[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Kran zum Umschlagen einer an einem Lastseil
hängenden Last mit einem Drehwerk zum Drehen des Krans, einem Wippwerk zum Aufwippen
des Auslegers und einem Hubwerk zum Senken bzw. Heben der am Lastseil hängenden Last.
Der Kran weist dabei eine Steuereinheit zur Berechnung der Ansteuerung von Drehwerk,
Wippwerk und/oder Hubwerk auf. Vorteilhafterweise umfasst die Steuereinheit dabei
eine Lastpendeldämpfung, welche durch geeignete Ansteuerung von Drehwerk, Wippwerk
und/oder Hubwerk ein Pendeln der Last bei einer Bewegung des Krans dämpft.
[0002] Ein derartiger Kran ist beispielsweise aus
DE 100 64 182 bekannt. Dabei erfolgt die Eingabe der Steuerbefehle, die Erzeugung der Soll-Trajektorien
sowie die Berechnung der Ansteuerung von Drehwerk, Wippwerk und Hubwerk in Zylinderkoordinaten.
Die Berechnung der geeigneten Ansteuerung von Drehwerk, Wippwerk und/oder Hubwerk
zur Lastpendeldämpfung ist dabei aufwendig und relativ ungenau.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Kran zum Umschlagen einer an einem
Lastseil hängenden Last mit einer verbesserten Kransteuerung zur Verfügung zu stellen.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß von einem Kran gemäß Anspruch 1 gelöst. Der erfindungsgemäße
Kran umfasst dabei ein Drehwerk zum Drehen des Krans, ein Wippwerk zum Aufwippen des
Auslegers und ein Hubwerk zum Senken bzw. Heben der am Lastseil hängenden Last. Der
Kran weist dabei eine Kransteuerung mit einer Steuereinheit zur Berechnung der Ansteuerung
von Drehwerk, Wippwerk und/oder Hubwerk auf. Vorteilhafterweise umfasst die Steuereinheit
dabei eine Lastpendeldämpfung. Erfindungsgemäß ist die Steuereinheit so ausgeführt,
dass die Berechung der Ansteuerbefehle zur Ansteuerung von Drehwerk, Wippwerk und/oder
Hubwerk auf Grundlage einer in kartesischen Koordinaten angegebenen Soll-Bewegung
der Last erfolgt. Dies hat den Vorteil, dass die Berechnung auf Grundlage der Sollbewegung
in kartesischen Koordinaten erheblich vereinfacht und verbessert wird. Insbesondere
ist auf Grundlage der Sollbewegung der Last in kartesischen Koordinaten eine einfachere
bzw. effektivere Lastpendeldämpfung realisierbar.
[0005] Vorteilhafterweise beruht die Lastpendeldämpfung der Steuereinheit dabei auf der
Invertierung eines physikalischen Modells der am Lastseil hängenden Last und des Kranes,
wobei das invertierte physikalische Modell eine vorgegebene Bewegung der am Lastseil
hängenden Last in kartesischen Koordinaten in Ansteuersignale für das Drehwerk, Wippwerk
und/oder Hubwerk umwandelt. Das physikalische Modell umfasst dabei die Dynamik der
am Lastseil hängenden Last, insbesondere die Pendelschwingungs-Dynamik, so dass über
die Invertierung des Modells eine äußerst effektive Lastpendeldämpfung realisierbar
ist. Die Berechnung in kartesischen Koordinaten erlaubt dabei eine quasi-statische
Entkopplung der Hubbewegung in z-Richtung von den Bewegungen in der Horizontalen,
d.h. in x- und γ-Richtung. Dies ermöglicht eine einfachere Invertierung des Modells.
[0006] Der erfindungsgemäße Kran umfaßt vorteilhafterweise einen oder mehrere Sensoren zur
Bestimmung einer oder mehrerer Messgrößen zur Position und/oder Bewegung der Last
und/oder des Kranes, insbesondere zur Bestimmung einer oder mehrer der Größen Seilwinkel
radial, Seilwinkel tangential, Wippwinkel, Drehwinkel, Seillänge sowie deren Ableitungen,
wobei die Messgröße oder die Messgrößen in die Invertierung des physikalischen Modells
eingehen. Insbesondere gehen dabei mehrere dieser Größen, vorteilhafterweise alle
dieser Größen in die die Invertierung des physikalischen Modells ein. Die Rückführung
der gemessenen Zustandsgrößen ermöglicht eine Invertierung des physikalischen Modells,
welches ansonsten nur unter größtem Aufwand oder überhaupt nicht invertierbar wäre.
[0007] Der erfindungsgemäße Kran umfaßt weiterhin vorteilhafterweise einen oder mehrere
Sensoren zur Bestimmung einer oder mehrerer Messgrößen zur Position und/oder Bewegung
der Last und/oder des Kranes, insbesondere zur Bestimmung einer oder mehrer der Größen
Seilwinkel radial, Seilwinkel tangential, Wippwinkel, Drehwinkel, Seillänge sowie
deren Ableitungen, wobei die Messgröße oder die Messgrößen in die Steuereinheit zurückgeführt
werden. Die Rückführung der gemessenen Zustandsgrößen ist dabei auch unabhängig von
der Invertierung des Modells von großem Vorteil, um die Ansteuerung zu stabilisieren.
[0008] Vorteilhafterweise ist dabei eine erste Transformationseinheit vorgesehen ist, welche
auf Grundlage der Messgröße oder der Messgrößen die Ist-Position und/oder Ist-Bewegung
der Last in kartesischen Koordinaten berechnet, insbesondere eine oder mehrere der
Größen Position in x, y und z, Geschwindigkeit in x, y und z, Beschleunigung in x
und y, Ruck in x und y. Die erste Transformationseinheit erlaubt so einen Vergleich
der Ist-Position und/oder Ist-Bewegung der Last mit der in kartesischen Koordinaten
vorliegenden Soll-Position und/oder der Soll-Bewegung der Last. Dabei werden neben
der Ist-Position der Last vorteilhafterweise die Ist-Geschwindigkeit der Last sowie
ggf. höhere Ableitungen in kartesischen Koordinaten berechnet.
[0009] Die Sensorsignale entsprechen dabei Meßwerten in Krankoordinaten oder in Seilkoordinaten
wie z. B. den Größen Seilwinkel radial, Seilwinkel tangential, Wippwinkel, Drehwinkel
und Seillänge sowie deren Ableitungen, aus welchen durch die erste Transformationseinheit
die Ist-Position und/oder Ist-Bewegung der Last in kartesischen Koordinaten berechnet
wird. Der Wippwinkel und der Drehwinkel liegen dabei als Messgrößen in Krankoordinaten
vor. Die Seilwinkel liegt dagegen in Seilkoordinaten vor, welche bezüglich einer vertikal
vom Auslegerkopf nach unten gerichteten Achse gemessen werden. Die erste Transformationseinheit
erfordert eine Transformation dieser Koordinatensysteme in kartesische Koordinaten
der Last.
[0010] Der Kran gemäß der vorliegenden Erfindung umfasst dabei vorteilhafterweise ein oder
mehrere Seilwinkelsensoren, wobei die Messwerte des oder der Seilwinkel-Sensoren in
die Steuereinheit zurückgeführt werden. Die Seilwinkelsensoren ermöglichen dabei eine
Rückführung der Pendelbewegung in die Steuereinheit und insbesondere in die Pendeldämpfung.
Hierdurch ergibt sich ein geschlossener Regelkreislauf, durch welchen die erfindungsgemäße
Steuereinheit und insbesondere die Lastpendeldämpfung stabilisiert wird.
[0011] Insbesondere berechnet die erste Transformationseinheit dabei auf Grundlage der von
dem oder den Seilwinkelsensoren gemessenen Meßwerte die Ist-Position und/oder die
Ist-Bewegung der Last in kartesischen Koordinaten. Dabei können neben der Ist-Position
der Last auch die Ableitung der Ist-Position und gegebenenfalls weitere Ableitungen
berechnet werden. Dabei können weitere Messgrößen in die Berechnung der Ist-Position
und/oder Ist-Bewegung der Last eingehen. Insbesondere kann dabei als Messgrößen der
Wippwinkel, der Drehwinkel und/oder die Seillänge sowie gegebenenfalls deren Ableitungen
berücksichtigt werden.
[0012] Die Kransteuerung umfaßt vorteilhafterweise weiterhin eine Eingabeeinheit zur Eingabe
von Steuerbefehlen durch eine Bedienperson und/oder durch ein Automatisierungssystem,
wobei zwischen Eingabeeinheit und Steuereinheit eine zweite Transformationseinheit
vorgesehen ist, welche auf Grundlage der Steuerbefehle die Soll-Bewegung der Last
in kartesischen Koordinaten berechnet. Die Eingabe der Steuerbefehle erfolgt damit
weiterhin in Krankoordinaten. Die Krankoordinaten umfassen dabei vorteilhafterweise
den Drehwinkel des Krans, den Wippwinkel des Auslegers bzw. die Ausladung sowie die
