[0001] Die Erfindung betrifft eine Brennkraftmaschine mit mindestens einem Zylinder, mindestens
einer Abgasleitung zum Abführen der Verbrennungsgase via Abgasabführsystem aus dem
mindestens einen Zylinder und mindestens einer Ansaugleitung zum Zuführen von Frischluft
bzw. Frischgemisch via Ansaugsystem in diesen mindestens einen Zylinder, die mit mindestens
einer Abgasrückführung ausgestattet ist, wobei
- eine erste Leitung zur Abgasrückführung vorgesehen ist, die aus dem Abgasabführsystem
abzweigt und in das Ansaugsystem mündet,
- eine Kühlvorrichtung in dieser ersten Leitung zur Abgasrückführung vorgesehen ist,
um das rückzuführende Abgas zu kühlen, und
- ein erstes Steuerelement in der ersten Leitung zur Abgasrückführung vorgesehen ist,
um die Menge an mittels erster Abgasrückführung rückzuführendem Abgas einzustellen.
[0002] Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Betreiben einer derartigen
Brennkraftmaschine.
[0003] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung umfaßt der Begriff Brennkraftmaschine Dieselmotoren
und Ottomotoren, aber auch Hybrid-Brennkraftmaschinen.
[0004] Um die zukünftigen Grenzwerte für Schadstoffemissionen einzuhalten, werden nach dem
Stand der Technik verschiedene Maßnahmen ergriffen. Grundsätzlich kann zwischen Konzepten
unterschieden werden, welche die in die Umwelt emittierten Schadstoffmengen mittels
Abgasnachbehandlung zu mindern versuchen, und Konzepten, die darauf abstellen, die
Rohemissionen der Brennkraftmaschine zu verringern, d. h. der Bildung von Schadstoffen
unmittelbar während der Verbrennung entgegen zu wirken.
[0005] Bei Letzteren wird mittels sogenannter innermotorischer Maßnahmen auf den Verbrennungsprozeß
Einfluß genommen. Im Focus steht dabei unter anderem die Reduzierung der Stickoxidemissionen,
die insbesondere bei den Dieselmotoren von hoher Relevanz sind. Da die Bildung der
Stickoxide nicht nur einen Luftüberschuß, sondern auch hohe Temperaturen erfordert,
besteht ein Konzept zur Verringerung der Stickoxidemissionen darin, die Verbrennungstemperaturen
zu senken.
[0006] Dabei ist die Abgasrückführung, d. h. die Rückführung von Verbrennungsgasen von der
Abgasseite auf die Ansaugseite zielführend, bei der mit zunehmender Abgasrückführrate
die Stickoxidemissionen deutlich gesenkt werden können. Die Abgasrückführrate X
AGR bestimmt sich dabei wie folgt:

wobei m
AGR die Masse an zurückgeführtem Abgas und m
Frischluft die zugeführte - gegebenenfalls durch einen Verdichter geführte und komprimierte
- Frischluft bzw. Verbrennungsluft bezeichnet.
[0007] Die Abgasrückführung (AGR) eignet sich auch zur Reduzierung der Emissionen an unverbrannten
Kohlenwasserstoffen im Teillastbereich.
[0008] Um eine deutliche Senkung der Stickoxidemissionen zu erreichen, sind hohe Abgasrückführraten
erforderlich, die in der Größenordnung von X
AGR ≈ 60% bis 70% liegen können. Zur Einstellung der rückzuführenden Abgasmenge, d. h.
der Rückführrate ist nach dem Stand der Technik ein Steuerelement, welches auch als
AGR-Ventil bezeichnet wird, in der Leitung zur Abgasrückführung vorgesehen. Häufig
wird als AGR-Ventil ein stufenlos verstellbares Tellerventil verwendet.
[0009] Es sind somit Konzepte erforderlich, die hohe Abgasrückführraten sicherstellen. Das
rückgeführte Abgas kann hierzu beispielsweise einem Verdichter zugeführt und komprimiert
werden, wodurch die rückgeführte Abgasmenge gesteigert werden kann. Häufig wird eine
Kühlvorrichtung vorgesehen, mit der das rückzuführende Abgas vor Eintritt in den mindestens
einen Zylinder gekühlt wird. Die Kühlvorrichtung senkt die Abgastemperatur und steigert
damit die Dichte des Abgases, wodurch auch die Kühlvorrichtung zu einer höheren Abgasrückführrate
beiträgt. Durch die Kühlung des rückzuführenden heißen Abgases wird zudem die Temperatur
der Zylinderfrischladung gesenkt, d. h. die Kühlung des Abgases trägt zu einer besseren
Füllung des Brennraums mit Frischluft bzw. Frischgemisch bei.
