[0002] Zum Hintergrund der Erfindung ist festzuhalten, dass für Kühlungszwecke in den genannten
Anlagen häufig große Mengen an Wasser benötigt werden. Dieses Kühlwasser wird möglichst
aus großen Gewässern entnommen, geringfügig aufgewärmt und in das Gewässer zurückgeleitet.
Die Entnahmestelle aus dem Gewässer wird dabei in der Regel als "Oberwasser", die
Abgabestelle in das Gewässer zurück als "Unterwasser" bezeichnet.
[0003] Aufgrund der Höhenlage der Wärmetauscher in solchen Kühlsystemen ist dabei oft eine
nicht unerhebliche geodätische Förderhöhe zu überwinden und Pumpleistung aufzuwenden.
Die genannte geodätische Höhe ist durch den sogenannten "Hebereffekt" teilweise zurück
zu gewinnen. Dazu wird herkömmlicherweise im Bereich der Rückleitung des Kühlwassers
aus dem Kühlsystem in das Unterwasser ein sogenanntes Kraftschlussbecken installiert,
das starre, das Becken seitlich umgebende Begrenzungswände und eine feste Wehrschwelle
an mindestens einer Seite des Beckens umfasst. Diese Wehrschwelle gewährleistet die
Einhaltung einer bestimmten Wasserspiegellage im Kraftschlussbecken, um damit den
Kraftschluss innerhalb des Kühlsystems und damit den erwähnten Hebereffekt zu sichern.
Beim Überfall des Kühlwassers über diese feste Wehrschwelle in das Unterwasser kommt
es zu einem erwünschten Sauerstoffeintrag in das Kühlwasser. Dieser Nebeneffekt gewinnt
aus Naturschutzgründen zunehmend an Bedeutung und wird im Zuge der einschlägigen Genehmigungsverfahren
für Großanlagenbauten bereits seitens der Genehmigungsbehörden vereinzelt gefordert.
[0004] Der Grad der Sauerstoffeintragung in das Kühlwasser hängt hauptsächlich von zwei
Randbedingungen ab, nämlich einerseits der sogenannten "Eintauchlänge" des Überfallschwalls,
also der Breite der Wehrschwelle, und andererseits der Fallhöhe des Kühlwassers in
das Unterwasser.
[0005] Die Eintauchlänge des Überfallstrahls stößt an anwendungstechnische Grenzen, da die
Breite der Wehrschwelle nicht beliebig zu erhöhen ist. Die Fallhöhe wird durch wechselnde
Wasserstände des Unterwassers, beispielsweise aufgrund von Tiden sowie Hoch- und Niedrigwasserständen
in Flüssen beeinflusst.
[0006] Gegenläufig zur Forderung einer möglichst hohen Fallhöhe des Kühlwassers in das Unterwasser
ist das Bestreben, die zurückgewinnbare geodätische Höhe im geschlossenen Kühlwassersystem
durch eine Absenkung des Kraftflussniveaus im Kraftschlussbecken, also eine möglichst
niedrige Wehrschwelle zu vergrößern. Eine niedrige Wehrschwelle bedeutet demgegenüber
wiederum eine Absenkung der Fallhöhe und damit einen verminderten Sauerstoffeintrag
in das Kühlwasser.
[0007] Ausgehend von diesem Widerspruch liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Kraftschlussbecken
so auszugestalten, dass für das Kraftschlussniveau ein optimaler Kompromiss zwischen
möglichst großer Fallhöhe und möglichst niedrigem Kraftschlussniveau eingestellt werden
kann.
[0008] Diese Aufgabe wird laut Kennzeichnungsteil des Patentanspruches 1 dadurch gelöst,
dass die Wehrschwelle höhenverstellbar ist.
[0009] Durch diese Höhenverstellbarkeit ist es möglich, beispielsweise bei hohen Wasserständen
von Ober- und Unterwasser das Kraftschlussniveau im Kraftschlussbecken anzuheben,
wodurch zwar der Hebereffekt verringert wird, jedoch eine gewisse Fallhöhe zur Erzielung
eines Mindest-Sauerstoffeintrages erzielt werden kann. Da Hochwasserstände oftmals
in der kalten Jahreszeit zu verzeichnen sind, genügt dann eine geringe Mindest-Fallhöhe
zur Erzielung eines ausreichenden Sauerstoffeintrags.
[0010] Bei Niedrig-Wasserständen kann die Wehrschwelle abgesenkt werden, so dass unter Einhaltung
einer Mindest-Fallhöhe das Kraftschlussniveau deutlich abgesenkt und damit der Hebereffekt
verbessert wird. Die aufzubringende Pumpleistung, mit der das Kühlsystem betrieben
wird, kann dann ebenfalls beträchtlich abgesenkt werden.
