[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ermittlung einer Auffederung eines Walzgerüsts
und/oder Stauchgerüsts während des Bearbeitens von Metallgut und ein Verfahren zur
Herstellung eines Metallguts mittels eines Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts. Ferner
betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur Ermittlung einer Auffederung eines Walzgerüsts
und/oder Stauchgerüsts.
[0002] Die vorliegende Erfindung liegt auf dem technischen Gebiet der Walzwerkstechnologie.
Die Walzwerkstechnologie befasst sich mit dem Herstellen von Metallprodukten durch
Walzen, das in Form einer Kaltumformung oder Warmumformung durchgeführt werden kann.
[0003] Bei den zur Anwendung kommenden Walzverfahren kann das klassische Walzen, bei denen
die das Walzgut bearbeitenden Arbeitswalzen horizontal angeordnet sind, zur Anwendung
kommen. Das horizontale Walzen dient in der Regel zur Einstellung einer bestimmten
Dicke des Metallguts. Auch können hierdurch, z.B. beim Warmwalzen, die mechanischen
Eigenschaften des zu bearbeitenden Metallguts beeinflusst werden. Der Walzprozess
kann bspw. als Einweg-Walzen oder Reversierwalzen ausgeführt werden.
[0004] Ferner kommt das sogenannte Stauchen zur Anwendung, bei dem die Arbeitswalzen vertikal
ausgerichtet sind. Das Stauchen bewirkt eine Beeinflussung des Metallguts in Breitenrichtung
durch Ausübung entsprechender Kräfte.
[0005] Während des Walzens bzw. Stauchens von Metallgut kommt es zu einer in der Regel elastischen
Verformung eines Walzgerüsts bzw. Stauchgerüsts. Diese Verformung ist bedingt durch
die auf das Metallgut ausgeübten Kräfte. Denn das Metallgut setzt der Walze, welche
die Kraft auf das Metallgut überträgt, eine Gegenkraft entgegen. Diese Gegenkraft
bzw. der Widerstand des Walzguts bewirkt eine Formänderung des Walzgerüsts. Eine derartige
Verformung, insbesondere Dehnung, eines Walzgerüsts während des Bearbeitens von Metallgut
wird als Auffederung des Walzgerüsts bzw. Stauchgerüsts bezeichnet.
[0006] Wird diese Auffederung des Walzgerüsts bzw. Stauchgerüsts beim Walzen bzw. Stauchen
von Metallgut nicht berücksichtigt, so kommt es zu erheblichen Abweichungen von den
gewünschten Soll-Werten des Walzguts, z.B. Soll-Dicken oder Soll-Breiten.
[0007] In der Regel wird daher versucht, die Auffederung eines Walzgerüsts bzw. Stauchgerüsts
zu kompensieren, d.h. den Walzspalt bzw. die Stauchbreite möglichst auf einen vorgesehenen
Sollwert zu halten. Um diese Kompensation durchführen zu können, ist eine möglichst
genaue Kenntnis der aktuellen am Walzgerüst bzw. Stauchgerüst vorliegenden Auffederung
erforderlich.
[0008] Zur Bestimmung einer Auffederung an einem Walzgerüst bzw. Stauchgerüst offenbart
die Offenlegungsschrift
DE 101 39 513 A1 Mittel zum bedarfsweisen Bestimmen eines Referenzkennwerts bzw. einer Referenzkennlinie
eines Reversierwalzgerüsts und/oder Mittel zur Ermittlung einer Federkonstante einer
walzkraftbedingten Auffederung der Walzen bzw. des Gesamtsystems auf einem Walzgut.
Aus diesen Daten kann wiederum eine walzkraftbedingte Auffederung der oder jeder Walzgerüste
auf dem Walzgut ermittelt werden. Nachteilig an dieser Methode der Bestimmung der
Auffederung ist, dass die Kraftmessung bzw. Arbeitsdruckmessung stark federbehaftet
ist. Die Kennlinien beinhalten häufig auch Annäherungen, wie Linearisierung usw. Auch
führen nicht erfassbare, variable, richtungsabhängige Reibkräfte im Walzgerüst bzw.
