[0001] Die Erfindung betrifft eine Steuervorrichtung für eine Kolben-Zylinder-Anordnung,
wobei die Kolben-Zylinder-Anordnung einen Zylinder und einen zumindest teilweise in
dem Zylinder aufgenommenen und den Zylinderinnenraum längs der Zylinderachse in zwei
Teilräume unterteilenden Kolben aufweist, mit einer mit einem ersten Teilraum verbundenen
Ventilanordnung, die eine ein Ausströmen eines in dem ersten Teilraum aufgenommenen
Fluids aus diesem Teilraum verhindernde Schließstellung einnimmt, wenn der Druck in
dem Fluid kleiner als ein an der Ventilanordnung eingestellter Druckkontrollwert ist,
und die in eine dieses Ausströmen ermöglichende Öffnungsstellung öffnet, wenn der
Druck in dem Fluid größer als der eingestellte Druckkontrollwert ist, und ein Verfahren
zur Steuerung einer solchen Kolben-Zylinder-Anordnung zum Ausführen einer Relativbewegung
zwischen Kolben und Zylinder, sowie die Verwendung einer solchen Steuervorrichtung
für eine Kolben-Zylinder-Anordnung einer hydraulischen Presse.
[0002] Steuervorrichtungen dieser Art für eine Kolben-Zylinder-Anordnung sind beispielsweise
aus dem Gebiet der Pressen bekannt. Dabei ist der Begriff Presse in diesem Zusammenhang
als ein Sammelbegriff für unterschiedlich arbeitende hydraulische Pressen zu verstehen,
mittels derer durch hydraulische Kraftaufbringung Produkte verschiedenster Art bearbeitet,
insbesondere umgeformt oder hergestellt werden können. Beispiele für solche Pressen
sind hydraulische Stanzpressen, Schlagscheren, Pressen für die Feuerfest- und Fliesenindustrie,
Pressen zur Herstellung von Salzprodukten, Produkten aus Kalksandstein, Fliesen usw.
Die Formgebung der Produkte kann dabei derart erfolgen, dass zwei Pressstempel, von
denen mindestens eine längs einer Hauptachse der Presse beweglich ist, relativ zueinander
bewegt werden und somit den Umformvorgang bewirken. Bei einer Presse im Einsatzgebiet
der Feuerfestindustrie wird beispielsweise loses Schüttgut durch die Relativbewegung
der Pressstempel in einer Matrize verdichtet, welche zumindest zum Teil die Form des
durch den Pressvorgang hergestellten Presslings bestimmt. Im Gegensatz zu einem Stanzpress-
oder Schlagschervorgang, dessen Beendigung durch den vollzogenen Stanz-Schritt oder
Abschervorgang gegeben ist, wird der Formgebungsvorgang der eben beschriebenen Presse
der Feuerfestindustrie abgeschaltet, wenn entweder ein bestimmter Weg von den Pressstempeln
zurückgelegt wurde, ein bestimmter Druck in den Hauptzylindern erreicht wird oder
auch, wenn diese beiden Kriterien in einem definierten Toleranzbereich liegen.
[0003] Dabei werden Kolben-Zylinder-Anordnungen, die von einer Steuervorrichtung der eingangs
genannten Art gesteuert werden, nicht nur für die Hauptzylinder oder Haupt-Pressstempel
eingesetzt, sondern auch für Nebenfunktionen, die ebenfalls mit Hilfe von der Steuervorrichtung
gesteuerten Kolben-Zylinder-Anordnungen ausgeführt werden. Eine solche Nebenfunktion
ist beispielsweise das Verfahren einer Matrizenwandung einer Matrize einer eben vorgestellten
Presse aus dem Einsatzgebiet der Feuerfestindustrie nach Abschluss des Pressvorgangs.
Es handelt sich dabei um das sogenannte Ausformen des Presslings aus der Matrize,
wobei sich der Pressling gegen einen feststehenden Stempel oder einen Hauptzylinder
abstützt, die Matrizenwandung durch eine von einem von der Steuervorrichtung gesteuerten
Kolben-Zylinder-Anordnung bewirkten Bewegung relativ zu der Hauptarbeitsachse verfahren
wird und so die Matrize von dem Pressling entfernt wird.
[0004] Der Ausformvorgang kann dabei, je nach Anordnung der von der Steuervorrichtung gesteuerten
Nebenzylinder bezüglich der Presse, durch eine Wirkrichtung in Richtung der ausfahrenden
oder in Richtung der einfahrenden Kolbenstange des Nebenzylinders erfolgen. Selbstverständlich
ist es auch möglich, bei festgehaltener Matrizenwandung den Pressling durch eine Bewegung
eines von der Steuervorrichtung gesteuerten Hauptzylinders auszuformen.
[0005] Betrachtet man die Steuervorrichtung für eine Kolben-Zylinder-Anordnung im Hinblick
auf das eben beschriebene Ausformen eines Presslings aus einer Matrize, so hat die
mit dem ersten Teilraum verbundene Ventilanordnung die bekannte Funktion, das Eigengewicht
der beispielsweise an die Kolben solcher Kolben-Zylinder-Anordnungen gekoppelten Matrize
auszugleichen. Dazu ist an der Ventilanordnung ein Druckkontrollwert eingestellt,
der mindestens so hoch ist wie der Druck in einem im ersten Teilraum aufgenommenen
Fluid, der durch das Eigengewicht der Matrize hervorgerufen wird. Demnach ist (ohne
weitere angelegte Drücke) die Schließbedingung erfüllt, das Fluid kann nicht aus dem
ersten Teilraum ausströmen und die Matrize ist folglich in einer vorgegebenen Position
gehalten, da das Eigengewicht durch den Fluiddruck ausgeglichen wird.
[0006] Es hat sich allerdings herausgestellt, dass Steuervorrichtungen der eingangs beschriebenen
Art bezüglich ihrer Dauerhaftigkeit und der Dauerhaftigkeit der von ihr gesteuerten
Kolben-Zylinder-Anordnung bei normal üblicher technischer Auslegung nur wenig zufriedenstellend
sind, da nach relativ kurzer Betriebszeit Schäden an Bauteilen der Steuervorrichtung
selbst wie Wegerfassungssystemen oder Leitungssystemen, oder Schäden an der Kolben-Zylinder-Anordnung,
z. B. den Schweißnähten sowie diverse weitere mechanische Schädigungen auftreten.
Die so beobachtete wenig zufriedenstellende Lebensdauer von Bauteilen der Steuervorrichtung
und der von ihr gesteuerten Kolben-Zylinder-Anordnung hat zur Folge, dass die entsprechenden
Teile verstärkt ausgelegt werden müssen, da sie sonst kostspielig repariert oder ausgetauscht
werden müssen, und ggf. die Presse während der Reparaturarbeiten nicht betrieben werden
kann, somit also Produktionsausfälle entstehen.
[0007] Es ist versucht worden, dieses Problem dadurch zu beheben, dass in Leitungssystemen
der Steuervorrichtung Dämpfer wie etwa hydropneumatische Schockabsorber eingebaut
worden sind. Solche Maßnahmen hatten allerdings nicht den gewünschten Erfolg.
[0008] Angesichts dieses oben beschriebenen, im Stand der Technik bestehenden Problems liegt
der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Steuervorrichtung für eine Kolben-Zylinder-Anordnung
der eingangs genannten Art bereitzustellen, die bei Einsatz in einer Presse einerseits
selbst eine erhöhte Dauerhaftigkeit aufweist, aber auch die Dauerhaftigkeit der von
ihr gesteuerten Kolben-Zylinder-Anordnung erhöht und somit eine längere Lebensdauer
dieser Teile der Presse ermöglicht.
[0009] Diese Aufgabe wird überraschend einfach gelöst durch eine an die Ventilanordnung
und den ersten Teilraum gekoppelte und der Vorbereitung der Dämpfung einer durch eine
von einer auf den Kolben in Richtung des ersten Teilraums wirkenden Last verursachten
Bewegung des Kolbens ausgelösten Druckbelastung in dem Fluid dienenden Vorspanneinrichtung,
mittels der unabhängig von der Last eine Druckerhöhung in dem Fluid auf einen vorbestimmten
Druckvorspannwert erzeugbar ist.
[0010] Dieser Erfindung liegt eine genaue und ausführliche Analyse der dynamischen Druckverhältnisse
im gesamten hydraulischen System der Steuervorrichtung und der Kolben-Zylinder-Anordnung
zugrunde. Als Ergebnis dieser Analyse ist erkannt worden, dass mechanische Beiastungen
für die wenig zufriedenstellende Dauerhaftigkeit herkömmlicher Steuervorrichtungen
verantwortlich sind, welche wiederum durch mechanische Schwingungsanregungen des gesamten
hydraulischen Systems verursacht werden. Diese mechanischen Schwingungsanregungen
entstehen, nachdem ein in einem der Teilräume der Kolben-Zylinder-Anordnung aufgenommenes-Fluid
durch eine Bewegung des Kolbens längs der Zylinderachse einer Druckerhöhung ausgesetzt
worden ist, und dessen Ausströmen gegen einen Strömungswiderstand erfolgt. Dadurch
entsteht eine Druckspitze in dem hydraulischen System, welche der diese Druckerhöhung
bewirkenden Bewegung des Kolbens entgegengesetzt wirkt Das bedingt eine Schwingungsanregung
mit einer entsprechend hohen mechanischen Belastung für die gesamte Anordnung.
[0011] Bei einer erfindungsgemäßen Steuervorrichtung für eine Kolben-Zylinder-Anordnung
sorgt dagegen die von der Vorspanneinrichtung erzeugte Druckerhöhung in dem Fluid
für eine Druckvorspannung in dem Fluid. Diese Druckvorspannung hat zur Folge, dass
die Eigenfrequenz der der von der Steuervorrichtung gesteuerten Kolben-Zylinder-Anordnung
entsprechenden hydraulischen Achse erhöht ist, wodurch ansonsten ungedämpft auftretende
Druckspitzen stark gedämpft werden und somit nicht mehr zu Beschädigungen führen können.
[0012] Zur weiteren Verdeutlichung der Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Steuervorrichtung
für eine Kolben-Zylinder-Anordnung wird das oben betrachtete Beispiel einer Presse
im Einsatzgebiet der Feuerfestindustrie wieder aufgegriffen, und obige Analyse anhand
dieses Beispiels erläutert. Bei diesem Beispiel wird die von der Steuervorrichtung
gesteuerte Kolben-Zylinder-Anordnung für eine Nebenfunktion zum Ausformen des Presslings
aus der Matrize durch Verfahren der Matrize eingesetzt
[0013] Zunächst ist zu betrachten, dass die Kräfte, welche beim Einsatz einer solchen Presse
im Formgebungsbereich wirken, im Größenbereich von 4000 kN bis 36000 kN liegen. Wird
loses Schüttgut in der Matrize durch den Einsatz solcher Kräfte verdichtet und in
Form gebracht, entsteht auch quer zur Haupt-Arbeitsachse ein hoher Druck auf die Seitenwände
der Matrize, weil das Schüttgut mit großen Kräften quer zur Hauptarbeitsachse gegen
die Seitenwände der Matrize gepresst wird. Zwischen dem Pressling und der Matrizenwandung
besteht, auch nach Beendigung des Umformvorgangs, eine entsprechend hohe Haftreibung.
