[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Arbeitsstelle einer Offenend-Rotorspinnmaschine
und eine Arbeitsstelle mit Steuermitteln zur Durchführung des Verfahrens, wobei nach
einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel der Spinnrotor beschleunigt, über eine Einspeisewalze
dem Spinnrotor ein Faserband zugeführt, bei einer vorgegebenen Anspinndrehzahl ein
Hilfsfaden in den Spinnrotor eingespeist, der Hilfsfaden mit dem Spinnfaden durch
einen Anspinner verbunden, der Fadenabzug gestartet, der Hilfsfaden entsorgt und danach
der Spinnfaden an der Leerhülse festgelegt wird.
[0002] Die
DE 101 39 072 A1 beschreibt eine Vorrichtung zum Wiederanspinnen an Arbeitsstellen einer Offenend-Rotorspinnmaschine,
die jeweils eine Spinnvorrichtung und eine Spulvorrichtung aufweisen, mit einer HilfsfadenLiefereinrichtung
zum Bereitstellen eines nach einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel für das Wiederanspinnen
benötigten Hilfsfaden sowie einer Fadenverlegevorrichtung zum Festlegen eines neuen
Spinnfadens an einer in einem Spulenrahmen der Spulvorrichtung gehaltenen Leerhülse.
Das Festlegen erfolgt dabei durch Einklemmen des Fadens zwischen der Leerhülse und
einem am Spulenrahmen angeordneten Hülsenteller.
[0003] Zum Wiederanspinnen wird das vorbereitete, durch die Anspinnorgane der Arbeitsstelle
bereitgehaltene Fadenende des Hilfsfadens zunächst kurz in den rotierenden Spinnrotor
eingespeist. Anschließend wird der Hilfsfaden, der dann über einen sogenannten Anspinner
mit dem neuen Spinnfaden verbunden ist, durch eine Fadenabzugseinrichtung und eine
Saugdüse sofort entsorgt. Diese Entsorgung läuft so lange, bis der Anspinner eine
Sensoreinrichtung passiert und abgetrennt wird. Wenn der Anspinner abgetrennt ist,
erfolgt das eigentliche Anlegen des Spinnfadens an der Leerhülse sowie das Wickeln
einer Fadenreserve auf die Leerhülse. Das heißt, es erfolgen nun unmittelbar hintereinander
einige schnelle Bewegungen der Handhabungseinrichtungen der Fadenverlegevorrichtung.
Während dieses Vorganges kommt der Faden am Hülsenteller zum Stillstand. Da die Spinnvorrichtung
gleichzeitig kontinuierlich Spinnfaden produziert, wird dieser Spinnfaden kurzzeitig
in einer Speicherdüse zwischengespeichert.
[0004] Die Betriebsdrehzahlen der Spinnrotoren und die dazugehörigen Fadenabzugsgeschwindigkeiten
werden mit der fortschreitenden Entwicklung der Rotorspinnmaschinen und den zunehmenden
Produktivitätsanforderungen immer größer. Wie bereits erläutert, kommt das an der
Leerhülse anzulegende Fadenende während des Anlegens zum Stillstand, während die Fadenabzugseinrichtung
kontinuierlich den Spinnfaden aus dem mit seiner Betriebsdrehzahl drehenden Spinnrotor
abzieht. Die während des Anlegeprozesses produzierte Fadenlänge wird mit zunehmender
Betriebsdrehzahl des Spinnrotors immer größer, die oben erwähnte Speicherdüse kann
jedoch nur eine begrenzte Fadenlänge aufnehmen. Aus diesem Grunde muss auch der Anlegeprozess
immer schneller durchgeführt werden, und die Antriebe der Wickelwelle und des Fadenführers
an der Spuleinrichtung der Arbeitsstelle müssen nach dem Festlegen des Spinnfades
möglichst sprunghaft in Betrieb genommen werden. Durch das sprunghafte Anfahren kann
es zu Fehlern der Funktion kommen. Zum Beispiel kann ein fehlerhafter Versatz des
Fadenführers auftreten, was zu einem nicht tolerierbaren Absatz auf der Spule führt.
Aber vor allen kann es vorkommen, dass aufgrund der hohen Prozessdynamik der Spinnfaden
nicht sicher zwischen der Leerhülse und dem Hülsenteller eingeklemmt wird. Dies führt
zu Produktionsunterbrechungen und setzt damit die Produktivität der Spinnmaschine
in unerwünschter Weise herab.