Hubhöhe. Diese Koordinaten stellen das natürliche Koordinatensystem des erfindungsgemäßen
Krans dar, so dass eine Eingabe der Steuerbefehle in diesen Koordinaten intuitiv möglich
ist. Die zweite Transformationseinheit transformiert daher eine Sollbewegung der Last
in Krankoordinaten in eine Sollbewegung der Last in kartesischen Koordinaten.
[0013] Alternativ ist jedoch auch eine Eingabe der Soll-Bewegung der Last in kartesischen
Koordinaten möglich. Insbesondere wenn der Kran über eine Fernsteuerung angesteuert
wird, kann eine Eingabe in kartesischen Koordinaten einfacher für die Bedienperson
sein, insbesondere wenn sie sich z.B. am Hubort aufhält. Die zweite Transformationseinheit
kann so entfallen.
[0014] Weiterhin vorteilhafterweise weist der erfindungsgemäße Kran einen oder mehrere Sensoren
zur Bestimmung von Messgrößen bezüglich der Position und/oder Bewegung Kranes auf,
insbesondere zur Bestimmung des Wippwinkels und/oder des Drehwinkels, wobei die zweite
Transformationseinheit anhand der Messgröße oder der Messgrößen initialisiert wird.
Hierdurch wird sichergestellt, dass eine korrekte Transformation der Krankoordinaten
in kartesische Koordinaten erfolgt. Die Initialisierung der zweiten Transformationseinheit
anhand der Messgröße bzw. Messgrößen kann dabei z. B. jeweils bei Einschalten der
Kransteuerung erfolgen.
[0015] Die Kransteuerung des erfindungsgemäßen Krans umfasst weiterhin vorteilhafterweise
ein Bahnplanmodul, welches aus den Steuerbefehlen der Eingabeeinheit Trajektorien
generiert, die als Eingangsgrößen für die Steuereinheit dienen. Das Bahnplanmodul
berechnet daher aus den Steuerbefehlen, welche von einer Bedienperson eingegeben werden,
eine Sollbewegung der Last.
[0016] Vorteilhafterweise werden dabei die Trajektorien in Krankoordinaten generiert, so
dass die zweite Transformationseinheit zwischen Bahnplanmodul und Steuereinheit angeordnet
ist. Die Krankoordinaten sind dabei vorteilhafterweise die Zylinderkoordinaten des
Krans, d. h. der Drehwinkel, der Wippwinkel bzw. die Ausladung sowie die Hubhöhe.
In diesen Koordinaten ist die Generierung der Trajektorien besonders einfach, da auch
die Systembeschränkungen in diesen Koordinaten vorliegen.
[0017] Vorteilhafterweise werden dabei die Trajektorien im Bahnplanmodul unter Berücksichtigung
der Systembeschränkungen optimal aus den Steuerbefehlen generiert.
[0018] Vorteilhafterweise berücksichtigt die Steuereinheit weiterhin die Dynamik der am
Lastseil hängenden Last, um Schwingungen der Last zu dämpfen. Dies kann insbesondere
in der Lastpendeldämpfung der Steuereinheit erfolgen, um Pendelschwingungen der Last
zu dämpfen. Zusätzlich können gegebenenfalls auch Schwingungen der Last in Hubrichtung
berücksichtigt und gedämpft werden.
[0019] Vorteilhafterweise beruht die Steuereinheit auf der Invertierung eines physikalischen
Modells der am Lastseil hängenden Last und des Krans. Das physikalische Modell beschreibt
dabei vorteilhafterweise die Bewegung der Last in Abhängigkeit von der Ansteuerung
von Drehwerk, Wippwerk und/oder Hubwerk. Durch die Invertierung des Modells ergibt
sich so die Ansteuerung der jeweiligen Werke auf Grundlage einer Solltrajektorie der
Last.
[0020] Das Modell berücksichtigt dabei vorteilhafterweise die Schwingungs-Dynamik der am
Lastseil hängenden Last. Hierdurch ergibt sich eine effektive Dämpfung von Schwingungen
der Last, insbesondere eine effektive Lastpendeldämpfung. Zudem kann die Steuereinheit
einfach an unterschiedliche Krane angepasst werden.
[0021] Vorteilhafterweise ist das physikalische Modell dabei nicht-linear. Dies ist von
Bedeutung, da viele der entscheidenden Effekte bei der Lastpendeldämpfung nichtlinearer
Natur sind.
[0022] Vorteilhafterweise erlaubt das Modell dabei in kartesischen Koordinaten eine quasi-statische
Entkopplung der vertikalen Bewegung der Last. Durch diese quasi-statische Entkopplung
der vertikalen Bewegung der Last in Hubrichtung von der Bewegung der Last in horizontalen
Richtungen wird eine vereinfachte und verbesserte Berechnung der Ansteuerung von Drehwerk,
Wippwerk und/oder Hubwerk möglich. Insbesondere erlaubt dies eine einfachere Lastpendeldämpfung.
[0023] Die quasi-statische Entkopplung der vertikalen Bewegung der Last ermöglicht es zudem,
die vertikale Bewegung der Last direkt anzusteuern, während die horizontale Bewegung
über die Lastpendeldämpfung angesteuert wird.
[0024] Bei dem erfindungsgemäßen Kran kann daher vorgesehen sein, dass die Steuereinheit
das Hubwerk direkt anhand von Steuerbefehlen einer Bedienperson und/oder eines Automatisierungssystems
ansteuert, während die Ansteuerung des Drehwerks und des Wippwerks über die Lastpendeldämpfung
erfolgt. Hierdurch lässt sich das erfindungsgemäße Steuerungssystem einfacher und
kostengünstiger realisieren. Zudem werden höhere Sicherheitsstandards erfüllt, da
an die Hubbewegung andere Anforderungen bezüglich der Sicherheit gestellt werden als
an die Bewegung der Last in horizontaler Richtung. Die Bedienperson und/oder das Automatisierungssystem
kann daher erfindungsgemäß die Geschwindigkeit des Hubwerks direkt ansteuern, während
für die Ansteuerung des Drehwerks und des Wippwerks aus den Eingaben der Bedienperson
und/oder des Automatisierungssystems zunächst eine Soll-Bewegung der Last generiert
wird, aus welcher die Lastpendeldämpfung eine Ansteuerung des Hubwerks und des Wippwerks
berechnet, welche Lastpendelschwingungen vermeidet bzw. dämpft.
[0025] Bei den Antrieben des erfindungsgemäßen Krans kann es sich z. B. um hydraulische
Antriebe handeln. Ebenso ist der Einsatz von elektrischen Antrieben möglich. Das Wippwerk
kann z. B. über einen Hydraulikzylinder realisiert werden, oder über ein Einziehwerk,
welches den Ausleger über eine Verseilung bewegt.
[0026] Die vorliegende Erfindung umfasst neben dem Kran weiterhin eine Kransteuerung zur
Ansteuerung des Drehwerks, des Wippwerks und/oder des Hubwerks eines Krans. Die Kransteuerung
weist dabei eine Steuereinheit zur Berechnung der Ansteuerung von Drehwerk, Wippwerk
und/oder Hubwerk auf. Die Steuereinheit weist vorteilhafterweise weiterhin eine Lastpendeldämpfung
auf. Erfindungsgemäß ist die Steuereinheit dabei so ausgeführt, dass die Berechung
der Ansteuerbefehle zur Ansteuerung von Drehwerk, Wippwerk und/oder Hubwerk auf Grundlage
einer in kartesischen Koordinaten angegebenen Soll-Lastbewegung erfolgt.
[0027] Die Kransteuerung ist dabei vorteilhafterweise so ausgeführt, wie dies bereits oben
bezüglich des Krans dargestellt wurde. Vorteilhafterweise handelt es sich bei der
Kransteuerung dabei um eine computer-implementierte Kransteuerung.
[0028] Die vorliegende Erfindung umfasst weiterhin ein entsprechendes Verfahren zur Ansteuerung
eines Krans.
[0029] Insbesondere umfasst die vorliegende Erfindung dabei ein Verfahren zur Ansteuerung
eines Krans zum Umschlagen einer an einem Lastseil hängenden Last mit einem Drehwerk
zum Drehen des Kranes, einem Wippwerk zum Aufwippen des Auslegers und einem Hubwerk
zum Senken bzw. Heben der am Seil hängenden Last, wobei die Berechnung der Ansteuerbefehle
zur Ansteuerung von Drehwerk, Wippwerk und/oder Hubwerk auf Grundlage einer in kartesischen
Koordinaten angegebenen Solllastbewegung erfolgt. Wie bereits bezüglich des Krans
dargestellt, ermöglicht die Berechnung der Ansteuerbefehle auf Grundlage einer in
kartesischen Koordinaten angegebenen Solllastbewegung eine vereinfachte und verbesserte
Ansteuerung. Insbesondere kann dabei bei der Berechnung der Ansteuerbefehle zur Ansteuerung
von Drehwerk, Wippwerk und/oder Hubwerk eine Lastpendeldämpfung vorgenommen werden,
durch welche Pendelbewegungen der Last gedämpft werden. Die Lastpendeldämpfung erfolgt
