[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Verbrennungsanlage, die einen Nassentschlacker
mit einer flexiblen wärmedämmschicht umfasst. Weiterhin betrifft die Erfindung ein
Verfahren zum Ressourcen schonenden Betrieb einer Verbrennungsanlage mit Nassentschlacker,
insbesondere hinsichtlich des Wärmeaustrags vom Brennraum in das Entschlackungsbad.
[0002] Viele Verbrennungsanlagen wie z.B. Drehrohr- oder Rostfeuerungen bestehen in der
Regel aus einer zweistufigen Verbrennung. In einer ersten Stufe werden vor allem Feststoffe
verbrannt, während in einer zweiten Stufe in der Regel die Nachverbrennung in der
Gasphase erfolgt. Die dabei eingesetzten Stoffe werden nicht nur umweltschonend entsorgt,
sofern es sich um Rückstände oder Abfälle handelt, sondern vor allem auch energetisch
genutzt, d.h. die bei der Verbrennung entstehenden heissen Rauchgase werden in einem
Abhitzekessel zur Erzeugung von Prozessdampf genutzt, der anschließend ins Fernwärmenetz
eingespeist oder in elektrische Energie (Strom) umgewandelt werden kann.
[0003] Um eine solche Verbrennungsanlage möglichst effizient zu betreiben und damit einen
hohen energetischen Wirkungsgrad zu erreichen, müssen Wärmeverluste, vor allem Oberflächenverluste
durch Wärmeleitung, Konvektion und Strahlung, vor Eintritt in den Abhitzekessel gering
gehalten werden. Im Feuerraum einer Verbrennungsanlage wird der Wärmeverlust durch
verschiedene Isolationsschichten in der Feuerfestausmauerung gemindert. Je geringer
der Wärmeverlust im Bereich der Feuerung ist, desto höher ist anschließend die Energieausbeute
in Form von Prozessdampf. Die Prozessdampfmenge ist für Betreiber einer Verbrennungsanlage
eine wesentliche Einnahmequelle.
[0004] Der Nassentschlacker, welcher sich üblicherweise zwischen der ersten und zweiten
Verbrennungsstufe einer solchen Verbrennungsanlage befindet, ist dabei eine bisher
wenig beachtete Wärmeverlustquelle. Über den Nassentschlacker werden die ausgebrannten
inerten Reststoffe aus der Feststoffverbrennung (erste Verbrennungsstufe) trocken
(Asche) oder schmelzflüssig (Schlacke) ausgetragen.
[0005] Beispielsweise bei Drehrohrfeuerungen erfolgt dieser Austrag in der Regel schmelzflüssig.
Dabei fällt bzw. tropft die schmelzflüssige Schlacke aus dem Drehrohrofen über einen
Fallschacht in ein Wasserbad, wo die Schlacke bei Eintritt in das Wasserbad schlagartig
abgeschreckt wird. Aus dem Wasserbad des Nassentschlackers wird die abgekühlte, erstarrte
Schlacke über ein Fördersystem als fester, glasartiger Reststoff in einen Sammelcontainer
abgeworfen und anschließend weiteren Behandlungsverfahren zugeführt.
[0006] Der Nassentschlacker bietet nicht nur die Möglichkeit, inerte Feststoffe aus dem
Feuerraum auszuschleusen, sondern bildet gleichzeitig auch den Luftabschluss gegen
Falschlufteintrag von außen in den Feuerraum. Dieser Luftabschluss gewährleistet einen
Betrieb der Verbrennungsanlage bei reduziertem Druck.
[0007] Beim Verbrennungsvorgang laufen komplexe physikalische und chemische Prozesse ab.
Dabei werden von den Zwischen- und Endprodukten der Verbrennung (z.B. CO
2, CO, Kohlenwasserstoffe, H
2O, Ruß, Asche, etc.) aufgrund ihres hohen Temperatur- und Energiezustandes elektromagnetische
Wellen in Form von Licht emittiert. Das Spektrum der elektromagnetischen Wellen reicht
vom kurzwelligen UV- bis in den langwelligen IR-Bereich. Treffen diese elektromagnetische
Wellen auf die Oberfläche von Körpern (z.B. Partikel, Feuerraumwände, Nassentschlackerwasser),
so finden an der Oberfläche Absorptions- und Reflexionsvoroänge statt. Wird die Strahlung
vom Körper absorbiert, so erhöht sich nach dem Kirchhoffschen Strahlungsgesetz seine
Temperatur, was wiederum zu einer erhöhten Emission von Temperatur-/Wärmestrahlung
führt.
