[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur hydraulischen Innenhochdruckumformung von
Hohlprofilen aus einem metallischen Werkstoff.
[0002] Es ist Stand der Technik, metallische Bauteile mittels konventionellen Hydroformverfahren
herzustellen. Typischerweise liegen die Umformzeiten in einer Größenordnung von ca.
1,5 bis 3 Sekunden. Im Vergleich mit den so genannten Highspeed-Hydroformverfahren
(HSH) sind diese Fertigungszeiten sehr lang. Die Hydroformzeiten bei HSH-Verfahren
liegen normalerweise weit unter 0,5 Sekunden. Durch das Highspeed-Hydroforming ergeben
sich auch sehr große Unterschiede in den Taktzeiten. Während beim konventionellen
Hydroformverfahren Taktzeiten in einer Größenordnung von z.B. 25 Sekunden liegen,
ergeben sich beim HSH-Verfahren Taktzeiten zwischen 6 und 8 Sekunden.
[0003] Nachteilig bei der Innenhochdruckumformung von weicheren Werkstoffen, wie z.B. Aluminiumwerkstoffen,
ist, dass diese zum Schmieren neigen, so dass es zu Aluminiumanhäufungen an den Werkzeugen
kommt. Dies erhöht die Instandhaltungskosten der Hydroformwerkzeuge. Trotz theoretisch
erhöhter Umformgeschwindigkeit können diese Vorteile durch erhöhte Werkzeugkosten
zumindest teilweise zunichte gemacht werden.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zur hydraulischen
Innenhochdruckumformung von Hohlprofilen aus einem metallischen Werkstoff aufzuzeigen,
mit welchem es möglich ist, verfahrensbedingte Werkstoffanhäufungen an der Werkzeugoberfläche
zu vermeiden.
[0005] Diese Aufgabe ist bei einem Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0006] Vorteilhafte Weiterbildungen des Erfindungsgedankens sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird ein umzuformendes Hohlprofil in ein mit
einem Hydraulikfluid gefülltes Tauchbecken eingetaucht. Die Befüllung des Hohlprofils
erfolgt also nicht erst in der Hydroformstation, sondern bereits vorher. Auf diese
Weise kann der Hohlraum des Hohlprofils schon vor der Umformung vollständig geflutet
werden. Der Transport in die eigentliche Hydroformstation erfolgt somit in dem Hydraulikfluid.
Als Hydroformstation dient eine Presse mit einem Obergesenk und einem Untergesenk
mit einem entsprechenden Formhohlraum, in das das mit Hydraulikfluid gefüllte Hohlprofil
eingelegt wird. Nach dem Herunterfahren des Obergesenks bzw. dem Schließen des Formhohlraums
werden die Enden des Hohlprofils über Abdichtdorne geschlossen. Gleichzeitig erfolgt
die Innendruckbeaufschlagung mit dem Ziel der Innenhochdruckumformung.
[0008] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kommt hinzu, dass zwischen dem Formhohlraum und
dem Hohlprofil ein vorhandenes Fluidpolster bei abnehmender Fluidmenge kontrolliert
über einen Zeitraum aufrechterhalten wird, um für eine gute Schmierung während des
Nachschiebens des Hohlprofils über die Abdichtdorne zu sorgen. Es soll daher Hydraulikfluid
dazu genutzt werden, ein Fluidpolster zu bilden, das keinesfalls zu schnell abgebaut
werden darf. Entgegen der ursprünglichen Zielrichtung des Highspeed-Hydroforming,
das Bauteil möglichst schnell umzuformen und das Bauteil schnell in seine Endkontur
zu bringen, ist bei dem erfindungsgemäßen Verfahren vorgesehen, diese Endkontur zumindest
in denjenigen Bereichen, die über den Abdichtdorn nachgeschoben werden sollen, nicht
zu Beginn des Nachschiebens durch besonders hohe Innendrücke zu erreichen, sondern
erst zu einem möglichst späten Zeitpunkt, nämlich erst dann, wenn das Nachführen eines
Abdichtdorns abgeschlossen ist. In diesem Moment wird das Fluidpolster nicht weiter
benötigt. Das Fluidpolster soll so lange aufrechterhalten werden, wie die Umformung
insbesondere in den durch den Abdichtdorn nachgeschobenen Bereichen stattfindet. Dabei
sollte die Dicke des Fluidpolsters kontinuierlich abnehmen.