Diese muss beim Ausformen des Presslings von der Kolben-Zylinder-Anordnung überwunden
werden. Daher ist zumindest zur Auslösung der Matrizenbewegung eine hohe Kraft erforderlich.
[0014] Die genaue Höhe der zum Überwinden der Haftreibung benötigten Kraft ist allerdings
nicht genau berechenbar, da sie von sehr vielen Parametern abhängt, beispielsweise
von dem verpreßten Material, von der Anzahl der Kavitäten in der Matrize, von der
Presskraft, von den Abmessungen des Presslings (der Oberfläche, welche mit der Matrizenwandung
in Berührung steht) usw.
[0015] Entsprechend dieser zum Ausformen benötigten unbekannten Kraft erfolgt auch das übliche
Verfahren zum Ausformen des Presslings. Dazu wird in einem (zweiten) Teilraum des
Zylinders, beispielsweise kolbenseitig, relativ langsam ein Druck aufgebaut, der beim
Erreichen einer kritischen Größe ausreichend ist, die zum Überwinden der Haftreibung
benötigte Kraft über die Kolben-Zylinder-Anordnung auf die Matrizenwandung wirken
zu lassen. Mit Überwindung der Haftreibung erfolgt schlagartig der Übergang von der
Haftreibung zur Gleitreibung, der Kolben bewegt sich und der Ausformvorgang des Presslings
wird eingeleitet.
[0016] Durch die einsetzende Bewegung des Kolbens wird allerdings eine schlagartige Druckerhöhung
in dem anderen (ersten) Teilraum, genauer gesagt in dem dort aufgenommenen Fluid bewirkt.
Der Grund für diese schlagartige Druckerhöhung ist, dass sich während des Druckaufbaus
auf der Kolbenseite bzw. in dem auf der Kolbenseite aufgenommenen Fluid in dem unter
Druck stehenden Volumen des Zylinderraums auf der Kolbenseite eine definiertes Kompressionsvolumen
gebildet hat. Die in sehr kurzer Zeit (20 ms) erfolgende Entspannung dieses Kompressionsvolumens
sorgt für eine Bewegung des Kolbens in Richtung des ersten Teilraums, welche dort
die schlagartige Druckerhöhung bewirkt. Infolge der schlagartigen Druckerhöhung wird
die Achse, d. h. das Fluid in dem ersten Teilraum sehr stark in Richtung der Bewegung
beschleunigt. Dabei können sich rechnerisch Beschleunigungswerte von mehr als 10 g
ergeben. Der mit dieser Beschleunigung einhergehende Volumenstrom des Fluids wird
üblicherweise auf eine geschlossene Ventilanordnung mit einem eingestellten Druckkontrollwert
geleitet, der höher ist als ein Druck in dem Fluid, der lediglich durch das Matrizeneigengewicht
hervorgerufen werden würde. Entsprechend dem eingestellten Druckkontrollwert wird
die Achse schließlich über einen unkontrollierten Druckaufbau in dem ersten Teilraum
abgebremst, wobei ein hoher eingestellter Druckkontrollwert größere Verzögerungswerte
bewirkt als ein niedrig eingestellter Druckkontrollwert. Da bei dieser Ansteuerung
die Ventilanordnung erst durch den durch die Beschleunigung entstehenden Druckimpuls
geöffnet wird, erfolgt diese Maßnahme nicht ausreichend "schnell", so dass durch den
unkontrollierten Druckaufbau in dem ersten Teilraum eine Druckspitze entsteht, die
bis zu dem sechsfachen Wert des eigentlichen Lastdrucks ansteigen kann.
[0017] Bei herkömmlichen Steuervorrichtungen für die Kolben-Zylinder-Anordnung ist die Eigenfrequenz
der Achse klein, und die Dämpfung der Druckspitze entsprechend schwach, so dass eine
Schwingungsanregung mit den angesprochenen negativen Auswirkungen für die Maschine
entstehen kann.
[0018] Bei einer Steuervorrichtung gemäß dieser Erfindung ist dagegen eine Druckvorspannung
in dem Fluid in dem ersten Teilraum, und somit eine große Eigenfrequenz der hydraulischen
Achse vorgesehen. Eine Schwingungsanregung kann nicht mehr entstehen, oder ist derart
stark gedämpft, dass die negativen Auswirkungen für die Maschine stark verringert
sind.
[0019] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Steuervorrichtung kann erreicht werden,
indem die Druckerhöhung gerade so erzeugt wird, dass der Druck in dem Fluid möglichst
nahe an oder über dem Druckkontrollwert liegt. Solange der Druck unter dem Druckkontrollwert
bleibt, verbleibt die Ventilanordnung noch in Schließstellung, aber für die Öffnung
der Ventilanordnung ist nur noch eine entsprechend geringe weitere Druckerhöhung nötig,
die Ventilanordnung ist also "quasi vorgeöffnet". Wenn der Druck bereits über dem
Druckkontrollwert liegt, ist die Ventilanordnung vorgeöffnet. Natürlich sollte in
diesem Fall die Bewegung des Kolbens erfolgen, bevor durch das dann erfolgende (wenn
auch geringe) Ausströmen des Fluids die Druckvorspannung zu stark abgebaut ist. In
beiden Fällen, insbesondere im zweiten Fall wird zusätzlich erreicht, dass die Ansprechzeit
der Ventilanordnung gegenüber dem Fall ohne Druckvorspannung deutlich verringert wird.
Damit kann das Ausströmen des Fluids aus dem ersten Teilraum schneller einsetzen,
was die Höhe der schädlichen Druckspitze reduziert.
[0020] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Steuervorrichtung ist, dass die Druckvorspannung
sowie die (quasi) Voröffnung der Ventilanordnung vorbereitend hergestellt werden kann,
also nicht erst hergestellt wird, wenn durch Sensoren oder andere Mechanismen die
Druckerhöhung in dem ersten Teilraum registriert wird. Auf diese Weise ist ein sehr
unkomplizierter und wenig anfälliger Mechanismus gegeben, der die Schwingungsanregung
verhindert oder zumindest die schädlichen Wirkungen der Schwingungsanregung stark
reduziert.
[0021] Vorteilhaft ist der Druckvorspannwert gleich dem Druckkontrollwert oder nur geringfügig
größer als der Druckkontrollwert, etwa um 0,1 % oder mehr, bevorzugt 0,5% oder mehr
und insbesondere 1 % oder mehr. So kann die Voröffnung der Ventilanordnung zufriedenstellend
erreicht werden. Auch wird mit solchen Vorspannwerten eine zufriedenstellende Verzögerung
der Achse erreicht. Zweckmäßig beträgt die Differenz aus Druckvorspannwert und Druckkontrollwert
20% oder weniger, bevorzugt 10% oder weniger und insbesondere 5% oder weniger des
Druckkontrollwerts. So bleibt der Ausströmfluss des Fluids ausreichend gering, und
die Druckvorspannung baut sich nicht zu schnell ab.
[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform ist die Ventilanordnung mindestens zweistufig
aufgebaut, wobei sie eine Hauptstufe aufweist, deren Freigabe-/Sperrstellung der Öffnungs-/Schließstellung
der Ventilanordnung entspricht, und die ihre Freigabestellung nur einnehmen kann,
wenn eine Vorstufe, an der der Druckkontrollwert eingestellt ist, geöffnet ist, wobei
zur Einnahme der Freigabestellung nach Öffnung der Vorstufe nur eine im Vergleich
zu dem Druckkontrollwert kleiner Druck erforderlich ist. Durch den Einsatz der beschriebenen
zweistufigen Ventilanordnung wird der Hauptstufe durch die Voröffnung der Vorstufe
(des Pilotventils) eine Last simuliert. Es wird erreicht, dass bei Öffnung der Vorstufe
zur Öffnung der Hauptstufe nicht mehr eine Kraft, die dem eingestellten Druckkontrollwert
entspricht, aufgewendet werden muss, so dass die Hauptstufe unmittelbar nach ihrem
Öffnen gleich ein Ausströmen des Fluids mit großem Volumenstrom ermöglicht. Der im
Vergleich zu dem Druckkontrollwert kleine Druck entspricht einer in dem Schließmechanismus
der Hauptstufe vorgesehen nicht-hydraulischen Verschließkraft.
[0023] Zweckmäßig sind dabei die erfindungsgemäß vorgesehene Vorstufe und Hauptstufe derart
mit dem ersten Teilraum hydraulisch verbunden, dass der Druck in dem Fluid einerseits
an einer Lastseite der Hauptstufe, deren Druckbeaufschlagung der Sperrung der Hauptstufe
entgegenwirkt, und andererseits an einer Steverseite der Hauptstufe, deren Druckbeaufschlagung
der Freigabe der Hauptstufe entgegenwirkt, sowie an der Vorstufe anliegt, wobei vorzugsweise
die Länge einer zumindest abschnittsweise eine Umgehungsleitung aufweisenden Verbindung
zwischen erstem Teilraum und Steuerseite größer ist als die Länge einer Verbindung
zwischen erstem Teilraum und Lastseite. Umgehungsleitung meint hier eine Umgehung
der Lastseite der Hauptstufe. Die Länge der Verbindung ist hier nicht zwangsläufig
als räumliche Länge, sondern als Maß für die Zeit zu verstehen, die für eine Druckausbreitung
entlang der Verbindung benötigt wird. So bewirkt beispielsweise ein Drosselsystem
eine "Verlängerung" der Verbindung.
[0024] Die Hauptstufe ist damit bei geschlossener und, solange keine Strömungskräfte auftreten,
d.h. die Achse in Ruheläge ist, auch bei vorgeöffneter Vorstufe hydraulisch druckausgeglichen,
wird aber durch eine nicht-hydrauiisch wirkende Verschließeinrichtung, beispielsweise
eine Feder, gesperrt. Die Feder kann dabei zweckmäßig eine in Druck umgerechnete Federkraft
von 0,5-20 bar, vorzugsweise 1-10 bar und insbesondere 3-5 bar aufbringen. Eine von
der Bewegung des Kolbens bewirkte Druckerhöhung in dem Fluid erreicht die Lastseite
der Hauptstufe zeitversetzt vor der Vorstufe und auch vor der Steuerseite der Hauptstufe,
mit der Auswirkung, dass die Hauptstufe unter Wirkung des geringeren Drucks an der
Steuerseite als an der Lastseite öffnet und das Ausströmen des Fluids über die Hauptstufe
erfolgen kann. Vorteilhaft entsteht auf diese Weise (wenn überhaupt) nur ein minimaler
zeitlicher Versatz durch das Öffnen der Vorstufe und das anschließende volle Öffnen
der Hauptstufe. Sobald der Druck in dem Fluid durch das Ausströmen des Fluids unter
den Druckkontrollwert sinkt, schließt die Hauptstufe mittels der Verschließeinrichtung.
