(19)
(11) EP 2 267 200 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
29.12.2010  Patentblatt  2010/52

(21) Anmeldenummer: 10005340.4

(22) Anmeldetag:  21.05.2010
(27) Früher eingereichte Anmeldung:
 26.06.2009 DE 102009030677
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
D01H 4/50(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME RS

(30) Priorität: 26.06.2009 DE 102009030677

(71) Anmelder: Oerlikon Textile GmbH & Co. KG
42897 Remscheid (DE)

(72) Erfinder:
  • Abu-Amna, Omar Abu Mohamed
    52066 Aachen (DE)

(74) Vertreter: Hamann, Arndt et al
Oerlikon Textile GmbH & Co. KG Carlstrasse 60
52531 Übach-Palenberg
52531 Übach-Palenberg (DE)

   


(54) Verfahren zum Betreiben einer Arbeitsstelle und Arbeitsstelle einer Offenend-Rotorspinnmaschine


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Arbeitsstelle (2) und eine Arbeitsstelle (2) einer Offenend-Rotorspinnmaschine (1), wobei nach einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel der aus einem Spinnrotor (26) abgezogene Spinnfaden (7) an der Leerhülse (10) festgelegt wird, wobei das Festlegen des Spinnfadens (7) an der Leerhülse (10) bei einer Drehzahl (nL1, nL2) des Spinnrotors (26) unterhalb seiner Betriebsdrehzahl (nB), mit der der Spinnrotor (26) im normalen Spinnbetrieb rotiert, und bei einer Fadenabzugsgeschwindigkeit (vL1, vL2) unterhalb der Fadenabzugsgeschwindigkeit (vB) im normalen Spinnbetrieb sowie einer dazu korrespondierenden Drehzahl der Einspeisewalze (25) durchgeführt wird.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Arbeitsstelle einer Offenend-Rotorspinnmaschine und eine Arbeitsstelle mit Steuermitteln zur Durchführung des Verfahrens, wobei nach einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel der Spinnrotor beschleunigt, über eine Einspeisewalze dem Spinnrotor ein Faserband zugeführt, bei einer vorgegebenen Anspinndrehzahl ein Hilfsfaden in den Spinnrotor eingespeist, der Hilfsfaden mit dem Spinnfaden durch einen Anspinner verbunden, der Fadenabzug gestartet, der Hilfsfaden entsorgt und danach der Spinnfaden an der Leerhülse festgelegt wird.

[0002] Die DE 101 39 072 A1 beschreibt eine Vorrichtung zum Wiederanspinnen an Arbeitsstellen einer Offenend-Rotorspinnmaschine, die jeweils eine Spinnvorrichtung und eine Spulvorrichtung aufweisen, mit einer HilfsfadenLiefereinrichtung zum Bereitstellen eines nach einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel für das Wiederanspinnen benötigten Hilfsfaden sowie einer Fadenverlegevorrichtung zum Festlegen eines neuen Spinnfadens an einer in einem Spulenrahmen der Spulvorrichtung gehaltenen Leerhülse. Das Festlegen erfolgt dabei durch Einklemmen des Fadens zwischen der Leerhülse und einem am Spulenrahmen angeordneten Hülsenteller.

[0003] Zum Wiederanspinnen wird das vorbereitete, durch die Anspinnorgane der Arbeitsstelle bereitgehaltene Fadenende des Hilfsfadens zunächst kurz in den rotierenden Spinnrotor eingespeist. Anschließend wird der Hilfsfaden, der dann über einen sogenannten Anspinner mit dem neuen Spinnfaden verbunden ist, durch eine Fadenabzugseinrichtung und eine Saugdüse sofort entsorgt. Diese Entsorgung läuft so lange, bis der Anspinner eine Sensoreinrichtung passiert und abgetrennt wird. Wenn der Anspinner abgetrennt ist, erfolgt das eigentliche Anlegen des Spinnfadens an der Leerhülse sowie das Wickeln einer Fadenreserve auf die Leerhülse. Das heißt, es erfolgen nun unmittelbar hintereinander einige schnelle Bewegungen der Handhabungseinrichtungen der Fadenverlegevorrichtung. Während dieses Vorganges kommt der Faden am Hülsenteller zum Stillstand. Da die Spinnvorrichtung gleichzeitig kontinuierlich Spinnfaden produziert, wird dieser Spinnfaden kurzzeitig in einer Speicherdüse zwischengespeichert.

