[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum direkten oder indirekten Auftragen eines
flüssigen bis pastösen Auftragsmediums auf eine laufenden Papier-, Karton- oder andere
Faserstoffbahn, aufweisend eine Gegenwalze für den direkten Auftrag auf die Faserstoffbahn
oder aufweisend ein Auftragswalzenpaar für den indirekten Auftrag, der bzw. denen
die ein- oder beidseitig zu beschichtende Faserstoffbahn zuläuft und damit eine Bahneinlaufseite
definiert, sowie aufweisend mindestens ein Auftragswerk, welches entweder der zu beschichtenden
Bahnseite bei direktem Auftrag oder wenigstens einer der besagten Auftragswalzen bei
indirektem Auftrag zugeordnet ist, sowie aufweisend eine an der Bahneinlaufseite befindliche
Trittfläche für Personen.
[0002] Gattungsgemäße Vorrichtungen sind seit langem bekannt. Beispielsweise soll auf die
DE 10 2007 027 094 verwiesen werden.
[0003] Die Auftragsvorrichtungen werden von Personen besucht oder von Bedienpersonal überwacht,
bedient und gewartet. Deshalb sind Trittflächen, so genannte Bedienbrücken bzw. Querlaufstege,
die zumeist über die gesamte Breite der Maschine reichen, notwendig. Von diesen Trittflächen
aus können die betreffenden Personen die Vorrichtung überblicken und, falls notwendig,
bestimmte Handlungen vornehmen.
[0004] Vor allem durch die in der Regel beim Beschichtungsprozess bestehende sehr hohe Bahngeschwindigkeit
und die drehenden Gegen- oder Auftragswalzen (auch umlaufende Endlos- Stütz- und -Auftragsbänder
sind oftmals vorhanden) besteht insbesondere an der Bahneinlaufseite eine Gefährdungszone
für die sich dort aufhaltenden Personen. Die in unmittelbarer Nähe befindlichen Personen
sind dadurch in erhöhtem Maße Unfallgefahren, z.B. Quetschungen ausgesetzt. Auch Sachschäden
können entstehen.
[0005] Unter Bahneinlaufseite ist jener Bereich zu verstehen, wo die zu beschichtende Faserstoffbahn
den besagten Walzen bzw. Endlosbändern und dem oder den Auftragsaggregaten zuläuft.
[0006] In der Praxis werden zur Vermeidung von Unfällen oft Schutzräume durch manuelles
Aufbauen von Schutzumhausungen, wie sperrige Absperrgitter, Schutztüren usw. geschaffen.
Dies ist erstens aufwändig und teuer und zweitens versperren die Schutzumhausungen
die Sicht auf die Auftragsvorrichtung. Drittens werden dadurch die ohnehin im Bereich
der Auftragsvorrichtung relativ engen Platzverhältnisse weiter eingeschränkt.
[0007] Zur Vermeidung von Quetschungen an einer Leimpresse (indirekter Auftrag des Auftragsmediums)
ist aus der
EP-B1 0565 508 eine Lösung zur Aufrechterhaltung eines Spaltes zwischen Tragkörper des Auftragswerkes
und einer Bedienbrücke entnehmbar. Die Lösung sieht eine besondere Gestaltung des
Tragkörpers vor.
[0008] Auch diese Lösung ist sehr aufwändig.
[0009] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine hinsichtlich der Vermeidung von Unfallgefahren
verbesserte Auftragsvorrichtung für direktes und indirektes Auftragen von Auftragsmedium
auf eine laufende Papier-, Karton- oder andere Faserstoffbahn anzugeben.
[0010] Die Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst. Erfindungsgemäß ist eine
Erfassungseinrichtung zur Überwachung der Bahneinlaufseite vorgesehen.
