[0001] Die Erfindung betrifft eine Antriebseinheit für ein Bohr- oder Baugerät mit einem
Mast gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Eine derartige Antriebseinheit weist einen Schlitten auf, welcher entlang dem Mast
des Bohr- oder Baugeräts verfahrbar ist, und einen Bohrantrieb zum Antreiben eines
Bohrgestänges. Der Bohrantrieb ist an dem Schlitten angeordnet.
[0003] Solche Antriebseinheiten sind bekannt und finden Anwendung an einer Vielzahl von
Bohr- oder Baugeräten mit einem Mast oder Mäkler. Derartige Bohrgeräte sind etwa aus
der
EP 0 525 186 A1 oder der
US 4,800,968 bekannt. Die Antriebseinheit ist an dem Mast, welcher auch eine so genannte Lafette
sein kann, verschiebbar angeordnet und in dessen Axialrichtung verfahrbar. Zur Durchführung
beispielsweise von Erdbohrungen weist die Antriebseinheit einen Bohrantrieb auf, mit
welchem ein Bohrgestänge drehend angetrieben werden kann. Durch die axiale Verfahrbarkeit
der Antriebseinheit entlang des Mastes kann das Bohrgestänge in Bohrrichtung vorgetrieben
und nach Herstellung der Bohrung aus dem Bohrloch rückgezogen werden.
[0004] Insbesondere zur Herstellung besonders tiefer Bohrungen, wie sie beispielsweise im
Bereich der Geothermie erforderlich sind, wird das Bohrgestänge sukzessive um weitere
Bohrgestängeschüsse ergänzt beziehungsweise verlängert, um so die gewünschte Bohrtiefe
erreichen zu können. Hierzu wird nach Erreichen einer maximalen Bohrtiefe mit einem
Bohrgestängeschuss das Bohrgestänge von der Antriebseinheit gelöst, die Antriebseinheit
entlang des Mastes von dem Bohrloch entfernt, ein weiterer Bohrgestängeschuss mit
dem Bohrantrieb und dem im Bohrloch befindlichen Bohrgestängeschuss verbunden und
die Bohrung mit dem so gebildeten verlängerten Bohrgestänge fortgeführt.
[0005] Bei bekannten Bohr- oder Baugeräten ist die Herstellung von Bohrungen mittels mehrerer
Bohrgestängeschüsse relativ aufwändig. Zudem ist die Wartung bekannter Antriebseinheiten
häufig zeit- und kostenintensiv.
[0006] Der Erfindung liegt die
Aufgabe zugrunde, eine Antriebseinheit für ein Bohr- oder Baugerät und ein entsprechendes
Bohr- oder Baugerät derart weiterzubilden, dass die Antriebseinheit auf möglichst
einfache Weise zu warten und mit einem Bohrgestänge zu bestücken ist.
[0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Antriebseinheit mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 und durch ein Bohr- oder Baugerät mit den Merkmalen des Anspruchs 11 gelöst.
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0008] Die erfindungsgemäße Antriebseinheit ist
dadurch gekennzeichnet, dass der Schlitten ein Schlittenunterteil aufweist, welches entlang dem Mast verfahrbar
ist, dass der Schlitten ferner ein Schlittenoberteil aufweist, an welchem der Bohrantrieb
angeordnet ist, und dass das Schlittenoberteil gegenüber dem Schlittenunterteil um
zwei Schwenkachsen, welche in einem Winkel zueinander verlaufen, verschwenkbar ist.
[0009] Ein Grundgedanke der Erfindung besteht darin, die Antriebseinheit, insbesondere für
Wartungszwecke und zur Bestückung mit einem Bohrgestänge, klappbar auszubilden. Dabei
ist insbesondere vorgesehen, dass der Bohrantrieb gegenüber dem Schlittenunterteil
und damit gegenüber dem Mast eines Bohr- oder Baugeräts verkippbar ist. Der Bohrantrieb
ist damit besser zugänglich, was zum einen die Wartungsfreundlichkeit erhöht und zum
anderen eine einfachere Bestückung mit einem Bohrgestänge ermöglicht.
