[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines beschicht- und/oder fügbaren
Blechformteils mit einer Korrosionsschutzbeschichtung. Die Erfindung betrifft ferner
ein Verfahren zum Entfernen einer temporären Schutzschicht von einer solchen Korrosionsschutzbeschichtung.
[0002] Ein Blechformteil ist ein aus einem ebenen Blechzuschnitt (Platine) durch Umformung
hergestelltes, dreidimensionales Bauteil. Bevorzugt handelt es sich um ein Karosseriebauteil
eines Kraftfahrzeugs.
[0003] Insbesondere im Karosseriebau für Kraftfahrzeuge werden zunehmend härtbare Stahllegierungen
eingesetzt, bei denen z.B. die Festigkeit und/oder Härte mittels einer Wärmebehandlung
erhöht werden kann. Da vor allem, aber nicht ausschließlich, niedrig legierte Stahllegierungen,
wie diese insbesondere auch im Karosseriebau für Kraftfahrzeuge eingesetzt werden,
nicht korrosionsbeständig sind und deren Oberfläche bereits nach kurzer Zeit oxidiert,
sind aus dem Stand der Technik diverse Korrosionsschutzbeschichtungen bekannt. Eine
gängige Korrosionsschutzbeschichtung ist durch einen metallischen Überzug gebildet,
z.B. aus einem Aluminium-Überzug. Die Wahl einer wirksamen metallischen Korrosionsschutzbeschichtung
setzt jedoch die Kenntnis der korrosionschemischen Zusammenhänge voraus, wie in der
DE 20 2004 021 264 U1 beschrieben.
[0004] Typischerweise wird das Stahlblechmaterial bereits mit einer solchen metallischen
Korrosionsschutzbeschichtung für das Umformen bereit gestellt. Es besteht jedoch das
Problem, dass die metallische Korrosionsschutzbeschichtung während der Wärmebehandlung
im Zuge des Härtevorgangs, bei der durchaus Temperaturen von bis zu 900° C und mehr
auftreten, z.B. durch Abdampfen, Oxidation und/oder Verzunderung beschädigt werden
kann, so dass die Korrosionsschutzbeschichtung am fertig geformten Blechformteil nicht
mehr die beabsichtigte Funktion in vollem Umfang wahrnehmen kann.
[0005] Aus der
DE 20 2004 021 264 U1 ist ein Stahlblechmaterial mit einer metallischen Korrosionsschutzbeschichtung bzw.
einem metallischen Überzug bekannt, welches während einer Wärmebehandlung eine schützende
temporäre Schutzschicht für den metallischen Überzug in Form von Oxiden ausbildet.
Die Schichtdicke dieser temporären Schutzschicht beträgt z.B. 150 nm bis 200 nm, wobei
zum Teil auch kleinere Schichtdicken von ca. 100 nm gemessen wurden.
[0006] Vor der Weiterverarbeitung des umgeformten und gehärteten Blechformteils muss diese
temporäre Schutzschicht nach heutigem Stand der Technik zumindest bereichsweise entfernt
bzw. abgetragen werden, insbesondere in jenen Bereichen, in denen nachfolgend eine
Beschichtung und/oder Fügung, insbesondere stoffschlüssige Fügung, des Blechformteils
beabsichtigt ist. Somit ist eine Reinigung des Blechformteils erforderlich, um die
temporäre Schutzschicht zu entfernen, die neben den bereits erwähnten Oxiden auch
Verunreinigungsbestandteile, z.B. aus verbrannten Ölrückständen, enthalten kann.
[0007] Das Reinigen des Blechformteils bzw. das Entfernen der temporären Schutzschicht sollte
ohne Beeinträchtigung der metallischen Korrosionsschutzbeschichtung erfolgen. Die
DE 10 2007 022 174 B3 schlägt hierzu ein Reinigen des umgeformten und gehärteten Blechformteils mit Trockeneispartikeln
vor. Bei Trockeneis handelt es sich um Kohlendioxid (CO
2) im festen Aggregatszustand. Zum Entfernen der temporären Schutzschicht wird die
Oberfläche des Blechformteils mit Trockeneispartikeln bestrahlt, die Risse und/oder
Defekte in der temporären Schutzschicht durchdringen und in Hohlräumen unterhalb der
temporären Schutzschicht mit bis zu 800-facher Volumenzunahme sublimieren. Hierdurch
werden vor allem die potentiell losen oder zu lösenden Anteile der temporären Schutzschicht
abgesprengt. Der zusätzliche thermische Schock durch die tiefkalten Trockeneispartikel
führt ferner zu thermischen Spannungen in der temporären Schutzschicht und begünstigt
durch eine Versprödung das Entfernen der temporären Schutzschicht.
[0008] Nachteilig an dem in der
DE 10 2007 022 174 B3 beschriebenen Strahlverfahren zum Entfernen der temporären Schutzschicht ist der
damit verbundene hohe Kostenaufwand. Ferner hat sich in der Praxis gezeigt, dass bei
der Entfernung mittels von Trockeneispartikeln häufig nicht die für nachfolgende Fertigungsschritte
erforderliche Qualität erreicht wird. Außerdem kann es in Abhängigkeit von den Umgebungsbedingungen,
wie insbesondere Luftfeuchte und Temperatur, zur Kondensatabscheidung (Taupunkt) auf
dem Blechformteil kommen, was korrosionsproblematisch ist. Zudem ist die Verwendung
von Trockeneis unter Umweltgesichtspunkten bedenklich.
[0009] Eine Aufgabe der Erfindung ist es, Verfahren der eingangs genannten Art anzugeben,
bei denen die mit dem Stand der Technik einhergehenden Nachteile vermieden oder zumindest
vermindert sind.
