[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entfernen von Fertigungsrückständen aus
Durchgängen in Werkstücken mittels eines Fluids, wobei jeder Durchgang vollständig
mit Fluid geflutet wird und ein auf das Fluid in dem Durchgang wirkender Druck eine
Strömung des Fluids in dem Durchgang erzeugt.
[0002] Bei der spanenden Bearbeitung von Werkstücken aus Metall wird überflüssiges Material
in Form von Spänen abgetragen. Bei der Herstellung von Durchgängen in Werkstücken,
beispielsweise mittels Bohren oder Fräsen, müssen die Späne zuverlässig aus den Durchgängen
entfernt werden. Insbesondere bei Durchgängen, die Hinterschneidungen und/oder Verjüngungen
aufweisen, ist die Entfernung des überflüssigen Materials problematisch, da sich dieses
an den Engstellen bzw. an Ecken und Kanten von Hinterschneidungen festsetzen und den
Durchgang verstopfen kann.
[0003] Zur Entfernung des überschüssigen Materials aus den Durchgängen sind verschiedenen
Verfahren bekannt geworden:
[0004] Von der Fa. DÜRR Aktiengesellschaft ist das so genannte Tauchfluten von Werkstücken
zur Rückstandsentfernung in Durchgängen entwickelt worden, bei dem das Werkstück in
eine Flutkammer gelegt wird, die mit etwa 300 Liter Waschflüssigkeit gefüllt wird.
Durch Beaufschlagen von in der Waschflüssigkeit angeordneten Düsen mit etwa 10 bar
Flüssigkeitsdrucks entstehen in der Flutkammer starke Turbulenzen, die die das Reinigen
der Werkstücke bewirken.
[0005] Bei dem so genannten Aqua Cannon Verfahren der Valiant Cleaning Technology GmbH werden
Fluidstrahlen mit Hilfe eines Düsensystems impulsartig mit Strömungsgeschwindigkeiten
von bis zu 45 m/s auf die Durchgänge des Werkstücks gerichtet, um die Rückstände aus
den Durchgängen zu entfernen. Der Druckaufbau bewirkt eine Verformung und Ablösung
von eingeklemmten Spänen. Die Entfernung der Rückstände ist jedoch vielfach nicht
befriedigend, da der Düsenstrahl nur auf Teilflächen des Durchgangs auftrifft. Verdeckte,
für den Düsenstrahl nicht unmittelbar zugängliche Flächen in den Durchgängen lassen
sich nicht wirksam reinigen. Die Effizienz der Rückstandsentfernung wird weiter dadurch
gemindert, dass der auftreffende Düsenstrahl, insbesondere bei unregelmäßig geformten
Durchgängen, wie beispielsweise Überström- oder Kühlkanäle in Zylinderblöcken, mehrfach
reflektiert wird.
[0006] Aus der
DE 10 2005 019 285 B3 ist ein Reinigungsverfahren und eine Reinigungsanlage zur vollständigen Reinigung
von Werkstückinnenräumen bzw. Kanälen insbesondere von Motorenteilen bekannt. Durch
ein geregeltes Durchspülen des Innenraumes bzw. der Kanäle mit einem voll ausfüllenden
Volumenstrom an Reinigungsflüssigkeit soll ein sicheres Freispülen und Abreinigen
von Spänen sichergestellt werden. Um eingeklemmte Späne aus vorhandenen Innenkonturen
des Werkstücks zu entfernen, ist der Volumenstrom an Reinigungsflüssigkeit mittels
einer Ventilanordnung umkehrbar. Das Durchspülen der Hohlräume und/oder des Kanalsystems
des Werkstücks erfolgt mit mindestens einem Ein- und mindestens einem Ausflussanschluss
von Rohr- oder Schlauchleitungen für die Reinigungsflüssigkeit, die dabei gegenüber
dem Werkstück dichtend anschließen. Die Reinigungsflüssigkeit steht unter einem Überdruck
von bis zu 8 bar zur Verfügung.