[0010] Ein weiterer Grundgedanke der Erfindung besteht darin, den Bohrantrieb in zweifacher
Weise gegenüber dem Schlittenunterteil und damit gegenüber dem Mast schwenk- beziehungsweise
klappbar auszubilden. Dabei kann das Schlittenoberteil, an welchem der Bohrantrieb
angeordnet ist, in zwei Richtungen, also um zwei unterschiedliche Schwenkachsen, gegenüber
dem Schlittenunterteil verschwenkt werden. Somit kann das Schlittenoberteil mit dem
Bohrantrieb je nach Zweck wahlweise entweder in eine erste oder in eine zweite Richtung
verschwenkt werden.
[0011] Besonders bevorzugt ist es nach der Erfindung, wenn die Schwenkachsen im Wesentlichen
senkrecht zueinander verlaufen und einen Schnittpunkt aufweisen. Das Schlittenoberteil
mit dem Bohrantrieb kann dabei um eine erste Schwenkachse und um eine zweite Schwenkachse,
welche im Wesentlichen senkrecht zu der ersten Schwenkachse verläuft, gegenüber dem
Schlittenunterteil abgeklappt werden.
[0012] Vorzugsweise kann das Schlittenoberteil durch Drehung um die erste Schwenkachse in
eine erste, seitliche Schwenkposition und durch Drehung um die zweite Schwenkachse
in eine zweite, obere oder untere Schwenkposition geklappt werden.
[0013] Unter einer seitlichen Schwenkposition wird insbesondere eine Position verstanden,
bei welcher das Schlittenoberteil um eine Längsachse der Antriebseinheit beziehungsweise
des Bohrantriebs, welche parallel zu einer Längsachse des Mastes verläuft, verschwenkt
ist. Die seitliche Schwenkposition dient insbesondere der einfacheren Bestückung des
Bohrantriebs mit einem Bohrgestänge. In der seitlichen Schwenkposition ist der Bohrantrieb
seitlich versetzt und parallel zu seiner Betriebsposition angeordnet und damit besser
zugänglich. Eine Längsachse des Bohrantriebs befindet sich somit seitlich versetzt
zu einer Längsachse des zu erstellenden Bohrlochs. In dieser Position kann dann, beispielsweise
mittels eines Manipulators, auf einfache Weise ein Bohrgestänge mit dem Bohrantrieb
verbunden werden.
[0014] Unter einer oberen oder unteren Schwenkposition wird insbesondere eine Position verstanden,
bei welcher das Schlittenoberteil um eine Querachse der Antriebseinheit verschwenkt
ist, welche quer zur Längsachse des Bohrantriebs verläuft. Die erste und die zweite
Schwenkachse verlaufen im Wesentlichen zwischen Schlittenoberteil und Schlittenunterteil.
[0015] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist
dadurch gekennzeichnet, dass eine Verschwenkeinrichtung zum aktiven Verschwenken des Schlittenoberteils gegenüber
dem Schlittenunterteil vorgesehen ist. Besonders bevorzugt ist es, wenn eine einzige
Verschwenkeinrichtung sowohl zum Verschwenken um die erste Schwenkachse als auch zum
Verschwenken um die zweite Schwenkachse vorgesehen ist. Im Vergleich zu mehreren Verschwenkeinrichtungen
können hierdurch Herstellungs- und Wartungskosten reduziert werden.
[0016] In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst die Verschwenkeinrichtung einen Stellzylinder.
Der Stellzylinder ist einerseits mit dem Schlittenunterteil und andererseits mit dem
Schlittenoberteil verbunden und vorzugsweise hydraulisch und/oder elektrisch angetrieben.
Der Stellzylinder weist vorzugsweise einen Zylinderkörper und einen hierin axial bewegbaren
Hubkolben auf. Durch Ausfahren des Hubkolbens aus dem Zylinderkörper kann das Schlittenoberteil
verschwenkt und so die Antriebseinheit aufgeklappt werden. Durch Einfahren des Hubkolbens
wird die Antriebseinheit in eine unverschwenkte Betriebsposition überführt.