[0010] Jedoch ist man nach einem Kaltstart bzw. in der Warmlaufphase der Brennkraftmaschine
grundsätzlich bemüht, die Betriebstemperatur der Brennkraftmaschine möglichst schnell
anzuheben, weshalb eine Kühlung des Abgases in diesem Betriebszustand nicht sinnvoll
ist. Die Emissionen an unverbrannten Kohlenwasserstoffen und die Emissionen an Kohlenmonoxid,
die aus einer unvollständigen Verbrennung infolge zu niedriger Zylindertemperaturen
resultieren, sollen gesenkt und die Abgastemperatur angehoben werden, so dass stromabwärts
der Zylinder im Abgasabführsystem angeordnete Abgasnachbehandlungssysteme schneller
ihre Anspringtemperatur bzw. erforderliche Betriebstemperatur erreichen.
[0011] Es ist daher zielführend, in der Warmlaufphase der Brennkraftmaschine die Kühlung
des Abgases im Rahmen der Rückführung zu unterbinden. Hierzu wird die Abgasrückführung
nach dem Stand der Technik mit einem Bypaßventil ausgestattet, welches eine Umgehung
der Kühlvorrichtung im Rahmen der Rückführung des Abgases gestattet und stromaufwärts
oder stromabwärts des AGR-Ventils in der Rückführleitung angeordnet sein kann.
[0012] Das Bypaßventil ist nach dem Stand der Technik zweistufig schaltbar ausgeführt, was
gegenüber einem stufenlos verstellbaren Element die Steuerung vereinfacht und Kostenvorteile
bietet. Jedoch bietet das Bypaßventil entsprechend seinen zwei Schaltzuständen lediglich
die beiden Möglichkeiten, entweder das gesamte Abgas vollständig durch die Kühlvorrichtung
hindurchzuführen oder aber das gesamte Abgas an der Kühlvorrichtung vorbei zu leiten,
weshalb die Möglichkeiten der Einflußnahme auf die Temperatur der Zylinderfrischladung
beschränkt sind. Entweder wird das gesamte rückzuführende Abgas gekühlt oder aber
das gesamte rückzuführende Abgas wird den Zylindern ungekühlt zugeführt.
[0013] In einem ersten Schaltungszustand verschließt das Bypaßventil nämlich die Zufuhr
zur Kühlvorrichtung vollständig und gibt eine Umgehungsleitung für das Abgas frei,
mit der das rückzuführende Abgas an der Kühlvorrichtung vorbei geführt wird. Gemäß
einem zweiten Schaltungszustand wird die Zufuhr zur Kühlvorrichtung geöffnet und die
Umgehungsleitung vollständig verschlossen. Eine Aufteilung des rückzuführenden Abgasstroms
in einen gekühlten und einen ungekühlten Teilabgasstrom ist nicht möglich bzw. nicht
vorgesehen, weshalb die gezielte Einstellung einer bestimmten Temperatur T
Zyl der Zylinderfrischladung nach dem Stand der Technik nicht möglich ist. Dies wäre
aber vorteilhaft, da die Menge an emittierten Schadstoffen, d.h. Rohemissionen maßgeblich
von der Temperatur T
Zyl der Zylinderfrischladung und damit von der Temperatur T
AGR des rückgeführten Abgases mitbestimmt wird und die Emissionen nicht grundsätzlich
mit steigender Temperatur immer weiter abnehmen, sondern vielmehr eine erneute Zunahme
einzelner Schadstoffe bei Überschreiten einer bestimmten Grenztemperatur T
Grenz zu beobachten ist. Dies gilt namentlich für die Emissionen an unverbrannten Kohlenwasserstoffen
und die Emissionen an Kohlenmonoxid.
[0014] Vor dem Hintergrund des oben Gesagten ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
eine Brennkraftmaschine gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 bereitzustellen, mit
der die aus dem Stand der Technik bekannten Nachteile überwunden werden und insbesondere
die Temperatur T
AGR des rückgeführten Abgases und damit die Temperatur T
Zyl der Zylinderfrischladung in höherem Maße beeinflußbar ist.
[0015] Eine weitere Teilaufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zum Betreiben
einer Brennkraftmaschine der oben genannten Art aufzuzeigen.