[0010] Diese Aufgabe wird gelöst durch das erfindungsgemäße Verfahren mit den Merkmalen
des Anspruchs 1. Diese Aufgabe wird ferner gelöst durch das erfindungsgemäße Verfahren
mit den Merkmalen des nebengeordneten Anspruchs. Vorteilhafte und bevorzugte Weiterbildungen
und Ausgestaltungen sind Gegenstand der jeweils abhängigen Ansprüche.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren nach dem Anspruch 1 dient der Herstellung eines beschicht-
und/oder fügbaren Blechformteils mit einer Korrosionsschutzbeschichtung. Es umfasst
die folgenden Schritte:
- Bereitstellen einer Platine aus einem härtbaren Stahlblechmaterial, mit einer wenigstens
einseitig aufgebrachten Korrosionsschutzbeschichtung;
- Umformen dieser Platine zu einem Blechformteil;
- Ausführen eines Härtevorgangs, um eine Härtung des Stahlblechmaterials herbeizuführen,
wobei sich während des Härtevorgangs definiert und zumindest bereichsweise eine temporäre
Schutzschicht auf der Korrosionsschutzbeschichtung ausbildet; und
- zumindest teilweises Entfernen dieser temporären Schutzschicht vom Blechformteil durch
Reinigungsstrahlen mit einem abrasiven Strahlmittel und/oder durch mechanisches Reinigen,
wobei die Korrosionsschutzbeschichtung im Wesentlichen erhalten bleibt.
[0013] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ist vorgesehen, dass die Korrosionsschutzbeschichtung
bereits auf dem bereitgestellten Stahlblechmaterial bzw. der hiervon zugeschnittenen
Platine ausgebildet ist. Insbesondere ist vorgesehen, dass es sich um eine im Wesentlichen
metallische Korrosionsschutzbeschichtung handelt. Eine bevorzugte Ausgestaltung dieser
Korrosionsschutzbeschichtung wird nachfolgend noch näher erläutert.
[0014] Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens kann das Zuschneiden der Platine aus dem
bereitgestellten Stahlblechmaterial nach unterschiedlichen Gesichtspunkten erfolgen.
Bevorzugt ist das Fertigschneiden der Platine vor dem Umformen vorgesehen, so dass
nachfolgend keine weitere Schnittoperation erforderlich ist. Demgegenüber besteht
die Möglichkeit, aus dem bereitgestellten Stahlblechmaterial zunächst einen Vorschnitt
zu erzeugen und nach dem Umformen (und ggf. Härten des Blechformteils) das Blechformteil
abschließend zu beschneiden.
[0015] Das Umformen der bereitgestellten Platine zu einem Blechformteil erfolgt bevorzugt
mittels Tiefziehen. Hierfür können eine einzelne Ziehstufe oder mehrere Ziehstufen
vorgesehen sein. Alternativ sind auch andere Umformverfahren möglich.
[0016] Während des Umformens oder danach wird ein Härtevorgang ausgeführt, um das Blechformteil
zumindest partiell zu härten, wozu das Stahlblechmaterial einer Wärmebehandlung unterzogen
wird. Insbesondere ist ein so genannter Presshärtevorgang vorgesehen, bei dem das
Stahlblechmaterial quasi in einem zusammengefassten Schritt umgeformt (ggf. auch nur
formgepresst) und gehärtet wird. Dies kann z.B. dadurch erfolgen, dass das Stahlblechmaterial
in einem Ofen und insbesondere in einem Durchlaufofen zumindest bereichsweise bis
auf eine Temperatur oberhalb der Austenitisierungstemperatur, üblicherweise oberhalb
von 900° C, erwärmt und anschließend in einem kühlen Werkzeug umgeformt wird. Das
kühle Werkzeug verformt hierbei das heiße und ggf. mit einem Temperaturgradienten
versehene Stahlblechmaterial, welches aufgrund des Oberflächenkontakts zum Werkzeug
sehr schnell abkühlt, wodurch nach den bekannten Mechanismen eine Härtung des Stahlblechmaterials
eintritt. Alternativ kann das Stahlblechmaterial zunächst im kalten Zustand umgeformt
und das Blechformteil abschließend einem Presshärtevorgang unterzogen werden.
[0017] Während dieses Härtevorgangs, der zumindest die Schritte Erwärmen und Abkühlen des
Stahlblechmaterials umfasst, bildet sich definiert und zumindest bereichsweise eine
temporäre Schutzschicht auf der Korrosionsschutzbeschichtung aus. Unter "temporär"
wird verstanden, dass diese Schutzschicht vorwiegend eine vorübergehende Funktion
erfüllt, nämlich die Korrosionsschutzbeschichtung z.B. vor einem Abdampfen, einer
übermäßigen Oxidation und/oder einer Verzunderung, sowie ggf. auch einem mechanischen
Abrieb im Werkzeug, zu schützen. Die temporäre Schutzschicht hat darüber hinausgehend
keine primäre Funktion, insbesondere keine Funktion für das hergestellte Blechformteil.
Dies schließt nicht aus, dass die temporäre Schutzschicht bei Belassung auf dem Blechformteil
z.B. eine korrosive Schutzwirkung entfalten kann.
[0018] Unter einer definierten Ausbildung der temporären Schutzschicht ist zu verstehen,
dass diese temporäre Schutzschicht während des Härtevorgangs und hierbei insbesondere
während des Erwärmens nicht zufällig oder als Nebenprodukt entsteht, sondern das bereitgestellte
Stahlblechmaterial bzw. dessen Korrosionsschutzbeschichtung gezielt hierfür ausgebildet
ist, wie z.B. in der
DE 10 2004 021 U1 oder der
DE 10 2007 022 174 B3 beschrieben. Insbesondere handelt es sich bei der temporären Schutzschicht um eine
temporäre Oxidschicht, die z.B. größtenteils aus Aluminiumoxid (Al
2O
3) besteht. Hierfür wird der Korrosionsschutzbeschichtung bzw. dem metallischen Überzug
z.B. ein Aluminiumanteil beigemengt, wie in der
DE 10 2004 021 U1 beschrieben. Des weiteren kann die temporäre Schutzschicht auch Verunreinigungsbestandteile
umfassen. Die temporäre Schutzschicht kann auch nur bereichsweise auf dem Blechformteil
ausgebildet sein. Ferner kann die temporäre Schutzschicht uneinheitlich ausgebildet
sein. Die bereichsweise und/oder uneinheitliche Ausbildung kann z. B. die Folge einer
partiellen und/oder unterschiedlichen Erwärmung des Blechmaterials im Zuge des Härtevorgangs
sein.