[0005] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein sicheres Festlegen eines
aus einem Spinnrotor abgezogenen Spinnfadens an eine Leerhülse zu ermöglichen und
trotzdem eine hohe Produktivität der Spinnmaschine zu erreichen.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Verfahrensanspruches
1 sowie des Vorrichtungsanspruches 7 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung
sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0007] Zur Lösung der Aufgabe wird vorgeschlagen, dass das Festlegen des Spinnfadens an
der Leerhülse bei einer Drehzahl des Spinnrotors unterhalb seiner Betriebsdrehzahl,
mit der der Spinnrotor im normalen Spinnbetrieb rotiert, und bei einer Fadenabzugsgeschwindigkeit
unterhalb der Fadenabzugsgeschwindigkeit im normalen Spinnbetrieb sowie einer dazu
korrespondierenden Drehzahl der Einspeisewalze (25) durchgeführt wird.
[0008] Auf diese Weise kann die während des Anlegeprozesses produzierte Länge des Spinnfadens
so begrenzt werden, dass sie von bekannten Fadenspeichereinrichtungen aufgenommen
werden kann und dennoch ausreichend Zeit für ein sicheres Anlegen des Spinnfades zur
Verfügung steht. Gleichzeitig kann die Betriebsdrehzahl, das heißt, die Drehzahl des
Spinnrotors im normalen Spinnbetrieb, so gewählt werden, dass die geforderte Produktivität
erreicht wird. Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung wird nach Herstellung des Anspinners
die Beschleunigung des Spinnrotors und entsprechend des Fadenabzugs und der Einspeisewalze
zur Durchführung des Festlegens des Spinnfadens an der Leerhülse reduziert. Auf diese
Weise kann sichergestellt werden, dass bis zur Entsorgung des Hilfsfadens und des
Anspinners der Spinnrotor nicht bereits seine Betriebsdrehzahl erreicht hat.
[0009] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird die Beschleunigung des Spinnrotors soweit
reduziert, dass der Spinnrotor mit konstanter Drehzahl rotiert.
[0010] Gemäß einer anderen bevorzugten Ausführungsform wird die Beschleunigung des Spinnrotors
soweit reduziert, dass der Spinnrotor verzögert wird. So kann der Spinnrotor zunächst
zur Herstellung eines Anspinners bis auf die erforderliche Anspinndrehzahl beschleunigt
werden. Anschließend wird die Drehzahl soweit reduziert, dass das Festlegen des Spinnfadens
an der Leerhülse sicher erfolgen kann.
[0011] Vorzugsweise wird der Spinnrotor nach Festlegen des Spinnfadens an der Leerhülse
auf seine Betriebsdrehzahl beschleunigt.
[0012] Gemäß einer anderen Ausführungsform wird nach Herstellung des Anspinners die Beschleunigung
des Spinnrotors und entsprechend des Fadenabzugs und der Einspeisewalze zunächst reduziert,
die Beschleunigung des Spinnrotors wird wieder erhöht, dann wird der Spinnfaden an
der Leerhülse festgelegt und der Spinnrotor wird weiter auf seine Betriebsdrehzahl
beschleunigt. Bei einer Änderung der Beschleunigung des Spinnrotors muss nicht nur
gleichzeitig die Beschleunigung des Fadenabzugs geändert werden, sondern auch die
Zufuhr des Faserbandes. Aufgrund des Umfangs der Auflösewalze kann trotz einer entsprechenden
Geschwindigkeits- beziehungsweise Beschleunigungsanpassung der Einspeisewalze bei
einer abrupten Beschleunigungsänderung die Zuführgeschwindigkeit des Faserbandes nicht
synchron der Rotordrehzahl nachgeführt werden. Der dabei auftretende Zeitversatz wird
auch als Faserflugzeit bezeichnet. Aus diesem Grund kann es in dem Spinnfaden zu einer
Dünnstelle kommen. Wenn die Beschleunigung erst wieder erhöht wird und dann der Spinnfaden
an der Leerhülse angelegt wird, kann vor dem Anlegen die Dünnstelle entfernt werden.