[0011] Die Erfinder haben erkannt, dass die Gefahrenquellen an der Bahneinlaufseite, das
heißt an jener Seite, der die zu beschichtende Faserstoffbahn den besagten rotierenden
Auftrags- und/oder Stützwalzen und/oder umlaufenden Auftrags- bzw. Stützbändern des
Auftragswerkes zuläuft, am stärksten sind. Durch eine möglichst vollflächige Überwachung
der Bahneinlaufseite, zumindest aber eines Teilbereiches ist es sehr schnell möglich,
gezielt Gegenmaßnahmen einzuleiten. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn
eine Person den sich bewegenden Bauteilen des Auftragswerkes zu nahe kommt, so dass
Personen- und/oder Sachschäden vermieden werden.
[0012] Die aus dem Stand der Technik bekannten starren und schweren, schlecht handhabbaren
und die Sicht versperrenden Schutzeinhausungen, wie Gitter, Türen usw. sind aufgrund
der vorliegenden Erfindung nicht mehr notwendig.
[0013] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Erfassungseinrichtung mit einer Auswerteeinrichtung
und die Auswerteeinrichtung wiederum mit einer Auslöseeinheit in Verbindung steht.
Die Auslöseeinheit ist in der Lage sehr schnell unfallverhütende Maßnahmen einzuleiten.
[0014] Eine zweckmäßige Variante der Einleitung einer unfallverhütenden Maßnahmen kann darin
bestehen, dass mit der Auslöseeinheit Schutzwände aktiviert werden. Eine solche Schutzwand
ist bevorzugt in Leichtbauweise gefertigt. Sie ist in der Lage, die Gefährdungsstelle
schnell und unkompliziert abzuriegeln. Dafür kommt zum Beispiel eine schwenkbare Schutzwand,
oder ein Metallgitter, oder ein Rollo aus einem Gewebe, oder eine ausziehbare, faltbare
Gliederwand usw. in Betracht. Damit wird nämlich die gefährliche Einzugsstelle auf
einfache Weise abgesperrt, wobei dennoch der Zugang von Personen bei laufender Maschine
möglich ist. Diese Schutzwand benötigt außerdem nur wenig Platz und lässt sich auch
nachträglich in bestehende Maschinen einbauen.
[0015] Eine zusätzliche zweckmäßige Variante kann darin bestehen, dass als unfallverhütende
oder Sachschäden vermeidende Maßnahme die Auslöseeinheit Bewegungen bzw. Funktionen
der wenigstens einen Auftragsvorrichtung zumindest vorübergehend unterbindet. Diese
Maßnahme kann zum Beispiel das Abschalten der Drehbewegung der Streichwalzen oder
Auftrags- und Stützbänder und/oder das Abschwenken des Auftragsaggregates beinhalten.
[0016] Dadurch erreicht man eine besonders wirksame und zuverlässige Unfallverhütung.
[0017] Die Aktivierung der zuvor angesprochenen Schutzwand ist auf elektrischem, hydraulischem,
pneumatischem oder rein mechanischem Wege durchführbar.
[0018] Als Erfassungseinrichtung eignen sich vor allem
- optoelektronische Sensoren, wie
- CCD-Kameras,
- Lichtvorhang,
- Lichtgitter,
- Laserscanner usw.;
- mechanisch- elektronische Sensoren, wie Trittschutzmatten usw.,
und sonstige Sensoren.
[0019] Wie gesagt, lassen sich mit der vorliegenden Erfindung Unfallgefahren, insbesondere
Quetschungen der sich an der Auftragsvorrichtung aufhaltenden Personen und auch Sachschäden
vermeiden.
[0020] Es bestehen damit auch erheblich verbesserte Arbeitsbedingungen für das Bedienpersonal.
Außerdem können die bisher üblichen nachteiligen Schutzeinhausungen entfallen. Ebenso
entfällt der erhebliche Zeitaufwand bis zum Stillstand einer Walze, weil erstmals
der Aufenthalt von Personen auch bei noch oder schon laufendem Betrieb der Maschine
möglich ist. Eine aufwändige Stillstandsüberwachung der rotierenden Bauteile, wie
Walzen kann entfallen, wodurch auch Aufwand und Kosten gespart werden.