[0025] Zweckmäßig wird die erfindungsgemäß vorgesehene lastunabhängig erzeugte Druckerhöhung
des Fluids aus einem Speichersystem bewirkt, das über ein Leitungssystem an den ersten
Teilraum/die Ventilanordnung gekoppelt ist. So kann die Herstellung der Druckvorspannung
zyklusunabhängig besonders einfach realisiert werden. Dabei kann ein in solchen Steuervorrichtungen
eventuell bereits vorhandenes Speichersystem für diese weitere Funktion genutzt werden.
Ein weiterer Vorteil der zyklusunabhängig hergestellten Druckvorspannung liegt darin,
dass Schwingungsanregungen nicht auf den Dämpfungskreis der Ventilanordnung übertragen
werden und die Hauptstufe so ein stabiles Einschwingverhalten zeigen. Ein sicheres
Abbremsen der Bewegung des Kolbens kann so gewährleistet werden.
[0026] Die Kopplung des Speichersystems an die Ventilanordnung über das entsprechende Leitungssystem
erfolgt zweckmäßigerweise direkt an eine Vorsteuerleitung zwischen Steuerseite der
Hauptstufe und Vorstufe. So können unerwünschte Rückwirkungen von Druckerhöhungen
im ersten Teilraum auf das Speichersystem selbst stark vermindert werden.
[0027] Weiter kann/können in dem das Speichersystem mit der Vorsteuerleitung verbindenden
Leitungssystem, der Vorsteuerleitung und/oder in einem Abschnitt der Umgehungsleitung
zwischen Last- und Steuerseite der Hauptstufe ein Drosselsystem/Drosselsysteme vorgesehen
sein. Damit bleiben im statischen Zustand des Fluids die Druckverhältnisse ungeändert,
allerdings können im dynamischen Betrieb Volumenstromverminderungen und eine "Verlängerung"
von Verbindungslängen (siehe oben) erreicht werden, die ein sicheres Ausströmen des
Fluids wie gewünscht im wesentlichen vollständig über die Hauptstufe erfolgen lassen.
[0028] In einer besonders einfachen Auslegung der Steuervorrichtung kann die Druckerhöhung
in dem Fluid nicht nur in einer Steuerstellung, sondern dauerhaft bewirkt sein.
[0029] Bevorzugt kann der an der Ventilanordnung eingestellte Druckkontrollwert einstellbar
sein, also insbesondere der maximale Druckvorspannwert einstellbar sein. Dies kann
einerseits in einer konstruktiv einfachen Ausgestaltung durch manuelle Einstellung
ermöglicht sein. Andererseits ist es für die Bündelung der gesamten Steuerung vorteilhafter,
wenn der Druckkontrollwert proportional steuerbar ist, und insbesondere von einer
Steuereinrichtung durch eine vorgegebene Steuerspannung eingestellt wird, wobei die
Steuerspannung magnetisch auf einen Druckkontrollwert umgesetzt wird. Proportional
steuerbar heißt dabei, dass der eingestellte Druckkontrollwert proportional der von
der Steuereinrichtung vorgegebenen Steuerspannung ist.
[0030] Bei einer besonders zweckmäßigen Ausführungsform der Erfindung beträgt die Ansprechzeit
der Ventilanordnung nach Vorspannung nur noch weniger als 50 ms, bevorzugt weniger
als 20 ms und insbesondere weniger als 5 ms. Auf diese Weise kann, wie oben bereits
erläutert, zusätzlich die Höhe einer sich entwickelnden Druckspitze vermindert werden.
[0031] Die bisher vorgestellten Merkmale der erfindungsgemäßen Steuervorrichtung betreffen
die Problematik, welche sich bei Beginn einer Relativbewegung zwischen Kolben und
Zylinder der Kolben-Zylinder-Anordnung ergeben, insbesondere wenn die Bewegung mit
der schlagartigen Überwindung einer der die Bewegung entgegenwirkenden Haltekraft
erfolgt, wie beispielsweise dem Losbrechmoment beim Ausformvorgang eines Presslings
aus einer Matrize. Ein weiterer Gesichtspunkt der Erfindung betrifft die Weiterführung
eines so begonnenen Ausformvorgangs.
[0032] Dazu ist vorteilhaft vorgesehen, dass eine für eine hydraulisch bewirkte Relativbewegung
des Kolbens in Richtung des ersten Teilraums benötigte Versorgung des zweiten Teilraums
mit einem Hydraulikfluid in einer ersten Betriebsart mittels eines von einem Pumpsystem
ausgehenden ersten Hydraulikfluidvolumenstroms zumindest abschnittsweise über ein
erstes Leitungssystem und in einer zweiten Betriebsart mittels eines von einem Speichersystem
ausgehenden zweiten Hydraulikfluidvolumenstroms zumindest abschnittsweise über ein
zweites Leitungssystem erfolgen kann, sowie Mittel zum Umschalten von der ersten zur
zweiten Betriebsart vorgesehen sind. So muß das Pumpsystem nur während der Aktivierung
der ersten Betriebsart für die Relativbewegung zur Verfügung stehen.
[0033] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Mittel zum Umschalten Mittel zur Erzeugung
einer Erhöhung des in dem ersten Leitungssystem herrschenden Drucks, Mittel zur automatischen
Freigabe einer Verbindung zwischen dem Speichersystem und dem zweiten Teilraum, wenn
der in dem ersten Leitungssystem herrschende Druck eine vorgegebene Schwelle überschreitet,
in einer ersten Ansteuerung sowie Mittel zur Aufrechterhaltung dieser Verbindung in
einer zweiten Ansteuerung aufweisen. So werden durch die automatische Freigabe der
Verbindung zwischen Speichersystem und zweitem Teilraum ohne weitere benötigte Sensoren
oder Steuerbefehle beim Wechsel der Druckquelle, aus der der Hydraulikfluidversorgung
gespeist wird, keine Unstetigkeiten verursacht, und ein zufrieden stellender Übergang
zwischen den beiden Betriebsarten eingeleitet.
[0034] Bevorzugt wird die Druckerhöhung durch Drosselung des ersten Hydraulikfluidvolumenstroms
mittels eines Drosselventils bewirkt. So kann der Übergang von einer Verdrängersteuerung
in eine reine Drosselsteuerung ohne Einbuße von dynamischen Kennwerten erfolgen. Zweckmäßig
ist das Drosselventil proportional steuerbar ausgelegt, was eine einfache zentrale
Steuerung ermöglicht. Auch kann das Drosselventil noch weitere Funktionen erfüllen,
z. B. ein generelles Umschalten der Richtung der Relativbewegung bewirken. Eine Drosselung
des ersten Hydraulikvolumenstroms bewirkt aber auch ein Abbremsen der Relativbewegung,somit
kann die erste Ansteuerung als eine Bremsansteuerung charakterisiert werden. Dagegen
lässt sich die zweite Ansteuerung als Positionieransteuerung charakterisieren, die
zum Umschalten gewählt wird (und die während der zweiten Betriebsart beibehalten werden
kann).
[0035] Während der Verdrängersteuerung aus dem Pumpsystem ist der vom Pumpsystem erzeugte
und im ersten Leitungssystem herrschende Druck grundsätzlich niedriger als der im
Speichersystem vorhandene Druck. Die Druckschwelle, bei der die Freigabe zum Speichersystem
automatisch erfolgt, ist dabei vorteilhaft im wesentlichen durch den im Speichersystem
herrschenden Druck bestimmt, liegt aber geringfügig darüber. So kann ein bereits in
der Anordnung vorhandener Druck als wesentliches Schwellenkriterium genutzt werden,
was baulich besonders einfache Realisierungen der automatischen Freigabe ermöglicht.
[0036] Ein bedeutender Vorteil wird erzielt, wenn die Steuervorrichtung ein Überleiten eines
überschüssigen Anteils des ersten Hydraulikfluidvolumenstroms in das Speichersystem
ermöglicht, wobei dieser Anteil entsteht, wenn bei unverändert beibehaltenen ersten
Hydraulikfluidvofumenstroms die Drosselung des ersten Hydraulikfluidvolumenstroms
erfolgt. Das Pumpsystem reagiert nämlich langsamer als eine insbesondere mittels eines
Drosselventils bewirkte Drosselung erfolgt. Könnte man den sich daraus ergebenden
überschüssigen Anteil des ersten Hydraulikfluidvolumenstroms nicht in das Speichersystem
leiten, würden wiederum schädliche Druckspitzen im ersten Leitungssystem erzeugt werden.
Zusätzlich wird auf diese Weise das Speichersystem nachgeladen.
[0037] Eine bevorzugte Realisierung der Mittel zur Freigabe der Verbindung zum Speichersystem
sieht eine Zuschalt-Ventilanordnung vor, welche ein Speicher-Zuschaltventil mit einem
mit dem ersten Leitungssystem verbundenen ersten Anschluss und einem mit dem zweiten
Leitungssystem verbundenen zweiten Anschluss aufweist, deren jeweilige Druckbeaufschlagung
dem Schließen des Speicher-Zuschaltventils entgegenwirkt, wobei die Freigabe über
eine durch Öffnung des Speicher-Zuschaltventils bewirkte Freischaltung einer Verbindung
zwischen dem ersten Anschluss und dem zweiten Anschluss erfolgt. Auf diese Weise kann
die Freigabe besonders einfach bewirkt werden, nämlich nur durch (automatische) Öffnung
des Speicher-Zuschaltventils.
[0038] Weiter ist vorgesehen, dass das Speicher-Zuschaltventil einen dritten Anschluss aufweist,
dessen Druckbeaufschlagung der Öffnung des Speicher-Zuschaltventils entgegenwirkt
und von einer an den dritten Anschluss gekoppelten Ventilgruppe bestimmt ist, welche
ein erstes Ventil aufweist, das in der ersten Ansteuerung geöffnet ist und eine Verbindung
von dem dritten Anschluss zu dem zweiten Leitungssystem freigibt. Über eine solche
Ventilgruppe kann ein zum Schliessen des Speicher-Zuschaltventils erforderliche Druck
in einfacher Bauweise aufgebracht werden.
[0039] In einer besonders zweckmäßigen Ausgestaltung ist bei dem Speicher-Zuschaltventil
die Summe der Wirkflächen des ersten Anschlusses und des zweiten Anschlusses im wesentlichen
gleich der Wirkfläche des dritten Anschlusses, und ein Verschließefernent, insbesondere
in Form einer Feder, vorgesehen, das bei ausgeglichenen Druckverhältnissen das Schließen
des Speicher-Zuschaltventils mit einer Kraft bewirkt, zu deren Ausgleich ein entsprechend
auf die Wirkfläche des ersten Anschlusses umgerechneter Ausgleichsdruck nötig ist,
und bei der die vorgegebene Schwelle durch die Summe aus im Speichersystem herrschenden
Druck und Ausgleichsdruck bestimmt ist. Ein solches Speicher-Zuschaltventil kann einfach
durch ein 2/2 Wegeeinbauventil realisiert werden. Die ausgeglichenen Druckverhältnisse
bedeuten, dass ein hydraulisch bedingtes Kräftegleichgewicht herrscht, also die Summe
aus dem Produkt der ersten Wirkfläche mit dem dort anliegenden Druck und dem Produkt
der zweiten Wirkfläche mit dem dort anliegenden Druck gleich dem Produkt der dritten
Wirkfläche mit dem dort anliegenden Druck ist. Im Fall dieses Kräftegleichgewichts
bestimmt das Verschließelement die Stellung des Speicher-Zuschaltventils.
