[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur enzymatischen Behandlung von cellulosehäftigem
Textil mittels einer Lösung, die zumindest eine Sorte von Cellulase aufweist.
[0002] Enzymatische Prozesse haben in der Behandlung textiler Substrate breite Anwendung
gefunden. In den vergangenen Jahren ist den Cellulose spaltenden Enzymen (Cellulasen)
eine hohe Bedeutung bei der textilchemischen Behandlung Cellulosefasern enthaltender
Materialien zu Teil geworden. Die technisch am häufigsten eingesetzten "Total crude"
Cellullasen sind ein Gemisch von mikrobiologisch erzeugten Endo-, Exocellullasen und
Cellobiohydrolasen. Aufgabe der Cellulasen ist dabei der hydrolytische Abbau der Cellulose
durch selektive Spaltung der β-1,4-glycosidischen Bindung, wodurch lösliche Bruchstücke
aus den Polymeren entfernt und von der Behandlungslösung aufgenommen werden, wo eine
weitere Hydrolyse bis zur Glucose erfolgt. Meist wird dabei auf die Veränderung des
Griffs der Materialien, eine Entfernung von Flusen und eine Verbesserung der unerwünschten
Pillneigung der Materialien abgezielt. Ein besonderer Anwendungsbereich ist auch in
der Wäsche indigogefärbter Denim-Textilien zu finden, wo die enzymatische Behandlung
als Ersatz oder Ergänzung für die Bleichbehandlung eingesetzt wird. Hier ermöglichen
die Enzyme den sogenannten Wash-down, welcher in Waschprozessen der fertigen Textilien
zum Used-Look der Jeans führt.
[0003] Weiters ist aus dem Stand der Technik bekannt, cellulosehältige Fasern mit alkalischer
Cellulaselösung zu behandeln, da die Abbaugeschwindigkeit von Cellulose im alkalischen
Medium höher ist als im neutralen pH-Bereich. Schließlich ist es bekannt, Baumwollfasern
vor der Cellulasebehandlung mit einem Quellmittel zu versetzen, um einen enzymatischen
Abbau in dem Bereich, der das Quellmittel aufnimmt, zu verringern.
[0004] Die Textilien werden bei allen Prozessen in Großwaschmaschinen den Cellulasebehandlungen
ausgesetzt, welche durch hydrolytischen Angriff das Textil schwächen und hierdurch
in Kombination mit der Waschmechanik den Abrieb eines allfälligen Farbstoffes unterstützen,
was zur Entwicklung eines Wash-downs führt. Cellulasebehandlungen sind stets mit Verlusten
in der mechanischen Beständigkeit des Textils verbunden, was sich in herabgesetzter
Festigkeit und verminderter Scheuerbeständigkeit der behandelten Produkte im Vergleich
zu nicht behandelten Produkten zeigt. Diese Verminderung des Gebrauchswertes stellt
eine unerwünschte Folge der Cellulasebehandlung dar.
[0005] Eine Lösung dieses Problems ist in der
EP 2 000 583 A1 genannt, wo vor der eigentlichen Behandlung der cellulosischen Materialien mit Cellulasen
eine gezielte lokale Aktivierung der Fasermaterialien mit Zubereitungen vorgenommen
wird, welche konzentrierte alkalisch reagierende Substanzen enthält. Hierdurch kann
eine verstärkte Abbauleistung der cellulosespaltenden Enzyme in den behandelten Bereichen
erhalten werden, ohne die z.B. im Inneren des Materials befindlichen, für die Festigkeit
verantwortlichen Garn-Bereiche nachteilig zu beeinflussen.
[0006] Diese von der
EP 2 000 583 A1 vorgeschlagene Arbeitsweise bringt jedoch mehrere Nachteile mit sich, die aus der
Verwendung konzentrierter alkalischer Zubereitungen resultieren:
- Aus arbeitshygienischer Sicht birgt die Handhabung der konzentrierten alkalischen
Lösungen ein beachtliches Risikopotential, Es sind daher entsprechende aufwändige
Maßnahmen zur Gewährleistung der Arbeitssicherheit erforderlich, um ein sicheres Handhaben
zu gewährleisten.
