[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Überwachung der passgerechten
Bearbeitung von bahnförmigen Materialien in Anlagen gemäß Anspruch 1 bzw. gemäß dem
Oberbegriff des Anspruches 13.
[0002] Die Bearbeitung von bahnförmigen Materialien wie beispielsweise von gedruckten Erzeugnissen
erfolgt mit zunehmend höherer Bahngeschwindigkeit. Dabei umfasst die Bearbeitung neben
dem eigentlichen Druckprozess, in dem beispielsweise ein Bild aufgebracht wird, auch
Weiterverarbeitungsprozesse wie Perforieren, Stanzen, Prägen, Rillen, Lackieren usw.
in einem inline-Betrieb, d.h. auch bei laufender Bahn, ohne dass das Produkt stillsteht.
Bei den heute durchaus üblichen Geschwindigkeiten von 3 m/s und darüber ist die Beobachtung
der Qualität des aufgedruckten Bildes mit bloßem Auge nicht mehr zuverlässig möglich.
[0003] Daher sind Bahnbeobachtungsvorrichtungen üblich geworden, die die Bahn mittels eines
Stroboskops beleuchten und damit stehende Bilder erzeugen. Insbesondere kann durch
den Einsatz von Videokameras ein stehendes Bild mit einer hohen Qualität erreicht
werden, das eine sehr gute Bewertung der Qualität eines Drucks erlaubt.
[0004] Die Überwachung beidseitig bedruckter Erzeugnisse erfordert oftmals neben der Beobachtung
jeder der beiden bedruckten Seiten auch eine Beobachtungsmöglichkeit, die die Position
eines Druckbildes auf einer Seite in einem Bezug auf die Positionierung eines Druckbildes
der anderen Seite wiedergibt. Sinngemäß gilt dies selbstverständlich im gleichen Maße
auch für eine Überwachung von 2 Beobachtungsstellen auf ein und derselben Seite einer
Druckbahn, wenn dafür 2 Kameras eingesetzt werden oder in entsprechend abgewandelter
Form auch dann, wenn eine einzige Kamera mehrere Stellen der Druckbahn aufnimmt und
dabei eine örtliche Zuordnung dieser Stellen auf eine sehr genaue Weise erfolgen muss.
[0005] Dazu sind Einrichtungen bekannt geworden, die insbesondere bei transparenten Materialien
die Eigenschaft der Transparenz nutzen und durch eine Beleuchtung im Gegenlicht/Durchlicht
beide Bilder übereinander platziert in ihrer relativen Lage auswertbar sichtbar zu
machen.
[0006] Diese Methode kann zwar eine sehr hohe Genauigkeit bei der Wiedergabe der Positionen
sichern, bei opakem Material versagt sie allerdings vollends.
[0007] Für diesen Fall sind weiter Vorrichtungen bekannt, in denen zwei Kameras exakt gegenüberliegend
angebracht werden und mittels einer genau gleichzeitigen Bildaufnahme zwei Bilder
erzeugt werden, die dann auch auf einem Bildschirm gleichzeitig und positionsgenau
nebeneinander bzw. übereinander oder in zwei beliebig aufgeteilten Fenstern zur Anzeige
bringen. Damit kann ein Bediener die relative Positionierung der beiden Bilder zueinander
recht genau erkennen. Die Erkennbarkeit und Korrektheit von angezeigten Abweichungen
hängt dabei von der Gleichheit des Abbildungsmaßstabes (ZOOM) der Kameras aber auch
von der exakten Gleichzeitigkeit der beiden Aufnahmen und der Genauigkeit der Montage
der Kameras ab.
[0008] Um diese Quellen von Ungenauigkeiten weitestgehend auszuschließen oder in ihrem Einfluss
zumindest zu minimieren, werden dazu oft sogar separate und zusätzliche genau eingerichtete
Kamerasysteme eingesetzt.
[0009] Sie sind andererseits jedoch extrem aufwendig, so dass es für eine gelegentliche
Nutzung kaum wirtschaftlich lohnt, sich ein solches Gerät anzuschaffen.
[0010] Für eine konventionelle einseitige Bahnbeobachtung sind Kamerasysteme mit sich genau
gegenüberstehenden Aufnahmeeinrichtungen allerdings dann nur noch bedingt einsetzbar,
wenn es sich um durchsichtige/durchscheinende Bahnen handelt, da sich dann die Aufnahmeeinrichtungen
auf verschiedene Weise gegenseitig beeinflussen.