[0009] Optimal wäre es, wenn der Werkstoff während des Nachschiebens keinen direkten Kontakt
zum Werkzeug hat. Bei optimierter Auslegung des Verfahrens ergibt sich gegenüber einem
Highspeed-Hydroforming ohne ein solches Fluidpolster keine zeitliche Verzögerung,
da der Umformvorgang bzw. das Nachschieben des Abdichtdorns nicht langsamer erfolgt
als ohne Fluidpolster.
[0010] Mit der Erfindung können die Reibungskräfte zwischen dem Werkstück und dem Formhohlraum
wesentlich reduziert werden. Im Ergebnis wirkt sich das positiv auf die über den Abdichtdorn
zu übertragende Kraft aus. Materialanhäufungen werden vermieden. Die Standzeit der
Werkzeuge wird gesteigert und die Wirtschaftlichkeit verbessert.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren zeigt seine Vorteile insbesondere bei im Verhältnis
zu Stahl weicheren Werkstoffen, wie z.B. Aluminium. Das Verfahren ist jedoch ebenso
für andere metallische Werkstoffe, wie z. B. Stahl oder auch Magnesium, geeignet.
[0012] Bei der verwendeten Presse handelt es sich bevorzugt um eine Transferpresse mit automatischen
Transportsystemen. Die Presse kann sowohl eine hydraulisch als auch mechanisch angetriebene
Presse sein. Es ist auch möglich, servo-motorisch angetriebene Pressen einzusetzen.
[0013] Ein so genannter Transferbalken transportiert die Hohlprofile von Bearbeitungsstation
zu Bearbeitungsstation. Dies erfolgt im Rahmen der Erfindung vorzugsweise vollständig
innerhalb eines Hydraulikfluidbads, d.h. gewissermaßen unterhalb eines Flüssigkeitspegels.
[0014] Eine weitere Bearbeitungsstation kann beispielsweise eine Vorformstation sein, in
welcher das Hohlprofil einen Querschnitt erhält, welcher zur Ausbildung eines Fluidpolsters
zwischen dem Hohlprofil und dem Formhohlraum vorgesehen ist. Beispielsweise kann das
Hohlprofil zumindest in denjenigen Bereichen, die im Wesentlichen nur nachgeschoben
werden, gezielt einen welligen Querschnitt erhalten, damit es möglichst wenige Berührungspunkte
zwischen dem Hohlprofil und dem Formhohlraum gibt. Ziel ist es, ein definiertes Fluidpolster
zu schaffen. Daher kann die Querschnittskontur des Vorformlings deutlich von der durch
Innenhochdruckumformung angestrebten Kontur abweichen. Die Vorformung des Hohlprofils
hat also nicht das Ziel, eine Kontur zu schaffen, die dem fertigen Erzeugnis möglichst
endkonturnah ist, sondern soll hiervon gezielt Abweichungen aufweisen.
[0015] In der Regel werden die zur Innenhochdruckumformung vorbereiteten Hohlprofile gebogen
oder auch nur verformt, so dass die Enden nicht vollständig eben an den Abdichtdornen
anliegen. Dadurch ergeben sich zwangsläufig Leckagen. Entweder müssten die Leckagen
durch einen separaten Fertigungsschritt beseitigt werden, indem die vorgeformten Bauteile
gestaucht oder zugeschnitten werden. Bei der Erfindung wird jedoch ein so hoher Druckanstieg
bei entsprechendem Förderstrom realisiert, dass Leckagen vernachlässigt werden können
und die Enden des Hohlprofils als abgedichtet betrachten gelten. Daher muss ein Hohlprofil
endseitig nicht vollflächig an dem Abdichtdorn anliegen. Durch den hohen Überschuss
an Hydraulikfluid sind die relativ kleinen Mengen Hydraulikfluid, die durch Undichtigkeiten
entweichen, vernachlässigbar. Das Highspeed-Hydroforming kann problemlos durchgeführt
werden.
