[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Regelverfahren zum Regeln eines Istzuges,
der in einem zwischen zwei Walzgerüsten eingespannten Band herrscht, auf einen Sollzug
und einer Iststellung eines zwischen den zwei Walzgerüsten angeordneten, an das Band
angestellten Schlingenhebers auf eine Sollstellung.
[0002] Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein Computerprogramm, das Maschinencode
aufweist, der von einer Regeleinrichtung unmittelbar abarbeitbar ist und dessen Abarbeitung
durch die Regeleinrichtung bewirkt, dass die Regeleinrichtung ein derartiges Regelverfahren
ausführt.
[0003] Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin eine Regeleinrichtung, die derart ausgebildet
ist, dass sie im Betrieb ein derartiges Regelverfahren ausführt.
[0004] Beim Walzen von Bändern - insbesondere von Metallbändern - in mehrgerüstigen Walzstraßen
wird in der Regel in den einzelnen Bandabschnitten (das heißt in den Abschnitten des
Bandes, die sich zwischen jeweils zwei aufeinander folgenden, das Band walzenden Walzgerüsten
der Walzstraße befinden) ein Bandzug eingestellt. Aus technologischen Gründen - beispielsweise
zur Einhaltung der Dicken- und Breitenkonstanz des Bandes - soll der Bandzug möglichst
konstant gehalten werden. Zum Einstellen des Bandzuges wird in der Regel ein Geschwindigkeitszusatzsollwert
ermittelt, der auf eines der beiden den Bandabschnitt begrenzenden Walzgerüste wirkt.
Weiterhin wird eine Anstellung eines Schlingenhebers eingestellt, der zwischen den
zwei aufeinander folgenden Walzgerüsten angeordnet ist und an das Band angestellt
ist.
[0005] Auch zum Erfassen des Bandzuges werden im Stand der Technik oftmals die Schlingenheber
verwendet. Das Anstellen der Schlingenheber erfolgt im Stand der Technik mittels eines
elektrischen Antriebs (seltener) oder einer Hydraulikzylindereinheit (häufiger).
[0006] Mittels des Schlingenhebers wird nicht nur der Zug im Band gemessen. Weiterhin wird
über die Auslenkung des Schlingenhebers auch eine Menge an Band eingestellt, die im
jeweiligen Bandabschnitt gepuffert ist (Schlinge).
[0007] Nicht nur der im Band herrschende Zug, sondern auch die Stellung des Schlingenhebers
müssen geregelt werden. So kann insbesondere der Schlingenheber erst nach dem Einfädeln
des Bandes in seine angehobene Stellung gebracht werden, in welcher er das Band auslenkt.
Auch muss der Schlingenheber vor dem Ausfädeln des Bandes wieder abgesenkt werden.
Wie sich aus einfachen geometrischen Überlegungen ergibt, beeinflusst ein Verstellen
des Schlingenhebers direkt die im Bandabschnitt befindliche Länge des Bandes und damit
indirekt den Bandzug. Die Schlingenregelung ist daher mit der Zugregelung verkoppelt.
[0008] Aus dem Fachaufsatz "
Development of Looper Tension Control System for Hot Strip Mill" von C. J. Park et
al., Proceedings of the IASTED International Conference, Applied Simulation and Modelling
2000, 24. bis 26. Juli 2000, Banff, Alberta, Kanada, Seiten 423 bis 427, ist ein Regelverfahren zum Regeln eines Istzuges, der in einem zwischen zwei Walzgerüsten
eingespannten Band herrscht, auf einen Sollzug und einer Iststellung eines zwischen
den beiden Walzgerüsten angeordneten, an das Band angestellten Schlingenhebers auf
eine Sollstellung bekannt, die einen Zugregler und einen Schlingenregler umfasst.
Dem Zugregler werden der Sollzug und der Istzug zugeführt. Dem Schlingenregler werden
die Sollstellung und die Iststellung zugeführt. Beide Regler sind als PI-Regler ausgebildet.
Beide Regler ermitteln jeweils ein Ausgangssignal. Beide Ausgangssignale wirken sowohl
auf die Walzgeschwindigkeit des vor- bzw. nachgeordneten Walzgerüsts und auf die Stellung
des Schlingenhebers. Jede der insgesamt vier Wirkungen ist über einen entsprechenden
Verstärkungsfaktor eingestellt.
[0010] Die aus den Fachaufsätzen bekannten Regelverfahren stellen einen Fortschritt gegenüber
den konventionellen Regelverfahren dar. Sie arbeiten mit einer Entkopplung der Regeleingriffe
voneinander.
[0011] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, Möglichkeiten zu schaffen,
mittels derer bewirkt wird, dass Eingriffe des Schlingenreglers keine oder nur eine
sehr geringe Auswirkung auf den Istzug haben und Eingriffe des Zugreglers mit hoher
Dynamik erfolgen.
[0012] Die Aufgabe wird durch ein Regelverfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Regelverfahrens sind Gegenstand
der abhängigen Ansprüche 2 bis 8.
[0013] Die Aufgabe wird weiterhin durch ein Computerprogramm mit den Merkmalen des Anspruchs
9 gelöst. Weiterhin wird die Aufgabe durch eine Regeleinrichtung mit den Merkmalen
des Anspruchs 11 gelöst.
