[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein gegossenes Wand-, Boden- oder Deckenelement
gemäss Oberbegriff von Anspruch 1 und ein Verfahren zu dessen Herstellung.
Stand der Technik
[0002] Für Sichtbetonbauten (Aussenwand und Innenwand mit Sichtbeton) ist bis zum heutigen
Zeitpunkt das Verfahren so, dass man zuerst eine innere tragende Schale betoniert,
dann den Beton aushärten lässt, die Schalung sodann entfernt, eine Dämmebene stellt,
sodann die Schalung für die äussere Schalung stellt und nochmals betoniert. Das Ganze
ist sehr zeitaufwändig und teuer wegen den vielen Vorgängen, die für die Erstellung
der Baute nötig sind. Eine zweite Variante sieht vor, dass man eine einschalige Konstruktion
mit Innendämmung erstellt. Dies hat jedoch folgende Nachteile: 1. sehr viele aufwändige
Anschlussdetails, z.B. bei mehrgeschossigen Bauten besteht im Bereich der Decke eine
Wärmebrücke, die nur aufwändig gedämmt werden kann. 2. die fehlende Speichermasse
im Inneren des Gebäudes. Dies führt dazu, dass solare Gewinneinträge durch opake Bauteile
nicht zu Gunsten eines tieferen Heizwärmebedarfs genutzt werden können.
[0003] Die
US 2001/0010140 offenbart ein Gebäudeteil umfassend zwei parallele, zueinander beabstandete Drahtgitter,
zwischen welchen ein Dämmkörper angeordnet ist. Gerade Verbindungsstäbe, deren Enden
an die Drahtgitter geschweisst sind, durchdringen den Dämmkörper und halten die Drahtgitter
in Abstand zueinander. Der Dämmkörper kann aus geschäumtem Kunststoff, aus anderen
isolierenden Materialien unterschiedlichster Art oder auch aus Leichtbeton bestehen.
Zwischen den Drahtgittern und dem Dämmkörper besteht eine Distanz zwischen 10 und
30 mm. Im Falle von rechtwinkligen Verbindungsstäben sind zusätzlich Abstandshalter
vorgesehen, welche den Dämmkörper von den Drahtgittern beabstanden. Im fertigen Bauteil,
z.B. einer Wand, welches vor Ort gegossen wird, sind die Drahtgitter im ausgehärteten
Beton aufgenommen. Dabei können - je nach statischen Anforderungen - die inneren und
äusseren Wände unterschiedliche Stärken aufweisen.
[0004] Die
DE-OS-197 48 457 offenbart ein wärmegedämmtes, tragendes Aussenwandelement in einer mehrlagigen Sandwich-Konstruktion.
Dieses besteht aus einer als Traglage dienenden Innenwand, einer von dieser beabstandeten
Aussenwand und einer zwischen den Wänden angeordneten Wärmedämmlage. Sowohl Aussen-
wie auch Innenwand sind aus Leichtbeton der Klasse LB15 hergestellt. Als Wärmedämmlage
kommt u.a. auch ein Polyurethan oder Polystyrol-Schaum in Fragen. Aussen- und Innenwand
sind via sich kreuzenden Kupplungsstäben, deren geriffelte Enden im Leichtbeton eingebettet
sind, fest miteinander verbunden. Durch diese Konstruktion ist sichergestellt, dass
das Aussenwandelement verwindungssteif ist und beispielsweise an der Traglage angehoben
werden kann.
[0005] US 2006/0201090 offenbart eine Leichtgewichtzusammensetzung bestehend aus 22 bis 90 Volumenprozent
einer Zementzusammensetzung und 10 bis 78 Volumenprozent Partikel mit einer Dichte
zwischen 0.03 g/cm3 und 0.064 g/cm3. Isolierte Betonelemente bestehen aus zwei parallelen,
voneinander beabstandeten Wänden, welche durch Metallstäbe miteinander verbunden sind.
Der Zwischenraum zwischen den Wänden wird dabei mit einem Leichtbeton aufgefüllt.