Stauchgerüst zu weiteren Fehlern, die den mittels Kraftmessung und/oder Arbeitsdruckmessung
ermittelten Wert für die Auffederung zusätzlich verfälschen.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Ermittlung einer Auffederung
eines Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts und eine Vorrichtung zur Ermittlung einer
Auffederung eines Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts bereitzustellen, die es erlauben,
eine Auffederung eines Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts genauer zu bestimmen. Ferner
ist es Aufgabe der Erfindung ein Verfahren bereitzustellen, mit welchem die Qualität
eines aus dem Walzgerüst und/oder Stauchgerüst auslaufenden Metallguts erhöht wird.
[0010] Ein verfahrensmäßiger Teil der Aufgabe wird gelöst mittels eines Verfahrens zur Ermittlung
einer Auffederung eines Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts während des Bearbeitens
von Metallgut, wobei wenigstens zwei Referenzpunkte zur Bestimmung der Auffederung
vorgegeben werden, wobei wenigstens einer der Referenzpunkte an einer sich während
des Bearbeitens des Metallguts verformenden Gerüsteinheit, insbesondere einem Gerüstständer,
angeordnet ist, und wobei während des Bearbeitens des Metallguts eine Relativposition
der wenigstens zwei Referenzpunkte zueinander bestimmt wird, und daraus eine Auffederung
des Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts ermittelt wird.
[0011] Im Gegensatz zum Stand der Technik erfolgt eine direkte Ermittlung der Auffederung,
ohne die Verwendung von Referenzkennlinien etc.. Insbesondere kann eine stark fehlerbehaftete
Walzkraftmessung bzw. Arbeitsdruckmessung zur Bestimmung der Auffederung umgangen
werden.
[0012] Darüber hinaus werden mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens inhärent bzw. verfahrensimmanent
die nicht erfassbaren, variablen, richtungsabhängigen Reibkräfte in der Gerüsteinheit
berücksichtigt. Denn diese tragen nicht zur Verformung der Gerüsteinheit bei, und
werden somit auch dementsprechend bei der erfindungsgemäßen Bestimmung der Auffederung
nicht berücksichtigt. Durch dieses Verfahren ist es möglich, eine Auffederung eines
Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts deutlich einfacher und genauer zu realisieren.
[0013] Der Begriff Referenzpunkt wird im Rahmen dieser Anmeldung in Sinne einer Referenzposition,
d.h. im Sinne, von Ortsangaben, verwendet.
[0014] In einer vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die
Relativposition durch Messung eines Abstands zweier Referenzpunkte voneinander ermittelt.
Dies ist besonders einfach technisch umsetzbar. Insbesondere ist es vorteilhaft, wenn
die Referenzpunkte Teil einer Messeinrichtung zur Messung eines Abstands der zwei
Referenzpunkte sind. Alternativ kann die Messeinrichtung jedoch auch derart ausgestaltet
sein, dass die wenigstens zwei Referenzpunkte nicht Teil einer Messeinrichtung sind,
so dass diese nahezu beliebig angeordnet werden können. Dadurch kann, falls erforderlich,
für jede Walzanlage eine individuelle Lösung - z.B. aufgrund von Platzproblemen -
bereitgestellt werden.
[0015] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird die Auffederung des Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts anhand eines Vergleichs
eines Abstands der wenigstens zwei Referenzpunkte in einem belastungsfreien Zustand
des Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts und eines Abstands der wenigstens zwei Referenzpunkte
in einem belasteten Zustand des Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts ermittelt. Durch
diesen Vergleich lässt sich besonders einfach eine Auffederung des Walzgerüsts und/oder
Stauchgerüsts während des Bearbeitens von Metallgut bestimmen. Ein belastungsfreier
Zustand des Walzgerüsts liegt in der Regel dann vor, wenn mit diesem Walzgerüst kein
Metallgut bearbeitet wird, d.h. das Walzgut weder getrieben, noch gewalzt wird. Hingegen
sind bspw. das Treiben und/oder das Walzen eines Metallguts als belasteter Zustand
eines Walzgerüsts anzusehen. Analog gilt dies für ein Stauchgerüst.
