[0001] Die Erfindung betrifft einen Klebebinder gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1 und
ein Verfahren zum Betreiben eines Klebebinders gemäß Anspruch 2.
Stand der Technik
[0002] Klebebinder, dienen der Herstellung von klebegebundenen Broschuren oder Buchblocks
für Festeinbände, wobei die zu einem Buchblock zusammengetragenen Falzbogen und /
oder Einzelblätter durch Auftragen eines Klebstoffs bzw. Leims auf den zuvor bearbeiteten
Blockrücken verbunden werden. Die Begriffe Leim und Klebstoff werden nachfolgend synonym
verwendet. Die möglichen Bindeverfahren und die Produktvarianten sind von der Maschinenausrüstung
abhängig. Diese besteht im Wesentlichen aus den Funktionseinheiten Buchblocktransportsystem,
Buchblockeinführstation, Rückenbearbeitung, Rückenbeleimen, Zwischentrocknung, Seitenbeleimen,
Rückenverstärkung, Umschlag anlegen und andrücken und trocknen.
[0003] Die
DE 20 2005 007 012 U1 zeigt einen derartigen Klebebinder, auch als Buchbindemaschine bezeichnet. Diese
weist ein Buchblocktransportsystem auf bestehend aus einem um Umlenkräder laufenden
Fördermittel und einer Vielzahl von in einem gleichen gegenseitigen Abstand zueinander
daran befestigten Klammern zum Einspannen von Blattstapeln. Die Klammern transportieren
die Blattstapel und verleimten Buchblocks durch die verschiedenen Bearbeitungsstationen.
[0004] Nachteilig bei bekannten Klebebindern ist, dass es im Fall eines fehlenden oder falsch
anliegenden Umschlages in der Umschlaganlege- und -andrückstation zu einem Maschinenstopp
des gesamten Klebebinders kommt. Der Maschinenstopp des Klebebinders ist notwendig,
da es anderenfalls zu einer Verunreinigung der Umschlaganlege- und -andrückstation
durch den sich auf einem Buchblock befindlichen Klebstoff kommen würde. Durch den
Maschinenstopp des Klebebinders bekommt der Maschinenbediener die Möglichkeit, entweder,
den bereits mit Klebstoff versehenen Buchblock aus dem Klebebinder zu entfernen, oder
dem Zuführsystem der Umschlaganlege- und -andrückstation manuell einen Umschlag zuzuführen
und auf dessen richtige Ausrichtung zu achten. Beide Möglichkeiten erfordern ein zeitaufwendiges
Eingreifen des Maschinenbedieners. Weiter nachteilig ist, dass durch den Maschinenstopp
nicht nur die Bearbeitung des kritischen Buchblocks unterbrochen wird, sondern dass
die Bearbeitung aller sich im Klebebinder befindlichen Buchblocks unterbrochen wird.
Dies kann dazu führen, dass der Klebstoff auf bereits beleimten Buchblocks, die jedoch
noch nicht mit einem Umschlag oder einem Fälzelstreifen versehen wurden, ganz oder
teilweise abbindet. Dies kann dazu führen, dass, wenn der Klebebinder wieder in Gang
gesetzt wird, ein Umschlag bzw. ein Fälzelstreifen nicht mehr korrekt mit dem geleimten
Buchblock verbunden werden kann. Solche Buchblocks müssen als Ausschuss aussortiert
werden. Unter dem Fälzelstreifen wird allgemein ein Streifen aus Papier, Gewebe oder
textilem Verbundmaterial verstanden.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, einen Klebebinder zu schaffen,
der bei einem fehlenden oder falsch anliegenden Umschlag nicht angehalten werden muss.
Eine weitere Aufgabe ist es, ein Verfahren zum Betreiben eines solchen Klebebinders
zu beschreiben.
