[0001] Die Erfindung betrifft Behälter enthaltend den PMMA-Pulveranteil eines Zweikomponentensystems
aus PMMA-Pulverkomponente und MMA-Monomerkomponente sowie Verwendungen derartiger
Behälter. Das Zweikomponentensystem ist beispielsweise ein Dentalmaterial.
Hintergrund und Aufgabenstellung
[0002] Bei der Herstellung von herausnehmbarem Zahnersatz wie Voll- oder Teil-Zahnprothesen
wird sogenanntes Prothesenbasismaterial verwendet. Durch Vermischen eines Pulvers
überwiegend basierend auf PMMA und einer Flüssigkeit, die hauptsächlich aus MMA besteht,
entsteht nach Aushärtung ein in der Regel zahnfleischfarbenes Polymer, von dem die
künstlichen Zähne der Voll- bzw. Teilprothese gehalten werden. Trotz genauer Vorgaben
der Hersteller in der Gebrauchsanleitung über das Mischungsverhältnis von Pulver und
Flüssigkeit dosiert die Mehrzahl der Anwender "nach Gefühl" über die Viskosität der
dabei entstehenden Mischung. Hierdurch ergeben sich Schwankungen in den Werkstoffeigenschaften,
im Farbeindruck und im Schrumpfungsverhalten. Außerdem ergibt sich durch das nicht-stöchiometrische
Mengenverhältnis ein erhöhter Restmonomergehalt und damit einhergehend eine höhere
gesundheitliche Belastung der Patienten. Zudem treten durch den erwähnten variablen
Schrumpf Passungenauigkeiten der zahntechnischen Arbeit auf.
[0003] Lösliche Behälter zur Aufbewahrung von Pulver oder kompaktierten Feststoffen sind
an sich bekannt.
EP 0 642 985 B1 offenbart ein Verpackungssystem für gefährliche Zusammensetzungen mit einem äußeren
und einem inneren, jeweils wasserlöslichen oder -dispergierbaren Beutel. Sie dienen
der getrennten Aufbewahrung zweier gefährlicher landwirtschaftlicher Mittel, wobei
der äußere Beutel zusätzlich zum Mittel einen oder mehrere mit dem anderen Mittel
gefüllte innere Beutel enthält. Gemäß Anspruch 17 werden bestimmte Dosiermengen eingehalten.
Die gesamte Verpackung ist zur Auflösung in Wasser vorgesehen.
[0004] Auf dem Gebiet der Wasch- und Geschirrspülmittel haben sich ebenfalls wasserlösliche
Verpackungsbeutel etabliert.
EP 0 132 726 B1 beschreibt eine Innenverpackung, die bei einer vorgegebenen Temperatur wasserlöslich
ist, während die Außenverpackung porös und für Wasser und Produkt durchlässig ist.
Die Außenverpackung enthält für gewöhnlich Pulver, und in der Innenverpackung kann
eine feste, pastenförmige oder flüssige Komponente gelagert sein. Eine Weiterentwicklung
dieses Systems stellt
DE 195 37 671 A1 vor. Dort ist der Innenbehälter nicht aus flexibler Folie, sondern aus starrem oder
elastischem wasserlöslichem Material, z.B. als Kapsel gestaltet.
[0005] EP 941 939 A1 beschreibt ein lösliches Produkt in einem löslichen Behälter, beide zur Auflösung
in einer vorgegebenen Menge Lösemittel vorgesehen. Gemäß Anspruch 11 kann es sich
auch um zwei ineinanderliegende Behälter mit verschiedenen löslichen Produkten handeln.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Behälter und Verwendungen solcher Behälter anzugeben,
welche oben genannte Nachteile vermeiden und eine einfache, aber trotzdem exakte Dosierung
des PMMA-Pulvers ohne aufwendige und teure Zusatzgeräte ermöglichen. Gelöst wird diese
Aufgabe durch die im Anspruch 1 einen Behälter betreffende angegebene Merkmalskombination
und die in den Ansprüchen 10 und 11 eine Verwendung eines solchen Behälters betreffenden
angegebenen Merkmalskombinationen.
