[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zur Identifizierung
von Gleissicherungseinrichtungen nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 bzw. 9.
[0002] Zielsetzung von ETCS ist die Schaffung einer harmonisierten europäischen Zugbeeinflussung.
Die Standardisierung bezieht sich insbesondere auf die Informationsübertragung zwischen
Fahrweg und Fahrzeug (Luft-Schnittstellen). Die über die Komponenten des ETCS-Systems
zu übertragenden Informationen können meist aus den vorhandenen Sicherungsanlagen
gewonnen bzw. erzeugt werden.
[0003] In diesem Kontext gelangen Balisen und andere Komponenten im Gleisbereich zum Einsatz.
Diese werden nachfolgend unter dem Begriff «Gleissicherungseinrichtungen» oder vereinfacht
unter dem Begriff «Einrichtungen» zusammengefasst.
[0004] Gleissicherungseinrichtungen sind einer ganz erheblichen Verschmutzung ausgesetzt.
Schon nach kurzer Zeit können angebrachte Schilder zur Produkt- und Versionstandsinformation
nicht mehr gelesen werden. Die Identifikationsdaten sind wichtig für den gesamten
Produktlebenszyklus:
- Zuordnung zu einem Produktionslos,
- Montage und Montageort,
- Software-/Firmware-Stand und
- Logistik (Kompatibilität).
Gerade die Kompatibilität ist von besonderer Bedeutung, da mit z.B. einer ETCS-Balise
die Sicherheit des Eisenbahnverkehrs direkt tangiert ist.
[0005] In Figur 1 ist die prinzipielle Anordnung von an Strecken-punkten angeordneten Balisengruppen
2 - 2 des System ETCS/ Eurobalise vor einem Lichtsignal 1 dargestellt. Dieses System
ETCS/Eurobalise selber ist z.B. in [1] beschrieben.
Mit dem Bezugszeichen D ist die Fahrtrichtung eines Zuges 10 angegeben. Eine Balisengruppe
an den Streckenpunkten beinhaltet wenigstens zwei Balisen 2. Balisen 2 können als
stets gleiche Telegramme aussendende Festdatenbalisen 2 oder als steuerbare Transparentbalisen
2 ausgeführt sein. Transparentbalisen 2 übertragen den Inhalt, das ist ein Signalbegriff,
eines von einem Adapter LEU entstammenden Telegramms an ein Fahrzeug 10. Die wenigstens
paarige Anordnung von ETCS-Balisen 2 in Balisengruppen ist erforderlich, um bei Überfahrt
mittels einer festen Kennung in einem Telegramm die Fahrtrichtung D des überfahrenden
Zuges 10 zu erkennen. Das Lichtsignal 1 wie auch die Transparentbalisen 2 erhalten
die Informationen von einer LEU 3.
[0006] Damit eine kontinuierlichere Informationsübertragung ermöglicht wird, ist das System
Euroloop 4, 5 geschaffen worden, damit ein Zug 10 unmittelbar beim Wechsel des Signalbegriffes
von HALT auf FAHRT beschleunigen kann und nicht bis zum Überfahren der nächsten steuerbaren
Transparentbalise 2 warten muss. Dazu ist ein Leckkabel 5 über ein Loop Modem 4 mit
der LEU 3 verbunden.
[0007] Aus der Figur 1 ist unschwer zu erkennen, dass die exakte Identifikation der verschiedenen
Gleissicherungseinrichtungen 2, 3, 4, 5, bei insbesondere hoher Zugdichte erhebliche
betriebliche und sicherheitsmässige Anforderung stellt.
[0008] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und System
zur Identifizierung von Gleissicherungseinrichtungen anzugeben, das gegenüber der
bisherigen visuel-optischen Identifikation leistungsfähiger ist und den gesamten Produktelebenszyklus
von solchen Einrichtungen abdeckt.
[0009] Diese Aufgabe wird durch die in den unabhängigen Patentansprüchen angegebenen Merkmale
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in weiteren Ansprüchen angegeben.