[0004] Die Betriebsdrehzahlen der Spinnrotoren und die dazugehörigen Fadenabzugsgeschwindigkeiten werden mit der fortschreitenden Entwicklung der Rotorspinnmaschinen und den zunehmenden Produktivitätsanforderungen immer größer. Wie bereits erläutert, kommt das an der Leerhülse anzulegende Fadenende während des Anlegens zum Stillstand, während die Fadenabzugseinrichtung kontinuierlich den Spinnfaden aus dem mit seiner Betriebsdrehzahl drehenden Spinnrotor abzieht. Die während des Anlegeprozesses produzierte Fadenlänge wird mit zunehmender Betriebsdrehzahl des Spinnrotors immer größer, die oben erwähnte Speicherdüse kann jedoch nur eine begrenzte Fadenlänge aufnehmen. Aus diesem Grunde muss auch der Anlegeprozess immer schneller durchgeführt werden, und die Antriebe der Wickelwelle und des Fadenführers an der Spuleinrichtung der Arbeitsstelle müssen nach dem Festlegen des Spinnfades möglichst sprunghaft in Betrieb genommen werden. Durch das sprunghafte Anfahren kann es zu Fehlern der Funktion kommen. Zum Beispiel kann ein fehlerhafter Versatz des Fadenführers auftreten, was zu einem nicht tolerierbaren Absatz auf der Spule führt. Aber vor allen kann es vorkommen, dass aufgrund der hohen Prozessdynamik der Spinnfaden nicht sicher zwischen der Leerhülse und dem Hülsenteller eingeklemmt wird. Dies führt zu Produktionsunterbrechungen und setzt damit die Produktivität der Spinnmaschine in unerwünschter Weise herab.

[0005] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein sicheres Festlegen eines aus einem Spinnrotor abgezogenen Spinnfadens an eine Leerhülse zu ermöglichen und trotzdem eine hohe Produktivität der Spinnmaschine zu erreichen.

[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Verfahrensanspruches 1 sowie des Vorrichtungsanspruches 7 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.

[0007] Zur Lösung der Aufgabe wird vorgeschlagen, dass das Festlegen des Spinnfadens an der Leerhülse bei einer Drehzahl des Spinnrotors unterhalb seiner Betriebsdrehzahl, mit der der Spinnrotor im normalen Spinnbetrieb rotiert, und bei einer Fadenabzugsgeschwindigkeit unterhalb der Fadenabzugsgeschwindigkeit im normalen Spinnbetrieb sowie einer dazu korrespondierenden Drehzahl der Einspeisewalze (25) durchgeführt wird.

[0008] Auf diese Weise kann die während des Anlegeprozesses produzierte Länge des Spinnfadens so begrenzt werden, dass sie von bekannten Fadenspeichereinrichtungen aufgenommen werden kann und dennoch ausreichend Zeit für ein sicheres Anlegen des Spinnfades zur Verfügung steht. Gleichzeitig kann die Betriebsdrehzahl, das heißt, die Drehzahl des Spinnrotors im normalen Spinnbetrieb, so gewählt werden, dass die geforderte Produktivität erreicht wird. Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung wird nach Herstellung des Anspinners die Beschleunigung des Spinnrotors und entsprechend des Fadenabzugs und der Einspeisewalze zur Durchführung des Festlegens des Spinnfadens an der Leerhülse reduziert. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass bis zur Entsorgung des Hilfsfadens und des Anspinners der Spinnrotor nicht bereits seine Betriebsdrehzahl erreicht hat.