- Die Zwischenlagerung der behandelten Materialien ist nicht zeitstabil möglich, da
aus der Aufnahme von Kohlendioxid aus der Luft eine partielle Neutralisation resultiert,
welche die Wirkung der aufgebrachten Lauge undefinierbar und lokal unterschiedlich
verändern kann.
- Vor der eigentlichen Enzymbehandlung ist eine sorgfältige Neutralisation der Lösungen
und der behandelten Ware erforderlich, da eine unkontrollierte Verschleppung der Natronlauge
in die Cellulasebehandlungsbäder deren Wirkung beeinträchtigt oder unter Umständen
sogar stoppen kann. Es sind dann hohe Mengen an Puffersubstanzen einzusetzen um mögliche
Laugenverschleppungen sicher abfangen zu können.
- Die erforderliche Zwischenwäsche benötigt hohe Wassermengen, wodurch zusätzliche Kosten
für Frisch- und Abwasser entstehen.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren der eingangs genannten
Gattung bereitzustellen, bei dem das Textil nur unmerklich an mechanischer Beständigkeit
verliert, jedoch die bereits zur
EP 2 000 583 A1 genannten Nachteile überwunden werden können.
[0008] Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren gemäß Anspruch 1 gelöst. Ein solches Verfahren
der eingangs genannten Gattung ist
dadurch gekennzeichnet, dass vor der Behandlung mit der cellulasehältigen Lösung eine wässrige Lösung, die einen
pH-Wert unter 7 aufweist und zumindest einen die Quellungsfähigkeit der Lösung erhöhenden
Stoff, vorzugsweise eine neutrale Salz-Lösung, enthält, nur bereichsweise auf das
Textil aufgebracht wird.
[0009] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass die Wirksamkeit von Cellulase an einem
cellulosehältigen Textil dann erhöht wird, wenn das Textil im zu behandelnden Bereich
mit einer wässrigen Lösung, die einen pH-Wert von unter 7 aufweist und einen Stoff
enthält, der die Quellungsfähigkeit erhöht, vorbehandelt wird. Ein Quellungsmittel
ist ein Stoff, der in der Lage ist, in die Cellulasestruktur zumindest lokal einzudringen
und damit eine Volumenzunahme der Cellulosestruktur zu bewirken. Das Quellmittel führt
damit zu einer Volumszunahme und meist auch zu einer signifikanten Veränderung der
physikalischen Eigenschaften, z.B. Faserfestigkeit, Biegsamkeit, Elastizität, usw.
Vom physikochemischen Zustand her, sind die Wechselwirkungen zwischen den Makromolekülen
und dem Quellungsmittel günstiger, als die intermolekularen Kräfte zwischen den Makromolekülen
einerseits und den Quellungsmittelmolekülen andererseits. Das zumindest partielle
Eindringen des Quellungsmittels in die Polymerstruktur (und damit die Volumszunahme)
ist daher energetisch begünstigt. (
Quelle D. Klemm, B. Philipp, T. Heinze, U. Heinze, W. Wagenknecht, Comprehensive Cellulose
Chemistry, Vol I und II, Wiley-VCH, 1998, ISBN 3-527-29413-9, Vol. 1, Seite 43, Kapitel
2.2 Swelling and Dissolution of Cellulose)
[0010] Bei den Quellmitteln bleibt die Zweiphasenstruktur (Cellulose in gequollenem Zustand)
und flüssige Phase, erhalten. Im Gegensatz dazu, entsteht bei Lösungsmitteln, die
in der Lage sind das Polymer aufzulösen, eine homogene einphasige Lösung des makromolekularen
Stoffs als stabiler Endzustand.