[0014] Bei dem erfindungsgemäßen Regelverfahren ist vorgesehen,
- dass einem Zugregler für den Sollzug und für den Istzug charakteristische Werte zugeführt
werden,
- dass der Zugregler anhand der ihm zugeführten charakteristischen Werte ein Zugausgleichssignal
ermittelt, das einen Integralanteil umfasst,
- dass anhand des Integralanteils ein erster Geschwindigkeitszusatzsollwert für mindestens
eines der zwei Walzgerüste ermittelt wird,
- dass der Integralanteil zeitlich verzögert wird,
- dass anhand der Differenz von Zugausgleichssignal und verzögertem Integralanteil ein
erster Sollverstellgeschwindigkeitsanteil für den Schlingenheber ermittelt wird,
- dass die Sollstellung und die Iststellung einem Schlingenregler zugeführt werden,
der anhand der Sollstellung und der Iststellung ein Schlingenausgleichssignal ermittelt,
- dass durch Verzögern des Schlingenausgleichssignals ein zweiter Sollverstellgeschwindigkeitsanteil
für den Schlingenheber ermittelt wird,
- dass anhand des Schlingenausgleichssignals ein zweiter Geschwindigkeitszusatzsollwert
für das mindestens eine der zwei Walzgerüste ermittelt wird,
- dass die Summe von erstem und zweitem Geschwindigkeitszusatzsollwert an eine Drehzahlregelung
für das mindestens eine der zwei Walzgerüste ausgegeben wird und
- dass an eine Verstelleinheit, mittels derer die Stellung des Schlingenhebers eingestellt
wird, eine resultierende Sollverstellgeschwindigkeit ausgegeben wird, in die als Summanden
der erste und der zweite Sollgeschwindigkeitsanteil eingehen.
[0015] Die Begriffe "Zugausgleichssignal" und "Schlingenausgleichssignal" wurden so gewählt,
weil sie zum Ausdruck bringen, von welchem Regler sie stammen, welcher Regelabweichung
sie entgegen wirken sollen und um sie sprachlich voneinander unterscheiden zu können.
Eine weitergehende Bedeutung kommt der Wortwahl nicht zu. Man hätte die beiden Signale
ebenso als "Ausgangssignal des Zugreglers" und "Ausgangssignal des Schlingenreglers"
bezeichnen können.
[0016] Zur korrekten Anpassung der von jeweils einem der beiden Regler vorgenommenen Eingriffe
ist vorzugsweise vorgesehen, dass bei der Ermittlung der Geschwindigkeitszusatzsollwerte
relativ zu den Sollverstellgeschwindigkeitsanteilen die Ableitung der Länge des zwischen
den zwei Walzgerüsten eingespannten Bandes nach der Stellung des Schlingenhebers berücksichtigt
wird.
[0017] Im Rahmen des Ermittelns der resultierenden Sollverstellgeschwindigkeit werden sowohl
der Integralanteil des Zugausgangssignals als auch das Schlingenausgangssignal zeitlich
verzögert. Das Regelverfahren kann daher dadurch vereinfacht werden, dass im Rahmen
des Ermittelns der resultierenden Sollverstellgeschwindigkeit der unverzögerte Integralanteil
von einem modifizierten Schlingenausgleichssignal subtrahiert wird, die sich ergebende
Differenz verzögert wird und die verzögerte Differenz zum Zugausgangssignal addiert
wird, wobei das modifizierte Schlingenausgleichssignal durch Skalieren des Schlingenausgleichssignals
mit einem die Ableitung berücksichtigenden Wert ermittelt wird.
[0018] Es ist möglich, dass der für den Istzug charakteristische Wert direkt gemessen wird.
In der Regel jedoch ist der Wert entweder nicht oder zumindest nicht einfach messbar.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist daher bevorzugt, dass der für den Istzug
charakteristische Wert indirekt anhand gemessener Größen mittels eines Bandzugbeobachters
ermittelt wird. Bandzugbeobachter als solche sind Fachleuten bekannt.
[0019] In der resultierenden Sollverstellgeschwindigkeit ist - unter anderem - der erste
Sollverstellgeschwindigkeitsanteil enthalten, der vom Zugregler ermittelt wird. In
vielen Fällen wird weiterhin dem Bandzugbeobachter die resultierende Sollverstellgeschwindigkeit
zugeführt, also die Summe der Sollverstellgeschwindigkeitsanteile. Auf Grund dieses
Umstands entsteht innerhalb der Regelung eine Mitkopplung. Die Mitkopplung kann zur
Instabilität des Zugreglers führen. Vorzugsweise ist daher vorgesehen, dass anhand
von für die Stabilität des Zugreglers charakteristischen Größen dynamisch eine Ersatzzeitkonstante
für den Bandzugbeobachter ermittelt wird und der Bandzugbeobachter den für den Istzug
charakteristischen Wert unter Berücksichtigung der Ersatzzeitkonstante ermittelt.
Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass anhand der für die Stabilität
des Zugreglers charakteristischen Größen dynamisch eine Regelverstärkung für den Zugregler
ermittelt wird und der Zugregler das Zugausgleichssignal unter Berücksichtigung der
Regelverstärkung ermittelt.
[0020] In einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Regelverfahrens ist weiterhin
vorgesehen, dass dem Bandzugbeobachter eine Vorsteuerung parallel geschaltet ist.
Dadurch kann die Dynamik, mittels derer der für den Istzug charakteristische Wert
ermittelt wird, gesteigert werden.
[0021] In vielen Fällen ist es weiterhin von Vorteil,
- dass einem Momentregler der für den Sollzug charakteristische Wert, ein durch den
Schlingenheber bewirktes Eigenmoment und ein von einer Verstelleinrichtung für den
Schlingenheber bewirktes Verstellmoment zugeführt werden und
- dass der Momentregler einen Zusatzsollverstellgeschwindigkeitsanteil ermittelt, der
ebenfalls als Summand in die resultierende Sollverstellgeschwindigkeit eingeht.
[0022] Dadurch kann eine höhere Dynamik erreicht werden. Der Momentregler ist vorzugsweise
als P-Regler (P = proportional) oder PD-Regler (= proportional-differenzial) ausgebildet.