[0016] Gelöst wird die erste Teilaufgabe durch eine Brennkraftmaschine mit mindestens einem
Zylinder, mindestens einer Abgasleitung zum Abführen der Verbrennungsgase via Abgasabführsystem
aus dem mindestens einen Zylinder und mindestens einer Ansaugleitung zum Zuführen
von Frischluft bzw. Frischgemisch via Ansaugsystem in diesen mindestens einen Zylinder,
die mit mindestens einer Abgasrückführung ausgestattet ist, wobei
- eine erste Leitung zur Abgasrückführung vorgesehen ist, die aus dem Abgasabführsystem
abzweigt und in das Ansaugsystem mündet,
- eine Kühlvorrichtung in dieser ersten Leitung zur Abgasrückführung vorgesehen ist,
um das rückzuführende Abgas zu kühlen, und
- ein erstes Steuerelement in der ersten Leitung zur Abgasrückführung vorgesehen ist,
um die Menge an mittels erster Abgasrückführung rückzuführendem Abgas einzustellen,
und die dadurch gekennzeichnet ist, dass
- eine zweite Leitung zur Abgasrückführung vorgesehen ist, und
- ein zweites Steuerelement in dieser zweiten Leitung zur Abgasrückführung vorgesehen
ist, um die Menge an mittels zweiter Abgasrückführung rückzuführendem Abgas einzustellen.
[0017] Dabei ist im Rahmen der vorliegenden Erfindung die mindestens eine Abgasleitung als
zum Abgasabführsystem und die mindestens eine Ansaugleitung als zum Ansaugsystem gehörend
anzusehen.
[0018] Die erfindungsgemäße Brennkraftmaschine ist im Gegensatz zu den aus dem Stand der
Technik bekannten Brennkraftmaschinen mit zwei voneinander unabhängig steuerbaren
Leitungen zur Abgasrückführung ausgestattet und zwar mit einer gekühlten und einer
ungekühlten Abgasrückführung.
[0019] Da jede dieser beiden Abgasrückführungen über ein Steuerelement zur Einstellung der
rückgeführten Abgasmenge verfügt, kann der gesamte rückzuführende Abgasstrom in einen
gekühlten und einen ungekühlten Teilabgasstrom aufgeteilt werden, weshalb die gezielte
Einstellung einer bestimmten Temperatur T
AGR der insgesamt zurückgeführten Abgasmenge und damit der Temperatur T
Zyl der Zylinderfrischladung vorgenommen werden kann.
[0020] Die Temperatur T
AGR der insgesamt zurückgeführten Abgasmenge stellt sich bei der Mischung der beiden
Teilabgasströme unterschiedlicher Temperatur ein und kann eine theoretische Temperatur
sein, falls beide Teilströme direkt in das Ansaugsystem geleitet werden, d.h. vor
Einbringen in das Ansaugsystem nicht zusammengeführt werden.
[0021] Damit wird die erste der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe gelöst, nämlich eine
Brennkraftmaschine bereitzustellen, mit der die Temperatur T
Zyl der Zylinderfrischladung mittels Abgasrückführung in höherem Maße beeinflußbar ist
als nach dem Stand der Technik.
[0022] Vorteilhaft an der erfindungsgemäßen Brennkraftmaschine ist auch die Redundanz betreffend
die Abgasrückführung. Falls eine der beiden Leitungen zur Abgasrückführung infolge
Störung ausfällt, kann mittels der verbliebenen intakten Abgasrückführung weiter Abgas
zurückgeführt werden, weil beide Abgasrückführungen mit voneinander unabhängig betätigbaren
Steuerelementen ausgestattet sind.
[0023] Neben der zusätzlich geschaffenen Möglichkeit den rückzuführenden Abgasstrom aufzuteilen,
kann das gesamte rückzuführende Abgas auch bei der erfindungsgemäßen Brennkraftmaschine
vollständig durch die Kühlvorrichtung hindurch oder an der Kühlvorrichtung vorbei
geführt werden. Hierzu ist lediglich das erste bzw. zweite Steuerelement zu verschließen
und gleichzeitig das jeweils andere Steuerelement zu öffnen.
[0024] Vorteilhaft sind Ausführungsformen der Brennkraftmaschine, bei denen das erste Steuerelement
bzw. das zweite Steuerelement stufenlos verstellbar ist, d.h. der Strömungsquerschnitt
stufenlos veränderbar ist. Sind beide Steuerelemente stufenlos verstellbar, bietet
dies die größtmögliche Freiheit bzw. Vielfalt bei der Aufteilung des rückzuführenden
Abgasstroms.
[0025] Insbesondere in Betriebszuständen, in denen das gesamte rückzuführende Abgas ungekühlt
durch die zweite Leitung zurückgeführt werden soll, ist es vorteilhaft, wenn das zweite
Steuerelement stufenlos verstellbar ist, um die Menge an rückgeführtem Abgas möglichst
genau dosieren, d.h. die Rückführrate festlegen zu können. Stufenlos verstellbare
Steuerelemente erweisen sich auch als vorteilhaft bei der Einstellung einer bestimmten
vorgebbaren Temperatur T
Zyl der Zylinderfrischladung.
