(19)
(11) EP 2 287 420 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.02.2011  Patentblatt  2011/08

(21) Anmeldenummer: 10171683.5

(22) Anmeldetag:  03.08.2010
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
E04F 15/10(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME RS

(30) Priorität: 03.08.2009 DE 102009026310

(71) Anmelder: RDG Kunststoffe GmbH
87647 Kraftisried (DE)

(72) Erfinder:
  • Zvanic, Rajmund
    87647, Kraftisried (DE)

(74) Vertreter: Hutzelmann, Gerhard 
Patentanwaltskanzlei Hutzelmann Schloss Osterberg
89296 Osterberg
89296 Osterberg (DE)

   


(54) Fliese


(57) Fliese (1) insbesondere zur Verarbeitung analog einer Keramik- oder Steinzeugfliese, wobei die Fliese (1) im wesentlichen aus einem aus nachwachsenden Rohstoffen bestehenden Füllstoff besteht.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Fliese insbesondere zur Verarbeitung analog einer Keramik- oder Steinzeugfliese.

[0002] Viele Keramik- oder Steinzeugfliesen sind vergleichsweise empfindlich gegenüber Kratzern und Schlagbelastungen und neigen auch dazu, gerade im Außenbereich frostempfindlich zu sein.

[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Fliesen zu schaffen, die nicht nur unempfindlich sind, sondern auch leicht zu verlegen sind. Zudem sollen diese gegenüber Steinzeug und Keramik ein geringes Gewicht aufweisen.

[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Fliese im wesentlichen aus einem aus nachwachsenden Rohstoffen bestehenden Füllstoff besteht.

[0005] Solche Füllstoffe stehen in großer Menge zur Verfügung und sind günstig herstellbar. Oftmals können sogar Abfälle solcher Stoffe bei der Herstellung anderer Produkte genutzt werden.

[0006] Dabei hat es sich als sehr vorteilhaft erwiesen, wenn der nachwachsende Rohstoff in Pulver-, Span- und/oder Faserform in die Fliese eingebracht ist.

[0007] In einer solchen Form lässt sich der Füllstoff sehr gut und gleichmäßig in der Fliese verteilen. Der Einsatz von Holzmehl, Holzspänen, Holzfasern, aber auch anderer Pflanzenfasern, die zerkleinert sein können, ist denkbar.

[0008] Es hat sich erfindungsgemäß auch als sehr vorteilhaft erwiesen, wenn der nachwachsende Rohstoff mit einem Kunststoff, insbesondere mit Polypropylen, Polyethylen, aber auch anderen Polymeren, wie PLA oder anderen aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnenen Polymeren und Mischungen bzw. Blends dieser Kunststoffe gebunden ist.

[0009] Durch die Verwendung dieser Kunststoffe wird der Füllstoff fest und sicher gebunden. Er kann dadurch auch feuchtigkeitsunempfindlich, witterungsbeständig, verrottungsfest und rutschbeständig ausgebildet sein. Es ist denkbar, daß die Fliese durch die Verwendung von ausgewählten Kunststoffen auch benzin- und ölresistent, verschleißfest oder dergleichen ausgerüstet ist.

[0010] Eine weitere sehr vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung liegt auch vor, wenn der Füllstoff und/oder der Kunststoff eingefärbt ist.

[0011] Damit kann der Fliese eine angepasste Gestaltung verliehen sein.

[0012] Ebenfalls sehr vorteilhaft ist es dabei, wenn die Einfärbung ungleichmäßig über die Oberfläche der Fliese verteilt ist.

[0013] Damit kann jede Fliese ein individuelles Aussehen aufweisen. Marmorierungseffekte sind ebenso denkbar wie Perlmutteffekte, Strukturierungseffekte oder dergleichen.

[0014] Erfindungsgemäß ist es auch äußerst vorteilhaft, wenn die Fliese durchgefärbt ist.

[0015] Hierdurch wird sichergestellt, daß die Fliese auch bei Abnutzung an der Oberfläche wenigstens im wesentlichen ihr vorbestimmtes Aussehen behält.

[0016] Eine weitere sehr vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung liegt vor, wenn die Fliese auf wenigstens einer ihrer Oberflächen eine Strukturierung aufweist.

[0017] Durch eine Strukturierung auf der Unterseite kann eine bessere Haftung auf Fliesenkleber, Mörtel oder dergleichen, aber auch ein besserer Gleitschutz, wenn die Fliesen nur lose verlegt werden, erzielt werden. Durch eine Strukturierung auf der Oberseite kann eine sehr gute Rutschhemmung gerade in Nass oder Feuchtbereichen erzielt werden.

[0018] Ebenfalls sehr vorteilhaft ist es erfindungsgemäß, wenn die Fliese zumindest auf ihrer Oberfläche geschliffen ist.