[0040] Einmal zugeschaltet, kann die Verbindung zum Speichersystem besonders einfach dadurch
aufrechterhalten werden, dass die Ventilgruppe ein zweites Ventil aufweist, das bei
in zweiter Ansteuerung geöffneter Stellung den dritten Anschluss entlastet und das
Aufrechterhalten der Verbindung zwischen Speichersystem und zweitem Teilraum ermöglicht,
insbesondere nach einer durch einen an dem Speicher-Zuschaltventil vorgesehenen Sensor
erfolgten Registrierung der Freigabe dieser Verbindung. Diese vollständige Druckentlastung
vermindert schnell den hydraulischen Widerstand gegen die Öffnung des Speicher-Zuschaltventils.
So kann der Wechsel von der ersten Ansteuerung (Bremsansteuerung) zu der zweiten Ansteuerung
(Pcsitionieransteuerung) ohne größeren Zeitverlust erfolgen.
[0041] In einer bevorzugten Ausführungsform der Steuervorrichtung sind weiter Mittel vorgesehen,
die die Freigabe der Verbindung zum Speichersystem in einer dritten Ansteuerung blockieren.
Dies ist vorteilhaft, wenn in dem ersten Leitungssystem ein höherer Druck als der
im Speichersystem herrschende aufgebaut werden soll, um z. B. den nötigen Druck zur
Überwindung einer der Bewegung des Kolbens entgegenwirkenden Haltekraft aufzubringen.
Wäre die Verbindung zwischen Speicher und zweitem Teilraum auch in diesem Fall zugeschaltet,
wäre ein solcher Druckaufbau nicht möglich. Damit kann die dritte Ansteuerung auch
als Druckaufbauansteuerung charakterisiert werden.
[0042] Eine zu diesem Zweck besonders vorteilhafte bauliche Realisierung ist gegeben, wenn
die Ventilgruppe ein drittes Ventil aufweist, das bei in dritter Ansteuerung geöffneter
Stellung durch eine Verbindung des dritten Anschlusses mit demjenigen aus erstem und
zweitem Leitungssystem ausgewählten Leitungssystem, in dem ein höherer Druck herrscht,
das Speicher-Zuschaltventil in geschlossener Stellung blockiert ist, wobei diese Auswahl
des Leitungssystems insbesondere automatisch mittels eines an beide Leitungssysteme
gekoppelten vierten Ventils erfolgt. Zweckmäßig kann dabei das vierte Ventil als einfaches
Wechselventil ausgebildet sein
[0043] Sobald in der zweiten Ansteuerung (Positionieransteuerung) die Verbindung von Speichersystem
und zweitem Teilraum zuverlässig aufrechterhalten wird, kann das Pumpsystem prinzipiell
ausgeschaltet werden. In einer bevorzugten Ausführungsform wird das Pumpsystem allerdings
mittels eines Entkoppelventils lediglich von dieser Verbindung weggeschaltet, und
steht für weitere Funktionen, beispielsweise einer Ansteuerung weiterer Kolben-Zylinder-Anordnungen
zur Verfügung.
[0044] Die Erfindung betrifft nicht nur eine Steuervorrichtung für eine Kolben-Zylinder-Anordnung,
sondern auch ein Verfahren zum Betrieb einer Kolben-Zylinder-Anordnung, wobei ein
solches Steuerverfahren insbesondere mittels einer Steuervorrichtung der eben beschriebenen
Art durchgeführt werden kann.
[0045] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Steuerung einer Relativbewegung zwischen
Kolben und Zylinder einer Kolben-Zylinder-Anordnung wird in einem ersten Verfahrensschritt
mittels eines von einem Pumpsystem erzeugten ersten Hydraulikfluidvolumenstroms als
Hydraulikfluidversorgungversorgung in einer Verdrängersteuerung eine Relativbewegung
zwischen Kolben und Zylinder der Kolben-Zylinder-Anordnung bewirkt, in einem zweiten
Verfahrensschritt durch Drosselung des von dem Pumpsystem weiterhin erzeugten ersten
Hydraulikfluidvolumenstroms ein Übergang von der Verdrängersteuerung in eine Drosselsteuerung
und damit ein Abbremsen der Relativbewegung eingeleitet, wobei ein durch den Übergang
gebildeter überschüssiger Anteil des ersten Hydraulikfluidvolumenstroms durch eine
automatische Freigabe einer Verbindung zwischen Pumpsystem und einem Speichersystem
in das Speichersystem geleitet wird, und in einem dritten Verfahrensschritt eine Aufrechterhaltung
dieser Verbindung bewirkt, und die Hydraulikfluidversorgung für die abgebremste Relativbewegung
erfolgt von einem zweiten Hydraulikfluidvolumenstrom über die Verbindung aus dem Speichersystem.
[0046] Dieses Verfahren verbindet die Vorteile, einerseits z. B. Beschleunigung und Eilgangfahrt
des Kolbens in der Kolben-Zylinder-Anordnung in der Verdrängersteuerung mit nur geringer
Umwandlung von hydraulischer Druckenergie in Wärme durchführen zu können, andererseits
eine Bremsbewegung des Kolbens aus dem Speichersystem zu fahren, wodurch das Pumpsystem
für andere Aufgaben frei wird. Weiter vorteilhaft ist, dass der Übergang der Hydraulikfluidversorgung
von Pumpsystem zu Speichersystem automatisch eingeleitet wird und ohne Unstetigkeiten
erfolgt.
[0047] Zweckmäßig beginnt der Drosselvorgang an einem von einer Steuereinrichtung berechneten
Bremszeitpunkt. So können beide Betriebsarten unter Einhaltung eines besonders effizienten
Zeitablaufs ineinander übergehen.
[0048] Vorzugsweise erfolgt die automatische Freigabe über ein von einer Ventilgruppe gesteuertes
und an das Pumpsystem über ein an einen ersten Anschluss angeschlossenes erstes Leitungssystem
und an das Speichersystem über ein an einen zweiten Anschluss angeschlossenes zweites
Leitungssystem gekoppeltes Speicher-Zuschaltventil, und ein erstes. Ventil der Ventilgruppe
ist in einer ersten Ansteuerung, insbesondere durch Nichtansteuern von einer/der Steuereinrichtung
geöffnet und bewirkt geöffnet die automatische Freigabe, sobald der Druck in dem ersten
Leitungssystem durch eine von der Drosselung verursachte Erhöhung eine vorgegebene
Schwelle überschreitet. Auf dieser Weise ist bei dem Steuerverfahren das Umschalten
zwischen den Hydraulikfluidversorgungen besonders unkompliziert durchzuführen, indem
nur die Ansteuerung der Ventilgruppe von der Steuereinrichtung zu steuern ist.
[0049] Die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen Speichersystem und zweitem Teilraum
erfolgt zweckmäßig, indem in dem dritten Verfahrensschritt ein zweites Ventil der
Ventilgruppe in einer zweiten Ansteuerung insbesondere durch Ansteuern von der Steuereinrichtung
geöffnet wird, durch dieses Öffnen ein dritter Anschluss des Speicher-Zuschaltventils
entlastet wird und damit die Aufrechterhaltung bewirkt wird, wobei das Ansteuern von
der Steuereinrichtung ausgelöst wird, indem insbesondere von einem an dem Speicher-Zuschaltventil
vorgesehenen Sensor die Freigabe registriert und ein entsprechendes Signal an die
Steuereinrichtung weiterleitet, während dabei das erste Ventil, insbesondere durch
Ansteuern von der Steuereinrichtung geschlossen wird, und der erste Hydraulikfluidvolumenstrom
von der Verbindung zu dem zweiten Teilraum weggeschaltet wird. Durch Öffnung des zweiten
Ventils wird also der dritte Anschluss des Speicher-Zuschaltventils entlastet, wodurch
dieses permanent geöffnet bleibt. Deshafb kann der erste Hydraulikfluidvolumenstrom
dann auf ein anderes Ziel geschaltet werden. Vorteilhaft ohne Zeitverlust kann das
Umschalten des ersten und des zweiten Ventils erfolgen, wenn unmittelbar nach Freigabe
ein Sensor diese registriert und ein entsprechendes Signal unmittelbar an die Steuereinrichtung
weiterleitet.
[0050] Nach dem dritten Verfahrensschritt wird die Relativbewegung des Kolbens von einer
aus dem Speichersystem gespeisten Drosselsteuerung gesteuert. Zweckmäßig wird nun
in einem vierten Verfahrensschritt in einer/der zweiten Ansteuerung durch Drosselung
des aus dem Speichersystem bewirkten zweiten Hydraulikfluidvolumenstroms die Relativbewegung
unter Einnahme einer erwünschten relativen Bewegungsendlage zwischen Kolben und Zylinder
zum Stillstand gebracht. Auf diese Weise kann eine Positionierung zwischen Kolben
und Zylinder auf 0.01 mm genau erreicht werden.
[0051] Gegebenenfalls kann es zweckmäßig sein, noch vor dem ersten Verfahrensschritt einen
vorbereitenden Verfahrensschritt durchzuführen, bei dem ein drittes Ventil der Ventilgruppe
in einer dritten Ansteuerung insbesondere durch Ansteuern von der Steuereinrichtung
geöffnet wird, wobei das erste Ventil insbesondere durch Ansteuern von der Steuereinrichtung
und das zweite Ventil insbesondere durch Nichtansteuern von der Steuereinrichtung
geschlossen werden, und die Freigabe verhindert wird, indem durch eine Verbindung
des dritten Anschlusses mit demjenigen aus erstem und zweitem Leitungssystem ausgewählten
Leitungssystems, in dem ein höherer Druck herrscht, das Speicher-Zuschaltventil in
geschlossener Stellung blockiert wird, wobei die Auswahl dieses Leitungssystems insbesondere
automatisch mittels eines an beide Leitungssysteme gekoppelten vierten Ventils erfolgt.
[0052] Dies ist besonders dann sinnvoll, wenn eine der Kolbenbewegung entgegengerichtete
Haltekraft überwunden werden muss, bevor die eigentliche Bewegung beginnen kann, und
dazu ein Druckaufbau im zweiten Teilraum und damit auch im ersten Leitungssystem bewirkt
wird, der über den Druck im Speichersystem hinaus geht. Die dritte Ansteuerung kann
so als Druckaufbauansteuerung charakterisiert werden.
[0053] Betreffend der Herstellung der Druckvorspannung in dem im ersten Teilraum aufgenommenen
Fluid sieht die Erfindung ein Steuerverfahren vor, bei dem unabhängig von einer auf
den Kolben in Richtung des ersten Teilraums wirkenden Last eine Druckerhöhung in dem
Fluid auf einen vorbestimmten Druckvorspannwert erzeugt wird. So wird, wie oben beschrieben,
sichergestellt, dass nach dem Auslösen der Bewegung keine schädlichen Wirkungen durch
eine Schwingungsanregung entstehen können. Insbesondere ist dieses Verfahren zweckmäßig
mittels einer Steuervorrichtung mit den oben erläuterten Ausführungen durchzuführen.