dabei vorteilhafterweise unter Berücksichtigung der Dynamik der am Lastseil hängenden
Last, insbesondere unter Berücksichtigung der Pendeldynamik der am Lastseil hängenden
Last, um sphärische Pendelschwingungen der Last durch eine geeignete Ansteuerung von
Drehwerk und Wippwerk zu dämpfen.
[0030] Vorteilhafterweise erfolgt das Verfahren dabei in gleicher Weise wie dies oben bezüglich
des Krans bzw. der Kransteuerung näher dargestellt wurde. Insbesondere handelt es
sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren dabei um ein Verfahren zur Ansteuerung eines
Krans, wie er oben dargestellt wurde.
[0031] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand eines Ausführungsbeispiels sowie Zeichnungen
näher dargestellt. Dabei zeigen:
- Figur 1:
- die Struktur des zur Ansteuerung herangezogenen physikalischen Mo- dells,
- Figur 2:
- eine Prinzipdarstellung des Krans sowie der am Lastseil hängenden Last unter Angabe
der relevanten Koordinaten,
- Figur 3:
- eine Prinzipdarstellung der Steuerungsstruktur einer erfindungsgemäßen Kransteuerung,
- Figur 4:
- einen Ausschnitt aus der erfindungsgemäßen Steuerungsstruktur, wel- che die Rückführung
von Meßwerten anhand einer zweiten Transforma- tionseinheit näher darstellt,
- Figur 5:
- die maximale Geschwindigkeit des Auslegerkopfes in radialer Richtung in Abhängigkeit
von der Ausladung des Auslegers,
- Figur 6:
- die radiale Position der Last bei einer Wippbewegung des Auslegers,
- Figur 7:
- die entsprechende Position der Last in x- bzw. y-Richtung während der Wippbewegung,
- Figur 8:
- die Position, Geschwindigkeit und Beschleunigung der Last in Drehrich- tung während
einer Drehbewegung des Krans,
- Figur 9:
- die Position der Last in radialer Richtung während der Drehbewegung des Krans und
- Figur 10:
- die entsprechende Position der Last in x- und γ-Richtung während der Drehbewegung
des Krans.
[0032] Ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Kranes, eines Verfahrens zum Steuern
des Krans und einer entsprechenden Kransteuerung, in welcher dieses Verfahren implementiert
ist, wird nun im folgenden näher dargestellt.
[0033] Die wesentlichen Steueraufgaben bei der Automatisierung des Kranbetriebs gemäß dem
erfindungsgemäßen Verfahren zum Steuern eines Krans sind Lastpendeldämpfung und Lastgeschwindigkeitsfolgeregelung.
Hierzu wird ein nichtlineares dynamisches Kranmodell eingesetzt, welches die Bewegungsgleichungen
der seilgeführten Last und die vereinfachte Antriebsdynamik kombiniert. Basierend
auf der Flachheitseigenschaft des Kranmodells erhält man ein linearisierendes Steuergesetz
durch eine Zustandsrückführung. Die Generierung von glatten und realisierbaren Referenztrajektorien
wird als Optimalsteuerungsproblem formuliert. Das Regelungssystem wird in die Software
eines Krans, insbesondere eines Hafenmobilkrans integriert.
[0034] Die wesentlichen Ziele der Kranautomatisierung gemäß der vorliegenden Erfindung sind
dabei die Erhöhung der Effektivität und der Sicherheit bei Verladeprozessen. Der Kranbetrieb
sowie externe Störungen bewirken schwach gedämpfte Lastpendelbewegungen. Ein weiteres
Problem bei der Steuerung von Drehkranen verglichen mit Portalkranen ist die nichtlineare
Verkopplung der Dreh- und Wippbewegungen. Eine aktive Lastpendeldämpfung und eine
präzise Folge der gewünschten Lastgeschwindigkeiten, die durch die Handhebelsignale
des Bedieners vorgegeben werden, sind die wesentlichen Regelungsaufgaben für den Hafenmobilkran.
[0035] Das Problem der Trajektorienfolge wird durch Ableiten von Steuergesetzen gelöst,
die das nichtlineare Kransystem beruhend auf der Zustandsinformation (Linearisierung
durch Zustandsrückführung) linearisieren. Bei der Auslegung der Regelung wird die
Flachheitseigenschaft des MIMO-Systems nachgewiesen und verwendet. Das sich ergebende
linearisierte System wird zusätzlich durch asymptotische Ausgangsregelungen stabilisiert.
Aufgrund der modellbasierten Reglerauslegung sind alle Parameter analytisch wiedergegeben,
und das Regelungskonzept kann problemlos an verschiedene Konfigurationen und Krantypen
angepasst werden.
[0036] Die Anwendung der modellbasierten, nichtlinearen Entwurfsverfahren erfordert hinreichend
glatte Referenztrajektorien, die bezüglich der Eingangs- und Zustandsbeschränkungen
des Systems realisierbar sind. Daher wird das Folgeproblem als Optimalsteuerungsproblme
formuliert, das online gelöst wird, um die realisierbaren Referenztrajektorien für
das exakt linearisierte System zu generieren. Die Trajektoriengenerierung kann als
modellprädiktive Regelung (MPC, kurz vom engl. Model Predictive Control) betrachtet
werden. Die Formulierung des Problems der optimalen Steuerung in den flachen Koordinaten
reduziert den Aufwand bei der numerischen Lösung.
[0037] In dem folgenden Abschnitt wird ein dynamisches Modell des Krans aus den Bewegungsgleichungen
der an einem Seil hängenden Last und aus Näherungen der Antriebsdynamik hergeleitet.
Anschließend wird die differentielle Flachheit des Kranmodells gezeigt und ein nichtlineares
flachheitsbasiertes Steuergesetz wird abgeleitet. Die Formulierung und numerische
Lösung des Problems der Trajektoriengenerierung als Optimalsteuerungsproblem wird
aufgezeigt. Die Messergebnisse aus der Umsetzung der Regelungsstrategie an einem Hafenmobilkran
werden in dem letzten Abschnitt dargestellt.
Dynamisches Kranmodell
[0038] Die vorliegende Erfindung wird bei einen Kran mit einem Ausleger 1 eingesetzt, der
um eine horizontale Wippachse aufwippbar am Turm 2 des Krans angelenkt ist. Zum Aufwippen
des Auslegers 1 ist dabei ein Auslegerzylinder zwischen dem Turm und dem Ausleger
angeordnet. Der Turm ist um eine vertikale Drehachse drehbar. Hierzu ist der Turm
auf einem Oberwagen angeordnet, welcher über ein Drehwerk bezüglich eines Unterwagens
um die vertikale Drehachse drehbar ist. Am Oberwagen ist weiterhin das Hubwerk zum
Anheben der Last angeordnet. Dabei ist das Hubseil von der am Oberwagen angeordneten
Hubwinde über Umlenkrollen an der Turmspitze und an der Auslegerspitze 3 zur Last
geführt. Der Unterwagen weist in dem Ausführungsbeispiel ein Fahrwerk auf, so dass
der Kran verfahrbar ist. Dabei handelt es sich bei dem Ausführungsbeispiel um einen
Hafenmobilkran. Dieser hat z. B. eine Ladefähigkeit von bis zu 200 t, eine maximale
Ausladung von 60 m und eine Seillänge von bis zu 80 m.
[0039] Das dynamische Modell des Auslegerkrans wird durch Unterteilen des Gesamtsystems
in zwei Subsysteme abgeleitet, siehe Fig. 1. Das erste Subsystem ist die starre Kranstruktur
5, die aus dem Kranturm 2 und dem Ausleger 1 besteht. Dieses Submodell weist zwei
Freiheitsgrade auf. Den Drehwinkel ϕ
s und den Aufrichtwinkel ϕ
I. Das zweite Subsystem 6 stellt die an dem Seil hängende Last dar. Der Aufhängungspunkt
ist die Spitze des Auslegers. Wie in Fig. 1 gezeigt, wirkt Kranstruktur auf die seilgeführte
Last durch Bewegungen der Auslegerspitze, was zu sphärischen Lastpendelbewegungen
führt. Das physikalische Modell der Kranstruktur beschreibt dabei anhand der Eingangssignale
7 für die Antriebe die Bewegung 8 der Auslegerspitze, das physikalische Modell der
am Kranseil hängenden Last beschreibt anhand der Bewegung 8 der Auslegerspitze die
Bewegung der Last 9, wobei da Modell Pendelbewegungen der Last berücksichtigt.
Dynamik der Kranstruktur
[0040] Die Kranstruktur wird durch Hydraulikmotoren für die Drehbewegung und einen Hydraulikzylinder
für das Wippen des Auslegers in Bewegung versetzt. Unter der Annahme, dass die Hydraulikpumpe
ein Verzögerungsverhalten erster Ordnung aufweist und die Drehgeschwindigkeit ϕ
s proportional zu dem von der Pumpe gelieferten Ölstrom ist, ergibt sich die Bewegungsgleichung
für das Drehen zu