[0016] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden die wenigstens zwei Referenzpunkte an der Gerüsteinheit angeordnet. Durch die
Anordnung der wenigstens zwei Referenzpunkte an der Gerüsteinheit, ist die Auffederung
verbessert detektierbar. Eine Gerüsteinheit kann bspw. ein Gerüstständer sein, oder
ggf. auch ein Gehäuse z.B. eines Stauchers. Dieses Gehäuse kann ggf. gleichzeitig
als Gerüstständer wirken.
[0017] Insbesondere ist die Auffederung verbessert detektierbar, wenn die wenigstens zwei
Referenzpunkte für ein Walzgerüst in vertikaler Richtung auf zwei unterschiedlichen
Seiten des Walzspalts liegen. Analog ist dies der Fall, wenn bei einem Stauchgerüst
die wenigstens zwei Referenzpunkte in horizontaler Richtung auf zwei unterschiedlichen
Seiten des Stauchsbereichs liegen. Allgemein bedeutet dies, dass die wenigstens zwei
Referenzpunkte auf unterschiedlichen Seiten bzgl. einer parallel zu den Längsachsen
der Arbeitswalzen bzw. Stauchwalzen - jeweils im lastfreien Zustand - durch den Walzspalt
bzw. Stauchbereich verlaufenden Ebene angeordnet sind. Insbesondere ist es vorteilhaft,
die wenigstens zwei Referenzpunkte jeweils im ersten Viertel und im vierten Viertel
einer Längsausdehnung eines Walzgerüstständers bzw. Stauchgerüstständers anzuordnen.
Die Längsausdehnung des Gerüstständers ist dabei die Richtung, in welcher das Walzgerüst
oder Stauchgerüst die größte räumliche Abmessung aufweist. Durch ein derartiges Vorgehen
wird die Länge des Messwegs erhöht, wodurch wiederum die Genauigkeit für die Bestimmung
der Auffederung weiter erhöht wird. Es kann eine Mehrzahl oder Vielzahl an Referenzpunkten
pro Walzgerüst und/oder Stauchgerüst vorgegeben werden, z. B. zwei bis vier Pro Walzgerüst-Seite,
d.h. jeweils zwei bis vier auf Bedienseite und Antriebsseite des Walzgerüsts. Alle
obigen Ausführungen gelten analog für ein Stauchgerüst.
[0018] In einer vorteilhaften Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
der Abstand der wenigstens zwei Referenzpunkte kontaktlos, insbesondere mittels eines
Lasers ermittelt. Beispielsweise bildet dabei die Laserlichtquelle einen am Walzgerüst
bzw. Stauchgerüst starr befestigten ersten Referenzpunkt, und ein das Laserlicht reflektierender
Reflektor, z.B. ein Spiegel, einen zweiten, vorzugweise ebenfalls starr mit dem Walzgerüst
und/oder Stauchgerüst befestigten Referenzpunkt. Durch die starre Befestigung wird
sichergestellt, dass die Referenzpunkte, welche in diesem Fall nur mittelbar mit dem
Walzgerüst verbunden sind, der Verformung des Walzgerüsts folgen.
[0019] In einer anderen vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
der Abstand der wenigstens zwei Referenzpunkte kontaktbehaftet ermittelt. Beispielsweise
kann dies mit handelsüblicher Wegsensoren z.B. mittels Sony-Weg-Sensoren, Temposonic-Weg-Sensoren,
MTS-Weg-Sensoren oder anderen handelsüblichen Weg-Sensoren realisiert werden. Beispielsweise
wird hierbei ein zweiteiliger Sensor verwendet, wobei beide Teile fest mit dem Walzgerüstständer
und/oder Stauchgerüstständer verbunden sind. Ferner sind die beiden Teile beweglich
miteinander gekoppelt in der Art, dass eine Relativbewegung der zwei Sensorteile zueinander,
insbesondere eine Änderung des Abstands, erfassbar ist. Durch die Verwendung handelsüblicher
Weg-Sensoren lässt sich besonders kostengünstig eine einfache Abstandsmessung für
die Ermittlung einer Auffederung realisieren.
