Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft eine Dichtung mit zumindest einer Dichtlippe.
Stand der Technik
[0002] Dichtungen, die wenigstens eine Dichtlippe aufweisen, die dichtend an einem Maschinenelement,
beispielsweise einer Welle anliegt sind allgemein bekannt. Die Dichtlippe bestehen
meist aus einem elastomeren Werkstoff oder aus PTFE. Die Dichtlippe ist meist stoffschlüssig
an einem Tragkörper befestigt, der meist aus einem metallischen Werkstoff besteht.
Zur Verbesserung der Hafteigenschaften, insbesondere von Dichtlippen aus PTFE wird
die Oberfläche der Dichtlippe aktiviert, so dass die Dichtlippe sicher an dem Tragkörper
haftet. Allerdings wird die Oberflächenbehandlung aus Effizienzgründen vollflächig
ausgeführt, so dass auch die dichtungswirksamen an dem Maschinenelement anliegenden
Bereiche der Dichtlippe ebenfalls aktiviert sind. Durch diese Aktivierung steigt die
Benetzbarkeit der Dichtrippe gegenüber polaren und unpolaren Medien stark an. Aus
dieser gestiegenen Benetzbarkeit können Mikroleckagen resultieren, wodurch abzudichtendes
Schmiermittel nach außen treten kann. Des Weiteren können Flüssigkeiten in das abzudichtende
Gehäuse eindringen.
Darstellung der Erfindung
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Dichtung so weiter zu entwickeln, dass
die Gefahr der Mikroleckage reduziert ist.
[0004] Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen von Anspruch 1 gelöst. Auf vorteilhafte Ausgestaltungen
nehmen die Unteransprüche Bezug.
[0005] Zur Lösung der Aufgabe ist die Dichtlippe zur Herabsetzung der Benetzbarkeit gegenüber
polaren und/oder unpolaren Medien zumindest partiell mit einer Beschichtung versehen.
Diese Beschichtung ist erfindungsgemäß insbesondere bei solchen Dichtlippe vorteilhaft,
die zur Verbesserung der Klebeeigenschaften im Anschlussbereich an den Tragring an
der Oberfläche durch Chemikalien oder Bestrahlung behandelt wurden. Bei diesen Dichtlippen
ist die Benetzbarkeit durch die Oberflächenbehandlung erhöht, so dass eine Benetzung
und Filmbitdung durch Schmiermittel oder andere Flüssigkeiten erfolgen kann. Durch
die Benetzung kann das Schmiermittel an der Oberfläche der Dichtlippe entlang kriechen
und so Mikroleckagen hervorrufen. Eine zumindest lokale Beschichtung senkt die Benetzbarkeit
gegenüber dem Schmiermittel, so dass sich kein geschlossener Film bilden kann, der
die Mikroleckage verursacht.
[0006] Die Beschichtung kann im Funktionsbereich der Dichtlippe aufgebracht sein. Funktionsbereich
ist insbesondere der Bereich, der mit dem abzudichtenden Maschinenelement in Kontakt
ist und den Abschluss des dynamischen Dichtbereichs bildet. Der Bereich vor dem Funktionsbereich
ist häufig mit einer hydrodynamischen Struktur in Form einer Oberflächenprofilierung
versehen, durch die das abzudichtende Medium in den abzudichtenden Raum zurück gefördert
wird. In diesem Bereich ist eine Filmbildung erwünscht, da eine Filmbildung den Fördereffekt
verstärkt. Der Funktionsbereich schließt sich an den Bereich mit der Oberflächenprofilierung
in Richtung der Umgebung an. Das bedeutet, dass der Funktionsbereich bei in Richtung
der Umgebung vorgewölbten Dichtlippen durch das freie Ende der Dichtlippe und bei
in Richtung des abzudichtenden Raums vorgewölbten Dichtlippen durch den Anschlussbereich
der Dichtlippe an den Tragkörper gebildet ist. In diesem Bereich ist eine Filmbildung
unerwünscht, da die Filmbildung in diesem Bereich eine Tröpfchenbildung unterstützt,
wobei die Tröpfchen in Richtung der Umgebung von der Welle abgeschleudert werden und
so die Mikroleckage unterstützen. Wird die Benetzbarkeit in dem Funktionsbereich herabgesetzt,
kann sich zum einen kein geschlossener Film bilden und zum anderen können sich keine
größeren Tröpfchen bilden, die von der Welle abgeschleudert werden. Es ist also erfindungsgemäß
auch denkbar, den Bereich der hydrodynamischen Struktur so zu behandeln, dass die
Benetzbarkeit erhöht ist und den anschließenden Funktionsbereich so zu behandeln,
dass die Benetzbarkeit herabgesetzt ist.