[0011] Gemäß DIN 60 000 umfasst ein Textil gleichermaßen Textilfasern, textile Halb- und
Fertigfabrikate wie zB Garn oder Textilgewebe und textile Fertigwaren wie textile
Kleidung etc. Dabei ist erfindungswesentlich, dass das Textil Cellulose aufweist (zB
Mischgewebe)-jedoch muss das Textil nicht daraus bestehen.
[0012] Bei einem solchen Verfahren kann vorgesehen sein, dass das Textil (zB die Textilfaser)
derart an der Oberfläche mit einem quellenden Stoff vorbehandelt wird, dass der Stoff
nur geringfügig in das Textil bzw. die Textilfaser eindringt. Zu diesem Zweck kann
vorgesehen sein, dass vor der Behandlung mit der cellulasehaltigen Lösung die wässrige
Lösung, vorzugsweise eine neutrale Salz-Lösung, derart auf die Oberfläche der Textilfaser
bzw. des Textils aufgebracht wird, dass sie im Wesentlichen an der Oberfläche des
Textils bleibt. Unter "im Wesentlichen an der Oberfläche der Textilfaser bleiben"
ist gemeint, dass der quellend wirkende Stoff nicht bis zum Kern der Textilfaser oder
des Textils vordringen kann, sondern unter 20 bis 30% der Dicke der Textilfaser, bevorzugt
unter 10% der Dicke der Textilfaser in die Textilfaser eindringt.
[0013] Dies wird insbesondere dadurch erreicht, dass die Behandlungslösung, d.h. die wässrige
Lösung mit pH-Wert <7 und mit einem Stoff, der die Quellungsfähigkeit erhöht, durch
Sprühen und / oder Pflatschen und / oder Rakeln und / oder Aufdrucken aufgebracht
wird.
[0014] Bevorzugt ist vorgesehen, dass die Textilfaser oder das aus einer Textilfaser gewonnene
flächige Textil, wie zB Textilgewebe, mit Mustern versehen wird, die einerseits unterschiedliche
Farbe ("Stone-Wash-Effekt"), andererseits einen angenehmeren oder veränderten Griff
aufweisen können. Für den Fall, dass die Textilfasern in einem flächigen Textil, vorzugsweise
Textilgewebe, vorliegen, lassen sich einzelne Muster auf das Textil aufbringen, die
vorgebbar sind, insbesondere durch das Aufdrucken eines vorgebbaren Druckmusters.
Dabei kann vorgesehen sein, dass der quellend wirkende Stoff nur auf einer Seite des
flächigen Textils zumindest bereichsweise aufgebracht wird. Insbesondere bei funktionellen
Textilien ist eine unterschiedliche Behandlung der beiden Seiten des flächigen Textils,
vorzugsweise Textilgewebes, von Interesse, um dadurch Vorteile bei den Funktionseigenschaften
(Wassertransport, Saugfähigkeit, Glätte etc.) zu erreichen.
[0015] Der Erfindung liegt zugrunde, dass in den Bereichen, wo eine nicht alkalisches Quellmittel,
vorzugsweise eine neutrale Salz-Lösung, aufgebracht wurde, eine erhöhte Abbaugeschwindigkeit
erzielt werden kann, da die Cellulase an diesen Stellen eine höhere Reaktionsgeschwindigkeit
aufweist.