[0011] In der deutschen Gebrauchsmusteranmeldung
DE 200 07 621 der Fa. Drello GmbH wird daher eine Vorrichtung vorgeschlagen, die mit zwei bereits
für die konventionelle Bahnbeobachtung eingesetzten Kameras auskommt und sowohl mit
gegenüberliegenden Kameras als auch mit Kameras, die mit einem relativen Versatz zueinander
arbeiten können. Dies wird erreicht, indem auf beiden Seiten gleichzeitig ein und
dieselbe Markierung auf der Bahn in das aufgenommene Bild eingeblendet wird. Damit
enthält jedes Kamerabild ein und denselben Bezugspunkt, an dem sich dann der Drucker
bei der Beurteilung einer gegenseitigen Passfähigkeit der auf unterschiedlichen Seiten
aufgebrachten Bilder orientieren kann.
[0012] Nachteilig an diesem Verfahren ist, dass dazu eine nicht ganz einfache zusätzliche
Einrichtung eingesetzt werden muss und beide Kameras mindestens so nahe beieinander
angeordnet werden müssen, dass die gleiche Markierungseinrichtung (es wird dort ein
Laser vorgeschlagen) noch im Bildfeld beider Kameras zu liegen kommt. Eine solche
Anordnung ist auch aus Gründen der Bahnführung in der Maschine und weiteren maschinenbautechnischen
Gegebenheiten oft nicht möglich.
[0013] Daher liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
gemäß Anspruch 1 bzw. gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 13 zu schaffen, mit denen
es möglich ist, für eine Bahnbeobachtung an zwei Stellen oder auf jeweils einer Seite
der Materialbahn mit handelsüblichen Kameras ohne aufwendige Zusatzeinrichtungen für
die Funktion der Anlage auszukommen, wobei eine möglichst hohe und für eine Steuerung
ausreichende Genauigkeit bei der Anzeige und/oder Zuordnung der aufgenommenen Bilder
erreichbar sein soll.
[0014] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch die Merkmale des Anspruches 1 bzw. 13.
[0015] Die Unteransprüche 2 bis 12 bzw. 14 und 15 haben vorteilhafte Weiterbildungen des
erfindungsgemäßen Verfahrens bzw. der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Inhalt.
[0016] Im Folgenden soll beispielhaft das vorgeschlagene Vorgehen anhand einer Benutzung
in einer Druckmaschine beschrieben werden, in der auf beiden Seiten ein Druck aufgebracht
wird. Gleichermaßen kann natürlich auch verfahren werden, wenn auf einer Seite ein
bereits aufgebrachter Druck existiert und in der in Rede stehenden Maschine nur auf
einer zweiten Seite eine Bearbeitung stattfindet, deren Ergebnis dann in ihrer Relation
zum bereits bestehenden Druck beobachtet werden soll. Hierzu zeigt:
- Fig. 1
- eine schematisch stark vereinfachte Darstellung einer ersten Ausführungsform einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung, und
- Fig. 2
- eine ebenfalls stark vereinfachte schematische Darstellung einer zweiten Ausführungs-
form der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
[0017] In die Maschine sei ein Videobahnbeobachtungssystem bestehend aus jeweils einem Bildaufnahmemodul
1 gegenüber der Vorderseite einer bedruckten Bahn 7 und einem Bildaufnahmemodul 2
gegenüber der Rückseite derselben bedruckten Bahn, einem Bedienmodul 14, einem Synchronmodul
10, einem Bildspeichermodul 12, einem Bildauswertemodul 15 und Anzeigemodul 13 eingebaut
(Fig. 1). Dabei liegen zwischen dem Ort der Bearbeitung, beispielsweise einem Druckwerk,
und dem Ort des Einbaus eines Bildaufnahmemoduls nicht selten Bahnwege von 20 m und
mehr. Die beiden Bildaufnahmemoduln, mindestens aus einer Kamera, einem Objektiv,
einer zugehörigen Beleuchtung, einer Ansteuerelektronik und ggf. Verstellmotoren sowie
einer mechanischen Vorrichtung bestehend, seien als eine kompakte Baugruppe ausgebildet.