[0020] Der verfahrensmäßige Teil der Aufgabe wird ebenfalls gelöst durch ein Verfahren zur
Herstellung eines Metallguts mittels eines Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts, wobei
eine von dem das Walzgerüst und/oder Stauchgerüst durchlaufenden Metallgut bedingte
Auffederung des Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts mit einem Verfahren gemäß einem
der Ansprüche 1 bis 5 ermittelt wird, wobei die derart ermittelte Auffederung, insbesondere
online, zur Ermittlung einer Stellgröße für das Walzgerüst und/oder Stauchgerüst zur
Beeinflussung des das Walzgerüst und/oder Stauchgerüst durchlaufenden Metallguts herangezogen
wird. Durch die Verwendung der verbesserten Ermittlung der Auffederung kann auch die
Herstellung des Metallguts verbessert werden. Denn durch das verbesserte Ermittlungsverfahren
für die Auffederung kann diese besser kompensiert werden. Insbesondere sind die aus
der Auffederung ermittelten Stellgrößen zur Kompensation der Auffederung im Hinblick
auf das Walzmetallgutprodukt genauer ermittelbar, wodurch die Qualität des hergestellten
Metallguts erhöht wird.
[0021] Der vorrichtungsmäßige Teil der Aufgabe wird gelöst mittels einer Vorrichtung zur
Ermittlung einer Auffederung eines Walzgerüsts und/oder Stauchgerüsts, umfassend eine
Messeinrichtung zur Erfassung eines Abstands zweier Referenzpunkte, wobei wenigstens
einer der Referenzpunkte an einer sich während des Bearbeitens verformenden Gerüsteinheit,
insbesondere einem Walzgerüstständer oder Stauchgerüstständer, angeordnet ist, wobei
den erfassten Messwerten korrespondierende Signale einer Signalverarbeitungseinrichtung
zuführbar sind, welche derart ausgebildet ist, dass mittels dieser die Auffederung
aus den erfassten Messwerten ermittelbar ist. Durch die erfindungsgemäße Vorrichtung
wird es möglich eine direkte Ermittlung der Auffederung eines Walzgerüsts und/oder
Stauchgerüsts zu realisieren, wodurch die Genauigkeit für die Ermittlung einer Auffederung
deutlich erhöht werden kann. Die sich aus dem Stand der Technik ergebenden Nachteile
durch eine indirekte Ermittlung der Auffederung werden durch die erfindungsgemäße
Vorrichtung behoben.
[0022] In einer vorteilhaften Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind die
wenigstens zwei Referenzpunkte an der Gerüsteinheit, insbesondere an dem Walzgerüstständer
und/oder an dem Stauchgerüstständer, angeordnet. Dies hat den Vorteil, dass die Auffederung
besonders exakt bestimmt werden kann. Spezielle vorteilhafte Anordnungen der Referenzpunkte
können dem obigen Teil der Beschreibung entnommen werden, welcher sich mit dem Verfahren
zur Ermittlung der Auffederung befasst.
[0023] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung
ist die Messeinrichtung als kontaktlos arbeitende Messeinrichtung, insbesondere optisch
arbeitende Messeinrichtung, oder als kontaktbehaftete Messeinrichtung zur Erfassung
des Abstands der wenigstens zwei Referenzpunkte voneinander ausgebildet. Die Vorteile
für die kontaktlos arbeitende Messeinrichtung liegen darin, dass ein deutlich geringerer
Verschleiß der Messeinrichtung vorliegt, verglichen mit der kontaktbehafteten Messung.
Die kontaktbehaftete Messung hat hingegen den Vorteil, dass diese relativ kostengünstig
realisiert werden kann.