[0006] Gelöst wird die erste Aufgabe durch einen Klebebinder mit einem Buchblocktransportsystem
und mit einer Mehrzahl von Buchblockbearbeitungsstationen, darunter zumindest eine
Beleimstation, eine Fälzelstation und eine Umschlaganlege- und - andrückstation. Die
Buchblockbearbeitungsstationen sind mit einer gemeinsamen Steuereinrichtung verbunden
und die Fälzelstation verfügt über einen unabhängigen Antrieb. Die Umschlaganlege-
und -andrückstation besitzt mindestens eine Kontrolleinrichtung zur Überprüfung der
Funktionsfähigkeit der Umschlaganlege- und - andrückstation: Die Kontrolleinrichtung
kann dabei mindestens einen optischen Sensor oder Ultraschallsensor oder eine Kamera
aufweisen. Durch den mindestens einen Sensor kann geprüft werden, ob ein Umschlag
bereitgestellt wird, also anwesend ist, und/oder es kann geprüft werden, ob ein bereitgestellter
Umschlag richtig ausgerichtet bzw. positioniert ist und/oder es kann überprüft werden,
ob ein korrekter Umschlag, insbesondere ein Umschlag in richtiger Größe, bereitgestellt
wird. Die Kontrolleinrichtung steht in Signalverbindung mit der gemeinsamen Steuereinrichtung.
Erfindungsgemäß wird die Fälzelstation durch die Steuereinrichtung in Abhängigkeit
des Prüfergebnisses der Kontrolleinrichtung angesteuert. Ist kein oder ein falscher
Umschlag vorhanden oder ist der bereitgestellte Umschlag falsch ausgerichtet bzw.
positioniert, so wird durch die Fälzelstation ein Fälzelstreifen auf den Buchblock
aufgebracht, für den durch die Umschlaganlege- und -andrückstation kein Umschlag bereitgestellt
werden kann. Dies hat den Vorteil, dass der Klebebinder nicht angehalten werde muss,
um ein Verkleben nachfolgender Stationen zu verhindern, sondern der Klebebinder vielmehr
weiterbetrieben werden kann und es zu keiner Unterbrechung der Bearbeitung der jeweiligen
Buchblocks kommt. Damit kann sowohl die Produktivität des Klebebinders als auch die
Qualität der erzeugten Bücher wesentlich gesteigert werden.
[0007] Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Betreiben eines Klebebinders mit einer
Maschinensteuerung, mit einem Buchblocktransportsystem und mit einer Mehrzahl von
Buchblockbearbeitungsstationen, darunter zumindest eine Beleimstation, eine Fälzelstation
und eine Umschlaganlege- und -andrückstation. Entsprechend diesem erfindungsgemäßem
Verfahren erfolgt in einem ersten Schritt eine Überprüfung der Funktionsfähigkeit
der Umschlaganlege- und -andrückstation. Die Überprüfung der Funktionsfähigkeit kann
dabei die Überprüfung umfassen, ob für einen bestimmten Buchblock ein zugehöriger
Umschlag durch die Umschlaganlege- und -andrückstation bereitgestellt wird, sprich
ob ein zugehöriger Umschlag vorhanden ist. Es kann aber auch überprüft werden, ob
ein bereitgestellter Umschlag richtig ausgerichtet bzw. richtig positioniert ist.
Bei einem negativen Prüfergebnis, also dann, wenn kein Umschlag bereitgestellt wird
bzw. der vorhandene Umschlag falsch positioniert bzw. ausgerichtet ist, wird durch
die Fälzelstation auf den Buchblockrücken ein Fälzelstreifen aufgebracht. Alternativ
zu einem Fälzelstreifen kann natürlich auch ein Gazestreifen oder ein Hinterklebeband
aufgebracht werden.
[0008] In einer vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der mit
einem Fälzelstreifen versehene Buchblock ausgeschleust und damit von den korrekt hergestellten
Buchblocks getrennt.
[0009] Die Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Umschlaganlege- und -andrückstation erfolgt
für jeden anzulegenden Umschlag. Dabei kann es gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung
des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgesehen sein, dass im Falle von zwei direkt aufeinanderfolgenden
negativen Prüfergebnissen der Klebebinder leer gefahren wird, indem die Zufuhr neuer
Buchblocks beendet wird und sich jeweils noch im Klebebinder befindliche Buchblocks
mit einem Fälzelstreifen versehen und ausgeschleust werden. Die Zahl aufeinanderfolgender
negativer Prüfergebnisse, welche ein Leerfahren auslösen kann, kann alternativ auch
mit n = 3,4,5... gewählt werden. Damit wird die Voraussetzung geschaffen, dass ein
Fehler im Bereich der Umschlaganlege- und -andrückstation durch den Maschinenbediener
behoben werden kann.