[0016] Während der Innenhochdruckumformung soll daher gezielt ein größeres Flüssigkeitsvolumen
in das Hohlprofil gepumpt werden, als zusätzlich zu dem in dem Hohlprofil vorhandenen
Hydraulikfluid in dem Hohlprofil aufgenommen werden kann. Dies bezieht sich auf die
Endkontur am Ende des Innenhochdruckumformvorgangs, also auf das fertige Erzeugnis.
[0017] Dadurch, dass das Hohlprofil anfänglich möglichst vollständig von einem Fluidpolster
umgeben sein soll, ist es zweckmäßig, das Ende des Abdichtdorns stumpf zu gestalten.
Unter einer stumpfen Abdichtung im Sinne der Erfindung wird ein Abdichtdorn mit einer
senkrecht zur Längsrichtung stehenden Stirnfläche ohne besonders an die Innenkontur
des Hohlprofils angepasste Vorsprünge oder Vertiefungen verstanden. Diese senkrecht
zur Vorschubrichtung stehende Stirnfläche erstreckt sich hierbei über einen wesentlich
größeren Bereich als die bloße Wanddicke der umzuformenden Hohlprofile, und zwar weil
die Hohlprofile nicht endkonturnah, sondern zur Ausbildung des Fluidpolsters gezielt
gewellt und insbesondere im Abstand zu den Wänden des Formhohlraums verlaufen. Manche
Umfangsbereiche des Hohlprofils werden daher während der Innenhochdruckumformung wesentlich
weiter radial nach außen verlagert als andere. Damit es nicht zu Klemmungen im Bereich
des Abdichtdorns kommt, besitzt der Abdichtdorn eine entsprechend große, ebene, d.h.
stumpfe, Anlagefläche. Es wird auf besondere Dichtmittel zur Reduzierung der Leckagen
im Übergangsbereich zwischen dem Abdichtdorn und dem Hohlprofil verzichtet. Diese
Art der leckagentoleranten Abdichtung hat den Vorteil, dass die Enden des Hohlprofils
nicht besonders vorbereitet werden müssen, um das Highspeed-Hydroformverfahren durchführen
zu können und dass die Enden der fertig hydrogeformten Hohlprofile nicht abgeschnitten
werden müssen. Dadurch kann Material eingespart werden.
[0018] Es wird als vorteilhaft angesehen, wenn das Obergesenk beim Schließen des Formhohlraums
weniger als den zwanzigsten Teil der Fluidmenge verdrängt, in welcher sich das Untergesenk
befindet. Das Verhältnis zwischen verdrängtem Volumen und dem Badvolumen muss hinreichend
groß gewählt werden. Einerseits treten bei dem erfindungsgemäßen Verfahren sehr hohe
Drücke auf, wobei Leckageströme zurück in das Fluidbad fließen. Damit das Hydraulikfluid
nicht unkontrolliert herausspritzt, kann der Leckagestrom durch eine entsprechende
Menge Hydraulikfluid gedämpft werden. Dazu sollten die Leckagestellen tief genug unter
dem Fluidpegel liegen. Zusätzliche Abschirmmaßnahmen sind zweckmäßig.
[0019] Das kontrollierte Ableiten des Hydraulikfluids aus dem Fluidpolster kann dadurch
erfolgen, dass zwischen dem Obergesenk und dem Untergesenk ein definierter Spalt vorgesehen
ist, welcher an den Formhohlraum grenzt. Mit anderen Worten wird in der Trennungsfuge
zwischen Obergesenk und Untergesenk ein Spalt eingestellt, der gerade so viel Hydraulikfluid
abströmen lässt, dass bei Abschluss des Nachführvorgangs des Abdichtdorns das Fluidpolster
vollständig abgebaut ist. Alternativ oder zusätzlich können Riefen im Formhohlraum
vorgesehen sein, über welche das Hydraulikfluid abgeleitet wird. Dies erfolgt zweckmäßigerweise
in Richtung des Abdichtdorns, da hier ohnehin größere Leckageströme auftreten können.