Beide Bildaufnahmemodule können jeweils entlang einer Traverse 3, 4 quer zur Bahnlaufrichtung
bewegt werden. Weiterhin sei an einem Formatzylinder 5,6, d.h. einem Zylinder, der
pro Umdrehung genau eine Formatlänge auf seiner Oberfläche zurücklegt (beispielsweise
ein Druckformzylinder), ein Drehgeber 8 als Formattaktmodul angebracht, der auf einer
Umdrehung einen Formatimpuls erzeugt, der an den Synchronmodul 10 weitergeleitet wird.
Des Weiteren sei auf der laufenden Bahn als Bahnwegmessmodul 9 ein Reibrad angebracht,
dessen Umfang auf der Bahn passiv abrollt, dabei über eine Umdrehung eine genau bekannte
Strecke zurücklegt, dabei eine bekannte Zahl an Impulsen abgibt, die als eine wegproportionale
Information an ein Synchronmodul 10 weitergeleitet werden. Vorteilhaft für eine Umrechnung
ist es dabei, wenn der Umfang des Reibrads einen ganzzahligen Bruchteil eines Meters
ausmacht.
[0018] In dem Synchronmodul 10 werden aus den vorgenannten eingehenden Informationen sowie
vorbekannten geometrischen und/oder über den Bedienmodul 14 eingegebenen Informationen
wie beispielsweise dem Abstand der Bildaufnahmemodulen 1 und 2 und der Dicke des Bahnmaterials
die Bildaufnahmezeitpunkte für die beiden Kameras errechnet.
[0019] Zur Anzeige von Vorder- und Rückseitenbild sei hier in dem Anzeigemodul 13 der Bildschirm
in 2 Teile aufgeteilt, wobei auf der einen das Vorderseitenbild und auf der anderen
das Rückseitenbild lagegenau zueinander abgebildet werden. Im beispielhaften Fall
wird zunächst darauf eingegangen, wie das Bild in Bahnlaufrichtung genau ausgerichtet
aufgenommen und angezeigt wird.
[0020] Bei Einbau der beiden Bildaufnahmemodule 1,2 in die Druckmaschine wird dazu mittels
eines auf praktisch nicht dehnbarem Material bekannter Dicke aufgedruckten hochgenauen
Maßstabs der Abstand der Mittellinien der Kamerabilder voneinander vermessen. Dieses
Maß wird auf eine Maßstabsdicke Null umgerechnet, so dass auf diese Weise der normierte
Abstand zwischen beiden Kamerapositionen ermittelt ist. Dieses Maß wird beispielsweise
über den Bedienmodul eingegeben und in dem Synchronmodul gespeichert. Verfügt das
System zusätzlich über einen Bildverarbeitungsmodul 15, so kann dieser Abstand auch
aus Merkmalen zweier aufgenommener Bilder eines solchen Maßstabes automatisch errechnet
werden.
[0021] Befindet sich das Reibrad 9 vor einer Umlenkrolle 16 auf der inneren Seite der Bahn,
so ist der auf Null normierte Abstand zwischen beiden Kameras 1,2 gleich dem wahren
Bahnweg, der vom Reibrad 9 gemessen wird. Ist das Reibrad 9 auf einer Seite angebracht,
der einer Umlenkrolle gegenüberliegt, so muss diese Länge dementsprechend umgerechnet
werden.
[0022] Über den Eingabemodul 14 des Videobahnbeobachtungssystems wird dann die Materialdicke
des Bedruckstoffes eingetragen und von dem Synchronmodul 10 wird unter Zuhilfenahme
der Daten für eine Dicke Null und der Dickeninformation der wirksame zu erwartende
Abstand der Kameras errechnet.
[0023] Mit Beginn des Druckens wird die Bahn gefördert und dabei gleichzeitig gedehnt. Die
Länge eines Formates, d.h. die Länge, die genau eine Wiederholung eines Druckes ausmacht,
wird durch eine Umdrehung eines Formatzylinders 5, beispielsweise des Druckformzylinders,
bewirkt und daher auch den durch Abstand zweier Formatimpulse (Nullimpuls) vom dort
angebrachten Drehgeber 8 repräsentiert. Gleichzeitig rollt das Reibrad 9 über eine
bestimmte Länge ab, wobei zwischen 2 Formatimpulsen genau die an dieser Stelle gedehnte
Länge des Druckproduktes vorbeiläuft. Auf diese Weise wird die aktuelle gedehnte Formatlänge
als Drehweg, den das Reibrad 9 zurückgelegt hat, ermittelt.