[0009] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird die Beschleunigung des Spinnrotors soweit reduziert, dass der Spinnrotor mit konstanter Drehzahl rotiert.

[0010] Gemäß einer anderen bevorzugten Ausführungsform wird die Beschleunigung des Spinnrotors soweit reduziert, dass der Spinnrotor verzögert wird. So kann der Spinnrotor zunächst zur Herstellung eines Anspinners bis auf die erforderliche Anspinndrehzahl beschleunigt werden. Anschließend wird die Drehzahl soweit reduziert, dass das Festlegen des Spinnfadens an der Leerhülse sicher erfolgen kann.

[0011] Vorzugsweise wird der Spinnrotor nach Festlegen des Spinnfadens an der Leerhülse auf seine Betriebsdrehzahl beschleunigt.

[0012] Gemäß einer anderen Ausführungsform wird nach Herstellung des Anspinners die Beschleunigung des Spinnrotors und entsprechend des Fadenabzugs und der Einspeisewalze zunächst reduziert, die Beschleunigung des Spinnrotors wird wieder erhöht, dann wird der Spinnfaden an der Leerhülse festgelegt und der Spinnrotor wird weiter auf seine Betriebsdrehzahl beschleunigt. Bei einer Änderung der Beschleunigung des Spinnrotors muss nicht nur gleichzeitig die Beschleunigung des Fadenabzugs geändert werden, sondern auch die Zufuhr des Faserbandes. Aufgrund des Umfangs der Auflösewalze kann trotz einer entsprechenden Geschwindigkeits- beziehungsweise Beschleunigungsanpassung der Einspeisewalze bei einer abrupten Beschleunigungsänderung die Zuführgeschwindigkeit des Faserbandes nicht synchron der Rotordrehzahl nachgeführt werden. Der dabei auftretende Zeitversatz wird auch als Faserflugzeit bezeichnet. Aus diesem Grund kann es in dem Spinnfaden zu einer Dünnstelle kommen. Wenn die Beschleunigung erst wieder erhöht wird und dann der Spinnfaden an der Leerhülse angelegt wird, kann vor dem Anlegen die Dünnstelle entfernt werden.

[0013] Zur Lösung der Aufgabe wird ferner eine Arbeitsstelle einer Offenend-Rotorspinnmaschine mit Steuermitteln zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgeschlagen, wobei Handhabungseinrichtungen vorhanden sind, um nach einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel den aus einem Spinnrotor abgezogenen Spinnfaden an eine Leerhülse anzulegen, wobei der Spinnrotor einen Antrieb aufweist und ein Fadenabzug zum Abziehen des Spinnfades sowie eine Einspeisewalze, über die ein Faserverband dem Spinnrotor zuführbar ist, vorhanden ist und wobei der Antrieb des Spinnrotors, der Fadenanzug, die Einspeisewalze und die Handhabungseinrichtungen mittels der Steuermittel so ansteuerbar sind, dass das Festlegen des Spinnfadens an der Leerhülse bei einer Drehzahl des Spinnrotors unterhalb der Betriebsdrehzahl, mit der der Spinnrotor im normalen Spinnbetrieb rotiert und bei einer Fadenabzugsgeschwindigkeit unterhalb der Fadenabzugsgeschwindigkeit im normalen Spinnbetrieb sowie einer dazu korrespondierenden Drehzahl der Einspeisewalze, erfolgt.

[0014] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.