[0010] So können sich die folgenden Vorteile zusätzlich ergeben:
[0011] i) Durch das Vorsehen eines an einer Gleissicherungseinrichtung angebrachten RFID-Tags
können die die Einrichtung kennzeichnenden Daten schnell und ohne Gefährdung des Personals
abgelesen werden. Dies betriff insbesondere dynamische Daten oder Telegrammdaten einer
ETCS-Balise.
[0012] ii) Im Falle einer Betriebsstörung oder einer Zerstörung eines Gleisabschnittes oder
eines Gleisabschnittelementes können auf diese Weise herumliegende Gleissicherungseinrichtungen
identifiziert werden und wenn diese nicht weiterverwendbar sind, kann mit Hilfe der
in der Datenbank abgelegten Information eine äquivalente Gleissicherungseinrichtung
spezifiziert werden und nach Einbau muss nur noch die Datenbank mit dem eineindeutigen
Identitätskennzeichen nachgeführt werden.
[0013] iii) Falls erhebliche Schneemengen den Gleisbereich 8 bedecken, können auf diese
Weise für die Reparatur/Wartung die ETCS-Balisen dank den RFID-Tags rasch geortet
und effizient ersetzt werden.
[0014] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung beispielsweise näher erläutert.
Dabei zeigen:
[0015] Figur 1 Prinzipielle Anordnung von im Gleisbereich befindlichen Gleissicherungseinrichtungen;
[0016] Figur 2 Darstellung der Komplexität bei einer Doppelspurstrecke mit Spurwechselbetrieb;
[0017] Figur 3 Prinzipielle Darstellung einer mit einem RFID-Tag versehenen Gleissicherungseinrichtung.
[0018] Das Ausführungsbeispiel bezieht sich nachfolgend auf eine ETCS-Balise 2 . Die Identifikation
mit einem RFID Tag 6 und die Verfahrensschritte zur Wartung und Verwaltung solcher
mit einem RFID-Tag 6 gekennzeichneten ETCS-Balise 2 sind jedoch auch für andere Komponenten
vorteilhaft, insbesondere dann, wenn sie eine z.B. Position in der Bahnanlage spezifische
Funktion aufweisen und einer periodischen Wartung beispielhaft auch mit Update von
Daten oder Firmware ausgesetzt sind. Als Beispiel einer anderen Komponente sei hier
ein Leckkabel 5 genannt, weiteres die in Figur 1 dargestellten Komponenten Lichtsignal
1, Line Side Electronic Unit 3 und Loop Modem 4.
[0019] Jede ETCS-Balise 2 wird mit einem an geeigneter definierter Stelle in das Gehäuse
eingegossenen oder darauf zweckmässig angebrachten RFID-Tag 6 mit der entsprechenden
Antenne mit seinem spezifischen (im entsprechenden Bahnnetz einmaligen) Datensatz
zur Identifikation versehen, dies wird im mathematischen Sinne als eineindeutig Identitätskennzeichen
bezeichnet. Die Verfahren zur Festlegung eines eineindeutigen Kennzeichens sind bekannt
und können beispielsweise von den für Schliess-Systeme in der Automobiltechnik gebräuchlichen
Verfahren übernommen werden.
[0020] Die Platzierung des RFID-Tags 6 auf der ETCS-Balise 2 hat folgende physikalischen
Eigenschaften zu berücksichtigen:
[0021] Die HF-Dämpfung bei der gewählten Arbeitsfrequenz soll hinreichend gering sein, um
auf eine zweckmässige für den Beschäftigten nicht mit Risiken verbundene Arbeitsdistanz
zu ermöglichen.
[0022] Die Einwirkung des Telepowering von ETCS 27 MHz mit 25-30 Watt primär als H-Feld
darf bei beliebiger und auch lange dauernder Exposition keine Schäden bewirken. Vorteilhaft
ist in diesem Falle: Eine spezielle Schutzbeschaltung des Chips des RFID-Tags 6, ohne
dass aber allenfalls Nachteile in der Ansprech-Empfindlichkeit entstehen.
[0023] Eine Ausrichtung der Antennen von RFID-Tag 6 und ETCS-Balise 2 mit 90° zu einander,
das heisst die aufgespannte Fläche des RFID-Tag 6 vertikal stehend auf der Fläche
der ETCS-Rahmenantenne der ETCS-Balise 2, siehe dazu die Figur 6.