[0010] Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Betreiben des bereits obenstehend beschriebenen,
erfindungsgemäßen Klebebinders.
[0011] Hinsichtlich weiterer Vorteile und vorteilhafter Ausgestaltungen der Erfindung wird
auf die Unteransprüche sowie die Beschreibung eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die beiliegende Zeichnung verwiesen.
Ausführungsbeispiel
[0012] Die Erfindung soll anhand eines Ausführungsbeispiels noch näher erläutert werden.
Es zeigt in schematischer Darstellung:
- Fig. 1
- einen Klebebinder in einer Übersichtsdarstellung
[0013] Fig. 1 zeigt einen Ausschnitt aus einem Klebebinder 1000. Buchblöcke 100 werden von
der Zusammentragmaschine 1010 kommend in Transportrichtung T dem Klebebinder 1000
zugeführt.
In der Zusammentragmaschine 1010 werden einzelne Signaturen von Anlegern in Transportsegmente
abgelegt und so zusammengetragen. In Fig. 1 sind beispielhaft nur zwei Anleger dargestellt,
eine Zusammentragmaschine weist in der Regel deutlich mehr Anleger auf.
Die Buchblöcke 100 werden im Klebebinder 1000 von Klammern 1002 ergriffen und zu einer
ersten Bearbeitungsstation, einer Rückenbearbeitungsstation 1020, transportiert. (Das
Buchblocktransportsystems 1001, wird durch angetriebene Klammern 1002 gebildet, welche
auf einer nicht dargestellten Führungsbahn umlaufen.)
Die Rückenbearbeitungsstation 1020 kann mehrere nicht dargestellte Bearbeitungswerkzeuge
besitzen. Der an seinem Rücken bearbeitete Buchblock 100 wird weiter zu einer Leimauftragsstation
1030 transportiert und dort von einem Rückenleimwerk im Bereich seines Rückens und
von einem Seitenleimwerk im rückennahen Bereich an seinen Seitenflächen mit Klebstoff
versehen. In einer nachfolgenden Fälzelstation 1040 kann auf den Rücken ein Fälzel
aufgebracht werden. In einer Umschlaganlege- und -anpressstation 1050 werden Umschläge
101 an die Buchblöcke 100 angelegt, angedrückt und so beide miteinander verbunden.
Anschließend werden die Buchblöcke mit angeklebtem Umschlag 102 durch ein separates
Transportsystem weiter durch eine Kühlstrecke und zum Dreiseitenbeschnitt 1080 transportiert.
Dort erfolgt der Dreiseitenbeschnitt des Buchblocks 102, wobei das fertige Buch entsteht.
Beim dargestellten erfindungsgemäßen Klebebinder 1000 besitzt die Umschlaganlege-
und -andrückstation eine Kontrolleinrichtung, ausgeführt als Sensor 1051. Dieser ermöglicht
es, die Anwesenheit und/oder die Ausrichtung und/oder die Position und/oder das Format
eines Umschlags 101' zu überprüfen, der einem Buchblock 100' zugeordnet ist und mit
diesem verbunden werden soll. Der Sensor 1051 steht mit einer Maschinensteuerung 1070
in Signalverbindung sodass dass Ergebnis der Prüfung übermittelt werden kann.
Auch die Fälzelstation 1040 steht mit dieser Steuereinrichtung 1070 in Signalverbindung
und kann durch diese angesteuert werden.
Wird durch den Sensor 1051 erfasst, dass für einen bestimmten Buchblock 100' kein
Umschlag 101' bereit gestellt ist (deshalb in Fig. 1 gestrichelt dargestellt), dass
der Umschlag 101' falsch ausgerichtet bzw. positioniert ist, oder dass ein Umschlag
101' falscher Größe vorliegt, so wird die Fälzelstation 1040 von der Maschinensteuerung
1070 so angesteuert, das der Buchblock 100' mit einem Fälzelstreifen versehen wird.