[0015] Es zeigen:
Fig. 1
schematisch eine Hälfte einer Offenend- Rotorspinnmaschine mit einem Serviceaggregat zum Festlegen eines Spinnfadens an eine Leerhülse;
Fig. 2
Diagramm mit einem zeitlichen Verlauf der Drehzahl des Spinnrotors und der Fadenabzugsgeschwindigkeit beim Festlegen des Spinnfadens an der Leerhülse gemäß dem Stand der Technik;
Fig. 3
Diagramm mit einem zeitlichen Verlauf der Drehzahl des Spinnrotors und der Fadenabzugsgeschwindigkeit beim Festlegen des Spinnfadens an der Leerhülse gemäß der vorliegenden Erfindung;
Fig. 4
Diagramm mit weiteren zeitlichen Verläufen der Drehzahl des Spinnrotors beim Festlegen des Spinnfadens an der Leerhülse gemäß der vorliegenden Erfindung.


[0016] In Fig. 1 ist eine Hälfte einer an sich bekannten Offenend-Rotorspinnmaschine angedeutet und mit 1 gekennzeichnet. Derartige Spinnmaschinen weisen eine Vielzahl von Arbeitsstellen 2 auf, die jeweils mit einer Spinnvorrichtung 3 sowie einer Spuleinrichtung 4 ausgerüstet sind.

[0017] In den Spinnvorrichtungen 3 wird das in Spinnkannen 5 vorgelegte Faserband 6 zu Fäden 7 gesponnen, die auf den Spuleinrichtungen 4 zu Kreuzspulen 8 aufgewickelt werden. Die Spinnvorrichtungen 3 weisen dazu einen von einem Antrieb 27 angetriebenen rotierenden Spinnrotor 26 auf. Das Faserband 6 wird dem Spinnrotor 26 über eine Einspeisewalze 25 zugeführt. Wie angedeutet, sind die Spuleinrichtungen 4 jeweils mit einem Spulenrahmen 9 zum drehbaren Haltern einer Leerhülse 10, beziehungsweise einer Kreuzspule 8 und einer Spultrommel 11 zum Antreiben der Kreuzspule ausgestattet.

[0018] Des Weiteren verfügen die Arbeitsstellen 2 jeweils über eine Fadenchangiereinrichtung 18, eine arbeitsstelleneigene Saugdüse 14 sowie arbeitsstelleneigene Anspinnorgane 20. Das heißt, die Arbeitsstellen 2 sind so ausgerüstet, dass sie Fadenbrüche selbsttätig beheben können.

[0019] Die Offenend-Spinnmaschine 1 weist außerdem eine Spulentransporteinrichtung 12 zum Entsorgen der auf den Spuleinrichtungen 4 fertig gestellten Kreuzspulen 8 auf.

[0020] An beziehungsweise auf der Spinnmaschine 1 ist, an einer Führungsschiene 13 sowie einer Stützschiene 15 verfahrbar, ein Serviceaggregat 16 angeordnet. Das Laufwerk dieses Serviceaggregates 16 besteht aus Laufrollen 17 beziehungsweise Stützrädern 19. Die Versorgung des Serviceaggregates 16 mit elektrischer Energie und Druckluft erfolgt vorzugsweise über eine Schleppkette. Derartige Serviceaggregate 16 patrouillieren ständig entlang der Offenend-Spinnmaschine 1 und greifen selbsttätig ein, wenn an einer der Arbeitsstellen 2 ein Handlungsbedarf entsteht. Ein solcher Handlungsbedarf liegt beispielsweise vor, wenn an einer der Arbeitsstellen 2 eine volle Kreuzspule gegen eine neue Leerhülse getauscht und anschließend wieder neu angesponnen werden muss.

[0021] Das Serviceaggregat 16 verfügt zu diesem Zweck, wie bekannt, über zahlreiche Handhabungseinrichtungen, die einen ordnungsgemäßen Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel ermöglichen. Von diesen zahlreichen Handhabungseinrichtungen sind in den Zeichnungen, der besseren Übersichtlichkeit halber, lediglich ein sogenanntes Fadenlieferrohr 22 mit seiner angeschlossenen Hilfsfadenliefereinrichtung 21 sowie die erfindungsgemäße Fadenverlegeeinrichtung 23 dargestellt. Mit der Hilfe der Handhabungseinrichtungen kann das Serviceaggregat der Arbeitstelle einen Hilfsfaden 24 zur Verfügung stellen.