[0041] Die Parameter von Gleichung (1) sind die Zeitkonstante
Ts, die Proportionalkonstante
Ks zwischen dem Eingangssignal
us und dem Öldurchsatz, das Übertragungsverhältnis
is und das Motorvolumen
V. Die Ableitung des dynamischen Modells der Wippbewegung beruht erneut auf der Annahme
des Verzögerungsverhaltens erster Ordnung zwischen dem Eingangssignal
uI und dem Durchsatz der Pumpe. Die Dynamik des Hydraulikzylinders kann vernachlässigt
werden, doch muss die Aktorkinematik berücksichtigt werden. Die sich ergebende Bewegungsgleichung
lautet:

mit der Zeitkonstante
TI, der Proportionalkonstante
KI, der Querschnittfläche A und den geometrischen Konstanten
C1 und
C2.
Dynamik der am Seil hängenden Last
[0042] Das zweite Subsystem stellt ein an der Auslegerspitze angebrachtes sphärisches Pendel
dar. Pendelbewegungen können entweder durch Bewegungen der Kranstruktur (erstes Subsystem)
oder durch externe Kräfte ausgelöst werden. Wie in Fig. 2 gezeigt, hängt die Lastposition
im Verhältnis zur Auslegerspitze von den Cardanischen Seilwinkeln ϕ
t und ϕ
r sowie der Seillänge
IR ab. Um die Bewegungsgleichungen für die am Seil hängende Last abzuleiten, wird der
Euler/Lagrange-Formalismus verwendet. Wenn die generalisierten Koordinaten definiert
sind als