[0016] Als quellende neutrale Lösungen können vor allem Flüssigkeiten aus den Klassen der
ionischen Flüssigkeiten (z.B. 1-n-Butyl-3-methylimidazolium-chlorid, 1-Ally-3-methyllmidazolium-chlorid
oder homologe Substanzen bzw_ entsprechende Acetate), der organischen Quellmittel
(z.B. N-Methyl-morpholin-N-oxid), der anorganischen Salze (z.B. CaC1
2, ZnC1
2, LiCl, NaSCN, MgCl
2) und komplexere Mischungen wie z,B. LiCl/N,N-Dimethylacetamid, NH
4Cl - sym-Dimethylhamstoff, NaCl/Hamstoff dienen, bevorzugt sind vor allem konzentrierte
Lösungen ökologisch unbedenklicher Stoffe wie CaCl
2, NaCl/Harnstoff, welche zum Vorteil der sicherheitstechnischen Harmlosigkeit auch
ökologische Vorteile und Kostenvorteile bieten können. Besonders vorteilhaft sind
Mischungen, die die Arbeitsweise der Enzyme nur wenig beeinträchtigen, hier sind die
bereits genannten Lösungen von CaCl
2 oder NaCl/Hamstoff als besonders vorteilhaft zu nennen.
[0017] Die Umsatzgeschwindigkeit der Reaktion Faser-Enzym hängt dabei von der vorgelegten
Fasertype (Baumwolle, Viskosefasern, Lyocellfasem usw.) sowie der Konzentration und
Aktivität der verwendeten Enzyme ab. Je nach Verarbeitungsstufe im textilen Veredlungsablauf
verändert sich die Faser in ihrer Reaktivität.
[0018] Um für die entsprechende Textilfasertype geeignete Bedingungen auszuwählen, sodass
die oben genannten Vorgaben erfüllt werden, kann es günstig sein, wenn die quellend
wirkende Lösung ein Verdickungsmittel aufweist. Um den Reaktionsverlauf zu begünstigen,
kann es weiter günstig sein, wenn die Behandlungslösung ein Feuchthaltemittel aufweist,
wobei besonders bevorzugt vorgesehen ist, dass das Feuchthaltemittel Glycerin umfasst.
Häufig sind die genannten Behandlungsprinzipien hygroskopisch, in diesen Fällen kann
die Zugabe eines zusätzlichen Feuchthaltemittels meist entfallen.
[0019] Die Behandlung cellulosischer Substrate in Lösungen verschiedenster quellend wirkender
Substanzen ist aufgrund der Möglichkeit zur Veränderung der Reaktivität der Cellulose
umfangreich untersucht worden. Nach dem Stand der Technik bekannte alkalische Behandlungslösungen
können Alkaliionen (Li-, Na-, K-ionen) enthalten, ebenso sind beispielsweise Erdalkalihydroxide
und Quartäre Ammoniumhydroxide bekannt. Auch die Behandlung in Lösungsmittelsystemen
(alkoholische Lösungen von Quellmitteln) ist nach dem Stand der Technik beschrieben
worden. Andere quellend wirkende Substanzen können aus der Klasse der ionischen Flüssigkeiten,
organischer Stoffe (NMMO, N-Methyl-morpholin-N-oxid) konzentrierter anorganischer
Salzlösungen (CaCl
2, ZnCl
2, LiCl, NaSCN, MgCl
2) und komplexere Mischungen wie z.B. LiCl/N,N-Dimethylacetamid, NH
4Cl - sym-Dimethylharnstoff, NaCl/Harnstoff stammen. Auch stark sauer reagierende Quellmittel
wie orthoPhosphorsäure und Polyphosphorsäure sind als Quellmittel beschrieben worden.
[0020] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Idee zu Grunde, die Aktivierung der Faser
nur lokalisiert vorzunehmen und damit die Geschwindigkeit des hydrolytischen Abbaus
der Cellulase auf bestimmte Bereiche der textilen Struktur zu begrenzen.
[0021] Dies wird erreicht, indem die Einwirkung der aktivierenden Quellbehandlung nur auf
Bereiche des Materials beschränkt erfolgt. Dies kann beispielsweise an der Oberfläche
der textilen Struktur erfolgen, indem die Menge an Quellmittel so aufgebracht wird,
dass nur die äusserste Struktur für den Cellulaseangriff aktiviert wird. Unerwarteterweise
kann dadurch eine starke Oberflächenaktivierung erfolgen, sodass eine vor allem auf
die Oberfläche begrenzte hydrolytische Wirkung der Enzyme erfolgt.