[0020] Die Hydraulikflüssigkeit kann temperiert sein, so dass die aus einem metallischen
Werkstoff bestehenden Hohlprofile gewissermaßen warm mittels eines Highspeed-Hydroformverfahrens
umgeformt werden. Das Halbwarm- oder Warmumformen von Metall erhöht die Umformbarkeit.
Mit steigender Temperatur des Fluidbads erwärmt sich das Hohlprofil schneller, so
dass die sich anschließende Innenhochdruck-Umformoperation ebenfalls beschleunigt
durchgeführt werden kann. Das Erwärmen im Fluidbad hat den Vorteil, dass die Hohlprofile
mit einem das Hohlprofil unmittelbar kontaktierenden Medium konduktiv erwärmt werden
können. Diese Methode ist auf Grund der hohen Wärmeleitfähigkeit von Flüssigkeiten
effektiver als die Ofenerwärmung.
[0021] Die Erfindung ist nachfolgend anhand in den Zeichnungen dargestellter Ausführungsbeispiele
näher erläutert. Es zeigt:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens;
- Figur 2
- einen Querschnitt durch den Formhohlraum einer Hydroformstation;
- Figuren 3a bis 3c
- einen Teilbereich eines Längsschnitts durch einen Formhohlraum einer Hydroformstation
zu drei unterschiedlichen Bearbeitungszeitpunkten;
- Figur 4
- entsprechend der Darstellung der Figur 3c eine Variante mit Leckagebereichen am Abdichtdorn
und
- Figur 5
- ein Diagramm, bei welchem über der Zeit die Bewegungskurve des Abdichtdorns, der anliegende
Druck zur Innenhochdruckumformung und die Dicke des Fluidpolsters aufgetragen ist.
[0022] Figur 1 zeigt eine als Transferpresse ausgebildete Presse 1 mit einer Hydroformstation.
Die Presse 1 umfasst einen Pressentisch 2, auf dem sich ein Tauchbecken 3 befindet,
das mit einem Hydraulikfluid befüllt ist. Innerhalb dieses Tauchbeckens 3 befinden
sich vier Bearbeitungsstationen. Die erste Station ist eine Befüllstation 4. Es schließt
sich eine Vorformstation 5 an. Darauf folgt eine Hydroformstation 6 und schließlich
eine Endbearbeitungsstation 7. In der Bearbeitungsfolge von links nach rechts wird
Rohmaterial 8 mittels eines Roboters 9 in die Befüllstation 4 transportiert. Dort
wird das Rohmaterial 8, bei dem es sich um Hohlprofile 10 handelt, mit Hydraulikfluid
befüllt bzw. das Hohlprofil 10 läuft mit Hydraulikfluid voll. Anschließend wird das
mit Hydraulikfluid befüllte Hohlprofil 10 zur nächsten Bearbeitungsstation 5 mittels
eines schematisch angedeuteten Transferbalkens 11 transportiert. Der Transport von
Bearbeitungsstation zu Bearbeitungsstation erfolgt unterhalb des Fluidpegels, bis
das mit Innenhochdruck umgeformte Hohlprofil 10 schließlich an der Endbearbeitungsstation
7 von einem weiteren Roboter 12 entnommen wird. Die Fertigteile 13 werden von dem
Roboter 12 abgelegt.
[0023] In der Vorformstation 5 der Hydroformstation 6 und der Endbearbeitungsstation 7 erfolgt
die eigentliche Bearbeitung des Hohlprofils 10. Hierzu besitzt die Presse 1 einen
Pressenstößel 14, an welchem entsprechende Obergesenke für die jeweiligen Bearbeitungsstationen
5, 6 und 7 angeordnet sind. An dem Obergesenk 15 der Hydroformstation 6 ist eine Kolben-Zylinder-Einheit
16 angeordnet, die dazu dient, während der Innenhochdruckumformung Hydraulikfluid
in den Innenraum des Hohlprofils 10 zu pressen. Die Presse 1 ist in nicht näher dargestellter
Weise mit einem Drucksteuerungssystem und einer Druckregelung verbunden, insbesondere,
wie sie in der
DE 10 2005 057 863 B3 beschrieben ist. Dem Obergesenk 15 ist in bekannter Weise ein Untergesenk 17 zugeordnet.