[0023] Das erfindungsgemäße Computerprogramm ist
dadurch gekennzeichnet, dass die Ausführung seines Maschinencodes durch eine Regeleinrichtung bewirkt, dass die
Regeleinrichtung ein erfindungsgemäßes Regelverfahren ausführt. Gleiches gilt in analoger
Weise für die Regeleinrichtung selbst. Das Computerprogramm kann insbesondere auf
einem Datenträger in maschinenlesbarer Form gespeichert sein.
[0024] Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
von Ausführungsbeispielen in Verbindung mit den Zeichnungen. Es zeigen in Prinzipdarstellung:
FIG 1 eine mehrgerüstige Walzstraße,
FIG 2 einen einzelnen Bandabschnitt,
FIG 3 eine Zugregelung,
FIG 4 eine Schlingenregelung,
FIG 5 eine mögliche Kombination der Zugregelung von FIG 3 und der Schlingenregelung
von FIG 4,
FIG 6 ein Gesamtschaltbild mehrerer Regler,
FIG 7 ein weiteres Gesamtschaltbild mehrerer Regler und
FIG 8 eine mögliche Ergänzung eines Bandzugbeobachters.
[0025] Gemäß FIG 1 weist eine Walzstraße mehrere Walzgerüste 1 auf. Bei der Walzstraße kann
es sich insbesondere um ein Warmwalzwerk handeln. Dargestellt sind in FIG 1 insgesamt
drei Walzgerüste 1. In der Regel weist die Walzstraße jedoch mehr als drei Walzgerüste
1 auf, beispielsweise fünf bis acht Walzgerüste. In den Walzgerüsten 1 wird ein Band
2 gewalzt. Das Band 2 ist in der Regel ein Metallband, beispielsweise ein Stahlband,
ein Aluminiumband oder ein Kupferband. Es kann jedoch aus einem anderen Material bestehen,
beispielsweise ein Buntmetall oder ein Nichtmetall sein. Die Walzgerüste 1 werden
zum Walzen des Bandes 2 mit einer für das jeweilige Walzgerüst 1 individuellen Walzgeschwindigkeit
angetrieben.
[0026] Zwischen jeweils zwei unmittelbar aufeinander folgenden Walzgerüsten 1 ist jeweils
ein Schlingenheber 3 angeordnet. Jeder Schlingenheber 3 weist eine Schlingenheberrolle
4 auf, die an das Band 2 angestellt ist. Mittels der Schlingenheber 3 wird das Band
2 zwischen den Walzgerüsten 1 aus einer Walzlinie 5 (das heißt der direkten Verbindungslinie
der Walzspalte der Walzgerüste 1 miteinander) ausgelenkt, in der Regel nach oben.
[0027] Zwischen den Walzgerüsten 1 (und in der Regel auch zwischen einem Abhaspel 6 und
dem ersten der Walzgerüste 1 sowie zwischen dem letzten der Walzgerüste 1 und einem
Aufhaspel 7) ist das Band 2 eingespannt. Im Band 2 herrscht daher ein Istzug Z. Der
Istzug Z innerhalb jedes Bandabschnitts ist (selbstverständlich) einheitlich. In den
einzelnen Bandabschnitten können die Istzüge Z untereinander gleich oder voneinander
verschieden sein.
[0028] FIG 2 zeigt einen einzelnen Bandabschnitt einschließlich der beiden den Bandabschnitt
begrenzenden Walzgerüste 1. Die beiden Walzgerüste 1 sind in FIG 2 mit den Bezugszeichen
1' und 1" versehen, um sie voneinander unterscheiden zu können. Die beiden Walzgerüste
1', 1" werden nachfolgend entsprechend ihrer Reihenfolge als vorderes Walzgerüst 1'
und als hinteres Walzgerüst 1" bezeichnet. Es handelt sich bei dem in FIG 2 dargestellten
Abschnitt um einen beliebigen Abschnitt.
[0029] Gemäß FIG 2 ist eine Regeleinrichtung 8 vorhanden. Die Regeleinrichtung 8 ist derart
ausgebildet, dass sie im Betrieb ein Regelverfahren ausführt, das nachfolgend näher
erläutert werden wird.
[0030] Die Regeleinrichtung 8 kann schaltungstechnisch realisiert sein. In der Regel ist
die Regeleinrichtung 8 jedoch entsprechend der Darstellung von FIG 2 als softwareprogrammierbare
Regeleinrichtung 8 ausgebildet. In diesem Fall ist die Regeleinrichtung 8 mit einem
Computerprogramm 9 programmiert. Das Computerprogramm 9 weist Maschinencode 10 auf.
Der Maschinencode 10 ist von der Regeleinrichtung 8 unmittelbar abarbeitbar. Die Abarbeitung
des Maschinencodes 10 durch die Regeleinrichtung 8 bewirkt, dass die Regeleinrichtung
8 die Schritte des nachfolgend erläuterten Regelverfahrens ausführt.
[0031] Das Computerprogramm 9 kann der Regeleinrichtung 8 auf beliebige Weise zugeführt
werden. Beispielsweise ist es möglich, das Computerprogramm 9 der Regeleinrichtung
8 über eine Rechner-Rechner-Verbindung, beispielsweise ein LAN oder das Internet,
zuzuführen. Ebenso ist es möglich, das Computerprogramm 9 der Regeleinrichtung 8 über
einen Datenträger 11 zuzuführen, auf dem das Computerprogramm 9 in maschinenlesbarer
Form gespeichert ist. Der Datenträger 11 kann zu diesem Zweck nach Bedarf ausgebildet
sein. Rein beispielhaft ist in FIG 2 der Datenträger 11 als USB-Stick dargestellt.