[0017] Insbesondere, um mittels der Verschwenkeinrichtung eine Verschwenkung um zwei unterschiedliche
Schwenkachsen bewirken zu können, ist es bevorzugt, wenn die Verschwenkeinrichtung
gelenkig mit dem Schlittenoberteil und/oder dem Schlittenunterteil verbunden ist.
Besonders bevorzugt ist es dabei, wenn die Verschwenkeinrichtung zumindest an dem
Schlittenoberteil oder dem Schlittenunterteil über eine Kugelgelenkverbindung angelenkt
ist.
[0018] Eine besonders kompakte Bauform der Antriebseinheit wird erreicht, wenn die Verschwenkeinrichtung
zwischen dem Schlittenunterteil und dem Schlittenoberteil angeordnet ist. Hierdurch
wird ferner der Vorteil erzielt, dass die Verschwenkeinrichtung in der Betriebsposition,
in welcher das Schlittenoberteil im Wesentlichen parallel und unverschwenkt gegenüber
dem Schlittenunterteil ausgerichtet ist, weitgehend geschützt aufgenommen ist. Vorzugsweise
ist hierzu an dem Schlittenunterteil und/oder dem Schlittenoberteil ein Aufnahmeraum
für die Verschwenkeinrichtung vorgesehen.
[0019] Um die Verschwenkbarkeit des Schlittenoberteils um zwei unterschiedliche Schwenkachsen
zu ermöglichen, ist es bevorzugt, dass das Schlittenoberteil über mindestens zwei
lösbare Drehgelenke an dem Schlittenunterteil angelenkt ist, wobei ein erstes lösbares
Drehgelenk an der ersten Schwenkachse und ein zweites lösbares Drehgelenk an der zweiten
Schwenkachse angeordnet ist. Unter einem lösbaren Drehgelenk wird insbesondere ein
Gelenk verstanden, bei welchem die gelenkige Verbindung der zu verbindenden Bauteile,
also Schlittenoberteil und Schlittenunterteil, hergestellt und aufgehoben beziehungsweise
gelöst werden kann. In der gelösten Stellung kann das Schlittenoberteil um das jeweils
andere - dann geschlossene - Drehgelenk gedreht werden.
[0020] Für ein einfacheres und komfortableres Lösen und Schließen der Drehgelenke ist vorzugsweise
eine Schließeinrichtung zum Lösen und/oder Schließen mindestens eines lösbaren Drehgelenkes
vorgesehen. Die Schließeinrichtung kann beispielsweise einen Stellzylinder aufweisen,
welcher einen Gelenkbolzen eines Drehgelenkes axial verfahren kann, sodass die Gelenkverbindung
gelöst oder geschlossen werden kann. Der Stellzylinder der Schließeinrichtung ist
vorzugsweise hydraulisch und/oder elektrisch angetrieben.
[0021] Damit das Schlittenoberteil stets sicher an dem Schlittenunterteil befestigt ist,
sollten nicht beide Drehgelenke gleichzeitig geöffnet sein. Um ein solches gleichzeitiges
Lösen von zwei Drehgelenken zu verhindern, ist vorzugsweise eine Steuereinrichtung
vorgesehen, welche dazu eingerichtet ist, stets mindestens eine der Drehgelenke geschlossen
zu halten. Die Steuereinrichtung kann eine mechanische und/oder eine elektronische
Wirkverbindung zwischen den Drehgelenken umfassen.
[0022] Eine besonders einfache Antriebseinheit kann dadurch erreicht werden, dass ein Doppelgelenk
vorgesehen ist, welches im Bereich eines Schnittpunktes der beiden Schwenkachsen angeordnet
ist und welches Schwenkbewegungen um beide Schwenkachsen ermöglicht. So kann beispielsweise
vorgesehen sein, jeweils ein lösbare Drehgelenk an der ersten und zweiten Schwenkachse
vorzusehen und im Schnittpunkt der Schwenkachsen das Doppelgelenk anzuordnen. Das
Doppelgelenk ist stets geschlossen und bildet sowohl eine zusätzliche Gelenkverbindung
zur Verschwenkung um die erste Schwenkachse als auch eine zusätzliche Gelenkverbindung
zur Verschwenkung um die zweite Schwenkachse. Das Doppelgelenk vereint somit zwei
einzelne Drehgelenke.