Aufgabe
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein insbesondere vor Ort gegossenes Wand-,
Boden- oder Deckenelement, insbesondere ein Sichtbetonelement, bereitzustellen, welches
bei gegebener Wandstärke einen möglichst guten Dämmwert hat. Ziel ist es insbesondere,
eine gegossene und gedämmte Wand und ein Verfahren zu deren Herstellung vorzuschlagen,
welche rasch und kostengünstig herstellbar ist. Auch ist es ein Ziel, eine monolithisch
erscheinende Wand sowohl auf der Innenseite als auch auf der Aussenseite in Sichtbetonqualität
vorzuschlagen.
[0007] Erfindungsgemäss wird die Aufgabe durch ein gegossenes Wand-, Boden- oder Deckenelement
gemäss Oberbegriff von Anspruch 1 gelöst, indem als Dämmschicht Materialien, vorzugsweise
Dämmplatten, mit einer Druckspannung bei 10% Stauchung σ
10≥ 60 kPa, vorzugsweise σ
10≥ 150 kPa, und ganz besonders bevorzugt σ
10≥ 300 kPa eingesetzt werden. Das erfindungsgemäße Element als vor Ort gegossenes Bauteil
eines Bauwerks, insbesondere eines Gebäudes, hat den Vorteil, dass es rasch und kostengünstig
als voll isoliertes Bauteil herstellbar ist, da es in einem Arbeitsgang gegossen werden
kann. Die Dämmung ist dabei so ausgelegt, dass diese durch den statischen Druck des
noch flüssigen Leichtbetons nicht zusammengedrückt wird. Da die Dämmung im Element
bereits integriert ist, ist eine nachträgliche Dämmung nicht mehr nötig. Dadurch,
dass die äussere Wand weniger als halb so stark und vorteilhaft weniger als ein Drittel
der Stärke der Innenwand hat und lediglich als Verblendung dient, braucht es nur wenige
Kopplungsbügel, um die äussere Wand zu befestigen, insbesondere auch, weil das Bauelement
als Teil einer grösseren Baukonstruktion vor Ort gegossen wird. Durch die geringe
Anzahl von Kopplungsbügel entstehen nur wenige Wärmebrücken, sodass die Konstruktion
überraschenderweise die Anforderungen bei der Herstellung von Passivhäusern zu erfüllen
vermag. Das erfindungsgemässe Wand-, Boden- oder Deckenelement hat den Vorteil, dass
es sowohl auf der Innenseite als auch auf der Aussenseite in Sichtbetonqualität herstellbar
ist und damit die Anforderungen der modernen Architektur erfüllen kann.
[0008] Vorteilhaft ist das Element aus Leichtbeton mit einer Trockenrohdichte von maximal
2000 Kg/m3, vorzugsweise < 1500 Kg/m3 und ganz besonders bevorzugt < 1200 Kg/m3. hergestellt
ist. Durch den Einsatz eines Leichtbetons ist die Gefahr eliminiert, dass die Dämmschicht
zusammengedrückt wird. Entsprechend können kostengünstig erhältliche Dämmmaterialien
eingesetzt werden. Zweckmäßigerweise ist die eingesetzte Gussmasse im Wesentlichen
aus Zementen, Bindemitteln, Schaumglas oder Blähton als Zuschlagstoff, und Anmachwasser
und Additiven (Zusatzmitteln) hergestellt. Ein Leichtbeton mit Schaumglas als Zuschlagstoff
ist beispielsweise in der
EP-A-1 183 218 offenbart, deren Inhalt hiermit unter Bezugnahme aufgenommen wird.
[0009] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform ist die erste Wand als die statische Tragkonstruktion
und die zweite Wand als Verblendung ausgeführt. In diesem Fall kann eine Decke auf
der inneren Tragschale abgestützt, und die äussere zweite Wand relativ dünn sein.