[0008] Die Emissivität s eines Körpers beschreibt dabei das Verhältnis zwischen der vom
Körper absorbierten Strahlung und der auf ihn auftreffenden Strahlung. Je geringer
die Emissivität ε ist, desto geringer ist auch die Absorption bzw. desto höher ist
die Reflexion der auftreffenden Strahlung. Ist die Emissivität ε = 1, so liegt ein
idealer schwarzer Körper vor, der jede auf ihn auftreffende Strahlung vollständig
absorbiert. Die vom Körper absorbierte Strahlung wird in Wärme umgewandelt und anschließend
in Form von Wärme-/Temperaturstrahlung wieder gleichmäßig in alle Richtungen der Umgebung
abgegeben.
[0009] Heiße Feuerraumwände (ε = ca. 0,8) absorbieren einen Großteil dieser Strahlung, aber
reflektieren auch einen nicht unerheblichen Anteil zurück ins Innere des Feuerraumes.
Gelangt elektromagnetische Strahlung jedoch an die dunkle Wasseroberfläche eines Nassentschlackers
(ε = ca. 0,96 - 0,98), wird nahezu die gesamte auftreffende Strahlung absorbiert.
Die Wassertemperatur des Nassentschlackers beginnt zu steigen und die Verdampfung
an der Wasseroberfläche wird begünstigt. Die geringe Strahlungsreflexion an der Wasseroberfläche
sowie der relativ kalte Wasserdampf, der aus dem Nassentschlacker entweicht und sich
in das heiße Verbrennungsgas der Anlage einmischt, führen zu einer unerwünschten Absenkung
der Rauchgastemperatur, insbesondere am Übergang vom Drehrohrofen in die Nachbrennkammer.
Ein weiterer Nachteil ist in diesem Zusammenhang der Mehrverbrauch an Prozesswasser.
[0010] Vor allem bei Drehrohranlagen mit kleinen Durchmesser-Längen-Verhältnissen, wo aufgrund
großer Oberflächen (im Verhältnis zum Volumen) bereits höhere Wärmeverluste vorliegen,
oder bei Betriebsfahrweisen mit großen Lastschwankungen kann eine solche Temperaturabsenkung
am Übergang vom Drehrohrofen in die Nachbrennkammer zu einer schnellen und unerwünschten
Abkühlung der schmelzflüssigen Schlacke nahe des Drehrohraustrages führen. Die schmelzflüssige
Schlacke beginnt bereits am Drehrohraustrag zu erstarren. Ein kontinuierlicher Schlackeaustrag
kann erschwert werden, wenn durch das Abkühlen der Schlacke am Drehrohraustrag sog,
Schlackenasen entstehen, die langsam aus dem Drehrohrofen heraus wachsen. Werden diese
Schlackenasen zu groß, brechen sie aufgrund ihrer Schwerkraft ab und fallen als heiße
Brocken in den Nassentschlacker. Brechen dabei größere Schlackebrocken unkontrolliert
ab, so können der Nassentschlacker sowie weitere Anlagenkomponenten, infolge heftiger
Druckstöße, beschädigt werden. Diese Schädigungen können im Extremfall sogar ein sofortiges
Abfahren der gesamten Verbrennungsanlage erforderlich machen und dabei hohe Reparaturkosten
verursachen.
[0011] Erstarrt die Schlacke am Drehrohraustrag aufgrund eines sehr großen Temperaturgefälles
zu schnell, so kommt es bereits im Inneren des Drehrohres zu einer Erstarrung. Durch
Aufstauen von Schlacke nahe des Drehrohraustrages wächst der Drehrohrofen langsam
zu. Der lichte Durchmesser am Drehrohraustrag schrumpft, bis kein geregelter Anlagenbetrieb
mehr möglich ist. Dann muss ebenfalls die gesamte Anlage umgehend abgefahren und die
Schlacke anschließend mechanisch abgebaut werden. Die Problematik des Schlackeaustrages
aus dem Drehrohrofen hingegen werden seitens der Anlagenbetreiber unterschiedliche
Verfahren angewandt.
[0012] Eine Möglichkeit zur Erleichterung des Schlackeaustrages bietet der Einsatz von so
genannten Schlackeabstreifern. Mit Hilfe dieser fest installierten Schlackeabstreifer
wird die Bildung von größeren Schlackenasen vermieden, da die aus der Brennkammer
herauswachsende Schlacke an den Schlackeabstreifern abstreift und nach unten in den
Nassentschlacker fällt. Somit kann durch den Einsatz von Schlackeabstreifern eine
Zusatzbelastung des Nassentschlackers sowie der gesamten Verbrennungsanlage vermieden
werden. Die mechanische und thermische Beanspruchung dieser Abstreifer ist erheblich.