[0026] Nichtsdestotrotz lösen auch Ausführungsformen mit mehrstufig verstellbaren Steuerelementen
die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe, nämlich die Temperatur der Zylinderfrischladung
mittels Abgasrückführung in höherem Maße beeinflußbar zu machen als dies nach dem
Stand der Technik möglich ist. Bei mehrstufig verstellbaren, d. h. mehrstufig schaltbaren
Steuerelementen läßt sich der Strömungsquerschnitt schrittweise vergrößern bzw. verkleinern
und folglich die durch diesen Strömungsquerschnitt hindurchgeführte Abgasmenge in
Stufen, d. h. in mehr oder weniger großen Schritten verändern.
[0027] Vorteilhaft sind Ausführungsformen der Brennkraftmaschine, bei denen das erste Steuerelement
bzw. das zweite Steuerelement elektrisch, hydraulisch, pneumatisch, mechanisch oder
magnetisch steuerbar ist, vorzugsweise mittels der Motorsteuerung der Brennkraftmaschine.
[0028] Vorteilhaft sind Ausführungsformen der Brennkraftmaschine, bei denen das erste Steuerelement
bzw. das zweite Steuerelement eine Klappe oder ein Schieber ist. Vorteilhaft sind
insbesondere Ausführungsformen der Brennkraftmaschine, bei denen das erste Steuerelement
bzw. das zweite Steuerelement ein Tellerventil ist, welches translatorisch verschiebbar
ist und im Rahmen einer Hubbewegung einen mehr oder weniger großen Strömungsquerschnitt
freigibt. Ein Tellerventil zeichnet sich durch einen - im Vergleich zu anderen Bauarten
- geringen Leckagestrom aus.
[0029] Weitere vorteilhafte Ausführungsformen der Brennkraftmaschine werden im Zusammenhang
mit den Unteransprüchen erörtert.
[0030] Vorteilhaft sind Ausführungsformen der Brennkraftmaschine, bei denen das erste Steuerelement
stromabwärts der Kühlvorrichtung in der ersten Leitung zur Abgasrückführung angeordnet
ist. Gemäß dieser Ausführungsform wird das erste Steuerelement von einem bereits gekühlten
Abgasstrom durchströmt.
[0031] Ein stromabwärts der Kühlvorrichtung vorgesehenes Steuerelement, d. h. AGR-Ventil
wird thermisch weniger stark belastet, so dass gegebenenfalls auf eine Kühlung des
AGR-Ventils verzichtet werden kann bzw. weniger temperaturfeste und damit kostengünstigere
Werkstoffe zur Herstellung des Ventils verwendet werden können.
[0032] Vorteilhaft können aber auch Ausführungsformen der Brennkraftmaschine sein, bei denen
das erste Steuerelement stromaufwärts der Kühlvorrichtung in der ersten Leitung zur
Abgasrückführung angeordnet ist.
[0033] Ein stromaufwärts der Kühlvorrichtung vorgesehenes Steuerelement verhindert, dass
die Kühlvorrichtung fortwährend, d. h. auch in Betriebszuständen, in denen kein Abgas
via Kühlvorrichtung in das Ansaugsystem zurückgeführt werden soll, mit heißem Abgas
beaufschlagt wird. Zu berücksichtigen ist dabei, dass das Zuführen von Abgas in die
Kühlvorrichtung zu einer Verschmutzung der Kühlvorrichtung führt und ein stromaufwärts
der Kühlvorrichtung vorgesehenes Steuerelement im geschlossenen Zustand eine Beaufschlagung
mit Abgas und damit eine Verschmutzung unterbindet.
[0034] Ein wesentlicher Grund für die Verschmutzung ist, dass Abgasbestandteile beim Durchströmen
der Kühlvorrichtung infolge der sinkenden Abgastemperatur auskondensieren und sich
an den Innenwandungen der Kühlvorrichtung ablagern. Die Ablagerungen führen zu einer
Verengung der Strömungsquerschnitte und erhöhen auf diese Weise den Strömungswiderstand
der Kühlvorrichtung für den Abgasstrom. Zudem nehmen der Wärmeübergang und damit die
Kühlleistung aufgrund der Verschmutzung ab.
[0035] Da das stromaufwärts der Kühlvorrichtung vorgesehene Steuerelement prinzipbedingt
mit dem ungekühlten, d. h. dem heißen Abgas beaufschlagt wird, kann es vorteilhaft,
gegebenenfalls notwendig sein, dieses Steuerelement zu kühlen.