[0023] Das Bohr- oder Baugerät ist erfindungsgemäß
dadurch gekennzeichnet, dass eine Antriebseinheit nach einem der Ansprüche 1 bis 10 vorgesehen ist.
[0024] Bei dem Bohr- oder Baugerät ist es bevorzugt, dass das Schlittenoberteil mit dem
Bohrantrieb um eine Längsachse, weiche parallel zur Längsachse des Mastes verläuft,
und eine Querachse, welche im Wesentlichen senkrecht zu der Längsachse verläuft, verschwenkbar
ist. Bei der Verschwenkung des Schlittenoberteils gegenüber dem Schlittenunterteil
entsteht zwischen dem Schlittenoberteil und dem Schlittenunterteil ein Öffnungsraum.
Im Falle der Verschwenkung um die Längsachse ist der Öffnungsraum in eine seitliche
Richtung in Bezug auf den Mast offen. Bei der Verschwenkung um die Querachse kann
der Öffnungsraum grundsätzlich in Richtung des zu erstellenden Bohrloches oder in
die entgegengesetzte Richtung offen sein. Besonders bevorzugt ist es jedoch, wenn
das Schlittenoberteil derart verschwenkt werden kann, dass der Öffnungsraum in Richtung
des Bohrloches offen ist.
[0025] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispieles, welches
schematisch in den beigefügten Zeichnungen dargestellt ist, weiter beschrieben. In
den Zeichnungen zeigt:
- Fig. 1
- eine Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Antriebseinheit in einer Betriebsposition;
- Fig. 2
- eine perspektivische Ansicht einer Antriebseinheit in einer ersten Schwenkposition
und
- Fig. 3
- eine perspektivische Ansicht einer Antriebseinheit in einer zweiten Schwenkposition.
[0026] In den Figuren 1 bis 3 ist eine Antriebseinheit 10 mit einem Schlittenunterteil 20
und einem Schlittenoberteil 30 dargestellt. Das Schlittenunterteil 20 weist zum Gleiten
entlang des Mastes eines Bohr- oder Baugeräts Führungsschuhe oder Führungspratzen
22 auf. Die Führungspratzen 22 sind an einer Rückseite des Schlittenunterteils 20
angeordnet.
[0027] Auf einer Oberseite des Schlittenunterteils 20 befindet sich ein Schlittenoberteil
30, welches an dem Schlittenunterteil 20 dreh- beziehungsweise kippbar angelenkt ist.
Ein Bohrantrieb 40 zum drehenden Antreiben eines Bohrrohres ist an dem Schlittenoberteil
30 angeordnet. Der Bohrantrieb 40 umfasst einen Außenrohrantrieb 42 und einen Innenrohrantrieb
44 zum drehenden Antreiben eines Außenrohres beziehungsweise Innenrohres eines Bohrgestänges.
Außenrohrantrieb 42 und Innenrohrantrieb 44 können unabhängig voneinander betrieben
werden. Hierzu ist jeweils ein eigener Antriebsmotor vorgesehen. Der Innenrohrantrieb
44 ist auf der Oberseite des Schlittenoberteils 30 axial bewegbar geführt und mittels
Verschiebezylinder 45 gegenüber dem Außenrohrantrieb 44 verschiebbar.
[0028] Fig. 1 zeigt die Antriebseinheit 10 in einer Betriebsposition, welche zur Durchführung
eines Bohr- oder Baubetriebs vorgesehen ist. In dieser Betriebsposition sind Schlittenunterteil
20 und Schlittenoberteil 30 fest miteinander verbunden und im Wesentlichen parallel
zueinander ausgerichtet. Eine Längsachse des Bohrantriebs 40 befindet sich im Wesentlichen
parallel zu einer Längsrichtung von Schlittenunterteil 20 und Schlittenoberteil 30.
