese Verbindungsstange
18 wiederum drückt auf den weiteren, zweiten Hebel 14b, der, ähnlich dem ersten Hebel
14a aus einem festen, annähernd 90-grädigen Winkel gebildet ist, der in seinem Scheitelpunkt
in dem Drehpunkt 15b an der Aufzugskabine 2 angelenkt ist. Der Druck der Verbindungsstange
18 erzeugt somit eine Drehung des Hebels 14b und diese wiederum wird mit einem Gestänge
17b als Zugbewegung auf die zweite Fangvorrichtung 16b übertragen.
[0030] Die dargestellte Sicherheitsvorrichtung 200 umfasst somit den Geschwindigkeitsbegrenzer
13 und mindestens einen Hebel 14, der mittels des Gestänges 17 durch eine Zugkraft
die Fangvorrichtung 16 auslöst. Grundsätzlich ist es jedoch auch möglich, die Zugbewegung
des Begrenzerseils 19 mit einer Hebelanordnung zu koppeln, die die Fangvorrichtung
16 nicht durch Ziehen, sondern durch Stossen auslöst oder es ist möglich, die Verbindungsstange
18 derart anzuordnen, dass sie im Betätigungsfall auf Zug belastet ist. Dieses hat
den Vorteil, dass einem Ausknicken der Verbindungsstange 18 vorgebeugt wird.
[0031] Das Gestänge 17a und 17b, die Hebel 14a und 14b, die Verbindungsstange 18 und eine
Seilkupplung 27 zum Begrenzerseil 19 bilden eine Auslösemechanik 30 für die Fangvorrichtungen
16a und 16b.
[0032] Das endlose Begrenzerseil 19 wird mittels der in der Schachtgrube 20 angeordneten
Umlenkrolle 21 gespannt, wobei eine Rollenachsen-Lagerung 22 an einem Ende an einem
Drehpunkt 23 angelenkt ist und am anderen Ende ein Spanngewicht 24 trägt. Das Tragmittel
3, wie auch das Begrenzerseil 19, kann ein Stahldraht- oder Aramid-Seil, ein Riemen
bzw. Band oder ein Keil- oder Keilrippenriemen sein.
[0033] Puffer 25 stehen auf einem Schachtboden 31 der Schachtgrube 20.
[0034] Fig. 1a zeigt die Aufzugsanlage 100 aus Fig. 1, jedoch in einer Ausführungsvariante,
bei der die Fangvorrichtungen 16a und 16b mittels einer verkürzten Auslösemechanik
30a ausgelöst werden. Die Seilkupplung 27, ein Hebel 14c, ein die Fangvorrichtung
16a betätigendes Gestänge 17c, eine Verbindungsstange 18a, sowie ein Hebel 14d und
ein die Fangvorrichtung 16b betätigendes Gestänge 17d bilden die Auslösemechanik 30a.
Die Auslösemechanik 30a und die Fangvorrichtungen 16a und 16b wiederum bilden eine
Fangvorrichtungs-Baugruppe 40, die - wie dargestellt - kürzer als in Fig. 1 ist und
im unteren Bereich der Aufzugskabine 2 angeordnet ist.
[0035] Des Weiteren ist dargestellt, dass die Hebel 14c und 14d so ausgestaltet und angeordnet
sind, dass die Verbindungsstange 18a nicht wie in Fig. 1 durch Druck die Fangvorrichtung
16b auslöst, sondern durch Zug. Die Hebel 14c und 14d sind hierfür als Doppelhebel
ausgestaltet, die zwar auch in den Drehpunkten 15a und 15b angelenkt sind, aber als
nach unten gerichtete spitze Winkel angeordnet sind.
[0036] Durch eine Funktionsweise der Verbindungsstange 18a mittels Zug kann im Belastungsfall
einem Ausknicken der Verbindungsstange 18a vorgebeugt werden. Die Verbindungsstange
18a kann bei dieser Ausgestaltungsvariante somit auch ein Seil sein, das statt an
dem Hebel 14d über eine Umlenkrolle an dem Gestänge 17d zieht und dadurch die Fangvorrichtung
16b auslöst.