[0036] Vorteilhaft sind daher auch Ausführungsformen der Brennkraftmaschine, bei denen das
erste Steuerelement mit einer Kühlung ausgestattet ist, wobei die Kühlung eine Flüssigkeitskühlung
oder eine Luftkühlung sein kann.
[0037] Das gekühlte Steuerelement trägt zur Gesamtkühlleistung innerhalb der Abgasrückführung
bei. Je mehr Wärme dem Abgas beim Durchströmen des Steuerelements entzogen wird, desto
kleiner kann die eigentliche Kühlvorrichtung dimensioniert werden, was Vorteile hinsichtlich
der Kosten bietet und einem dichten Packaging im Motorraum entgegen kommt.
[0038] Mit einer Flüssigkeitskühlung können wesentlich größere Wärmemengen abgeführt werden
als mit einer Luftkühlung, bei der der Wärmeabtransport mittels einer über die Oberfläche
des Steuerelements geführten Luftströmung erfolgt, die beispielsweise mittels Gebläse
erzwungen wird.
[0039] Vorteilhaft sind daher insbesondere Ausführungsformen der Brennkraftmaschine, bei
denen das erste Steuerelement mit einer Flüssigkeitskühlung ausgestattet ist. Hierzu
ist das Steuerelement mit Kühlmittelkanälen auszustatten, die das Kühlmittel durch
das Element hindurchführen. Die die Flüssigkeitskühlung ausbildenden Wandungen sind
möglichst großflächig auszubilden, um den Wärmeübergang durch Konvektion zu erhöhen,
was beispielsweise durch die Anordnung von Kühlrippen bzw. Kühlnoppen erfolgen kann.
[0040] Die Ausstattung des ersten Steuerelements mit einer Kühlung ermöglicht die Verwendung
von weniger temperaturfesten und damit kostengünstigeren Werkstoffen zur Herstellung
des Elements.
[0041] Die Leitung der ersten Abgasrückführung als solche kann ebenfalls gekühlt werden.
So kann die Leitung mit einer Flüssigkeitskühlung, d. h. einem die Leitung umgebenden
Kühlmittelmantel ausgestattet oder mit Rippen zur Erhöhung der Wärmeabgabe infolge
Konvektion versehen werden.
[0042] Grundsätzlich kann auch das zweite Steuerelement mit einer Kühlung ausgestattet werden.
Da es aber im Rahmen der vorliegenden Erfindung die vorrangige Aufgabe der zweiten
Abgasrückführung ist, heißes bzw. ungekühltes Abgas zurückzuführen, d.h. Abgas an
der Kühlvorrichtung vorbei zu führen, sind insbesondere Ausführungsformen der Brennkraftmaschine
vorteilhaft, bei denen das zweite Steuerelement ein ungekühltes Steuerelement ist.
[0043] Zudem muß berücksichtigt werden, dass die zweite Abgasrückführung häufig in Betriebszuständen
der Brennkraftmaschine Anwendung findet, in denen das Abgas eine vergleichsweise niedrige
Temperatur aufweist und eine Kühlung des Abgases ohnehin nicht beabsichtigt ist, beispielsweise
nach einem Kaltstart oder bei niedrigen Drehzahlen bzw. niedrigen Lasten.
[0044] Aus denselben Gründen sind auch Ausführungsformen der Brennkraftmaschine vorteilhaft,
bei denen die zweite Leitung zur Abgasrückführung wärmeisoliert ist. Die Wärmeisolierung
trägt dazu bei, dass dem Abgas beim Durchströmen der zweiten Leitung möglichst wenig
Wärme entzogen wird und das Abgas beim Austreten aus der zweiten Leitung eine möglichst
hohe Temperatur aufweist, was insbesondere während der Warmlaufphase der Brennkraftmaschine
günstig ist. Die Isolierung unterstützt auf diese Weise die zweite Abgasrückführung
in ihrer ursprünglichen Funktion, möglichst heißes Abgas zurückzuführen.
[0045] Vorteilhaft kann aber auch eine Ausführungsform der Brennkraftmaschine sein, bei
der bewußt auf eine Wärmeisolierung der zweiten Leitung zur Abgasrückführung verzichtet
wird.
[0046] Wie bereits weiter oben ausgeführt wurde, kann eine zu hohe Temperatur T
Zyl der Zylinderfrischladung bzw. eine zu hohe Temperatur T
AGR des rückgeführten Abgases zu einem erneuten Anstieg der Rohemissionen führen, wenn
nämlich die Temperatur T
Zyl der Zylinderfrischladung eine bestimmte Grenztemperatur T
Grenz überschreitet.