[0019] Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren kann es durchaus vorgesehen sein, das bereits
fertig geformte und gehärtete Blechformteil nach dem Härten einer weiteren Wärmebehandlung
zu unterziehen, um gezielt weitere Werkstoffeigenschaften einzustellen. Eine solche
weitere Wärmebehandlung ist z.B. ein Anlassen. Auch dies kann Einfluss auf eine bereits
ausgebildete temporäre Schutzschicht haben und z.B. deren Schichtdicke verändern.
[0020] Dem Härtevorgang nachfolgend ist ein zumindest teilweises Entfernen bzw. Abtragen
dieser temporären Schutzschicht vom Blechformteil vorgesehen. Dieses Entfernen der
temporären Schutzschicht kann direkt nach dem Härtevorgang oder auch zu einem späteren
Zeitpunkt erfolgen, nach dem das Blechformteil z.B. zwischengelagert wurden. Das Entfernen
der temporären Schutzschicht sollte jedoch nicht vor einer optionalen weiteren Wärmebehandlung
erfolgen, da sonst Gefahr besteht, dass sich die temporäre Schutzschicht erneut ausbildet.
Die temporäre Schutzschicht muss zumindest in jenen Bereichen des Blechformteils entfernt
werden, die hinsichtlich dessen Weitverarbeitung bzw. in Hinblick auf die nachfolgenden
Fertigungsschritte relevant sind.
[0021] Die temporäre Schutzschicht wird zumindest von jenen Bereichen entfernt, die nachfolgend
beschichtet werden und/oder in denen ein Fügen des Blechformteils vorgesehen ist.
Unter einem Beschichten wird das Aufbringen eines fest haftenden Beschichtungswerkstoffs
auf das Blechformteil verstanden. Unter Beschichten wird insbesondere ein Lackieren
des Blechformteils verstanden, wobei die aufgebrachte Lackschicht mehrere Einzelschichten
umfassen kann. Unter Fügen wird das bevorzugt stoffschlüssige Verbinden dieses Blechformteils
mit einem anderen Bauteil verstanden. Eine Fügeverbindung ist insbesondere eine Schweißverbindung,
ggf. auch eine Lötverbindung oder eine Klebeverbindung. Bevorzugt wird die temporäre
Schutzschicht vom Blechformteil vollständig entfernt.
[0022] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass dieses Entfernen der temporären Schutzschicht
durch Reinigungsstrahlen mit einem abrasiven Strahlmittel und/oder durch mechanisches
Reinigen erfolgt, wobei die Korrosionsschutzbeschichtung selbst im Wesentlichen erhalten
bleibt.
[0023] Unter Reinigungsstrahlen wird im Allgemeinen das Strahlen des Blechformteils verstanden.
Ziel ist es, die Korrosionsschutzbeschichtung freizulegen. Unter einem abrasiven Strahlmittel
wird verstanden, dass dieses eine Körnung aus harten Partikeln umfasst, die einen
Abrieb und/oder Abschliff der temporären Schutzschicht herbeiführen. Hierbei kann
eine geringfügige Beeinträchtigung der Korrosionsschutzbeschichtung nicht gänzlich
ausgeschlossen werden, was durch die Formulierung "im Wesentlichen" angezeigt ist.
Trockeneispartikel, wie in der
DE 10 2007 022 174 B3 beschrieben, sind gemäß dieser Definition kein abrasives Strahlmittel, weil deren
Abtragungseffekt auf Sublimation und/oder Versprödung der temporären Schutzschicht
basiert, wie oben erläutert.
[0024] Das erfindungsgemäße Verfahren weist den Vorteil auf, dass Risse in der temporären
Schutzschicht und Hohlräume unterhalb der temporären Schutzschicht, was Voraussetzung
für das Reinigen bzw. Entfernen mit Trockeneispartikeln ist, nicht zwingend vorhanden
sein müssen, um diese temporäre Schutzschicht zu entfernen. Zudem ergibt sich eine
deutlich höhere Qualität und Zuverlässigkeit der Entfernung der temporären Schutzschicht.
Ferner ist das erfindungsgemäße Verfahren umweltschonend, da z. B. auf umweltschädliches
CO
2 verzichtet wird. Zudem erweist sich das erfindungsgemäße Verfahren als sehr wirtschaftlich.
[0025] Entgegen den Ausführungen in der
DE 10 2007 022 174 B3 hat sich wider dem fachmännischen Erwarten herausgestellt, dass insbesondere das
Entfernen der temporären Schutzschicht mittels Reinigungsstrahlen mit einem abrasiven
Strahlmittel deutliche Vorteile gegenüber dem Einsatz von Trockeneispartikeln aufweist:
- die Korrosionsschutzbeschichtung wird durch die kinetische Energie des auftreffenden
abrasives Strahlmittels ggf. verdichtet und verfestigt, wodurch deren Korrosionsschutzwirkung
nachhaltig verbessert wird;
- die Korrosionsschutzbeschichtung wird durch das auftreffende abrasive Strahlmittel
in seiner Schichtdicke nivelliert, was insbesondere für nachfolgende Lackierungsarbeiten
vorteilhaft ist;
- unter dem Einfluss des auftreffenden abrasiven Strahlmittels wird die Korrosionsschutzbeschichtung
auf das Stahlblech-Grundmaterial quasi aufgehämmert, wodurch deren Haftung nachhaltig
verbessert wird;
- etwaige Risse in der Korrosionsschutzbeschichtung werden zumindest teilweise durch
plastische Verformung des Beschichtungsmaterials geschlossen, wodurch deren Korrosionsschutzwirkung
nachhaltig verbessert wird; und
- das Blechmaterial wird nicht abgekühlt, wodurch eine nachteilige Kondensatbildung
vermieden wird.