[0007] Im Vorliegenden wird ein Verpackungsmaterial empfohlen, das direkt in der flüssigen
Monomerkomponente löslich ist.
[0008] Die Erfindung betrifft somit Behälter enthaltend den PMMA-Pulveranteil eines Zweikomponentensystems
aus PMMA-Pulverkomponente und MMA-Monomerkomponente, die aus einem in der MMA-Monomer-Lösung
löslichen Material, insbesondere PMMA-Folie bestehen.
[0009] Die Wandstärke der Folie beträgt zweckmäßig von 10 bis 2000 µm, insbesondere von
20 bis 200 µm.
[0010] Es kann vorteilhaft sein, wenn der Behälter in geschlossenem Zustand eng am PMMA-Pulver
anliegt. Dies wird z.B. durch Evakuieren erreicht. Die Geometrie des Behälters ist
zweckmäßigerweise so gestaltet, dass der Folienanteil möglichst gering ist. Der Behälter
kann mikroperforiert sein, wobei die Lochgrößen unterhalb der Partikelgröße des verpackten
Pulvers liegen. Der Behälter kann in bekannter Weise ausgestaltet sein, z.B. als Flachbeutel,
Flachbeutel mit Euroloch, Flachbeutel mit Rundloch, Kettenbeutel, Standbodenbeutel,
Seitenfaltbeutel, Stabilpackbeutel, Drei-Siegelrandbeutel, Vier-Siegelrandbeutel,
tetraederförmiger Beutel, Blockbodenbeutel, Kapsel oder Muldenverpackung.
[0011] Erfindungsgemäß wird die entsprechende Pulvermenge in einer im Monomer (z.B. MMA)
löslichen Folie verpackt bzw. eingeschweißt. Hierzu bieten sich Polymerfolien z.B.
aus PMMA an.
[0012] Die Verpackung kann dabei in Form eines Beutels mit einer losen oder verpressten
Pulverschüttung oder aber in einer kompakten Füllung mit formschlüssiger Umhüllung
durch eine Folie oder einen Film erfolgen.
[0013] Die Folie muss einerseits eine hinreichend hohe Wandstärke aufweisen, um mechanische
Belastungen während der Herstellung und des Transportes unbeschadet zu überstehen
und dem Produkt einen hinreichenden Schutz gegenüber Umwelteinflüssen, Feuchtigkeit
und Schmutz zu bieten, andererseits muss die Folie hinreichend dünn sein, um in möglichst
kurzer Zeit an- bzw. aufgelöst zu werden.
[0014] Hier haben sich Materialstärken < 60 µm bewährt.
[0015] Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Beispielen näher erläutert.
Ausführungsbeispiele:
1. Beutelherstellung über eine vertikale Schlauchbeutelmaschine
[0016] Aus einer PMMA-Folie werden mit einer vertikal arbeitenden Beutelmaschine Dreisiegelrandbeutel
hergestellt. Es handelt sich um eine Form-, Füll- und Verschließmaschine, bei der
in einem Arbeitsgang das Packmittel geformt, befüllt, evakuiert und verschlossen wird.
[0017] In einer Folge von Einzeloperationen wird die Folie von der Rolle abgezogen, während
des vertikalen Transports zu einem Schlauch geformt und längsgeschweißt. Kurz vor
der Pulverbefüllung wird eine sog. Quersiegelnaht ausgebildet und nach dem Verschließen
mit einer zweiten Quersiegelnaht, welche oberhalb vom Produkt angeordnet ist, verschlossen
und vom Beutelstrang abgetrennt.
[0018] Je nach notwendiger Ausbringungsmenge kann diese Herstellung ein- oder mehrbahnig
erfolgen.