[0013] Zur Lösung der Aufgabe wird ferner eine Arbeitsstelle einer Offenend-Rotorspinnmaschine
mit Steuermitteln zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgeschlagen,
wobei Handhabungseinrichtungen vorhanden sind, um nach einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel
den aus einem Spinnrotor abgezogenen Spinnfaden an eine Leerhülse anzulegen, wobei
der Spinnrotor einen Antrieb aufweist und ein Fadenabzug zum Abziehen des Spinnfades
sowie eine Einspeisewalze, über die ein Faserverband dem Spinnrotor zuführbar ist,
vorhanden ist und wobei der Antrieb des Spinnrotors, der Fadenanzug, die Einspeisewalze
und die Handhabungseinrichtungen mittels der Steuermittel so ansteuerbar sind, dass
das Festlegen des Spinnfadens an der Leerhülse bei einer Drehzahl des Spinnrotors
unterhalb der Betriebsdrehzahl, mit der der Spinnrotor im normalen Spinnbetrieb rotiert
und bei einer Fadenabzugsgeschwindigkeit unterhalb der Fadenabzugsgeschwindigkeit
im normalen Spinnbetrieb sowie einer dazu korrespondierenden Drehzahl der Einspeisewalze,
erfolgt.
[0014] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
[0015] Es zeigen:
- Fig. 1
- schematisch eine Hälfte einer Offenend- Rotorspinnmaschine mit einem Serviceaggregat
zum Festlegen eines Spinnfadens an eine Leerhülse;
- Fig. 2
- Diagramm mit einem zeitlichen Verlauf der Drehzahl des Spinnrotors und der Fadenabzugsgeschwindigkeit
beim Festlegen des Spinnfadens an der Leerhülse gemäß dem Stand der Technik;
- Fig. 3
- Diagramm mit einem zeitlichen Verlauf der Drehzahl des Spinnrotors und der Fadenabzugsgeschwindigkeit
beim Festlegen des Spinnfadens an der Leerhülse gemäß der vorliegenden Erfindung;
- Fig. 4
- Diagramm mit weiteren zeitlichen Verläufen der Drehzahl des Spinnrotors beim Festlegen
des Spinnfadens an der Leerhülse gemäß der vorliegenden Erfindung.
[0016] In Fig. 1 ist eine Hälfte einer an sich bekannten Offenend-Rotorspinnmaschine angedeutet
und mit 1 gekennzeichnet. Derartige Spinnmaschinen weisen eine Vielzahl von Arbeitsstellen
2 auf, die jeweils mit einer Spinnvorrichtung 3 sowie einer Spuleinrichtung 4 ausgerüstet
sind.
[0017] In den Spinnvorrichtungen 3 wird das in Spinnkannen 5 vorgelegte Faserband 6 zu Fäden
7 gesponnen, die auf den Spuleinrichtungen 4 zu Kreuzspulen 8 aufgewickelt werden.
Die Spinnvorrichtungen 3 weisen dazu einen von einem Antrieb 27 angetriebenen rotierenden
Spinnrotor 26 auf. Das Faserband 6 wird dem Spinnrotor 26 über eine Einspeisewalze
25 zugeführt. Wie angedeutet, sind die Spuleinrichtungen 4 jeweils mit einem Spulenrahmen
9 zum drehbaren Haltern einer Leerhülse 10, beziehungsweise einer Kreuzspule 8 und
einer Spultrommel 11 zum Antreiben der Kreuzspule ausgestattet.
[0018] Des Weiteren verfügen die Arbeitsstellen 2 jeweils über eine Fadenchangiereinrichtung
18, eine arbeitsstelleneigene Saugdüse 14 sowie arbeitsstelleneigene Anspinnorgane
20. Das heißt, die Arbeitsstellen 2 sind so ausgerüstet, dass sie Fadenbrüche selbsttätig
beheben können.
[0019] Die Offenend-Spinnmaschine 1 weist außerdem eine Spulentransporteinrichtung 12 zum
Entsorgen der auf den Spuleinrichtungen 4 fertig gestellten Kreuzspulen 8 auf.
