[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beeinflussung des Greiferfüllvolumens bei
Hebezeugen mit Zweimotorengreiferhubwerken (Schließwerk und Haltewerk), eine entsprechende
Anlage zur Datenverarbeitung zur Durchführung des Verfahrens sowie ein entsprechendes
Computerprogramm oder ein Speichermedium, auf dem ein solches Programm gespeichert
ist.
[0002] Bei Hebezeugen für Schüttgut kommt es für einen wirtschaftlich optimalen Betrieb
darauf an, dass die Füllmenge des Greifers möglichst immer dem maximalen Füllgewicht
entspricht, also sowohl Unterbelastung als auch Überbelastung vermieden werden. Den
Füllungsgrad beeinflussende Größen sind zum Beispiel die Dichte des Schüttgutes sowie
reibungsabhängige Faktoren (Adhäsion, Kohäsion, Rauhigkeit des Schüttgutes). Die Dichte
des Schüttgutes, auch bei Schüttgut gleicher Art, wird beispielsweise wesentlich durch
die Körnigkeit oder den Wassergehalt beeinflusst. Toleranzen der Schüttgutdichte,
die zu einer Fehlanpassung des Greifers führen, lassen die Umschlagsleistung durch
Überschreitungen des zulässigen Lastmomentes und damit verbundener Unterbrechung des
Umschlagprozesses sinken. Die Reduzierung bzw. gänzliche Vermeidung dieser Unterbrechungen
hat nicht nur Einfluss auf die Umschlagsleistung, sondern auch auf die Lebensdauer
der Krananlage. Zur Anpassung des Greifers an das jeweilige Schüttgut sind in der
Vergangenheit deshalb verschiedene Maßnahmen ergriffen worden.
[0003] Die einfachste Maßnahme ist das Anpassen des Greifers an das jeweilige Schüttgut
durch Wechseln der Greiferschalen, wozu beispielsweise in
DE 79 10 944 U1 ein spezieller Greifer vorgeschlagen wurde. Das Wechseln erfordert jedoch einen hohen
Aufwand durch zusätzliche Arbeitszeit, gegebenenfalls eine zusätzliche Arbeitskraft
sowie die Bevorratung mehrerer Greifer. Ist nur eine kurzzeitige Änderung der Schüttgutdichte
absehbar, wird man auf einen Wechsel ganz verzichten und dafür die sich ergebende
Minderauslastung des Greiferbetriebes in Kauf nehmen. Wirtschaftliche Zwänge begrenzen
wegen des hohen Investitionsaufwandes die Variantenvielfalt der Greifer, so dass der
Schüttgutdichte angepasste Greifer nur bis zu einem gewissen Grad den in der Praxis
auftretenden Toleranzen der Schüttgüter genügen. Ein Kompromiss zwischen dem Volumen
des Greifers und der Dichte des Schüttgutes ist daher in der Praxis bisher immer nötig.
[0004] Um dem abzuhelfen sind auch Maßnahmen bekannt geworden, mit einem einzigen Greifer
auszukommen, dessen Aufnahmevolumen variabel ist. So sind verstellbare Randbleche
am Greifer vorgeschlagen worden, die das Volumen gegebenenfalls vergrößern sollen.
[0005] Umgekehrt ist auch eine verringerte Aufnahme von Schüttgut durch die Begrenzung des
Öffnungswinkels des Greifers möglich. Die Öffnungsweite wird durch verstellbare mechanische
Anschläge (spread limiters) begrenzt, was unter anderem den Nachteil hat, dass auch
beim Entleeren die Öffnung des Greifers begrenzt wird. Alle mechanischen Lösungen
sind außerdem, abgesehen von dem Arbeitsaufwand bei einer Verstellung, ohnehin nachteilig
durch den auftretenden schnellen Verschleiß der notwendigen Begrenzungsmittel.
[0006] Erstrebenswert ist eine Lösung, die eine Begrenzung der Füllmenge eines für Volllast
ausgelegten Greifers allein durch steuerungstechnische Maßnahmen vorsieht.