[0024] Ist keine erste Position einer Seite vorbekannt, so wird an einer ersten Stelle,
die vom Bediener ausgesucht und über den Bedienmodul angefahren worden ist, ein erstes
Bild von einer ersten Seite der Bahn durch den zugehörigen Bildaufnahmemodul aufgenommen.
Dieses Bild wird in dem Bildspeichermodul 12 als erstes Bild gespeichert. Aus den
vorstehend genannten Daten wird nachfolgend durch den Synchronmodul 10 errechnet,
um welche Wegstrecke die auf der zweiten Seite herzustellende Aufnahme von der auf
der ersten Seite gemachten Aufnahme entfernt zu erfolgen hat, damit sie genau an dieselbe
Stelle der Bahn trifft, wie die zuerst gemachte Aufnahme der anderen Seite der Bahn.
Von dem Synchronmodul 10 wird dann eine Bildaufnahme in dem zweiten Bildaufnahmemodul
entsprechend verzögert ausgelöst. Dieses Bild wird in dem Bildspeichermodul 12 als
zweites Bild gespeichert.
[0025] Ist beispielsweise durch einen früher gefahrenen Druckauftrag gleicher Art bereits
bekannt, welche Positionen zu vergleichen sind und sind diese in einem Auftragsspeicher
16 abgelegt, so wird eine erste Position aus dem Speicher gelesen und für eine erste
Bildaufnahmevorrichtung als Vorpositionierung benutzt, während darauf basierend dann
mittels vorgenanntem Verfahren der Moment der Aufnahme der zweiten Bildaufnahmevorrichtung
berechnet wird. Gleichermaßen kann natürlich verfahren werden, wenn aus anderen Quellen
(beispielsweise Vorstufeninformationen) bereits Bildteile bekannt sind, deren Positionen
im aktuellen Druck miteinander verglichen werden sollen.
[0026] Beide gespeicherte Bilder werden von einem Anzeigemodul 13 beispielsweise nun so
auf dem Bildschirm angeordnet dargestellt, dass in Bahnlaufrichtung in der Mitte des
Bildschirmes genau die Mitte der beiden jeweils aufgenommenen Bilder zu liegen kommt.
Zur noch genaueren Beobachtung kann zusätzlich ein Fadenkreuz oder eine andere Markierung
vom Anzeigemodul in das Bild eingeblendet werden, das über die Bedieneinheit in seiner
Lage noch vorteilhaft verschoben werden kann. In jedem Falle kann der Bediener die
aktuelle gegenseitige Lage der Bearbeitungsergebnisse auf beiden Seiten genau erkennen
und gegebenenfalls durch Eingriff korrigieren.
[0027] Es kommt allerdings häufig vor, dass ein so einfacher Einbau der Bildaufnahmevorrichtungen,
wie er in Fig. 1 beschrieben worden ist, nicht möglich ist. Mit der Benutzung von
Umlenkrollen wie in der in Fig. 2 beispielsweise gezeigten Konfiguration wird es erforderlich,
auch Materialdicken zu berücksichtigen. Im einfachsten Falle wird diese Größe dazu
durch den Bediener über den Eingabemodul 14 (Fig.1) eingegeben. Sie kann aber auch
bereits im Auftragsspeicher 16 (Fig. 1), abgelegt sein und wird dann nach Auslesen
an den Synchronmodul übermittelt. Alternativ kann auch eine Vorrichtung benutzt werden,
in die das Material mit einfacher oder mehrfacher Dicke eingebracht wird und die dann
diese Größe selbständig bestimmt.
[0028] Eine weitere Komplikation im Vorgehen tritt dann ein, wenn die Walze 34 (Fig. 2)
selbst ein erhebliches Drehmoment von der Bahn zu ihrem eigenen Antrieb entnimmt oder
auch selbst angetrieben wird. In diesem Falle wird es erforderlich, die dadurch hervorgerufene
uneinheitliche Bahndehnung, die an den Aufnahmeorten dadurch verursacht herrscht,
zu berücksichtigen. Zu diesem Zwecke werden dann beispielsweise zwei Reibräder 31,
33 benutzt, die wie bereits vorstehend beschrieben, jeweils die verschiedenen Formatlängen
ermitteln und diese an den Synchronmodul übermitteln. Der Synchronmodul errechnet
dann die jeweiligen Bildaufnahmezeitpunkte unter Berücksichtigung der zugehörigen
Bahndehnungen.