[0026] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass das Entfernen der temporären
Schutzschicht vom Blechformteil durch Druck-Reinigungsstrahlen erfolgt. Beim Druck-Reinigungsstrahlen
wird das abrasive Strahlmittel zusammen mit einem flüssigen oder gasförmigen Trägermittel
durch eine Düse ausgebracht. Das Druck-Reinigungsstrahlen ist insbesondere ein Druckluft-Reinigungsstrahlen,
bei dem das abrasive Strahlmittel durch einen mit hoher Geschwindigkeit durch eine
Düse austretenden Luftstrom beschleunigt wird. Der Vorteil liegt in der Möglichkeit
der exakten Strahlführung und Strahlfokussierung, wodurch die temporäre Schutzschicht
z.B. gezielt in einzelnen Bereichen des Blechformteils entfernt werden kann.
[0027] Gemäß einer anderen bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass das Entfernen
der temporären Schutzschicht vom Blechformteil durch Schleuder-Reinigungsstrahlen
erfolgt. Bevorzugt wird hierzu ein Schleuderrad verwendet, welches das abrasive Strahlmittel
auf das von der temporären Schutzschicht zu reinigende Blechformteil schleudert. Die
kinetische Energie des auf das Blechformteil auftreffenden abrasives Strahlmittels
kann mittels Veränderung der Drehzahl des Schleuderrades eingestellt werden, wobei
natürlich auch andere Parameter Einfluss auf die kinetische Energie haben, wie z.B.
die Beschaffenheit des abrasiven Strahlmittels (siehe untenstehende Ausführungen).
Ein wesentlicher Vorteil des Schleuderrad-Reinigungsstrahlens liegt in den verhältnismäßig
günstigen Anlagen-und Betriebskosten. Zudem kann mit einem breit gefächerten Reinigungsstrahl
zeitgleich eine großflächige temporäre Schutzschicht vom Blechformteil entfernt werden.
Das Schleuder-Reinigungsstrahlen kann mit einem Druck-Reinigungsstrahlen kombiniert
werden.
[0028] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass die Betriebsparameter
beim Druck-Reinigungsstrahlen und/oder beim Schleuder-Reinigungsstrahlen, wie insbesondere
der Strahldruck, derart eingestellt werden, dass eine Beeinträchtigung der Korrosionsschutzbeschichtung
und/oder der Maßhaltigkeit des Blechformteils im Wesentlichen ausgeschlossen ist.
Ein relevanter Betriebsparameter ist z.B. auch der Auftreffwinkel des abrasiven Strahlmittels
auf die Oberfläche des Blechformteils. Trifft das abrasive Strahlmittel z.B. im Wesentlichen
senkrecht (90°) auf die Oberfläche auf, so kann eine gute Verdichtung und/oder Verfestigung
der Korrosionsschutzbeschichtung erzielt werden. Trifft das abrasive Strahlmittel
z.B. unter einem spitzen Winkel auf die Oberfläche auf, so kann eine gute Entfernungswirkung
hinsichtlich der temporären Schutzschicht erzielt werden. Um eine Verformung des Blechformteils
infolge zu hoher kinetischer Energie des abrasiven Strahlmittels zu vermeiden, oder
auf ein zulässiges Mindestmaß zu reduzieren, können z.B. spezielle Gestelle verwendet
werden, in welche die zu reinigenden Blechformteile eingelegt oder eingehängt werden
und die das Blechformteil in kritischen Bereichen stabilisieren. Eine besonders bevorzugte
Maßnahme zur Erhaltung der Maßhaltigkeit wird nachfolgend noch näher erläutert.
[0029] Insbesondere müssen die Betriebsparameter, das abrasive Strahlmittel und das Equipment
derart aufeinander abgestimmt sein, dass die temporäre Schutzschicht ohne Gefährdung
der Maßhaltigkeit und unter Erhaltung der Korrosionsschutzschicht von dem Blechformteil,
zumindest in den relevanten Bereichen, abgetragen werden kann.
[0030] Nach einem anderen Aspekt ist vorgesehen, die kinetische Energie des abrasiven Strahlmittels
gezielt zur Umformung und/oder Kalibrierung des zu reinigenden Blechformteils zu nutzen,
so dass das Blechformteil erst nach dem Reinigungsstrahlen mit dem abrasiven Strahlmittel
seine vorgesehene Geometrie (Endgeometrie) aufweist. Bevorzugt erfolgt dies in Abstimmung
mit dem vorausgehenden Umformen, wobei hier z. B. bewusst ein Fehlmaß angestrebt wird,
dass dann durch das Reinigungsstrahlen mit dem abrasiven Strahlmittel kompensiert
wird.
[0031] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass Glasperlen, Keramikperlen,
Metallschrot, Stahlkies, Korund und/oder Sand, oder dergleichen mehr, als abrasives
Strahlmittel verwendet wird. Maßgeblich für die Auswahl eines im jeweiligen Fall geeigneten
abrasiven Strahlmittels ist, dass dieses die Korrosionsschutzbeschichtung nicht beschädigen
darf. Durch die Wahl des abrasiven Strahlmittels, insbesondere auch im Hinblick auf
die mittlere Masse und/oder das mittlere Volumen dessen Körnung, kann ebenfalls die
Wirkung des abrasiven Reinigungsstrahls beeinflusst werden, z.B. im Hinblick auf die
Abtragungsleistung und/oder eine erzielbare Verdichtung oder Verfestigung der Korrosionsschutzbeschichtung.
Insbesondere ist vorgesehen, dass ein kantiges, splittartiges Stahlgranulat als abrasives
Strahlmittel verwendet wird.
[0032] Um ein Verformen des Blechformteils durch die kinetische Energie des auftreffenden
abrasives Strahlmittels auszuschließen, ist bevorzugt vorgesehen, dass die Blechstärke
des Stahlblechmaterials wenigstens 1 mm beträgt. Durch geeignete Wahl eines abrasiven
Strahlmittels und/oder der Betriebsparameter, wie obenstehend ausgeführt, kann auch
bei geringeren Blechstärken die temporäre Schutzschicht durch Reinigungsstrahlen mit
einem abrasiven Strahlmittel entfernt werden.