[0022] Die Aufbringung der aktivierenden Quellmittellösung kann nach den üblichen Verfahren
durch Sprühen, Pflatschen, Rakeln, und Minimalauftragstechniken auf einer oder beiden
Warenseiten erfolgen, wobei in einer besonders vorteilhaften Ausführungsform Drucktechniken
(Schablonendruck, Schaumdruck) zu nennen sind. Hierdurch kann sowohl eine einseitige
oberflächliche Aktivierung der Cellulose erfolgen wie auch ein Musterungseffekt realisiert
werden.
[0023] Die Vorteile der vorliegenden Verfahrensweise gegenüber der
EP 2 000 583 A1 werden gerade bei der Betrachtung der Aufbringungsarten ersichtlich, entfallen doch
durch die Verwendung nicht ätzend wirkender Prinzipien die sicherheitstechnisch bedingten
Einschränkungen zu einem hohen Anteil.
[0024] Quellungsmittel können aus der Klasse der ionischen Flüssigkeiten, organischer Stoffe
(NMMO, N-Methyl-morpholin-N-oxid), konzentrierter anorganischer Salzlösungen (CaCl
2, ZnCl
2, LiCl, NaSCN, MgCl
2) und komplexere Mischungen wie z.B. LiCl/N,N-Dimethylacetamid, NH
4Cl - sym-Dimethylharnstoff, NaC/lHarnstoff stammen oder andere dem Durchschnittsfachmann
bekannte Cellulosequellungsmittel sein.
[0025] Vorteilhafte Konzentrationen der Anwendungslösungen sind im Bereich von 0.5 M bis
zu gesättigten Lösungen, wobei die Konzentration durch den erwünschten Aktivierungseffekt,
das zu behandelnde textile Substrat und eine gegebenenfalls vorgesehene Zwischentrocknung
bestimmt wird. Bei der Zwischentrocknung erfolgt eine Aufkonzentrierung des nicht
flüchtigen Anteils in der Quellmittelzubereitung auf der Oberfläche, sodass hier gegenüber
der aufgebrachten Anwendungslösung höhere Konzentrationen erreicht werden. Der optimale
Konzentrationsbereich für ein gewünschtes Resultat wird bei Kenntnis der Erfindung
auch für den Durchschnittsfachmann durch Serienversuche einfach zu ermitteln sein.
[0026] In einer vorteilhaften Ausführungsform werden der aufgebrachten Lösung vorher Feuchthaltemittel
wie beispielsweise Glycerin beigemischt, um eine vollständige Trocknung und Verhärtung
zu verhindern.
[0027] Textile Strukturen können beispielsweise Gewebe, Gestricke, Vliese, Folien etc. sein,
wobei in Hinblick auf die zu behandelnde Materialform keine Einschränkungen bestehen.
Cellulosische Substrate können bevorzugt aus Baumwolle, Bastfasem, Viskose, Modal,
Lyocellfasern bzw. deren Mischungen mit anderen Fasern aus Cellulose oder anderen
Faserstoffen insbesondere synthetischen Materialien bestehen. In einer bevorzugten
Form werden gefärbte Textilien aus Baumwolle oder anderen Cellulosefasern bzw. deren
Mischungen mit Synthesefasern (wie z.B. Lycra, Polyesterfasern, Polyamid) behandelt,
wobei in einer besonders bevorzugten Ausführungsform Indigo gefärbte Denim Gewebe
aus Cellulosefasern behandelt werden.
[0028] Geeignete Cellulasebehandlungsverfahren können aus den nach dem Stand der Technik
vorgeschlagenen Verfahren ausgewählt werden.
[0029] Durch die lokale Aktivierung kommt es zu einer beschleunigten Hydrolyse der Cellulose
in diesen Bereichen. Erfolgt die Behandlung an der Oberfläche, so wird vor allem die
Oberfläche hydrolytisch durch die Cellulasen angegriffen und die Festigkeit und mechanische
Beständigkeit des Materials im Kern der textilen Struktur wird weniger angegriffen.