[0024] Wahl der Arbeitsfrequenz
Da die Telepower-Frequenz 27,12 MHz beträgt, ist die hohe Sendeleistung für eine Arbeitsfrequenz
des RFID-Kreises von 13,56 MHz nicht besonders günstig. Es bleiben vorteilhaft nach
den Festlegungen für RFID standardmässig die Frequenzen von 135 KHz oder der 800 bis
900 MHz und das 2.45 GHz Band mit den entsprechenden Kanälen. Es besteht jedoch allenfalls
die Möglichkeit, mittels des Telepowerings bei 27 MHz die Balise und den RFID-Tag
gleichzeitig zu lesen. Das ist eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der vorliegenden
Erfindung. Möglich ist auch, das RFID-Tag 6 galvanisch mit der ETCS-Balise 2 zu koppeln,
um Balise-Daten über diesen Weg an eine externe Datenbank zu übermitteln.
[0025] Im RFID-Tag 6 sind Herstelldaten mit den folgende Parametern/Ausprägungen abgelegt:
- Hersteller,
- fortlaufende Seriennummer,
- Hardware Bauzustand (Version der elektronischen Schaltung);
- Fixdatenbalisen enthalten den geladenen Datensatz
- Balisen mit variablen Datensätzen das Parameterset für die Zugsicherungsfunktion.
[0026] Die logische Verbindung der Daten zwischen «physical device», dann Funktionalität
(Telegrammtyp), und der Montageposition einer Balise in der Gleisanlage 8 (Kilometrierung)
wird für die mit ETCS ausgerüsteten Strecken in einer Datenbank angelegt. Diese Datenbank
dient dann der Administration der bei einer Eisenbahnverwaltung installierten Komponenten.
Als Schlüssel in dieser Datenbank wird das eineindeutige Identitätskennzeichen des
RFID-Tags 6 abgespeichert.
[0027] Diese Datenbank enthält
die auf dem RFID-Tag 6 einer jeden ETCS-Balise 2 gespeicherten Daten:
- die Beschreibung der Funktionalität der Balise 2
- die Daten zum Telegramminhalt
- die genaue Position im Gleis Kilometrierung
- den Bezug zu funktional wie geografisch abhängigen Einheiten in Abhängigkeit der zugsicherungstechnischen
Aufgabe der jeweiligen ETCS-Balise 2 sowie wie vorhin beschrieben das eineindeutige
Identitätskennzeichen des RFID-Tags 6 als Schlüssel.
[0028] ETCS-Lebenszyklus der ETCS-Balise 2
Das Vorgehen bei/mit der Identifikation ist somit über den Lebenszyklus einer ETCS-Balise
2 wie folgt:
[0029] Herstellung:
Programmieren der RFID-Tags 6, Einbringen/Aufbringen in/auf das Gehäuse.
[0030] Logistik:
Unterstützung und Vereinfachung der Handhabung der Bauteile in der Versorgungskette.
[0031] Montageplanung:
Strukturierte Verwendung der Balisen entlang der Strecke, zum Beispiel kontinuierlich
ansteigende Seriennummer entlang der Strecke.
[0032] Programmierung:
Programmierung der Festdatenbalisen.
[0033] Montagedurchführung:
Die Balisen 2 werden im Gleisbett mittels GPS und Identifikation im Gleisbett/Gleisbereich
8 verlegt resp. das Gleisbett 8 geschraubt, und z.B. vorgeprüft.
[0034] Kontrolle der Installation:
Es besteht die Möglichkeit, mittels Fahrzeug eine Überprüfung der Strecke auf die
Balisenfunktionalität vorzunehmen, Das Lesen der Identifikation der ETCS-Balise 2
kann mittel der Datenbank in eine Absolutposition umgesetzt werden. Diese kann mit
einem GPS überprüft werden.