[0019] Durch eine geschliffene Oberfläche wird diese mattiert und zusätzlich auch rutschfest gemacht.

[0020] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung hat es sich als äußerst vorteilhaft erwiesen, wenn die Fliese an wenigstens einem Teil ihrer Seitenkanten Abstandhalter aufweist.

[0021] Mit Hilfe dieser Abstandhalter können vorgesehene Fugenbreiten zwischen den einzelnen Fliesen auf einfache Art und Weise eingehalten werden. Dabei ist es denkbar, daß sich die Abstandhalter nicht über die gesamte Höhe der Seitenkanten erstrecken, sondern nur einen Teilabschnitt einnehmen, der vorzugsweise im Bereich der Rückseitenkante angeordnet ist.

[0022] Eine weitere sehr vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung liegt auch vor, wenn die Fliese an wenigstens einem Teil ihrer Seitenkanten eine Nut oder eine Feder aufweist.

[0023] Hiermit lassen sich die Fliesen einfach zusammenstecken und beispielsweise mit Kleber fixieren.

[0024] Äußerst vorteilhaft ist es aber auch, wenn die Fliese einen Klick-Mechanismus aufweist.

[0025] Damit können die Fliesen einfach zusammengesteckt und mechanisch arretiert werden. Eine schwimmende Verlegung ist denkbar.

[0026] Es hat sich erfindungsgemäß als äußerst vorteilhaft erwiesen, wenn die Fliese ein übliches Fliesenformat aufweist.

[0027] Damit ist die Fliese kompatibel zu gebräuchlichen Keramik- und Steinzeugfliesen.

[0028] Eine weitere sehr vorteilhafte Ausbildung der Erfindung liegt vor, wenn das Verhältnis zwischen Füllmaterial und Kunststoff zwischen 40:60 und 80:20 beträgt.

[0029] Mit solchen Verhältnissen wurde eine sehr gute Bindung erzielt. Zudem ist die fertige Fliese äußerst widerstandsfähig.

[0030] Gemäß einer Fortbildung der Erfindung ist es auch sehr vorteilhaft, wenn wenigstens eine Oberfläche der Fliese beschichtet ist.

[0031] Es ist denkbar, daß die Fliese mit einem Antihaftmittel beschichtet ist, das zum Beispiel Verschmutzungen leicht entfernbar macht. Ebenfalls denkbar ist eine Antirutschbeschichtung oder aber ein UV Schutz, ein Feuchtigkeitsschutz oder dergleichen.

[0032] Erfindungsgemäß ist es äußerst vorteilhaft, wenn die Fliese im Spritzgußverfahren, in einem Pressverfahren und/oder in einem Kolbenspritzgußverfahren hergestellt ist.

[0033] Auf diese Art und Weise hergestellte Fliesen sind günstig herstellbar, und dennoch äußerst umweltverträglich.

[0034] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels veranschaulicht.

[0035] Dabei zeigen:
Fig. 1
eine Fliese, hergestellt aus einem Füllstoff und einem Bindemittel gemäß der vorliegenden Erfindung,
Fig. 2
eine Fliese mit Abstandhaltern, und
Fig. 3
eine Fliese mit Nut- und Federanordnung, die einen Klick- Mechanismus aufweisen.


[0036] Mit 1 ist in Fig. 1 eine Fliese aus einem aus nachwachsenden Rohstoffen bestehenden Füllstoff und einem Bindemittel bezeichnet.

[0037] Eine solche Fliese 1 enthält im wesentlichen einen pulver-, span- und/oder faserförmigen Füllstoff, der aus Holz, oder anderer Biomasse gewonnen sein kann. Es ist dabei denkbar, daß auch andere Pflanzenfasern, wie zum Beispiel Hanf, Flachs oder dergleichen eingesetzt werden.

[0038] Die Bindung wird durch einen Kunststoff, insbesondere Polypropylen, Polyethylen, aber auch anderen Polymeren, wie PLA oder anderen aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnenen Polymeren und Mischungen bzw. Blends dieser Kunststoffe hergestellt.

[0039] Die Fliese 1 wird im Spritzgußverfahren oder aber auch in einem Pressverfahren oder im Kolbenspritzgußverfahren hergestellt. Es ist aber auch denkbar, daß die Fliese im Schleudergußverfahren hergestellt wird.

[0040] Bei der Herstellung der Fliese 1 kann das Füllmaterial und/oder das Bindemittel eingefärbt werden, so daß die Fliese 1 ein ansprechendes Erscheinungsbild erhält.

[0041] Dabei ist es denkbar, daß die Einfärbung mehrfarbig erfolgt. Gerade bei einer unvollständigen Durchmischung werden so Marmorierungseffekte erzeugt, die der Fliese zum Beispiel ein marmorähnliches Aussehen verleihen können.