Damit wird verhindert, dass der Klebstoff des Buchblocks 100' mit der Umschlaganlege-
undandrückstation 1050 verklebt, diese verunreinigt und eine aufwändige Reinigung
bei Maschinenstillstand erforderlich macht. Der mit einem Fälzelstreifen versehene
Buchblock 100' kann durch eine Ausschleuseweiche 1060 ausgeschleust werden und damit
von den fehlerfrei hergestellten Buchblocks 102 getrennt werden.
Bezugszeichenliste
[0014]
- 100, 100'
- Buchblock
- 101, 101'
- Umschlag
- 102
- Buchblock mit angeklebtem Umschlag
- 1000
- Klebebinder
- 1001
- Buchblocktransportsystem
- 1002
- Buchblockklammer
- 1010
- Position Zusammentragmaschine
- 1020
- Rückenbearbeitungsstation
- 1030
- Leimauftragsstation
- 1040
- Fälzelstation
- 1050
- Umschlaganlege- und andrückstation
- 1051
- Kontrolleinrichtung (Sensor)
- 1060
- Ausschleuseweiche
- 1070
- Maschinensteuerung
- 1080
- Position Kühlstrecke und Dreiseitenbeschnitt
- T
- Transportrichtung
1. Klebebinder (1000) mit einem Buchblocktransportsystem (1001) und mit einer Mehrzahl
von Buchblockbearbeitungsstationen (1020, 1030, 1040, 1050), darunter zumindest eine
Beleimstation (1030), eine Fälzelstation (1040) und eine Umschlaganlege- und -andrückstation
(1050), wobei die Buchblockbearbeitungsstationen (1020, 1030, 1040, 1050) mit einer
gemeinsamen Steuereinrichtung (1070) verbunden sind und wobei die Fälzelstation (1040)
über einen unabhängigen Antrieb verfügt, wobei
die Umschlaganlege- und -andrückstation (1050) eine Kontrolleinrichtung (1051) besitzt
zur Prüfung der Anwesenheit und/oder der Ausrichtung und/oder der Position und/oder
der Größe eines Umschlags (101) und wobei die Kontrolleinrichtung (1051) in Signalverbindung
mit der gemeinsamen Steuereinrichtung (1070) steht
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung (1070) die Fälzelstation (1040) in Abhängigkeit des Prüfergebnisses
der Kontrolleinrichtung ansteuert.
2. Verfahren zum Betreiben eines Klebebinders (1000) mit einer Maschinensteuerung (1070),
mit einem Buchblocktransportsystem (1001) und mit einer Mehrzahl von Buchblockbearbeitungsstationen
(1020, 1030, 1040, 1050), darunter zumindest eine Beleimstation (1030), eine Fälzelstation
(1040) und eine Umschlaganlege- und - andrückstation (1050), mit nachfolgenden Schritten:
a) Überprüfen der Funktionsfähigkeit der Umschlaganlege- und -andrückstation (1050)
b) Bei negativem Ergebnis der Prüfung nach a) Aufbringen eines Fälzelstreifens auf
einen Buchblockrücken in der Fälzelstation (1040).
3. Verfahren nach Anspruch 2, mit dem zusätzlichen Schritt:
c) Ausschleusen des Buchblocks mit Fälzelstreifen
4. Verfahren nach Anspruch 3, mit den zusätzlichen Schritten:
d) Erneute Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Umschlaganlege- und - andrückstation
(1050)
e) bei negativem Ergebnis der Prüfung nach d) Leerfahren des Klebebinders (1000) unter
Wiederholung der Schritte b) und c)
f) Fehlerbehebung an der Umschlaganlege- und - andrückstation (1050)
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Schritt a) bzw. d) eine Überprüfung umfasst, ob für einen Buchblock (100') ein
zugehöriger Umschlag (101') vorhanden und/oder richtig ausgerichtet und/oder richtig
positioniert ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5 zum Betreiben eines Klebebinders (1000)
nach Anspruch 1.