[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren für das Beschichten von Plattenwerkstoffen.
[0002] Um Oberflächen von Platten, beispielsweise für Möbelfronten, Tischplatten, Wandverkleidungen,
Paneele, für Türblätter, oder Brettspiele mit verschiedenen Furnierteilen zu beschichten,
ist es üblich, die verschiedenen Furnierteile aus größeren Furnierflächen auszuschneiden,
dann in gewünschter Weise spaltfrei aneinander zu legen, mit Klebebändern oder einer
durchgehenden klebenden Folie aneinander zu fixieren, die Anordnung auf der mit Klebstoff
beschichteten Seite einer Trägerplatte anzuordnen und mit dieser, typischerweise durch
Verpressen, zu verkleben. Das Verpressen kann im heiß oder Kaltpressverfahren durchgeführt
werden. Zumindest bei Anwendungen in industriellen Maßstab ist es üblich, das Zuschneiden
der Furniere mittels einer Laserschneidanlage durchzuführen, da damit auch Kurven,
Ausnehmungen und Einbuchtungen gut herstellbar sind und da auch die Schnittflächen
für die weitere Verwendung ausreichend glatt sind. Weitere bekannte und gängige Zuschnittverfahren
sind Wasserstrahlschneiden, Fräsen, Sägen und Stanzen. Im Anschluss an das Fügen wird
die Oberfläche geschliffen und lackiert.
[0003] Häufig werden Oberflächen von Möbeln oder Türen mit einer Schicht aus sogenanntem
"Schichtstoff" versehen. Unter dem Begriff "Schichtstoff" wird hier und generell in
dieser Schrift, ein flächiges Material verstanden, welches aus mehreren, durch Verpressen
miteinander verbundenen Schichten von mit Phenolharz und/oder Melaminharz getränkten
Papieren besteht. Andere, im deutsprachigen Raum dafür verwendete Begriffe sind beispielsweise
"Schichtpressstoff", "Laminat", "HPL" und "CPL".
[0004] Schon 1956 wurde mit der
DE 17 34 141 U vorgeschlagen, mit derartigen Stoffen Oberflächen zu "furnieren" und dabei mehrere
Einzelstücke von Schichtstoff zu kombinieren, wobei die Grenze zwischen zwei Schichtstoffstücken
nicht wie schon vorbekannt geradlinig zu verlaufen brauche, sondern gekrümmt sein
solle. Eine Oberflächenbehandlung des Schichtstoffs wurde nicht vorgeschlagen. Die
üblicheren Schichtstoffe weisen von sich aus eine dekorative, robuste Deckschicht
auf, welche keine weitere Oberflächenbehandlung wie Versiegeln mit bekannten Lacken,
Ölen oder Wachsen benötigt und welche gar nicht geschliffen werden darf.
[0005] In der
WO 200164455 A1 wird vorgeschlagen für die Dekoration von Holzteilen, wie z.B. einem Gitarrenhals,
Perlmuttscheiben beidseitig mit einer glasigen Harzschicht zu versehen, den so gebildeten
Körper in eine Vertiefung in einer Holzoberfläche einzukleben, die gesamte Anordnung
zu überschleifen und zu lackieren. Beim Überschleifen wird dabei nicht das Perlmutt
angeschliffen, sondern nur eine der beiden damit verbundenen Harzschichten.
[0006] Häufig werden die beiden großen Flächen eines Türblattes in kleinere Flächenbereiche
unterteilt, wobei unterschiedliche Flächenbereiche unterschiedliche Oberflächenmaterialien
aufweisen können. Ein Beispiel zeigt die
EP 1 251 132 A2. Dabei wird in eine Ausfräsung einer Massivholzplatte eine flächige Dekorapplikation,
typischerweise aus Glas, Stein oder Metall eingesetzt. Die Sichtflächen der Dekorapplikation
und die Massivholzplatte liegen nicht bündig zueinander und an den Rändern der Dekorapplikation
sind zusätzliche Nuten angebracht.