Anstelle von Schlackeabstreifern können auch zusätzliche Abschmelzbrenner nahe des
Schlackeaustrages installiert werden. Durch den dauerhaften oder auch nur kurzzeitigen
Einsatz von solchen Brennern kann die Temperatur (insbesondere die Schlacketemperatur)
am Übergang vom Drehrohrofen in die Nachbrennkammer deutlich angehoben werden. Der
Schlackeaustrag wird erleichtert, da höhere Temperaturen zu einer deutlich flüssigeren
Schlacke mit niedriger Viskosität führen, welche langsamer abgekühlt und dadurch leichter
aus dem Drehrohrofen ausgetragen werden kann. Die Bildung von größeren Schlackenasen
oder gar das Zuwachsen des Drehrohrofens mit Schlacke kann mit Hilfe von Abschmelzbrennern
vermieden werden. Nachteil hierbei ist der konstruktionsbedingte Aufwand und der Mehrverbrauch
an Brennstoff, der die Betriebskosten erhöht.
[0013] Zentrale Problemzone für den Verlust an Strahlungswärme ist der direkte Kontakt der
Wasseroberfläche des Nassentschlackers mit dem Brennraum. Aus dem Stand der Technik
sind keine Lösungen zur Reduzierung der Wärmeverluste am Nassentschlacker bekannt.
[0014] Ausgehend hiervon ist es die Aufgabe der Erfindung, eine Verbrennungsanlage mit Nassentschlacker
und ein Verfahren zum Austrag von Verbrennungsrückständen bereitzustellen, welche
die Nachteile des Standes der Technik reduzieren.
[0015] Insbesondere sollen hiermit die Wärmeverluste am Nassentschlacker einer Verbrennungsanlage
reduziert werden, um somit die Anlageneffizienz zu erhöhen. Darüber hinaus soll bei
der Verwendung von Drehrohranlagen durch die thermische Optimierung am Nassentschlacker
der Schlackeaustrag verbessert werden. Ein weiteres Ziel der Erfindung liegt darin,
die Verdunstung von Wasser am Nassentschlacker zu reduzieren. Gleichzeitig sollte
aber der Eintrag von Verbrennungsrückständen in Form von fester oder flüssiger Schlacke
bzw. Asche aus der Brennkammer in das Wasserbad des Nassentschlackers nicht beeinträchtigt
werden.
[0016] Des Weiteren ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren vorzuschlagen, mit welchem
eine Verbrennungsanlage mit Nassentschlacker Ressourcen schonender betrieben werden
kann als im Stand der Technik bekannt.
[0017] Die Aufgabe wird durch eine Verbrennungsanlage mit Nassentschlacker gemäß den Merkmalen
aus dem Anspruch 1 sowie einem Verfahren zum Austrag von Verbrennungsrückständen nach
Anspruch 14 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen werden in den Unteransprüchen wiedergegeben.
[0018] Eine Lösung, um den Verlust an Strahlungswärme aus dem Brennraum einer verbrennungsanlage
in den Nassentschlacker zu verhindern, ist eine Abdeckung der Wasseroberfläche des
Nassentschlackers mit einer flexiblen Wärmedämmschicht. Diese Wärmedämmschicht umfasst
eine Vielzahl von Schwimmkörpern, welche die Wasseroberfläche zum Brennraum hin abtrennen,
sodass die Strahlungswärme zum überwiegenden Teil auf die Schwimmkörper trifft und
nicht auf die Wasseroberfläche.
[0019] Die Schwimmkörper sind gegeneinander beweglich. Beweglich bedeutet in diesem Zusammenhang,
dass sich die Schwimmkörper auf der Wasseroberfläche horizontal bewegen können, damit
eine Lücke entsteht, um herunterfallende Verbrennungsrückstände passieren zu lassen.
Des Weiteren können sich die Schwimmkörper vertikal bewegen, was insbesondere eine
Verschiebung einzelner Schwimmkörper zwischen mehreren Schichten ermöglicht.