[0024] In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung
ist die Signalverarbeitungseinrichtung mit einer Steuer- und/oder Regeleinrichtung
wirkverbunden, welche maschinenlesbaren Programmcode aufweist, der Steuerbefehle umfasst,
die bei deren Ausführung die Steuer- und/oder Regeleinrichtung zur Durchführung eines
Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7 veranlassen. Die Einbindung einer Steuer-
und/oder Regeleinrichtung in die Vorrichtung hat den Vorteil, dass die genauere Bestimmung
der Auffederung direkt einer verbesserten Bearbeitung von Metallgut zugeführt werden
kann. Mittels der Steuer- und/oder Regeleinrichtung könne Stellgrößen ermittelt werden,
z.B. Walzkraft, Stellposition des Anstellsystems, insbesondere für die HydraulikZylinder,
Walzenschräglage, Walzenbiegung, usw. Diese nehmen direkt Einfluss auf die Bearbeitung
des Metallguts. Durch die Verbesserung der Ermittlung der Auffederung wird die Ermittlung
der Stellgrößen verbessert, was die Qualität des herzustellenden Metallgutprodukts
erhöht.
[0025] Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den nachfolgenden Ausführungsbeispielen,
welche anhand schematischer Zeichnung dargestellt sind. Es zeigen:
- FIG 1
- eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Messung einer
Auffederung eines Walzge- rüsts mittels einer kontaktbehaftet arbeitenden Mess- einrichtung,
- FIG 2
- eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zur Er- mittlung einer Auffederung
eines Walzgerüsts mittels einer kontaktlos arbeitenden Messeinrichtung,
- FIG 3
- eine schematische Darstellung eines Walzgerüsts, wobei ein Referenzpunkt zur Bestimmung
der Auffederung am Walzgerüstständer angeordnet ist und der zweite Refe- renzpunkt
nicht vom Walzgerüst umfasst ist.
[0026] FIG 1 zeigt eine schematische Darstellung eines Walzgerüsts 1. Das Walzgerüst 1 umfasst
ein Walzgerüstständer 5, ein paar Stützwalzen 2, sowie ein paar Arbeitswalzen 3 zum
Bearbeiten des Metallguts G. Ferner umfasst das Walzgerüst 1 ein in FIG 1 nicht näher
dargestelltes Anstellsystem.
[0027] Läuft Metallgut G in das Walzgerüst 1 ein, so kommt es zu einer Auffederung des Walzgerüst
1 und damit zu einer Veränderung des eingestellten Walzspalts zwischen den Arbeitswalzen
3.
[0028] Um diese Auffederung bzw. unerwünschte Änderung des Walzspalts zwischen den Arbeitswalzen
3 zu kompensieren, sind im Ausführungsbeispiel gemäß FIG 1 zwei Messeinrichtungen
6 vorgesehen, welche mittels einer Abstandsmessung eine Verformung des Walzgerüstständers
5 des Walzgerüst 1 erfassen. Im Ausführungsbeispiel gemäß FIG 1 sind diese als Temposonic-Wegsensoren
ausgebildet.
[0029] Hierbei liegt für die mittels der Messeinrichtungen 6 erfolgende Abstandsmessungen
jeweils ein Referenzpunkt R1 bzw. R3 auf einer ersten Seite einer parallel zu den
Längsachsen der Arbeitswalzen durch den Walzspalts 3 verlaufende Ebene und jeweils
ein Referenzpunkt R2 bzw. R4 der Messeinrichtungen 6 auf der zweiten Seite der Ebene.
In einem Walzgerüst 1 gemäß FIG 1 liegt diese durch den Walzspalt verlaufende Ebene
horizontal bzw. senkrecht zur Blattebene. Bspw. liegt die Mittenfaser des in das Walzgerüst
einlaufenden Metallguts innerhalb dieser Ebene.
[0030] Zur Erhöhung der Genauigkeit der Messung der Formänderung bzw. der Auffederung des
Walzgerüstständers 5 weist die jeweilige Messeinrichtung 6 Führungselemente 8 auf.
Durch diese wird die Genauigkeit der Messung erhöht, da die Eigenbewegung der jeweiligen
Messeinrichtung 6 verringert wird.