[0033] Gemäß einer besonders bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass das Blechformteil
gleichzeitig von beiden Seiten (d.h. von beiden Blechseiten) einem Reinigungsstrahlen
mit einem abrasiven Strahlmittel ausgesetzt wird. Dies gelingt besonders gut, wenn
ein zu reinigendes Blechformteil beim Reinigungsstrahlen eine im Wesentlichen vertikale
Position einnimmt. Durch das beidseitige Auftreffen des abrasiven Strahlmittels wird
ein dynamisches Kräftegleichgewicht geschaffen, wodurch ein Verformen des Blechformteils
verhindert oder zumindest deutlich auf ein zulässiges Mindestmaß reduziert werden
kann.
[0034] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass das Entfernen der temporären
Schutzschicht automatisiert erfolgt. Für die Automatisierung eignet sich insbesondere
das Schleuder-Reinigungsstrahlen und/oder das Druck-Reinigungsstrahlen.
[0035] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass das Stahlblechmaterial
ein 22MnB5-Stahlwerkstoff ist, oder zumindest auf diesem oder einem vergleichbaren
Stahlwerkstoff (z.B. 16MnB5) basiert. Dieser härtbare Stahlwerkstoff eignet sich insbesondere
für Karosseriebauteile für Kraftfahrzeuge, wobei die Bezeichnung "22MnB5" eine Gruppenbezeichnung
von ähnlichen Stahlwerkstoffen ist. Alternativ kann auch ein hierzu vergleichbarer
Stahlwerkstoff eingesetzt werden.
[0036] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass die Korrosionsschutzbeschichtung
im Wesentlichen aus Zink besteht und deren Schichtstärke nicht mehr als 400 g/m
2, bevorzugt nicht mehr als 300 g/m
2 und insbesondere nicht mehr als 200 g/m
2 beträgt. Die Schichtstärke kann jedoch auch mehr als 400 g/m
2 betragen. Bevorzugt ist vorgesehen, dass die Korrosionsschutzbeschichtung eine Schichtdicke
von 7 bis 14 µm aufweist. Diese Angaben beziehen sich auf den Zustand vor dem Umformen
(Anlieferungszustand) und/oder Härten. Die Korrosionsschutzbeschichtung kann neben
dem Zink auch einen Eisenanteil aufweisen. Bevorzugt ist zudem vorgesehen, dass zwischen
dem Stahlblechmaterial und dessen Korrosionsschutzbeschichtung aus Zink eine Hemmschicht,
z.B. aus Aluminium, vorhanden ist, wie in der
DE 10 2007 022 174 B3 beschrieben. Die Zinkschicht und ggf. die Hemmschicht sind bevorzugt mittels einer
kontinuierlichen Schmelztauchbeschichtung aufgebracht.
[0037] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass das mechanische Reinigen
durch Bürsten und/oder Reinigungsschleifen erfolgt, oder durch hiermit vergleichbare
Maßnahmen. Hierbei kann vorgesehen sein, das Blechformteil zuerst mit einem Reinigungsstrahlen
zu behandeln, um z.B. einen geringfügigen Abtrag der temporären Schutzschicht herbei
zu führen und die Korrosionsschutzbeschichtung zu verdichten, und nachfolgend ein
mechanisches Reinigen durchzuführen, wobei dann die Korrosionsschutzbeschichtung aufgrund
der vorausgegangenen Verdichtung weniger anfällig für Beeinträchtigungen ist.
[0038] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass die Qualität der von der
temporären Schutzschicht gereinigten Korrosionsschutzbeschichtung erfasst wird. Unter
dieser Qualität wird vorrangig die Beschaffenheit der Korrosionsschutzbeschichtung
nach dem Entfernen der temporären Schutzschicht in Hinblick auf einen oder mehrere
nachfolgende Fertigungsschritte verstanden. Insbesondere ist vorgesehen, dass eine
quantitative Erfassung der Qualität durch wenigstens eine elektrische Widerstandmessung
erfolgt. Hierbei wird z.B. mittels von zwei Elektroden der elektrische Widerstand
(Durchgangswiderstand und/oder Übergangswiderstand) gemessen. Der gemessene Widerstandswert
gibt Aufschluss über die Qualität der gereinigten Korrosionsschutzbeschichtung, wobei
zulässige Widerstandswerte z. B. in Testreihen ermittelt werden können. Die Messung
des elektrischen Widerstands kann auch nach einem Rückbeölen des Blechformteils im
Anschluss an das Entfernen der temporären Schutzschicht durchgeführt werden. Bevorzugt
ist vorgesehen, dass der elektrische Widerstand an mehreren Punkten des Blechformteils
gemessen wird. Liegt ein einzelner gemessener Widerstandswert höher oder niedriger
als ein zulässiger Grenzwert (oder Grenzwertbereich), so kann das betreffende Blechformteil
nachgereinigt werden. Ggf. kann es auch erforderlich sein, die Betriebsparameter für
das Reinigungsstrahlen anzupassen.
[0039] Das Verfahren nach dem nebengeordneten Anspruch dient dem Entfernen einer temporären
Schutzschicht von einem Blechformteil, wobei sich diese temporäre Schutzschicht definiert
während eines Härtevorgangs zumindest bereichsweise auf der Korrosionsschutzbeschichtung
eines härtbaren Stahlblechmaterials ausgebildet hat. Erfindungsgemäß ist vorgesehen,
dass ein zumindest teilweises Entfernen dieser temporären Schutzschicht vom Blechformteil
durch Reinigungsstrahlen mit einem abrasiven Strahlmittel und/oder durch ein mechanisches
Reinigen erfolgt, wobei die Korrosionsschutzbeschichtung im Wesentlichen erhalten
bleibt.
[0040] Für dieses Verfahren gelten analog die obigen Erläuterungen, sowie Weiterbildungs-und
Ausgestaltungsmöglichkeiten.