[0029] In den vorbeschriebenen Fällen kann auch so verfahren werden, dass die zusätzlichen
Korrekturen, die sich aus Materialdicke und Bahndehnungsunterschieden ergeben, nicht
in die Berechnung der Aufnahmezeitpunkte einfließen, sondern diese an einen Bildverarbeitungsmodul
15 (Fig.1) weitergegeben werden. Dieser Modul berücksichtigt dann sowohl die Materialdehnungsunterschiede
als auch die Materialdicke mittels einer entsprechenden Bearbeitung des dargestellten
Bildes, indem er sowohl die Position translatorisch verschiebt als auch mindestens
eines der Bilder der ermittelten Dehnung entsprechend ein- oder zweidimensional gestaucht
oder gedehnt angepasst wiedergibt. Diese Methode ist insbesondere dann vorteilhaft,
wenn sich ständig variierende Dehnungsverhältnisse einstellen. Des Weiteren können
natürlich beide Verfahren auch miteinander kombiniert angewendet werden, so dass beispielsweise
die Materialdicke und die Veränderung des Aufnahmezeitpunktes durch Materialdehnung
bei der Berechnung des Aufnahmezeitpunktes berücksichtigt werden und nur die durch
Dehnungsunterschiede entstehenden Veränderungen in der Geometrie des Bildes an sich
für die Darstellung korrigierend verrechnet werden.
[0030] Im vorstehenden Beispiel wird davon ausgegangen, dass der Bediener aus einem Druckmuster
oder anderen Vorgaben erkennen kann oder weiß, in welcher Weise die Bilder der beiden
Seiten zueinander zu liegen kommen müssen, beispielsweise durch ein Muster, dass ihm
gegenständlich vorliegt. Dieses Muster kann dann ähnlich einem Sollwert als Sollpositionierung
interpretiert werden.
[0031] In einer darüber hinausgehenden Ausführung kann durch eine automatische Auswertung
der Bilder in einem dem System hinzugefügten Bildverarbeitungsmodul eine automatische
Ermittlung des Versatzes im Register von Ober- und Unterseite dadurch erfolgen, dass
eine Soll-Lage mit einer aufgenommenen Ist-Lage durch ein geeignetes Bildauswerteverfahren
verglichen wird und der ermittelte Versatz angezeigt oder über eine Regeleinrichtung
kompensiert werden.
[0032] Um eine einfach zu interpretierende maßstabsgerechte Abbildung zu erzielen, ist es
von großem Vorteil, wenn beide Kameras einen gleichen Abbildungsmaßstab (Zoom) aufweisen.
Bei einer automatischen Bildauswertung wird dies nahezu unumgänglich, wenn der Rechenaufwand
in Grenzen gehalten werden soll. Dies kann beispielsweise dadurch erreicht werden,
dass die Objektive der Kameras über ihre elektronische Zoom-Verstellung auf gleiche
Werte eingestellt werden, die vorher mittels eines Maßstabes noch genau kalibriert
worden ist. Gleichermaßen kann ein gleicher Zoom-Maßstab erreicht werden, indem auf
der Bahn oder außerhalb der Bahn aufgebrachte Markierungen einer vorher bekannten
Größe mit beiden Kameras zu diesem Zwecke angefahren werden. Ein gleicher Maßstab
kann dann dadurch eingestellt werden, dass die ZoomStellung mindestens eines der beiden
Objektive solange verändert wird, bis mit beiden Aufnahmeeinrichtungen die Markierungen
in gleicher Größe abgebildet werden.
Die Verfahrensweise kann auch dahingehend verändert werden, dass eines der Bilder
für die Wiedergabe im Verhältnis der bei der Kalibrierung gemessenen Abbildungsgrößen
verkleinert bzw. vergrößert dargestellt wird, wobei der Bildverarbeitungsmodul vorher
eine entsprechende geometrische Bearbeitung wie Stauchung oder Dehnung vornimmt.