Der Datenträger 11 könnte jedoch anders ausgebildet sein, beispielsweise als SD-Speicherkarte
oder als CD-ROM.
[0032] Gemäß FIG 2 wird der Regeleinrichtung 8 ein Sollzug Z* zugeführt. Weiterhin wird
der Regeleinrichtung 8 ein für den Istzug Z charakteristischer Wert Z' zugeführt.
Schließlich werden der Regeleinrichtung 8 eine Iststellung ϕ des Schlingenhebers 3
und eine Sollstellung ϕ* des Schlingenhebers 3 zugeführt. Mittels der Regeleinrichtung
8 sollen der Istzug Z und der Sollzug Z* und die Iststellung ϕ auf die Sollstellung
ϕ* geregelt werden.
[0033] Anhand der genannten Größen Z*, Z', ϕ, ϕ* ermittelt die Regeleinrichtung 8 einen
resultierenden Geschwindigkeitszusatzsollwert δv* für das dem Schlingenheber 3 vorgeordnete
Walzgerüst 1'. Der resultierende Geschwindigkeitszusatzsollwert δv* wird an eine Drehzahlregelung
12 für das vorgeordnete Walzgerüst 1' ausgegeben. Alternativ könnte der resultierende
Geschwindigkeitszusatzsollwert δv
* für das dem Schlingenheber 3 nachgeordnete Walzgerüst 1" ermittelt werden und an
eine Drehzahlregelung 13 dieses Walzgerüsts 1" ausgegeben werden. Dies ist in FIG
2 gestrichelt angedeutet. Auch eine Aufteilung auf beide Walzgerüste 1', 1" kann vorgenommen
werden.
[0034] Weiterhin ermittelt die Regeleinrichtung 8 anhand der genannten Größen Z*, Z', ϕ,
ϕ* eine resultierende Sollverstellgeschwindigkeit ω* für den Schlingenheber 3. Die
resultierende Sollverstellgeschwindigkeit ω* wird an eine Verstelleinheit 14 ausgegeben,
mittels derer die Stellung des Schlingenhebers 3 eingestellt wird. Die Verstelleinheit
14 kann elektrisch oder - bevorzugt - hydraulisch arbeiten.
[0035] Die Art und Weise der Ermittlung des resultierenden Geschwindigkeitszusatzsollwerts
δv* und der resultierenden Sollverstellgeschwindigkeit ω* ist Gegenstand der vorliegenden
Erfindung.
[0036] Die Regeleinrichtung 8 umfasst einen Zugregler 15. Der Zugregler 15 und seine Wirkungsweise
werden nachfolgend in Verbindung mit FIG 3 näher erläutert. Die Regeleinrichtung 8
umfasst weiterhin einen Schlingenregler 16. Der Schlingenregler 16 und seine Wirkungsweise
werden nachfolgend in Verbindung mit FIG 4 näher erläutert. Die gesamte Regeleinrichtung
8 wird nachfolgend in Verbindung mit FIG 5 nochmals erläutert.
[0037] Dem Zugregler 15 werden gemäß FIG 3 ein für den Sollzug Z* charakteristischer Wert
Z'* und der für den Istzug Z charakteristische Wert Z' zugeführt. Der Zugregler 15
ist vorzugsweise als PI-Regler (PI = proportional-integral) ausgebildet. Er ermittelt
anhand der ihm zugeführten charakteristischen Werte Z'*, Z' ein Zugausgleichssignal
ZA.
[0038] Beispielsweise kann eine Sollwertermittlungseinrichtung 8' vorhanden sein, welcher
der Sollzug Z* und weitere Größen zugeführt werden. Die weiteren Größen können beispielsweise
die Iststellung ϕ des Schlingenhebers 3, die Abstände des Schlingenhebers 3 vom vorgeordneten
und vom nachgeordneten Walzgerüst 1', 1" und weitere Geometrieparameter umfassen,
so dass die Sollwertermittlungseinrichtung 8' in der Lage ist, anhand der ihr zugeführten
Größen die Abstände der Schlingenheberrolle 4 von den Walzgerüsten 1', 1" sowie die
Höhe der Schlingenheberrolle 4 relativ zur Walzlinie 5 zu ermitteln. Weiterhin werden
der Sollwertermittlungseinrichtung 8' Größen zugeführt, die das Band 2 beschreiben,
beispielsweise dessen Dicke, dessen Breite und dessen Elastizitätsmodus. Wenn diese
Größen bekannt sind, kann der für den Sollzug Z* charakteristische Wert Z'* anhand
einfacher geometrischer Berechnungen ermittelt werden. Der charakteristische Wert
Z'* entspricht in diesem Falle einer Sollkraft, die das Band 2 auf den Schlingenheber
3 ausüben sollte, bzw. einem Sollmoment, welches das Band 2 auf den Schlingenheber
3 ausüben sollte.
[0039] Von den Größen, die der Sollwertermittlungseinrichtung 8' zugeführt werden, sind
zumindest der Sollzug Z* und die Iststellung ϕ (alternativ die Sollstellung ϕ*) Variable.
Bei den anderen Größen kann es sich alternativ um Variable oder um Parameter handeln.
Der Unterschied zwischen Variablen und Parametern besteht darin, dass Variable im
Betrieb der Regeleinrichtung 8 dynamisch variieren können, während Parameter im Rahmen
der Inbetriebnahme der Regeleinrichtung 8 einmalig eingestellt werden und danach konstant
gehalten werden.
[0040] Die Sollwertermittlungseinrichtung 8' kann Bestandteil der Regeleinrichtung 8 sein.