[0047] Eine Maßnahme, um das Überschreiten der Grenztemperatur zu verhindern, besteht darin,
die Temperatur des mittels der zweiten Abgasrückführung zurückgeführten Abgases zu
limitieren, d. h. zu begrenzen. Das Weglassen der Wärmeisolierung sorgt für bzw. unterstützt
einen ungestörten Wärmeübergang an die Umgebung durch Wärmeleitung, Konvektion und
Wärmestrahlung und damit für eine Temperaturabsenkung bzw. Temperaturbegrenzung im
Abgas.
[0048] Vorteilhaft sind Ausführungsformen der Brennkraftmaschine, bei denen die zweite Leitung
zur Abgasrückführung stromaufwärts der Kühlvorrichtung von der ersten Leitung zur
Abgasrückführung abzweigt. Dies sorgt in einer Vielzahl von Anwendungsfällen für eine
Verkürzung der zweiten Leitung zur Abgasrückführung im Vergleich zu Ausführungsformen,
bei denen die zweite Abgasrückführleitung - wie die erste Leitung - direkt aus dem
Abgasabführsystem abzweigt.
[0049] Die Verkürzung der zweiten Leitung reduziert die Masse und die Länge und damit die
thermische Trägheit dieser Leitung, was im Hinblick auf eine Minimierung der Wärmeverluste
zielführend ist. Die Verkleinerung der mit Abgas beaufschlagten Oberfläche der Rückführleitung
vermindert den Wärmeübergang. Geeignete Werkstoffe können diesen Effekt unterstützen.
[0050] Die vorgeschlagene Ausführungsform unterstützt zudem ein möglichst dichtes Packaging
im Motorraum.
[0051] Aus denselben Gründen sind Ausführungsformen der Brennkraftmaschine vorteilhaft,
bei denen die zweite Leitung zur Abgasrückführung stromabwärts der Kühlvorrichtung
in die erste Leitung zur Abgasrückführung mündet. Eine Mischung der Abgasteilströme
der beiden Abgasrückführungen findet dabei vor Einbringen der rückgeführten Abgasmengen
in das Ansaugsystem statt.
[0052] Die beiden vorstehenden Ausführungsformen sind
dadurch gekennzeichnet, dass eine gemeinsame Leitung zur Abgasrückführung vom Abgasabführsystem abzweigt und/oder
in das Ansaugsystem einmündet.
[0053] Insofern entsprechen Ausführungsformen, bei denen die erste Leitung zur Abgasrückführung
stromaufwärts der Kühlvorrichtung von der zweiten Leitung zur Abgasrückführung abzweigt
bzw. Ausführungsformen, bei denen die erste Leitung zur Abgasrückführung stromabwärts
der Kühlvorrichtung in die zweite Leitung zur Abgasrückführung mündet, den zuvor beschriebenen
Ausführungsformen.
[0054] Grundsätzlich sind aber auch Ausführungsformen, bei denen die erste Leitung und die
zweite Leitung zur Abgasrückführung getrennt voneinander oder unmittelbar benachbart
zueinander direkt von dem Abgasabführsystem abzweigen bzw. in das Ansaugsystem einmünden,
erfindungsgemäße Brennkraftmaschinen. Auch diese Ausführungsformen können im Einzelfall
hinsichtlich eines dichten Packaging bzw. hinsichtlich einer bevorzugten Leitungslänge
bzw. Leitungsführung vorteilhaft sein. Sie bieten bei der Auslegung des Rückführsystems
konstruktiv die meisten Freiheiten.
[0055] Handelt es sich bei der Brennkraftmaschine um eine mittels Turbolader aufgeladene
Brennkraftmaschine, können die Abgasrückführungen als Hochdruck-AGR oder aber als
Niederdruck-AGR ausgelegt werden. Während das Abgas bei einer Hochdruck-AGR stromaufwärts
der Turbine entnommen wird, erfolgt dies bei der sogenannten Niederdruck-AGR stromabwärts
der Turbine. Dies hat den Vorteil, dass das rückzuführende Abgas vor der Rückführung
die Turbine durchströmt und somit für den Antrieb der Turbine zur Verfügung steht.
Hohe AGR-Raten, d. h. große rückgeführte Abgasmengen führen dann nicht zwangsläufig
zu einem Abfall des Turbinendruckverhältnisses und zu Einbußen beim Drehmomentangebot.