[0007] Wie bei anderen Beispielen für Materialkombinationen auch, wird gar nicht erst versucht
einen möglichst spaltfreien und direkten Übergang zwischen den Materialien zu Stande
zu bringen, sondern der Übergang zwischen den einzelnen Materialien wird durch eine
separate Nut oder Vertiefung betont. Beispielsweise werden auf diese Weise auch Flächenbereiche
bei denen die Deckschicht aus Schichtstoff besteht mit Flächenbereichen kombiniert,
bei denen die Deckschicht Massivholz oder Furnier ist. Sehr häufig führt man den Übergang
deswegen in definiert betonter Weise aus, weil es als zu schwierig oder gar als unmöglich
gilt, einen glatten, spalt- und stufenfreien Übergang zwischen den verschiedenen Oberflächenbereichen
herzustellen. Ebenso gilt es als schwierig bis unmöglich, exakte Bündigkeit zwischen
Teilflächen von Oberflächen zu erreichen, welche aus unterschiedlichen Materialien
bestehen.
[0008] Der Erfinder hat sich die Aufgabe gestellt, ein Verfahren zu schaffen, mit Hilfe
dessen Teilflächen einer ebenen Plattenoberfläche mit Furnier und andere Teilflächen
der Plattenoberfläche mit einem anderen Stoff - wie typischerweise einem Schichtstoff
- beschichtet werden können, wobei die Übergänge zwischen den mit unterschiedlichen
Oberflächenmaterialien versehen Teilflächen spalt- und stufenfrei sein sollen und
wobei die Sichtflächen der unterschiedlichen Oberflächenmaterialien bündig zueinander
liegen sollen.
[0009] Zum Lösen der Aufgabe wird vorgeschlagen, neben Furnier ein anderes Oberflächenmaterial
zu verwenden, welches zumindest sichtseitig bis zu mehreren Zehntel Millimetern Tiefe
homogen aufgebaut und gleichartig eingefärbt ist. Weiters wird dazu vorgeschlagen,
die beiden Oberflächenmaterialien so wie ansonsten zwei verschiedene Furniere, zuzuschneiden,
anzuordnen und mit der Grundplatte durch Verkleben zu verbinden. Anschließend wird
die gesamte so belegte Oberfläche überschliffen, sodass alle Sichtseiten in einer
gemeinsamen Ebene zu liegen kommen. In einem weiteren Arbeitsschritt wird die Oberfläche
als Ganzes mit einer Beschichtung versehen, typischerweise klar lackiert.
[0010] Es entsteht eine durchgehende Fläche, die verschiedene Oberflächenmerkmale bezüglich
Farbe und Struktur aufweist. Der Übergang zwischen den beiden Flächen wird durch die
Beschichtung überdeckt.
[0011] Näheres wird an Hand dreier - nicht maßstäblicher - Zeichnungen erläutert:
- Fig. 1:
- zeigt in Schnittansicht einen Ausschnitt aus der Grundplatte und die erfindungsgemäß
auf ihr angeordneten Oberflächenmaterialien vor dem Schleifen und Lackieren. Die Schnittebene
liegt dabei normal zu der zu beschichtenden Fläche.
- Fig. 2:
- zeigt in gleicher Ansicht die Anordnung von Fig. 1 nach dem Schleifen und Lackieren.
- Fig. 3:
- zeigt in Frontalansicht eine beispielhafte erfindungsgemäß beschichtete Platte.
[0012] Gemäß der dargestellten beispielhaften Ausführung wird eine Seite einer ebenen Grundplatte
1, welche beispielsweise eine Pressspanplatte sein kann, sowohl mit einer Beschichtung
homogenen Aufbaus, beispielsweise Schichtstoff 3 als auch mit einem Furnier 2 beschichtet.