In einer besonders bevorzugten Behandlungsform wird mit Indigo ringgefärbtes Denimgewebe
aktiviert, was den Vorteil der rascheren Ablösung des Indigofarbstoffs von der Gewebeoberfläche
bietet. Hierdurch können die Waschprozesse in der Denimwäsche in vorteilhafter Weise
verkürzt werden, erfolgt die Aktivierung nach vorgegebenen Musterungen, so können
besondere Mustereffekte und Dessins realisiert werden.
[0030] Die gegenüber der
EP 2 000 583 A1 vorteilhafte Verwendung neutraler Aktivierungsprinzipien, die in vielen Fällen auch
bei Anwesenheit im Enzym-Behandlungsbad die Funktion der Enzyme nicht nachteilig beeinträchtigen,
vermindert die erforderliche Auswaschzeit der Behandlungschemikalien vor der eigentlichen
Enzymbehandlung, was zu hohen Einsparungen bei Prozeßzeit, Kosten und Wasser/Abwasser
führt.
[0031] Günstig kann weiters vorgesehen sein, dass nach dem Aufbringen der Quellmittellösung
und vor der Cellulasebehandlung ein Trocknungsschritt, vorzugsweise durch Erwärmen
des Textils erfolgt.
[0032] Die bevorzugte Ausführung sieht vor, dass das Textil zumindest bereichsweise gefärbt,
bevorzugt indigo-gefärbt ist, wobei besonders bevorzugt vorgesehen ist, dass das Textil
Textilfasern aufweist, die zu einem Gewebe, vorzugsweise Denimgewebe, verwoben sind
bzw. die quellende Substanz an fertig konfektionierten Textilien vor einer Waschbehandlung
aufgebracht wird.
[0033] Weitere Details der Erfindung werden anhand der folgenden Beispiele erläutert.
[0034] Versuchsablauf am Beispiel von Denim:
Vorbehandlung:
Probestücke (Denim, 10x15 cm, ca. 7,5 g, 500 g/m2) werden mit der Versuchslösung behandelt. Der Auftrag erfolgt oberflächlich, in diesem
Falle durch betupfen mit einem Schwamm. Ein Muster wird mit der weichen Seite des
Schwamms (A), ein weiteres mit der rauhen Seite des Schwammes (B) behandelt. Die Einwirkzeit
der Chemikalien beträgt 30 Minuten.
[0035] Danach wird die Probe durch das Quetschwerk eines Foulard abgepresst (5 bar, 2m/min),
was ein vertieftes Eindringen der Chemikalien ins Innere des Gewebes verursacht.
[0036] Eine Probe wurde sofort ausgewaschen, ein 2. Teil wurde 5 min bei 60°C getrocknet
und danach ausgewaschen, jeweils ca. 5 min unter fließendem Wasser, Es erfolgte keine
Zwischentrocknung vor der Enzymbehandlung.
[0037] Enzymbehandlung:
Die Probestücke werden noch nass jeweils einzeln in ca. 200 mL Behandlungslösung eingebracht
(Flottenverhältnis 1:25, pH 4,6 NaAcetat-Puffer, 30 mUL Primafast 100 (Cellulasezubereitung)),
darin 60 min bei 55°C (Aufheizgradient 2°/min) im Laborfärbeapparat (Labomat) behandelt.
Danach wird die Flotte sofort entfernt, mit Weichwasser aufgefüllt und die Lösung
mit Soda alkalisch gemacht um die Enzymaktivität zu stoppen. Diese Behandlung erfolgt
für 10 min bei 75°C (Aufheizgradient 5°/min) im Laborfärbeapparat. Danach werden die
Proben in Wasser ausgiebig gewaschen und getrocknet. Die Charakterisierung der Farbveränderung
erfolgt durch Messung der Farbkoordinaten als CIELab-Werte.