[0011] Eine deutliche Verbesserung der Eintauchlänge des Wasserschwalls an der Wehrschwelle
kann insbesondere bei problematischen Hochwasserständen in Ober- und Unterwasser durch
die bevorzugte Weiterbildung der Erfindung nach Anspruch 2 erreicht werden. Dazu sind
in dieser bevorzugten Ausführungsform der Erfindung oberhalb des Verstellweges der
höhenverstellbaren Wehrschwelle vorzugsweise mehrere etwa horizontal und quer zur
Wehrschwelle angeordnete Ablaufleitungen, insbesondere -rinnen für das Kühlwasser
vorgesehen, deren einlaufseitiges Ende zur Kühlwasseraufnahme innerhalb des Beckens
liegt und die sich zur Kühlwasserabgabe über das Unterwasser erstrecken. Bei hohen
Wasserständen und einer damit an sich geringen Fallhöhe über der Wehrschwelle kann
diese soweit angehoben werden, dass die einlaufseitigen Enden der Ablaufrinnen in
den Überfallschwall der Wehrschwelle eintauchen. Damit wird das Kühlwasser in die
Rinnen eingeleitet und kann auf deren gesamter Länge über deren nach oben weisenden
Längskanten überlaufen und/oder durch entsprechend über die Längen der Ablaufrinnen
verteilte Auslauföffnungen in das Unterwasser unter Überwindung der verbleibenden
Fallhöhe ablaufen. Erkennbar wird damit die Eintauchlänge des Wasserschwalls gegenüber
der begrenzten Breite der Wehrschwelle um ein Vielfaches erhöht.
[0012] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die höhenverstellbare
Wehrschwelle als an sich bekannter Hakenschütz ausgebildet. Statt eines solchen Hakenschützes
können auch andere übliche höhenverstellbare Wehrschwellen vorgesehen werden, wie
z.B. ein einfacher Schütz, Segment- oder Walzenwehr.
[0013] Zusammenfassend lässt sich mit Hilfe der Erfindung ein bestimmter Sauerstoffeintrag
in das Kühlwasser-Entnahmegewässer mit minimalem Verlust an elektrischer Energie hinsichtlich
der Pumpförderhöhe realisieren. Auch dann, wenn kein Sauerstoffeintrag notwendig ist,
kann zusätzlich der elektrische Eigenbedarf des Kühlsystems verringert werden, da
das Kraftschlussniveau im Unterwasser dann maximal abgesenkt werden kann.
[0014] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines Ausführungsbeispiels anhand der beigefügten Zeichnungen. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine ausschnittsweise Draufsicht auf ein Kraftschlussbe- cken,
- Fig. 2
- eine Horizontalansicht des Kraftschlussbeckens von der Un- terwasserseite her, und
- Fig. 3 bis 5
- Vertikalschnitte durch die Wehrschwelle des Kraftschluss- beckens gemäß der Schnittlinie
III-III nach Fig. 1 in unter- schiedlichen Stellungen der höhenverstellbaren Wehr-
schwelle.
[0015] Wie aus den Zeichnungen hervorgeht, umfasst das Kraftschlussbecken 1 im Bereich des
Unterwassers 2 eines Gewässers starre, das Becken 1 an drei Seiten umgebende Begrenzungswände
2, 3, 4 auf. An der vierten Seite ist das Kraftschlussbecken 1 durch eine höhenverstellbare
Wehrschwelle 5 begrenzt, die eine niedrigere, starre Basiswand 6 und einen höhenverstellbar
daran gelagerten Hakenschütz 7 aufweist. Letzterer ist in üblicher Weise aus einer
vertikalen, sich über die Breite des Kraftschlussbeckens 1 erstreckenden Wehrplatte
8 und einer im Querschnitt hakenförmigen, oben abgerundeten Überfallkante 9 zusammen
gesetzt. Der Höhenverstellantrieb und die Verschiebelagerung des Hakenschützes 7 an
der Basiswand 6 sind im Einzelnen nicht näher dargestellt, da es sich dabei um in
der Wassertechnik übliche Komponenten handelt.
[0016] Das Kraftschlussbecken 1 ist schließlich mit mehreren oberhalb des Verstellweges
V des Hakenschützes 7 angeordnete Ablaufrinnen 10 versehen, die sich etwa horizontal
und quer - im gezeigten Ausführungsbeispiel rechtwinklig - zur Wehrschwelle 5 erstrecken.
Das einlaufseitige Ende 11 der Ablaufrinnen 10 erstreckt sich dabei über die Wehrschwelle
5 in den Bereich des Kraftschlussbeckens 1 hinein. Die Ablaufrinnen 10 ragen mit ihrem
anderen (nicht gezeigten) Ende mehrere Meter über das Unterwasser 12.