[0054] Anschließend kann dann mittels eines von einem Pumpsystem erzeugten Hydraulikffuidvolumenstroms
der Druck in einem in dem zweiten Teilraum aufgenommenen Hydraulikfluid und damit
die Last erhöht werden, bis die Bewegung des Kolbens in Richtung des ersten Teilraums
ausgelöst wird. Insbesondere wenn der Bewegung des Kolbens eine Last entgegenwirkt,
deren Größe wie im Fall des Ausformvorgangs eines Presslings aus einer Matrize nicht
von vorneherein bekannt ist, wird die Bewegung erst bei Erreichen des Losbrechmoments
einsetzen. In einem solchen Fall kann die Druckerhöhung in dem zweiten Teilraum langsam
erfolgen. So kann unter anderem verhindert werden, dass das Pumpsystem noch weitergehende
Pumpleitungen aufbringt, die nicht mehr genutzt werden können.
[0055] Nun können die weiteren zum Verfahren und zur Positionierung des Kolbens erforderlichen
oben beschriebenen Verfahrensschritte durchgeführt werden, wobei insbesondere der
vorbereitende Verfahrensschritt durchgeführt wird, bevor die Bewegung des Kolbens
ausgelöst wird, und insbesondere von einer Steuereinrichtung auf die Verdrängersteuerung
mittels des ersten Hydraulikfluidvolumenstroms geschaltet wird, sobald ein Wegmeßsystem
die Auslösung der Bewegung registriert und ein entsprechendes Signal an die Steuereinrichtung
weiterleitet hat.
[0056] Das in dieser Erfindung vorgestellte Steuerverfahren und die vorgestellten Steuervorrichtungen
können für Kolben-Zylinder-Anordnungen unterschiedlichster Einsatzart sinnvoll verwendet
werden, insbesondere wenn eine Relativbewegung zwischen Kolben und Zylinder erst nach
Überwindung einer Haltekraft möglich wird. Speziell ist aber daran gedacht, die Steuervorrichtung
für eine hydraulische Presse zu verwenden, insbesondere im Einsatz der Feuerfest-
und Fliesenindustrie, wobei die von der Steuereinrichtung gesteuerte Kolben-Zylinder-Anordnung
insbesondere für den bereits beispielhaft beschriebenen Ausformvorgang eines Presslings
aus einer Matrize eingesetzt ist.
[0057] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung können der folgenden Beschreibung
des in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiels entnommen werden.
- Fig. 1
- ist eine schematische Längsschnittdarstellung einer hydraulischen Presse, deren Kolben-Zylinder-Anordnungen
von der erfindungsgemäßen Steuervorrichtung gesteuert werden können und mittels des
erfindungsgemäßen Steuerverfahrens betrieben werden können.
- Fig. 2
- ist eine schematische Darstellung der Steuervorrichtung mit angeschlossener Kolben-Zylinder
Anordnung. Dabei führt Fig. 2a die Bestandteile der Steuervorrichtung ein, Fig. 2b
zeigt, auf welchem Weg eine Druckvorspannung in der Kolben-Zylinder-Anordnung bewirkt
wird, und Fig. 2c stellt die Drucksituation in der Steuervorrichtung um einen Zeitpunkt
dar, bei dem eine Relativbewegung zwischen Kolben und Zylinder der Kolben-Zylinder-Anordnung
einsetzt.
- Fig.
- 3 ist ein vergrößerter Ausschnitt der Steuervorrichtung aus Fig. 2, der eine Zuschalt-
Ventilanordnung zeigt. Dabei illustriert Fig. 3a die Schaltung einer Ventilgruppe
und Drucksituation in einer dritten Ansteuerung (Druckaufbauansteuerung). Fig. 3b
zeigt die Ventilgruppe in einer ersten Ansteuerung (Bremsansteuerung), bevor ein Speicher-Zuschaltventil
öffnet. Fig. 3c zeigt die Ventilgruppe in der ersten Ansteuerung, wobei das Speicher-Zuschaltventil
einen überschüssigen Anteil eines ersten Hydraulikfluidvolumenstroms auf ein Speichersystem
leitet. Fig. 3d zeigt die Ventilgruppe in einer zweiten Ansteuerung (Positionieransteuerung).
[0058] Dabei sind den in den Figuren aufgeführten Komponenten folgende Bezugsnummern zugeordnet:
1 Ventilanordnung (Last-Kompensationsventil)
2 Hauptstufe
3 Drosselsystem (Drosselblende)
4 Vorstufe (Pilotventil)
5 viertes Ventil Wechselventil)
6 Speichersystem
7 (zweites) Leitungssystem (mit Anschluss zum Speichersystem)
8 erster Teilraum (Zylinder-Ringflächenraum)
9 Kolben
10 Kolben (der Hauptstufe 2)
11 Verschließeinrichtung (Feder)
12 Drosselventil (Proportional Wegeventil)
13 Drosselsystem (Blende)
14 Entkoppelventil (Wegeventil)
15 Pumpsystem
16 zweiter Teilraum (Zylinder-Kolbenflächenraum)
17 Fluid
18 Rohrleitungssystem (zum Ringflächenraum)
19, 19', 19", 19"' Rückschlagventil
20 Matrize
21 Zylinder-Kolbenfläche
22 weitere Ansteuerung (z. B. Oberstempel)
23 Steuereinrichtung (elektronische Ansteuerung)
24 zweites Ventil (Zu-Auf-Ventil)
25 erstes Ventil (Auf-Zu-Ventil)
26 drittes Ventil (Zu-Auf-Ventil)
27 Wegmeßsystem
28 erstes Leitungssystem (mit Anschluss zum Pumpsystem)
29 Speicher-Zuschaltventil
30 Sensor
31 Zylinder-Ringfläche
42 Vorsteuerleitung
62 Abschnitt des (zweiten) Leitungssystems 7
100 hydraulische Presse
101 Oberholm
102 Unterholm
103 Oberstempel
104 Unterstempel
105 Matrize
106 Matrizenwandung
107 Verfahrsäule
109 Kolben-Zylinder-Anordnung
110 gepreßter Stein (Pressling)
A erster Anschluss (Grundfläche)
B zweiter Anschluss (Ringfläche)
C dritter Anschluss (Steuerfläche)
FH Kraftrichtung Haltekraft (Haftreibung)
FK Kraftrichtung Last (Kolben).
[0059] Im folgenden werden zunächst die Komponenten der Steuervorrichtung, deren Anordnung
und Funktionsweise beschrieben. Anschließend wird das Steuerverfahren für die Kolben-Zylinder-Anordnung
anhand des Beispiels eines Ausformvorgangs eines Pressling aus einer Matrize bei einer
hydraulischen Presse beschrieben.
[0060] Fig. 1 zeigt den schematischen Aufbau einer hydraulischen Presse 100 in einer Längsschnittdarstellung.
Die hydraulische Presse 100 hat einen Oberholm 101 und einen Unterholm 102, wobei
der Oberholm 101 sich auf Verfahrsäulen 107 abstützend oberhalb des Unterholms 102
angeordnet ist. Am Unterholm 102 befestigt ragt ein fester Unterstempel 104 senkrecht
nach oben hervor. Am Oberholm 101 ist ein beweglicher Oberstempel 103 angeordnet,
der zusammen mit dem Unterstempel 104 die Hauptarbeitsachse der hydraulischen Presse
100 bildet und der durch Bewegung auf den Unterstempel 104 ein zwischen Unterstempel
104 und Oberstempel 103 befindliches loses Schüttgut zu einem Stein (Pressling) 110
verpressen kann. Seitlich wird die Form des Presslings von einer Matrize 105 bestimmt.
Die Matrize 105 ist fest mit einer Matrizenwandung 106 verbunden, welche entlang den
Verfahrsäulen 107 verfahrbar gelagert ist. Zum Verfahren der Matrizenwandung dienen
Kolben-Zylinder-Anordnungen 109, deren Kolben 9 durch eine nach unten gerichtete Ausstoßbewegung
mit einer Kolbenkraft F
K die Matrize 106 in einem Ausformvorgang von dem Pressling 110 entfernen. Um eine
solche Verfahrbewegung auslösen zu können, muss die Kolbenkraft F
K allerdings eine Haftreibungskraft F
H zwischen Pressling 110 und den Seitenwänden der Matrize 106 überwinden.
[0061] Fig. 2a zeigt die Komponenten der Steuervorrichtung in einem Steuerschema. In diesem
Ausführungsbeispiel sind vier Kolben-Zylinder-Anordnungen vorgesehen, deren Kolben
9 fest mit der Matrize 20 (106 in Fig. 1) verbunden sind. Jeder Kolben 9 teilt den
Innenraum des Zylinders seiner zugehörigen Kölben-Zylinder-Anordnung in zwei Teilräume,
hier einen Zylinder-Ringflächenraum 8 (erster Teilraum), der von dem Kolben 9 selbst
durchsetzt ist, und einen Zylinder-Kolbenflächenraum 16 (zweiter Teilraum). Ein in
dem Zylinder-Ringflächenraum 8 befindliches Fluid 17 wirkt unter Druck über eine Zylinder-Ringfläche
31 als Wirkfläche einer Ausfahrbewegung des Kolbens 9 aus dem Zylinder entgegen. Das
Fluid 17 ist hier ein geeignetes Hydraulikfluid. Entsprechend wirkt ein im Zylinder-Kolbenflächenraum
16 angeordnetes Hydraulikfluid über eine Zylinder-Kolbenfläche 21 als Wirkfläche unter
Druck einer Einfahrbewegung des Kolbens 9 entgegen und kann ggf. eine Ausfahrbewegung
des Kolbens 9 bewirken.
[0062] Diese vier Kolben-Zylinder-Anordnungen werden nun von einer Steuervorrichtung gesteuert,
welche ein Pumpsystem 15 und ein Speichersystem 6 aufweist, die über eine Mehrzahl
an Ventilen und Leitungssystemen an die Kolben-Zylinder-Anordnungen gekoppelt sind
und je nach Schaltung der Mehrzahl von Ventilen die Druckverhältnisse in den Zylinder-Ringffächenräumen
und/oder den Zylinder-Kolbenflächenräumen verändern kann und natürlich Ausfahr- oder
Einfahrbewegungen der Kolben 9 bewirken kann. Dabei ist vorgesehen, dass die Steuerung
der im folgenden näher beschriebenen Ventile und Ventilanordnungen wie auch des Pumpsystems
15 über eine Steuereinrichtung 23 elektronisch erfolgt.
[0063] Zunächst werden die Wirkweise und die Verbindungen des Pumpsystems 15 beschrieben.
Das Pumpsystem 15 ist über ein. Rückschiagvcnti) 19"', welches einen Rückfluß eines
von dem Pumpsystem 15 ausgehenden ersten Hydraulikfluidvolumenstroms zum Pumpsystem
15 zurück verhindert, an ein als Wegeventil ausgelegtes Entkoppelventil 14 angeschlossen.