[0020] In einer bevorzugten Ausführung weisen die Schwimmkörper mindestens einen rotatorischen
Freiheitsgrad auf. Rotatorische Freiheitsgrade sind Bewegungen um eine der drei Rotationsachsen
des Schwimmkörpers, wobei der Schwerpunkt des Körpers nicht verschoben wird. Fallen
Verbrennungsrückstände aus dem Brennraum auf die Schwimmkörper mit einem rotatorischen
Freiheitsgrad, so findet eine kurzzeitige Auslenkung des Schwerpunkts statt worauf
die Schwimmkörper mit einer Drehbewegung reagieren, die die Verbrennungsrückstände
in Richtung des Wasserbads weiterbewegen. Die Rotationsbewegungen sind in diesem Zusammenhang
nicht beschränkt auf Vollrotationen, auch Kippbewegungen, bei welchen der Körper nach
der Drehbewegung wieder in die Ausgangsstellung zurückrotiert, sind inbegriffen. Folglich
ist in einer besonders bevorzugten Ausführung mindestens eine Drehachse der Schwimmkörper
nicht parallel zur Achse des Gravitationsfelds. Die Drehachse ist bevorzugt in einem
Winkel zur Wasseroberfläche, der zwischen 0° und 89°, besonders bevorzugt zwischen
0° und 45° ausgerichtet.
[0021] Durch diese Merkmale funktionieren die Schwimmkörper als flexible Barriere, damit
die Verbrennungsrückstände aus dem Brennraum durch die aus Schwimmkörpern bestehende
Wärmedämmschicht hindurch in das Wasserbad gelangen können. Die Schwimmkörper organisieren
sich aufgrund ihrer Schwimmfähigkeit, ihres Gewichts sowie der Wasserbewegung beim
Eindringen von Schlackeanteilen selbstständig zu einer weitgehend geschlossenen Schicht.
[0022] In einer bevorzugten Ausführung sind die Schwimmkörper aus einem Material gefertigt,
welches eine Emissivität ε aufweist, die kleiner als die des Wassers ist, also zwischen
0 und 0,96, besonders bevorzugt zwischen 0,01 und 0,2 (Werte für polierte Metalloberflächen
oder metallbedampfte Oberflächen). Somit kann gewährleistet werden, dass ein erheblicher
Teil der Wärmestrahlung zurück in den Brennraum reflektiert wird.
[0023] In einer weiteren bevorzugten Ausführung sollten die Schwimmkörper aus Materialien
gefertigt sein, die im Idealfall einen wartungsfreien Dauerbetrieb ermöglichen. Dementsprechend
sind temperaturbeständige, vorzugsweise feuerfeste Materialien erforderlich, da im
Brennraum hohe Temperaturen herrschen. Je nach Anlagenkonzept, Brennstoff und Höhe
des Fallschachts sind über der Wasseroberfläche eines konventionellen Nassentschlackers
ohne Abdeckung Temperaturen von ca. 150°C - 200°C zu erwarten. Hinzu kommt, dass die
herunterfallende Schlacke in noch heißerem Zustand auf die Schwimmkörper auftrifft.
Dementsprechend sind für die Schwimmkörperoberfläche temperaturbeständige oder feuerfeste
Materialien erforderlich, die eine Hitzebeständigkeit bei Temperaturen von mindestens
200°C aufweisen.
[0024] Ein weiterer Aspekt ist die mechanische Beanspruchbarkeit der Schwimmkörper, da die
herab fallenden Verbrennungsrückstände die Schwimmkörper beschädigen könnten. Bevorzugte
Materialien sind in diesem Zusammenhang metallische Materialien, insbesondere Edelstähle,
da diese neben der mechanischen Formstabilität auch ein hohes Maß an Korrosionsbeständigkeit
aufweisen. Ferner haben Metalloberflächen eine niedrige Emissivität, z.B. hat poliertes
Eisen eine Emissivität ε zwischen 0,04 und 0,19. Vorzugsweise sind auch Stahllegierungen
mit Chrom, Nickel, Molybdän, Titan oder Vanadium geeignet.
[0025] Ein weiteres bevorzugtes Material für die Schwimmkörper stellen keramische Materialien
dar. Keramiken zeichnen sich ebenfalls durch einen hohe Formstabilität und mechanische
Beanspruchbarkeit aus. Insbesondere werden technische Keramiken oder Ingenieurskeramiken
verwendet. In diesem Zusammenhang können sog. Nichtoxidkeramiken (beispielsweise Nitride,
Carbide oder Boride) verwendet werden, die durch eine meist graue bis dunkelgraue
Färbung gekennzeichnet sind, vorzugsweise können aber die weiß bis gelblich gefärbten
und daher eine bevorzugt geringere Emissivität aufweisenden Oxidkeramiken (beispielsweise
Aluminiumoxid, Titandioxid, Zirkoniumdioxid) verwendet werden.