[0017] Die nach oben weisenden Längskanten 13 der Ablaufrinnen 10 sind als Überlaufkanten
ausgebildet, über die das in die Ablaufrinnen 10 eingeleitete Kühlwasser 14 überströmen
und über die gesamte Länge der Ablaufrinnen in das Unterwasser 12 fallen kann. Das
Ablaufen des Kühlwassers 14 über die Ablaufrinnen 10 kann durch über die Länge der
Ablaufrinnen 10 verteilte Auslauföffnungen 15 unterstützt werden.
[0018] Im Folgenden soll die von wechselnden Wasserständen des Unterwassers 12 abhängige
Stellung der höhenverstellbaren Wehrschwelle 5 näher erläutert werden. So zeigt Fig.
3 die Situation bei Niedrigwasserpegel des Unterwassers 12. Der Hakenschütz 7 steht
in seiner niedrigsten Stellung, so dass das durch die Höhe der Überfallkante 9 zuzüglich
der Schwallhöhe S bestimmte Kraftschlussniveau K des Kühlwassers 14 im Kraftschlussbecken
1 für einen maximalen Hebereffekt minimal ist. Dabei ist eine bestimmte Fallhöhe F
des Kühlwassers 14 gewährleistet. Die Eintauchlänge des Wasserschwalls 16 über die
Wehrschwelle 5 entspricht deren Breite B.
[0019] In Fig. 4 ist die Situation bei einem mittleren Pegel des Unterwassers 12 gezeigt.
Der Hakenschütz ist einen Teil seines Verstellweges V nach oben verschoben, so dass
das Kraftschlussniveau K entsprechend angehoben wird. Die Fallhöhe F bleibt damit
gegenüber der Niedrigwassersituation in Fig. 3 praktisch unverändert, so dass ein
gewünschter Sauerstoffeintrag in das Kühlwasser erhalten bleibt. Lediglich die Heberwirkung
ist durch das höhere Kraftschlussniveau K reduziert.
[0020] In den Fig. 5 und 2 ist eine Hochwassersituation gezeigt, bei der der Hakenschütz
7 bis zum oberen Ende seines Verstellweges V angehoben ist. Die verbleibende Fallhöhe
F ist gegenüber den Situationen nach Fig. 3 und 4 deutlich reduziert, so dass der
Sauerstoffeintrag an sich zu wünschen übrig lässt. Um dies auszugleichen, sind die
beschriebenen Ablaufrinnen 10 vorgesehen, die nun in den Überlaufschwall 16 oberhalb
des Hakenschützes 7 mit ihren einlaufseitigen Enden 11 eintauchen, so dass das Kühlwasser
in die Ablaufrinnen 10 eingeleitet wird. Über deren gesamte Länge kann nun das Kühlwasser
14 über die oberen Längskanten 13 und durch die Auslauföffnungen 15 zwar mit einer
geringeren Fallhöhe F aber einer vervielfachten Eintauchlänge in das Unterwasser 12
fallen. Trotz der reduzierten Fallhöhe ist der Sauerstoffeintrag damit deutlich erhöht.
1. Kraftschlussbecken am auslaufseitigen Ende eines Durchlauf-Kühlsystems insbesondere
für Kraftwerke, Raffinerien und ähnliche Industrieanlagen, umfassend
- starre, das Becken (1) seitlich umgebende Begrenzungswände (2, 3, 4), und
- eine Wehrschwelle (5) an mindestens einer Seite des Beckens (1), über die Kühlwasser
(14) in ein Unterwasser (12) abströmt, dadurch gekennzeichnet, dass
- die Wehrschwelle (5) höhenverstellbar ist.
2. Kraftschlussbecken nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass oberhalb des Verstellweges (V) der höhenverstellbaren Wehrschwelle (5) mindestens
eine, vorzugsweise mehrere etwa horizontal und quer zur Wehrschwelle (5) angeordnete
Ablaufleitungen (10) für das Kühlwasser (14) vorgesehen sind, deren einlaufseitiges
Ende (11) zur Kühlwasseraufnahme innerhalb des Beckens (1) angeordnet ist und die
sich zur Kühlwasserabgabe über das Unterwasser (12) erstrecken.
3. Kraftschlussbecken nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Ablaufleitungen als Ablaufrinnen (10) oder Ablaufrohre ausgebildet sind.
4. Kraftschlussbecken nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die nach oben weisenden Längskanten (13) jeder Ablaufrinne (10) als Überlaufkanten
für das Kühlwasser (14) ausgebildet sind.
5. Kraftschlussbecken nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Ablaufrinnen (10) mit über ihre Länge verteilten Auslauföffnungen (15) versehen
sind.
6. Kraftschlussbecken nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die höhenverstellbare Wehrschwelle (5) ein Schütz, Hakenschütz, Segmentwehr oder
Walzenwehr aufweist.