[0022] Die Fadenverlegeeinrichtung 23 besteht im Wesentlichen aus einem Tragarm 39, der ebenfalls in einer Zwischenwandung des Serviceaggregates 16 gelagert ist. Der Tragarm 39, der endseitig ein Kopfelement 40 aufweist, ist dabei bezüglich seiner Schwenkachse 42 sowohl begrenzt drehbar als auch axial verschiebbar gelagert. Am Kopfelement 40 ist dabei ein Hülsentelleröffner 32 sowie eine federbeaufschlagte Fadenführungseinrichtung festgelegt. Außerdem ist am Kopfelement 40 über eine Schwenkachse ein Fadenanlegerkopf beweglich angelenkt, der verschiedene Funktionselemente, wie Fadenschneideinrichtung 31, Umlenkrolle 33 sowie Fadenbremse 35 trägt.

[0023] Die Arbeitsstellen 2 weisen jeweils eine Steuereinrichtung 45 auf, die die Abläufe an der Arbeitsstelle 2 überwacht und steuert. Die Steuereinrichtung 45 ist dazu über Steuerleitungen 48 mit den Handhabungseinrichtungen der Arbeitstelle verbunden. Ferner sind die Steuereinrichtungen 45 der Arbeitsstellen 2 an ein maschinenweites Bussystem 47 angeschlossen, über das die Steuereinrichtungen 45 mit einer (nicht dargestellten) Zentralsteuereinheit und der Steuereinrichtung 46 des Serviceaggregats 16 kommunizieren. Die Steuereinrichtung 46 ist ihrerseits über die Steuerleitungen 49 mit den Handhabungseinrichtungen des Serviceaggregats 16 verbunden und steuert so gemeinsam mit Steuereinrichtungen 45 der Arbeitsstelle die im folgenden beschriebenen Abläufe des Wiederanspinnens und des Anlegens des Fadens an der Leerhülse. Zum Wiederanspinnen der Spinnvorrichtung 3 wird das vorbereitete durch die Anspinnorgane 20 der Arbeitsstelle 2 bereitgehaltene Fadenende des Hilfsfadens 24, wie bekannt, zunächst kurz in die Spinnvorrichtung 3 zurückgespeist. Anschließend wird der Hilfsfaden 24, der dann über einen sogenannten Anspinner mit dem neuen Spinnfaden 7 verbunden ist, über die in Fig.1 angedeutete Fadenabzugseinrichtung 54 der Arbeitsstelle 2 sowie die etwa synchron laufende Fadenabzugseinrichtung 28 des Serviceaggregates 16 abgezogen und durch die Saugdüse 14 der Arbeitsstelle 2 sofort entsorgt. Diese Entsorgung läuft so lange, bis der Anspinner eine (nicht dargestellte) Sensoreinrichtung passiert. Wenn der Anspinner durchgelaufen ist, erfolgt das eigentliche Anlegen des Spinnfadens 7 an der Leerhülse 10 sowie das Wickeln der Fadenreserve auf die Leerhülse 10.

[0024] Das heißt, es erfolgen nun unmittelbar hintereinander einige schnelle Bewegungen der Handhabungseinrichtungen. Während dieser Zeit kommt der Faden am Hülsenteller 30 kurz zum Stillstand. Da die Spinnvorrichtung gleichzeitig kontinuierlich Spinnfaden 7 produziert, wird dieser Spinnfaden kurzzeitig in einer Speicherdüse 55 der Arbeitsstelle 2 zwischengespeichert.