[0038] Die Effektivität der Behandlung der aktivierten Flächen wurde durch Vergleichsmuster
bestätigt: Hierzu wurde ein nicht aktiviertes Vergleichsmustern enzymbehandelt und
mit Aktivierungslösung behandelte Muster wurden ohne Cellulasezusatz behandelt, um
eine mögliche Farbveränderung durch die verwendeten Aktivierungschemikalien erkennen
zu können.
[0039] In Tabelle 1 sind die Resultate der unbehandelten und aktivierten Gewebe gegenübergestellt.
Die erhöhte Helligkeit durch den verstärkten Abbau an der Oberfläche der Materialien
ist gut erkennbar. Die Gesamt-Farbdifferenz ΔE ist ebenfalls berechnet und dargestellt.
Die ΔE Werte von über 10 zeigen deutlich den erhöhten Farbverlust an den vorbehandelten
Bereichen. (ΔE Werte von unter 1 werden in der Praxis als nicht feststellbare, nicht
sichtbare Differenzen gewertet, der Fachmann wertet solche Differenzen als nicht mehr
unterscheidbare Farbdifferenzen).
[0040] Tabelle 1. Farbkoordinaten Muster nach einer Cellulasebehandlung mit (Muster 1 -
IX) und ohne (Muster 0) vorhergehende Aktivierungsbehandlung mit einem Stoff, der
die Quellungsfähigkeit erhöht, sowie Vergleichsmuster ohne Enzymzusatz (Muster o0
- olX) (L* = Helligkeit (0 = Schwarz, 100 = Weiß) a* = Rot - Grün (-Wert = Grün, +Wert
= Rot) b* = Gelb - Blau (-Wert = Blau, +Wert = Gelb) und ΔE symbolisieren die CIELab-Koordinaten
bzw. die entsprechende Farbdifferenz. Das CIE-Lab-System ist ein von der Internationalen
Beleuchtungskommission (Commission Internationale d'Eclairage, CIE) 1976 festgelegter
Farbraum).
Material |
Behandlung |
Schwamm (A) |
Schwamm (B) |
|
Mit Enzym: |
L* |
ΔE |
L* |
ΔE |
0 |
Nicht aktiviert |
27,09 |
0,0 |
- |
- |
I |
4M NaSCN + 2M CaCl2 (2M Ca(SCN)2) |
29,59 |
2,43 |
36,42 |
8,43 |
II |
4M NaSCN + 2M GaCl2 (2M Ca(SCN)2) |
31,03 |
3,89 |
33,28 |
5,70 |
III |
50g CaCl2 + 50g ZnCl2 in 50g H2O |
32,37 |
3,24 |
33,35 |
6,00 |
IV |
50g GaCl2 + 50g ZnCl2 in 50g H2O |
38,37 |
10,19 |
40,22 |
11,83 |
V |
0,26M DMDHEU + 0,14M MgCl2 in 50g H2O |
30,59 |
3,21 |
33,96 |
6,16 |
VI |
0,26M DMDHEU + 0,14M MgCl2 in 50g H2O |
31,05 |
3,79 |
35,96 |
7,80 |
VII |
40g ZnCl2 + 40g MgCl2 + 10g Harnstoff in 50g H2O |
29,78 |
2,78 |
30,21 |
3,24 |
VIII |
40g ZnCl2+40g MgCl2+10g Harnstoff in 50g H2O |
29,51 |
2,18 |
31,55 |
4,32 |
IX |
40g CaCl2 + 50g HCOOH in 50g H2O |
30,69 |
3,51 |
31,47 |
4,24 |
|
Ohne Enzym |
|
|
|
|
o0 |
Nicht aktiviert |
25,22 |
0,0 |
- |
- |
oI |
4M NaSCN + 2M CaCl2 (2M Ca(SCN)2) |
24,60 |
-0,71 |
26,25 |
0,98 |
oII |
4M NaSCN + 2M CaCl2 (2M Ca(SCN)2) |
25,90 |
0,86 |
25,86 |
0,56 |
oIII |
50g CaCl2 + 50g ZnCl2 in 50g H2O |
24,98 |
-0,20 |
24,88 |
-0,19 |
oIV |
50g CaCl2 + 50g ZnCl2 in 50g H2O |
24,64 |
-0,74 |
26,21 |
0,44 |
oV |
0,26M DMDHEU + 0,14M MgCl2 in 50g H2O |
24,27 |
-0,90 |
24,94 |
-0,46 |
oVI |
0,26M DMDHEU + 0,14M MgCl2 in 50g H2O |
25,02 |
-0,34 |
26,04 |
0,77 |
oVII |
40g ZnCl2 + 40g MgCl2+10g Harnstoff in 50g Hz0 |
26,26 |
1,03 |
24,41 |
-0,60 |
oVIII |