[0024] Figur 2 zeigt in vergrößerter Darstellung einen Querschnitt durch die geschlossene
Hydroformstation 6. Es ist zu erkennen, dass zwischen dem Obergesenk 15 und dem Untergesenk
17 innerhalb eines im Querschnitt im Wesentlichen rechteckig konfigurierten Formhohlraums
18 ein umzuformendes Hohlprofil 10 angeordnet ist. Das Hohlprofil 10 berührt den Formhohlraum
18 möglichst wenig, d.h. nur punktuell. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Hohlprofil
10 in einer Art und Weise umgeformt worden ist, dass zwischen dem Formhohlraum 18
und dem Hohlprofil 10 ein mit Fluid gefüllter Freiraum verbleibt. In diesem Freiraum
bildet sich ein Fluidpolster 19. Darüber besitzt der Formhohlraum 18 Riefen 20, die
sich in diesem Ausführungsbeispiel mittig im Obergesenk 15 und im Untergesenk 17 befinden
und sich gewissermaßen in Längsrichtung des Formhohlraums 18 erstrecken. Diese Riefen
20 sind nicht dafür vorgesehen, im Rahmen des Innenhochdruckumformverfahrens als Kontur
für das Hohlprofil zu dienen, sondern dafür, das Hydraulikfluid aus dem Fluidpolster
19 abzuleiten, wenn der Innendruck p im Inneren des Hohlprofils 10 während der Innenhochdruckumformung
steigt und sich das Hohlprofil 10 weitet. Im seitlichen Bereich kann die Ableitung
des Hydraulikfluids aus dem Fluidpolster 19 über einen Spalt 21 erfolgen, der sich
zwischen Obergesenk 15 und Untergesenk 17 befindet. Der Spalt 21 ist so schmal, dass
bei der Innenhochdruckumformung kein Material des Hohlprofils 10 in den Spalt 21 eindringt.
Gleiches gilt für die Riefen 20. Selbstverständlich ist es möglich, auch mehrere Riefen
20 im Obergesenk 15 und/oder Untergesenk 17 vorzusehen. Der Querschnitt der Riefen
und Spalten ist in besonderer Weise angepasst, und zwar derart, dass das Hydraulikfluid
nur mit reduzierter Strömungsgeschwindigkeit aus den Fluidpolstern 19 abströmen kann.
Ziel ist es, das Fluidpolster 19 bei kontinuierlich abnehmender Fluidmenge kontrolliert
über einen Zeitraum aufrechtzuerhalten, nämlich zumindest so lange, bis das Nachführen
eines Abdichtdorns abgeschlossen ist.
[0025] Der in Figur 2 dargestellte Querschnitt bezieht sich auf denjenigen Bereich des Hohlprofils
10, der nur geringfügig durch Innenhochdruckumformung aufgeweitet wird, und zwar insofern,
dass er lediglich in dem Formhohlraum 18 zur Anlage gelangt ohne im Sinne einer Wanddickenreduzierung
gedehnt zu werden. Die eigentliche Aufweitung durch Innenhochdruck erfolgt in anderen
Bereichen, wobei die dargestellte Querschnittskontur lediglich denjenigen Bereich
zeigt, der in die besagten, stärker aufzuweitenden Bereiche nachgeschoben werden soll.
Der dargestellte Querschnitt liegt also insbesondere in einem Abdichtdorn benachbarten
Bereichen. Dort sollen die entsprechenden Riefen 20 und Spalten 21 für die Fluidpolster
19 vorgesehen sein.
