[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Fügen von Zusatzteilen,
wie Gazestreifen, Hinterklebematerialstreifen mit ggf. endseitig befestigten Kapitalbändern,
Hülsen u. dgl. Hinterklebeteile, am Rücken eines Buchblocks in Buchfertigungsstrassen
gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1 bzw. Anspruch 6.
[0002] Das Hinterkleben dient dazu, den Buchblockrücken zu verfestigen und damit dem gerundeten
oder geraden Rücken eine stabile, dauerhafte Form zu verleihen. Kapitalbänder sind
Schmuckbänder an der Kopf- und Fußkante des Buchblockrückens. Das maschinelle Kapitalen
erfolgt in einem Arbeitsgang mit dem Hinterkleben. Die Kapitalbänder werden dabei
auf eine blockhohe Hinterklebepapierbahn geklebt. Die Bahn wird quer zum Buchblock
zugeführt und in rückenbreite Streifen geschnitten. Diese werden auf den zuvor beleimten
Buchblockrücken aufgelegt und in einer nachfolgenden Station mit einem flexiblen Kissen
angedrückt.
[0003] Besonders stärkere Bücher erfordern eine große Stabilität im Rücken. Eine zusätzliche
Verstärkung des Buchblockrückens ist durch das Begazen möglich, bei dem vor dem Kapitalen
und Hinterkleben ein beidseitig übergreifender Gazestreifen eines offenen Gewebes
auf den Buchblockrücken aufgeklebt wird. Die seitlichen Übergriffe legen sich um die
Vorsätze und übernehmen die Scharnierfunktion in den Falzgelenken. Schließlich kann
zur Rückenverstärkung noch eine schlauchartige Hülse aus Papier aufgeklebt werden,
die die Rückeneinlage der Buchdecke mit dem Buchblockrücken verbindet, ohne die Charakteristik
des hohlen Rückens aufzulösen.
[0004] Bei der industriellen Buchfertigung erfolgt das Begazen, das Hinterkleben und Kapitalen
sowie das Hülsen in Buchfertigungstrassen, in denen die Buchblocks in einem gleichen
gegenseitigen Abstand zwischen Förderketten einer Fördereinrichtung eingespannt, in
Rückenlängsrichtung intermittierend transportiert werden. Die Zusatzteile werden in
aufeinander folgenden Hinterklebestationen, jeweils bestehend aus einer Beleimeinrichtung
für den Buchblockrücken und einer Zuführ- und Auflegeeinrichtung für das jeweilige
Hinterklebeteil, auf den Buchblockrücken aufgelegt und abschließend von einem flexiblen
Kissen gemeinsam angedrückt. Siehe auch [ Industrielle Buchfertigung; Dieter Liebau,
Inés Heinze; Verlag Beruf + Schule, 2001; S. 480 ff ].
[0005] Die hintereinander angeordneten Hinterklebestationen bedingen bei einer Buchfertigungsstrasse
in Abhängigkeit der gewählten Maschinenausstattung unterschiedlich lange Buchblockfördereinrichtungen.
Die Fertigung und Montage der Fördereinrichtung kann erst beginnen, wenn der Kunde
die endgültige Ausstattung festgelegt hat. Um ggf. weitere Hinterklebestationen nachrüsten
zu können, wird häufig eine Leerstation eingeplant. Eine lange Fördereinrichtung beansprucht
nicht nur einen entsprechend großen Bauraum, sondern verteuert auch die Buchfertigungsmaschine.
Außerdem verstärken sich mit zunehmender Förderlänge die durch Teilungsfehler und
Verschleiß verursachten Ungenauigkeiten in der Fördereinrichtung.