Je nach Schaltung des Entkoppelventils 14 kann der erste Hydraulikfluidvolumenstrom
über ein weiteres Rückschlagventil 19"" auf das Speichersystem 6 geleitet werden,
um in das Speichersystem 6 zu fördern. In Fig. 2a ist das Entkoppelventil 14 dementsprechend
geschaltet gezeigt. In einer weiteren, durch die gekreuzten Pfeile symbolisierten
Schaltstellung des Entkoppelventils 14 kann der erste Hydraulikfluidvolumenstrom für
eine weitere Ansteuerung 22 verwendet werden, z. B. für die Hauptachse (Oberstempel)
der in Fig. 1 gezeigten hydraulischen Presse. In einer weiteren, in Fig. 2c gezeigten
Schaltung des Entkoppelventils 14 gelangt der erste Hydraulikfluidvolumenstrom zu
einem weiteren Wegeventil, dem Drosselventil 12, zu einem Anschluss Grundfläche A
(erster Anschluss) eines Speicher-Zuschaltventils 29 und zu einem Wechselventil 5
(viertes Ventil), wobei letztere später beschrieben werden. Je nach Schaltung des
Drosselventils 12 kann der erste Hydraulikfluidvolumenstrom einerseits durch Drosselung
auf Nulldurchgang blockiert werden, oder eine Verbindung zu den Kolben-Zylinder-Anordnungen
ist hergestellt. Diese kann einerseits über ein weiteres Rückschlagventil 19' und
ein Rohrleitungssystem 18 zu den Zylinder-Ringflächenräumen 8 erfolgen, oder in der
in Fig. 2c gezeigten Schaltung des Drosselventils 12 zu den ZylinderKolbenflächenräumen
16. Bezüglich der Drosselung ist das Wegeventil 12 proportional steuerbar.
[0064] Ist der erste Hydraulikfluidvolumenstrom aus dem Pumpsystems 15 auf die Zylinder-Kolbenflächenräume
16 gerichtet wie die Pfeile a - f in Fig. 2c illustrieren, kann eine Druckerhöhung
in den Zylinder-Kolbenflächenräumen 16 bewirkt werden.
[0065] Ob eine solche Druckerhöhung in den Zylinder-Kolbenflächenräumen 16 auch zu einer
Ausfahrbewegung der Kolben 9 führt, hängt u. a. davon ab, ob ein mit den zyinder-Ringflächenräumen
8 über ein Rohrleitungssystem 18 verbundenes Last-Kompensationsventil 1 (Ventilanordnung)
geöffnet oder geschlossen ist. Ist das Last-Kompensationsventil 1, bzw. dessen Hauptstufe
2 geöffnet, so kann das in den Zylinder-Ringflächenräumen 8 enthaltene Fluid 17 über
das Rohrleitungssystem 18, die geöffnete Hauptstufe 2 und das Drosselventil 12 in
einen Tank ausströmen. Ein solcher Strömungsweg ist in Fig. 2c durch die Pfeile g
- n dargestellt.
[0066] Allerdings stellt bereits das Eigengewicht der an die Kolben 9 gekoppelten Matrize
20 eine Last dar, die für sich schon eine Ausfahrbewegung der Kolben 9 bewirken würde.
Eine solche Ausfahrbewegung ist allerdings unerwünscht, und wird durch das Last-Kompensationsventil
1 wie folgt verhindert. Am Last-Kompensationsventil 1 wird ein Druckkontrollwert eingestellt,
und eine Öffnung des Last-Kompensationsventils 1 und damit das Ausströmen des Fluids
17 aus den Zylinder-Ringflächenräumen 8 kann erst dann erfolgen, wenn der Druck in
dem Fluid 17 den eingestellten Druckkontrollwert übersteigt. Dabei berechnet sich
der zur Lastkompensation nötige Druckkontrollwert P wie folgt: P= F/A
31, wobei F die durch das Eigengewicht der Matrize 20 verursachte Kraft ist und A
31 die Summe aller Zylinder-Ringflächen 31 ist.
[0067] Dabei besteht das Last-Kompensationsventil 1 aus einer Hauptstufe 2 und einer die
Hauptstufe 2 vorsteuernden als Pilotventil wirkenden Vorstufe 4. Der eingestellte
Druckkontrollvwert liegt an dem Pilotventil 4 an, und das Pilotventil 4 öffnet, wenn
der Druck in einer an dem Pilotventil 4 anliegenden Vorsteuerleitung 42 den eingestellten
Druckkontrollwert übersteigt. Die Vorsteuerleitung 42 ist wiederum über eine Blende
13 mit Drosselwirkung mit dem Rohrleitungssystem 18 und damit mit den Zylinder-Ringflächenräumen
8 verbunden. Das heißt, im statischen Zustand liegt der Druck des Fluids 17 über die
Vorsteuerleitung 42 auch am Pilotventil 4 an. Andererseits liegt dieser Druck nicht
nur an einer der Schließung der Hauptstufe 2 entgegenwirkenden Lastseite der Hauptstufe
2 an, sondern auch auf einer der Öffnung der Hauptstufe 2 entgegenwirkenden Steuerseite
der Hauptstufe 2. Da auch eine in der Hauptstufe 2 eingebaute Feder 11 dem Öffnen
der Hauptstufe 2 entgegenwirkt, bleibt die Hauptstufe 2 geschlossen, solange nicht
durch Öffnung des Pilotventils 4 die Steuerseite der Hauptstufe 2 druckentlastet wird,
und die Hauptstufe 2 bei nur noch zu überwindender Federkraft der Feder 11 von in
diesem Ausführungsbeispiel umgerechnet 4 bar öffnet. Schließen und Öffnen der Hauptstufe
wird unmittelbar von einem Kolben 10 bewirkt, der auch die Blende 13 umfasst. Das
Pilotventil 4 selbst ist ein bekanntes direkt proportional gesteuertes Druckentlastungsventil,
wobei der Verschließmechanismus magnetisch ist und proportional einer von der Steuereinrichtung
23 vorgegebenen Steuerspannung gesteuert ist.
[0068] Die erfindungsgemäße Vorspanneinrichtung umfasst in diesem Ausführungsbeispiel das
Speichersystem 6, das (zweite) Leitungssystem 7 mit einem Abschnitt 62 und Drosselblenden
3. Die Ankopplung des Speicherdrucks erfolgt über eine Verbindung des Abschnitts 62
an die Vorsteuerleitung 42. Die Druckvorspannung in dem in den Zylinder-Ringflächenräumen
8 und dem Rohrleitungssystem 18 aufgenommenen Fluid 17 erfolgt aus dem Speichersystem
6 entlang der in Fig. 2b dargestellten Pfeile a - I.
[0069] Es wurde bereits gesagt, dass das erste Leitungssystem 28 eine Verbindung sowohl
zum Speicher-Zuschaltventil 29 als auch zum Wechselventil 5 besitzt. Auch das Speichersystem
6 ist, wie in den Figuren 2 und insbesondere 3 zu sehen ist, über das zweite Leitungssystem
7 an eine Ringfläche B des Speicher-Zuschaltventils 29 angeschlossen. Das Speicher-Zuschaltventil
29 selbst ist ein 2/2 Wegeeinbauventil, bei der die Wirkfläche des Anschlusses an
die Grundfläche A der sogenannten 100 % Wirkfläche entspricht, die Wirkfläche des
Anschlusses an die Ringfläche B der sogenannten 50 % Wirkfläche entspricht, sowie
die Wirkfläche des weiter enthaltenen Anschlusses an die Steuerfläche C der sogenannten
150 % Wirkfläche entspricht. Drücke auf die Wirkflächen A und B wirken dem Schließen
des Speicher-Zuschaltventils 29 entgegen, während ein Druck auf die Wirkfläche C zusammen
mit dem umgerechneten Druck einer verschließenden Feder, der in diesem Ausführungsbeispiel
etwa 4. bar beträgt, dem Öffnen des Speicher-Zuschaltventils 29 entgegenwirken. Natürlich
müssen die Wirkflächen nicht tatsächlich im Verhältnis 100 %, 50 %, 150 % zueinander
stehen, aber die Wirkfläche 150 % soll gleich der Summe der beiden Wirkflächen 100
% und 50 % sein. Das heißt, bei Druckgleichheit an allen Wirkflächen A, B und C ist
das Speicher-Zuschaltventil 29 durch Wirkung der verschließenden Feder geschlossen.
[0070] Welcher Druck an der 150 % Wirkfläche (Steuerfläche C) anliegt, wird durch die Schaltung
einer Ventilgruppe bestehend aus einem Auf-Zu-Ventil 25 (erstes Ventil), den Zu-Auf-Ventilen
24, 26 (zweites und drittes Ventil) und dem Wechselventil 5 bestimmt. Dabei bedeutet
Auf-Zu-Ventil (Ventil 25), dass das Ventil in Grundschaltung, also nicht angesteuert,
geöffnet ist, und bei Ansteuerung durch die Steuereinrichtung 23 geschlossen ist.
Zwischenstellungen sind nicht vorgesehen. Entsprechend werden die Zu-Auf-Ventile 24
und 26 durch Ansteuerung der Steuereinrichtung 23 geöffnet, während sie in Grundstellung
geschlossen sind. Jedes der Ventile 24, 25 und 26 stellt geöffnet eine Verbindung
zu der Steuerfläche C des Speicher-Zuschaltventils 29 her. Diese Verbindung koppelt
bei geöffnetem Ventil 25 an das zweite Leitungssystem 7 und damit druckmäßig an den
Druck im Speichersystem 6. Die vom geöffneten Ventil 24 hergestellte Verbindung koppelt
an einen Tank, entlastet also die Steuerfläche C des Speicher-Zuschaltventils 29 vollständig.
Die Verbindung durch das geöffnete Ventil 26 koppelt an das Wechselventil 5. Dieses
ist so ausgelegt, dass es die Steuerfläche C des Speicher-Zuschaltventils 29 an das
erste Leitungssystem 28 koppelt, wenn der Druck im ersten Leitungssystem 28 größer
als der Druck im zweiten Leitungssystem 7, und umgekehrt die Steuerfläche C an das
zweite Leitungssystem 7 koppelt, wenn der Druck im zweiten Leitungssystem 7 größer
als der Druck im ersten Leitungssystem 28 ist.
[0071] Es ist also vorgesehen, dass jeweils nur eines der Ventile 24, 25, 26 geöffnet ist,
während die jeweils beiden anderen geschlossen sind. In einer Bremsansteuerung (ersten
Ansteuerung) ist das Ventil 25 geöffnet, während die Ventile 24 und 26 geschlossen
sind. Diese Ansteuerung entspricht der Grundschaltung der drei Ventile 24, 25 und
26, da keines von ihnen von der Steuereinrichtung 23 angesteuert ist. In einer Positionieransteuerung
(zweiten Ansteuerung) ist das Ventil 24 angesteuert und geöffnet, während das Ventil
25 angesteuert und geschlossen und das Ventil 26 nicht angesteuert und geschlossen
ist. In einer Druckaufbauansteuerung (dritten Ansteuerung) ist das Ventil 26 angesteuert
und geöffnet, während das Ventil 24 nicht angesteuert und geschlossen und das Ventil
25 angesteuert und geschlossen ist. In der Druckaufbauansteuerung ist das Speicher-Zuschaltventil
29 immer geschlossen.