[0007] Nach
DE 20 41 393 A1 ist auch eine Lösung bekannt geworden, bei der die Öffnungsweite des Greifers durch
die Greiferöffnungszeit beeinflusst werden soll. Bei Zweimotorenhubwerken moderner
Bauart wird die Öffnungsgeschwindigkeit vom Kranführer stufenlos geregelt. Wegen der
Variabilität der Geschwindigkeitsvorgaben käme es dann zu unterschiedlichen Öffnungswinkeln.
[0008] Nach
DD 288 138 A5 ist bereits ein Verfahren zur Vermeidung einer Greiferüberlastung bekannt, bei dem
jeweils die auf die Schließseile und die Halteseile wirkende Kraft gemessen und ihre
Differenz bestimmt wird. Übersteigt die Differenz eine vorgegebene Grenze, wird der
Schließvorgang des Greifers unterbrochen und der Hubvorgang eingeleitet. Nach Einleitung
des Hubvorganges wird der Schließvorgang dann fortgesetzt bis der Greifer geschlossen
ist. damit soll die weitere Schüttgutaufnahme verhindert werden, wenn die Differenzkraft,
die ein Maß für die Greiferbelastung ist, einen Maximalwert erreicht hat. Es hat sich
jedoch in der Praxis gezeigt, dass die Seilkräfte während eines Schließvorganges nicht
zuverlässig bestimmt werden können, da sich das Schüttgut im Greifer bewegt und bei
der Aufwärtsbewegung des Greifers Rüttelkräfte auf diesen einwirken. Die Lösung hat
sich deshalb als praktisch nicht durchführbar erwiesen.
[0009] Zur Erhöhung der Umschlagleistung bzw. zur Erfüllung projektierter Umschlagsmengen
ist zunehmend auch die Ausnutzung der zulässigen Traglast von Kranen unter Berücksichtigung
von Traglastkurven von Bedeutung.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, mit dem einen Umschlagprozess
mindernde Einflüsse bei Verwendung eines für Volllast ausgelegten Greifers allein
durch steuerungstechnische Maßnahmen verringert werden, um projektierte Umschlagsmengen,
gegebenenfalls auch bei Hebezeugen mit ausladungsabhängigen Traglastkurven, zu gewährleisten.
[0011] Erfindungsgemäß wird bei einem Schließvorgang des Greifers für einen Kranbetrieb
mit vermindertem Füllvolumen des Greifers eine einstellbare Grenze des für das Halten
des Greifers benötigten Momentes (Haltewerk) gesetzt, die höher ist als das Moment,
das allein für das Straffhalten der Halteseile nötig wäre.
[0012] Bisher wird während eines Schließvorganges des Greifers für das Haltewerk ein Moment
vorgegeben, das ein Schlaffwerden der Halteseile verhindert. Für einen Kranbetrieb,
bei dem eine solche Dichte des Schüttgutes vorliegt, dass mit 100%igem Füllvolumen
gearbeitet werden kann, also die Füllmenge nicht verringert werden muss, ist dieses
Haltemoment weiterhin ausreichend. Liegt dagegen eine höhere Dichte des Schüttgutes
vor, soll die aufgenommene Schüttgutmenge also verringert werden, wird ein höheres
Haltewerksmoment vorgegeben. Damit kommt es bereits während des Schließvorganges des
Greifers zur Anhebung der Greifkurve im Schüttgut, was wiederum zu einer verringerten
Schüttgutaufnahme führt.
[0013] Der Kranführer gibt für das jeweilige Schüttgut einen gespeicherten Wert für das
Haltemoment vor und adaptiert den Wert gegebenenfalls mit ein oder zwei Greiferhüben.
Die durch das Eigengewicht des Greifers auf das Schüttgut ausgeübte Kraft und zusätzlich
die Kraft, die durch die Grabkurve des Greifers ein Einsinken des Greifers ermöglichen,
führen für ein definiertes Schüttgut zu berechenbaren Füllvolumina des Greifers.
[0014] In vorteilhafter Weise kann der Wert für das Haltemoment beim Schließvorgang des
Greifers durch die übergeordnete Steuerung verändert werden. Auf diese Weise wird
er einmal bedienerunabhängig an die Hubhöhe adaptiert, zum anderen kann er in Abhängigkeit
vom aktuellen Lastmoment automatisch nachgeregelt werden.