[0031] Die mittels der Messeinrichtungen 6 erfassten Abstände werden als Signale einer Signalverarbeitungseinrichtung
9 zugeführt. Diese Signalverarbeitungseinrichtung 9 ermittelt aus den erfassten Abständen
bzw. Abstandsänderungen zwischen belastetem Zustand des Walzgerüsts 1 und unbelastetem
Zustand des Walzgerüsts 1 die Auffederung.
[0032] Die Ermittlung der Auffederung wird vorzugsweise kontinuierlich durchgeführt, insbesondere
während das Metallgut G vom Walzgerüst 1 bearbeitet wird.
[0033] Die mittels der Signalverarbeitungseinrichtung 9 ermittelte Auffederung kann insbesondere
zur Steuerung- und/oder Regelung des in FIG 1 nicht näher dargestellten Anstellsystems
verwendet werden. Dies kann mittels Handeingriff von Bedienpersonal erfolgen. Vorzugsweise
erfolgt dies jedoch automatisiert.
[0034] FIG 2 zeigt ein weiteres Walzgerüst 1. Bei diesem Walzgerüst 1 ist eine kontaktlos
arbeitende Messeinrichtung 7 zur Bestimmung eines Abstands zwischen zwei Referenzpunkten
R1 bzw. R2 und R3 bzw. R4 vorhanden. Die Messeinrichtung 7 ist als Laserabstandsmesseinrichtung
ausgebildet.
[0035] Vorzugsweise ist wenigstens eine Messeinrichtung 7, vorzugsweise zwei Messeinrichtungen
wie in FIG 2 dargestellt, jeweils auf der Antriebsseite und auf der Bedienseite des
Walzgerüsts 1 angeordnet. Hierdurch kann besonders genau eine Auffederung des Walzgerüsts
1 bestimmt werden.
[0036] Jede Messeinrichtung 7 umfasst im Ausführungsbeispiel eine Laserlichtquelle, von
der Laserlicht ausgeht, und vertikal nach unten, vorzugsweise parallel zur Oberfläche
des Gerüstständers 5 auf einen Reflektor trifft, der ebenfalls der Messeinrichtung
7 zugeordnet ist. Der Reflektor reflektiert das von der Laserlichtquelle einstrahlende
Licht zurück in Richtung der Laserlichtquelle, wo es detektiert wird.
[0037] Auf Basis der Laufzeit des Laserlichts bzw. eines Laserlichtpulses zwischen Laserlichtquelle
und Laserlichtempfangseinheit, kann ein Abstand zwischen den Referenzpunkten R1 und
R2 bzw. R3 und R4 bestimmt werden.
[0038] Diese Information wird in Form von Signalen der Signalverarbeitungseinrichtung 9
zugeführt, welche daraus eine Auffederung des Walzgerüsts 1 ermittelt.
[0039] Die ermittelte Auffederung wird einer Steuer- und/oder Regeleinrichtung 10 zugeführt,
welche anhand der ermittelten Auffederung Stellgrößen für das Anstellsystem 4 des
Walzgerüsts 1 ermittelt, so dass die Auffederung des Walzgerüsts 1 möglichst keine
unerwünschten Auswirkungen auf das aus dem Walzgerüst 1 auslaufende Metallgut G aufweist.
Stellgrößen können bspw. die Walzkraft bzw. der Anpressdruck, die Kolbenposition der
Hydraulikzylinder, die Walzenbiegung, die Walzenverschiebung, die Walzenschräglage
usw. sein.
[0040] Das Anstellsystem 4 des Walzgerüsts 1 wird also mittels der von der Steuer- und/oder
Regeleinrichtung 10 ermittelten Stellgrößen derart betrieben, dass das Walzgut G beim
Auslaufen aus dem Walzgerüst 1 möglichst eine bestimmte Solleigenschaft, insbesondere
Solldicke, aufweist.
[0041] Um dies zu ermöglichen, umfasst die Steuer- und/oder Regeleinrichtung maschinenlesbaren
Programmcode, welcher aus der ermittelten Auffederung entsprechende Stellgrößen ermittelt,
und die Stellglieder, entsprechend der ermittelten Stellgrößen einstellt. Die Ermittlung
von Stellgrößen anhand einer ermittelten Auffederung, kann dem Stand der Technik entnommen
werden.