Die zweite äussere Wand kann beispielsweise eine Stärke zwischen 40 und 140 oder 160
mm, vorzugsweise 50 bis 120 oder 140 mm und ganz besonders bevorzugt zwischen 60 und
100 oder 120 mm haben. Dadurch, dass die innere Wand oder Schale stärker ausgebildet
ist also die äussere Schale, ist im Innern des Gebäudes eine grosse Speichermasse
vorhanden. Dies hat den Vorteil, dass solare Gewinne durch opake Bauteile von der
Innenschale gespeichert werden können. Es ist jedoch denkbar, auch der äusseren Wand
eine tragende Funktion zuzuordnen und die Decke z.B. durch nockenartiges Herausführen
teilweise auf der äusseren Schale abzustützen. Dabei kann die äussere Wand vollflächig
oder nur in Teilbereichen tragend ausgeführt sein. Hat nur eine Wand eine tragende
Funktion, so können diese unterschiedliche Stärken aufweisen.
[0010] Vorzugsweise hat die erste Wand eine Bewehrung aus Stahl, welche vorzugsweise zentrisch
respektive symmetrisch zur Systemachse in der Wand angeordnet ist. Dies hat den Vorteil,
dass Schwindspannungen zu keiner Deformation der Wand führen können. Vorteilhaft besitzt
die Bewehrung mindestens zwei ungefähr parallele Ebenen, welche mittels Distanzmitteln,
z.B. durch dreidimensionale Bewehrungskörbe oder -böcke, fest miteinander verbunden
sind. Diese Ebenen haben vorzugsweise ungefähr den gleichen Abstand von der Mittelachse
der Wand. Die einsetzbaren dreidimensionalen Bewehrungsböcke können im Querschnitt
dreieckförmig sein, wobei in den Eckpunkten in Längsrichtung verlaufende Stäbe vorhanden
sind. Solche Bewehrungsböcke werden beispielsweise in Betondecken eingesetzt.
[0011] Zweckmässigerweise werden vorgefertigte Bewehrungsstahlnetze oder Metallkörbe, welche
ein sich stabiles dreidimensionales Gefüge darstellen, eingesetzt. Von Bedeutung ist,
dass die Metallkörbe in sich stabil sind und nicht durch den eingefüllten flüssigen
Beton zusammengedrückt werden. Die Bewehrungslagen sollen auch zueinander und in ihrer
Lage innerhalb der Schalung durch den Beton nicht verschoben werden.
[0012] Vorteilhaft besitzt wenigstens die zweite Wand lediglich eine durch Fasern gebildete
Bewehrung. Vorzugsweise kommen Polymerfasern in Gestalt von Kurzschnittfasern zum
Einsatz. Dies hat den Vorteil, dass bei der zweiten Wand auf eine Bewehrung aus Bewehrungsstahl
verzichtet werden kann. Dies führt zu einer wesentlichen Zeiteinsparung bei der Herstellung
der gedämmten Wand. Dabei kann der Anteil an Polymerfasern in der zweiten Wand zwischen
0.4 bis 2.0 Kg/m3, vorzugsweise zwischen 0.5 bis 1.5 Kg/m3, und ganz besonders bevorzugt
zwischen 0.6 und 1.2 Kg/m3 betragen.
[0013] Besonders vorteilhaft sind Polymerfasern ein hochkristallines Polymer, vorzugsweise
aus der Gruppe der Polyvinylalkohole, eingesetzt. Diese Fasern haben den Vorteil,
dass sie chemische Bindungen mit der Gussmasse eingehen können. Als Polymerfasern
sind vorzugsweise solche eingesetzt, welche eine Zugfestigkeit > 1'000 N/mm2, vorzugsweise
> 1'200 und ganz besonders bevorzugt > 1'500 N/mm2 und ein E-Modul > 30'000N/mm2,
vorzugsweise > 35'000 N/mm2, und ganz besonders bevorzugt > 40'000.-- N/mm2 haben.
[0014] Vorteilhaft sind Dämmschichtmaterialien eingesetzt, welche eine Wärmeleitfähigkeit
(Lambda-D- Wert = λ
D) ≤0.04 W/mK, vorzugsweise ≤ 0.035 W/mK und ganz besonders bevorzugt ≤ 0.03 W/mK besitzen.
Idealerweise werden Dämmplatten eingesetzt mit einer Wärmeleitfähigkeit ≤ 0.029 W/mK.