ergeben sich die folgenden Bewegungsgleichungen:

[0043] Die Koeffizienten
ai,
bi und
cj (0 ≤ i ≤ 11, 0 ≤ j ≤ 9) sind komplexe Ausdrücke, die von den Systemparametern, dem
Aufrichtwinkelwinkel ϕ
i und den generalisierten Koordinaten (3) abhängen. Doch zeigen die Gleichungen (4)
- (6) die Komplexität des dynamischen Submodells mit Kopplungstermen wie Zentrifugal-
und Coriolis-Beschleunigungen. In Gleichung (6) wird ein dritter Eingang
FR, die die Kraft der Seilwinde ist, berücksichtigt. Mit der Seilwinde können die Seillänge
und somit die Höhe der Last mit der Masse
mL geändert werden.
Eingangs-affine Systemdarstellung
[0044] Die beiden Subsysteme werden nun zu einem eingangs-affinen nichtlinearen System folgender
Form kombiniert:

mit dem Eingangsvektor u = [
us ul FR]
T und dem folgenden Zustandsvektor:

[0045] Mit den Bewegungsgleichungen (1), (2) und (4) - (6) erhält man die Vektorfelder
f und
g zu:

wobei

[0046] Die Ausgänge des nichtlinearen Systems sind die drei Elemente der Lastposition in
kartesischen Koordinaten. Somit ist der Ausgangsvektor definiert als:

wobei
IB, die Länge des Auslegers,
IT die Höhe des Befestigungspunkts des Auslegers und
IP die Länge des sphärischen Pendels sind. Bei dem betrachteten Kransystem hängt die
Pendellänge
IP von der Seillänge
IR und von dem Aufrichtwinkel ϕ
I ab.