[0015] Da bei veränderter Hubhöhe durch die verkürzte oder verlängerte Seillänge eine veränderliche
Seilkraft des Haltewerkes entgegenwirkt, kann die entsprechende Füllmenge im Greifer
ungewollt erhöht oder abgesenkt werden. Um das zu verhindern, wird durch ein vorhandenes
Wegmesssystem die aktuelle Hubhöhe erfasst und durch Adaption der damit verbundene
Seillängeneinfluss kompensiert.
[0016] Ähnliches gilt für die Berücksichtigung von Traglastkurven. Die übergeordnete Steuerung
adaptiert den Wert für das Haltemoment entsprechend dem aktuellen Traglastmoment,
so dass bei einer höheren Kranausladung und damit verringerter Tragfähigkeit des Kranes
ein entsprechend geringerer Wert für das Greiferfüllvolumen vorgegeben wird.
[0017] Die Aktivierung der adaptierten Grenze erfolgt bei jedem Greiferhub automatisch nach
Unterschreitung einer einstellbaren Last-Komparatorschwelle der Gewichtskraft des
Greifers in Verbindung mit der Einleitung des Schließvorganges.
[0018] Mit dem Ende des Schließvorganges oder dem Einleiten einer Hubbewegung wird die Vorgabe
des Haltemomentes zurückgenommen und die übliche Funktion wieder aufgenommen.
[0019] Eine Datenverarbeitungsanlage, ein Computerprogramm oder ein computerlesbares Speichermedium,
das ein Programm zur Durchführung des Verfahrens enthält, sind jeweils so eingerichtet,
dass sie folgende Maßnahme durchführen:
[0020] Bei einem Schließvorgang des Greifers für einen Kranbetrieb mit vermindertem Füllvolumen
des Greifers wird für das Haltewerk eine obere Grenze des Momentes vorgegeben, die
höher ist als ein zuvor ermitteltes Moment, das allein für das Straffhalten der Halteseile
nötig wäre.
[0021] Während der Hub- oder Senkbewegung beim Umschlag mit Zweimotorengreiferhubwerken
sollten die Momentengrenzen in geregelten Drehzahlstellern wegen der annähernd gleichen
Lastaufteilung nicht unterschiedlich gewählt werden.
[0022] Das Verfahren hat den Vorteil, dass am Greifer keinerlei mechanische Maßnahmen zur
Begrenzung oder Erweiterung der Füllmenge vorgenommen werden müssen. Die Füllmenge
wird allein durch einen steuerungstechnischen Eingriff in der optimalen Höhe eingestellt.
Bedienerunabhängig wird die Füllmenge hubhöhenabhängig und lastmomentabhängig automatisch
nachgeregelt. Außerdem hat die Lösung den Vorteil, dass empfindliche Schiffsböden
oder Waggonböden geschont werden, da die Greifkurve bereits während des Schließens
angehoben wird und der Greifer somit nur mit erwünschter Restgewichtskraft auf dem
Boden schabt.
[0023] Die Erfindung soll nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels noch näher erläutert
werden. Die zugehörige Zeichnung zeigt ein Blockschaltbild der Steuerungsbeeinflussung
des Haltewerkes eines Zweimotorengreiferhubwerkes.
[0024] Die Kraft eines Haltewerkes FH eines Zweimotorengreiferhubwerkes wird durch eine
Kraftmessdose 1 und die eines Schließwerkes FS durch eine Kraftmessdose 2 in einer
Lasterfassung 3 erfasst und ausgewertet.
[0025] Die Aktivierung der Momentenbeeinflussung erfolgt in einer Datenverarbeitungsanlage
5 durch einen Lastkomparator 5a bei Unterschreitung einer einstellbaren Lastschwelle
in Abhängigkeit vom Greifereigengewicht, während der Greifer auf dem Schüttgut abgesetzt
wird.
[0026] Durch die in einer Einheit zur Momentenvorwahl 4 vom Bediener vorgewählte Greiferfüllmenge,
durch die Adaption des Seilgewichtseinflusses und des Greiferschließwinkels in einer
Einheit zur Hubhöhenerfassung 5c und durch die Überwachung des zulässigen Lastmomentes
des Hubwerkes wird in einem Multiplexer 5b der erforderliche Momentengrenzwert für
das Haltewerk bestimmt.