[0020] An beziehungsweise auf der Spinnmaschine 1 ist, an einer Führungsschiene 13 sowie
einer Stützschiene 15 verfahrbar, ein Serviceaggregat 16 angeordnet. Das Laufwerk
dieses Serviceaggregates 16 besteht aus Laufrollen 17 beziehungsweise Stützrädern
19. Die Versorgung des Serviceaggregates 16 mit elektrischer Energie und Druckluft
erfolgt vorzugsweise über eine Schleppkette. Derartige Serviceaggregate 16 patrouillieren
ständig entlang der Offenend-Spinnmaschine 1 und greifen selbsttätig ein, wenn an
einer der Arbeitsstellen 2 ein Handlungsbedarf entsteht. Ein solcher Handlungsbedarf
liegt beispielsweise vor, wenn an einer der Arbeitsstellen 2 eine volle Kreuzspule
gegen eine neue Leerhülse getauscht und anschließend wieder neu angesponnen werden
muss.
[0021] Das Serviceaggregat 16 verfügt zu diesem Zweck, wie bekannt, über zahlreiche Handhabungseinrichtungen,
die einen ordnungsgemäßen Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel ermöglichen. Von diesen zahlreichen
Handhabungseinrichtungen sind in den Zeichnungen, der besseren Übersichtlichkeit halber,
lediglich ein sogenanntes Fadenlieferrohr 22 mit seiner angeschlossenen Hilfsfadenliefereinrichtung
21 sowie die erfindungsgemäße Fadenverlegeeinrichtung 23 dargestellt. Mit der Hilfe
der Handhabungseinrichtungen kann das Serviceaggregat der Arbeitstelle einen Hilfsfaden
24 zur Verfügung stellen.
[0022] Die Fadenverlegeeinrichtung 23 besteht im Wesentlichen aus einem Tragarm 39, der
ebenfalls in einer Zwischenwandung des Serviceaggregates 16 gelagert ist. Der Tragarm
39, der endseitig ein Kopfelement 40 aufweist, ist dabei bezüglich seiner Schwenkachse
42 sowohl begrenzt drehbar als auch axial verschiebbar gelagert. Am Kopfelement 40
ist dabei ein Hülsentelleröffner 32 sowie eine federbeaufschlagte Fadenführungseinrichtung
festgelegt. Außerdem ist am Kopfelement 40 über eine Schwenkachse ein Fadenanlegerkopf
beweglich angelenkt, der verschiedene Funktionselemente, wie Fadenschneideinrichtung
31, Umlenkrolle 33 sowie Fadenbremse 35 trägt.
[0023] Die Arbeitsstellen 2 weisen jeweils eine Steuereinrichtung 45 auf, die die Abläufe
an der Arbeitsstelle 2 überwacht und steuert. Die Steuereinrichtung 45 ist dazu über
Steuerleitungen 48 mit den Handhabungseinrichtungen der Arbeitstelle verbunden. Ferner
sind die Steuereinrichtungen 45 der Arbeitsstellen 2 an ein maschinenweites Bussystem
47 angeschlossen, über das die Steuereinrichtungen 45 mit einer (nicht dargestellten)
Zentralsteuereinheit und der Steuereinrichtung 46 des Serviceaggregats 16 kommunizieren.
Die Steuereinrichtung 46 ist ihrerseits über die Steuerleitungen 49 mit den Handhabungseinrichtungen
des Serviceaggregats 16 verbunden und steuert so gemeinsam mit Steuereinrichtungen
45 der Arbeitsstelle die im folgenden beschriebenen Abläufe des Wiederanspinnens und
des Anlegens des Fadens an der Leerhülse. Zum Wiederanspinnen der Spinnvorrichtung
3 wird das vorbereitete durch die Anspinnorgane 20 der Arbeitsstelle 2 bereitgehaltene
Fadenende des Hilfsfadens 24, wie bekannt, zunächst kurz in die Spinnvorrichtung 3
zurückgespeist. Anschließend wird der Hilfsfaden 24, der dann über einen sogenannten
Anspinner mit dem neuen Spinnfaden 7 verbunden ist, über die in Fig.1 angedeutete
Fadenabzugseinrichtung 54 der Arbeitsstelle 2 sowie die etwa synchron laufende Fadenabzugseinrichtung
28 des Serviceaggregates 16 abgezogen und durch die Saugdüse 14 der Arbeitsstelle
2 sofort entsorgt. Diese Entsorgung läuft so lange, bis der Anspinner eine (nicht
dargestellte) Sensoreinrichtung passiert. Wenn der Anspinner durchgelaufen ist, erfolgt
das eigentliche Anlegen des Spinnfadens 7 an der Leerhülse 10 sowie das Wickeln der
Fadenreserve auf die Leerhülse 10.