[0026] Als weitere bevorzugte Materialien für die Schwimmkörper können temperaturbeständige
Kunststoffe zum Einsatz kommen. Besonders bevorzugt werden hierbei polyfluorierte
Kunststoffmaterialien wie Polytetrafluorethen (Teflon®) oder polyfluorierter Kautschuk
(Viton®) eingesetzt. Temperaturbeständigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang eine
Hitzebeständigkeit bei Temperaturen von mindestens 200°C. Die Hitzebeständigkeit liegen
lt. Hersteller von Viton® bei 200°C und die von Teflon® bei 260°C
[0027] Aufgrund ihrer hohen spezifischen Dichte sind Metalle, Keramiken oder Kunststoffe
meist nicht schwimmfähig und sollten vorzugsweise als Hohlkörper gefertigt sein. Alternativ
können die Schwimmkörper aus porösem Material gefertigt sein, wobei die Poren vorzugsweise
geschlossen sind.
[0028] Besonders bevorzugt sind Schwimmkörper, deren Oberfläche eine reflektierende Beschichtung
aufweist, die dem Körper eine besonders geringe Emissivität verleiht. Ebenso ist durch
eine Beschichtung eine offene Porosität verschließbar. Vorzugsweise ist die Oberfläche
zusätzlich geglättet oder poliert.
[0029] In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführung sind die Schwimmkörper kugelförmig.
[0030] In einer besonderen Hinsicht betrifft die Erfindung die Verwendung einer Wärmedämmschicht
für Nassentschlacker in Verbrennungsanlagen, umfassend eine Vielzahl von gegeneinander
beweglicher und bevorzugt um mindestens eine Drehachse rotierfähiger Schwimmkörper.
[0031] Die erfindungsgemäße Wärmedämmschicht ist aufgrund ihres Aufbaus mit einer Vielzahl
von Schwimmkörpern flexibel in unterschiedlichen Verbrennungsanlagen mit Nassentschlacker
verwendbar. Bestehende Verbrennungsanlagen können auch einfach ohne bauliche Zusatzmaßnahmen
am Nassentschlacker nachgerüstet werden.
[0032] Bei der Verwendung der erfindungsgemäßen Wärmedämmschicht in Verbrennungsanlagen
wird die Betriebstemperatur im Brennraum erhöht und der Wärmeverlust am Nassentschlacker
erniedrigt. Dies macht folglich einen zusätzlichen Energieeintrag zur Kompensierung
von Wärmeverlusten und/oder zur Verflüssigung von Schlackebestandteilen überflüssig.
Insbesondere bei Verbrennungsanlagen mit Drehrohrfeuerung wird der Austrag der Schlacke
aus dem Verbrennungssystem vereinfacht, da die Schlacke am Brennkammerauslauf nicht
erstarrt.
[0033] Optional können mehrere Schichten von Schwimmkörpern verwendet werden, damit die
Wasseroberfläche maximal abgedeckt wird. Hierzu können gegebenenfalls Schwimmkörper
unterschiedlicher Größe verwendet werden.
[0034] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Aufbaus der Verbrennungsanlage ist die
stark verringerte Evaporation des Wassers im Nassentschlacker. Im normalen Betrieb
einer konventionellen Verbrennungsanlage ohne Wärmedämmschicht wird das Wasserbad
auf etwa 30°C bis 80°C aufgeheizt, was einen erheblichen Wärmeverlust darstellt. Außerdem
findet bei dieser Temperatur eine erhebliche Verdunstung statt. Die auf die Wasseroberfläche
auftreffende Strahlungswärme beschleunigt den Verdunstungsprozess. Die Verdunstung
von Wasser ist ein endothermer Prozess; die hierfür notwendige Verdampfungsenthalpie
geht dem System verloren und ist eine weitere Energieverlustquelle in verbrennungsanlagen.
Die Schwimmkörper der Dämmschicht reduzieren die Kontaktfläche zwischen Wasserbad
und Gasraum (Brennraum). Somit wird zusätzlich die Verdunstung von Wasser aus dem
Nassentschlacker in den Brennraum verringert. Ein reduzierter Verbrauch an Prozesswasser
ist ein weiterer Vorteil der Erfindung.