Hierbei kann der Abbildungsmaßstab der beiden Aufnahmemodule dadurch ermittelt werden,
dass mindestens einer von ihnen ein Muster von bekannter Größe aufnimmt und daraus
im Bildauswertemodul der Abbildungsmaßstab ermittelt wird. Vorzugsweise wird der Abbildungsmaßstab
mindestens einer Kamera solange verändert, bis er einem vorgegebenen Abbildungsmaßstab
hinreichend gut entspricht. Ferner können beide Aufnahmemodule ein Muster von vorbekannter
Größe benutzen. Schließlich kann der Maßstab außerhalb des Materialbahnbereiches angeordnet
werden, wobei der Bildaufnahmemodul vor der Bildaufnahme diese Position anfährt und
den Abbildungsmaßstab ermittelt und/oder einstellt. Ferner können die Bilder oder
Teilbilder vor ihrer Darstellung auf dem Anzeigemodul im Bildverarbeitungsmodul so
verändert werden, dass sie eine gleiche oder andere vorbestimmte Dehnung aufweisen.
Ferner ist es möglich, eine Zuordnung zweier Bilder oder Teilbilder durch das Zielergebnis
einer späteren Weiterverarbeitung der bearbeiteten Materialbahn 7 zu bestimmen.
[0033] Eine weitere vorteilhafte Ausführung, die auf der Benutzung eines zusätzlichen Bildverarbeitungsmoduls
15 (Fig. 1) aufbaut, erlaubt es, die Reibradanordnung einzusparen, indem die Formatlänge
aus dem Abstand der Wiederholung zweier signifikanter Bereiche des aufgedruckten periodisch
sich wiederholenden Druckbildes ermittelt wird. Solche Bereiche können auch Marken
sein.
[0034] In einer weiteren Ausführung wird im fortwährenden Druck die Korrektur der Formatlänge
nicht dadurch berücksichtigt, dass diese in die Verzögerung zwischen der Aufnahme
der einen Seite und der Aufnahme der zweiten Seite eingerechnet wird, sondern vielmehr
die Darstellung eines der beiden Teilbilder auf dem Monitor um genau diesen Betrag
verschoben erfolgt, während die Aufnahme stets mit einer konstanten Verschiebung der
Bildauslösung stattfindet. Die Bestimmung des Registers von Vorder- zu Rückseite ist
bei einer visuellen Auswertung am Monitor durch die Auflösung des Monitors begrenzt,
d.h. es können nur Ortsinformationen mit einer Auflösung von 1 Pixel zuverlässig dargestellt
werden. Eine Verrechnung der Korrektur auf die letztbeschriebene Art und Weise ist
daher in jedem Falle zulässig und führt zu keiner Verminderung der Genauigkeit im
Verfahren.
[0035] Die Anzeige der Oberseiten- und Unterseitenbilder erfolgt auf ein und demselben Monitor
nebeneinander oder untereinander. Für eine optimale Erkennbarkeit des Registerversatzes
erfolgt die Darstellung beider Bilder in einem gleichen Abbildungsmaßstab.
[0036] Zusätzlich kann eine für die Beurteilung des Registers vom Drucker ausgewählte oder
auch beispielsweise nach dem vorstehend unter [00025] beschriebenen Verfahren ermittelte
Position im Druck in einem Bild markiert werden, indem ein charakteristisches Bildelement
mit der Mitte eines auf dem Monitor von der Anzeigeeinheit eingeblendeten Fadenkreuzes
in Übereinstimmung gebracht wird. Diese Markierung wird in dem zweiten Bild an gleicher
Position eingeblendet und dient so als Referenz zur Einschätzung des Registerversatzes
zwischen Ober- und Unterseite.
[0037] Eine weitere Möglichkeit zur Bilddarstellung besteht in der Überlagerung eines Oberseitenbildes
mit dem zugehörigen Bild der Unterseite. Das Mischungsverhältnis der Bilder kann dabei
beispielsweise durch den Bediener auf eine für die visuelle Beobachtung optimale Transparenz
eingestellt werden. Zur Verbesserung der Erkennbarkeit der relativen Positionen von
Bearbeitungsergebnissen einer Maschine in den beiden Bildern bzw. Bildanteilen kann
es beispielsweise auch vorteilhaft sein, ein auf der Rückseite aufgebrachtes und von
einem Bildaufnahmemodul aufgenommenes Kaltsiegelabbild in einer Falschfarbendarstellung
relativ zu einem Echtfarbendruckbild oder auch einem anderen Kameraabbild eines Bearbeitungsergebnisses
anzuzeigen.