[0021] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist besonders geeignet zum Einsatz an Leim- bzw.
Filmpressen (von der Anmelderin unter den Namen Speedsizer und Speedcoater vertrieben),
aber auch für weitere bekannte Auftragswerke, wie z.B. Walzenauftragswerke, Düsenauftragswerke
(von der Anmelderin unter den Namen Speedflow, Jetflow vertrieben), Vorhangbeschichter.
[0022] Nachfolgend soll die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert
werden.
[0023] Die einzige Figur zeigt in einer schematischen Darstellung einen Querschnitt einer
erfindungsgemäßen Auftragsvorrichtung für das einseitige direkte Auftragen eines flüssigen
bis pastösen Auftragsmediums 1 auf eine laufende Faserstoffbahn 2.
[0024] Aus der Figur ist entnehmbar, dass die Faserstoffbahn 2 einer Gegen- bzw. Stützwalze
3 in Pfeilrichtung L zuläuft. Diese Seite ist als Bahneinlaufseite 4 bezeichnet.
[0025] Die Auftragsvorrichtung umfasst ein Auftragsaggregat 5, welches im Beispiel ein Düsenauftragswerk
mit einer Abgabedüse 5a sowie einer nachgeordneten Rakeleinrichtung 6 mit Rakelelement
6a ist. Das Auftragsaggregat 5 gibt das Auftragsmedium 1, beispielsweise pigmenthaltige
Streichfarbe während des Beschichtungsvorgangs an die Bahnseite 2a ab. Dabei ist das
Auftragsaggregat 5 gegen die Stützwalze 3 angestellt, weshalb diese Walze auch als
Gegenwalze bezeichnet wird. In einer nicht gezeigten Warte- oder Serviceposition ist
es von der Walze 3 abgeschwenkt.
[0026] Erkennbar ist in der Figur, dass an der Bahneinlaufseite 4 eine Trittfläche 7 vorhanden
ist für Personen, die die Auftragsvorrichtung besichtigen, überwachen oder warten.
Aufgrund der zumeist sehr hohen Betriebsgeschwindigkeit, die bei der Beschichtung
von Papier bis zu 2500m/min betragen kann, stellt diese Einlaufseite eine erhebliche
Unfall- bzw. Gefahrenstelle dar.
[0027] Deshalb ist eine Erfassungseinrichtung 8 zur Überwachung dieser Bahneinlaufseite
4 vorgesehen. Als Erfassungseinrichtung 8 ist im Beispiel ein mechanischelektronischer
Sensor in Form einer Trittschutzmatte vorgesehen.
[0028] Die Erfassungseinrichtung 8 steht mit einer Auswerteeinrichtung 9 und die Auswerteeinrichtung
9 steht wiederum mit einer Auslöseeinheit 10 in Verbindung. Der Vorteil dabei ist,
dass die Auslöseeinheit 10 ist in der Lage ist, unfallverhütende Maßnahmen sehr schnell
einleiten zu können.
[0029] Das Beispiel zeigt, dass mit der Auslöseeinheit 10 eine vertikal ausrollbare Schutzwand
11 zwischen der Gegenwalze 3 und dem Auftragsaggregat 5 aktivierbar ist und den Gefährdungsbereich
bzw. die Einlaufseite 4 von der zu schützenden Person P abkapselt.
[0030] Zusätzlich oder unmittelbar nach dem Ausrollen der Schutzwand 11 sind mit der Auslöseeinheit
10 Bewegungen bzw. Funktionen der Stütz- bzw. Gegenwalze 3 und/oder des wenigstens
einen Auftragsaggregates 5 zumindest vorübergehend unterbindbar. Dargestellt in der
Figur ist, dass an das Auftragsaggregat 5 ein Schwenkhebel 12 gekoppelt ist, der mit
einem Betätigungselement 13 in Form eines Hydraulikzylinders verbunden ist. Damit
ist wie mit Doppelpfeil angegeben, ein Verschwenken des Auftragsaggregates 5 von der
Betriebsposition I (dargestellte Position) in die Warte- bzw. Serviceposition II möglich.