Bei einer Anordnung der Antriebseinheit 10 an dem Mast eines Bohr- oder Baugeräts
ist die Längsachse des Bohrantriebs 40 ebenfalls parallel zu einer Längsachse des
Mastes.
[0029] Das Schlittenoberteil 30 ist gegenüber dem Schlittenunterteil 20 um zwei unterschiedliche
Schwenkachsen kipp- beziehungsweise drehbar. Eine erste Schwenkachse 12 verläuft im
Wesentlichen parallel zu einer Längsachse des Schlittenunterteils 20 und einer Längsachse
des Bohrantriebs 40. Eine zweite Schwenkachse 14 verläuft im Wesentlichen senkrecht
zu der ersten Schwenkachse 12 in einem unteren oder oberen Bereich zwischen Schlittenunterteil
20 und Schlittenoberteil 30.
[0030] Fig. 2 zeigt die Antriebseinheit 10 in einer ersten, seitlichen Schwenkposition,
in welcher das Schlittenoberteil 30 in eine seitliche Position verschwenkt ist. Das
Schlittenoberteil 30 ist dabei gegenüber der Betriebsposition um die erste Schwenkachse
12 verschwenkt.
[0031] Zur Verschwenkung um die erste Schwenkachse 12 weist die Antriebseinheit 10 ein erstes
Drehgelenk 60 und ein weiteres Drehgelenk auf, welches als Doppelgelenk 70 ausgebildet
ist. Das erste Drehgelenk 60 umfasst eine erste Lagerbuchse 64, welche an dem Schlittenoberteil,
von diesem hervorstehend, angeordnet ist. Das erste Drehgelenk 60 weist ferner eine
zweite und eine dritte Lagerbuchse 66 auf, die an dem Schlittenunterteil 20 fest ausgebildet
sind. Die Lagerbuchsen 64, 66 sind über einen Lagerbolzen 68 miteinander verbindbar,
so dass das Schlittenoberteil 30 drehbeweglich an dem Schlittenunterteil 20 aufgehängt
ist.
[0032] Das Doppelgelenk 70 weist einen zu dem Lagerbolzen 68 des ersten Drehgelenks 60 koaxialen
Lagerbolzen auf, an welchem das Schlittenoberteil 30 über eine Doppellagerbuchse 72
ebenfalls drehbeweglich aufgehängt ist.
[0033] Fig. 3 zeigt die Antriebseinheit 10 in einer zweiten Schwenkposition, in welcher
das Schlittenoberteil 30 um die zweite Schwenkachse 14 gegenüber dem Schlittenunterteil
20 verschwenkt ist. Das Schlittenoberteil 30 kann dabei in eine nach unten oder eine
nach oben verschwenkte Kippposition gebracht sein.
[0034] Zum Verschwenken des Schlittenoberteils 30 gegenüber dem Schlittenunterteil 20 um
die zweite Schwenkachse 14 ist ein zweites Drehgelenk 62 vorgesehen, welches in entsprechender
Weise wie das erste Drehgelenk 60 drei Lagerbuchsen 64, 66 und einen Lagerbolzen 68
umfasst. Der Lagerbolzen 68 des zweiten Drehgelenks 62 ist rechtwinklig zu dem Lagerbolzen
68 des ersten Drehgelenks 60 angeordnet. Das Doppelgelenk 70 dient als zweite Gelenkverbindung
und weist hierzu einen zweiten Lagerbolzen 76 auf, welcher koaxial zu dem Lagerbolzen
68 des zweiten Drehgelenks 62 ausgerichtet werden kann.
[0035] Zwischen dem Schlittenunterteil 20 und dem Schlittenoberteil 30 ist eine Verschwenkeinrichtung
50 vorgesehen. Die Verschwenkeinrichtung 50 weist einen Stellzylinder mit einem Zylinderkörper
52 und einem Hubkolben 54 auf. Der Hubkolben 54 ist über ein Kugelgelenk 56 an dem
Schlittenoberteil 30 angelenkt. Der Zylinderkörper 52 ist, ebenfalls in drei Raumrichtungen
schwenkbar, mit dem Schlittenunterteil 20 verbunden.