[0006] Aus der
DE 199 59 935 A1 ist eine Fügevorrichtung bekannt, in der das Begazen sowie das Hinterkleben und Kapitalen
in einer Station erfolgt. Eine intermittierend rotierende Greifertrommel erfasst einen
tangential zugeführten Gazestreifen an einer Längskante und führt ihn an eine Leimwalze
vorbei, um ihn schließlich in einer radialen Auswärtsbewegung auf den Buchblockrücken
abzulegen. In einer zweiten Rotationsbewegung wird in gleicher Weise ein Hinterklebestreifen
zum Buchblockrücken transportiert. Eine Schaumstoffplatte drückt anschließend die
aufgelegten Streifen auf den Buchblockrücken. Nachteilig ist, dass die Hinterklebeteile
in aufeinander folgenden Fügeschritten auf den Buchblockrücken aufgelegt werden, wobei
jeweils noch eine Beleimung des Hinterklebeteils vorgenommen wird. Dadurch weist die
Fügevorrichtung nur eine geringe Taktleistung auf.
[0007] Aus der
DE-OS 22 20 567 ist eine Fügevorrichtung bekannt, in der seitlich eingespannte, intermittierend vortransportierte
Buchblocks zunächst am Rücken beleimt und in der nachfolgenden Position mit einer
offenen Gaze und einem Hinterklebematerial versehen werden. Eine Gazebahn wird dabei
von einem Transportwalzenpaar quer zur Fördereinrichtung der Buchblocks vorgeschoben
und von einem schräg von unten gegen die Gaze gerichteten Luftstrom über den Buchblockrücken
geführt. Der Luftstrom wird nach dem Abtrennvorgang unterbrochen, sodass sich der
abgetrennte Gazestreifen auf den Buchblockrücken ablegt. Das Hinterklebematerial wird
von der gegenüberliegenden Seite zugeführt und mittels einer schwenkbaren Saugplatte
auf den Buchblockrücken aufgelegt, wobei die Saugplatte den Hinterklebestreifen gemeinsam
mit den Gazestreifen auf den Buchblockrücken andrückt. Nachteilig ist auch hier die
Taktleistungsbeschränkung durch die nacheinander erfolgenden Auflegevorgänge für die
Gaze und das Hinterklebematerial. Die aufgrund des Luftstroms flatternde Gazebahn
muss in einem entsprechend großen Abstand über den Rücken geführt werden. Eine kantenparallele
Ablage des abgetrennten Gazestreifens auf den Buchblockrücken ist dabei nicht gewährleistet.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung der
genannten Art zu schaffen, welche bei kompakter und kostengünstiger Bauweise das Fügen
mehrerer Hinterklebeteile mit hoher Taktleistung in der Buchfertigungsstrasse ermöglicht.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei dem Verfahren dadurch gelöst, dass zunächst
aus wenigstens zwei Hinterklebeteilen ein Hinterklebeteilkomplex gebildet und dieses
in einem einzigen Fügeschritt auf den beleimten Buchblockrücken aufgelegt wird. Bei
der Vorrichtung ist vorgesehen, dass der Überführungseinrichtung wenigstens zwei Zuführungseinrichtungen
für Hinterklebeteile zugeordnet sind, und dass das zur Aufnahme mehrerer Hinterklebeteile
ausgebildete Fördermittel zur Bildung eines aus den Hinterklebeteilen kombinierten
Hinterklebeteilkomplexes nacheinander zu den Übergabestellen der Zuführungseinrichtungen
und abschließend zum Buchblockrücken bewegbar ist, zur Ablage des Hinterklebeteilkomplexes
auf den Buchblockrücken in einem einzigen Fügeschritt.
[0010] Die Hinterklebeteile werden nicht mehr wie bisher in einzelnen, aufeinander folgenden
Fügeschritten auf den Buchblockrücken aufgelegt, sondern es werden mehrere Hinterklebeteile
zunächst zu einem Hinterklebeteilkomplex zusammengetragen und dann in einem einzigen
Fügeschritt auf den Buchblockrücken aufgelegt. So können die Hinterklebeteile in nur
einer Station der Buchfertigungsstrasse mit nur noch einem Rückenleimwerk gefügt werden.