[0072] Schließlich sind noch Systeme vorgesehen, welche der Steuereinrichtung 23 gewisse
Informationen über den aktuellen Zustand der Steuervorrichtung signalisieren. So ist
an dem Speicher-Zuschaltventil 29 ein Sensor 30 vorgesehen, der der Steuereinrichtung
23 mitteilt, ob das Speicher-Zuschaltventil 29 geöffnet oder geschlossen ist. Insbesondere
signalisiert der Sensor 30 der Steuereinrichtung 23 unmittelbar, wenn in der Bremsansteuerung
das Speicher-Zuschaltventil 29 öffnet.
[0073] Es ist auch ein Wegmeßsystem 27 vorgesehen, das die Position der Matrize 20 und damit
auch die Position der Kolben 9 gegenüber den Kolben-Zylinder-Anordnungen an die Steuereinrichtung
23 signalisiert. Insbesondere signalisiert das Wegmeßsystem 27 der Steuereinrichtung
23 unmittelbar, wenn beim Ausformvorgang die Bewegung der Matrize 20 bzw. der Kolben
9 nach Überwindung der Haftreibung zwischen Pressling und Matrize 20 schlagartig einsetzt.
[0074] Schließlich ist in diesem Ausführungsbeispiel noch ein an das Rohrleitungssystem
18 gekoppeltes Druckentlastungsventil vorgesehen, das z. B. in Notfällen für eine
Druckentlastung des Fluids 17 sorgen kann, sowie ein weiterer über ein Rückschlagventil
19 an die Zuleitung zu den Zylinder-Kolbenflächenräumen 16 gekoppelter Tank vorgesehen,
aus dem die Zylinder-Kolbenflächenräume 16 ggf. durch Ansaugen Hydraulikfluid aufnehmen
können, damit sich bei einer Ausfahrbewegung der Kolben 9 kein Vakuum in den Zylinder-Kolbenflächenräumen
16 bilden kann.
[0075] Im folgenden wird ausführlich ein Verfahren zum Betrieb der Kolben-Zylinder-Anordnungen
beschrieben, das in diesem Ausführungsbeispiel den kompletten Ausformvorgang eines
Presslings aus der Matrize 20 ermöglicht. Ausgangspunkt für das Verfahren ist die
in Fig. 1 dargestellte Situation, in der das lose Schüttgut bereits von der hydraulischen
Presse 100 zu einem Stein 110 verpresst wurde, wobei nun die Marize 105 gegen den
Widerstand der Haftreibungskraft F
H mittels der Kolben-Zylinder-Anordnungen 109 nach unten verfahren werden soll.
[0076] Zunächst wird die Druckvorspannung in dem Fluid 17 in den Zylinder-Ringflächenräumen
8 und dem Rohrleitungssystem 18 durch Druckerhöhung aus dem Speichersystem 6 erzeugt.
Dies ist durch die Pfeile a - I in Fig. 2b dargestellt. Der Druck in dem Fluid 17
wird so auf einen vorbestimmten Druckvorspannwert gebracht, der gleich hoch eingestellt
ist wie der an dem Pilotventil 4 eingestellte Druckkontrollwert, so dass beim Erzeugen
der Druckvorspannung das Pilotventil 4 geöffnet wird, aber die Hauptstufe des Last-Kompensationsventil
1 noch geschlossen bleibt, aber "quasi-vorgeöffnet" wird, da deren Öffnung nun durch
eine nur noch verhältnismäßig kleine zusätzliche Druckerhöhung (entsprechend der umgerechneten
4 bar Federkraft) in dem Fluid 17 bewirkbar ist. Gleichzeitig kann das 2/2 Wegeventil
12 bereits auf die in Fig. 2c gezeigte Schaltstellung der vollen Ansteuerung des ersten
Hydraulikfluidvolumenstroms in Richtung der Zylinder-Kolbenflächenräume 16 geschaltet
werden. Die Ventilgruppe wird in die Druckaufbauansteuerung geschaltet, was ebenfalls
in Fig. 2c zu sehen ist. Wie bereits erläutert, ist in dieser Druckaufbauansteuerung
das Speicher-Zuschaltventil 29 zuverlässig geschlossen. Diese Ansteuerung ist in Fig.
3a dargestellt, wobei der Druck im ersten Leitungssystem 28 höher sein soll als der
Druck im Speichersystem 6, so daß das Wechselventil 5 entlang der in Fig. 3a dargestellten
Pfeile a, b' bis f das erste Leitungssystem 28 mit der Steuerfläche C des Speicher-Zuschaltventils
29 druckverbindet. Die Verbindungen der Grundfläche A und der Ringfläche B erfolgen
wie in den weiteren Ansteuerungen auch durch die in Fig. 3a dargestellten Pfeile a,
b bzw. g bis i.
[0077] Nun beginnt der Druckaufbau in den Zylinder-Kolbenflächenräumen 16. Dazu wird der
erste Hydraulikfluidvolumenstrom aus dem Pumpsystem 15 durch Schaltung des 2/2 Wegeventils
14 in die in Fig. 2c gezeigte Schaltstellung auf die Zylinder-Kolbenflächenräume 16
gelenkt. Da, wie erläutert, nicht genau bekannt ist, wann die nötige Kraft zur Überwindung
der Haftreibungskraft
FH bzw. der zum Erreichen dieser Kraft nötige Druck in den Zylinder-Kolbenflächenräumen
16 erreicht ist, wird der Druck einfach solange langsam erhöht, bis mit schlagartiger
Überwindung der Haftreibungskraft
FK die Bewegung der Matrize 20 und der Kolben 9 einsetzt.
[0078] In der Folge der schlagartigen Überwindung der Haftreibungskraft
FH wird die Achse durch das in den Zylinder-Kolbenflächenräumen 16 gespeicherte und
nun schlagartig freiwerdende Kompressionsvolumen nach unten beschleunigt. Allerdings
entstehen durch die Wirkung der Druckvorspannung in dem Fluid 17 und die "quasi-Voröffnung"
des Last-Kompensationsventils 1 trotz der auftretenden Druckbelastung keine Schäden
an der Steuervorrichtung und den Kolben-Zylinder-Anordnungen. Ein sicheres Auffangen
der Matrize 20 ist gewährleistet.
[0079] Mit der Registrierung der einsetzenden Bewegung der Matrize 20 bzw. der Kolben 9
durch das Wegmeßsystem 27 und dem Signalisieren dieser Information an die Steuereinrichtung
23 wird die nächste Verfahrensphase eingeleitet. Es soll die Matrize 20 in eine Entnahmeposition
gefahren werden. Dies geschieht zunächst in einer Verdrängersteuerung mittels des
vom Pumpsystem 15 ausgehenden ersten Hydraulikfluidvolumenstroms. Die Pumpleistung
des Pumpsystems 15 wird dabei von der Steuereinrichtung 23 auf einen Leistungswert
geschaltet, der über einen entsprechenden ersten Hydraulikfluid,volumenstrom die Verfahrbewegung
der Matrize 20 gemäß einem von der Steuereinrichtung 23 berechneten Geschwindigkeitswert
erfolgen läßt. Dabei ist der Druck in dem ersten Leitungssystem (28) geringer als
der Druck im Speichersystems 6. Die Verfahrbewegung könnte nun durch Verminderung
des ersten Hydraulikfluidvolumenstroms pumpsystemseitig zu Ende geführt werden. Erfindungsgemäß
ist aber eine unterschiedliche Weiterführung der Bewegung vorgesehen.
[0080] Die Ventilgruppe wird in der Bremsansteuerung angesteuert, so daß sich die in Fig.
3b dargestellte Drucksituation am Speicher-Zuschaltventil 29 ergibt. Wie immer sind
Grundfläche A des Speicher-Zuschaltventils 29 mit dem ersten Leitungssystem 28 und
Ringfläche B mit dem zweiten Leitungssystem 7 verbunden, hier durch die Pfeile a,
b bzw. c bis e dargestellt. Die Steuerfläche C ist ebenfalls mit dem zweiten Leitungssystem
7 verbunden, wie durch die Pfeile c, d, e', f bis h in Fig. 3b dargestellt. In dieser
Situation ist das Speicher-Zuschaltventil 29 geschlossen, kann allerdings geöffnet
werden, sobald der Druck im ersten Leitungssystem 28 auf den Druck im Speichersystem
6 zuzüglich der in diesem Ausführungsbeispiel 4 bar zur Überwindung der Federkraft
ansteigt.
[0081] An einem von der Steuereinrichtung 23 errechneten Bremszeitpunkt steuert die Steuereinrichtung
23 das 2/2 Wegeventil 12 so an, daß der Erster Hydraulikfluidvolumenstrom gedrosselt
wird. Es erfolgt der Übergang von der Verdrängersteuerung in eine Drosselsteuerung,
und die Matrizenbewegung wird entsprechend abgebremst. Dabei bleibt der von dem Pumpsystem
15 ausgehende erste Hydraulikfluidvolumenstrom auf dem gleichen Wert justiert. Durch
die Drosselung bei gleichbleibender Pumpleistung erhöht sich der Druck im ersten Leitungssystem'28.
Erreicht der Druck im ersten Leitungssystem 28 dabei die gerade angesprochene Druckschwelle,
öffnet das Speicher-Zuschaltventil 29, und es ergibt sich die in Fig. 3c dargestellte
Situation.
[0082] Der von dem Pumpsystem 15 ausgehende verbleibende überschüssige Anteil des ersten
Hydraulikfluidvolumenstroms wird durch das geöffnete Speicher-Zuschaltventil 29 in
das Speichersystem 6 geleitet. Dies erfolgt entlang der in Fig. 3c dargestellten Pfeile
a bis f. Dieses Ableiten ist wichtig, da das Pumpsystem 15 langsamer (250 ms) reagiert
als die Drosselung bewirkt wird (50 ms), und sich während des Reaktionszeitunterschieds
(200 ms) sonst Druckspitzen im ersten Leitungsystem bilden würden. Die Druckverhältnisse
um das Speicher-Zuschaltventil 29 sind nun hoch dynamisch. Es besteht nämlich nicht
nur die durch die in Fig. 3c gezeigten Pfeile g bis j angedeutete Verbindung der Steuerfläche
C zum Speichersystem 6, sondern auch eine durch die Pfeile a bis d, i, j angezeigte
Verbindung des ersten Leitungssystems 28 zu der Steuerfläche C. Damit befindet sich
das Speicher-Zuschaltventil 29 unmittelbar nach dem Öffnen in einem labilen Gleichgewicht.
[0083] In einer weiteren Verfahrensphase wird nun dieser labile Gleichgewichtszustand des
Speicher-Zuschaltventils 29 beendet, und es wird für eine Hydraulikfluidversorgung
der Verfahrbewegung aus dem Speichersystem 6 gesorgt. Der Sensor 30 registriert nämlich
unmittelbar die erfolgte Öffnung des Speicher-Zuschaltventils 29 und signalisiert
diese Information der Steuereinrichtung 23. Daraufhin steuert die Steuereinrichtung
23 die Ventilgruppe in der Positionieransteuerung an. Die sich daraus ergebende Situation
ist in Fig. 3d dargestellt. Durch Schließen des Ventils 25 wird die Verbindung der
Steuerfläche C zu dem Speichersystem 6 und dem ersten Leitungssystem 28 gekappt. Gleichzeitig
wird durch Öffnen des Ventils 24 die Steuerfläche C zu dem Tank hin entlastet, wie
durch die Pfeile a bis e in Fig. 3d angezeigt. Die Entlastung der Steuerfläche C bewirkt
natürlich die sichere Öffnung des Speicher-Zuschaltventils 29, und damit die Herstellung
einer Verbindung von dem Speichersystem 6 zu den Zylinder-Kolbenflächenräumen 16.