Alternativ kann sie außerhalb der Regeleinrichtung 8 angeordnet sein. Im letztgenannten
Fall wird der Regeleinrichtung 8 anstelle des Sollzuges Z* der entsprechende charakteristische
Wert Z'* zugeführt.
[0041] Der für den Istzug Z charakteristische Wert Z' kann alternativ gemessen werden oder
anderweitig ermittelt werden. Hierauf wird später noch eingegangen werden.
[0042] Der Zugregler 15 umfasst gemäß FIG 3 einen Integrator 17. Das Zugausgleichssignal
ZA umfasst daher einen Integralanteil IA. Weiterhin umfasst der Zugregler 15 einen
Zweig 18, über den ein Proportionalanteil PA des Zugausgleichssignals ZA ausgegeben
wird.
[0043] Eine Integrationsverstärkung kI des Integrators 17 kann eine Konstante sein. Bevorzugt
ist sie jedoch eine Variable, die unter anderem mit zunehmender Regelabweichung (|Z'*-Z'|)
ansteigt.
[0044] Gemäß FIG 3 wird anhand des Integralanteils IA ein erster Geschwindigkeitszusatzsollwert
δv1* für das vorgeordnete Walzgerüst 1' ermittelt. Der erste Geschwindigkeitszusatzsollwert
δv1* geht als einer von zwei Summanden in den resultierenden Geschwindigkeitszusatzsollwert
δv* ein.
[0045] Gemäß FIG 3 wird weiterhin der Integralanteil IA einem Verzögerungsglied 19 zugeführt,
in dem der Integralanteil IA zeitlich verzögert wird. Der zeitlich verzögerte Integralanteil
wird nachfolgend zur Unterscheidung vom unverzögerten Integralanteil IA als verzögerter
Integralanteil IA' bezeichnet.
[0046] Der zeitlich verzögerte Integralanteil IA' wird in einem Knotenpunkt 20 vom Zugausgleichssignal
ZA subtrahiert. Anhand der sich ergebenden Differenz wird ein erster Sollverstellgeschwindigkeitsanteil
ω1* für den Schlingenheber 3 ermittelt. Der erste Sollverstellgeschwindigkeitsanteil
ω1* geht als einer von mehreren Summanden in die resultierende Sollverstellgeschwindigkeit
ω* ein.
[0047] Die Sollstellung ϕ* und die Iststellung ϕ werden gemäß FIG 4 dem Schlingenregler
16 zugeführt. Der Schlingenregler 16 kann als P-Regler ausgebildet sein. Er ermittelt
anhand der Sollstellung ϕ* und der Iststellung ϕ ein Schlingenausgleichssignal SA.
Das Schlingenausgleichssignal SA wird (unter anderem) einem Verzögerungsglied 21 zugeführt.
In dem Verzögerungsglied 21 wird das Schlingenausgleichssignal SA zeitlich verzögert
und so ein verzögertes Schlingenausgleichssignal SA' ermittelt. Das verzögerte Schlingenausgleichssignal
SA' entspricht einem zweiten Sollverstellgeschwindigkeitsanteil ω2* für den Schlingenheber
3. Auch der zweite Sollverstellgeschwindigkeitsanteil ω2* geht als Summand in die
Ermittlung der resultierenden Sollverstellgeschwindigkeit ω* ein.
[0048] Gemäß FIG 4 wird weiterhin anhand des Schlingenausgleichssignals SA ein zweiter Geschwindigkeitszusatzsollwert
δv2* für das vorgeordnete Walzgerüst 1' ermittelt. Der zweite Geschwindigkeitszusatzsollwert
δv2* ist der zweite Summand, der in den resultierenden Geschwindigkeitszusatzsollwert
δv* eingeht.
[0049] Gemäß FIG 3 ist ein Teilerglied 22 vorhanden. In dem Teilerglied 22 wird die Differenz
von Zugausgangssignal ZA und verzögertem Integralanteil IA' durch einen Wert kL dividiert.
Der Wert kL entspricht vom Ansatz her der Ableitung der Länge des Bandes 2, das sich
zwischen den beiden den Bandabschnitt begrenzenden Walzgerüsten 1', 1" befindet, nach
der Stellung ϕ des Schlingenhebers 3.
[0050] In analoger Weise ist bei der Ermittlung des zweiten Geschwindigkeitszusatzsollwerts
δv2* vorgesehen, mittels eines Multipliziergliedes 23 eine Multiplikation mit dem
Wert kL vorzunehmen und zur Kompensation dieser Multiplikation im Rahmen des Ermittelns
des zweiten Sollverstellgeschwindigkeitsanteils ω2* mittels eines Teilergliedes 24
eine Division durch den Wert kL vorzunehmen. Das mit dem Wert kL multiplizierte Schlingenausgleichssignal
wird nachfolgend als modifiziertes Schlingenausgleichssignal SA" bezeichnet.
[0051] Durch das gegenüber dem Ausgeben des resultierenden Geschwindigkeitszusatzsollwerts
δv* verzögerte Ansteuern der Verstelleinheit 14 wird erreicht, dass die Iststellung
ϕ des Schlingenhebers 3 erst dann nachgeführt wird, wenn durch den resultierenden
Geschwindigkeitszusatzsollwert δv* eine entsprechende Anpassung der zwischen den Walzgerüsten
1', 1" eingespannten Bandlänge erfolgt. Durch das Subtrahieren des zeitlich verzögerten
Integralanteils IA' vom Zugausgangssignal ZA wird erreicht, dass der Integralanteil
IA nicht permanent an den Schlingenheber 3 ausgegeben wird, sondern - entsprechend
der zeitlichen Verzögerung durch das Verzögerungsglied 19 - vom Schlingenheber 3 auf
das vorgeordnete Walzgerüst 1' (gegebenenfalls alternativ oder zusätzlich auf das
nachgeordnete Walzgerüst 1") verlagert wird. Durch die zeitliche Verzögerung des Verzögerungsgliedes
19 wird die zeitliche Verzögerung kompensiert, welche die geregelte Strecke als solche
aufweist. Dadurch werden die Wirkungen des resultierenden Geschwindigkeitszusatzsollwertes
δv* und der resultierenden Sollverstellgeschwindigkeit ω* miteinander synchronisiert.