[0007] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zu Grunde,
ein Verfahren der eingangs erwähnten Art zu schaffen, das eine verbesserte Entfernung
von Fertigungsrückständen aus Durchgängen von Werkstücken, insbesondere auch bei Durchgängen
mit Hinterschneidungen und/oder Engstellen bei geringerem Leistungsbedarf ermöglicht.
Des Weiteren soll eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens vorgeschlagen werden.
[0008] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs erwähnten Art dadurch gelöst,
dass zunächst jeder Durchgang geflutet und anschließend ein Unterdruck auf das Fluid
zur Wirkung gebracht wird.
[0009] Die weitere Verbesserung der Entfernung von Fertigungsrückständen wird dadurch erzielt,
dass zunächst jeder Durchgang geflutet und anschließend der Unterdruck vorzugsweise
schlagartig auf das Fluid zur Wirkung gebracht wird. Der dabei auftretende Unterdruckstoß
mit einem Unterdruck von bis zu -0,7 bar, vorzugsweise -0,5 bar führt zu einer wirksamen
Ablösung der Fertigungsrückstände und deren Abtransport aus dem Durchgang. Der Unterdruck
wird beispielsweise dadurch schlagartig zur Wirkung gebracht, dass über mindestens
ein Schaltorgan, insbesondere ein oder mehrere Ventile jeder geflutete Durchgang mit
einer Unterdruckquelle, insbesondere einem Unterdruckbehälter in leitende Verbindung
gebracht wird. In der Unterdruckquelle, insbesondere dem Unterdruckbehälter wirkt
bereits der volle Unterdruck, der durch Öffnen jedes Schaltorgans in den gefluteten
Durchgängen sofort voll wirksam wird. Die Verbindung zwischen den Durchgängen und
der Unterdruckquelle erfolgt über Fluidleitungen und ggf. Adapter zum Anschluss der
Rohrleitungen an die Durchgänge.
[0010] Insbesondere bei sich verengenden Durchgängen ist es vorteilhaft, dass auf das Fluid
ein negativer Druck (Unterdruck) wirkt, der eine Strömung des Fluids in dem Durchgang
von der Engstelle in Richtung der Erweiterung des Durchgangs erzeugt. Die Fertigungsrückstände
werden dadurch wirksam von der Engstelle in Richtung der Erweiterung abtransportiert,
so dass Verstopfungen vermieden werden. Des Weiteren ist der Leistungsbedarf zur Rückstandsentfernung
bei Verwendung von Unterdruck geringer als bei Verwendung eines Überdrucks, der auf
das in dem Durchgang befindliche Fluid wirkt.
[0011] Wie auch beim gattungsbildenden Stand der Technik wird jeder Durchgang vollständig
mit Fluid geflutet und durch auf das Fluid in dem Durchgang wirkenden Druck eine Strömung
des Fluids in jedem Durchgang erzeugt. Als Fluid eignet sich insbesondere Wasser.
Eine Temperaturerhöhung des Wassers ist nicht erforderlich. Es kann mit Umgebungstemperatur
von z.B. 22° C eingesetzt werden.
[0012] Die Rückstandsentfernung wird weiter dadurch verbessert, dass auf das strömende Fluid
ein pulsierender Unterdruck wirkt. Das Pulsieren bewirkt, dass ein Festsetzen der
von dem strömenden Fluid gelösten Fertigungsrückstände und damit eine Verstopfung
des Durchgangs an Engstellen und /oder Hinterschneidungen verhindert wird.
[0013] Eine vorteilhafte Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens ist
dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung einen Fluid-Behälter zur Aufnahme eines Werkstücks in dem Fluid aufweist,
das Werkstück mindestens einen Durchgang mit zwei Austrittsöffnungen aufweist und
an eine der Austrittsöffnungen jedes Durchgangs eine Fluid-Leitung angeschlossen ist,
die mit Mitteln zur Erzeugung eines Unterdrucks in der Fluid-Leitung verbunden sind.