[0042] Die Signalverarbeitungseinrichtung 9 und die Steuer- und/oder Regeleinrichtung 10
können baulich auch zusammengefasst werden.
[0043] In FIG 3 ist lediglich eine einzige Messeinrichtung 7 vorgesehen, um die Auffederung
des Walzgerüsts 1 zu bestimmen. Das Walzgerüst 1 gemäß FIG 3 umfasst einen Walzgerüstständer
5, einen Satz Stützwalzen 2 und einen Satz Arbeitswalzen 3, sowie ein nicht näher
dargestelltes Anstellsystem 4.
[0044] Im Hinblick auf die Messeinrichtung 7 liegt der Unterschied zu der in FIG 2 dargestellten
Messeinrichtung 7 darin, dass nur ein Referenzpunkt R1 am Walzgerüstständer 5 angeordnet
ist. Der zweite Referenzpunkt R2 ist vom Walzgerüst 1 isoliert. Es kann auch ein weitere
Messeinrichtung 7 vorgesehen werden, welche dem Ausführungsbeispiel gemäß FIG 2 vollständig
am Walzgerüst 1 angeordnet ist. Die Anordnung von Referenzpunkten am Walzgerüst 1,
insbesondere am Gerüstständer, bzw. getrennt vom Walzgerüst 1 kann beliebig, soweit
von fachmännischer Seite als sinnvoll erachtet, kombiniert werden.
[0045] Beispielsweise kann ein vom Walzgerüst 1 getrennter Referenzpunkt an einer positionsfesten,
vom Walzgerüst 1 verschiedene Maschinenkomponente sein. Beispielsweise kann diese
aber auch das Fundament für das Walzgerüst sein, oder der Boden. Die Auswahl eins
geeigneten nicht am Walzgerüst 1 angeordneten Referenzpunkts steht dem Fachmann frei.
[0046] Auch eine derartige Vorgehensweise ist möglich, um eine Auffederung eines Walzgerüsts
zu bestimmen.
[0047] Alle gemachten Ausführungen gelten analog für Stauchgerüste. Diese unterscheiden
sich lediglich dadurch, dass die Walzen vertikal stehen und somit das Anstellsystem
in der Regel horizontal Kräfte auf das Metallgut ausübt. Der Stauchgerüstständer kann
gleichzeitig als Gehäuse für das Stauchgerüst ausgebildet sein.
[0048] Allgemein gilt, dass eine Messeinrichtung die Relativposition von wenigstens zwei
Referenzpunkten auf Antriebsseite und/oder auf Bedienseite des Walzgerüsts ermitteln
kann. Insbesondere kann auf der Antriebsseite und auf der Betriebsseite wenigstens
eine Messeinrichtung zur Bestimmung der Relativposition der jeweils mindestens zwei
Referenzpunkte vorgesehen werden.
[0049] Eine Bestimmung der Auffederung auf Antriebs- und Bedienseite hat den Vorteil, dass
die Auffederung für das gesamte Walzgerüst und/oder Stauchgerüst ermittelt werden
kann.