[0036] Das erste Drehgelenk 60 und das zweite Drehgelenk 62 sind schließbar und lösbar.
Hierzu ist der Lagerbolzen 68 axial verfahrbar und so zumindest aus der ersten Lagerbuchse
64 ein- und ausrückbar, so dass hierdurch die Gelenkverbindung zwischen Schlittenunterteil
20 und Schlittenoberteil 30 geschlossen und gelöst werden kann. Die Lagerbolzen 68
sind mittels einer Schließeinrichtung 80 betätigbar, wobei die Schließeinrichtung
80 vorzugsweise einen Stellzylinder umfasst. Der Stellzylinder weist einen Zylinderkörper
82 und einen Hubkolben 84 auf. Durch Ein- beziehungsweise Ausfahren des Hubkolbens
84 kann der Lagerbolzen 80 axial verstellt werden.
[0037] Das Doppelgelenk 70 ist stets geschlossen, wobei es wahlweise oder gleichzeitig eine
Verschwenkung um die erste Schwenkachse 12 und die zweite Schwenkachse 14 ermöglicht.
[0038] Durch die gelenkige Verbindung der Verschwenkeinrichtung 50 mit dem Schlittenunterteil
20 und dem Schlittenoberteil 30 kann mittels einer einzigen Verschwenkeinrichtung
eine Verschwenkung sowohl um die erste Schwenkachse 12 als auch die zweite Schwenkachse
14 erreicht werden, je nachdem welches der Drehgelenke 60, 62 geöffnet ist. Ist das
erste Drehgelenk 60 geschlossen und das zweite Drehgelenk 62 geöffnet, so erfolgt
durch Ausfahren der Verschwenkeinrichtung 50 eine Verschwenkung des Schlittenoberteils
30 um die erste Schwenkachse 12. Ist das erste Drehgelenk 60 geöffnet und das zweite
Drehgelenk 62 geschlossen, so erfolgt durch Ausfahren der Verschwenkeinrichtung 50
eine Verschwenkung des Schlittenoberteils 30 um die zweite Schwenkachse 14.
[0039] Die Verschwenkeinrichtung 50 ist in Axialrichtung der Antriebseinrichtung 10, also
in Richtung eines Verfahrweges der Antriebseinheit entlang des Mastes eines Bohr-
oder Baugerätes, eingebaut. In der Betriebsposition der Antriebseinheit 10 ist die
Verschwenkeinrichtung 50 annähernd parallel zur Längsachse des Schlittenunterteils
20 und des Bohrantriebs 40 zwischen Schlittenunterteil 20 und Schlittenoberteil 30
angeordnet. In der ersten Schwenkposition (Fig. 2) ist die Verschwenkeinrichtung 50
in einer etwa diagonalen Ausrichtung zwischen Schlittenunterteil 20 und Schlittenoberteil
30 angeordnet. In der zweiten Schwenkposition (Fig. 3) befindet sich die Verschwenkeinrichtung
50 in einer zur zweiten Schwenkachse 14 senkrechten Ebene.
[0040] Zur Aufnahme der Verschwenkeinrichtung 50 in der Betriebsposition ist in dem Schlittenunterteil
20 ein erster Aufnahmeraum 24 gebildet. Entsprechend ist in dem Schlittenoberteil
30 ein zweiter Aufnahmeraum 34 vorgesehen. Die Anlenkpunkte der Verschwenkeinrichtung
50 befinden sich jeweils im Bereich der Aufnahmeräume 24, 34. Zur Aufnahme des Kugelgelenks
56 ist an dem Schlittenoberteil 30 eine schräge Aufnahmeplatte 36 etwa endseitig in
dem zweiten Aufnahmeraum 34 angeordnet.