[0041] Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Figuren näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- den schematischen Ablauf eines erfindungsgemäßen Verfahrens gemäß einem bevorzugten
Ausführungsbeispiel;
- Fig. 2
- einen Schnitt durch das Blechmaterial eines gemäß Fig. 1 hergestellten Blechformteils
nach dem Presshärtevorgang;
- Fig. 3
- das Entfernen der temporären Schutzschicht vom Blechmaterial der Fig. 2 mittels eines
abrasiven Strahlmittels in einer schematischen Ansicht;
- Fig. 4
- das Entfernen der temporären Schutzschicht durch Schleuder- Reinigungsstrahlen in
einer schematischen Ansicht; und
- Fig. 5
- das Entfernen der temporären Schutzschicht durch ein beidseitiges Schleuder-Reinigungsstrahlen
in einer schematischen Ansicht.
[0042] Fig. 1 gibt eine Übersicht über ein erfindungsgemäßes Verfahren gemäß einem bevorzugten
Ausführungsbeispiel. Die Übersicht umfasst sieben Schritte I bis VII, wobei der erste
Schritt I und der letzte Schritt VI nicht Bestandteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
sind. Das erfindungsgemäße Verfahren kann zudem nicht dargestellte und im Folgenden
nicht näher erörterte Zwischenschritte umfassen.
[0043] Das erfindungsgemäße Verfahren beginnt im Schritt II mit dem Bereitstellen einer
zugeschnittenen Platine 2 aus einem härtbaren Stahlblechmaterial, mit einer wenigstens
einseitig aufgebrachten Korrosionsschutzbeschichtung, die hier im Wesentlichen aus
Zink gebildet ist. Das Blechmaterial wird z.B. im Coil 1 als Kaltband bereitgestellt
(Schritt I).
[0044] Zur Ausbildung eines Blechformteils 3 wird die Platine im Schritt III zuerst einer
Kaltumformung unterzogen. Diese Kaltumformung kann in mehreren Umformstufen erfolgen.
Die Endgeometrie des Blechformteils 3 wird hierbei mit einer Maßhaltigkeit von ca.
95 % oder größer ausgebildet.
[0045] Dieser Kaltumformung schließt sich im Schritt IV ein Presshärtevorgang an, bei dem
das Stahlblechmaterial gehärtet und das Blechformteil 3 quasi gleichzeitig auf 100
% Maßhaltigkeit kalibriert wird. Hierbei bildet sich auf der Korrosionsschutzbeschichtung
definiert eine temporäre Schutzschicht aus. Die Ausbildung dieser temporären Schutzschicht
ist werkstoffseitig bereits im angelieferten Blechmaterial (Schritt 1) veranlagt.
Alternativ können die Schritte III und IV auch zusammengefasst.
[0046] Dem Presshärtevorgang im Schritt IV kann optional eine weitere Wärmebehandlung des
Blechformteils 3 folgen, z.B. ein Anlassen.
[0047] Dem Presshärtevorgang folgt im Schritt V das zumindest teilweise Entfernen der temporären
Schutzschicht vom Blechformteil, durch Reinigungsstrahlen mit einem abrasiven Strahlmittel,
wobei die Korrosionsschutzbeschichtung im Wesentlichen erhalten bleibt. Diesem Reinigungsvorgang
kann sich optional eine Rückbeölung der freigelegten Korrosionsschutzbeschichtung
anschließen, was bspw. durch einen Ölnebel erfolgen kann.
[0048] Im Schritt VI wird die Qualität (Q) der Korrosionsschutzbeschichtung nach dem Reinigungsstrahlen
und ggf. Rückbeölen quantitativ durch Messung des elektrischen Widerstands bestimmt.
Ein ermittelter Widerstandswert (typischerweise im Milliohm-Bereich) gibt z.B. Aufschluss
darüber, ob ein nachfolgendes Fügen (z.B. Schweißen) und/oder Lackieren möglich ist.
Übersteigt z.B. ein gemessener Widerstandswert einen Grenzwert, so kann eine Nachbearbeitung
des Blechformteils erfolgen. Allgemein gilt, dass die Bestimmung der Qualität (Q)
der Korrosionsschutzbeschichtung spätestens beim Schweißen oder Lackieren des Blechformteils
3 (im Schritt VII) ausgeführt sein muss.
[0049] Hiernach kann das Blechformteil 3 im Schritt VII beschichtet (z.B. lackiert) und/oder
gefügt (z.B. verschweißt) werden, wobei dies nicht mehr Bestandteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist. Gleichwohl dient das erfindungsgemäße Verfahren dazu, dieses nachfolgende
Beschichten und/oder Fügen des Blechformteils zu ermöglichen.
[0050] Fig. 2 zeigt einen Schnitt durch das Blechmaterial des Blechformteils 3 nach dem
Presshärtevorgang (Schritt IV gemäß Fig. 1). Das härtbare Stahlblechmaterial (Substrat)
10 ist mit einer einseitig aufgebrachten Korrosionsschutzbeschichtung 12 versehen.
Diese Korrosionsschutzbeschichtung 12 kann auch zweiseitig aufgebracht sein. Zwischen
der Korrosionsschutzbeschichtung 12 und dem Stahlblechmaterial 10 kann eine nicht
näher dargestellte Hemmschicht 11 ausgebildet sein, wie oben erläutert, wobei diese
optionale Hemmschicht 11 auch ein Hemmschichtmechanismus sein kann. Infolge der Erwärmung
während des Presshärtevorgangs im Schritt IV hat sich auf der Korrosionsschutzbeschichtung
12 definiert eine temporäre Schutzschicht 13 ausgebildet.
[0051] Bevorzugt ist vorgesehen, dass das Stahlblechmaterial 10 ein 22MnB5-Stahlwerkstoff
ist oder zumindest auf diesem Stahlwerkstoff basiert. Die Korrosionsschutzbeschichtung
12 ist im Wesentlichen aus Zink gebildet. Die temporäre Schutzschicht 13 besteht aus
Oxiden (z.B. Aluminiumoxid), welche im Wesentlichen aus einem geringfügigen Aluminiumanteil
in der Korrosionsschutzbeschichtung 12 gebildet wird, wie dies z.B. in der
DE 20 2004 021 264 U1 beschrieben ist. Danben umfasst die temporäre Schutzschicht 13 auch weitere Bestandteile,
wie insbesondere Verunreinigungen.