Über diese Verbindung erfolgt nun entlang der in Fig. 3d gezeigten Pfeile f - k die
für die Vollendung der Verfahrbewegung der Matrize 20 nötige Hydraulikfluidversorgung.
[0084] Durch die Drosselung des 2/2 Wegeventils 12 wurde ja bereits das Abbremsen der Verfahrbewegung
eingeleitet Jetzt geht es in der letzten Verfahrensphase noch um die genaue Positionierung
der Matrize in die gewünschte Endposition. Dazu wird die nun aus dem Speichersystem
6 erfolgende Hydraulikfluidversorgung durch Ansteuerung des 2/2 Wegeventils 12 von
der Steuereinrichtung 23 weiter gedrosselt, und damit in Drosselsteuerung die gewünschte
Parkposition der Matrize bis auf 0,01 mm genau erreicht. Mit dem Erreichen der Parkposition
ist der Ausformvorgang beendet.
[0085] Eine VJiederaufwärts-Verfahrbewegung der Matrize 20 auf eine Füllhöhe für einen weiteren
Arbeitsyklus kann dann analog zu der entsprechenden Verfahrensphase des Ausformvorgangs
erfolgen, wobei natürlich das 2/2 Wegeventil für die Aufwärtsbewegung in gerader Schaltstellung
geschaltet wird. Dabei erfolgt wieder die Beschleunigung und Eilgangfahrt der Matrize
20 in einer vom Pumpsystem 15 versorgten Verdrängersteuerung, der Übergang der Verdrängersteuerung
in eine Drosselsteuerung mit darauffolgendem Umschalten der Hydraulikfluidversorgung,
die für die Positionierung wiederum aus dem Speichersystem 6 erfolgt.
[0086] Die die gesamte Abfolge steuernde Steuereinrichtung 23 ist eine elektronische Steuerung,
welche derart ausgelegt ist, daß sie nicht nur immer wieder die gleiche zeitliche
Abfolge der Funktionsabläufe mit gleichen Verfahrgeschwindigkeiten und Verfahrwegen
bewirken kann, sondern vielmehr die zeitliche Abfolge der Funktionsabläufe variieren
kann, in dem etwa Verfahrgeschwindigkeiten und Verfahrwege oder auch der Bremszeitpunkt
von Zyklus zu Zyklus unterschiedlich aufgeschaltet werde können. Diese Verfahrgeschwindigkeiten,
Verfahrwege und der Bremszeitpunkt können dabei einerseits von der elektronischen
Steuerung 23 berechnet werden, andererseits ist auch an die Möglichkeit gedacht, daß
diese manuell eingegeben werden können.
[0087] Die Erfindung ist nicht allein auf das eben beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt.
Vielmehr können die in der Beschreibung sowie in den Ansprüchen offenbarten Merkmale
der Erfindung sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung
der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.
1. Steuervorrichtung für eine Kolben-Zylinder-Anordnung, wobei die Kolben-Zylinder-Anordnung
einen Zylinder und einen zumindest teilweise in dem Zylinder aufgenommenen und den
Zylinderinnenraum längs der Zylinderachse in zwei Teilräume (8, 16) unterteilenden
Kolben (9) aufweist, mit einer mit einem ersten Teilraum (8) verbundenen Ventilanordnung
(1), die eine ein Ausströmen eines in dem ersten Teilraum (8) aufgenommenen Fluids
(17) aus diesem Teilraum (8) verhindernde Schließstellung einnimmt, wenn der Druck
in dem Fluid (17) kleiner als ein an der Ventilanordnung (1) eingestellter Druckkontrollwert
ist, und die in eine dieses Ausströmen ermöglichende Öffnungsstellung öffnet, wenn
der Druck in dem Fluid (17) größer als der eingestellte Druckkontrollwert ist,
gekennzeichnet durch eine an die Ventilanordnung (1) und den ersten Teilraum (8) gekoppelte und die Dämpfung
einer durch eine von einer auf den Kolben (9) in Richtung des ersten Teilraums wirkenden, durch Entspannen eines in dem zweiten Teilraum (16) gebildeten Kompressionsvolumens hervorgerufenen
Last verursachten Bewegung des Kolbens (9) ausgelösten Druckbelastung in Form einer
schlagartigen Druckerhöhung in dem Fluid (17) vorbereitenden Vorspanneinrichtung,
mittels der unabhängig von der Last eine Druckerhöhung in dem Fluid (17) auf einen
vorbestimmten Druckvorspannwert erzeugbar ist.
2. Steuervorrichtung nach Anspruch 1, wobei der Druckvorspannwert im wesentlichen gleich
dem Druckkontrollwert, oder um 0,1% oder mehr, bevorzugt um 0,5% oder mehr und insbesondere
um 1 % oder mehr größer als der Druckkontrollwert ist.
3. Steuervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die Differenz aus Druckvorspannwert
und Druckkontrollwert 20% oder weniger, bevorzugt 10% oder weniger und insbesondere
5% oder weniger des Druckkontrollwerts beträgt.
4. Steuervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei der die Ventilanordnung (1)
mindestens zweistufig aufgebaut ist, wobei sie eine Hauptstufe (2) aufweist, deren
Freigabe/Sperrstellung der Öffnungs-/Schließstellung der Ventilanordnung (1) entspricht,
und die ihre Freigabestellung nur einnehmen kann, wenn eine Vorstufe (4), an der der
Druckkontrollwert eingestellt ist, geöffnet ist, wobei zur Einnahme der Freigabestellung
nach Öffnung der Vorstufe (4) nur ein im Vergleich zu dem Druckkontrollwert kleiner
Druck erforderlich ist.
5. Steuervorrichtung nach Anspruch 4, bei der Vorstufe (4) und Hauptstufe (2) derart
mit dem ersten Teilraum (8) hydraulisch verbunden sind, dass der Druck in dem Fluid
(17) einerseits an einer Lastseite der Hauptstufe (2), deren Druckbeaufschlagung der
Sperrung der Hauptstufe (2) entgegenwirkt, und andererseits an einer Steuerseite der
Hauptstufe (2), deren Druckbeaufschlagung der Freigabe der Hauptstufe (2) entgegenwirkt,
sowie an der Vorstufe (4) anliegt, wobei vorzugsweise die Länge einer zumindest abschnittsweise
eine Umgehungsleitung aufweisenden Verbindung zwischen dem ersten Teilraum (8) und
der Steuerseite größer ist als die Länge einer Verbindung zwischen dem ersten Teilraum
(8) und der Lastseite.
6. Steuervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, bei der die Vorspanneinrichtung
ein Speichersystem (6) aufweist, von dem die Erzeugung der Druckerhöhung über ein
Leitungssystem (7) bewirkt wird.
7. Steuervorrichtung nach den Ansprüchen 5 und 6, bei der das Leitungssystem (7) einen
Abschnitt (62) aufweist, der mit einer die Vorstufe (4) und die Steuerseite der Hauptstufe
(2) verbindenden Vorsteuerleitung (42) verbunden ist.
8. Steuervorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, wobei die Umgehungsleitung und/oder
die Vorsteuerleitung (42) und/oder der Abschnitt (62) ein Drosselsystem (13, 3) aufweisen/aufweist.
9. Steuervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei in einem statischen Zustand
des Fluids (17) die von der Vorspanneinrichtung erzeugte Druckerhöhung dauerhaft ist,
insbesondere im statischen Zustand der Druck des Fluids (17) gleich dem in dem Speichersystem
(6) vorhandenen Druck ist.
10. Steuervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, bei der der Druckkontrollwert
einstellbar und insbesondere manuell einstellbar ist.
11. Steuervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, bei der der Druckkontrollwert
einstellbar und proportional steuerbar ist, wobei insbesondere die Steuerung des Druckkontrollwerts
über eine insbesondere von einer Steuereinrichtung (23) vorgegebenen Steuerspannung
und dessen Einstellung auf die Ventilanordnung (1)/Vorstufe (4) magnetisch erfolgt.
12. Steuervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, wobei die Ansprechzeit der Ventilanordnung
(1) im Bereich 1 - 50 ms, bevorzugt 1 - 20 ms und insbesondere 1-5 ms liegt.
13. Verfahren zur Steuerung einer Kolben-Zylinder-Anordnung, insbesondere mit einer Steuervorrichtung
nach einem der Ansprüche 1 bis 12, wobei die Kolben-Zylinder-Anordnung einen Zylinder
und einen zumindest teilweise in dem Zylinder aufgenommenen und den Zylinderinnenraum
längs der Zylinderachse in zwei Teilräume (8, 16) unterteilenden Kolben (9) aufweist,
und der erste Teilraum (8) mit einer Ventilanordnung (1) verbunden ist, die eine ein
Ausströmen eines indem ersten Teilraum (8) aufgenommenen Fluids (17) aus diesem Teilraum
(8) verhindernde Schließstellung einnimmt, wenn der Druck in dem Fluid (17) kleiner
als ein an der Ventilanordnung (1) eingestellter Druckkontrollwert ist, und die in
eine dieses Ausströmen ermöglichende Öffnungsstellung öffnet, wenn der Druck in dem
Fluid (17) größer als der eingestellte Druckkontrollwert ist, dadurch gekennzeichnet, dass unabhängig von einer auf den Kolben (9) in Richtung des ersten Teilraums (8) wirkenden
Last eine Druckerhöhung in dem Fluid (17) auf einen vorbestimmten Druckvorspannwert
erzeugt wird, so dass die Dämpfung einer durch eine von einer auf den Kolben (9) in
Richtung des ersten Teilraums wirkenden, durch Entspannen eines in dem zweiten Teilraum
(16) gebildeten Kompressionsvolumens hervorgerufenen Last verursachten Bewegung des
Kolbens (9) ausgelösten Druckbelastung in Form einer schlagartigen Druckerhöhung in
dem Fluid (17) vorbereitet wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, bei dem weiter mittels eines von einem Pumpsystem (15)
erzeugten Hydraulikfluidvolumenstroms der Druck in einem in dem zweiten Teilraum (16)
aufgenommenen Hydraulikfluid und damit die Last erhöht wird, bis eine insbesondere
mit Überwindung einer der Last entgegenwirkenden Haltekraft einsetzende Bewegung des
Kolbens (9) in Richtung des ersten Teileraums (8) ausgelöst wird.
15. Verwendung einer Steuervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 12 für eine Kolben-Zylinder-Anordnung
einer hydraulischen Presse insbesondere im Einsatz der Feuerfest- und Fliesenindustrie,
wobei die Kolben-Zylinder-Anordnung insbesondere bei einem Ausformvorgang eines aus
von der Presse gepressten Schüttgut bestehenden Presslings aus einer die Form des
Presslings mitbestimmender Matrize in einer Neben-Arbeitsachse eingesetzt ist.