Als Materialien kommen insbesondere Kunststoffe mit der Ausnahme von Polyurethan oder
mineralische Fasern (Steinwolle oder Glasfaser) in Frage. Mineralische Fasern müssen
jedoch so behandelt sein, dass die Wasseraufnahmefähigkeit auf ein vertretbares Mass
reduziert ist. In einer bevorzugten Ausführungsform besteht die Dämmschicht im Wesentlichen
aus Polystyrol, vorzugsweise einem expandierten oder extrudierten Polystyrol-Hartschaum.
Polystyrol Dämmplatten sind kostengünstig erhältlich und besitzen im Allgemeinen eine
ausreichende Druckfestigkeit.
[0015] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform sind als Dämmschicht Dämmplatten eingesetzt,
welche vorzugsweise mit Nut und Kamm ausgestattet sind. Dies hat den Vorteil, dass
die Dämmung nicht gegeneinander verschoben werden kann. Denkbar ist auch, möglichst
großflächige Dämmplatten einzusetzen. Es können je nach Geschosshöhe Platten mit unterschiedlichen
Druckfestigkeiten eingesetzt werden. Platten mit einem σ
10 zwischen ungefähr 100 kPa und 250 kPa sind ideal, da solche relativ preisgünstig
sind. Vorteilhaft ist auch, wenn die als Dämmschicht eingesetzten Dämmplatten eine
Wasserdampfdiffusionszahl ≤ ∞, vorzugsweise ≤ 250 µ, und ganz besonders bevorzugt
≤ 50 µ aufweisen. Dies ist im Zusammenhang mit dem Einsatz von Leichtbeton von Vorteil,
weil dadurch die Diffusionsoffenheit der ganzen Konstruktion gewährleistet ist und
im Taupunkt anfallendes, kondensiertes Wasser ausdiffundieren kann.
[0016] Um das Trocknen des gegossenen Elements nicht zu beeinträchtigen, soll die Wasseraufnahmefähigkeit
der Dämmschicht < 4 Vol%, vorzugsweise < 1.0 Vol% und ganz besonders bevorzugt < 0.2
Vol% sein. Idealerweise ist die Wasseraufnahmefähigkeit 0 V% gemessen nach der Prüfnorm
EN 12087. Dabei ist von Bedeutung, dass bei einer eventuellen Wasseraufnahme die Dämmplatte
masshaltig ist. Ansonsten kann es zu Spannungen und Deformationen der gegossenen Wand
kommen. Zur Vermeidung von Schwindspannungen sind der Gussmasse vorzugsweise Schwindreduktionsmittel
beigemengt.
[0017] Vorteilhaft sind die erste Wand und die zweite Wand mittels Kopplungsbügel, vorzugsweise
mittels solchen aus rostfreiem Stahl, miteinander verbunden. Dadurch kann verhindert
werden, dass sich die Wände voneinander lösen können. Die Kopplungsbügel können beispielsweise
eine U-, V-, L-, T- oder Z-Form haben. Die Kopplungsbügel können grundsätzlich in
einem beliebigen Winkel zu den flachen Wandseiten eingebaut sein. Vorzugsweise erstrecken
sich diese jedoch ungefähr senkrecht zu den flachen Wandseiten. Zweckmässigerweise
sind pro Quadratmeter 0.1 bis 0.6 Kopplungsbügel, vorzugsweise 0.2 bis 0.4 Kopplungsbügel
vorgesehen. Die Kopplungsbügel können aus Baustahl, rostfreiem Stahl oder vorteilhaft
aus einem Glas-, Carbonfaser oder Kunststofffaser verstärkten Kunststoff hergestellt
sein. Letztere Kopplungsbügel haben gegenüber Stahl den Vorteil einer bedeutend geringeren
Wärmeleitfähigkeit.
[0018] Vorteilhaft hat dass das ausgehärtete Element eine Wärmeleitfähigkeit < 0.16 W/mK.