[0035] Erfindungsgemäß werden die Verbrennungsrückstände aus Verbrennungsanlagen mit Nassentschlacker
nach folgendem Verfahren ausgetragen: Zunächst wird eine Verbrennungsanlage bereitgestellt
mit einer als Wasserbad dienenden Wanne für eine Aufnahme von Verbrennungsrückständen
(Nassentschlacker), umfassend eine schwimmfähigen Wärmedämmschicht, die eine Vielzahl
von gegeneinander beweglicher Schwimmkörpern umfasst. Anschließend werden im Verbrennungsraum
die festen Brennstoffe wie z.B. Produktionsrückstände aus der Industrie, Hausmüll,
Ersatzbrennstoffe, Kohle oder Biomasse verbrannt. Dies kann sowohl über eine Rost-
oder eine Drehrohrfeuerung aber auch in Kohle-Verbrennungskesseln geschehen. Die hierbei
entstehenden Verbrennungsrückstände (Schlacken, Asche) werden im folgenden Verfahrensschritt
am Ende des Drehrohres oder des Rostes bzw. im unteren Teil des Kohle-Verbrennungskessels
durch einen Fallschacht in das Wasserbad des Nassentschlackers ausgetragen, wobei
die Verbrennungsrückstände vor dem Eintritt in das Wasserbad die Wärmedämmschicht
durchdringen.
[0036] Da dieses Wasserbad erfindungsgemäß mit einer Wärmedämmschicht aus Schwimmkörpern
bedeckt ist, fallen die Rückstände zunächst auf die Schwimmkörper, die jedoch aufgrund
ihrer Bewegungsfreiheitsgrade keine Barriere darstellen, sondern die Rückstände in
das Wasserbad passieren lassen. Hierbei können sich die Schwimmkörper entweder horizontal
bzw. vertikal verschieben, um eine Lücke auszubilden.
[0037] Vorzugsweise besitzen die Schwimmkörper mindestens eine Drehachse, um welche sie
rotieren können. Die Rotationsbewegung kommt beim Austrag der Verbrennungsrückstände
dadurch zustande, dass durch die auftreffenden Feststoffe der Schwerpunkt der Schwimmkörper
derart verändert wird, dass im Gravitationsfeld eine Rotations- oder Kippbewegung
die Folge ist, welche die Verbrennungsrückstande in das Wasserbad befördert. Dies
gilt insbesondere für kugelförmige Schwimmkörper.
[0038] Nachdem die Verbrennungsrückstände die Wärmedämmschicht passiert haben, organisieren
sich die Schwimmkörper spontan zu einer geschlossenen Schicht. Werden bei längerem
Betrieb der Wärmedämmschicht einzelne Schwimmkörper beschädigt oder unbrauchbar gemacht,
oder kommt es zu einem Verlust von Schwimmkörpern beim Abtransport der Verbrennungsrückstände
aus dem Nassentschlacker, können neue Schwimmkörper einfach auf die Wasseroberfläche
des Nassentschlackers aufgetragen werden.
[0039] Die Erfindung wird im Folgenden mit Ausführungsbeispielen und folgenden Figuren erläutert.
Fig. 1 zeigt eine Verbrennungsanlage mit Drehrohrofen und Nassentschlacker aus dem Stand
der Technik.
Fig. 2 zeigt eine schematische Darstellung des Nassentschlacker-Teststandes im Technikumsmaßstab.
Fig. 3 zeigt einen grafischen Verlauf der Temperatur im Nassentschlacker-Teststand gem.
Fig. 2 als Funktion der Höhe über der Wasseroberfläche.
[0040] In
Fig. 1 ist beispielhaft der Aufbau einer konventionellen Verbrennungsanlage mit erster Verbrennungsstufe
1 und zweiter Verbrennungsstufe
2 im Querschnitt dargestellt. Über eine Schurre
3 werden feste Gebinde in den Brennraum der ersten Verbrennungsstufe
1 gegeben, wo sie verbrannt werden. Die Schlacken
4 fallen am Ende der Verbrennung durch einen Fallschacht
5 in das Wasserbad
7 des Nassentschlackers
6. Die aus der ersten Verbrennungsstufe
1 entweichenden heißen Rauchgase gelangen in den Gasraum
8 der zweiten Verbrennungsstufe
2. In der zweiten verbrennungsstufe
2 (Nachbrennkammer) erfolgt der Gasphasenausbrand der teilweise nur unzureichend ausgebrannten
Rauchgase mit Hilfe von Nachbrennkammerbrennern. Folglich herrscht in diesem Gasraum
8 eine erhebliche Wärmestrahlung, welche bis zum Wasserbad
7 des Nassentschlackers
6 ausstrahlt. Die auf das Wasserbad
7 auftreffende Strahlung wird größtenteils absorbiert.