[0024] Das heißt, es erfolgen nun unmittelbar hintereinander einige schnelle Bewegungen
der Handhabungseinrichtungen. Während dieser Zeit kommt der Faden am Hülsenteller
30 kurz zum Stillstand. Da die Spinnvorrichtung gleichzeitig kontinuierlich Spinnfaden
7 produziert, wird dieser Spinnfaden kurzzeitig in einer Speicherdüse 55 der Arbeitsstelle
2 zwischengespeichert.
[0025] Im Einzelnen ergibt sich insbesondere für das Klemmen des neuen Spinnfadens 7 zwischen
Hülsenteller 30 und Leerhülse 10 sowie die Erstellung der Fadenreserve auf der Leerhülse
10 folgender Verfahrensablauf:
[0026] Der neue Spinnfaden 7 wird durch die Fadenschneideinrichtung 31 kurz oberhalb der
Leerhülse 10 geschnitten und gleichzeitig von der Fadenbremse 35, die unterhalb der
Leerhülse 10 positioniert ist, geklemmt. Das abgeschnittene, noch über die Fadenabzugseinrichtung
28 laufende Fadenstück wird über die Saugdüse 14 entsorgt. Unmittelbar nach oder gleichzeitig
mit der Fadentrennung wird durch Schwenken des Kopfelementes 40 der Hülsenteller 30
geschlossen und der Spinnfaden 7 zwischen Leerhülse 10 und dem Hülsenteller 30 sicher
geklemmt.
[0027] Durch entsprechende Ansteuerung werden dann die Fadenschneideinrichtung 31 sowie
die Fadenbremse 35 geöffnet. Der Spinnfaden 7 wird dabei vor der sogenannten Fadenreserverille
der Leerhülse 10 positioniert. Anschließend wird die Spultrommel 11 gestartet und
beschleunigt die über Reibschluß aufliegende Leerhülse 10 auf Wickelgeschwindigkeit.
[0028] Nach einer bestimmten Anzahl Hülsendrehungen, zum Beispiel drei Umdrehungen, wird
die Fadenbremse 35 geschlossen.
[0029] Das heißt, die restlichen Windungen der Fadenreserve werden mit erhöhter Fadenspannung
und um einige Millimeter nach außen versetzt aufgewunden, so dass der Fadenanfang
überwickelt und damit sicher fixiert wird.
[0030] Nach Fertigstellung der Fadenreservewicklung wird durch Zurückschwenken der Fadenverlegeeinrichtung
23 der Spinnfaden 7 freigegeben und kann von der Fadenchangiereinrichtung 18 der Arbeitsstelle
2 übernommen werden. Die Fadenübergabe erfolgt dabei definiert durch entsprechendes
Ansteuern eines Zentrierbleches in Abhängigkeit von der Position des Fadenführers
der Fadenchangiereinrichtung 18.
[0031] Das Wiederanspinnen und Anlegen des Spinnfadens 7 an der Leerhülse 10 ist an sich
bekannt und ist in der eingangs zitierten
DE 101 39 072 A1 noch genauer beschrieben.
[0032] Die Fig. 2 zeigt einen Verlauf N der Drehzahl n des Spinnrotors 26 und den Verlauf
V der Fadenabzugsgeschwindigkeit v über die Zeit t, wie er gemäß dem Stand der Technik
bekannt ist. Der Spinnrotor 26 wird zur Herstellung eines Anspinners zwischen dem
Hilfsfaden 24 und dem neuen Spinnfaden 7 zunächst beschleunigt, bis er zum Zeitpunkt
t
A seine Anspinndrehzahl n
A erreicht hat. Zu diesem Zeitpunkt t
A wird der Anspinner hergestellt und die Fadenabzugseinrichtung 54 nimmt ihre Arbeit
auf und zieht den Spinnfaden 7 mit der zu der Drehzahl n des Spinnrotors 26 korrespondierenden
Fadenabzugsgeschwindigkeit v aus dem Spinnrotor 26 ab. Die Einspeisewalze 25 führt
mit entsprechender Geschwindigkeit das Faserband 6 zu. Der Spinnrotor 26 wird kontinuierlich
weiter beschleunigt, bis er zum Zeitpunkt t
B seine Betriebsdrehzahl n
B und der Fadenabzug seine zugehörige Fadenabzugsgeschwindigkeit V
B erreicht hat. Erst dann wird der oben beschriebene Anlegeprozess des Spinnfadens
7 an der Leerhülse 10 durchgeführt.