Die Fördereinrichtung kann bei jeder Buchfertigungsstrasse in einer gleichen, kurzen
Förderlänge verbaut werden. Das Verfahren bzw. die Vorrichtung ermöglicht eine hohe
Taktleistung, da alle Hinterklebeteile in nur einem kurzen Fügeschritt auf den Buchblockrücken
aufgelegt werden, sodass die Buchblocks von der Fördereinrichtung nach kurzem Halt
sogleich weitertransportiert werden können. Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung
wird auch darin gesehen, dass eine Buchfertigungsstrasse hinsichtlich zu verarbeitender
Hinterklebteile variabel ausgestattet und erweitert werden kann, wodurch unterschiedlichste
Buchausstattungen in einer Buchfertigungsstrasse produziert werden können. Denn an
der einen Überführungseinrichtung können die Zuführungseinrichtungen variabel angeordnet,
gegeneinander ausgetauscht und/oder ergänzt werden.
[0011] Nach einer Weiterbildung des Verfahrens ist vorgesehen, dass zur Bildung des Hinterklebeteilkomplexes
die wenigstens zwei Hinterklebeteile zumindest teilweise miteinander verklebt werden.
Die verschiedenen Hinterklebeteile können zueinander ausgerichtet übernommen werden
und verlieren aufgrund der Verklebung während ihres Transports zum Buchblockrücken
nicht ihre gegenseitige Lage. Außerdem kann durch die gegenseitige Verklebung die
Festigkeit des Buchblockrückens verstärkt werden.
[0012] Nach einer Weiterbildung ist vorgesehen, dass die wenigstens zwei Hinterklebeteile
quer zur Förderrichtung der Buchblocks zusammengetragen und zum Buchblockrücken transportiert
werden. Hierdurch wird eine besonders kompakte Bauweise unabhängig von der Anzahl
zusammenzutragender Hinterklebeteile ermöglicht.
[0013] Nach einer Weiterbildung ist vorgesehen, dass ein Gazestreifen mit einem Hinterklebematerialstreifen
kombiniert wird. Beim Auflegen eines solchen Hinterklebeteilkomplexes wird der Klebstoff
durch das offene Gewebe des zuunterst angeordneten Gazestreifens gedrückt, sodass
der Gazestreifen vollständig im Klebstoff eingebettet und der Hinterklebematerialstreifen
mit dem Buchblockrücken verklebt ist.
[0014] Nach einer Weiterbildung ist vorgesehen, dass zwei Hinterklebematerialstreifen bei
zumindest teilweiser Überdeckung zu einem blockhohen Hinterklebematerialstreifen kombiniert
werden. Bei einer sich ändernden Blockhöhe muss nicht mehr wie bisher zeitaufwendig
der Seitenbeschnitt der zugeführten Materialbahn verändert werden. Die jeweilige Blockhöhe
kann durch relative Verschiebung der getrennt voneinander zugeführten Hinterklebematerialstreifen
eingestellt werden.
[0015] Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in den Unteransprüchen
angegeben. Hinsichtlich der damit verbundenen Vorteile wird auf die nachfolgende Erläuterung
der Ausführungsbeispiele verwiesen.
[0016] Beispielhafte Ausführungsformen der Erfindung werden anhand der folgenden Figuren
detailliert beschrieben. Es zeigen
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Hinterklebestation mit einer
ersten Ausführungsform einer Überführungseinrichtung;
- Fig. 2 a
- den prinzipiellen Ablauf beim Fügen von Gaze und Hinterklebematerial;
- Fig. 2 b
- den prinzipiellen Ablauf beim Fügen eines aus zwei Teilen gebildeten Hinterklebematerialstreifens;
- Fig. 2 c
- die redundante Zuführung von Hinterklebematerial;
- Fig. 2 d
- den prinzipiellen Ablauf beim Fügen von Hinterklebematerial und elektronischen Bauteilen;
- Fig. 3 a
- eine Detailansicht eines Fördermittels gemäß Ausschnitt IIIa in Fig. 1;
- Fig. 3
- b eine Detailansicht eines Fördermittels mit ausfahrbaren Nadeln;
- Fig. 4
- eine zweite Ausführungsform einer Überführungseinrichtung; und
- Fig. 5
- eine dritte Ausführungsform einer Überführungseinrichtung.