[0014] Der Fluidbehälter ist so dimensioniert, dass das Werkstück vollständig von diesem
aufgenommen und dessen Durchgänge vollständig mit Fluid geflutet sind. Die mit einem
Unterdruckerzeuger verbundene Fluidleitung erzeugt die Strömung in dem vollständig
gefluteten Durchgang. Insoweit vermeidet das erfindungsgemäße Verfahren sowie die
Vorrichtung zu dessen Durchführung die Nachteile, die mit dem Anprall eines Düsenstrahls
lediglich an einer Teilfläche des Durchgangs verbunden sind.
[0015] Um die volle Leistung des Unterdruckerzeugers in den Durchgängen des Werkstücks zur
Wirkung zu bringen, weist die Fluid-Leitung endseitig einen Adapter auf, dessen Rand
die Austrittsöffnung umgibt und dichtend auf der Oberfläche des Werkstücks aufliegt.
Hierdurch wird sichergestellt, dass die volle Saugleistung des Unterdruckerzeugers
in das den Durchgang flutende Fluid eingekoppelt und dort in Strömungsenergie des
Fluids umgesetzt wird.
[0016] Zur Entfernung von Fertigungsrückständen mittels negativem Druck (Unterdruck), umfassen
die Mittel zur Erzeugung eines Unterdrucks vorzugsweise einen Unterdruckbehälter zur
Aufnahme des Fluids, das von dem Fluid-Behälter durch die Durchgänge über die Fluidleitungen
in den Unterdruckbehälter gelangt, wobei der Unterdruckbehälter oberhalb des maximalen
Fluidspiegels mit einer Vakuumpumpe verbunden ist. Um den von einer Vakuumpumpe in
dem Unterdruckbehälter aufgebauten Unterdruck schlagartig in den Fluidleitungen zur
Wirkung zu bringen, ist in den Fluidleitungen zwischen dem Unterdruckbehälter sowie
den Adaptern mindestens ein Schalt-Ventil angeordnet.
[0017] Nachfolgend wird das erfindungsgemäße Verfahren anhand der schematischen Darstellung
in Figur 1 näher erläutert.
[0018] Die Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens weist einen Fluidbehälter
(1) zur Aufnahme eines Werkstücks (2) in dem Fluid auf. Bei dem Werkstück (2) handelt
es sich beispielsweise um einen Zylinderkopf eines vierzylindrigen Reihenmotors mit
vier Zylinderbohrungen und diese umgebende, Hinterschneidungen aufweisende Kühlmittelkanäle.
An einer der Austrittsöffnungen der vorgenannten Durchgänge in dem Zylinderkopf ist
jeweils eine Fluidleitung (3) angeschlossen; die Fluidleitungen sind mit Mitteln zur
Erzeugung eines Unterdrucks in den Fluidleitungen (3) verbunden. Endseitig weisen
die Fluidleitungen (3) jeweils ein Adapter (4) auf, der an das Werkstück (2) angepasst
ist. Hierzu umgibt der Rand des Adapters (4) die verschiedenen Austrittsöffnungen
der Durchgänge und liegt dichtend auf der Oberfläche des Werkstücks (2) auf. Die Fluidleitungen
(3) laufen in einer Sammelleitung (5) zusammen, die mit einem Unterdruckbehälter (6)
zur Aufnahme des Fluids verbunden ist. Oberhalb des maximalen Fluidspiegels des Unterdruckbehälters
(6) ist dieser mit einer insgesamt mit (7) bezeichneten Vakuumpumpe verbunden. In
der Sammelleitung (5) befindet sich zwischen den Fluidleitungen (3) und dem Unterdruckbehälter
(6) ein Umschaltventil (8a).
[0019] Ferner befindet sich in einer Rückführleitung (9) zwischen dem Unterdruckbehälter
(6) und einem Vorlagebehälter (10) ein weiteres Umschaltventil (8b). In dem Vorlagebehälter
(10) mündet die Rückführleitung (9) in einem Grobfilter (11). Das gereinigte Fluid
gelangt aus dem Vorlagebehälter (10) über eine Versorgungspumpe (12), einen Feinfilter
(13) über die Rückführleitung (14) zurück in den Fluidbehälter (1) zur Aufnahme des
Werkstücks (2).