[0019] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein Verfahren zum Herstellen einer
vor Ort gegossenen Betonwand mit folgenden Verfahrensschritten:
- Erstellen einer ersten, vorzugsweise ungefähr vertikalen, Schalungswand,
- Anbringen einer ersten Bewehrungslage aus Stahl in Abstand von der ersten Schalungswand,
- Anbringen von Distanzmitteln, vorzugsweise in Gestalt von Distanzkörben, an der ersten
Bewehrungslage,
- Anbringen einer zweiten Bewehrungslage aus Stahl an den erwähnten Distanzmitteln,
- Anordnen einer Dämmschicht mit einer Druckspannung bei 10% Stauchung von σ10≥ 60 kPa, vorzugsweise σ10≥ 150 kPa, und ganz besonders bevorzugt σ10≥ 300 kPa in Abstand von der zweiten Bewehrungslage, welche Dämmschicht eine Fläche
hat, die im Wesentlichen der Fläche der ersten Schalungswand entspricht, sodass ein
erster Schalungsraum mit Bewehrung gebildet ist,
- Einbringen von einer Mehrzahl von Kopplungsbügeln, welche sich durch die Dämmschicht
erstrecken und diese beidseits um eine bestimmte Distanz überragen,
- Erstellen einer zweiten Schalungswand, sodass zwischen der Dämmschicht und der zweiten
Schalungswand ein zweiter Schalungsraum ohne Bewehrung gebildet ist,
- Ausgießen des Schalungsraumes zwischen der ersten Schalungswand und der zweiten Schalungswand
mit einer aushärtbaren Gussmasse, wobei die Schalungsräume im Wesentlichen gleichzeitig
oder mit leichtem Vorlauf für den zweiten Schalungsraum mit der aushärtbaren Gussmasse
gefüllt werden, sodass nach dem Aushärten der Gussmasse eine erste Wand und eine zweite
Wand gebildet sind. Das erfindungsgemässe Verfahren hat den Vorteil, dass eine Wand
mit einer Kerndämmung in einem Arbeitsgang direkt auf der Baustelle hergestellt werden
kann. Im Rahmen des beschriebenen Verfahrens ist es auch möglich, ein dreidimensionales
Bewehrungsgefüge mit mindestens zwei Ebenen in einem Verfahrensgang einzubringen.
Zwischen der ersten Schalungswand und der ersten Bewehrungslage einerseits und der
zweiten Bewehrungslage und der Dämmschicht andererseits werden vorteilhaft Distanzhalter
eingesetzt, damit die Bewehrung ausreichend tief im Beton eingebettet ist.
[0020] Die Befestigung der Dämmschicht an der zweiten Bewehrungslage erfolgt vorzugsweise
mittels Kunststoffdübeln, wie sie bei der Befestigung von Dämmschichten an Fassaden
verwendet werden. Dabei können die vorderen Enden der Kunststoffdübel an der zweiten
Bewehrungslage mit einem Binder festgebunden werden. Andere Befestigungsmittel und
Befestigungsarten sind jedoch ebenso denkbar.
[0021] Das vorzugsweise jeweils vor Ort, d.h. auf der Baustelle, gegossene Wand-, Boden-
oder Deckenelement der vorliegenden Erfindung kann grundsätzlich als senkrecht stehendes
Bauteil (Wand) oder als liegendes Bauteil (Platte) eingesetzt werden. Entsprechend
soll im Rahmen der vorliegenden Erfindung unter dem Begriff "Wand" jeweils auch "Platten"
verstanden werden. Im letzteren Fall wird das Element liegend gegossen, indem zuerst
die eine Scheibe gegossen wird, anschliessend die Dämmschicht aufgebracht und sodann
die zweite Scheibe gegossen wird.
[0022] Nachfolgend wird die Erfindung unter die Bezugnahme auf die Figuren beispielhaft
erläutert. Es zeigt:
- Figur 1
- im Grundriss ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemässen Wandelements mit einer
ersten Wand, welche in der Regel die Innenwand darstellt, einer zweiten Wand, welche
in der Regel die Aussenwand darstellt, und einer zwischen den ersten und zweiten Wänden
eingegossen Dämmschicht;
- Figur 2
- ein Schnitt durch das Wandelement von Figur 1 entlang der Linie A - A;
- Figur 3
- ein Schnitt durch das Wandelement von Figur 1 entlang der Linie B - B;
- Figur 4
- ein vergrösserter Vertikalschnitt durch die Wand von Figur 1; und
- Figur 5
- ein vergrösserter Horizontalschnitt durch die Wand von Figur 1.