[0017] Fig. 1 zeigt eine Hinterklebestation 15 für eine Buchfertigungsstrasse, in der Buchblocks
1 mit nach oben weisenden Buchblockrücken 1 a in einem gleichen gegenseitigen Abstand
zwischen zwei sich gegenüberliegenden, umlaufenden Förderketten 11 a, b einer Fördereinrichtung
10 eingespannt und in Rückenlängsrichtung intermittierend transportiert werden. Im
Bereich der Hinterklebestation 15 werden die Buchblocks 1 durch seitliche Führungen
12 a, b ausgerichtet und gestützt.
[0018] Die Hinterklebestation 15 besteht im Wesentlichen (siehe Fig. 1 und 2 a) aus einer
den Buchblockrücken 1 a mit einer der Rückenform angepassten Auftragswalze 17 vollflächig
beleimenden Beleimeinrichtung 16, einer Überführungseinrichtung 20 mit zugeordneten
Zuführungseinrichtungen 30, 50 zum Auflegen von Hinterklebeteilen 41, 58 auf den beleimten
Buchblockrücken 1 a und einer die aufgelegten Hinterklebeteile 41, 58 mit einem flexiblen
Kissen 61 auf den Buchblockrücken 1 a fest andrückenden Andrückvorrichtung 60.
[0019] Die Überführungseinrichtung 20 nach Fig. 1 weist einen dreiarmigen, intermittierend
angetriebenen Rotor 21 auf, mit an teleskopierbaren Armen 22 endseitig angeordneten
Saugplatten 23.1 bis 23.3 als Fördermittel für die Hinterklebeteile 41, 58. Die Saugplatten
23.1 bis 23.3 werden nacheinander zu den Übergabestellen 40, 55 der Zuführungseinrichtungen
30, 50 und abschließend zum Buchblockrücken 1 a bewegt, wobei in radialen Auswärtsbewegungen
der Saugplatten 23.1 bis 23.3 Hinterklebeteile 41, 58 übernommen bzw. auf den Buchblockrücken
1 a abgelegt werden. In Fig. 1 ist die Trajektorie 24 für eine Hinterkante der Saugplatten
23.1 bis 23.3 dargestellt.
[0020] Bei der in Fig. 1 gezeigten Arbeitsphase befindet sich eine erste Saugplatte 23.1
an der Übergabestelle 40 für die Hinterklebematerialstreifen 41, eine zweite Saugplatte
23.2 befindet sich an der Übergabestelle 55 für Gazestreifen 58 und eine dritte Saugplatte
23.3 liegt an dem Buchblockrücken 1 a an.
[0021] In der Zuführungseinrichtung 30 wird von einer Rolle 31 abgezogenes Hinterklebematerial
32 durch eine Schneideinrichtung 33 auf eine blockhohe Breite beschnitten, mittels
Leimdüsen 34 an den beiden Rändern beleimt und mit von jeweils einer Rolle 35 abgewickelte
Kapitalbänder 36 zu einer Hinterklebematerialbahn 37 verklebt. Diese wird von einem
Abzugswalzenpaar 38 in rückenbreiter Länge zu der Übergabestelle 40 taktweise vorgeschoben,
wobei das vordere Ende der Hinterklebematerialbahn 37 durch von Venturidüsen erzeugten
Unterdruck an einer Platte 39 gehalten wird. Die Saugplatte 23.1 bewegt sich abgefedert
gegen die Platte 39. Ein Hinterklebematerialstreifen 41 wird durch ein Quermesser
42 von der Hinterklebematerialbahn 37 abgetrennt und von der Saugplatte 23.1 übernommen,
indem Öffnungen 25 der Saugplatte 23.1 taktgemäß mit Saugluft beaufschlagt werden.
[0022] In einer 120°-Drehung des Rotors 21 bewegt sich anschließend die Saugplatte 23.1
mit dem Hinterklebematerialstreifen 41 zur nächsten Übergabestelle 55. Dabei passiert
die Saugplatte 23.1 eine Beleimeinrichtung 45. Mittels Leimdüsen 46 wird der Hinterklebematerialstreifen
41 wenigstens streifenweise beleimt.