[0007] Die Beschichtung an dem freien Ende der Dichtlippe aufgebracht sein. Dies ist vorzugsweise
bei den Dichtlippen der Fall, deren freies Ende in Richtung der Umgebung vorgewölbt
ist. Das freie Ende bildet in diesem Fall den Funktionsbereich.
[0008] Das Material der Dichtlippe kann einen PTFE-Compound umfassen. PTFE ist ein sehr
inertes Material und weist einen sehr geringen Reibungskoeffizienten auf. PTFE ist
ein unpolares Material und weist dementsprechend ohne vorherige Behandlung eine sehr
geringe Benetzbarkeit gegenüber polaren Medien wie Wasser auf. Der Kontaktwinkel bei
reinem PTFE ist zwar gegenüber unpolaren Medien wie Schmierölen gering. Aufgrund der
geringen Oberflächenenergie kann das Schmieröl jedoch nicht anhaften. Die geringe
Oberflächenenergie ist auch nachteilig, wenn die Dichtlippe stoffschlüssig an einem
Tragring befestigt werden soll, weil zwischen Klebstoff und PTFE keine ausreichende
Haftung erzeugt wird. Aus diesem Grund wird die Oberfläche der Dichtlippe aktiviert,
so dass die Haftneigung steigt. Damit geht jedoch auch ein Anstieg der Benetzbarkeit
einher, der wiederum insbesondere in dem Funktionsbereich nachteilig ist. Durch eine
Beschichtung wird diese Benetzbarkeit wieder herabgesetzt, so dass gegenüber polaren
Medien wieder ein größerer Kontaktwinkel von über 90° entsteht. Darüber hinaus kann
jedoch auch durch die Beschichtung der Kontaktwinkel gegenüber unpolaren Medien erhöht
werden, so dass dieser ebenfalls größer 90° ist.
[0009] Das Material der Dichtlippe kann Glasfasern umfassen. Glasfasern erhöhen die Festigkeit
der Dichtlippe. Insbesondere wenn diese aus einem PTFE-Compound gebildet ist, wird
auch die Kriechneigung reduziert. Da die Glasfasern an der Oberfläche heraustreten,
kann die Beschichtung insbesondere an den Glasfasern anhaften und diese bedecken.
Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn eine Haftung der Beschichtung an dem
PTFE-Material nur schwierig herstellbar ist.
[0010] Die Beschichtung kann durch eine Plasmabehandlung erzeugt sein, Eine Plasmabehandlung
ermöglicht durch eine gezielte Materialabscheidung den Aufbau einer Schicht mit einer
sehr geringen Schichtdicke. Die durch Plasmabehandlung erzeugte Beschichtung kann
so ausgebildet sein, dass die Benetzbarkeit gegenüber polaren und/oder unpolaren Medien
gering ist.
[0011] Die Beschichtung kann ein perfluoriertes Tensid oder ein Fluorpolymer und/oder Alkoxysilan
enthalten. Perfluorierte Tenside weisen lipophobe und hydrophobe Eigenschaften auf,
so dass gleichzeitig die Benetzbarkeit gegenüber Wasser und Schmiermittel herabgesetzt
ist. Fluorpolymere sind Stoffe ähnlich dem PTFE und weisen eine geringe Benetzbarkeit
gegenüber polaren Medien sowie eine geringe Oberflächenenergie auf. Alkoxypolymere
weisen ausgeprägtes antiadhäsives Verhalten auf und setzen so die Haftneigung der
Dichtlippe gegenüber abzudichtenden Medien herab.