Regelungskonzept
[0047] In diesem Abschnitt wird die Verwirklichung eines Pendeldämpfungs- und Trajektorienfolgekonzepts
für Auslegerkrane dargestellt. Wie in Fig. 3 gezeigt, ist eine Eingabeeinheit 10 vorgesehen,
durch welche eine Bedienperson Steuerbefehle eingeben kann, z. B. über Handhebel.
Alternativ können die Steuerbefehle auch von einem übergeordneten Automatisierungssystem
generiert werden, welches den Kran autonom ansteuert. Aus den Steuerbefehlen werden
in einem Bahnplanmodul 11 Referenztrajektorien generiert. ω
t und ω
r sind die Sollgeschwindigkeiten der Last, die mit der Dreh- und Wippbewegung des Krans
verknüpft sind. ω
z bezeichnet die Sollhubgeschwindigkeit der Last. Die Referenztrajektorien y
t,ref und y
r,
ref werden basierend auf einer modellprädiktiven Regelung (MPC) 12 generiert.
[0048] Aufgrund der Tatsache, dass das Steuergesetz basierend auf dem nichtlinearen Modell
(7), das in kartesischen Koordinaten vorliegt, abgeleitet wird, müssen diese Referenztrajektorien
von der polaren Darstellung in die kartesische Darstellung transformiert werden. Die
Transformation
P, welche durch eine zweite Transformationseinheit 14 gemäß der vorliegenden Erfindung
implementiert wird, berücksichtigt nicht nur die Position, sondern auch Ableitungen
höherer Ordnung. Die Referenztrajektorie für die Höhe der Last y
z,ref wird aus dem Handhebelsignal ω
z durch ein integrierendes Filter 13 ausreichender Ordnung generiert. Das Steuergesetz,
das aus einem linearisierenden und einem stabilisierenden Teil besteht, berechnet
die Eingangssignale des Auslegerkrans. Die Berechung erfolgt in einer Berechnungseinheit
15 der Steuereinheit. Die Auslegung des Steuergersetzes basiert auf einem flachheitsbasierten
Ansatz.
[0049] Die Steuereinheit steuert dabei die Antriebe des Krans 20 an. Am Kran angeordnete
Sensoren messen einen Zustand x des Systems aus Kran und Last, wobei die Messsignale
über eine erste Transformationseinheit 16 in die Steuerung zurückgeführt werden.
Regelungsentwurf
[0050] Zunächst wird der relative Grad des Systems (7) ermittelt, um es auf seine differentielle
Flachheit hin zu prüfen. Ein MIMO-System mit m Eingängen und Ausgängen weist den vektoriellen
relativen Grad
r = {
r1,...,
rm} für alle
x in der Nachbarschaft von
xo auf, wenn:

und
(iii) die m x m Matrix:

regulär ist, d.h. Rang
R (
x0) = m, [5]. Mit System (7) und
m = 3 wird die Matrix (15) erhalten als:

[0051] Da die Matrix (16) nicht regulär ist, ist der vektorielle relative Grad
r nicht wohl definiert und eine statische Entkoppelung ist nicht möglich. Aber für
alle drei Ausgänge taucht nur der dritte Eingang
FR in der zweiten Ableitung auf. Somit kann eine quasi-statische Entkoppelung erreicht
werden. Daher werden die zweiten Ableitungen der Ausgaben ermittelt als:

[0052] Mit Gleichung (19) ist das Steuergesetzt für die Hubwinde gegeben als:

[0053] Durch Ersetzen der Kraft der Hubwinde F
R in Gleichung (17) und (18) durch die Beziehung in Gleichung (20) sind die zweiten
Ableitungen der Ausgänge
yx und
yy unabhängig von u, hängen aber von
ÿz ab. Ein weiteres Differenzieren der Ausgänge bis hinauf zu den vierten Ableitungen
ergibt:

[0054] Da die ersten beiden Eingänge
us und
ul in den vierten Ableitungen der Ausgänge auftauchen, ist der vektorielle relative
Grads von System (7):

[0055] Die Summe der Elemente des vektoriellen relativen Grads ist 10, was gleich der Ordnung
des Systems ist. Dies bedeutet, dass das System (7) differentiell flach ist. Das Auflösen
von Gleichung (21) nach den Eingängen und das Ersetzen der Ausgänge mit den neuen
Eingängen der sich ergebenden Integratorketten ergibt die folgenden Steuergesetze:

mit

[0056] In Gleichung (20) ist
ÿz ebenfalls durch den neuen Eingang
vz ersetzt. Doch obwohl der relative Grad von Ausgabe
yz zwei ist, muss die Referenztrajektorie
yz,ref die dritte und vierte Ableitung der Referenzposition enthalten. Daher ist der Filter,
der zum Generieren dieser Trajektorie verwendet wird, von vierter Ordnung.
[0057] Der linearisierende Teil des Reglers wird nun durch Gleichungen (20) und (23) ermittelt.
Doch wird aufgrund von Modell- und Parameterunsicherheiten und äußeren Einflüssen
eine stabilisierende Rückführungsschleife konstruiert. Wie in Fig. 4 gezeigt, werden
die Differenzen zwischen den Referenztrajektorien

und den entsprechenden Zuständen der sich ergebenden entkoppelten Integratorketten

mittels der Rückführmatrizen K
i (
i ∈ {
x,y,z}) in der Stabilisierung 17 zurückgeführt. Somit sind die stabilisierenden Teile der
neuen Eingänge gegeben durch:

[0058] Die Elemente der Rückführmatrizen werden durch Polvorgabe bestimmt. Die Pole werden
durch Lookup-Tabellen, die von der Seillänge abhängen, an die Systemdynamik angepasst.
Die Ausgangsvektoren ỹ
i werden durch die Transformation
T(x) ermittelt. Diese Transformation
T(x) wird durch die erste Transformationseinheit 16 gemäß der vorliegenden Erfindung implementiert.
Die Transformation beruht dabei auf der Byrnes/Isidori-Normalformdarstellung.
Trajektoriengenerierung
[0059] Die Grundidee ist das Formulieren des Problems der Trajektoriengenerierung als beschränktes
Optimalsteuerungsproblem mit finitem Horizont (offener Schleife) für die Integratorketten.
Die Eingänge dieser Integratorketten bilden die formalen Regelgrößen für das Optimalsteuerungsproblem.
Da die Beschränkungen des Systems als einfache Grenzen in polaren Koordinaten (
yt,
yr) gegeben sind, wird das Optimalsteuerungsproblem in den Variablen ỹ
t,
ref , ỹ
r,
ref formuliert. Die Transformation
P durch die zweite Transformationseinheit wird anschließend vorgenommen, um die optimalen
Referenztrajektorien in kartesische Koordinaten ỹ
x,
ref, ỹ
y,ref umzuwandeln.
[0060] Das Problem der optimalen Steuerung wird numerisch gelöst. Im Sinne einer modellprädiktiven
Regelung wird die Lösungsprozedur im nächsten Abtastschritt mit verschobenem Horizont
wiederholt, um sich ändernde Vorgaben (Sollgeschwindigkeiten der Last ω
t, ω
r) zu berücksichtigen.
[0061] Der modellprädiktive Trajektoriengenerierungsalgorithmus behandelt Beschränkungen
der Systemvariablen wie Beschränkungen des Optimalsteuerungsproblems. Beschränkungen
ergeben sich aus dem begrenzten Arbeitsraum des Krans, der durch die Mindest- und
Höchstausladung gegeben ist. Zudem ergeben sich Beschränkungen der radialen Geschwindigkeit/Beschleunigung
und Winkelgeschwindigkeit/-beschleunigung für die Auslegerspitze aus Einschränkungen
der Hydraulikaktoren. Die maximale radiale Geschwindigkeit der Auslegerspitze hängt
wie in Fig. 5 gezeigt aufgrund der Zylinderkinematik und von Sicherheitsgründen von
der Ausladung ab. Die Beschränkungen für die Auslegerspitze werden bei dem Optimalsteuerungsproblem
als Beschränkungen der Lastbewegung in der jeweiligen Richtung ausgelegt.

[0062] Die maximale radiale Geschwindigkeit, die wie in Fig. 5 gezeigt von der Ausladung
abhängt, wird durch stückweise lineare Funktionen approximiert. Zudem werden limitierte
Eingangsänderung als Beschränkung für

und

genutzt, um hochfrequente Anregungen des Systems zu vermeiden
[0063] Eine standardmäßige quadratische Zielfunktion beurteilt die quadratische Abweichung
der Winkel- und radialen Position und Geschwindigkeit aus deren Referenzprognosen
sowie die Änderungsrate der Eingangsvariablen über den finiten Zeithorizont [
t0,tf]. Der Optimierungshorizont ist ein Einstellungsparameter und sollte die wesentliche
Dynamik des Systems abdecken, die durch die Periodendauer des Lastpendelns festgelegt
wird. Referenzprognosen werden aus den Handehebelsignalen des Kranführers für die
Solllastgeschwindigkeit in tangentialer und radialer Richtung generiert (ω
t, ω
r).
[0064] Das kontinuierliche, beschränkte, linear-quadratische Optimalsteuerungsproblem wird
mit
K Zeitschritten diskretisiert und durch ein quadratisches Programm (QP) in den Steuerungs-
und Zustandsvariablen approximiert, die durch einen standardmäßigen Interior-Point-Algorithmus
gelöst werden können. Mit diesem Algorithmus wird die Struktur der Modellgleichungen
in einer Riccati-artigen Vorgehensweise genutzt, um eine Lösung der Newtonschen Schrittgleichung
mit O (K) Operationen zu erhalten, d.h. der rechnerische Aufwand nimmt linear mit
dem Prognosehorizont zu.
Messergebnisse
[0065] Das dargestellte Regelungskonzept wurde bei einem Hafenmobilkran implementiert. Wie
in Fig. 6 gezeigt ist das erste Szenario eine reine Wippbewegung. Die Last wird durch
das Wippen des Auslegers von einem Radius von 31 m zu einem Radius von 17 m umgesetzt.
Es ist ersichtlich, dass die radiale Position der Last
yr, die der Abstand zwischen dem Kranmast und der Last in der Richtung des Auslegers
ist, der Referenztrajektorie
yr,ref sehr genau folgt. Das Folgeverhalten des geregelten Krans in kartesischen Koordinaten
wird in Fig. 7 dargestellt.
[0066] Für die praktische Verwirklichung ist im Ausführungsbeispiel nur die x- und
y-Richtung von Interesse. Aufgrund von Sicherheitsgründen ist es nicht vorgesehen, die
z-Position der Last automatisch mit dem Steuergesetz (20) zu beeinflussen. Daher werden
nur die Steuergesetze (23) an dem LHM 280 implementiert. Wie in Fig. 7 gezeigt, führt
eine radiale Referenztrajektorie mit der Transformation
P zu Referenztrajektorien in der
x- und
y-Richtung, wenn der Drehwinkel ϕ
s nicht null ist.
[0067] Das zweite Manöver ist eine Drehbewegung von Null auf 400°. Fig. 8 zeigt das Trajektorienfolgeverhalten
für die Winkellastposition, -geschwindigkeit und - beschleunigung. Die Referenztrajektorie
wird durch den MPC-Algorithmus unter Berücksichtigung der folgenden Beschränkungen
generiert:

[0068] Der linearisierende und stabilisierende Regler lässt die Last sehr genau ohne wesentliches
Überschwingen dieser Referenztrajektorie folgen. Das Restlastpendeln ist ebenfalls
hinreichend klein. Von spezifischer Bedeutung ist die radiale Verschiebung der Last,
zu der es aufgrund von Zentrifugalkräften während einer Drehbewegung kommt. Um die
Last während Drehbewegungen auf einem konstanten Radius zu belassen, wird die radiale
Verschiebung durch das Wippsteuergesetz
ul kompensiert. Dadurch ist die radiale Lastposition nahezu konstant mit Fehlern zwischen
der Referenztrajektorie und der gemessenen Lastposition von weniger als ± 0,5 m, siehe
Fig. 9.
[0069] Da das Reglerkonzept basierend auf der Flachheitseigenschaft des nichtlinearen Systems
bezüglich des Ausgangsvektors in kartesischen Koordinaten ausgelegt wird, zeigt Fig.
10 die gemessene Lastposition in der x- und
y-Richtung und deren Referenztrajektorien während der Drehbewegung. Die Regelgüte ist
so gut wie die Güte in der Dreh- und Wipprichtung, da die kartesische Darstellung
(
yx, yy) gleichwertig mit der polaren Darstellung (
yt, yr) ist, wobei y
t der Drehwinkel und y
r der Radius der Last sind.
1. Kran zum Umschlagen einer an einem Lastseil hängenden Last mit einem Drehwerk zum
Drehen des Kranes, einem Wippwerk zum Aufwippen des Auslegers und einem Hubwerk zum
Senken bzw. Heben der am Lastseil hängenden Last, mit einer Steuereinheit zur Berechnung
der Ansteuerung von Drehwerk, Wippwerk und/oder Hubwerk, wobei die Steuereinheit vorteilhafterweise
eine Lastpendeldämpfung aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Berechung der Ansteuerbefehle zur Ansteuerung von Drehwerk, Wippwerk und/oder
Hubwerk auf Grundlage einer in kartesischen Koordinaten angegebenen Soll-Bewegung
der Last erfolgt.
2. Kran nach Anspruch 1, wobei die Lastpendeldämpfung der Steuereinheit auf der Invertierung
eines physikalischen Modells der am Lastseil hängenden Last und des Kranes beruht,
wobei das invertierte physikalische Modell eine vorgegebene Bewegung der am Lastseil
hängenden Last in kartesischen Koordinaten in Ansteuersignale für das Drehwerk, Wippwerk
und/oder Hubwerk umwandelt.
3. Kran nach Anspruch 2, mit einem oder mehreren Sensoren zur Bestimmung einer oder mehrerer
Messgrößen zur Position und/oder Bewegung der Last und/oder des Kranes, insbesondere
zur Bestimmung einer oder mehrer der Größen Seilwinkel radial, Seilwinkel tangential,
Wippwinkel, Drehwinkel, Seillänge sowie deren Ableitungen, wobei die Messgröße oder
die Messgrößen in die Invertierung des physikalischen Modells eingehen.
4. Kran nach einem der vorangegangenen Ansprüche, mit einem oder mehreren Sensoren zur
Bestimmung einer oder mehrerer Messgrößen zur Position und/oder Bewegung der Last
und/oder des Kranes, insbesondere zur Bestimmung einer oder mehrer der Größen Seilwinkel
radial, Seilwinkel tangential, Wippwinkel, Drehwinkel, Seillänge sowie deren Ableitungen,
wobei die Messgröße oder die Messgrößen in die Steuereinheit zurückgeführt werden.
5. Kran nach Anspruch 4, wobei eine erste Transformationseinheit vorgesehen ist, welche
auf Grundlage der Messgröße oder der Messgrößen die Ist-Position und/oder Ist-Bewegung
der Last in kartesischen Koordinaten berechnet, insbesondere eine oder mehrere der
Größen Position in x, y und z, Geschwindigkeit in x, y und z, Beschleunigung in x
und y, Ruck in x und y.
6. Kran nach einem der vorangegangenen Ansprüche, mit einem oder mehreren Seilwinkel-Sensoren,
wobei die Messwerte des oder der Seilwinkel-Sensoren in die Steuereinheit zurückgeführt
werden.
7. Kran nach einem der vorangegangenen Ansprüche, mit einer Eingabeeinheit zur Eingabe
von Steuerbefehlen durch eine Bedienperson, wobei zwischen Eingabeeinheit und Steuereinheit
eine zweite Transformationseinheit vorgesehen ist, welche auf Grundlage der Steuerbefehle
die Soll-Bewegung der Last in kartesischen Koordinaten berechnet.
8. Kran nach Anspruch 7, mit einem oder mehreren Sensoren zur Bestimmung von Messgrößen
bezüglich der Position und/oder Bewegung Kranes, insbesondere zur Bestimmung des Wippwinkels
und/oder des Drehwinkels, wobei die zweite Transformationseinheit anhand der Messgröße
oder der Messgrößen initialisiert wird.
9. Kran nach einem der vorangegangenen Ansprüche, mit einem Bahnplanmodul, welches aus
Steuerbefehlen einer Bedienperson und/oder eines Automatisierungssystems Trajektorien
generiert, die als Eingangsgrößen für die Steuereinheit dienen.
10. Kran nach Anspruch 9, wobei die Trajektorien in Krankoordinaten generiert werden und
die zweite Transformationseinheit zwischen Bahnplanmodul und Steuereinheit angeordnet
ist.
11. Kran nach Anspruch 9 oder 10, wobei die Trajektorien im Bahnplanmodul unter Berücksichtigung
der Systembeschränkungen optimal aus den Steuerbefehlen generiert werden.
12. Kran nach einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die Steuereinheit das Hubwerk
direkt anhand von Steuerbefehlen einer Bedienperson und/oder eines Automatisierungssystems
ansteuert, während die Ansteuerung des Drehwerks und des Wippwerks über die Lastpendeldämpfung
erfolgt.
13. Kransteuerung für einen Kran nach einem der vorangegangenen Ansprüche.
14. Verfahren zur Ansteuerung eines Kranes zum Umschlagen einer an einem Lastseil hängenden
Last mit einem Drehwerk zum Drehen des Kranes, einem Wippwerk zum Aufwippen des Auslegers
und einem Hubwerk zum Senken bzw. Heben der am Seil hängenden Last,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Berechung der Ansteuerbefehle zur Ansteuerung von Drehwerk, Wippwerk und/oder
Hubwerk auf Grundlage einer in kartesischen Koordinaten angegebenen Soll-Lastbewegung
erfolgt.
15. Verfahren nach Anspruch 14 zur Ansteuerung eines Kranes nach einem der Ansprüche 1
bis 12.