[0038] Mit der vorstehend beschriebenen Erfindung wird ein hochpräzises kostengünstiges
Verfahren zur registergenauen Abbildung beider Seiten einer zweiseitig bearbeiteten
Materialbahn vorgeschlagen. Dabei ist darauf zu verweisen, dass es sich bei der Bearbeitung
der Bahn nicht nur um ein Bedrucken handeln kann, sondern vielmehr auch andere Bearbeitungsprozesse,
die ein abbildbares Ergebnis hinterlassen mit dem erfindungsgemäßen Verfahren beobachtet
und bewertet werden können.
[0039] Neben der voranstehenden schriftlichen Offenbarung der Erfindung wird hiermit zur
Ergänzung derselben explizit auf die zeichnerische Darstellung der Erfindung in den
Fig. 1 und 2 Bezug genommen.
[0040] Bezugszeichenliste
- 1,2
- Bildaufnahmemodul
- 3,4
- Traverse
- 5,6
- Formatzylinder
- 7
- Bearbeitete Bahn/Materialbahn
- 8
- Formattaktmodul
- 9
- Bahnwegmessmodul
- 10
- Synchronmodul
- 12
- Bildspeichermodul
- 13
- Anzeigemodul
- 14
- Bedienmodul
- 15
- Bildverarbeitungsmodul
- 16
- Auftragsspeichermodul
- 31,33
- Reibräder
- 34
- Walze
1. Verfahren zur Überwachung der passgerechten Bearbeitung einer Materialbahn in Anlagen
mit folgenden Verfahrensschritten:
- Bearbeiten der Materialbahn an einer ersten Stelle;
- Unabhängiges Bearbeiten der Materialbahn an einer zweiten Stelle, wobei die Bearbeitung
an den beiden Stellen jeweils eine sich in einem festen Abstand periodisch wiederholende
identifizierbare Struktur hinterlässt;
- Anordnen von Bildaufnahmeorten an Positionen, die einen vorgegebenen festen geometrischen
Abstand aufweisen;
- Aufnehmen einer Anzahl von Impulsen pro sich periodisch wiederholender Struktur,
- Aufnehmen von dem Bahnweg der Materialbahn proportionalen Signalen am Bildaufnahmeort;
- Errechnen der wahren Strukturlänge aus den dem Bahnweg proportionalen Signalen und
den Impulssignalen pro periodischer Struktur;
- Errechnen der Zeitpunkte für die Bildaufnahme aus der wahren Strukturlänge und den
lmpulssignalen pro periodischer Struktur;
- Aufnehmen und Speichern eines ersten Bildes der ersten Stelle am ersten -Bildaufnahmeort
zu einem ersten Zeitpunkt;
- Aufnehmen und Speichern eines zweiten Bildes der zweiten Stelle am zweiten Bildaufnahmeort
zu einem zweiten späteren Zeitpunkt; und
- gleichzeitiges Anzeigen des ersten und zweiten Bildes.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem in einem Bildverarbeitungsschritt mindestens eines
der aufgenommenen Bilder oder ein Teil davon nach einem wiederkehrenden Detail in
der aufgebrachten Struktur durchsucht wird und jeweils zum Zeitpunkt der Wiederkehr
ein Signal abgegeben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei als wiederkehrende Struktur eine Markierung aufgebracht
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei dem der Aufnahmezeitpunkt der zweiten
Bildaufnahme von der zweiten Bildaufnahme von der zweiten Stelle für jede Aufnahme
aus dem geometrischen Abstand und der errechneten wahren Formatlänge am Bildaufnahmeort
abgeleitet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei dem der Aufnahmezeitpunkt der zweiten
Bildaufnahme von der zweiten Stelle nur aus dem geometrischen Abstand abgeleitet wird
und bei der Wiedergabe das aufgenommene zweite Bild der zweiten Stelle mittels Berechnungsverfahren
translatorisch um einen Betrag verschoben dargestellt wird, der aus der wahren Strukturlänge
berechnet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, bei dem die Dicke des bedruckten Materials
ermittelt und dieser ermittelte Wert in der Berechnung des Zeitpunktes bei der Auslösung
der Bildaufnahme berücksichtigt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, bei dem die beiden aufzunehmenden und
darzustellenden Bilder an in Umfangsrichtung und/oder in Richtung senkrecht zur Bahnlaufrichtung
unterschiedlichen Stellen der Bahn liegen.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, bei dem die Bildaufnahme mit einem Abbildungsmaßstab