[0037] Fig. 2 zeigt schematisch in einer Seitenansicht eine Fangvorrichtung 16 bzw. eine
Fangvorrichtungs-Baugruppe 40. Es ist ein unteres Eck der Aufzugskabine 2 dargestellt,
das aus dem unteren Joch 29b und einem Vertikalträger 32 gebildet ist. An diesem Eck
der Aufzugskabine 2 ist eine Tragrolle 33a angeordnet, aber auch die Fangvorrichtung
16. Die Fangvorrichtung 16 ist mittels einer Schublade 34 bzw. mittels eines Langloches
35a und einer Befestigung 36a so verschiebbar, dass ein Einstellweg bzw. Verschiebebereich
s beschrieben werden kann. In der dargestellten Stellung befindet sich die Schublade
34 und somit auch die Fangvorrichtung 16 in einer Betriebsstellung Bp, in der ein
- hier nicht sichtbarer - Begrenzerhebel (man sieht nur einen Teil einer Zugstange
45, die mit dem verdeckten Begrenzerhebel verbunden ist) und ein daran gekoppelter
Auslösehebel bzw. eine daran gekoppelte Auslösemechanik 30 (in dieser Ansicht und
in dieser Stellung verdeckt durch die Schublade 34) eingerastet sind. Man sieht einzig
als Bestandteil von der Auslösemechanik 30 die Spitze des Auslösehebels, nämlich eine
Auslösehebel-Zinke 46a. Die Fangvorrichtung 16 und die Auslösemechanik 30 bilden zusammen
die Fangvorrichtungs-Baugruppe 40.
[0038] Die Schublade 34 mit dem Langloch 35a und der Befestigung 36a bilden somit eine Verstelleinrichtung
47 für die Fangvorrichtungs-Baugruppe 40. Die Verstelleinrichtung 47 sorgt dafür,
dass in der dargestellten Betriebsstellung Bp
(Befestigung 36a in der untersten Stellung des Langlochs 35a) ein Abstand d1 von der
Unterkante des unteren Joches 29b bis zu der Unterkante der Schublade 34 bzw. der
Fangvorrichtung 16 besteht.
[0039] Des Weiteren ist eine Seilkupplung 27 dargestellt, die mit dem hier nicht gezeigten
Begrenzerseil verbunden wäre und den in dieser Ansicht verdeckten Begrenzerhebel auslöst.
[0040] Die Fangvorrichtung 16 besteht im Wesentlichen aus einem Kraftspeicherelement 38,
das mittels eines ersten Bremshebels 37a und eines in dieser Ansicht durch ihn verdeckten
zweiten Bremshebels 37b auf einen ersten Bremsklotz 28a und einen zweiten, nicht sichtbaren,
weil verdeckten, Bremsklotz 28b wirkt. Die beiden Bremsklötze 28a und 28b würden im
Betriebsfall der Fangvorrichtung 16 an eine hier nicht dargestellte Bremsschiene angedrückt
werden, die ansonsten im Nichtbetriebsfall der Fangvorrichtung 16 lediglich Führungsschiene
für einen Führungsschuh 43 ist.
[0041] In Fig. 3 ist die Fangvorrichtung 16 in ihrer Wartungsstellung (Serviceposition)
Sp dargestellt. Die Schublade 34 ist heruntergelassen, d.h. die Befestigung 36a ist
in oberster Stellung innerhalb des Langlochs 35a, sodass zwischen der Unterkante des
unteren Joches 29b und der Unterkante der Schublade 34 bzw. der Fangvorrichtung 16
ein Abstand d2 besteht, der grösser als der Abstand d1 aus Fig. 2 ist. Ein Teil der
Zugstange 45, der Auslösehebel-Zinke 46a und der Auslösemechanik 30 sind jetzt besser
ersichtlich. Des Weiteren ist in dieser offenen Wartungsstellung Sp auch eine Überwachungseinrichtung
48 ersichtlich.
[0042] Die Fig. 4 zeigt die bisher dargestellte Fangvorrichtung 16 in ihrer Betriebsstellung
Bp, wieder in einer Seitenansicht, aber von der gegenüberliegenden Seite. Man sieht
demzufolge eine der bisher gezeigten Tragerolle 33a gegenüberliegend angeordnete Tragerolle
33b. Das Gleiche gilt für ein Langloch 35b, eine Befestigung 36b und den Bremshebel
37b. Weiters ist die Zugstange 45 jetzt sichtbar, die zu einer symmetrisch angeordneten
Fangvorrichtung an der gegenüberliegenden Kabinenseite führen würde. Man sieht in
dieser Stellung, zwar immer noch grösstenteils verdeckt durch die Rolle 33b, den Begrenzerhebel
41.