Nach dem Zuschneiden der Oberflächenmaterialien Schichtstoff 3 und Furnier 2 werden
diese aneinander und auf die Grundplatte 1 gefügt und mit dieser durch Verkleben verbunden.
[0013] Die Dicken von Furnier und Schichtstoff liegen typischerweise im Bereich von 0,5
mm bis 1,5 mm. In diesem Dickenbereich und auch in angrenzenden Dickenbereichen können
diese Materialien sehr gut mittels den bekannten Zuschnittmethoden zugeschnitten und
verarbeitet werden, sodass beispielsweise die in Fig. 3 erkennbaren Furnierstreifen
2 und die in Fig. 3 erkennbare Schichtstofffläche 2 mit streifenförmigen Ausnehmungen
aus größerem, flächigem Grundmaterial herausgeschnitten werden können.
[0014] Wie in Fig. 2 erkennbar, ist im dargestellten Beispiel die Stärke des Furniers 2
etwas größer als jene des Schichtstoffes 3, womit sich nach dem Fügen am Übergang
zwischen den beiden Materialien eine Stufe ergibt.
[0015] Durch Überschleifen der gesamten Oberfläche wird Material abgetragen, sodass die
Sichtfläche beider Oberflächenmaterialien in einer Ebene zu liegen kommt und alle
Stufen ausgeglichen sind.
[0016] Der Schichtstoff 3 ist in sich aus vielen feinen, getränkten und miteinander verbundenen
Papierlagen aufgebaut. Überraschenderweise werden beim Überschleifen dennoch keinerlei
höhenlinienartigen Linienzüge sichtbar. Dafür ist nur wichtig, dass die einzelnen
Lagen aus denen der Schichtstoff 3 in jenem Dickenbereich aufgebaut ist, in welchem
geschliffen wird, zueinander gleich sind, also aus Papier gleicher Färbung, welches
mit gleichartig farbigem Harz getränkt ist, bestehen.
[0017] An Stelle von Schichtstoff kann das Verfahren auch für andere flächige Materialien,
wie beispielsweise Kunststoffbahnen, Karton, Faserverbundstoffe, Metalle, Scheiben
aus Mineralien wie beispielsweise Speckstein etc. angewendet werden. Wichtig ist dabei,
dass diese Materialien von der Sichtseite her bis zu mehreren Zehntelmillimetern Tiefe
makroskopisch betrachtet homogen aufgebaut sind und bis zu dieser Tiefe auch durchgehend
die gleiche Materialfarbe aufweisen.
[0018] Es ist vorteilhaft, wenn die miteinander kombinierten unterschiedlichen flächigen
Materialien durch Schleifen etwa gleich gut abtragbar sind. Für Kombinationen innerhalb
der Materialien Furniere, Schichtstoffe, vielen Kunststoffarten, sehr weiche Mineralien
wie z.B. Speckstein, trifft das gut zu. Auf Grund der sehr unterschiedlichen Schleifbarkeit
ist es im Allgemeinen eher schwierig, zu den genannten Materialien Metalle zu kombinieren.
[0019] Wie für furnierte Flächen ansonsten auch üblich, sollte die Oberfläche im Anschluss
an das Schleifen mit einer Oberflächenschutzschicht, beispielsweise einer Lackschicht
4 versehen werden. Diese Oberflächenschutzschicht kann sich ohne Unterbrechung sowohl
über die mit Furnier 2 belegten Flächenbereiche als auch über die mit Schichtstoff
3 belegten Flächenbereiche erstrecken.
[0020] Im Fall der Anwendung von Schichtstoffen können sowohl für den Klebstoff mit welchem
die Oberflächenmaterialien auf der Grundplatte befestigt werden, als auch für den
Lack mit welchem die Oberflächenmaterialien letztendlich beschichtet werden, die üblichen,
ansonsten beim Furnieren verwendeten Stoffe verwendeten werden.