[0056] Die zweite der Erfindung zugrunde liegende Teilaufgabe, nämlich ein Verfahren zum
Betreiben einer Brennkraftmaschine nach einer der zuvor genannten Arten aufzuzeigen,
wird gelöst durch ein Verfahren, das dadurch gekennzeichnet ist, dass das erste Steuerelement
und das zweite Steuerelement in der Weise betätigt werden, dass die Temperatur T
Zyl der Zylinderfrischladung eine vorgebbare Grenztemperatur T
Grenz nicht überschreitet.
[0057] Das im Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen Brennkraftmaschine Gesagte gilt ebenfalls
für das erfindungsgemäße Verfahren. Insbesondere wird Bezug genommen auf die verfahrenstechnischen
Merkmale, welche im Rahmen der Beschreibung der Brennkraftmaschine erörtert werden,
und die Betätigung der Steuerelemente in Abhängigkeit vom momentanen Betriebszustand
der Brennkraftmaschine.
[0058] Vorteilhaft sind insbesondere Verfahrensvarianten, bei denen das erste Steuerelement
in der Warmlaufphase der Brennkraftmaschine vollständig verschlossen wird.
[0059] Vorteilhaft sind Verfahrensvarianten, bei denen das erste und ausgehend vom Leerlaufbetrieb
der Brennkraftmaschine geschlossene Steuerelement mit zunehmender Last und/oder Drehzahl
in Richtung Offenstellung betätigt wird. Diese Vorgehensweise trägt dem Umstand Rechnung,
dass in der Regel die Rückführrate mit zunehmender Last und/oder Drehzahl gesteigert
wird.
[0060] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von zwei Ausführungsbeispielen gemäß den Figuren
1 und 2 näher beschrieben. Hierbei zeigt:
- Fig. 1
- schematisch eine erste Ausführungsform der Brennkraftmaschine, und
- Fig. 2
- schematisch eine zweite Ausführungsform der Brennkraftmaschine.
[0061] Figur 1 zeigt eine erste Ausführungsform der Brennkraftmaschine 1 am Beispiel eines
VierZylinder-Reihenmotors, der vier entlang der Zylinderkopflängsachse, d. h. in Reihe
angeordnete Zylinder 2 aufweist.
[0062] Die Brennkraftmaschine 1 verfügt über ein Ansaugsystem 4, über welches den Zylindern
2 Frischgemisch bzw. rückgeführtes Abgas zugeführt wird und über ein Abgasabführsystem
3 zum Abführen der Verbrennungsgase aus den Zylindern 2.
[0063] Die Brennkraftmaschine 1 ist mit zwei Abgasrückführungen 5, 9 ausgestattet, nämlich
einer gekühlten Abgasrückführung 5 und einer ungekühlten, d. h. heißen Abgasrückführung
9, mit denen Abgas aus dem Abgasabführsystem 3 in das Ansaugsystem 4 zurückgeführt
wird.
[0064] Die erste Abgasrückführung 5 umfaßt eine erste Leitung 6 zur Abgasrückführung 5,
die aus dem Abgasabführsystem 3 abzweigt und in das Ansaugsystem 4 mündet und in der
eine Kühlvorrichtung 8 vorgesehen ist, um das rückzuführende Abgas zu kühlen. Um die
Abgasmenge einzustellen, die mit der ersten Abgasrückführung 5 zurückgeführt wird,
ist ein erstes Steuerelement 7 in der ersten Leitung 6 stromaufwärts der Kühlvorrichtung
8 angeordnet, welches mit einer Flüssigkeitskühlung ausgestattet ist (nicht dargestellt)
und gemäß dem Schaltungszustand in Figur 1 geschlossen ist, so dass kein gekühltes
Abgas zurückgeführt wird.
[0065] Eine zweite Leitung 10 zur Abgasrückführung 9, in der ein zweites Steuerelement 11
vorgesehen ist, bildet die ungekühlte, zweite Abgasrückführung 9. Das zweite Steuerelement
11 ist ungekühlt und dient dazu, die Abgasmenge einzustellen, die mit der zweiten
Abgasrückführung 9 zurückgeführt wird. Gemäß dem Schaltungszustand in Figur 1 ist
das zweite Steuerelement 11 geöffnet, so dass ungekühltes, d. h. heißes Abgas zurückgeführt
wird (doppelt gestrichelte Linie).
[0066] Beide Steuerelemente 7, 11 sind als Tellerventile ausgebildet. Die erste Leitung
6 und die zweite Leitung 10 zweigen unmittelbar benachbart zueinander, d. h. an derselben
Stelle direkt vom Abgasabführsystem 3 ab und münden getrennt voneinander in das Ansaugsystem
4.