[0023] In der Zuführungseinrichtung 50 wird von einem Abzugswalzenpaar 54 eine Gazebahn
52 von einer Rolle 51 abgezogen, durch eine Schneideinrichtung 53 auf eine Breite
etwas kürzer als die Blockhöhe beschnitten und taktweise in einer Länge größer als
die Rückenbreite zur Übergabestelle 55 vorgeschoben, in der das vordere Ende der Gazebahn
52 durch von Venturidüsen 59 erzeugten Unterdruck an einer Platte 56 gehalten wird.
Durch ein Quermesser 57 wird ein Gazestreifen 58 von der Gazebahn 52 abgetrennt. Dieser
wird von der Saugplatte 23.2 übernommen, indem der Gazestreifen 58 an dem bereits
aufgenommenen Hinterklebematerialstreifen 41 angeklebt und im überstehenden Randbereich
von der Saugplatte 23.2 angesaugt wird (siehe Fig. 3 a).
[0024] Das gebildete Hinterklebeteilkomplex 2 aus Hinterklebematerialstreifen 41 und beidseitig
überstehenden Gazestreifen 58 wird in der folgenden 120°-Drehung des Rotors 21 von
der Saugplatte 23.2 zum Buchblockrücken 1 a transportiert und darauf abgelegt (siehe
Saugplatte 23.3 in Fig. 1), wobei die Öffnungen 25 von Saugluft auf Blasluft umgeschaltet
werden.
[0025] Durch die zumindest teilweise Verklebung der beiden Hinterklebeteile 41, 58 ist eine
sichere Mitnahme des Gazestreifens 58 gegeben. Die Hinterklebeteile 41, 58 können
zueinander ausgerichtet übernommen werden und verlieren aufgrund der Verklebung während
ihres Transports zum Buchblockrücken 1 a nicht ihre gegenseitige Lage. Außerdem kann
durch die gegenseitige Verklebung die Festigkeit des Buchblockrückens 1 a verstärkt
werden.
[0026] Die Saugplatten 23.1 bis 23.3 können mit in Kanälen der Saugplatten verfahrbaren
Nadeln 26 ausgestattet sein (siehe Fig. 3 b). Diese stechen durch die Hinterklebeteile
41, 58 und ermöglichen einen sicheren Transport auch ohne Verklebung des Hinterklebematerialstreifens
41 mit dem Gazestreifen 58.
[0027] Das aufgelegte Hinterklebeteilkomplex 2 wird in der Andrückvorrichtung 60 fest auf
den Buchblockrücken 1 a angedrückt. Dabei gelangt auf dem Buchblockrücken 1 a befindlicher
Klebstoff durch das offene Gazegewebe bis an das Hinterklebematerial, sodass der Gazestreifen
58 im Klebstoff eingebettet und der Hinterklebematerialstreifen 41 mit dem Buchblockrücken
1 a verbunden ist.
[0028] Gazestreifen 58 und Hinterklebematerialstreifen 41 mit seitlich angeklebten Kapitalbändern
werden also in einer einzigen Hinterklebestation 15 auf den Buchblockrücken 1 a aufgelegt.
Die Hinterklebeteile 41, 58 werden zunächst zusammengetragen und abschließend in einem
kurzen Fügeschritt auf den Buchblockrücken 1 a aufgelegt. In dem Ausführungsbeispiel
nach Fig. 1 ist ein dreiarmiger, in drei 120°-Schritten drehender Rotor 21 vorgesehen,
welcher es ermöglicht, zeitgleich aus zwei Übergabestellen 40, 55 Hinterklebeteile
41, 58 zu entnehmen und an dritter Stelle ein Hinterklebeteilkomplex 2 auf den Buchblockrücken
1 a aufzulegen. Dies ermöglicht eine hohe Taktleistung.