[0020] Die Vorrichtung arbeitet wie folgt:
[0021] Jeder Durchgang in dem Werkstück (2) wird beim Einlegen in das Fluid in dem Fluidbehälter
(1) vollständig mit dem Fluid geflutet. In dem Unterdruckbehälter (6) wird mittels
der Vakuumpumpe (7) ein Unterdruck aufgebaut. Durch Öffnen des Umschaltventils (8a)
in der Sammelleitung (5) wird der in dem Unterdruckbehälter (6) herrschende Unterdruck
in den Fluidleitungen (3) schlagartig wirksam. Hierdurch wird eine starke Strömung
des Fluids in den Durchgängen des Werkstücks (2) erzeugt. Die dabei von der Strömung
mitgerissenen Fertigungsrückstände gelangen über die Fluidleitung(en) (3) sowie die
Sammelleitung (5) bei geöffnetem Umschaltventil (8a) und geschlossenem Umschaltventil
(8b) in den Unterdruckbehälter (6).
[0022] Nach Beendigung der Rückstandsentfernung wird die Vakuumpumpe (7) deaktiviert, so
dass über das geöffnete Umschaltventil (8b) das mit den Rückständen beladene Fluid
aus dem Unterdruckbehälter (6) über die Rückführleitung (9) sowie den Grobfilter (11)
in den Vorlagebehälter (10) gelangt. Von dort wird das Fluid mit Hilfe der Versorgungspumpe
(12) über einen Feinfilter (13) sowie die Rückführleitung (14) nach Entfernung der
Rückstände dem Fluidbehälter (1) erneut zugeführt.
Bezugszeichenliste
[0023]
Nr. |
Bezeichnung |
1 |
Fluidbehälter |
2 |
Werkstück |
3 |
Fluidleitung |
4 |
Adapter |
5 |
Sammelleitung |
6 |
Unterdruckbehälter |
7 |
Vakuumpumpe |
8a |
Umschaltventil |
8b |
Umschaltventil |
9 |
Rückführleitung |
10 |
Vorlagebehälter |
11 |
Grobfilter |
12 |
Versorgungspumpe |
13 |
Feinfilter |
14 |
Rückführleitung |
1. Verfahren zum Entfernen von Fertigungsrückständen aus Durchgängen in Werkstücken mittels
eines Fluids, wobei jeder Durchgang vollständig mit Fluid geflutet wird und ein auf
das Fluid in dem Durchgang wirkender Druck eine Strömung des Fluids in dem Durchgang
erzeugt, dadurch gekennzeichnet, dass zunächst jeder Durchgang geflutet und anschließend ein Unterdruck auf das Fluid zur
Wirkung gebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass auf das strömende Fluid ein pulsierender Unterdruck wirkt.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Vorrichtung einen Fluidbehälter zur Aufnahme eines Werkstücks in dem Fluid aufweist,
- das Werkstück mindestens einen Durchgang mit zwei Austrittsöffnungen aufweist,
- an eine der Austrittsöffnungen jedes Durchgangs eine Fluidleitung angeschlossen
ist, die mit Mitteln zur Erzeugung eines Drucks in der Fluidleitung verbunden sind
und
- die Mittel zur Erzeugung eines Drucks einen Unterdruck in jeder Fluidleitung erzeugen.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluidleitung endseitig einen Adapter aufweist, dessen Rand die Austrittsöffnung
umgibt und dichtend auf der oberfläche des Werkstücks aufliegt.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zur Erzeugung eines Unterdrucks einen Unterdruckbehälter zur Aufnahme
des Fluids umfassen, der mit jeder Fluidleitung verbunden ist und der Unterdruckbehälter
oberhalb des maximalen Fluidspiegels mit einer Vakuumpumpe verbunden ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zur Erzeugung eines Unterdrucks einen pulsierenden Unterdruck in jeder
Fluidleitung erzeugen.