[0023] Das in den Figuren 1 bis 3 gezeigte Wandelement 11 besitzt eine erste Wand 13, welche
in der Regel die Innenwand einer mehrschaligen Wand darstellt, und eine zweite Wand
15, welche in der Regel die Aussenwand einer mehrschaligen Wand darstellt. Zwischen
der ersten und der zweiten Wand 13,15 ist eine Dämmschicht 17 angeordnet, welche im
Verbund mit den ersten und zweiten Wänden 13,15 ist. Die erste Wand 13 ist mit einer
Bewehrung 19 aus Bewehrungsstahl versehen. Die Bewehrung 19 besteht vorzugsweise aus
einem dreidimensionalen, in sich stabilen Gebilde, z.B. einem Stahl-Drahtkorb. Die
Bewehrung 19 besitzt zwei jeweils in einer Ebene angeordnete Draht- oder Bewehrungsstahlnetzwerke
(= Bewehrunslagen), welche mittels Abstandsmittel 21, vorzugsweise einem dreidimensionalen
Bewehrungskorb aus Baustahlstäben, voneinander beabstandet sind. Der Einsatz eines
dreidimensionalen Bewehrungskorbs hat den Vorteil, dass der Innenwand eine grosse
statische Tragfähigkeit zukommen kann. An den seitlichen Enden sind die beiden Ebenen
von Draht- oder Eisennetzen mittels U-förmiger Bügel 23 miteinander verbunden, sodass
ein in sich stabiler Draht- oder Bewehrungsstahlkorb gebildet ist. Vorzugsweise besteht
die Bewehrung aus sich überlappenden Bewehrungsstahlnetzen 24 (Fig. 2).
[0024] Wie aus Figur 1 ersichtlich ist, sind die ersten und zweiten Wände 13,15 mittels
einer Mehrzahl von Windankern 25 miteinander verbunden. Die Windanker 25 können eine
U-, Z- oder eine beliebig andere Form haben, die gewährleistet, dass die Enden der
Windanker 25 unter Zugbelastung nicht aus den Wänden gezogen werden können.
[0025] Ein erfindungsgemässes Wand- oder Plattenelement wird wie folgt hergestellt: An einer
Schalungswand (in den Figuren nicht ersichtlich) werden erste Distanzhaltemittel 27,
z .B. in Gestalt von Schienen, angeordnet und daran die Armierung 19 festgemacht (Figuren
4 und 5). An der den Distanzhaltemitteln 27 gegenüberliegenden Seite der Bewehrung
19 werden zweite Distanzhaltemittel 29, ebenfalls vorzugsweise in Gestalt von Schienen,
befestigt. Dann wird die Dämmschicht 19 an den zweiten Distanzhaltemitteln 29 angeordnet
und mittels Plastikdübeln 31 an der Bewehrung 19 oder den Schienen befestigt. Als
Plastikdübel 31 können solche verwendet werden, wie sie auch für die Befestigung von
Dämmplatten an Fassaden zum Einsatz gelangen. Diese Dübel besitzen einen Kopf 33 mit
einer grossen Auflagefläche. Die Befestigung des Dübelschafts kann beispielsweise
durch einen Draht 35 erfolgen. Zwischen einzelnen Dämmelementen können Windanker 25
eingelegt werden, die mit ihren Enden an gegenüberliegenden Seiten aus der Dämmschicht
ragen. Anschliessend wird sodann in Abstand zur ersten Schalungswand und zur Dämmschicht
eine zweite Schalungswand angeordnet (in den Figuren nicht gezeigt). Die Schalungswände
werden, je nach Schalungssystem z.b. mittels Bindstellen und Verbindungsrohre (Distanzhalter)
37 und dann die Schalungshohlräume zwischen den Schalungswänden und der Dämmschicht
19 mit einer Leichtbetonmischung ausgefüllt.