[0021] Wie bei anderen Oberflächenbehandlungen auch, liegt es im Bereich des fachmännischen
Handelns die Rezeptur so einzustellen, dass sie keine unerwünschten Verfärbungen am
Furnier oder am weiteren Oberflächenmaterial hervorruft.
[0022] Indem für Einlegearbeiten auch andere Materialien als Furniere, insbesondere Schichtstoffe
verwendet werden, welche überschleifbar sind, und indem diese wie Furniere im Zuge
der Arbeit auch überschliffen und lackiert werden, können solche Einlegearbeiten unter
Anwendung von anderen Stoffen als Furnieren realisiert werden, welche bisher nur unter
ausschließlicher Anwendung von Furnieren mit zufriedenstellender Qualität und unter
tragbaren wirtschaftlichen Bedingungen realisierbar waren. Mit "zufriedenstellender
Qualität" ist dabei gemeint, dass eine gleichmäßige, fugenlose und geschlossene Oberfläche
erreicht wird.
[0023] Damit werden unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und bei Einhaltung höchster
Qualitätskriterien Möglichkeiten für viele neuartige Designs für Plattenoberflächen
geschaffen.
[0024] Der zurzeit wirtschaftlich am meisten bedeutende Anwendungsfall betrifft die Herstellung
von Türblättern. Weitere wertvolle Anwendungsfälle sind die Herstellung von Möbelfronten,
von Tischplatten, von Wandverkleidungen und Paneelen und von Platten für Brettspiele.
[0025] Die wirtschaftlich bedeutsamste Materialkombination ist im Moment jene bei der Schichtstoffe
mit Furnieren kombiniert werden. Das erfindungsgemäße Verfahren ist aber für weitere
Materialkombinationen wie beispielsweise Schichtstoffe und Schichtstoffe, Kunststoffe
und Furniere, Schichtstoffe und/oder überschleifbare Keramiken oder Mineralien denkbar.
1. Verfahren für das Beschichten von Plattenwerkstoffen mit mehreren Teilstücken von
flächigen Oberflächenmaterialien, wobei zumindest ein derartiges Teilstück aus einem
von Furnier verschiedenem Material besteht, wobei dieses Teilstück von der Sichtseite
her zumindest bis zu mehreren Zehntelmillimetern Tiefe makrosokopisch betrachtet homogen
aufgebaut ist und in diesem Dickenbereich durchgehend eine einheitliche Materialfarbe
aufweist, wobei die einzelnen Teilstücke der Oberflächenmaterialien erst zugeschnitten
werden, dann zueinander und zum Plattenwerkstoff in gewünschter Lage am Plattenwerkstoff
festgeklebt werden, dadurch gekennzeichnet, dass alle Teilstücke (2, 3) von flächigen Oberflächenmaterialien gemeinsam nach dem Befestigen
auf dem Plattenwerkstoff oberflächlich überschliffen und mit einer Beschichtung versehen
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das von Furnier verschiedene Oberflächenmaterial ein Schichtstoff ist, welcher aus
durch Verpressen miteinander verbundenen Schichten von mit Phenolharz und/oder Melaminharz
getränkten Papieren gebildet ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Schichtstoff (3) nur in einem solchem Dickenbereich überschliffen wird, in welchem
er aus Papierlagen gleicher Färbung und gleicher Harztränkung aufgebaut ist.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass damit Teilstücke aus Schichtstoff (3) und aus Furnier (2) zum Beschichten einer Oberfläche
kombiniert werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das von Furnier verschiedene Oberflächenmaterial Kunststoff ist.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das von Furnier verschiedene Oberflächenmaterial ein Faserverbundstoff ist.
7. Verfahren nach einem der bisherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die einzelnen Teilstücke von flächigen Oberflächenmaterialien mittels Laser zugeschnitten
werden.
8. Verfahren nach einem der bisherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass damit die Oberfläche eines Türblattes gebildet wird.