[0029] In Fig. 4 ist eine alternative Überführungseinrichtung 70 mit einer einzelnen Saugplatte
71 dargestellt. Die Drehbewegung ist derart steuerbar, dass bei der ausschließlichen
Verarbeitung von Hinterklebematerial die Saugplatte 71 zwischen der Übergabestelle
40 und dem Buchblockrücken 1 a um 120° hin und her schwenkt oder in jeweils aufeinander
folgenden 240° und 120° Schritten umläuft, während bei der Verarbeitung von Hinterklebematerial
und Gaze die einzige Saugplatte 71 in 120° Schritten umläuft.
[0030] Fig. 5 zeigt eine Überführungseinrichtung 80 mit einem vierarmigen Rotor 81, welcher
in 90° Schritten intermittierend umläuft. Es können bis zu drei Zuführungseinrichtungen
30, 50, 85 an der Überführungseinrichtung 80 angeordnet sein. Zusätzlich zum Hinterklebematerialstreifen
41 und Gazestreifen 58 kann damit ein weiteres Hinterklebeteil aufgenommen und zu
einem Hinterklebeteilkomplex 3 vereinigt werden, welches dann im abschließenden Fügeschritt
auf den Buchblockrücken 1 a aufgelegt wird. Das weitere Hinterklebeteil kann eine
die Festigkeit des Rückens zusätzlich verstärkende Hülse 87 sein, die aus einem Magazin
86 der Zuführungseinrichtung 85 entnommen wird. Für eine vollflächige Verklebung der
Hülse 87 mit dem nachfolgend aufgenommenen Hinterklebematerialstreifen 41 ist eine
Breitschlitzdüse 47 zwischen den Zuführungseinrichtungen 85 und 30 vorgesehen.
[0031] Die Erfindung ist nicht auf Überführungseinrichtungen mit rotierenden Saugplatten
beschränkt. Es können z.B. auch linear hin und her bewegte Fördermittel zum Einsatz
kommen oder die Fördermittel sind an einem umlaufenden Zugmittel angeordnet.
[0032] Wie bereits oben dargelegt, können an der einen Überführungseinrichtung 20, 70 oder
80 die Zuführungseinrichtungen variabel angeordnet, gegeneinander ausgetauscht und/oder
ergänzt werden. Dadurch wird bei einer Buchfertigungsstrasse mit einer Fördereinrichtung
in fester Länge eine variable Ausstattung im Hinblick auf das Fügen von Zusatzteilen
ermöglicht. Die Fig. 2 a bis 2 d zeigen mögliche Alternativen am Beispiel einer maximal
zwei Zuführungseinrichtungen aufweisenden Überführungseinrichtung.
[0033] In der Fig. 2 a ist der bereits oben beschriebene prinzipielle Ablauf bei der Verarbeitung
von Hinterklebematerial und Gaze dargestellt. Soll keine Gaze aufgelegt werden, wird
der Vorschub der Gaze einfach ausgeschaltet. Mit einer im Wesentlichen vollflächigen
Beleimung des Hinterklebematerialstreifens 41 kann auch alternativ ein weiteres Papier
über die zweite Zuführungseinrichtung 50 zugeführt und auf den Buchblockrücken 1 a
aufgelegt werden.
[0034] In der Fig. 2 b ist der prinzipielle Ablauf eines Hinterklebeverfahrens dargestellt,
bei dem ein aus zwei Hinterklebematerialstreifen 4 a, b gebildeter Hinterklebeteilkomplex
4 gefügt wird. Die zwei über die Zuführungseinrichtungen 90 a, b separat zugeführten
Hinterklebematerialstreifen 4 a, b mit jeweils einseitig befestigten Kapitalbändern
werden bei zumindest teilweiser Überdeckung zu einem blockhohen Hinterklebematerialstreifen
4 kombiniert. Bei einer sich ändernden Blockhöhe muss nicht mehr wie bisher zeitaufwendig
der Seitenbeschnitt der zugeführten Hinterklebematerialbahn verändert werden. Die
jeweilige Blockhöhe kann durch relative Verschiebung 65 der Zuführungseinrichtungen
90 a, b zueinander eingestellt werden.
[0035] In Fig. 2 c ist die Möglichkeit dargestellt, zwei redundante Zuführungseinrichtungen
91 a, b für gleiche Hinterklebeteile, z.B. Hinterklebematerialstreifen 41 mit daran
befestigten Kapitalbändern, an der einen Überführungseinrichtung anzuordnen. Während
über die eine Zuführungseinrichtung 91 a Hinterklebematerialstreifen 41 zugeführt
werden, kann die andere Zuführungseinrichtung 91 b für den nächsten Fertigungsauftrag
eingerichtet werden, ohne dass dafür die Buchfertigungsstrasse angehalten werden muss.
Oder die zweite Zuführungseinrichtung 91 b übernimmt die Zuführung der Hinterklebematerialstreifen
41, falls die erste Zuführungseinrichtung 91 a aufgrund einer Störung ausfällt.
[0036] Fig. 2 d zeigt den prinzipiellen Ablauf beim Fügen von Hinterklebematerialstreifen
41 und elektronischen Bauteilen 83, wie z.B. RFID-Chip. Die elektronischen Bauteile
83 werden als endloses Band 84 von einer Zuführungseinrichtung 82 zugeführt.
1. Verfahren zum Fügen von Zusatzteilen, wie Gazestreifen (58), Hinterklebematerialstreifen
(41) mit ggf. endseitig befestigten Kapitalbändern, Hülsen (87) o. dgl. Hinterklebeteilen,
am Rücken (1a) eines in einer Fördereinrichtung (10) einer Buchfertigungsstrasse in
Rückenlängsrichtung intermittierend transportierten Buchblocks (1), bei dem der Buchblockrücken
(1a) beleimt und anschließend das jeweilige Hinterklebeteil (58, 41, 87) von einem
Fördermittel auf den Buchblockrücken (1a) aufgelegt und abschließend angedrückt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass zunächst aus wenigstens zwei Hinterklebeteilen (58, 41, 83, 87, 4a, 4b) ein Hinterklebeteilkomplex
(2, 3, 4) gebildet wird und dass das Hinterklebeteilkomplex (2, 3, 4) in einem einzigen
Fügeschritt auf den beleimten Buchblockrücken (1a) aufgelegt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Bildung des Hinterklebeteilkomplexes (2, 3, 4) die wenigstens zwei Hinterklebeteile
(58, 41, 83, 87, 4a, 4b) zumindest teilweise miteinander verklebt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die wenigstens zwei Hinterklebeteile (58, 41, 83, 87, 4a, 4b) quer zur Förderrichtung
der Buchblocks (1) zusammengetragen und zum Buchblockrücken (1a) transportiert werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein Gazestreifen (58) mit einem Hinterklebematerialstreifen (41) kombiniert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass zwei Hinterklebematerialstreifen (4a, 4b) bei zumindest teilweiser Überdeckung zu
einem blockhohen Hinterklebematerialstreifen (4) kombiniert werden.
6. Vorrichtung zum Fügen von Zusatzteilen, wie Gazestreifen (58), Hinterklebematerialstreifen
(41) mit ggf. endseitig befestigten Kapitalbändern, Hülsen (87) u. dgl. Hinterklebeteile,
am Rücken (1a) eines Buchblocks (1) in Buchfertigungsstrassen,
• mit einer in gleichen Taktabständen Buchblocks (1) seitlich einspannenden und in
Rückenlängsrichtung intermittierend transportierenden Fördereinrichtung (10),
• mit einer Beleimeinrichtung (16) für den Buchblockrücken (1 a),
• mit einer das Hinterklebeteil in einer vom Buchblockrücken (1a) beabstandeten Übergabestelle
(40, 55) bereitstellenden Zuführungseinrichtung,
• mit einer mittels eines Fördermittels das Hinterklebeteil aus der Übergabestelle
(40, 55) übernehmenden und auf den beleimten Buchblockrücken (1a) auflegenden Überführungseinrichtung
(20), und
• mit einer Andrückeinrichtung (60) zum vollflächigen Andrücken des Hinterklebeteils
auf den Buchblockrücken (1a),
dadurch gekennzeichnet,
• dass der Überführungseinrichtung (20, 70, 80) wenigstens zwei Zuführungseinrichtungen