[0041] Der in
Fig. 2 dargestellte Nassentschlacker-Teststand im Technikumsmaßstab wurde entwickelt, um
die grundlegenden Vorgänge an einem Nassentschlacker
6 einer Verbrennungsanlage zu simulieren. Dieser Teststand besteht im Wesentlichen
aus den Einzelkomponenten Strahlungsquelle
9, Wasserbad
7 und Gasraum
8 mit Außenisolierung
11. Die Strahlungsquelle
9 bestand aus 4 x 100 W Lichtstrahlern, die Außenisolierung
11 aus Mineralfasermatten/Dämmmaterial (ca. 8 cm Dicke). Sowohl im Gasraum
8 zwischen Strahlungsquelle
9 und Wasserbad
7 als auch im Wasser wurde ein umfangreiches Datenerfassungssystem installiert, das
mehrere Thermoelementen
10 sowie einen Wasserstandanzeiger
14 umfasst.
[0042] Beispielhaft wurden an diesem Teststand Temperaturmessungen und Wasserstandsmessungen
durchgeführt, die in realistischer Weise die Temperaturverteilung am Nassentschlacker
6 einer Verbrennungsanlage wiedergeben. Die Temperaturverteilung
17-20 wurde in Abhängigkeit von der Höhe über der Wasseroberfläche
16 des Wasserbads
7 gemessen (siehe
Fig. 3), wobei das Wasserbad
7 einerseits ohne Schwimmkörper
12 und andererseits mit Glashohlkörpern als Schwimmkörper
12 unterschiedlicher Emissivität bedeckt wurde.
[0043] Änderungen bei der Temperaturverteilung im Wasserbad
7 und im Gasraum
8 sowie die verdampfungsmenge wurden über ein Datenerfassungssystem aufgezeichnet.
Mit Hilfe einer Bilanzierung konnten die Versuchsergebnisse untereinander verglichen
und hinsichtlich ihrer Plausibilität überprüft werden.
[0044] In
Fig. 3 sind die gemessenen Temperaturverläufe
17-20 im Gasraum
8 des Teststands aus
Fig. 2 oberhalb der Wasseroberfläche mit und ohne Einsatz von Schwimmkörpern
12 dargestellt. Die durchgeführten Untersuchungen zeigten, dass im Vergleich zur unbedeckten
Wasseroberfläche allein durch die Verwendung von Schwimmkörpern
12 bereits eine deutliche Erhöhung in der mittleren Gastemperatur
15 oberhalb der Wasseroberfläche erreicht werden kann. Durch den Einsatz von Glashohlkugeln
mit 50 mm Durchmesser ohne Beschichtung (Emissivität ε = ca, 0,94, Temperaturverlauf
18) konnte die mittlere Gastemperatur
15 bereits um ca. 15-20 % angehoben werden. Gleichzeitig sank die Verdampfungs-/Verdunstungsmenge
um ca. 15 %.
[0045] Wird nun der Einfluss der Emissivität berücksichtigt, so kann das erzielte Ergebnis
noch deutlich verbessert werden.
Fig. 3 zeigt die Temperaturverläufe
17-20 im Gasraum
8 oberhalb der Wasseroberfläche in Abhängigkeit von der Emissivität der Schwimmkörperoberfläche
(Glashohlkugeln mit 50 mm Durchmesser). Hierzu wurden Glashohlkörper verwendet, die
zum einen unbehandelt (Emissivität ε = 0,94, Temperaturverlauf
18) oder deren Oberflächen behandelt wurden, z.B. mattsilber lackiert (Emissivität ε
= 0,45, Temperaturverlauf
19) oder metallbedampft (Emissivität ε = 0,03, Temperaturverlauf
20), um verschiedene Emissivitäten bei gleichem Einsatzmaterial zu erzeugen. Es ist zu
erkennen, dass mit abnehmender Emissivität die mittlere Gastemperatur
15 oberhalb der Wasseroberfläche zunimmt. Die mittlere Gastemperatur
15 konnte bei den metallbedampften Glashohlkugeln (ε = ca. 0,03) im Vergleich zum Teststand
ohne Wärmedämmschicht
13 um ca. 30-40 angehoben werden, während gleichzeitig die Verdampfungs-/Verdunstungsmenge
um bis zu 35 % abnahm.