Ausführungsbeispiel Wand (Masse in cm):
[0026]
| Gesamtwandstärke: |
44 |
| Innere Scheibe: |
16 |
| Bewehrungsnetz 4-lagig mit Abstandshalter: |
|
| Äussere Scheibe ohne Bewehrungsnetz: |
12 |
| Kerndämmung (EPS-Kunststoff): |
16 |
| Kopplungsbügel aus nichtrostendem Stahl |
0.2/m2 |
| Leichtbeton mit Schaumglasbrocken und Flugasche |
|
| als Zuschlagstoffe, Schwindreduktionsmittel und |
|
| Kunststofffasern |
|
| Wärmeleitfähigkeit der Gesamtwand (berechnet) |
|
[0027] Generell wird Beton nach der europäischen Norm (SN) EN 206-1 mit folgenden Eigenschaften
eingesetzt:
| |
|
| Druckfestigkeitsklasse: |
LC12/13 oder besser LC8/9 |
| Expositionsklassen: |
XC4 XF1 |
| Grösstkornklasse; (alle Klassen): |
z.B. Dmax = 8 oder Dmax 016, oder |
| |
Dmax =32 |
| Chloridgehaltsklasse: |
Cl 0.10 |
| Konsistenzklasse: |
|
| Verdichtungsmass nach Walz: |
mindestens C2, besser C3, oder |
| Ausbreitmass: |
F3, besser Bereich F4 bis F6, oder |
| Setzmass: |
S3 besser S4 oder S5 |
| Rohdichteklasse: |
D1.4 oder D1.2 besser D1.0 |
Ein vor Ort gegossenes Wand-, Boden- oder Deckenelement ist hergestellt aus einer
aushärtbaren Gussmasse auf Zementbasis, insbesondere aus Leichtbeton. Das Element
hat eine erste Wand mit einer ersten Stärke und eine zweite Wand mit einer zweiten
Stärke, wobei die Stärke der ersten Wand deutlich grösser als die Stärke der zweiten
Wand ist. Zwischen der ersten Wand und der zweiten Wand ist eine Dämmschicht vorgesehen,
welche vollflächig in die Gussmasse eingegossen ist. Das fertig gestellte Bauteil
kann als Sichtbetonteil verwendet werden und hat eine Wärmeleitfähigkeit von < 0.16
W/mK.
Legende:
[0028]
- 11
- Wandelement
- 13
- erste Wand
- 15
- zweite Wand
- 17
- Dämmschicht
- 19
- Bewehrung
- 21
- Abstandsmittel, z.B. 3-dimensionalen Bewehrungsgefüge
- 23
- U-förmige Bügel
- 25
- Windanker
- 27
- Distanzhaltemittel an äusserer Schalungswand
- 29
- zweite Distanzhaltemittel zwischen Bewehrung und Dämmschicht
- 31
- Plastikdübel
- 33
- Kopf des Dübels
- 35
- Draht
- 37
- Verbindungsrohr
1. Gegossenes Wand-, Boden- oder Deckenelement hergestellt aus einer aushärtbaren Gussmasse
auf Zementbasis, insbesondere aus Leichtbeton,
- einer ersten Wand (13) mit einer ersten Stärke und
- einer zweiten Wand (15) mit einer zweiten Stärke, wobei die Stärke der ersten Wand
(13) größer als die Stärke der zweiten Wand (15) ist, und
- einer zwischen der ersten Wand (13) und der zweiten Wand (15) vorgesehenen Dämmschicht,
- einer in der ersten Wand (13) vorgesehenen Bewehrung aus Stahl mit mindestens einer
ersten und einer zweiten Bewehrungslage, welche mittels Distanzmitteln formstabil
miteinander verbunden sind, und
Kopplungsbügeln, welche die erste Wand (13) und die zweite Wand (15) miteinander verbinden,
dadurch gekennzeichnet,.
dass als Dämmschicht Materialen mit einer Druckspannung bei 10% Stauchung σ10≥ 60 kPa, vorzugsweise σ10≥ 150 kPa, und ganz besonders bevorzugt σ10≥ 300 kPa eingesetzt werden.
2. Element nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der zweiten Bewehrunglage und der Dämmschicht Abstandshalter vorgesehen
sind.
3. Element nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die eingesetzte Gussmasse eine Trockenrohdichte von maximal 1500 Kg/m3. vorzugsweise
< 1200 Kg/m3 und ganz besonders bevorzugt < 1000 Kg/m3 aufweist.