Kurzbeschreibung der Zeichnung
[0012] Einige Ausführungsbeispiele der efindungsgemäßen Dichtung werden nachfolgend anhand
der Figuren näher erläutert. Diese zeigen, jeweils schematisch:
- Fig. 1
- eine Dichtung mit einer Dichtlippe aus PTFE;
- Fig. 2
- eine Dichtung mit einer Dicht- und einer Staublippe aus PTFE;
- Fig. 3
- eine Dichtung bestehend aus Tragring und PTFE-Dichtscheibe;
- Fig. 4
- eine Dichtung mit einer in Richtung der Umgebung vorgewölbten Dichtlippe;
- Fig. 5
- eine Dichtung mit einer in Richtung des abzudichtenden Raums vorgewölbten Dichtlippe;
- Fig. 6
- das Benetzungsverhalten von polaren und unpolaren Flüssigkeiten auf der Beschichtung;
- Fig. 7
- einen Gehäuseverschlussdeckel mit einer Beschichtung auf der statischen Dichtung;
- Fig. 8
- den Gehäuseverschlussdeckel nach Figur 7 mit einer Beschichtung auf der Oberfläche
des Flansches, wobei der Flansch mit der Beschichtung die statische Dichtung bildet;
- Fig. 9
- den Gehäuseverschlussdeckel nach Figur 7 mit einer Beschichtung auf der Oberfläche
des Dichtungsmaterials, wobei das Dichtungsmaterial mit der Beschichtung die statische
Dichtung bildet.
Ausführung der Erfindung
[0013]
Figur 1 zeigt eine Dichtung 1, bei der zwei Dichtlippen 2, 2' an einem Tragring 6
befestigt sind. Dabei besteht eine Dichtlippe 2' aus elastomerem Werkstoff und ist
direkt haftend an dem Tragring 6 befestigt. Dabei bildet das Material der Dichtlippe
2' gleichzeitig die Bindefläche 7 für die Dichtlippe 2, die in dieser Ausführung aus
einem PTFE-Compound gebildet ist, welches zur Stabilisierung Glasfasern als Füllstoff
beinhaltet. Beide Dichtlippen 2, 2' sind mit einer Beschichtung 3 versehen, durch
die sich die Benetzbarkeit gegenüber polaren und unpolaren Medien herabsetzt. Dabei
ist die Dichtlippe 2 lediglich partiell mit der Beschichtung 3 versehen, nämlich lediglich
in einem Funktionsbereich 4, der sich in Richtung der Umgebung an den dynamischen
Dichtbereich 8 der Dichtlippe 2, der mit einer Förderstruktur versehen ist, anschließt
Die Beschichtung 3 ist eine Lösung, die Fluorpolymer oder perfluorierte Tenside und
Alkoxysilane enthält. Diese Lösung wird beispielsweise lokal auf die Dichtlippe 2.2'
aufgespritzt und härtet dort aus. In anderen Ausgestaltungen ist auch denkbar, eine
Beschichtung 3 durch eine Materialabscheidung im Wege einer Plasmabehandlung zu erzeugen.
Figur 2 zeigt eine Dichtung 1 gemäß Figur 1, wobei die Dichtlippe 2' in dieser Ausführung
ebenfalls aus einem PTFE-Compound gebildet ist. Die Dichtlippe 2 wurde auf der dem
Maschinenelement 9 zugewandten Seite vollflächig mit einer Beschichtung 3 versehen.
Figur 3 zeigt eine Dichtung 1 die lediglich einen Tragring 6 umfasst, an dem einer
Seite eine Dichtlippe 2 in Form einer Dichtscheibe stoffschlüssig befestigt ist. Die
Dichtlippe 2 besteht aus einem PTFE-Compound und beinhaltet als Füllstoff Glasfasern.
Die freie Seite der Dichtlippe 2 ist vollflächig mit einer wie zuvor beschriebenen
Beschichtung 3 versehen, wobei die Beschichtung 3 besonders gut an den Glasfasern
anhaftet. Dabei ist die Dichtung 1 so ausgelegt, dass die mit der Beschichtung 3 versehenen
Seite nach der Montage dem abzudichtenden Raum zugewandt ist, so dass ausschließlich
beschichtete Komponenten der Dichtung 1 in Kontakt mit dem abzudichtenden Medium gelangen
und so die Dichtung 1 besser gegen aggressive Medien geschützt ist.
Figur 4 zeigt eine Dichtung 1 gemäß Figur 3 auf ein Maschinenelement 9 montiert, wobei
das freie Ende 5 der Dichtung in Richtung der Umgebung ragt. In dieser Ausführung
ist lediglich eine partielle Beschichtung 3 der Dichtlippe in einem Funktionsbereich
4 vorgesehen, der hier dem freien Ende 5 zugeordnet ist.