[0043] Betriebsstellung Bp bedeutet, analog zu Fig. 3, dass die Verstelleinrichtung 47 bzw.
die Befestigung 36b in der untersten Stellung des Langlochs 35b sind und somit der
Abstand d1 zwischen der Unterkante des unteren Joches 29b und der Unterkante der Schublade
34 bzw. der Fangvorrichtung 16 besteht.
[0044] In der Fig. 5 ist die Fangvorrichtung 16 gemäss Fig. 4 in der Wartungsstellung Sp
gezeigt. Dieses wiederum bedeutet, dass die Verstelleinrichtung 47 bzw. die Befestigung
36b in der obersten Stellung des Langlochs 35b sind und somit der Abstand d2 zwischen
der Unterkante des unteren Joches 29b und der Unterkante der Schublade 34 bzw. der
Fangvorrichtung 16 besteht.
[0045] Von der hier dargestellten Seite und in dieser Wartungsstellung Sp ist der Begrenzerhebel
41 und ein darüber angeordneter Auslösehebel 39 ersichtlich. Der Auslösehebel 39 bildet
an seiner Spitze eine Auslösehebel-Zinke 46b aus, die zu der in Fig. 3 gezeigten Auslösehebel-Zinke
46a parallel angeordnet ist.
[0046] Die Fig. 6 zeigt die Fangvorrichtung 16 bzw. die Fangvorrichtungs-Baugruppe 40 mit
ihrer Verstelleinrichtung 47 in einer Frontansicht und in Betriebsstellung. Man kann
erkennen, dass der Auslösehebel 39 eine Gabel mit den zwei Auslösehebel-Zinken 46a
und 46b ausformt, die simultan die Bremsklötze 28a und 28b hochziehen können.
[0047] Die Fig. 7 zeigt die Fangvorrichtungs-Baugruppe 40 gemäss Fig. 6, dieses Mal jedoch
in Wartungsstellung. Es ist jetzt ersichtlich, dass der Auslösehebel 39 durch eine
Auslösewelle 42 betätigt wird, die wiederum von dem hier nicht sichtbaren Begrenzerhebel
41 betätigt wird.
[0048] In der Fig. 8 ist die bisher gezeigte Fangvorrichtungs-Baugruppe 40 perspektivisch
und in ihrer Betriebsstellung dargestellt. In dieser Ansicht kann man erkennen, dass
die Fangvorrichtung 16 zangenartig als Hebel angeordnete Bremshebel 37a und 37b aufweist,
die von dem Kraftspeicherelement 38 in Form eines Tellerfeder-Pakets auseinandergedrückt
werden, wenn die Bremsklötze 28a und 28b - von den Auslösehebel-Zinken 46a und 46b
initiiert - in ihre Bremsstellung an die hier nicht dargestellte Bremsschiene hochgezogen
wurden.
[0049] Die Fig. 9 zeigt die Fangvorrichtungs-Baugruppe 40 gemäss Fig. 8, aber dieses Mal
in der heruntergelassenen Wartungsstellung. Dieses ist einerseits daran erkennbar,
dass die Fangvorrichtungs-Baugruppe 40 tiefer steht und somit freier zugänglich ist
und andererseits einfach daran, dass die Schublade 34 von der Befestigung 36b dieses
Mal am oberen Ende des Langloches 35b gehalten ist.
1. Aufzugskabine (2) mit einer Fangvorrichtung (16) und mit einer Verstelleinrichtung
(47),
- wobei die Fangvorrichtung (16) mittels der Verstelleinrichtung (47) an der Aufzugskabine
(2) angeordnet ist,
- wobei die Verstelleinrichtung (47) eine Betriebsstellung (Bp) und eine Wartungsstellung
(Sp) aufweist und
- wobei die Fangvorrichtung (16) in der Betriebsstellung (Bp) in einem ersten Abstand
(s1), nahe der Aufzugskabine (2) und in der Wartungsstellung (Sp) in einem zweiten
Abstand (s2), distanziert zur Aufzugskabine (2) angeordnet ist.
2. Aufzugskabine (2) nach Anspruch 1, wobei die Fangvorrichtung (16) zusammen mit einer
Auslösemechanik (30) eine Fangvorrichtungs-Baugruppe (40) bildet, die als Ganzes mittels
der Verstelleinrichtung (47) an der Aufzugskabine (2) angeordnet ist.