[0035] Die vorgenannte Administration mit der Datenbank beinhaltet insbesondere Wartung,
Update, Anpassung. So lassen sich für den unerfreulichen Fall eines systematischen
Fehlers, beispielsweise eines elektronischen Bauelementes per sofort alle ETCS-Balisen
2 listen, die dieses Bauelement aufweisen. Durch die weiteren Daten lassen sich diese
ETCS-Balisen 2 in kürzester Zeit identifizieren. Rein beispielhaft ist in Figur 2
die Komplexität an einer Doppelspurstrecke mit Spurwechselbetrieb für eine Fahrtrichtung
gezeigt. In der Realität ist dies weit komplexer, da diese Darstellung für die andere
Fahrtrichtung gespiegelt werden muss und noch weitere ETCS-Balisen 2 hinzukommen im
Bahnhofsbereich.
[0036] Die vorliegende Erfindung erlaubt auch das Erstellen einer Historie, um dadurch bestimmte
Fehler analysieren zu können, beispielsweise die Häufung eines Fehlers an einem bestimmten
Ort lässt ggf. einen Rückschluss auf eine besondere Umwelteinwirkung zu.
Liste der verwendeten Bezugszeichen; Glossar
[0037]
- 1
- Lichtsignal; Eisenbahnlichtsignals; Hauptsignal, Vorsignal
- 2
- Balise, Transparentdatenbalise, Fixdatenbalise; Transparentbalise; ETCS-Balise
- 3
- LEU, Lineside Electronic Unit
- 4
- Loop Modem
- 5
- Leckkabel, Euroloop
- 6
- RFID-Tag
- 8
- Gleis, Gleisbereich, Gleisbett
- 10
- Triebfahrzeug, Eisenbahnfahrzeug; Zug
- 11
- Fahrzeugrechner, Electronic Vehicle Controller EVC
- 14
- Empfangseinheit, Decoder, ETCS-Empfangseinheit
- 15
- Fahrzeugseitige Antenne
- D
- Fahrtrichtung
Liste der verwendeten Akronyme
[0038]
- ETCS
- European Train Control System
- LEU
- Lineside Electronic Unit
Literaturliste
[0039]
- [1] http://www.ertms.com/
1. Verfahren zur Identifizierung von am Gleisbereich (8) befindlichen Einrichtungen (1,
2, 3, 5) bei dem die Einrichtungen (1, 2, 3, 5) mit einem RFID-Tag (6) versehen sind,
wobei jedem RFID-Tag (6) wird ein eineindeutiges Identitätskennzeichen zugeordnet
ist;
gekennzeichnet durch die Verfahrensschritte
- jedes Identitätskennzeichen wird als Schlüssel in einer Datenbank gespeichert,
- die Einrichtung (1, 2, 3, 5) kennzeichnende Daten werden gespeichert und dem Identitätskennzeichen
zugeordnet.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass als die Einrichtung kennzeichnende Daten gespeichert werden:
- Herstelldaten und/oder
- Hardware-Bauzustand und/oder
- Firmware-Version.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Ort der Einrichtung als die Einrichtung kennzeichnendes Datum gespeichert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Ort absolut oder relativ zu einem Fixpunkt in der Gleisanlage gespeichert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die die Einrichtung kennzeichnende Daten in der Datenbank gespeichert werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
die mit einem RFID-Tag (6) versehenen Einrichtungen mit einem mobilen Gerät geortet
werden und nach erfolgter Ortung das RFID-Tag (6) mit neuen Daten versehen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die mit einem RFID-Tag (6) versehenen Einrichtungen (1, 2, 3, 4, 5) mit einem mobilen
Gerät auf der gleichen Frequenz geortet werden, die auch für eine Übertragung von
Zugsicherungsdaten verwendet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die mit einem RFID-Tag (6) versehenen Einrichtungen mit einem mobilen Gerät mit den
für die Zugsicherung erforderlichen Komponenten geortet wird und mit den für die Zugsicherung
verwendeten Verfahren die kennzeichnenden Daten übertragen werden.
9. System zur Identifizierung von im Gleisbereich (8) befindlichen Einrichtungen (1,
2, 3, 4, 5) bei dem die Einrichtungen (1, 2, 3, 4, 5) mit einem RFID-Tag (6) versehen
sind, wobei jedem RFID-Tag (6) wird ein eineindeutige Identitätskennzeichen zugeordnet
ist mit Mitteln zur Durchführung der Verfahrensschritte gemäss einem der Ansprüche
1 bis 8.