[0052] FIG 5 zeigt die Gesamtverschaltung der Regeleinrichtung 8. Die Ausgestaltung gemäß
FIG 5 ist funktional völlig gleichwertig zu den obenstehend in Verbindung mit den
FIG 3 und 4 erläuterten Vorgehensweise. Lediglich die Reihenfolge der einzelnen Additions-,
Subtraktions- und Verzögerungsmaßnahmen ist geringfügig modifiziert. Insbesondere
wird im Rahmen von FIG 5 der unverzögerte Integralanteil IA vom modifizierten Schlingenausgleichssignal
SA" subtrahiert, wird die so ermittelte Differenz verzögert und die verzögerte Differenz
zum Zugausgangssignal ZA addiert. Diese Vorgehensweise ist insbesondere rechentechnisch
einfacher, weil das Verzögerungsglied 21 eingespart werden kann. Funktional besteht
jedoch kein Unterschied.
[0053] Prinzipiell ist es möglich, den für den Istzug Z charakteristischen Wert Z' zu messen.
In vielen Fällen ist die Messung jedoch messtechnisch aufwändig oder gar nicht möglich.
Aus diesem Grund ist gemäß den FIG 3 und 5 ein Bandzugbeobachter 25 vorhanden. Mittels
des Bandzugbeobachters 25 wird der für den Istzug Z charakteristische Wert Z' indirekt
anhand gemessener Größen ermittelt. Die gemessenen Größen können insbesondere ein
vom Schlingenheber 3 aufgebrachtes Verstellmoment MV umfassen. Weiterhin können dem
Bandzugbeobachter 25 Größen zugeführt werden, die für die Verstellgeschwindigkeit
ω des Schlingenhebers 3 und ein durch den Schlingenheber 3 bewirktes Eigenmoment ME
charakteristisch sind. Bei der Verstellgeschwindigkeit ω kann alternativ ein gemessener
Istwert verwendet werden oder die resultierende Sollverstellgeschwindigkeit ω* herangezogen
werden. Das Eigenmoment ME ist im Wesentlichen durch die Gewichtskraft der auf die
Verstelleinheit 14 wirkenden Komponenten des Schlingenhebers 3 verursacht. Das Eigenmoment
ME kann alternativ konstant sein oder eine Funktion der Iststellung ϕ des Schlingenhebers
3 sein.
[0054] Der Aufbau und die Wirkungsweise des Bandzugbeobachters 25 sind Fachleuten allgemein
bekannt. Insbesondere kann der Bandzugbeobachter 25 so aufgebaut sein wie der Lastbeobachter,
der in FIG 3 der Patentanmeldung "Lastkraftregelung einer Hydraulikzylindereinheit
mit Lastbeobachter" der Anmelderin, Zeichen der Anmelderin 200907995, eingereicht
beim Europäischen Patentamt am 03. Juli 2009, amtliches Aktenzeichen 09 164 521, detailliert
dargestellt und in Verbindung mit dieser Figur beschrieben ist. Von näheren Ausführungen
kann daher abgesehen werden.
[0055] Das erfindungsgemäße Regelverfahren liefert sehr gute Ergebnisse. Durch die nachstehend
in Verbindung mit den FIG 6 bis 8 beschriebenen Ausgestaltungen ist das Regelverfahren
noch weiter verbesserbar. Die nachstehend in Verbindung mit den FIG 6 bis 8 beschriebenen
Ausgestaltungen sind alternativ einzeln oder in Kombination miteinander realisierbar.
[0056] Gemäß FIG 6 ist zusätzlich zum Zugregler 15 und zum Schlingenregler 16 ein Momentregler
26 vorhanden. Dem Momentregler 26 werden der für den Sollzug Z* charakteristische
Wert Z'*, das Eigenmoment ME und das Verstellmoment MV zugeführt. Der Momentregler
26 ermittelt anhand der ihm zugeführten Größen Z'*, ME, MV einen Zusatzsollverstellgeschwindigkeitsanteil
ω3*. Auch der Zusatzsollverstellgeschwindigkeitsanteil ω3* geht als Summand in die
resultierende Sollverstellgeschwindigkeit ω* ein. Der Momentregler 26 kann insbesondere
als P-Regler oder als PD-Regler ausgebildet sein. Er bewirkt eine Stabilisierung des
Verhaltens der gesamten Regeleinrichtung 8.
[0057] Zusätzlich kann gemäß FIG 6 ein Heranfahrregler 27 vorhanden sein. Der Heranfahrregler
27 ist, sofern er vorhanden ist, nur in einer Anfangsphase aktiv. Der Heranfahrregler
27 wird aktiviert, sobald erkannt wird, dass das Band 2 in das dem Schlingenheber
3 nachgeordnete Walzgerüst 1" eingefädelt ist. Der Heranfahrregler 27 wird abgeschaltet,
wenn die Schlingenheberrolle 4 das Band 2 kontaktiert. Das Abschalten kann gleitend
in Abhängigkeit von der Differenz des Istzuges Z vom Sollzug Z* (bzw. der entsprechenden
charakteristischen Werte Z'*, Z') erfolgen. Der Heranfahrregler 27 sorgt dafür, dass
der Schlingenheber 3 aus der abgesenkten Position (unterhalb der Walzlinie 5) schnell
an das Band 2 angestellt wird.