erfolgt, der nicht gleich einem Sollabbildungsmaßstab ist und das aufgenommene Bild
vor seiner Anzeige soweit umgerechnet wird, dass die Darstellung im Sollabbildungsmaßstab
erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, bei dem eine Sollaufnahmeposition der
ersten Stelle aus bekannten digitalen Vorstufendaten bestimmt wird und eine Sollposition
der zweiten Stelle daraus unter Berücksichtigung der geometrischen Gegebenheiten,
insbesondere dem Bahnweg, dem Abbildungsmaßstab und der Materialdicke, bereits vor
Beginn einer ersten Bearbeitung vorberechnet werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, bei dem beliebig ausgewählte oder vorbestimmte
Bildpositionen in einer vorgegebenen Anordnung zueinander dargestellt werden, wobei
die Vorgabe durch manuelle Auswahl erfolgt oder durch einen Bildverarbeitungsschritt
eine Vorberechnung anhand von digitalen Bilddaten erfolgt und diese Bilddaten aus
der Vorstufe oder aufgenommenen Bildern automatisch generiert werden, wobei vorzugsweise
der Abbildungsmaßstab und/oder die Zoomstellung einer Bildaufnahmeoptik aus bekannten
digitalen Vorstufendaten und der für eine Analyse der zu vergleichenden Bildteile
erforderlichen geometrischen Auflösung bestimmt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei die Wiedergabe mindestens eines
der Bilder in einer farblich veränderten Weise erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, bei dem zumindest ein Teil aller ermittelten
Daten und/oder Bilder in einem Auftragsspeicher abgelegt wird und zu einem späteren
Zeitpunkt vollständig oder teilweise wiederaufrufbar und einstellbar ist.
13. Vorrichtung zur Überwachung der passgerechten Bearbeitung einer Materialbahn (7) in
Anlagen, wobei die Bearbeitung an zwei Stellen der Materialbahn (7) jeweils eine sich
in einem festen Abstand periodisch wiederholende identifizierbare Struktur hinterlässt,
- mit einem ersten auf die Materialbahn (7) gerichteten Bildaufnahmemodul (1);
- mit einem zweiten auf die Materialbahn (7) gerichteten Bildaufnahmemodul (2);
- mit einem Synchronmodul (10), der den Zeitpunkt der Bildaufnahme der ersten und
zweiten Bildaufnahmemodule (1 bzw. 2) ermittelt und die Bildaufnahmen durch die Bildaufnahmemodule
(1 bzw. 2) jeweils auslöst;
- mit einem Formattaktmodul (8), der eine ganzzeilige Anzahl von Strukturimpulssignalen
pro periodischer Struktur an den Synchronmodul (10) abgibt;
- mit mindestens einem Bildspeichermodul (10), der mit den Bildaufnahmemodulen (1,
2) in Signalverbindung steht,
- mit einem Anzeigemodul (13) zur realitätsgetreuen Anzeige der von den Bildaufnahmemodulen
(1, 2) aufgenommenen Bildern, und
- mit einem Bedienmodul (14),
dadurch gekennzeichnet,
- dass die beiden Bildaufnahmemodule (1, 2) in Bahnlaufrichtung (R) der Materialbahn (7)
gesehen, in einem festen geometrischen Abstand zueinander angeordnet sind;
- dass mindestens ein Bahnwegmessmodul (9) vorgesehen ist, der dem Bahnweg proportionale
Signale am Ort der Aufnahme des Bildes aufnimmt, wobei im Synchronmodul (10) und/oder
dem Bildaufnahmemodul (1, 2) die wahre Strukturlänge aus den dem Bahnweg proportionalen
Signalen und den Strukturimpulssignalen berechnet werden und wobei der Zeitpunkt für
die Bildaufnahme aus der wahren Strukturlänge und den Strukturimpulssignalen vom Synchronmodul
(10) berechnet werden und nach Aufnahme eines ersten Bildes an der ersten Stelle der
Materialbahn (7) zu einem ersten Zeitpunkt und nach Aufnahme eines zweiten Bildes
an der zweiten Stelle der Materialbahn (7) nach einem späteren zweiten Zeitpunkt der
Anzeigemodul (13) das erste und zweite Bild gleichzeitig anzeigt.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Formattaktmodul (8) einen Impulsgeber aufweist, der fest mit einem formathaltigen
Formatzylinder (5) gekoppelt ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 13 oder 14, gekennzeichnet durch einen Bildverarbeitungsmodul (15) und/oder einen Auftragsspeichermodul (16).