[0025] Im Einzelnen ergibt sich insbesondere für das Klemmen des neuen Spinnfadens 7 zwischen Hülsenteller 30 und Leerhülse 10 sowie die Erstellung der Fadenreserve auf der Leerhülse 10 folgender Verfahrensablauf:

[0026] Der neue Spinnfaden 7 wird durch die Fadenschneideinrichtung 31 kurz oberhalb der Leerhülse 10 geschnitten und gleichzeitig von der Fadenbremse 35, die unterhalb der Leerhülse 10 positioniert ist, geklemmt. Das abgeschnittene, noch über die Fadenabzugseinrichtung 28 laufende Fadenstück wird über die Saugdüse 14 entsorgt. Unmittelbar nach oder gleichzeitig mit der Fadentrennung wird durch Schwenken des Kopfelementes 40 der Hülsenteller 30 geschlossen und der Spinnfaden 7 zwischen Leerhülse 10 und dem Hülsenteller 30 sicher geklemmt.

[0027] Durch entsprechende Ansteuerung werden dann die Fadenschneideinrichtung 31 sowie die Fadenbremse 35 geöffnet. Der Spinnfaden 7 wird dabei vor der sogenannten Fadenreserverille der Leerhülse 10 positioniert. Anschließend wird die Spultrommel 11 gestartet und beschleunigt die über Reibschluß aufliegende Leerhülse 10 auf Wickelgeschwindigkeit.

[0028] Nach einer bestimmten Anzahl Hülsendrehungen, zum Beispiel drei Umdrehungen, wird die Fadenbremse 35 geschlossen.

[0029] Das heißt, die restlichen Windungen der Fadenreserve werden mit erhöhter Fadenspannung und um einige Millimeter nach außen versetzt aufgewunden, so dass der Fadenanfang überwickelt und damit sicher fixiert wird.

[0030] Nach Fertigstellung der Fadenreservewicklung wird durch Zurückschwenken der Fadenverlegeeinrichtung 23 der Spinnfaden 7 freigegeben und kann von der Fadenchangiereinrichtung 18 der Arbeitsstelle 2 übernommen werden. Die Fadenübergabe erfolgt dabei definiert durch entsprechendes Ansteuern eines Zentrierbleches in Abhängigkeit von der Position des Fadenführers der Fadenchangiereinrichtung 18.

[0031] Das Wiederanspinnen und Anlegen des Spinnfadens 7 an der Leerhülse 10 ist an sich bekannt und ist in der eingangs zitierten DE 101 39 072 A1 noch genauer beschrieben.

[0032] Die Fig. 2 zeigt einen Verlauf N der Drehzahl n des Spinnrotors 26 und den Verlauf V der Fadenabzugsgeschwindigkeit v über die Zeit t, wie er gemäß dem Stand der Technik bekannt ist. Der Spinnrotor 26 wird zur Herstellung eines Anspinners zwischen dem Hilfsfaden 24 und dem neuen Spinnfaden 7 zunächst beschleunigt, bis er zum Zeitpunkt tA seine Anspinndrehzahl nA erreicht hat. Zu diesem Zeitpunkt tA wird der Anspinner hergestellt und die Fadenabzugseinrichtung 54 nimmt ihre Arbeit auf und zieht den Spinnfaden 7 mit der zu der Drehzahl n des Spinnrotors 26 korrespondierenden Fadenabzugsgeschwindigkeit v aus dem Spinnrotor 26 ab. Die Einspeisewalze 25 führt mit entsprechender Geschwindigkeit das Faserband 6 zu. Der Spinnrotor 26 wird kontinuierlich weiter beschleunigt, bis er zum Zeitpunkt tB seine Betriebsdrehzahl nB und der Fadenabzug seine zugehörige Fadenabzugsgeschwindigkeit VB erreicht hat. Erst dann wird der oben beschriebene Anlegeprozess des Spinnfadens 7 an der Leerhülse 10 durchgeführt.