[0058] Die erfindungsgemäße Regeleinrichtung 8 kann gemäß FIG 7 weiterhin einen Positionsregler
28 aufweisen. Der Positionsregler 28 wird insbesondere verwendet, wenn der Schlingenheber
3 beim Ein- oder Ausfädeln des Bandes 2 unterhalb der Walzlinie 5 in einer festen
Position gehalten werden soll. Er ist alternativ zu dem Zugregler 15 und dem Schlingenregler
16 (und gegebenenfalls auch dem Momentregler 26 und/oder dem Heranfahrregler 27) aktiv.
Die Umschaltung erfolgt - vorzugsweise gleitend - in Abhängigkeit von einer Ein- und
Ausfädelungserkennung. Der Positionsregler 28 ist vorzugsweise so aufgebaut, wie es
in der Patentanmeldung "Steuereinrichtung für eine Hydraulikzylindereinheit" der Anmelderin,
Zeichen der Anmelderin 200910164, eingereicht beim Europäischen Patentamt am 03. Juli
2009, amtliches Aktenzeichen 09 164 543, detailliert beschrieben ist. In Einzelfällen
kann weiterhin der resultierende Geschwindigkeitszusatzsollwert δv* gemäß den FIG
6 und 7 durch ein PT1-Verzögerungsglied 31 verzögert werden.
[0059] FIG 7 zeigt weiterhin, dass die Regeleinrichtung 8 eine Adaptionseinrichtung 29 aufweisen
kann. Der Adaptionseinrichtung 29 werden Größen zugeführt, die für die Stabilität
des Zugreglers 15 charakteristisch sind. Die Adaptionseinrichtung 29 ermittelt beispielsweise
eine Ersatzzeitkonstante T für den Bandzugbeobachter 25. Wenn dies der Fall ist, gibt
die Adaptionseinrichtung 29 die Ersatzzeitkonstante T an den Bandzugbeobachter 25
aus. Der Bandzugbeobachter 25 ermittelt in diesem Fall den für den Istzug Z charakteristischen
Wert Z' unter Berücksichtigung der Ersatzzeitkonstante T.
[0060] Alternativ oder zusätzlich kann die Adaptionseinrichtung 29 anhand der ihr zugeführten
Größen eine Regelverstärkung k für den Zugregler 15 ermitteln und an den Zugregler
15 ausgeben. Der Zugregler 15 ermittelt in diesem Fall das Zugausgleichssignal ZA
unter Berücksichtigung der an ihn übermittelten Regelverstärkung k.
[0061] Die für die Stabilität des Zugreglers 15 charakteristischen Größen können nach Bedarf
bestimmt sein. Beispielsweise kann die Iststellung ϕ des Schlingenhebers 3 herangezogen
werden. Unabhängig davon, anhand welcher Größen die Adaptionseinrichtung 29 die Ersatzzeitkonstante
T und/oder die Regelverstärkung k ermittelt, erfolgt die Ermittlung jedoch dynamisch,
also im laufenden Betrieb der Regeleinrichtung 8. Die Ersatzzeitkonstante T und die
Regelverstärkung k sind also Variable, nicht Parameter.
[0062] Gemäß FIG 8 kann weiterhin dem Bandzugbeobachter 25 eine Vorsteuerung 30 parallel
geschaltet sein. Durch diese Ausgestaltung kann der für den Istzug Z charakteristische
Wert Z' mit höherer Dynamik ermittelt werden. Insbesondere erscheinen Änderungen des
für den Istzug Z charakteristischen Wertes Z', die durch Änderungen der Iststellung
ϕ des Schlingenhebers 3 entstehen, sofort im charakteristischen Wert Z', ohne dass
der Bandzugbeobachter 25 erst einschwingen muss. Der Vorsteuerung 30 wird zumindest
die Iststellung ϕ des Schlingenhebers 3 als Variable zugeführt.
[0063] Die vorliegende Erfindung weist viele Vorteile auf. Insbesondere ist das erfindungsgemäße
Regelverfahren schnell und stabil. Weiterhin ist eine einfache Nachrüstbarkeit bei
existierenden Regeleinrichtungen gegeben. Weiterhin weist das erfindungsgemäße Regelverfahren
überlegene Regelergebnisse auf. Insbesondere hat eine Änderung der Iststellung ϕ des
Schlingenhebers 3 nahezu keine Auswirkungen auf den Istzug Z. Dies ist insbesondere
wichtig beim Absenken des Schlingenhebers 3 vor dem Ausfädeln des Bandes 2. Weiterhin
werden Abweichungen des Istzuges Z vom Sollzug Z* sehr schnell ausgeregelt. Dennoch
erfolgt nur eine sehr geringe Anregung von Eigenschwingungen. Ein weiterer Vorteil
des erfindungsgemäßen Regelverfahrens besteht darin, dass kein Messwert für die Verstellgeschwindigkeit
ω des Schlingenhebers 3 benötigt wird. Auch treten keine langsamen, kriechenden Einschwingvorgänge
auf, sondern es erfolgt ein schnelles Einschwingen.
[0064] Die obige Beschreibung dient ausschließlich der Erläuterung der vorliegenden Erfindung.
Der Schutzumfang der vorliegenden Erfindung soll hingegen ausschließlich durch die
beigefügten Ansprüche bestimmt sein.