[0026] Die Figuren 3a-c zeigen den Ablauf des Hydroformverfahrens. Dargestellt ist ein Längsschnitt
durch den Formhohlraum 18 der Figur 2. In Figur 3a ist zu erkennen, dass der Abdichtdorn
22 in den Formhohlraum 8 eingefahren wird. Über einen Kanal 23 wird Hydraulikfluid
in den Innenraum des Hohlprofils 10 gepumpt und ein Druck p aufgebaut. In Figur 3b
ist der Abdichtdorn 22 in Richtung des Pfeils P1 verschoben worden, um das Hohlprofil
10 nachzuführen. In einem nicht näher dargestellten Bereich des Formhohlraums 18 ist
eine Ausbuchtung vorgesehen, in die das Hohlprofil 10 durch Innenhochdruckumformung
gepresst werden soll. Um dort Materialwandstärkenreduzierung zu vermeiden, wird Material
endseitig nachgeschoben. In diesen nachgeschobenen Bereichen des Hohlprofils 10 wird
das Fluidpolster 19 aufrechterhalten. Geringe Mengen des Hydraulikfluids können aus
dem Fluidpolster über Riefen 20 im Obergesenk 15 und dem Untergesenk 17 in Richtung
des Abdichtdorns 22 aus dem Formhohlraum 18 abfließen. In nicht näher dargestellter
Weise gilt das auch für den Spalt 21 zwischen Obergesenk 15 und Untergesenk 17. Das
Hohlprofil 10 schwimmt während dieser Phase der Umformung, d.h. während der Abdichtdorn
22 um den Weg W verlagert wird, gewissermaßen in dem Hydraulikfluid und wird von den
Fluidpolstern 19 getragen. Erst bei oder nach Abschluss des Nachschiebevorgangs gelangt
das Hohlprofil 10 an dem Formhohlraum 18 zur Anlage, wie es in Figur 3c dargestellt
ist. Der Innendruck p hat das Hohlprofil 10 so weit aufgeweitet, dass das Fluidpolster
19 abgebaut worden ist. Es ist zu erkennen, dass das Hohlprofil 10 hierbei nicht in
die Riefen 20 eingedrungen ist. In der dargestellten Position ist lediglich der Nachschiebevorgang
bzw. das Nachführen des Abdichtdorns 22 abgeschlossen. Die Aufweitung nicht näher
dargestellter Bereiche des Hohlprofils 10 kann derweil noch fortgeführt werden, weil
der Innendruck p auch dann noch anliegt, wenn das Fluidpolster 19 abgebaut worden
ist.
[0027] Figur 4 zeigt ein Hohlprofil 10, dessen Ende nicht plan an dem Abdichtdorn 22 anliegt.
Der eingekreiste Bereich L zeigt, dass die Stirnfläche des Hohlprofils 10 in der Nähe
des Obergesenks 15 im Abstand zum Abdichtdorn 22 verläuft. Dort treten Leckagen auf.
Dadurch, dass über den Kanal 23 im Abdichtdorn 22 eine sehr große Fluidmenge befördert
wird, kann dennoch der Druck p zur Innenhochdruckumformung aufgebracht werden. Der
Bereich L ist übertrieben groß dargestellt. In der Praxis würde in dem Bereich L nicht
so viel Hydraulikfluid entweichen, dass der gewünschte Umformdruck P nicht erreicht
werden könnte. Das erfindungsgemäße Verfahren ist also auch dann durchführbar, wenn
es zu Leckageströmen im Bereich des Abdichtdorns 22 kommt. Daher kann der Abdichtdorn
22 eine senkrecht zur Vorschubrichtung verlaufende Stirnfläche ohne zusätzliche Abdichtmittel
aufweisen, die in das umzuformende Hohlprofil 10 einzuführen wären. Dadurch kann auch
bei größeren Fluidpolstern bzw. bei größeren Abständen des vorgeformten Hohlprofils
10 von der Wandung des Formhohlraums sichergestellt werden, dass sich das Hohlprofil
quer zum Abdichtdorn 22, d.h. in Aufweitrichtung, klemmungsfrei bewegen kann.
[0028] Wesentlich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist die Geschwindigkeit, mit der das
Fluidpolster abgebaut wird. Dies soll anhand des Diagramms der Figur 5 erläutert werden.
Die Kurve K1 stellt den Druckverlauf einer Presse 1 über die Zeit mit einem elektronisch
oder hydraulisch gesteuerten Drucksystem für das Hydroformen nach dem bekannten Stand
der Technik dar. Der Druckaufbau beginnt bei Null und steigt über den Arbeitspunkt
A des Innenhochdruckumformvorgangs bis zu dem oberen Totpunkt B1 der Kurve K1. Anschließend
fällt der Druck über den Druckabfallspunkt C1 bis zum Punkt D1 wieder ab.