[0033] Die Figuren 3 und 4 zeigen Zeitverläufe gemäß der vorliegenden Erfindung. Die Fig. 3 stellt einen möglichen Zeitverlauf N1 der Drehzahl n des Spinnrotors 26 und den dazugehörigen Verlauf V1 der Fadenabzugsgeschwindigkeit v dar. Wie bekannt, wird zunächst der Spinnrotor 26 auf die Anspinndrehzahl nA beschleunigt und zum Zeitpunkt tA ein Anspinner hergestellt und die Fadenabzugseinrichtung in Gang gesetzt. Kurz darauf zum Zeitpunkt t1 wird der Beschleunigungsvorgang des Spinnrotors unterbrochen. In dem in Fig. 3 dargestellten Ausführungsbeispiel wird die Drehzahl n für das Festlegen des Spinnfadens 7 an der Leerhülse 10 auf den Wert nL1 konstant gehalten, so dass der Anlegeprozess bei einer reduzierten Abzugsgeschwindigkeit vL1 durchgeführt werden kann. Bis zum Zeitpunkt tL1 ist der Hilfsfaden 24 und der Anspinner entsorgt und das Festlegen des Spinnfadens 7 an der Leerhülse 10 kann durchgeführt werden. Zum Zeitpunkt t2 ist der Anlegevorgang abgeschlossen und der Faden wird an die Fadenchangiereinrichtung 18 übergeben, so dass der Spinnrotor wieder beschleunigt wird, bis zum Zeitpunkt tB' die Betriebsdrehzahl nB und die zugehörige Fadenabzugsgeschwindigkeit vB erreicht ist. Alternativ kann der Anlegevorgang auch erst zum Zeitpunkt tL2 durchgeführt werden. Die Drehzahl des Spinnrotors 26 wird dann entsprechend der oben beschriebenen Ausführung bis zum Zeitpunkt t2 konstant gehalten. Bis dahin sind der Hilfsfaden und der Anspinner entfernt. Der Spinnrotor 26 und der Fadenabzug 54 werden ab dem Zeitpunkt t2 wieder beschleunigt. Die Dünnstelle im Spinnfaden 7, die aufgrund der verzögerten Nachführung des Faserbandes 6 entsteht, wird entfernt und zum Zeitpunkt tL2 wird bei der Rotordrehzahl nL2 und der Fadenabzugsgeschwindigkeit vL2 der Spinnfaden an die Leerhülse angelegt. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel fährt dann der Spinnrotor 26 mit unveränderter Beschleunigung bis zu seiner Betriebsdrehzahl nB hoch.

[0034] Die Fig. 4 zeigt weitere Varianten der vorliegenden Erfindung. In dem Diagramm sind mögliche Verläufe N1, N2, N3 der Drehzahl n des Spinnrotors 26 über die Zeit t dargestellt. Nach dem Anspinnen zum Zeitpunkt tA wird zum Zeitpunkt t1 die Beschleunigung des Spinnrotors 26 reduziert. Bei dem Verlauf N2 wird der Spinnrotor trotz der Reduzierung weiter beschleunigt. Die Reduzierung kann jedoch ausreichen, um ein sicheres Anlegen zu ermöglichen. Der Verlauf N1 entspricht dem der Fig. 3. Die Drehzahl ist hier nach dem Zeitpunkt t1 zunächst konstant. Wenn die Beschleunigung noch weiter reduziert wird, erhält man den Verlauf N3. Die Beschleunigung wird dann negativ und die Drehzahl nimmt ab. Zum Zeitpunkt t2 ist der Anlegevorgang abgeschlossen, und die Beschleunigung nimmt in allen drei Fällen wieder ihren ursprünglichen Wert an und der Spinnrotor 26 wird bis zur Betriebsdrehzahl nB beschleunigt. Die Verläufe der Drehzahl n des Spinnrotors 26 beziehungsweise die dazugehörigen Verläufe der Fadenabzugsgeschwindigkeit v sind in den Zeichnungen abschnittsweise linear dargestellt. Dies stellt jedoch keine Einschränkung dar. Zur Realisierung der Erfindung sind auch andere Verläufe möglich.