1. Regelverfahren zum Regeln eines Istzuges (Z), der in einem zwischen zwei Walzgerüsten
(1', 1") eingespannten Band (2) herrscht, auf einen Sollzug (Z*) und einer Iststellung
(ϕ) eines zwischen den zwei Walzgerüsten (1', 1") angeordneten, an das Band (2) angestellten
Schlingenhebers (3) auf eine Sollstellung (ϕ*),
- wobei einem Zugregler (15) für den Sollzug (Z*) und für den Istzug (Z) charakteristische
Werte (Z'*, Z') zugeführt werden,
- wobei der Zugregler (15) anhand der ihm zugeführten charakteristischen Werte (Z'*,
Z') ein Zugausgleichssignal (ZA) ermittelt, das einen Integralanteil (IA) umfasst,
- wobei anhand des Integralanteils (IA) ein erster Geschwindigkeitszusatzsollwert
(δv1*) für mindestens eines der zwei Walzgerüste (1', 1") ermittelt wird,
- wobei der Integralanteil (IA) zeitlich verzögert wird,
- wobei anhand der Differenz von Zugausgangssignal (ZA) und verzögertem Integralanteil
(IA') ein erster Sollverstellgeschwindigkeitsanteil (ω1*) für den Schlingenheber (3)
ermittelt wird,
- wobei die Sollstellung (ϕ*) und die Iststellung (ϕ) einem Schlingenregler (16) zugeführt
werden, der anhand der Sollstellung (ϕ*) und der Iststellung (ϕ) ein Schlingenausgleichssignal
(SA) ermittelt,
- wobei durch Verzögern des Schlingenausgleichssignals (SA) ein zweiter Sollverstellgeschwindigkeitsanteil
(ω2*) für den Schlingenheber (3) ermittelt wird,
- wobei anhand des Schlingenausgleichssignals (SA) ein zweiter Geschwindigkeitszusatzsollwert
(δv2*) für das mindestens eine der zwei Walzgerüste (1', 1") ermittelt wird,
- wobei die Summe (δv*) von erstem und zweitem Geschwindigkeitszusatzsollwert (δv1*,
δ2v*) an eine Drehzahlregelung (12) für das mindestens eine der zwei Walzgerüste (1',
1") ausgegeben wird,
- wobei an eine Verstelleinheit (14), mittels derer die Stellung des Schlingenhebers
(3) eingestellt wird, eine resultierende Sollverstellgeschwindigkeit ω*) ausgegeben
wird, in die als Summanden der erste und der zweite Sollverstellgeschwindigkeitsanteil
(ω1*, ω2*) eingehen.
2. Regelverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei der Ermittlung der Geschwindigkeitszusatzsollwerte (δv1*, δv2*) relativ zu den
Sollverstellgeschwindigkeitsanteilen (ω1*, ω2*) die Ableitung der Länge des zwischen
den zwei Walzgerüsten (1', 1") eingespannten Bandes (2) nach der Stellung (ϕ) des
Schlingenhebers (3) berücksichtigt wird.
3. Regelverfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass im Rahmen des Ermittelns der resultierenden Sollverstellgeschwindigkeit (ω*) der
unverzögerte Integralanteil (IA) von einem modifizierten Schlingenausgleichssignal
(SA") subtrahiert wird, die sich ergebende Differenz verzögert wird und die verzögerte
Differenz zum Zugausgangssignal (ZA) addiert wird, wobei das modifizierte Schlingenausgleichssignal
(SA") durch Skalieren des Schlingenausgleichssignals (SA) mit einem die Ableitung
berücksichtigenden Wert (kL) ermittelt wird.
4. Regelverfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der für den Istzug (Z) charakteristische Wert (Z') indirekt anhand gemessener Größen
(MV) mittels eines Bandzugbeobachters (25) ermittelt wird.
5. Regelverfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
- dass anhand von für die Stabilität des Zugreglers (15) charakteristischen Größen dynamisch
eine Ersatzzeitkonstante (T) für den Bandzugbeobachter (25) ermittelt wird und der
Bandzugbeobachter (25) den für den Istzug (Z) charakteristischen Wert (Z') unter Berücksichtigung
der Ersatzzeitkonstante (T) ermittelt und/oder
- dass anhand der für die Stabilität des Zugreglers (15) charakteristischen Größen dynamisch
eine Regelverstärkung (k) für den Zugregler (15) ermittelt wird und der Zugregler
(15) das Zugausgleichssignal (ZA) unter Berücksichtigung der Regelverstärkung (k)
ermittelt.
6. Regelverfahren nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass dem Bandzugbeobachter (25) eine Vorsteuerung (30) parallel geschaltet ist.
7. Regelverfahren nach einem der obigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
- dass einem Momentregler (26) der für den Sollzug (Z*) charakteristische Wert (Z'*), ein
durch den Schlingenheber (3) bewirktes Eigenmoment (ME) und ein von einer Verstelleinrichtung
(14) für den Schlingenheber (3) bewirktes Verstellmoment (MV) zugeführt werden und
- dass der Momentregler (26) einen Zusatzsollverstellgeschwindigkeitsanteil (ω3*) ermittelt,
der ebenfalls als Summand in die resultierende Sollverstellgeschwindigkeit (ω*) eingeht.
8. Regelverfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Momentregler (26) als P-Regler oder als PD-Regler ausgebildet ist.
9. Computerprogramm, das Maschinencode (10) aufweist, der von einer Regeleinrichtung
(8) unmittelbar abarbeitbar ist und dessen Abarbeitung durch die Regeleinrichtung
(8) bewirkt, dass die Regeleinrichtung (8) ein Regelverfahren mit allen Schritten
eines Regelverfahrens nach einem der obigen Ansprüche ausführt.
10. Computerprogramm nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass es auf einem Datenträger (11) in maschinenlesbarer Form gespeichert ist.
11. Regeleinrichtung,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie derart ausgebildet ist, dass sie im Betrieb ein Regelverfahren mit allen Schritten
eines Regelverfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 8 ausführt.