4. Element nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens die zweite Wand (15) eine Bewehrung mit Fasern, vorzugsweise mit Polymerfasern
und vorteilhaft in Gestalt von Kurzschnittfasern, besitzt.
5. Element nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an Polymerfasern in der zweiten Wand (15) zwischen 0.4 bis 2.0 Kg/m3,
vorzugsweise zwischen 0.5 bis 1.5 Kg/m3, und ganz besonders bevorzugt zwischen 0.6
und 1.2 Kg/m3 beträgt.
6. Element nach Anspruch 4oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Polymerfasern ein hochkristallines Polymer, vorzugsweise aus der Gruppe der Polyvinylalkohole,
eingesetzt sind.
7. Element nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Polymerfasern eine Zugfestigkeit > 1'000 N/mm2, vorzugsweise > 1'200 und ganz
besonders bevorzugt > 1'500 N/mm2 und ein E-Modul > 30'000N/mm2, vorzugsweise > 35'000
N/mm2, und ganz besonders bevorzugt > 40'000.-- N/mm2 haben.
8. Element nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Dämmschicht eine Wärmeleitfähigkeit <0.04 W/mK, vorzugsweise < 0.035 W/mK und
ganz besonders bevorzugt < 0.03 W/mK besitzt.
9. Element nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Dämmschicht aus einem Kunststoff oder mineralischer Dämmung mit Ausnahme von
Polyurethan, vorzugsweise im Wesentlichen aus Polystyrol, vorzugsweise einem expandierten
oder extrudierten Polystyrol-Hartschaum, hergestellt ist.
10. Element nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass als Dämmschicht Dämmplatten eingesetzt sind mit einer Wasserdampfdiffusionszahl ≤
∞, vorzugsweise ≤ 250 µ, und ganz besonders bevorzugt ≤ 50 µ.
11. Element nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Wasseraufnahmefähigkeit der Dämmschicht < 4 Vol%, vorzugsweise <1 Vol% und ganz
besonders bevorzugt < 0.2 Vol% ist.
12. Element nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Kopplungsbügel eine U-, Z-, L-, T- oder ähnliche Form haben oder Spiralanker
sind.
13. Element nach einem der Ansprüche 1 12, dadurch gekennzeichnet, dass pro Quadratmeter 0.2 bis 0.4 Kopplungsbügel vorgesehen sind.
14. Element nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass das ausgehärtete und getrocknete Element eine Wärmeleitfähigkeit < 0.16 W/mK hat.
15. Verfahren zum Herstellen eines Betonelements mit folgenden Verfahrensschritten:
- Erstellen einer ersten Schalungswand,
- Anbringen einer ersten Bewehrungslage aus Stahl in Abstand von der ersten Schalungswand,
- Anbringen von Distanzmitteln, vorzugsweise in Gestalt von Distanzkörben,
- Anbringen einer zweiten Bewehrungslage aus Stahl auf den erwähnten Distanzmitteln,
- Anordnen einer Dämmschicht mit einer Druckspannung bei 10% Stauchung σ10≥ 60 kPa, vorzugsweise σ10 ≥ 150 kPa, und ganz besonders bevorzugt σ10 ≥ 300 kPa in Abstand von der zweiten Bewehrungslage, welche Dämmschicht eine Fläche
hat, die im Wesentlichen der Fläche der ersten Schalungswand entspricht, sodass ein
erster Schalungsraum mit Bewehrung gebildet ist,
- Einbringen von einer Mehrzahl von Kopplungsbügeln, welche sich durch die Dämmschicht
erstrecken und diese beidseits um eine bestimmte Distanz überragen,
- Erstellen einer zweiten Schalungswand, sodass zwischen der Dämmschicht und der zweiten
Schalungswand ein zweiter Schalungsraum ohne Bewehrung gebildet ist,
- Ausgießen des Schalungsraumes zwischen der ersten Schalungswand und der zweiten
Schalungswand mit einer aushärtbaren Gussmasse, wobei die Schalungsräume im Wesentlichen
gleichzeitig oder mit leichtem Vorlauf für den zweiten Schalungsraum mit der aushärtbaren
Gussmasse gefüllt werden, sodass nach dem Aushärten der Gussmasse eine erste Wand
und eine zweite Wand gebildet sind.