Figur 5 zeigt eine Dichtung 1 gemäß Figur 3 auf ein Maschinenelement 9 montiert, wobei
das freie Ende 5 der Dichtung in Richtung des abzudichtenden Mediums ragt, In dieser
Ausführung ist lediglich eine partielle Beschichtung 3 der Dichtlippe in einem Funktionsbereich
4 vorgesehen, der hier dem Anschlussbereich der Dichtlippe 2 an den Tragring 6 zugeordnet
ist.
die Beschichtung 3 im Funktionsbereich 4 der Dichtlippe 2 aufgebracht ist.
Figur 6 zeigt das Benetzungsverhalten einer mit einer Beschichtung 3 versehenen Dichtlippe
2. Gegenüber polaren Medien wie Wasser und gegenüber unpolaren Medien wie Schmieröl
ergibt sich jeweils ein Kontaktwinkel der größer als 90° ist.
Figur 7 zeigt einen Gehäuseverschlussdeckel 8, umfassend eine Durchgangsöffnung für
eine abzudichtende Welle. Der Gehäuseverschlussdeckel 8 umfasst einen Versteifungsflansch
9, welcher mit einem Dichtungsmaterial versehen ist, wobei aus dem Dichtungsmaterial
eine dynamische Dichtlippe 2 und eine statische Dichtung 7 ausgebildet sind. Der Versteifungsflansch
9 besteht aus einem Kunststoff und das Dichtungsmaterial ist ein PTFE-Compound. Die
Oberfläche 10 des Versteifungsflansches 9 ist mit mindestens einer konzentrisch die
Durchgangsöffnung umgebende Erhebung 11 ausgerüstet, wobei die Erhebung 11 als Rippe
geformt sein kann. In dem Bereich der Erhebung steigt die lokale Anpressung des Gehäuseverschlussdeckels
8 und verbessert so die Dichtwirkung der mit der Beschichtung 3 behandelten Oberfläche.
Figur 8 zeigt einen Gehäuseverschlussdeckel 8 gemäß Figur 7. In dieser Ausgestaltung
ist die Beschichtung 3 direkt auf der Kunststoff-Oberfläche des Versteifungsflansches
9 angeordnet. Der beschichtete Bereich der Oberfläche 10 des Versteifungsflansches
9 ist mit zwei konzentrischen Erhebungen ausgerüstet. Dieser Bereich bildet die statische
Dichtung 7.
Figur 9 zeigt einen Gehäuseverschlussdeckel 8 gemäß Figur 7. In dieser Ausgestaltung
ist die Beschichtung 3 auf der Oberfläche 10 des Dichtungsmaterials angeordnet. Der
beschichtete Bereich der Oberfläche 10 des Dichtungsmaterials ist mit zwei konzentrischen
Erhebungen ausgerüstet und bildet die statische Dichtung 7. Die Beschichtung der des
Dichtungsmaterials erlaubt die Verwendung desselben Dichtungsmaterials wie es für
die dynamische Dichtung 2 verwendet wird.
1. Dichtung (1) mit zumindest einer Dichtlippe(2), dadurch gekennzeichnet, dass die Dichtlippe (2) zur Herabsetzung der Benetzbarkeit gegenüber polaren und/oder
unpolaren Medien zumindest partiell mit einer Beschichtung (3) versehen ist.
2. Dichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung (3) im Funktionsbereich (4) der Dichtlippe (2) aufgebracht ist,
3. Dichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung (3) an dem freien Ende (5) der Dichtlippe (2) aufgebracht ist.
4. Dichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Material der Dichtlippe (2) einen PTFE-Compound umfasst.
5. Dichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Material der Dichtlippe (2) Glasfasern umfasst.
6. Dichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung (3) durch eine Plasmabehandlung erzeugt ist.
7. Dichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung (3) ein perforierte Tensid oder Fluorpolymer enthält.
8. Dichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung (3) Alkoxysilan enthält.
9. Dichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Kontaktwinkel im Bereich der Beschichtung (3) gegenüber polaren Medien größer
als 90° ist.
10. Dichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Kontaktwinkel im Bereich der Beschichtung (3) gegenüber unpolaren Medien größer
als 90° ist.