[0033] Die Figuren 3 und 4 zeigen Zeitverläufe gemäß der vorliegenden Erfindung. Die Fig.
3 stellt einen möglichen Zeitverlauf N
1 der Drehzahl n des Spinnrotors 26 und den dazugehörigen Verlauf V
1 der Fadenabzugsgeschwindigkeit v dar. Wie bekannt, wird zunächst der Spinnrotor 26
auf die Anspinndrehzahl n
A beschleunigt und zum Zeitpunkt t
A ein Anspinner hergestellt und die Fadenabzugseinrichtung in Gang gesetzt. Kurz darauf
zum Zeitpunkt t
1 wird der Beschleunigungsvorgang des Spinnrotors unterbrochen. In dem in Fig. 3 dargestellten
Ausführungsbeispiel wird die Drehzahl n für das Festlegen des Spinnfadens 7 an der
Leerhülse 10 auf den Wert n
L1 konstant gehalten, so dass der Anlegeprozess bei einer reduzierten Abzugsgeschwindigkeit
v
L1 durchgeführt werden kann. Bis zum Zeitpunkt t
L1 ist der Hilfsfaden 24 und der Anspinner entsorgt und das Festlegen des Spinnfadens
7 an der Leerhülse 10 kann durchgeführt werden. Zum Zeitpunkt t
2 ist der Anlegevorgang abgeschlossen und der Faden wird an die Fadenchangiereinrichtung
18 übergeben, so dass der Spinnrotor wieder beschleunigt wird, bis zum Zeitpunkt t
B' die Betriebsdrehzahl n
B und die zugehörige Fadenabzugsgeschwindigkeit v
B erreicht ist. Alternativ kann der Anlegevorgang auch erst zum Zeitpunkt t
L2 durchgeführt werden. Die Drehzahl des Spinnrotors 26 wird dann entsprechend der oben
beschriebenen Ausführung bis zum Zeitpunkt t
2 konstant gehalten. Bis dahin sind der Hilfsfaden und der Anspinner entfernt. Der
Spinnrotor 26 und der Fadenabzug 54 werden ab dem Zeitpunkt t
2 wieder beschleunigt. Die Dünnstelle im Spinnfaden 7, die aufgrund der verzögerten
Nachführung des Faserbandes 6 entsteht, wird entfernt und zum Zeitpunkt t
L2 wird bei der Rotordrehzahl n
L2 und der Fadenabzugsgeschwindigkeit v
L2 der Spinnfaden an die Leerhülse angelegt. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel
fährt dann der Spinnrotor 26 mit unveränderter Beschleunigung bis zu seiner Betriebsdrehzahl
n
B hoch.
[0034] Die Fig. 4 zeigt weitere Varianten der vorliegenden Erfindung. In dem Diagramm sind
mögliche Verläufe N
1, N
2, N
3 der Drehzahl n des Spinnrotors 26 über die Zeit t dargestellt. Nach dem Anspinnen
zum Zeitpunkt t
A wird zum Zeitpunkt t
1 die Beschleunigung des Spinnrotors 26 reduziert. Bei dem Verlauf N
2 wird der Spinnrotor trotz der Reduzierung weiter beschleunigt. Die Reduzierung kann
jedoch ausreichen, um ein sicheres Anlegen zu ermöglichen. Der Verlauf N
1 entspricht dem der Fig. 3. Die Drehzahl ist hier nach dem Zeitpunkt t
1 zunächst konstant. Wenn die Beschleunigung noch weiter reduziert wird, erhält man
den Verlauf N
3. Die Beschleunigung wird dann negativ und die Drehzahl nimmt ab. Zum Zeitpunkt t
2 ist der Anlegevorgang abgeschlossen, und die Beschleunigung nimmt in allen drei Fällen
wieder ihren ursprünglichen Wert an und der Spinnrotor 26 wird bis zur Betriebsdrehzahl
n
B beschleunigt. Die Verläufe der Drehzahl n des Spinnrotors 26 beziehungsweise die
dazugehörigen Verläufe der Fadenabzugsgeschwindigkeit v sind in den Zeichnungen abschnittsweise
linear dargestellt. Dies stellt jedoch keine Einschränkung dar. Zur Realisierung der
Erfindung sind auch andere Verläufe möglich.