[0046] Bei einer technischen Großanlage mit Feuerraumtemperaturen von 850 - 1200°C ist zu
erwarten, dass bereits deutlich geringere Temperaturanstiege von ca. 10% (entspricht
einem Temperaturanstieg um ca. 100°C) ausreichen würden, um den Schlackeaustrag aus
dem Drehrohrofen deutlich zu erleichtern. So wurde durch die Versuche am Nassentschlacker-Teststand
aus
Fig. 2 ein beachtliches Potential zur Erhöhung der Gastemperaturen 15 aufgezeigt, um den
Schlackeaustrag zu erleichtern und die Anlageneffizienz zu erhöhen.
Bezugszeichenliste
[0047]
- 1
- Erste Verbrennungsstufe
- 2
- Zweite Verbrennungsstufe
- 3
- Schurre
- 4
- Schlacke
- 5
- Fallschacht
- 6
- Nassentschlacker
- 7
- Wasserbad
- 8
- Gasraum
- 9
- Strahlungsquelle
- 10
- Thermoelemente
- 11
- Außenisolierung
- 12
- Schwimmkörper
- 13
- Wärmedämmschicht
- 14
- Wasserstandsanzeiger
- 15
- Gastemperatur [°C]
- 16
- Höhe über der Wasseroberfläche [mm]
- 17
- Temperaturverlauf im Gasraum ohne Schwimmkörper
- 18
- Temperaturverlauf im Gasraum mit Schwimmkörper einer E- missivität ε = 0,94
- 19
- Temperaturverlauf im Gasraum mit Schwimmkörper einer E- missivität ε = 0,45
- 20
- Temperaturverlauf im Gasraum mit Schwimmkörper einer E- missivität ε = 0,03
1. Verbrennungsanlage mit Nassentschlacker (6) zum Austrag der Verbrennungsrückstände mit einer als Wasserbad (7) mit einer Wasseroberfläche dienenden Wanne für die Aufnahme der Verbrennungsrückstände
umfassend eine auf der Wasseroberfläche schwimmfähige Wärmedämmschicht (13), die eine Vielzahl von gegeneinander beweglichen Schwimmkörpern (12) umfasst.
2. Verbrennungsanlage nach Anspruch 1, wobei die Schwimmkörper (12) um mindestens eine Drehachse rotierfähig sind.
3. Verbrennungsanlage nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei die Schwimmkörper
(12) eine thermische Emissivität ε zwischen 0 und 0,96 aufweisen.
4. Verbrennungsanlage nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei die Schwimmkörper
(12) aus feuerfestem Material bestehen.
5. Verbrennungsanlage nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei die Schwimmkörper
(12) Hohlkörper sind.
6. Verbrennungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die Schwimmkörper (12) aus porösem Material bestehen.
7. Verbrennungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei die Schwimmkörper (12) aus Metall sind.
8. Verbrennungsanlage nach Anspruch 7, wobei die Schwimmkörper (12) aus Edelstahl sind.
9. Verbrennungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei die Schwimmkörper (12) aus Keramik sind.
10. Verbrennungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei die Schwimmkörper (12) aus temperaturbeständigem Kunststoff sind.
11. Verbrennungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei die Schwimmkörper (12) aus Glas sind.
12. Verbrennungsanlage nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei die Schwimmkörper
(12) außen eine reflektierende Beschichtung aufweisen.
13. Verbrennungsanlage nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei die Schwimmkörper
(12) kugelförmig sind.
14. Verfahren zum Austrag von Verbrennungsrückständen aus Verbrennungsanlagen in einen
Nassentschlacker
(6), umfassend folgende Verfahrensschritte:
a) Bereitstellen einer Verbrennungsanlage mit einer als Wasserbad (7) mit einer Wasseroberfläche dienenden Wanne für eine Aufnahme von Verbrennungsrückständen
mit einer auf der Wasseroberfläche schwimmfähigen Wärmedämmschicht (13), die eine Vielzahl von gegeneinander beweglichen Schwimmkörpern (12) umfasst,
b) Verbrennen der Feststoffe,
c) Austragen der Verbrennungsrückstände in den Nassentschlacker (6),
wobei die Verbrennungsrückstände vor dem Eintritt in das Wasserbad (7) die Wärmedämmschicht (13) durchdringen.
15. Verfahren nach Anspruch 14, wobei die Schwimmkörper (12) um mindestens eine Drehachse rotierfähig sind.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 oder 15, wobei die Schwimmkörper (12) nach der Durchdringung durch die Verbrennungsrückstände sich wieder zu einer geschlossenen
Wärmedämmschicht (13) formieren.