[0041] Um das Schlittenoberteil 30 in der Betriebsposition fest mit dem Schlittenunterteil
20 verbinden zu können, ist neben den Drehgelenken 60, 62 und dem Doppelgelenk 70
ein Verschluss 90 vorgesehen. Der Verschluss 90 ist im Wesentlichen wie das erste
Drehgelenk 60 aufgebaut und weist ebenfalls Lagerbuchsen 64, 66 und einen Lagerbolzen
68 auf, mit welchem eine erste Lagerbuchse 64 mit einer zweiten und einer dritten
Lagerbuchse 66 verbindbar ist. In der Betriebsposition ist das Schlittenoberteil 30
über beide Drehgelenke 60, 62, das Doppelgelenk 70 und den Verschluss 90 mit dem Schlittenunterteil
20 fest verbunden. In der ersten Schwenkposition sind der Verschluss 90 und das zweite
Drehgelenk 62 geöffnet, während in der zweiten Schwenkposition die der Verschluss
90 und das erste Drehgelenk 60 geöffnet sind.
[0042] Insgesamt wird mit der Erfindung eine Antriebseinheit bereitgestellt, welche einfach
und komfortabel mit einem Bohrgestänge zu bestücken und zum Einbau von Bauelementen,
wie Wärmesonden etc., in das Bohrgestänge ausgebildet ist. Dabei kann der Bohrantrieb
zum Bestücken mit den Bauelementen in eine seitliche Schwenkposition und in eine nach
unten oder nach oben gekippte Schwenkposition zum Bestücken mit den Bohrgestängeelementen
geklappt werden.
1. Antriebseinheit für ein Bohr- oder Baugerät mit einem Mast,
mit
- einem Schlitten, welcher entlang dem Mast verfahrbar ist, und
- einem Bohrantrieb (40) zum Antreiben eines Bohrgestänges, welcher an dem Schlitten
angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet,
- dass der Schlitten ein Schlittenunterteil (20) aufweist, welches entlang dem Mast verfahrbar
ist,
- dass der Schlitten ein Schlittenoberteil (30) aufweist, an welchem der Bohrantrieb (40)
angeordnet ist, und
- dass das Schlittenoberteil (30) gegenüber dem Schlittenunterteil (20) um zwei Schwenkachsen
(12, 14), welche in einem Winkel zueinander verlaufen, verschwenkbar ist.
2. Antriebseinheit nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schwenkachsen (12, 14) im Wesentlichen senkrecht zueinander verlaufen und einen
Schnittpunkt aufweisen.
3. Antriebseinheit nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Verschwenkeinrichtung (50) zum aktiven Verschwenken des Schlittenoberteils (30)
gegenüber dem Schlittenunterteil (20) vorgesehen ist.
4. Antriebseinheit nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verschwenkeinrichtung (50) einen Stellzylinder umfasst.
5. Antriebseinheit nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verschwenkeinrichtung (50) gelenkig mit dem Schlittenoberteil (30) und/oder dem
Schlittenunterteil (20) verbunden ist.
6. Antriebseinheit nach einem der Ansprüche 3 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verschwenkeinrichtung (50) zwischen dem Schlittenunterteil (20) und dem Schlittenoberteil
(30) angeordnet ist.
7. Antriebseinheit nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Schlittenoberteil (30) über mindestens zwei lösbare Drehgelenke (60, 62) an dem
Schlittenunterteil (20) angelenkt ist, wobei ein erstes lösbares Drehgelenk (60) an
einer ersten Schwenkachse (12) und ein zweites lösbares Drehgelenk (62) an einer zweiten
Schwenkachse (14) angeordnet ist.
8. Antriebseinheit nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Schließeinrichtung (80) zum Lösen und/oder Schließen mindestens eines lösbaren
Drehgelenkes (60, 62) vorgesehen ist.
9. Antriebseinheit nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Steuereinrichtung vorgesehen ist, welche dazu eingerichtet ist, stets mindestens
einer der Drehgelenke (60, 62) geschlossen zu halten.
10. Antriebseinheit nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Doppelgelenk (70) vorgesehen ist, welches im Bereich eines Schnittpunktes der
beiden Schwenkachsen (12, 14) angeordnet ist und welches Schwenkbewegungen um beide
Schwenkachsen (12, 14) ermöglicht.
11. Bohr- oder Baugerät mit einem Mast,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Antriebseinheit (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 10 vorgesehen ist.