1. Verfahren zum Betreiben einer Arbeitsstelle (2) einer Offenend-Rotorspinnmaschine
(1), wobei nach einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel der Spinnrotor (26) beschleunigt,
über eine Einspeisewalze (25) dem Spinnrotor ein Faserband (6) zugeführt, bei einer
vorgegebenen Anspinndrehzahl (nA) ein Hilfsfaden (24) in den Spinnrotor (26) eingespeist, der Hilfsfaden (24) mit
dem Spinnfaden (7) durch einen Anspinner verbunden, der Fadenabzug (54) gestartet,
der Hilfsfaden (24) entsorgt und danach der Spinnfaden (7) an der Leerhülse (10) festgelegt
wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Festlegen des Spinnfadens (7) an der Leerhülse (10) bei einer Drehzahl (nL1, nL2) des Spinnrotors (26) unterhalb seiner Betriebsdrehzahl (nB), mit der der Spinnrotor (26) im normalen Spinnbetrieb rotiert, und bei einer Fadenabzugsgeschwindigkeit
(vL1, vL2) unterhalb der Fadenabzugsgeschwindigkeit (vB) im normalen Spinnbetrieb sowie einer dazu korrespondierenden Drehzahl der Einspeisewalze
(25) durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass nach Herstellung des Anspinners die Beschleunigung des Spinnrotors (26) und entsprechend
des Fadenabzugs (54) und der Einspeisewalze (25) zur Durchführung des Festlegens des
Spinnfadens (7) an der Leerhülse (10) reduziert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschleunigung des Spinnrotors (26) soweit reduziert wird, dass der Spinnrotor
(26) mit konstanter Drehzahl (nL1)
rotiert.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschleunigung des Spinnrotors (26) soweit reduziert wird, dass der Spinnrotor
(26) verzögert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Spinnrotor (26) nach Festlegen des Spinnfadens (7) an der Leerhülse (10) auf
seine Betriebsdrehzahl (nB) beschleunigt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass nach Herstellung des Anspinners die Beschleunigung des Spinnrotors (26) und entsprechend
des Fadenabzugs (54) und der Einspeisewalze (25) zunächst reduziert wird und dass
dann die Beschleunigung des Spinnrotors (26) wieder erhöht, der Spinnfaden (7) an
der Leerhülse (10) festgelegt und der Spinnrotor (26) weiter auf seine Betriebsdrehzahl
(nB) beschleunigt wird.
7. Arbeitsstelle (2) einer Offenend-Rotorspinnmaschine (1) mit Steuermitteln (45, 46)
zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei Handhabungseinrichtungen
vorhanden sind, um nach einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel den aus einem Spinnrotor
(26) abgezogenen Spinnfaden (7) an eine Leerhülse (10) anzulegen, der Spinnrotor (26)
einen Antrieb (27) aufweist und ein Fadenabzug (54) zum Abziehen des Spinnfades (7)
sowie eine Einspeisewalze (25), über die ein Faserverband (6) dem Spinnrotor (26)
zuführbar ist, vorhanden ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb (27) des Spinnrotors (26), der Fadenanzug (54), die Einspeisewalze (25)
und die Handhabungseinrichtungen mittels der Steuermittel (45, 46) so ansteuerbar
sind, dass das Festlegen
des Spinnfadens (7) an der Leerhülse (10) bei einer Drehzahl (nL1, nL2) des Spinnrotors (26) unterhalb der Betriebsdrehzahl (nB), mit der der Spinnrotor (26) im normalen Spinnbetrieb rotiert, und bei einer Fadenabzugsgeschwindigkeit
(vL1, vL2) unterhalb der Fadenabzugsgeschwindigkeit (vB) im normalen Spinnbetrieb sowie einer dazu korrespondierenden Drehzahl der Einspeisewalze
(25) erfolgt.