[0067] Figur 2 zeigt schematisch eine zweite Ausführungsform der Brennkraftmaschine 1. Es
sollen nur die Unterschiede zu der in Figur 1 dargestellten Ausführungsform erörtert
werden, weshalb im Übrigen Bezug genommen wird auf Figur 1. Für dieselben Bauteile
wurden dieselben Bezugszeichen verwendet.
[0068] Im Unterschied zu der in Figur 1 dargestellten Ausführungsform ist das erste Steuerelement
7 stromabwärts der Kühlvorrichtung 8 in der ersten Leitung 6 angeordnet, so dass die
Kühlvorrichtung 8 während des Betriebs der Brennkraftmaschine 1 ständig mit Abgas
beaufschlagt wird und zwar auch dann, wenn kein gekühltes Abgas zurückgeführt wird.
Bezugszeichen
[0069]
- 1
- Brennkraftmaschine
- 2
- Zylinder
- 3
- Abgasabführsystem
- 4
- Ansaugsystem
- 5
- erste Abgasrückführung
- 6
- erste Leitung zur Abgasrückführung
- 7
- erstes Steuerelement
- 8
- Kühlvorrichtung
- 9
- zweite Abgasrückführung
- 10
- zweite Leitung zur Abgasrückführung
- 11
- zweites Steuerelement
- AGR
- Abgasrückführung
- mAGR
- Masse an zurückgeführtem Abgas
- mFrischluft
- Masse an zugeführter Frischluft bzw. Verbrennungsluft
- TAGR
- Temperatur des rückgeführten Abgases, Temperatur der insgesamt zurückgeführten Abgasmenge
- TGrenz
- Grenztemperatur
- TZyl
- Temperatur der Zylinderfrischladung
- XAGR
- Abgasrückführrate
1. Brennkraftmaschine (1) mit mindestens einem Zylinder (2), mindestens einer Abgasleitung
zum Abführen der Verbrennungsgase via Abgasabführsystem (3) aus dem mindestens einen
Zylinder (2) und mindestens einer Ansaugleitung zum Zuführen von Frischluft bzw. Frischgemisch
via Ansaugsystem (4) in diesen mindestens einen Zylinder (2), die mit mindestens einer
Abgasrückführung (5) ausgestattet ist, wobei
- eine erste Leitung (6) zur Abgasrückführung (5) vorgesehen ist, die aus dem Abgasabführsystem
(3) abzweigt und in das Ansaugsystem (4) mündet,
- eine Kühlvorrichtung (8) in dieser ersten Leitung (6) zur Abgasrückführung (5) vorgesehen
ist, um das rückzuführende Abgas zu kühlen, und
- ein erstes Steuerelement (7) in der ersten Leitung (6) zur Abgasrückführung (5)
vorgesehen ist, um die Menge an mittels erster Abgasrückführung (5) rückzuführendem
Abgas einzustellen,
dadurch gekennzeichnet, dass
- eine zweite Leitung (10) zur Abgasrückführung (9) vorgesehen ist, und
- ein zweites Steuerelement (11) in der zweiten Leitung (10) zur Abgasrückführung
(9) vorgesehen ist, um die Menge an mittels zweiter Abgasrückführung (9) rückzuführendem
Abgas einzustellen.
2. Brennkraftmaschine (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Steuerelement (7) stromabwärts der Kühlvorrichtung (8) in der ersten Leitung
(6) zur Abgasrückführung (5) angeordnet ist.
3. Brennkraftmaschine (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Steuerelement (7) mit einer Kühlung ausgestattet ist.
4. Brennkraftmaschine (1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Steuerelement (11) ein ungekühltes Steuerelement ist.
5. Brennkraftmaschine (1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Leitung (10) zur Abgasrückführung (9) wärmeisoliert ist.
6. Brennkraftmaschine (1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Leitung (10) zur Abgasrückführung (9) stromaufwärts der Kühlvorrichtung
(8) von der ersten Leitung (6) zur Abgasrückführung (5) abzweigt.
7. Brennkraftmaschine (1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Leitung (10) zur Abgasrückführung (9) stromabwärts der Kühlvorrichtung
(8) in die erste Leitung (6) zur Abgasrückführung (5) mündet.
8. Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine (1) nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das erste Steuerelement (7) und das zweite Steuerelement (11) in der Weise betätigt
werden, dass die Temperatur TZyl der Zylinderfrischladung eine vorgebbare Grenztemperatur TGrenz nicht überschreitet.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Steuerelement (11) in der Warmlaufphase der Brennkraftmaschine (1) vollständig
verschlossen wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das erste und ausgehend vom Leerlaufbetrieb der Brennkraftmaschine (1) geschlossene
Steuerelement (11) mit zunehmender Last und/oder Drehzahl in Richtung Offenstellung
betätigt wird.