[0042] Zusätzlich kann die Fliese an ihrer Oberseite 2 eine Strukturierung 3 aufweisen. Diese Strukturierung kann entweder gleich bei der Herstellung eingebracht werden, oder aber durch eine nachträgliche Bearbeitung. Die nachträgliche Bearbeitung kann dabei beispielsweise durch Schleifen oder Fräsen erfolgen.

[0043] Durch die nachträgliche Bearbeitung werden auch eventuell unerwünschte Oberflächeneffekte entfernt und ein gleichmässiges und meistens mattiertes Aussehen erzeugt.

[0044] Auch auf der Fliesenunterseite 4 ist eine weitere Strukturierung 5 denkbar, die für einen sicheren Halt der Fliese 1 in einem nicht dargestellten Mörtelbett oder Fliesenkleber sicherstellt.

[0045] Die Fliese 1 weist ein übliches Fliesenformat von beispielsweise 33 Zentimeter Kantenlänge und eine Dicke von 2 bis 7 Millimeter auf.

[0046] Damit ist die Fliese 1 kompatibel zu bestehenden Fliesenböden.

[0047] Durch den oben beschriebenen Aufbau der Fliese 1 ist diese weitestgehend rutschfest auch in feuchter oder nasser Umgebung. Zusätzlich ist die Fliese unempfindlich gegenüber vielen Umwelteinflüssen. Vor allem ist sie wasser- und ölbeständig.

[0048] Es ist auch denkbar, daß die Fliese 1 an wenigstens einem Teil ihrer Seitenkanten Abstandhalter 6 aufweist, die eine Fuge definieren. Dazu können die Abstandhalter 6 auf eine Teilhöhe der Fliesendicke beschränkt sein, wie dies in Fig. 2 dargestellt ist.

[0049] Es ist aber auch denkbar, daß die Fliesen 1 schwimmend verlegt werden können. Dazu können diese Nuten 7 und Federn 8 an ihren Seitenkanten aufweisen. Diese Nuten und Federn werden einfach zusammengesteckt und eventuell miteinander verklebt. Es ist aber auch möglich, daß die Nuten und Federn in Art eines Click-Systems ineinander greifen, so daß die Fliesen völlig ohne Klebstoffe verlegbar sind.

[0050] Die Fliesen 1 können zwischen 40 und 80 Prozent Füllmaterial enthalten. Eine hohe Füllmittelkonzentration ist wünschenswert. Gute Ergebnisse wurden mit einem Füllmittelanteil zwischen 60 und 80 Prozent erzielt.


Ansprüche

1. Fliese (1) insbesondere zur Verarbeitung analog einer Keramik- oder Steinzeugfliese, dadurch gekennzeichnet, daß die Fliese (1) im wesentlichen aus einem aus nachwachsenden Rohstoffen bestehenden Füllstoff besteht.
 
2. Fliese nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der nachwachsende Rohstoff in Pulver-, Span- und/oder Faserform in die Fliese eingebracht ist.
 
3. Fliese nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der nachwachsende Rohstoff mit einem Kunststoff, insbesondere mit Polypropylen, Polyethylen, aber auch anderen Polymeren, wie PLA oder anderen aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnenen Polymeren und Mischungen bzw. Blends dieser Kunststoffe gebunden ist.
 
4. Fliese nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Füllstoff und/oder der Kunststoff eingefärbt ist.
 
5. Fliese nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Einfärbung ungleichmäßig über die Oberfläche der Fliese (1) verteilt ist.
 
6. Fliese nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Fliese (1) durchgefärbt ist.
 
7. Fliese nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Fliese (1) auf wenigstens einer ihrer Oberflächen (2,4) eine Strukturierung (3,5) aufweist.
 
8. Fliese nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Fliese (1) zumindest auf ihrer Oberfläche (2) geschliffen ist.
 
9. Fliese nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Fliese (1) an wenigstens einem Teil ihrer Seitenkanten Abstandhalter (6) aufweist.
 
10. Fliese nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Fliese (1) an wenigstens einem Teil ihrer Seitenkanten eine Nut (7) oder eine Feder (8) aufweist.
 
11. Fliese nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Fliese (1) einen Klick-Mechanismus aufweist.
 
12. Fliese nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Fliese (1) ein übliches Fliesenformat aufweist.
 
13. Fliese nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis zwischen Füllmaterial und Kunststoff zwischen 40:60 und 80:20 beträgt.
 
14. Fliese nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eine Oberfläche (2, 4) der Fliese (1) beschichtet ist.
 
15. Fliese nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Fliese (1) im Spritzgußverfahren, in einem Pressverfahren und/oder in einem Kolbenspritzgußverfahren hergestellt ist.
 




Zeichnung