[0029] Die Kurve K2 zeigt den Weg, d.h. den Hub, einer mechanischen Presse. Bei der hier
verwendeten Presse, bei welcher das Obergesenk mit einer zusätzlichen Kolben-Zylinder-Einheit
16 zur Druckerzeugung ausgebildet ist, fährt der Pressenhub, nachdem er seinen unteren
Totpunkt B1 erreicht hat, weiter in Richtung des in dem Diagramm nicht darstellbaren
oberen Totpunktes über die Druckabfallspunkte C1 und D1. Zwischen dem unteren Totpunkt
B1 des Pressenhubs, der Kurve K1 und dem Druckabfallspunkt C1 wird die Presse noch
zugehalten. Ab dem Druckabfallspunkt C1 fährt die Presse auf, der Druck wird abgebaut
und die Presse 1 öffnet das Hydroformwerkzeug in Punkt D1. Der nicht dargestellte
obere Totpunkt OT wird ohne Zeitverzögerung durchfahren. Die Kurve K2 zeigt den Druckverlauf
einer Presse, wie sie in der
DE 10 2005 057 863 B3 beschrieben wird. Bei der dortigen Presse sind ein Drucksteuerungssystem und eine
Druckregelung aus mindestens einer Kolben-Zylinder-Feder-Einheit vorgesehen, wobei
die Presse mit einer weiteren Vorrichtung für zusätzliche Fertigungsoperationen versehen
ist. In dem Zeitfenster des Druckplateaus B1-B2 werden zusätzliche Fertigungsoperationen
durchgeführt.
[0030] Die Kurve K3 ist eine Bewegungskurve des Abdichtdorns 22. In der ersten Bewegungsphase
im Bereich 0 bis R wird durch das umzuformende Hohlprofil relativ wenig Widerstand
geleistet. In dieser Zeitspanne gibt es ein ausreichendes Fluidpolster zwischen dem
Hohlprofil und dem Formhohlraum. Das Teilstück R-S ist normalerweise die kritische
Strecke der gesamten Bewegungskurve, weil in diesem Bereich das Hydraulikfluid schnell
aus dem Fluidpolster abfließt, da sich das Hohlprofil 10 in dieser Phase an den Formhohlraum
anlegt. In der Phase S-T hält der Abdichtdorn 22 seine Position, bis er schließlich
wieder zurückgefahren wird (T-D
2).
[0031] Die Kurve K4 verdeutlicht die Dicke eines Fluidpolsters. Es ist zu erkennen, dass
die Dicke zwischen dem Punkt G und dem Punkt H relativ rasch abnimmt und insbesondere
gegen Null geht, bevor der Abdichtdorn den Bereich R-S der Bewegungskurve vollständig
durchfahren hat. Das bedeutet, dass die Flüssigkeit schnell abfließt. Es kommt zu
erhöhter Reibung zwischen dem Werkstück und dem Werkzeug und zu den diskutierten Nachteilen.
Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass sich die Dicke des Fluidpolsters wesentlich langsamer
reduziert, wie durch die Kurve K5 dargestellt ist. Es ist zu erkennen, dass der Abdichtdorn
den Bereich R-S bereits durchfahren hat, während das Fluidpolster noch nicht einmal
auf 50 % seiner Dicke reduziert worden ist. Erst im Punkt J, der zeitlich nach dem
Ende des Nachführvorgangs des Abdichtdorns liegt, geht die Dicke des Fluidpolsters
gegen Null. Zu diesem Zeitpunkt findet allerdings keine Reibung mehr zwischen dem
Werkstück und dem Werkzeug statt, so dass das Fluidpolster nicht weiter benötigt wird.
Entscheidend ist somit, dass der Punkt J der Kurve K5 auf der Zeitachse auf der rechten
Seite des Punktes S liegt, welcher den Endpunkt des Nachführvorgangs des Abdichtdorns
kennzeichnet.
[0032] Die dargestellten Kurvenverläufe sind rein schematisch. In der Praxis können sich
Kurven anstatt der eingezeichneten Geraden ergeben. Wesentlich ist die Aussage, dass
die Geschwindigkeit, mit welcher das Hydraulikfluid aus dem Fluidpolster abströmt,
reduziert werden soll. Daher ist die Kurve K5 flacher als die Kurve K4.