[0031] Unfallgefahren der insbesondere an der Bahneinlaufseite befindlichen Personen sowie
Sachschäden sind mit der in der Figur dargestellten Vorrichtung nahezu ausgeschlossen.
[0032] Nicht dargestellt, aber ebenso möglich ist die Installierung einer zweiten Erfassungseinrichtung
einschließlich Auslöseeinheit. Diese Einrichtungen kann man an der stromabwärtigen
Seite in Bahnlaufrichtung L gesehen, d.h. an der Bahnauslaufseite 14 anordnen.
Bezugszeichenliste
[0033]
- 1
- Auftragsmedium
- 2
- Faserstoffbahn
- 2a
- Bahnseite
- 3
- Stütz- bzw. Gegenwalze
- 4
- Bahneinlaufseite
- 5
- Auftragsaggregat
- 5a
- Auftragsdüse
- 6
- Rakeleinrichtung
- 6a
- Rakelelement
- 7
- Trittfläche
- 8
- Erfassungseinrichtung
- 9
- Auswerteeinrichtung
- 10
- Auslöseeinheit
- 11
- Schutzwand
- 12
- Schwenkhebel
- 13
- Betätigungselement
- 14
- Bahnauslaufseite
- L
- Laufrichtung
- I
- Betriebsposition
- II
- Warte- bzw. Serviceposition
1. Vorrichtung zum direkten oder indirekten Auftragen eines flüssigen bis pastösen Auftragsmediums
(1) auf eine laufenden Papier-, Karton- oder anderen Faserstoffbahn (2), aufweisend
eine Stütz- bzw. Gegenwalze (3) für den direkten Auftrag auf die Faserstoffbahn oder
aufweisend ein Auftragswalzenpaar für den indirekten Auftrag, der bzw. denen die ein-
oder beidseitig zu beschichtende Faserstoffbahn (2) zuläuft und damit eine Bahneinlaufseite
(4) definiert, sowie aufweisend mindestens ein Auftragsaggregat (5), welches entweder
der zu beschichtenden Bahnseite (2a) bei direktem Auftrag oder wenigstens einer der
besagten Auftragswalzen bei indirektem Auftrag zugeordnet ist, sowie aufweisend eine
an der Bahneinlaufseite (4) befindliche Trittfläche (7) für Personen,
dadurch gekennzeichnet, dass
wenigstens eine Erfassungseinrichtung (8) zur Überwachung der Bahneinlaufseite (4)
vorgesehen ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Erfassungseinrichtung (8) mit einer Auswerteeinrichtung (9) und die Auswerteeinrichtung
(9) wiederum mit einer Auslöseeinheit (10) in Verbindung steht, wobei die Auslöseeinheit
(10) ist in der Lage ist, unfallverhütende Maßnahmen einzuleiten.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
mit der Auslöseeinheit (10) als unfallverhütende Maßnahme Bewegungen bzw. Funktionen
der beweglichen Bauteile des Auftragswerks bzw. dessen Gegenwalze (3) und/oder des
wenigstens einen Auftragsaggregates (5) zumindest vorübergehend unterbindbar sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2 und 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
als unfallverhütende Maßnahme mit der Auslöseeinheit (10) eine Schutzwand (11) aktivierbar
ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Schutzwand (11) schwenkbar ist, oder in Form eines aufrollbaren Gebildes oder
als ausziehbare, faltbare Gliederwand ausgebildet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
die aktivierte Schutzwand (11) sich vertikal von der Gegenwalze (3) aus bis zum Auftragsaggregat
(5) erstreckt und damit den Gefährdungsbereich an der Einlaufseite (4) abkapselt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Erfassungseinrichtung (8) optoelektronische Sensoren, wie CCD-Kameras, Lichtvorhänge,
Lichtgitter, Laserscanner usw. und/oder mechanischelektronische Sensoren, wie Trittschutzmatten
usw. und/oder sonstige Sensoren anwendbar sind.