40g ZnCl2 + 40g MgCl2 + 10g Harnstoff in 50g H2O |
25,23 |
0,02 |
24,34 |
-0,67 |
OIX |
40g CaCl2 + 50g HCOOH in 50g H2O |
25,18 |
0,12 |
25,41 |
-0,58 |
DMDHEU = Dimethyldihydroxyethylenharnstoff |
1. Verfahren zur enzymatischen Behandlung von cellulosehältigem Textil mittels einer
Lösung, die zumindest eine Sorte von Cellulase aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Behandlung mit der cellulasehältigen Lösung eine wässrige Lösung, die einen
pH-Wert unter 7 aufweist und zumindest einen die Quellungsfähigkeit der Lösung erhöhenden
Stoff, vorzugsweise eine neutrale Salz-Lösung, enthält, nur bereichsweise auf das
Textil aufgebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Behandlung mit der cellulasehaltigen Lösung die wässrige Lösung, vorzugsweise
eine neutrale Salz-Lösung, derart auf die Oberfläche des Textiles aufgebracht wird,
dass sie im Wesentlichen an der Oberfläche des Textils bleibt.
3. Verfahren nach 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Textil in flächiger Form vorliegt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die wässrige Lösung, vorzugsweise eine neutrale Salz-Lösung, nur auf einer Seite
des flächigen Textils zumindest bereichsweise aufgebracht wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Stoff ausgewählt ist aus der Gruppe der ionischen Flüssigkeiten, anorganischer
Quellmittel, anorganischer Salze oder Mischungen daraus.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Stoff ausgewählt ist aus der Gruppe 1-n-Butyl-3-methylimidazolium-chlorid, 1-Ally-3-methylimidazolium-chlorid,
homologe Substanzen bzw. entsprechende Acetate, N-Methyl-morpholin-N-oxid, CaCl2, ZnCl2, LiCl, NaSCN, MgCl2, LiCl/N,N-Dimethylacetamid, NH4Cl - sym-Dimethylhamstoff, NaCl/Harnstoff oder Mischungen daraus.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die wässrige Lösung durch Sprühen, Pflatschen, Rakeln, Aufdrucken oder Kombination
daraus auf das Textil aufgebracht wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die wässrige Lösung ein Verdickungsmittel aufweist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die wässrige Lösung ein Feuchthaltemittel aufweist.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Feuchthaltemittel Glycerin umfasst.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Aufbringen der wässrige Lösung und vor der Cellulasebehandlung ein Trocknungsschritt,
vorzugsweise durch Erwärmen, des Textils erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Textil zumindest bereichsweise gefärbt, bevorzugt indigo-gefärbt ist.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Textil Textilfasern aufweist, die zu einem Gewebe, vorzugsweise Denimgewebe,
verwoben sind.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Behandlung mit der wässrigen Lösung an fertig konfektionierten Textilien vor
einer Waschbehandlung erfolgt.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Cellulasebehandlung der Stoff ausgewaschen wird.