[0027] Das drehmomentbildende Moment wird in einem entsprechenden Drehzahlsteller 6 für
einen Haltewerkmotor 8 (Drehstrommotor oder Gleichstrommotor) während des Schließvorganges
in einem Momentenbegrenzer 6a des Drehzahlstellers 6 erfindungsgemäß verringert bis
der Greifer durch einen Schließwerkmotor 10, der von einem Drehzahlsteller 7 gesteuert
wird, geschlossen ist oder der Hubvorgang eingeleitet wird. Während des Entladeprozesses
wird die tatsächliche Greiferauslastung mit der maximal möglichen Greiferauslastung
im Lastkomparator 5a verglichen und gegebenenfalls im Multiplexer 5b die Momentengrenze
der maximalen Umschlagsleistung des Hubwerks angepasst.
[0028] Die Wegerfassung zur Hubhöhenadaption und Differenzbildung (Greiferschließwinkel)
in der Einheit zur Hubhöhenerfassung 5c wird durch Wegsensoren 9 und 11 und die zugehörige
Auswertesoftware realisiert.
Liste der verwendeten Bezugszeichen
[0029]
- 1
- Kraftmessdose
- 2
- Kraftmessdose
- 3
- Lasterfassung
- 4
- Einheit zur Momentenvorwahl
- 5
- Datenverarbeitungsanlage
- 5a
- Lastkomparator
- 5b
- Multiplexer
- 5c
- Einheit zur Hubhöhenerfassung
- 6
- Drehzahlsteller
- 6a
- Momentenbegrenzer
- 7
- Drehzahlsteller
- 8
- Motor
- 9
- Wegsensor
- 10
- Motor
- 11
- Wegsensor
- FH
- Kraft des Haltewerkes
- FS
- Kraft des Schließwerkes
1. Verfahren zur Beeinflussung des Greiferfüllvolumens bei Hebezeugen mit Zweimotorengreiferhubwerken,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei einem Schließvorgang des Greifers für einen Kranbetrieb mit vermindertem Füllvolumen
des Greifers eine einstellbare Grenze des für das Halten des Greifers benötigten Momentes
gesetzt wird, die höher ist als das Moment, das allein für das Straffhalten der Halteseile
nötig wäre.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Wert für das Haltemoment durch die übergeordnete Steuerung an die aktuelle Hubhöhe
adaptiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Wert für das Haltemoment durch die übergeordnete Steuerung an das aktuelle Lastmoment
adaptiert wird.
4. Anordnung zur Beeinflussung des Greiferfüllvolumens bei Hebezeugen mit Zweimotorengreiferhubwerken,
eine Datenverarbeitungsanlage umfassend, die derart eingerichtet ist, dass die folgende
Maßnahme durchführbar ist:
Bei einem Schließvorgang des Greifers für einen Kranbetrieb mit vermindertem Füllvolumen
des Greifers wird für das Haltewerk eine obere Grenze des Momentes vorgegeben, die
höher ist als ein zuvor ermitteltes Moment, das allein für das Straffhalten der Halteseile
nötig wäre.
5. Computerprogramm zur Beeinflussung des Greiferfüllvolumens bei Hebezeugen mit Zweimotorengreiferhubwerken,
das es einem Computer erlaubt, nachdem es in den Speicher des Computers geladen wurde,
die folgende Maßnahme durchzuführen:
Bei einem Schließvorgang des Greifers für einen Kranbetrieb mit vermindertem Füllvolumen
des Greifers wird für das Haltewerk eine obere Grenze des Momentes vorgegeben, die
höher ist als ein zuvor ermitteltes Moment, das allein für das Straffhalten der Halteseile
nötig wäre.
6. Computerlesbares Speichermedium, auf dem ein Programm gespeichert ist, das es einem
Computer ermöglicht, nachdem es in den Speicher des Computers geladen wurde, zur Beeinflussung
des Greiferfüllvolumens bei Hebezeugen mit Zweimotorengreiferhubwerken die folgende
Maßnahme durchzuführen:
Bei einem Schließvorgang des Greifers für einen Kranbetrieb mit vermindertem Füllvolumen
des Greifers wird für das Haltewerk eine obere Grenze des Momentes vorgegeben, die
höher ist als ein zuvor ermitteltes Moment, das allein für das Straffhalten der Halteseile
nötig wäre.