1. Verfahren Ermittlung einer Auffederung eines Walzgerüsts (1) und/oder Stauchgerüsts
während des Bearbeitens von Metallgut (G), dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens zwei Referenzpunkte (R1, R2, R3, R4) zur Bestimmung der Auffederung vorgegeben
werden, wobei wenigstens einer der Referenzpunkte (R1, R2, R3, R4) an einer sich während
des Bearbeitens des Metallguts (G) verformenden Gerüsteinheit (5), insbesondere einem
Gerüstständer (5), angeordnet ist, und dass während des Bearbeitens des Metallguts
(G) eine Relativposition der wenigstens zwei Referenzpunkte (R1, R2, R3, R4) zueinander
bestimmt wird, und daraus eine Auffederung des Walzgerüsts (1) und/oder Stauchgerüsts
ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Relativposition durch Messung eines Abstands der wenigstens zwei Referenzpunkte
(R1, R2, R3, R4) ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Auffederung des Walzgerüsts (1) und/oder Stauchgerüsts anhand eines Vergleichs
eines Abstands der wenigstens zwei Referenzpunkte (R1, R2, R3, R4) in einem belastungsfreien
Zustand des Walzgerüsts (1) und/oder Stauchgerüsts und eines Abstands der wenigstens
zwei Referenzpunkte (R1, R2, R3, R4) in einem belasteten Zustand des Walzgerüsts (1)
und/oder Stauchgerüsts ermittelt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die wenigsten zwei Referenzpunkte (R1, R2, R3, R4) an der Gerüsteinheit (5) angeordnet
werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand der wenigstens zwei Referenzpunkte (R1, R2, R3, R4) kontaktlos, insbesondere
mittels eines Lasers, ermittelt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand der wenigstens zwei Referenzpunkte (R1, R2, R3, R4) kontaktbehaftet ermittelt
wird.
7. Verfahren zum Herstellen eines Metallguts (G) mittels eines Walzgerüsts (1) und/oder
Stauchgerüsts, wobei eine von dem das Walzgerüst (1) und/oder Stauchgerüst durchlaufende
Metallgut (G) bedingte Auffederung des Walzgerüsts (1) und/oder Stauchgerüsts mit
einem Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche ermittelt wird, wobei die
derart ermittelte Auffederung, insbesondere online, zur Ermittlung einer Stellgröße,
insbesondere Walzkraft, Schräglage von Walzen, Biegung von Walzen, für das Walzgerüst
(1) und/oder Stauchgerüst zur Beeinflussung des das Walzgerüst (1) und/oder Stauchgerüst
durchlaufenden Metallguts (G) herangezogen wird.
8. Vorrichtung zur Ermittlung einer Auffederung eines Walzgerüsts (1) und/oder Stauchgerüsts,
umfassend eine Messeinrichtung (6, 7) zur Erfassung eines Abstands zweier Referenzpunkte
(R1, R2, R3, R4), wobei wenigstens einer der Referenzpunkte (R1, R2, R3, R4) an einer
sich während des Bearbeitens verformenden Gerüsteinheit (5), insbesondere einem Gerüstständer
(5), angeordnet ist, wobei den erfassten Messwerten korrespondierende Signale einer
Signalverarbeitungseinrichtung (9) zuführbar sind, welche derart ausgebildet ist,
dass mittels dieser die Auffederung aus dem erfassten Messwerten ermittelbar ist.
9. Vorrichtung Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass die wenigstens zwei Referenzpunkte (R1, R2, R3, R4) derart angeordnet werden, dass
eine Änderung des Abstands zwischen den Referenzpunkten (R1, R2, R3, R4) im belastungsfreien
Zustand des Walzgerüsts (1) und/oder Stauchgerüsts und in einem belasteten Zustand
des Walzgerüsts (1) und/oder Stauchgerüsts im Wesentlichen maximal ist.
10. Vorrichtung Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, dass die wenigstens zwei Referenzpunkte (R1, R2, R3, R4) an der Gerüsteinheit (5), insbesondere
an dem Gerüstständer (5), angeordnet sind.
11. Vorrichtung einem der Ansprüche 8 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass die Messeinrichtung als kontaktlos arbeitende Messeinrichtung (7), insbesondere optisch
arbeitende Messeinrichtung (7), oder als kontakbehaftete Messeinrichtung (6) zur Erfassung
des Abstands der wenigstens zwei Referenzpunkte (R1, R2, R3, R4) voneinander ausgebildet
ist.
12. Vorrichtung einem der Ansprüche 8 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass die Signalverarbeitungseinrichtung (9) mit einer Steuer- und/oder Regeleinrichtung
(10) wirkverbunden ist, welche maschinenlesbaren Programmcode aufweist, der Steuerbefehle
umfasst, die bei deren Ausführung die Steuer- und/oder Regeleinrichtung (10) zur Durchführung
eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7 veranlassen.