[0052] Sowohl die Korrosionsschutzbeschichtung 12 als auch die temporäre Schutzschicht 13
weisen aufgrund des Presshärtevorgangs Risse 14 und 15 auf. Zudem können zwischen
der Korrosionsschutzbeschichtung 12 und der temporären Schutzschicht 13 Hohlräume
16 ausgebildet sein. Dies kann eine schlechte Haftung der temporären Schutzschicht
13 bedingen, weshalb diese z.B. im Hinblick auf nachfolgende Lackier-und/oder Schweißarbeiten
zu entfernen ist.
[0053] Fig. 3 zeigt das erfindungsgemäße Entfernen dieser temporären Schutzschicht 13 durch
Reinigungsstrahlen mit einem abrasiven Strahlmittel. Die Düse 21 bringt einen auf
das Blechmaterial bzw. Blechformteil gerichteten Reinigungsstrahl 22 aus. Eine Relativbewegung
der Düse ist mit dem Pfeil P dargestellt. Der Reinigungsstrahl 22 enthält ein abrasives
Strahlmittel, welches den Abtrag der temporären Schutzschicht 13 bewirkt (siehe Bezugszeichen
13a). Dieses Abtragen der temporären Schutzschicht 13 wird durch die Risse 15 und
Hohlräume 16 begünstigt, gleichwohl sind diese Risse 15 und Hohlräume 16 keine Voraussetzung
für das Entfernen der temporären Schutzschicht 13, wie dies beim Einsatz von Trockeneispartikeln
der Fall ist.
[0054] Wie dargestellt, bewirkt der Reinigungsstrahl 22 gleichfalls ein Verdichten und Nivellieren
der Korrosionsschutzbeschichtung 12, sowie ein Verschließen der Risse 14 aufgrund
plastischer Verformung des Beschichtungsmaterials (siehe Bezugszeichen 13b), was als
wesentlicher Vorteil gegenüber dem Einsatz von Trockeneispartikeln anzusehen ist,
da dies insbesondere die Voraussetzungen für nachfolgende Lackierungsarbeiten verbessert.
[0055] Gemäß der Darstellung in Fig. 3 trifft der Reinigungsstrahl 22 im Wesentlichen senkrecht
auf die Oberfläche des zu reinigenden Blechformteils 3 auf. Wie oben erläutert, kann
durch Variation des Auftreffwinkels des abrasiven Strahlmittels auf die Oberfläche
des Blechformteils die Wirkung des abrasiven Strahlmittels verändert bzw. eingestellt
werden. Ein Auftreffwinkel von kleiner 90° kann z.B. hinsichtlich des Abtrags der
temporären Schutzschicht 13 förderlich sein.
[0056] Alternativ und/oder ergänzend kann die temporäre Schutzschicht 13 auch durch mechanisches
Reinigen, wie insbesondere durch Bürsten und/oder Reinigungsschleifen entfernt werden.
[0057] Fig. 4 zeigt das Entfernen der temporären Schutzschicht 13 mittels Schleuder-Reinigungsstrahlen.
Das abrasive Strahlmittel wird hier von einem rotierenden Schleuderrad 31 ausgebracht.
Die Rotation des Schleuderrads 31 ist mit dem Pfeil U beispielhaft angegeben. Die
Zuführung des abrasiven Strahlmittels zum Schleuderrad 31 erfolgt von einem Vorratsbehälter
33 über die Nabe 34. Das Schleuder-Reinigungsstrahlen ermöglicht gegenüber der Verwendung
von Düsen 21 (vgl. Fig. 3) ein verhältnismäßig großes Strahlbild, was durch die Strahllinien
32 dargestellt ist. Das Schleuder-Reinigungsstrahlen ist somit insbesondere für großflächige
Blechformteile 3 geeignet. Bevorzugt ist eine Relativbewegung zwischen dem Schleuderrad
31 und dem Blechformteil 3 vorgesehen. Hierzu kann z.B. das Blechformteil 3 an dem
Schleuderrad 31 vorbeigeleitet werden (Pfeil P), oder im Strahlbild gedreht werden,
wobei es von dem abrasiven Strahlmittel getroffen wird, was die Entfernung der temporären
Schutzschicht 13 herbeiführt. Das Schleuder-Reinigungsstrahlen ist verhältnismäßig
kostengünstig und lässt sich zudem sehr gut automatisieren.
[0058] Fig. 5 zeigt das Entfernen der temporären Schutzschicht 13 an einem Blechformteil
3 durch ein beidseitiges Schleuder-Reinigungsstrahlen. Das Blechformteil 3 wird in
einer vornehmlich vertikalen Ausrichtung zwischen zwei sich im Wesentlichen gegenüberliegenden
Schleuderrädern bzw. Turbinen 31 a und 31 b in der angegebenen Richtung P durchgeführt
und zeitgleich von beiden Seiten mit einem abrasiven Strahlmittel gestrahlt, wodurch
die temporäre Schutzschicht 13 abgetragen wird. Die Schleuderräder 31 a und 31 b weisen
beispielhaft eine vertikale Rotationsachse auf. Die Strahllinien sind mit 32 angegeben,
wobei es sich streng genommen um ein Strahlfeld handelt, das eine Strahlfläche auf
dem Blechformteil 3 erzeugt. Durch das beidseitige Reinigungsstrahlen mit einem abrasiven
Strahlmittel ergibt sich eine Zeitersparnis (Bearbeitungszeit z.B. 15 bis 25 sec für
ein komplettes Blechformteil, wie Schweller, B-Säule, Längsträger etc.), zudem wird
ein dynamisches Kräftegleichgewicht geschaffen, wodurch bei einem verhältnismäßig
hohen Strahldruck (hohe Reinigungswirkung) ein Verformen des Blechformteils 3 verhindert
oder auf ein zulässiges Mindestmaß reduziert werden kann. Die Anzahl von zwei Schleuderrädern
ist lediglich beispielhaft. Je nach Größe des zu reinigenden Blechformteils 3 können
auch mehr als zwei Schleuderräder eingesetzt werden (bspw. 8 bis 12). Ebenso kann
ein solches gleichzeitiges und beidseitiges Reinigungsstrahlen auch mittels Druck-Reinigungsstrahlen
erfolgen.