Bezugszeichen:
[0033]
- 1 -
- Presse
- 2 -
- Pressentisch
- 3 -
- Tauchbecken
- 4 -
- Befüllstation
- 5 -
- Vorformstation
- 6 -
- Hydroformstation
- 7 -
- Endbearbeitungsstation
- 8 -
- Rohmaterial
- 9 -
- Roboter
- 10 -
- Hohlprofil
- 11 -
- Transferbalken
- 12 -
- Roboter
- 13 -
- Fertigteil
- 14 -
- Pressenstößel
- 15 -
- Obergesenk
- 16 -
- Kolben-Zylinder-Einheit
- 17 -
- Untergesenk
- 18 -
- Formhohlraum
- 19 -
- Fluidpolster
- 20 -
- Riefe
- 21 -
- Spalt
- 22 -
- Abdichtdorn
- 23-
- Kanal
- K1-
- Kurve
- K2 -
- Kurve
- K3 -
- Kurve
- K4 -
- Kurve
- K5 -
- Kurve
- L -
- Leckagebereich
- P -
- Innendruck
- P1 -
- Pfeil
- W -
- Weg
1. Verfahren zur hydraulischen Innenhochdruckumfomung von Hohlprofilen aus einem metallischen
Werkstoff mit folgenden Schritten:
1.1. ein umzuformendes Hohlprofil (10) wird in ein mit einem Hydraulikfluid gefülltes
Tauchbecken (3) eingetaucht;
1.2. das mit dem Hydraulikfluid gefüllte Hohlprofil (10) wird in einen Formhohlraum
(18) einer eine Hydroformstation (6) aufweisenden Presse (1) mit einem Obergesenk
(15) und einem Untergesenk (17) gelegt;
1.3. die Enden des Hohlprofils (10) werden über Abdichtdorne (22) bei Innendruckbeaufschlagung
nachgeführt,
1.4. ein zwischen dem Formhohlraum (18) und dem Hohlprofil (10) vorhandenes Fluidpolster
(19) wird bei abnehmender Fluidmenge kontrolliert über einen Zeitraum aufrechterhalten,
der gleichzeitig oder später endet als der Zeitpunkt, in welchem das Nachführen eines
Abdichtdorns (22) abgeschlossen ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Hydroformstation (6) Bestandteil einer Transferpresse (1) ist, die wenigstens
eine weitere Bearbeitungsstation (5) umfasst und wobei der Transport der Hohlprofile
(10) von der Bearbeitungsstation (5) zu der Hydroformstation (6) innerhalb des Hydraulikfluids
erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Innenhochdruckumformung ein größeres Flüssigkeitsvolumen in das Hohlprofil
(10) gepumpt wird, als zusätzlich zu dem in dem Hohlprofil (10) vorhandenen Hydraulikfluid
in dem Hohlprofil (10) aufgenommen werden kann.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die weitere Bearbeitungsstation (5) eine Vorformstation ist, in welcher das Hohlprofil
(10) einen Querschnitt erhält, welcher zur Ausbildung eines Fluidpolsters (19) zwischen
dem Hohlprofil (10) und dem Formhohlraum (18) vorgesehen ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Obergesenk (15) beim Schließen des Formhohlraums (18) weniger als den 20. Teil
der Fluidmenge verdrängt, in welcher sich das Untergesenk (17) befindet.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass während des Innenhochdruckumformens aus einem in der Trennungsfuge zwischen Obergesenk
(15) und Untergesenk (17) angeordneten Spalt (21) definierter Breite gezielt Hydraulikfluid
aus dem Fluidpolster (19) abgeleitet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass Hydraulikfluid über Riefen (20) im Formhohlraum (18) abgeleitet wird, die sich in
Richtung eines Abdichtdorns (22) erstrecken.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Hydraulikfluid auf eine Temperatur oberhalb der Raumtemperatur erwärmt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der verwendete metallische Werkstoff eine Aluminium-, Stahl- oder Magnesiumlegierung
ist.