3. Aufzugskabine (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Verstelleinrichtung
(47) eine Skala oder ein Display aufweist oder zu einer Skala oder einem Display verbunden
ist und die Skala oder das Display eine Einstellung der Verstelleinrichtung (47) oder
eine Distanz der Fangvorrichtung (16) zur Aufzugskabine (2) anzeigt.
4. Aufzugskabine (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Verstelleinrichtung
(47) eine Gewindespindel aufweist und die Betriebsstellung (Bp) und die Wartungsstellung
(Sp) durch Drehungen der Gewindespindel einstellbar sind.
5. Aufzugskabine (2) nach einem der Ansprüche 2 bis 4, wobei die Verstelleinrichtung
(47) eine mechanische oder elektrische Sicherung aufweist und die Fangvorrichtungs-Baugruppe
(40) in der Betriebsstellung (Bp) und/oder der Wartungsstellung (Sp) mittels der Sicherung
gegen ein unbeabsichtigtes Verstellen gesichert ist.
6. Aufzugskabine (2) nach Anspruch 5, wobei die Sicherung mittels einer Überwachungseinrichtung
(48) überwacht ist und die Überwachungseinrichtung (48) mit einem Sicherheits-Schaltkreis
einer Aufzugsanlage (100) verbunden ist.
7. Aufzugskabine (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Verstelleinrichtung
(47) mindestens eine Schraubverbindung mit mindestens einem Langloch (35) aufweist
und dieses Langloch (35) einen Verschiebebereich (s) bestimmt und der erste Abstand
(s1) durch ein erstes Ende des Verschiebebereichs (s) und der zweite Abstand (s2)
durch ein anderes Ende des Verschiebebereichs (s) bestimmt ist.
8. Aufzugskabine (2) nach einem der Ansprüche 2-7, wobei die Verstelleinrichtung (47)
mit der Fangvorrichtungs-Baugruppe (40) an einem unteren Joch (29b) der Aufzugskabine
(2) befestigt ist und die Fangvorrichtungs-Baugruppe (40) auf einen Schachtboden (31)
oder eine Service-Plattform aufsetzbar ist, wobei die Fangvorrichtung (16) oder die
Fangvorrichtungs-Baugruppe (40) in der Wartungsstellung (Sp) auf dem Schachtboden
(31) oder der Service-Plattform aufgesetzt ist.
9. Aufzugskabine (2) nach einem der Ansprüche 2 bis 8, wobei die Verstelleinrichtung
(47) einen Antrieb beinhaltet und die Fangvorrichtungs-Baugruppe (40) mit dem Antrieb
einstellbar ist.
10. Aufzugsanlage (100) mit mindestens einer Aufzugskabine (2) nach einem der Ansprüche
1 bis 9.
11. Verfahren zum Einstellen und Warten einer Fangvorrichtung (16) in einer Aufzugsanlage
(100) mit mindestens einer Aufzugskabine (2), an der die Fangvorrichtung (16) oder
eine Fangvorrichtungs-Baugruppe (40) in einer Betriebsstellung (Bp) angeordnet ist,
beinhaltend die folgenden Schritte:
- Entsperren einer Sicherung zum Halten der Fangvorrichtung (16) oder der Fangvorrichtungs-Baugruppe
(40) in der Betriebsstellung (Bp);
- Verstellen der Fangvorrichtung (16) oder der Fangvorrichtungs-Baugruppe (40) von
der Betriebsstellung (Bp) in eine Wartungsstellung (Sp);
- Einstellen und/oder Warten der Fangvorrichtung (16) oder der Fangvorrichtungs-Baugruppe
(40);
- Verstellen der Fangvorrichtung (16) oder der Fangvorrichtungs-Baugruppe (40) von
der Wartungsstellung (Sp) in die Betriebsstellung (Bp) und
- Sperren der Sicherung zum Halten der Fangvorrichtung (16) oder der Fangvorrichtungs-Baugruppe
(40) in der Betriebsstellung (Bp).
12. Verfahren nach Anspruch 11 beinhaltend den folgenden weiteren Schritt:
- Aufsetzen der Fangvorrichtung (16) oder der Fangvorrichtungs-Baugruppe (40) auf
einem Schachtboden (31) oder einer Service-Plattform.