[0059] Mit 35 ist eine Einhausung bezeichnet, wobei es sich z.B. um eine geschlossene Kabine
handeln kann. Die Einhausung bzw. Kabine 35 weist eine Eingangsschleuse und eine Ausgangsschleuse
auf, durch welche die zu reinigenden bzw. zu strahlenden Blechformteile 3 kontinuierlich
oder diskontinuierlich eingeschleust und ausgeschleust werden können. Nach dem Ausschleusen
werden die Blechformteile 3 abgeblasen und ggf. rückbeölt. Der Transport kann z.B.
durch ein Schienensystem erfolgen, an dem die zu reinigenden Blechformteile 3 hängend
durch die Einhausung 35 geführt werden.
- I
- Bereitstellen Coil
- II
- Zuschneiden Platine
- III
- Kaltumformung
- IV
- Presshärtevorgang
- V
- Entfernen der temporären Schutzschicht
- VI
- Beschichten und/oder Fügen (Lackieren und/oder Verschweißen)
- 1
- Coil
- 2
- Platine
- 3
- Blechformteil
- 10
- Stahlblechmaterial (Substrat)
- 11
- Hemmschicht
- 12
- Korrosionsschutzbeschichtung
- 13
- temporäre Schutzschicht
- 14
- Riss(e) in der Korrosionsschutzbeschichtung
- 15
- Riss(e) in der temporären Schutzschicht
- 16
- Hohlräume
- 21
- Düse
- 22
- Reinigungsstrahl
- 31
- Schleuderrad
- 31a, 31b
- Schleuderräder (Turbinen)
- 32
- Strahllinie(n)
- 33
- Vorratsbehälter
- 34
- Nabe
- 35
- Einhausung (Kabine)
- P
- Relativbewegung
- Q
- Qualität
- U
- Rotation
- t
- Zeit
- ϑ
- Temperatur
1. Verfahren zur Herstellung eines beschicht- und/oder fügbaren Blechformteils (3) mit
einer Korrosionsschutzbeschichtung (12), insbesondere einer im Wesentlichen metallischen
Korrosionsschutzbeschichtung, umfassend die folgenden Schritte:
- Bereitstellen einer Platine aus einem härtbaren Stahlblechmaterial (10), mit einer
wenigstens einseitig aufgebrachten Korrosionsschutzbeschichtung (12);
- Umformen dieser Platine zu einem Blechformteil (3);
- Ausführen eines Härtevorgangs, insbesondere eines Presshärtevorgangs, um eine Härtung
des Stahlblechmaterials (10) herbeizuführen, wobei sich während des Härtevorgangs
definiert und zumindest bereichsweise eine temporäre Schutzschicht (13), insbesondere
eine temporäre Oxidschicht, auf der Korrosionsschutzbeschichtung (12) ausbildet; und
- zumindest teilweises Entfernen dieser temporären Schutzschicht (13) vom Blechformteil
(3) durch Reinigungsstrahlen mit einem abrasiven Strahlmittel und/oder durch mechanisches
Reinigen, wobei die Korrosionsschutzbeschichtung (12) im Wesentlichen erhalten bleibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Entfernen der temporären Schutzschicht (13) vom Blechformteil (3) durch Druck-Reinigungsstrahlen
erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Entfernen der temporären Schutzschicht (13) vom Blechformteil (3) durch Schleuder-Reinigungsstrahlen
erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Betriebsparameter, wie insbesondere der Strahldruck, derart eingestellt werden,
dass eine Beeinträchtigung der Korrosionsschutzbeschichtung (12) und/oder der Maßhaltigkeit
des Blechformteils (3) im Wesentlichen ausgeschlossen ist.
5. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein kantiges Stahlgranulat als abrasives Strahlmittel verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Blechformteil (3) gleichzeitig von beiden Seiten einem Reinigungsstrahlen mit
einem abrasiven Strahlmittel ausgesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Entfernen der temporären Schutzschicht (13) automatisiert erfolgt.
8. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Stahlblechmaterial (10) ein 22MnB5-Stahlwerkstoff ist, oder zumindest auf diesem
Stahlwerkstoff basiert.
9. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Korrosionsschutzbeschichtung (12) im Wesentlichen aus Zink besteht und deren Schichtstärke
nicht mehr als 400 g/m2 beträgt.
10. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das mechanische Reinigen durch Bürsten und/oder Reinigungsschleifen erfolgt.
11. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Qualität (Q) der von der temporären Schutzschicht (13) gereinigten Korrosionsschutzbeschichtung
(12) erfasst wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine quantitative Erfassung der Qualität (Q) durch wenigstens eine elektrische Widerstandmessung
erfolgt.
13. Verfahren zum Entfernen einer temporären Schutzschicht (13) von einem Blechformteil
(3), wobei sich diese temporäre Schutzschicht (13) definiert während eines Härtevorgangs
auf der Korrosionsschutzbeschichtung (12) eines härtbaren Stahlblechmaterials (10)
ausgebildet hat,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein zumindest teilweises Entfernen dieser temporären Schutzschicht (13) vom Blechformteil
(3) durch Reinigungsstrahlen mit einem abrasiven Strahlmittel und/oder durch mechanisches
Reinigen erfolgt, wobei die Korrosionsschutzbeschichtung (12) im Wesentlichen erhalten
bleibt.
14. Verfahren nach Anspruch 13,
gekennzeichnet durch
eine Weiterbildung gemäß wenigstens einem der Ansprüche 2 bis 12.