2. Herstellung eines Dreisiegelrandbeutels über eine horizontale Schlauchbeutelmaschine
[0019] Die Herstellung von Dreirandsiegelbeuteln läuft nach einem festen Grundschema ab.
Die Folie (z.B. PMMA-Folie) wird von der Rolle abgespult, durch Falten wird der Boden
gebildet, durch Siegeln erfolgt die Einteilung in Beutel-Segmente. Nach dem Trennen
in einzelne Packungen wird der Beutel in einem Rundtaktautomaten befüllt und verschlossen.
Diese Maschine kann innerhalb einer linearen Verpackungslinie mit Kartonierung und
Endverpackung verkettet werden.
3.Herstellung eines Viersiegelrandbeutels über eine horizontale Schlauchbeutelmaschine
[0020] Das Produkt wird inline zwischen zwei liegenden, parallel laufenden Beutelbahnen
übergeben. Im Produktionsfluss wird der Beutel nach dem Befüllen rundum als Vierrandsiegelbeutel
gesiegelt und dessen Außenkontur geschnitten.
4.Herstellung von geformten Beuteln
[0021] Die sog. Ober- und Unterfolien (z.B. PMMA-Folie) werden von der Rolle abgewickelt.
Während des Arbeitsvorgangs wird die Unterfolie inline über Vakuum und Thermoverformung
in Formnester tiefgezogen. Nachdem mit diesem Verfahren Folienmulden ausgeformt wurden,
werden diese mit Pulver befüllt und mit der Oberfolie unter Vakuum versiegelt. Abschließend
wird die äußere Kante der Formen ausgestanzt und vereinzelt.
1. Behälter enthaltend den PMMA-Pulveranteil eines Zweikomponentensystems aus PMMA-Pulverkomponente
und flüssiger MMA-Monomerkomponente, dadurch gekennzeichnet, dass er aus einem in der MMA-Monomerkomponente löslichen Material besteht.
2. Behälter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass er aus einer PMMA-Folie besteht.
3. Behälter nach Anspruch 2, wobei die PMMA-Folie eine Wandstärke von 10 bis 2000 µm
aufweist.
4. Behälter nach Anspruch 2, wobei die PMMA-Folie eine Wandstärke von 20 bis 100 µm aufweist.
5. Behälter nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass er in geschlossenem Zustand eng am PMMA-Pulver anliegt.
6. Behälter nach einem der vorstehenden Ansprüche, der eine kompakte Geometrie mit minimalem
Folienanteil aufweist.
7. Behälter nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass er mikroperforiert ist, wobei die Lochgrößen unterhalb der Partikelgröße des verpackten
Pulvers liegen.
8. Behälter nach einem der vorstehenden Ansprüche, ausgestaltet als Flachbeutel, Flachbeutel
mit Euroloch, Flachbeutel mit Rundloch, Kettenbeutel, Standbodenbeutel, Seitenfaltbeutel,
Stabilpackbeutel, Drei-Siegelrandbeutel, Vier-Siegelrandbeutel, tetraederförmiger
Beutel, Blockbodenbeutel, Kapsel oder Muldenverpackung.
9. Behälter nach einem der vorstehenden Ansprüche, ausgestaltet als Portionsverpackung
mit rundem, drei-, vier- oder mehreckigem, quadratischem, sternförmigem, länglichem,
ovalem, ellipsenförmigem oder trapezförmigem Querschnitt.
10. Verwendung eines Behälters nach einem der Ansprüche 1 bis 9 zur Aufbewahrung des PMMA-Pulveranteils
eines Zweikomponentensystems aus PMMA-Pulverkomponente und MMA-Monomerkomponente,
das zum Gebrauch als Dentalwerkstoffe oder als Einbettmasse für die Histologie oder
Metallographie oder in der Tiermedizin vorgesehen ist.
11. Verwendung eines Behälters nach einem der Ansprüche 1 bis 9 in einer Kombinationsverpackung
zusammen mit der MMA-Monomerkomponente.