Ansprüche

1. Verfahren zum Betreiben einer Arbeitsstelle (2) einer Offenend-Rotorspinnmaschine (1), wobei nach einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel der Spinnrotor (26) beschleunigt, über eine Einspeisewalze (25) dem Spinnrotor ein Faserband (6) zugeführt, bei einer vorgegebenen Anspinndrehzahl (nA) ein Hilfsfaden (24) in den Spinnrotor (26) eingespeist, der Hilfsfaden (24) mit dem Spinnfaden (7) durch einen Anspinner verbunden, der Fadenabzug (54) gestartet, der Hilfsfaden (24) entsorgt und danach der Spinnfaden (7) an der Leerhülse (10) festgelegt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Festlegen des Spinnfadens (7) an der Leerhülse (10) bei einer Drehzahl (nL1, nL2) des Spinnrotors (26) unterhalb seiner Betriebsdrehzahl (nB), mit der der Spinnrotor (26) im normalen Spinnbetrieb rotiert, und bei einer Fadenabzugsgeschwindigkeit (vL1, vL2) unterhalb der Fadenabzugsgeschwindigkeit (vB) im normalen Spinnbetrieb sowie einer dazu korrespondierenden Drehzahl der Einspeisewalze (25) durchgeführt wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass nach Herstellung des Anspinners die Beschleunigung des Spinnrotors (26) und entsprechend des Fadenabzugs (54) und der Einspeisewalze (25) zur Durchführung des Festlegens des Spinnfadens (7) an der Leerhülse (10) reduziert wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschleunigung des Spinnrotors (26) soweit reduziert wird, dass der Spinnrotor (26) mit konstanter Drehzahl (nL1)
rotiert.
 
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschleunigung des Spinnrotors (26) soweit reduziert wird, dass der Spinnrotor (26) verzögert wird.
 
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Spinnrotor (26) nach Festlegen des Spinnfadens (7) an der Leerhülse (10) auf seine Betriebsdrehzahl (nB) beschleunigt wird.
 
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass nach Herstellung des Anspinners die Beschleunigung des Spinnrotors (26) und entsprechend des Fadenabzugs (54) und der Einspeisewalze (25) zunächst reduziert wird und dass dann die Beschleunigung des Spinnrotors (26) wieder erhöht, der Spinnfaden (7) an der Leerhülse (10) festgelegt und der Spinnrotor (26) weiter auf seine Betriebsdrehzahl (nB) beschleunigt wird.
 
7. Arbeitsstelle (2) einer Offenend-Rotorspinnmaschine (1) mit Steuermitteln (45, 46) zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei Handhabungseinrichtungen vorhanden sind, um nach einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel den aus einem Spinnrotor (26) abgezogenen Spinnfaden (7) an eine Leerhülse (10) anzulegen, der Spinnrotor (26) einen Antrieb (27) aufweist und ein Fadenabzug (54) zum Abziehen des Spinnfades (7) sowie eine Einspeisewalze (25), über die ein Faserverband (6) dem Spinnrotor (26) zuführbar ist, vorhanden ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb (27) des Spinnrotors (26), der Fadenanzug (54), die Einspeisewalze (25) und die Handhabungseinrichtungen mittels der Steuermittel (45, 46) so ansteuerbar sind, dass das Festlegen
des Spinnfadens (7) an der Leerhülse (10) bei einer Drehzahl (nL1, nL2) des Spinnrotors (26) unterhalb der Betriebsdrehzahl (nB), mit der der Spinnrotor (26) im normalen Spinnbetrieb rotiert, und bei einer Fadenabzugsgeschwindigkeit (vL1, vL2) unterhalb der Fadenabzugsgeschwindigkeit (vB) im normalen Spinnbetrieb sowie einer dazu korrespondierenden Drehzahl der Einspeisewalze (25) erfolgt.
 




Zeichnung
















Recherchenbericht










Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente