[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Bandes aus einer AlMgSi-Legierung,
bei welchem ein Walzbarren aus einer AlMgSi-Legierung gegossen wird, der Walzbarren
einer Homogenisierung unterzogen wird, der auf Walztemperatur gebrachte Walzbarren
warmgewalzt wird und anschließend optional auf Enddicke kaltgewalzt wird. Darüber
hinaus betrifft die Erfindung ein Aluminiumband aus einer AlMgSi-Legierung sowie dessen
vorteilhafte Verwendung.
[0002] Vor allem im Kraftfahrzeugbau aber auch in anderen Anwendungsgebieten, beispielsweise
dem Flugzeugbau oder Schienenfahrzeugbau werden Bleche aus Aluminiumlegierungen benötigt,
welche sich nicht nur durch besonders hohe Festigkeitswerte auszeichnen, sondern gleichzeitig
ein sehr gutes Umformverhalten aufweisen und hohe Umformgrade ermöglichen. Im Kraftfahrzeugbau
sind typische Anwendungsgebiete die Karosserie und Fahrwerkteile. Bei sichtbaren,
lackierten Bauteilen, beispielsweise außen sichtbaren Karosserieblechen, kommt hinzu,
dass das Umformen der Werkstoffe so erfolgen muss, dass die Oberfläche nach der Lackierung
nicht durch Fehler wie Fließfiguren oder Zugrilligkeit (Roping) beeinträchtigt ist.
Dies ist beispielsweise für die Verwendung von Aluminiumlegierungsblechen zur Herstellung
von Motorhauben und anderen Karosseriebauteilen eines Kraftfahrzeuges besonders wichtig.
Es schränkt die Werkstoffwahl hinsichtlich der Aluminiumlegierung allerdings ein.
Insbesondere AlMgSi-Legierungen, deren Hauptlegierungsbestandteile Magnesium und Silizium
sind, weisen relativ hohe Festigkeiten auf bei gleichzeitig gutem Umformverhalten
sowie hervorragender Korrosionsbeständigkeit. AlMgSi-Legierungen sind die Legierungstypen
AA6XXX, beispielsweise der Legierungstyp AA6016, AA6014, AA6181, AA6060 und AA6111.
Üblicherweise werden Aluminiumbänder aus einer AlMgSi-Legierung durch Gießen eines
Walzbarrens, Homogenisieren des Walzbarrens, Warmwalzen des Walzbarrens und Kaltwalzen
des Warmbandes hergestellt. Die Homogenisierung des Walzbarrens erfolgt bei einer
Temperatur von 380 bis 580 °C für mehr als eine Stunde. Durch ein abschließendes Lösungsglühen
mit nachfolgendem Abschrecken und Kaltauslagern etwa bei Raumtemperatur für mindestens
drei Tage können die Bänder im Zustand T4 ausgeliefert werden. Der Zustand T6 wird
nach dem Abschrecken durch eine Warmauslagerung bei Temperaturen zwischen 100 °C und
220 °C eingestellt.
[0003] Problematisch ist, dass in warmgewalzten Aluminiumbändern aus AlMgSi-Legierungen
grobe Mg
2Si-Ausscheidungen vorliegen, welche im anschließenden Kaltwalzen durch hohe Umformgrade
gebrochen und verkleinert werden. Warmbänder einer AlMgSi-Legierung werden in der
Regel in Dicken von 3 mm bis 12 mm hergestellt und einem Kaltwalzen mit hohen Umformgraden
zugeführt. Da der Temperaturbereich in dem sich die AlMgSi-Phasen bilden, beim konventionellen
Warmwalzen sehr langsam durchlaufen wird, bilden sich diese Phasen sehr grob aus.
Der Temperaturbereich zur Bildung der obengenannten Phasen ist legierungsabhängig
aber liegt zwischen 550°C und 230°C. Es konnte experimentell nachgewiesen werden,
dass diese groben Phasen im Warmband die Dehnung des Endprodukts negativ beeinflussen.
Das bedeutet, dass das Umformverhalten von Aluminiumbändern aus AlMgSi-Legierungen
bisher nicht vollständig ausgeschöpft werden konnte.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zur Herstellung
eines Aluminiumbandes aus einer AlMgSi-Legierung sowie ein Aluminiumband zur Verfügung
zu stellen, welches im Zustand T4 eine höhere Dehnung aufweist und insofern höhere
Umformgrade bei der Herstellung von beispielsweise Strukturbauteilen ermöglicht. Darüber
hinaus liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zu Grunde, vorteilhafte Verwendungen
eines aus dem erfindungsgemäßen Aluminiumband hergestellten Blechs vorzuschlagen.
[0005] Gemäß einer ersten Lehre der vorliegenden Erfindung wird die oben aufgezeigte Aufgabe
für ein Verfahren zur Herstellung eines Bandes aus einer AlMgSi-Legierung dadurch
gelöst, dass das Warmband unmittelbar nach dem Auslauf aus dem letzten Warmwalzstich
eine Temperatur von maximal 130 °C, vorzugsweise eine Temperatur von maximal 100 °C
aufweist und das Warmband mit dieser oder einer geringeren Temperatur aufgewickelt
wird.
[0006] Es hat sich gezeigt, dass die Größe der Mg
2Si-Ausscheidungen in einem Warmband einer AlMgSi-Legierung durch ein Abschrecken,
d.h. durch eine beschleunigte Abkühlung, deutlich verringert werden kann. Durch das
schnelle Abkühlen von einer Warmbandtemperatur zwischen 230 °C und 550 °C auf maximal
130 °C, vorzugsweise maximal 100 °C am Auslauf des letzten Warmwalzstichs wird der
Gefügezustand des Warmbandes eingefroren, so dass sich grobe Ausscheidungen nicht
mehr bilden können. Das resultierende Aluminiumband weist nach einem Lösungsglühen
und Abschrecken an Enddicke eine deutlich verbesserte Dehnung bei üblichen Festigkeiten
im Zustand T4 auf und eine gleiche oder sogar verbesserte Aushärtbarkeit zum Zustand
T6. Diese Eigenschaftskombination ist bei Bändern aus AlMgSi-Legierungen bisher nicht
erreicht worden.
[0007] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt
dieser Abkühlvorgang innerhalb der letzten beiden Warmwalzstiche, d.h. die Abkühlung
auf 130 °C und weniger erfolgt innerhalb von Sekunden, maximal innerhalb von fünf
Minuten. Es hat sich gezeigt, dass bei dieser Vorgehensweise die erhöhten Dehnungswerte
bei üblichen Festigkeits- bzw. Dehngrenzwerten im Zustand T4 und die verbesserte Aushärtbarkeit
im Zustand T6 besonders prozesssicher erreicht werden.
[0008] Gemäß einer ersten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine besonders
wirtschaftliche Realisierung des Verfahrens dadurch erzielt, dass das Warmband unter
Verwendung von mindestens einem Platinenkühler und der mit Emulsion beaufschlagten
Warmwalzstiche selbst auf Aufwickeltemperatur abgeschreckt wird. Ein Platinenkühler
besteht aus einer Anordnung von Kühl- bzw. Schmiermitteldüsen, welche eine Walzemulsion
auf das Aluminiumband sprühen. Der Platinenkühler ist häufig in einem Warmwalzwerk
vorhanden, um gewalzte Warmbänder vor dem Warmwalzen auf Walztemperatur zu kühlen
und die Aufwickeltemperatur einzustellen. Das erfindungsgemäße Verfahren kann somit
auf konventionellen Anlagen ohne spezielle Zusatzeinrichtungen zum Einsatz gebracht
werden. Per Definition liegt die Warmwalztemperatur oberhalb der Rekristallisationstemperatur
eines Metalls, also bei Aluminium oberhalb ca. 230 °C. Entsprechend der Lehre der
vorliegenden Erfindung liegt die Aufwickeltemperatur mit 130 °C aber deutlich unterhalb
dieser prozessüblichen Bedingungen.
[0009] Beträgt die Warmwalztemperatur des Warmbandes vor dem vorletzten Warmwalzstich mindestens
230 °C, vorzugsweise über 400 °C, wird gemäß einer nächsten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen
Verfahrens erreicht, dass besonders kleine Mg
2Si-Ausscheidungen im abgeschreckten Warmband vorhanden sind, da der größte Anteil
der Legierungsbestandteile Magnesium und Silizium bei diesen Temperaturen im gelösten
Zustand in der Aluminiummatrix vorliegen. Dieser vorteilhafte Zustand des Warmbandes
wird durch das Abschrecken quasi "eingefroren".
[0010] Die Dicke des fertigen Warmbandes beträgt 3 mm bis 12 mm, vorzugsweise 3,5 mm bis
8 mm, so dass übliche Kaltwalzgerüste für das Kaltwalzen verwendet werden können.
[0011] Vorzugsweise ist die verwendete Aluminiumlegierung vom Legierungstyp AA6xxx, vorzugsweise
AA6014, AA6016, AA6060, AA6111 oder AA6181. Allen Legierungstypen AA6xxx ist gemein,
dass sie ein besonders gutes Umformverhalten gekennzeichnet durch hohe Dehnungswerte
im Zustand T4 sowie sehr hohe Festigkeiten bzw. Dehngrenzen im Einsatzzustand T6,
beispielsweise nach einem Warmauslagern bei 205 °C / 30 Min. aufweisen.
[0013] Bei Magnesiumgehalten von weniger als 0,25 Gew.-% ist die Festigkeit des Aluminiumbandes,
welches für Strukturanwendungen vorgesehen ist zu gering, andererseits verschlechtert
sich die Umformbarkeit bei Magnesiumgehalten oberhalb von 0,6 Gew.-%. Silizium ist
im Zusammenspiel mit Magnesium im Wesentlichen für die Aushärtbarkeit der Aluminiumlegierung
verantwortlich und somit auch für die hohen Festigkeiten, welche im Anwendungsfall
beispielsweise nach einem Lackiereinbrennen erzielt werden können. Bei Si-Gehalten
von weniger als 1,0 Gew.-% ist die Aushärtbarkeit des Aluminiumbandes verringert,
so dass im Anwendungsfall nur verringerte Festigkeiten bereitgestellt werden können.
Si-Gehalte von mehr als 1,5 Gew.-% führen aber zu Gießproblemen im Hinblick auf die
Herstellung des Walzbarrens. Der Fe-Anteil sollte auf maximal 0,5 Gew-% begrenzt werden,
um grobe Ausscheidungen zu verhindern. Eine Beschränkung des Kupfergehalts auf maximal
0,2 Gew.-% führt vor allem zu einer verbesserten Korrosionsbeständigkeit der Aluminiumlegierung
in der spezifischen Anwendung. Der Mangangehalt von weniger als 0,2 Gew.-% verringert
die Tendenz zur Bildung von gröberen Mangangausscheidungen. Chrom sorgt zwar für ein
feines Gefüge, ist aber auf 0,1 Gew.-% zu beschränken, um ebenfalls grobe Ausscheidungen
zu vermeiden. Das Vorhandensein von Mangan verbesserte dagegen die Schweißbarkeit
durch Verringerung der Rissneigung beziehungsweise Abschreckempfindlichkeit des erfindungsgemäßen
Aluminiumbandes. Eine Reduzierung des Zink-Gehaltes auf maximal 0,1 Gew.-% verbessert
insbesondere die Korrosionsbeständigkeit der Aluminiumlegierung bzw. des fertigen
Blechs in der jeweiligen Anwendung. Dagegen sorgt Titan für eine Kornfeinung während
des Gießens, sollte aber auf maximal 0,1 Gew.-% beschränkt werden, um eine gute Gießbarkeit
der Aluminiumlegierung zu gewährleisten.
[0015] Die Kombination aus genau vorgegebenem Magnesiumgehalt mit einem im Vergleich zur
ersten Ausführungsform reduzierten Si-Gehalt und eng spezifiziertem Fe-Gehalt ergibt
eine Aluminiumlegierung, bei welcher besonders gut die Bildung Mg
2Si Ausscheidungen nach dem Warmwalzen mit dem erfindungsgemäßen Verfahren verhindert
werden kann, so dass ein Blech mit einer verbesserten Dehnung und hohen Dehngrenzen
im Vergleich zu konventionell hergestellten Blechen bereitgestellt werden kann. Die
geringeren Obergrenzen der Legierungsbestandteile Cu, Mn und Cr verstärken den Effekt
des erfindungsgemäßen Verfahrens zusätzlich. Hinsichtlich der Auswirkungen der Obergrenze
von Zn und Ti wird auf die Ausführungen zur ersten Ausführungsform der Aluminiumlegierung
verwiesen.
[0019] Alle aufgezeigten Aluminiumlegierungen sind spezifisch in ihren Legierungsbestandteilen
auf unterschiedliche Anwendungen angepasst. Wie bereits ausgeführt, zeigen sie besonders
hohe Dehnungswerte im Zustand T4 gepaart mit einer besonders ausgeprägten Steigerung
der Dehngrenze beispielsweise nach einem Warmauslagern bei 205 °C / 30 Min..
[0020] Gemäß einer zweiten Lehre der vorliegenden Erfindung wird die oben aufgezeigte Aufgabe
durch ein Aluminiumband bestehend aus einer AlMgSi-Legierung, dadurch erreicht, dass
das Aluminiumband im Zustand T4 eine Bruchdehnung A
80 von mindestens 30 % bei einer Dehngrenze Rp0,2 von 80 bis 140 MPa aufweist. Der Auslieferungszustand
T4 wird üblicherweise durch ein Lösungsglühen mit Abschrecken und einer anschließenden
Lagerung bei Raumtemperatur für mindestens drei Tage erreicht, da dann die Eigenschaften
der lösungsgeglühten Bleche oder Bänder stabil sind. Die Kombination aus Bruchdehnung
A
80 und Dehngrenze Rp0,2 des erfindungsgemäßen Aluminiumbandes ist mit bisher bekannten
AlMgSi-Legierungen nicht erreicht worden. Das erfindungsgemäße Aluminiumband ermöglicht
daher maximale Umformgrade aufgrund der hohen Dehnungswerte mit maximalen Werten für
die Dehngrenze Rp0,2 im fertigen Blech bzw. Bauteil.
[0021] Vorzugsweise weist das erfindungsgemäße Aluminiumband im Zustand T6, also im Einsatzzustand
bzw. Anwendungszustand, eine Dehngrenze Rp0,2 von mehr als 185 MPa bei einer Dehnung
A
80 von mindestens 15 % auf. Diese Werte wurden bei erfindungsgemäß hergestellten Aluminiumbändern
im Zustand T6 gemessen, welche eine Warmauslagerung bei 205 °C/30 Min. nach einem
Lösungsglühen und Abschrecken (Zustand T4) durchlaufen haben. Aufgrund der hohen Dehngrenzen
im Zustand T6 bei sehr guten Dehnungswerten im Zustand T4 ist das erfindungsgemäße
Aluminiumband beispielsweise für die Verwendung im Kraftfahrzeugbau besonders gut
geeignet.
[0022] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist das lösungsgeglühte und
abgeschreckte Aluminiumband nach einer Warmauslagerung bei 205 °C / 30 Min. im Zustand
T6 eine Dehngrenzendifferenz ΔRp0,2 zwischen Zustand T6 und T4 von mindestens 80 MPa
auf. Die Steigerung der Dehngrenze vom Zustand T4 in den Zustand T6 ist bei dem erfindungsgemäßen
Aluminiumband besonders hoch. Das erfindungsgemäße Aluminiumband kann deshalb im Zustand
T4 sehr gut umgeformt und anschließend durch ein Warmauslagern in einen hochfesten
Einsatzzustand (Zustand T6) versetzt werden kann. Bei den notwendigen, komplexen Formgebungen
und den geforderten hohen Festigkeitswerten bzw. Dehngrenzen, beispielsweise im Kraftfahrzeugbau,
ist eine gute Aushärtbarkeit für die Herstellung komplexer Bauteile von besonderem
Vorteil.
[0023] Vorzugsweise weisen die Aluminiumbänder eine Dicke von 0,5 mm bis 12 mm auf. Aluminiumbänder
mit Dicken von 0,5 mm bis 2 mm werden vorzugsweise für Karosserieteile beispielsweise
im Kraftfahrzeugbau verwendet, während Aluminiumbänder mit größeren Dicken von 2 bis
4,5 mm beispielsweise in Fahrwerksteilen im Kraftfahrzeugbau Anwendungen finden. Einzelne
Komponenten können im Kaltband auch mit einer Dicke von bis 6 mm gefertigt werden.
Daneben können in spezifischen Anwendungen auch Aluminiumbänder mit Dicken von bis
zu 12 mm verwendet werden. Diese Aluminiumbänder mit sehr großer Dicke werden üblicherweise
nur durch Warmwalzen bereitgestellt.
[0024] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Aluminiumbandes ist die
Aluminiumlegierung des Aluminiumbandes vom Legierungstyp AA6xxx, vorzugsweise AA6014,
AA6016, AA6060, AA6111 oder AA6181. Hinsichtlich der Vorteile dieser Aluminiumlegierungen
wird auf die Ausführungen zum erfindungsgemäßen Verfahren verwiesen.
[0025] Aufgrund der hervorragenden Kombination zwischen guter Umformbarkeit im Zustand T4,
hoher Korrosionsbeständigkeit sowie hohen Werten für die Dehngrenze Rp0,2 im Einsatzzustand
(Zustand T6) wird die oben aufgeführte Aufgabe gemäß einer dritten Lehre der vorliegenden
Erfindung durch die Verwendung eines aus einem erfindungsgemäßen Aluminiumband hergestellten
Blechs als Bauteil, Fahrwerks- oder Strukturteil und -blech im Kraftfahrzeug-, Flugzeug-
oder Schienenfahrzeugbau, insbesondere als Komponente, Fahrwerksteil, Außen- oder
Innenblech im Kraftfahrzeugbau, vorzugsweise als Karosseriebauelement, gelöst. Vor
allem sichtbare Karosserieteile, beispielsweise Motorhauben, Kotflügel etc. sowie
Außenhautteile eines Schienenfahrzeugs oder Flugzeugs profitieren von den hohen Dehngrenzen
Rp0,2 bei guten Oberflächeneigenschaften auch nach einem Umformen mit hohen Umformgraden.
[0026] Es gibt nun eine Vielzahl von Möglichkeiten das erfindungsgemäße Verfahren sowie
das erfindungsgemäße Aluminiumband und die Verwendung eines daraus hergestellten Blechs
auszugestalten und weiterzubilden. Hierzu wird verwiesen einerseits auf die in den
Patentansprüchen 1 und 6 nachgeordneten Patentansprüche sowie auf die Beschreibung
von Ausführungsbeispielen in Verbindung mit der Zeichnung.
[0027] Die Zeichnung zeigt in der einzigen Figur 1 ein schematisches Ablaufdiagramm eines
Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung eines Bandes
aus einer AlMgSi-Aluminiumlegierung mit den Schritten a) Herstellen und Homogenisieren
des Walzbarrens, b) Warmwalzen, c) Kaltwalzen und d) mit Lösungsglühen mit Abschrecken.
[0029] Der so hergestellte Walzbarren wird bei einer Homogenisierungstemperatur von etwa
550 °C für 8 h in einem Ofen 2 homogenisiert, so dass die zulegierten Legierungsbestandteile
besonders homogen verteilt im Walzbarren vorliegen, Fig 1a).
[0030] In Fig 1b) ist dargestellt, wie der Walzbarren 1 in dem vorliegenden Ausführungsbeispiel
des erfindungsgemäßes Verfahrens durch ein Warmwalzgerüst 3 reversierend warmgewalzt
wird, wobei der Walzbarren 1 eine Temperatur von 230 bis 550 °C während des Warmwalzens
aufweist. In diesem Ausführungsbeispiel hat nach Verlassen des Warmwalzgerüsts 3 und
vor dem vorletzten Warmwalzstich das Warmband 4 vorzugsweise eine Temperatur von mindestens
400 °C. Vorzugsweise erfolgt bei dieser Warmbandtemperatur von mindestens 400 °C die
Abschreckung des Warmbandes 4 unter Verwendung eines Platinenkühlers 5 und der Arbeitswalzen
des Warmwalzgerüstes 3. Der Platinenkühler 5, nur schematisch dargestellt, besprüht
das Warmband 4 mit kühlender Walzemulsion und sorgt für eine beschleunigte Abkühlung
des Warmbandes 4. Die Arbeitswalzen des Warmwalzgerüstes 3 sind mit Emulsion beaufschlagt
und kühlen das Warmband 4 weiter herunter. Nach dem letzten Walzstich hat das Warmband
4 am Ausgang des Platinenkühlers 5' im vorliegenden Ausführungsbeispiel lediglich
eine Temperatur von 95 °C und wird anschließend über die Aufwickelhaspel 6 aufgewickelt
werden.
[0031] Dadurch, dass das Warmband 4 unmittelbar am Auslauf des letzten Warmwalzstichs eine
Temperatur von maximal 130 °C bzw. maximal 100 °C aufweist bzw. optional in den letzten
beiden Warmwalzstichen unter Verwendung des Platinenkühlers 5 und der Arbeitswalzen
des Warmwalzgerüstes 3 auf eine Temperatur unterhalb von 130 °C bzw. unter 100°C gebracht
wird, weist das Warmband 4 einen eingefrorenen Kristallgefügezustand auf, da keine
zusätzliche Energie in Form von Wärme für nachfolgende Ausscheidungsvorgänge zur Verfügung
steht. Das Warmband mit einer Dicke von 3 bis 12 mm, vorzugsweise 3,5 bis 8 mm wird
über die Aufwickelhaspel 6 aufgewickelt. Wie bereits ausgeführt, beträgt die Aufwickeltemperatur
im vorliegenden Ausführungsbeispiel weniger als 95 °C.
[0032] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können sich in dem aufgewickelten Warmband 4
jetzt keine oder nur wenige grobe Mg
2Si-Ausscheidungen bilden. Das Warmband 4 hat einen für die Weiterverarbeitung sehr
günstigen Kristallzustand und kann von der Abwickelhaspel 7 abgewickelt beispielsweise
einem Kaltwalzgerüst 9 zugeführt und wieder auf einer Aufwickelhaspel 8 aufgewickelt
werden, Fig. 1c).
[0033] Das resultierende, kaltgewalzte Band 11 wird aufgewickelt. Anschließend wird es einem
Lösungsglühen und Abschrecken 10 zugeführt, Fig. 1d). Hierzu wird es erneut vom Coil
12 abgewickelt, in einem Ofen 10 lösungsgeglüht und abgeschreckt wieder zu einem Coil
13 aufgewickelt. Das Aluminiumband kann dann nach einer Kaltauslagerung bei Raumtemperatur
im Zustand T4 mit maximaler Umformbarkeit ausgeliefert werden. Alternativ (nicht dargestellt)
kann das Aluminiumband 11 in einzelne Bleche vereinzelt werden, welche nach einem
Kaltauslagern im Zustand T4 vorliegen.
[0034] Bei größeren Aluminiumbanddicken, beispielsweise bei Fahrwerksanwendungen oder Komponenten
wie beispielsweise Bremsankerplatten können auch alternativ durch eine Stückglühungen
durchgeführt werden und die Bleche anschließend abgeschreckt werden.
[0035] Im Zustand T6 wird das Aluminiumband oder das Aluminiumblech durch eine Warmauslagerung
bei 100 °C bis 220 °C gebracht, um maximale Werte für die Dehngrenze zu erzielen.
Beispielsweise kann eine Warmauslagerung bei 205 °C/ 30 Min. durchgeführt.
[0036] Die gemäß dem dargestellten Ausführungsbeispiel hergestellten Aluminiumbänder weisen
nach dem Kaltwalzen beispielsweise eine Dicke von 0,5 bis 4,5 mm auf. Banddicken von
0,5 bis 2 mm werden übicherweise für Karroserieanwendungen bzw. Banddicken von 2,0
mm bis 4,5 mm für Fahrwerksteile im Kraftfahrzeugsbau verwendet. In beiden Anwendungsbereichen
sind die verbesserten Dehnungswerte bei der Herstellung der Bauteile von entscheidendem
Vorteil, da zumeist starke Umformungen der Bleche durchgeführt werden und trotzdem
hohe Festigkeiten im Einsatzzustand (T6) des Endprodukt benötigt werden.
[0037] In Tabelle 1 sind die Legierungszusammensetzungen von Aluminiumlegierungen angegeben,
aus welchen konventionell oder erfindungsgemäß Aluminiumbänder hergestellt wurden.
Neben den gezeigten Gehalten an Legierungsbestandteilen enthalten die Aluminiumbänder
als Restanteil Aluminium und Verunreinigungen, einzeln maximal 0,05 Gew.-% und in
Summe maximal 0,15 Gew.-%.
Tabelle 1
Proben |
Si Gew.-% |
Fe Gew.-% |
Cu Gew.-% |
Mn Gew.-% |
Mg Gew.-% |
Cr Gew.-% |
Zn Gew.-% |
Ti Gew.-% |
409 |
1,29 |
0,17 |
0,001 |
0,057 |
0,29 |
<0,0005 |
<0,001 |
0,02 |
410 |
1,30 |
0,17 |
0,001 |
0,056 |
0,29 |
<0,0005 |
<0,001 |
0,0172 |
491-1 |
1,39 |
0,18 |
0,002 |
0,062 |
0,30 |
0,0006 |
0,01 |
0,0158 |
491-11 |
1,40 |
0,18 |
0,002 |
0,063 |
0,31 |
0,0006 |
0,0104 |
0,0147 |
[0038] Die Bänder 409 und 410 wurden mit einem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt,
bei welchem das Warmband innerhalb der letzten beiden Warmwalzstiche von etwa 400°c
auf 95 °C unter Verwendung eines Platinenkühlers sowie der Warmwalzen selbst abgekühlt
und aufgewickelt wurde. In Tabelle 2 sind die Messwerte dieser Proben mit "Inv." gekennzeichnet.
Anschließend erfolgte ein Kaltwalzen auf eine Enddicke von 1,04 mm.
[0039] Die Proben 491-1 und 491-11 wurden mit einem konventionellen Warmwalzen und Kaltwalzen
hergestellt und mit einem "Konv." gekennzeichnet.
[0040] Die in Tabelle 2 dargestellten Resultate der mechanischen Eigenschaften zeigen deutlich
den Unterschied in den erzielbaren Dehnungswerten A
80.
Tabelle2
Proben |
|
|
T4 |
T6
205 °C / 30 Min. |
|
|
|
Dicke
(mm) |
Rp0,2
(MPa) |
Rm
(MPa) |
A80
(%) |
Rp0,2
(MPa) |
Rm
(MPa) |
A80
(%) |
ΔRp0,2
(MPa) |
409 |
Inv. |
1,04 |
100 |
220 |
31,3 |
187 |
251 |
16,2 |
87 |
410 |
Inv. |
1,04 |
98 |
217 |
30,3 |
195 |
256 |
15,5 |
97 |
491-1 |
Konv. |
1,04 |
92 |
202 |
27,8 |
180 |
235 |
14,7 |
88 |
491-11 |
Konv. |
1,04 |
88 |
196 |
27,4 |
179 |
232 |
14,3 |
91 |
[0041] Zur Erzielung des T4-Zustands wurden die Proben einem Lösungsglühen mit nachfolgender
Abschreckung und einer anschließender Kaltauslagerung bei Raumtemperatur unterworfen.
Der T6-Zustand wurde durch eine Warmauslagerung bei 205 °C für 30 Minuten erreicht.
[0042] Es zeigte sich, dass das vorteilhafte Gefüge, welches über das erfindungsgemäße Verfahren
in den Proben 409 und 410 eingestellt wurde, bei gestiegener Dehngrenze Rp0,2 und
Festigkeit Rm eine Steigerung der Dehnung A
80 ermöglichte. Dieses Gefüge führt zu der besonders vorteilhaften Kombination aus hoher
Bruchdehnung A
80 von mindestens 30 % bzw. mindestens 30 % bei sehr hohen Werten für die Dehngrenze
Rp0,2 von 80 bis 140 MPa. Im Zustand T6 kann die Dehngrenze bis auf über 185 MPa ansteigen,
wobei die Dehnung A
80 weiterhin bei mehr als 15 % verbleibt. Die Aushärtbarkeit mit einem ΔRp0,2 von 87
bzw. 97 MPa zeigt, dass die erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiele trotz der erhöhten
Dehnungswerte von mehr als 15 % eine sehr gute Steigerung der Dehngrenze im warmausgelagerten
Zustand T6 bei einer Warmauslagerung bei 205 °C / 30 Min. erreichen.
[0043] Die Bruchdehnungswerte A
80, die Dehngrenzwerte Rp0,2 und die Zugfestigkeitswerte Rm in den nachfolgenden Tabellen
wurden nach DIN EN gemessen.
[0045] Die Proben A und B wurden unter Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens mit einem
Abschrecken des Warmbandes innerhalb der letzten zwei Warmwalzstiche auf 95 °C aufgewickelt
und anschließend auf eine Enddicke von 1,0 mm respektive 3,0 mm kaltgewalzt. Um den
Zustand T4 zu erreichen wurden die Proben A und B lösungsgeglüht und nach einem Abschrecken
kalt ausgelagert.
[0046] Folgende Messwerte konnten an beiden Proben ermittelt werden:
Tabelle 3
Proben |
|
T4 |
|
Dicke
(mm) |
Rp0,2
(MPa) |
Rm
(MPa) |
A80
(%) |
A |
1,0 |
107 |
221 |
31,1 |
B |
3,0 |
108 |
212 |
32,0 |
[0047] Die noch einmal gesteigerten Dehnungswerte A
80 zeigen die herausragende Eignung dieser Aluminiumbänder für die Herstellung von Bauteilen,
bei welchen sehr hohe Umformgrade während der Herstellung im Zustand T4 mit maximalen
Zugfestigkeiten Rm und Dehngrenzen Rp0,2 im Zustand T6 kombiniert werden müssen.
1. Verfahren zur Herstellung eines Bands aus einer AlMgSi-Legierung, bei welchem ein
Walzbarren aus einer AlMgSi-Legierung gegossen wird, der Walzbarren einer Homogenisierung
unterzogen wird, der auf Warmwalztemperatur gebrachte Walzbarren warmgewalzt wird
und anschließend optional auf Enddicke kaltgewalzt,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Warmband unmittelbar nach dem Auslauf aus dem letzten Warmwalzstich eine Temperatur
von maximal 130 °C, vorzugsweise eine Temperatur von maximal 100 °C aufweist und das
Warmband mit dieser oder einer geringeren Temperatur aufgewickelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Warmband unter Verwendung von mindestens einem Platinenkühler und der emulsionsbeaufschlagten
Warmwalzstiche selbst auf die Auslauftemperatur abgeschreckt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Warmwalztemperatur des Warmbandes vor dem Abkühlprozess während des Warmwalzens,
insbesondere vor vorletzten Warmwalzstich mindestens 230 °C, vorzugsweise über 400
°C liegt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Dicke des fertigen Warmbandes 3 mm bis 12 mm, vorzugsweise 3,5 mm bis 8 mm beträgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aluminiumlegierung vom Legierungstyp AA6xxx, vorzugsweise AA6014, AA6016, AA6060,
AA6111 oder AA6181 ist.
6. Aluminiumband bestehend aus einer AlMgSi-Legierung mit, insbesondere hergestellt mit
einem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Aluminiumband im Zustand T4 eine Bruchdehnung A80 von mindestens 30 % bei einer Dehngrenze von Rp0,2 von 80 bis 140 MPa aufweist.
7. Aluminiumband nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
das lösungsgelühte und abgeschreckte Aluminiumband nach einer Warmauslagerung bei
205 °C / 30 Minuten im Zustand T6 eine Dehngrenze von Rp0,2 von mehr als 185 MPa.
Beschreibung: bei einer Dehnung von A80 von mindestens 15 % aufweist.
8. Aluminiumband nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
das lösungsgelühte und abgeschreckte Aluminiumband nach einer Warmauslagerung bei
205 °C / 30 Minuten im Zustand T6 eine Dehngrenzendifferenz ΔRp0,2 zwischen Zustand
T6 und T4 von mindestens 80 MPa aufweist.
9. Aluminiumband nach einem der Ansprüche 6 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass Aluminiumband eine Dicke von 0,5 bis 12 mm aufweist.
10. Aluminiumband einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aluminiumlegierung vom Legierungstyp AA6xxx, vorzugsweise AA6014, AA6016, AA6060,
AA6111 oder AA6181 ist.
11. Verwendung eines Blechs hergestellt aus einem Aluminiumband nach einem der Ansprüche
6 bis 10 als Bauteil, Fahrwerks- oder Strukturteil bzw. Blech im Kraftfahrzeug-, Flugzeug-
oder Schienenfahrzeugbau, insbesondere als Komponente, Fahrwerksteil, Außen- oder
Innenblech im Kraftfahrzeugbau, vorzugsweise als Karosseriebauelement.