(30, 50, 90a, 90b, 91 a, 91 b, 82, 85) für Hinterklebeteile (58, 41, 83, 87, 4a, 4b)
zugeordnet sind, und
• dass das zur Aufnahme mehrerer Hinterklebeteile (58, 41, 83, 87, 4a, 4b) ausgebildete
Fördermittel (23.1 ... 23.3, 71) zur Bildung eines aus den Hinterklebeteilen (58,
41, 83, 87, 4a, 4b) kombinierten Hinterklebeteilkomplexes (2, 3, 4) nacheinander zu
den Übergabestellen (40, 55) der Zuführungseinrichtungen (30, 50, 90a, 90b, 91 a,
91 b, 82, 85) und abschließend zum Buchblockrücken (1a) bewegbar ist, zur Ablage des
Hinterklebeteilkomplexes (2, 3, 4) auf den Buchblockrücken (1a) in einem einzigen
Fügeschritt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Fördermittel eine Kontaktplatte (23.1 ... 23.3, 71) mit von Saugluft beaufschlagbaren
Öffnungen (25) aufweist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Fördermittel eine Kontaktplatte (23.1 ... 23.3, 71) aufweist, mit in Kanälen
der Kontaktplatte verfahrbaren und durch die Hinterklebeteile stechenden Nadeln (26).
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Fördermittel (23.1 ... 23.3, 71) zur Übernahme und Ablage im Wesentlichen senkrecht
zu den Übergabestellen bzw. zum Buchblockrücken bewegbar ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Fördermittel (23.1 ... 23.3, 71) intermittierend rotierend mit einer überlagerten
radialen Auswärtsbewegung angetrieben ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass ein Rotor (21, 81) mit mehreren Fördermitteln (23.1 ... 23.3) vorgesehen ist, welche
jeweils um ein Takt versetzt nacheinander zu den Übergabestellen (40, 55) und zum
Buchblockrücken (1a) bewegbar sind.
12. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Rotationsachse des rotierenden Fördermittels (23.1 ... 23.3, 71) bzw. des Rotors
(21, 81) parallel zur Förderrichtung der Buchblocks (1) liegt.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Fördermittel (23.1 ... 23.3, 71) nach der Übernahme eines Hinterklebeteils (58,
41, 83, 87, 4a, 4b) an einer Beleimeinrichtung (45, 46, 47) vorbeiführbar ist, zum
Auftragen wenigstens eines Leimstreifens auf das Hinterklebeteil.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass als Zuführungseinrichtung eine Zuführungsvorrichtung (30, 90a) für Hinterklebematerialstreifen
(41, 4a) mit ggf. ein- oder beidseitig befestigten Kapitalbändern vorgesehen ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass als eine weitere Zuführungseinrichtung eine Zuführungseinrichtung (50) für Gazestreifen
(58) vorgesehen ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass als eine weitere Zuführungseinrichtung eine Zuführungseinrichtung (82) für elektronische
Bauteile (83), wie RFID, Speicher, usw., vorgesehen ist.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass als eine weitere Zuführungseinrichtung eine Zuführungseinrichtung (85) für Hülsen
(87) vorgesehen ist, mit ggf. in den Hülsen (87) aufgenommenen und vom Leser entnehmbaren
Hilfsmitteln, wie Zeichenband, Schreibstifte, usw.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass als eine weitere Zuführungseinrichtung eine Zuführungseinrichtung (90b) für Hinterklebematerialstreifen
(4b) mit ggf. einseitig befestigtem Kapitalband vorgesehen ist, wobei der Hinterklebematerialstreifen
(40b) einen zuvor aufgenommenen Hinterklebematerialstreifen (40a) zumindest teilweise
überdeckt.
19. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass zwei Zuführungseinrichtungen (91 a, 91 b) für ein gleiches Hinterklebeteil (41) vorgesehen
sind, wobei das Fördermittel das Hinterklebeteil (41) auswählbar von einer der beiden
Zuführungseinrichtungen (91 a, 91 b) übernimmt.