[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Fahrzeug, insbesondere ein Schienenfahrzeug,
mit einer Fahrzeuglängsachse, einem ersten Wagenkasten, einem zweiten Wagenkasten,
der dem ersten Wagenkasten in Richtung der Fahrzeuglängsachse benachbart ist, einem
dritten Wagenkasten, der dem ersten Wagenkasten in Richtung der Fahrzeuglängsachse
benachbart ist, einer ersten Wankstützeinrichtung, welche den ersten Wagenkasten und
den zweiten Wagenkasten verbindet, sowie einer zweiten Wankstützeinrichtung, welche
den ersten Wagenkasten und den dritten Wagenkasten verbindet, wobei die Wankstützeinrichtungen
jeweils Wankbewegungen zwischen den über sie verbundenen Wagenkästen um eine zur Fahrzeuglängsachse
parallele Wankachse entgegenwirken.
[0002] Bei Schienenfahrzeugen - aber auch bei anderen Fahrzeugen - ist der Wagenkasten in
der Regel gegenüber den Radeinheiten, beispielsweise Radpaaren oder Radsätzen, über
eine oder mehrere Federstufen federnd gelagert. Die bei Bogenfahrt auftretende, quer
zur Fahrbewegung und damit quer zur Fahrzeuglängsachse wirkende Zentrifugalbeschleunigung
bedingt wegen des vergleichsweise hoch liegenden Schwerpunkts des Wagenkastens die
Tendenz des Wagenkastens, sich gegenüber den Radeinheiten nach bogenaußen zu neigen,
mithin also eine Wankbewegung um eine zur Fahrzeuglängsachse parallele Wankachse auszuführen.
Ähnliche und ebenfalls unerwünschte Wankbewegungen können durch Gleislagestörungen
oder sonstige externe Anregungen erzeugt werden.
[0003] Solche Wankbewegungen sind oberhalb bestimmter Grenzwerte zum einen dem Fahrkomfort
abträglich. Zum anderen bringen sie die Gefahr einer Verletzung des zulässigen Lichtraumprofils
sowie im Hinblick auf die Entgleisungssicherheit unzulässiger einseitiger Radentlastungen
mit sich. Um dies zu verhindern, werden in der Regel Wankstützeinrichtungen in Form
so genannter Wankstabilisatoren eingesetzt. Deren Aufgabe ist es, der Wankbewegung
des Wagenkastens einen Widerstand entgegenzusetzen, um sie zu mindern, während die
Hub- und Tauchbewegungen des Wagenkastens gegenüber den Radeinheiten nicht behindert
werden sollen.
[0004] Solche Wankstabilisatoren sind in verschiedenen hydraulisch oder rein mechanisch
wirkenden Ausführungen bekannt und werden an unterschiedlichen Stellen im Fahrzeug
eingesetzt. So kommen sie teils im oder in unmittelbarer Nähe des Fahrwerks zum Einsatz
oder sie verbinden benachbarte Wagenkästen. Im Fahrwerksbereich kommt häufig eine
sich quer zur Fahrzeuglängsrichtung erstreckende Torsionswelle zum Einsatz, wie sie
beispielsweise aus der
EP 1 075 407 B1 bekannt ist. Ebenso wurden für den Fahrwerksbereich auch schon hydraulische Lösungen
vorgeschlagen. So sind beispielsweise aus der
DE 28 39 904 C2 mehrere untereinander verbundene Hydraulikzylinder als Wankstützen im Fahrwerksbereich
eines Eisenbahnwagens bekannt.
[0005] Diese bekannten Wankstabilisatoren führen zwar zu der gewünschten Erhöhung der Wanksteifigkeit
der gesamten Anordnung, d.h. zu einem hinreichend niedrigen Neigungskoeffizienten
des Wagenkastens. Sie weisen jedoch den Nachteil auf, dass bei Fahrt auf Gleisabschnitten
mit einer Verwindung der Gleisebene, wie sie beispielsweise bei Gleisüberhöhungsrampen
oder dergleichen auftritt, durch die nun gegeneinander geneigten Gleisebenen im Bereich
der beiden Radeinheiten ein hohes Torsionsmoment in den Wagenkasten bzw. den Fahrgestellrahmen
eingeleitet wird. Dies rührt daher, dass die jeweilige Wankstützeinrichtung auf eine
Einstellung der Hochachse des Wagenkastens bzw. des Fahrgestellrahmens hinwirkt, die
parallel zu der im Bereich der Radeinheiten jeweils vorliegenden Gleisnormale verläuft
bzw. dieser entspricht. Da die Gleisnormalen im Bereich der Radeinheiten bei einer
Verwindung der Gleisebene eine unterschiedliche Ausrichtung aufweisen, ergibt sich
die beschriebene Torsionsbelastung des Wagenkastens bzw. des Fahrgestellrahmens.
[0006] Ähnliche Probleme mit erhöhten Torsionsbelastungen beim Durchfahren von Gleisabschnitten
mit einer Verwindung der Gleisebene treten auch bei den gattungsgemäßen mehrgliedrigen
Fahrzeugen auf, bei denen Wankbewegungen zwischen aneinander grenzenden Wagenkästen
über quer zur Fahrzeuglängsachse verlaufende Wankstützeinrichtungen, häufig einfache
Querlenker, unterbunden sind. Diese Querlenker sind in der Regel im Dachbereich der
Wagenkästen gelenkig an den beiden benachbarten Wagenkästen angeordnet. Die Querlenker
gestatten bei endlicher Länge eine relative Nickbewegung der aneinander grenzenden
Wagenkästen, können als Sonderfall eines entarteten Lenkers jedoch die Länge Null
aufweisen, d.h. die benachbarten Wagenkästen sind auch im Dachbereich direkt gelenkig
miteinander gekoppelt. Bei einer Verwindung der Gleisebene zwischen dem vorlaufenden
Nachbarwagen und dem nachlaufenden Nachbarwagen werden deren Hochachsen - gegebenenfalls
durch ihre jeweiligen Wankstützeinrichtungen im Fahrwerksbereich - annähernd parallel
zur jeweils vorliegenden Gleisnormale eingestellt. Über die starren Wankstützeinrichtungen
im Dachbereich werden dabei in den mittleren Wagenkasten erhebliche Torsionsmomente
eingebracht.
[0007] Um hierbei einen Ausgleich der Verschiebungen zwischen den beiden Enden des mittleren
Wagenkastens zu erzielen, ist es zwar aus der
EP 0 718 171 B1 bekannt, die Wankstützeinrichtungen im Dachbereich teleskopartig und gegen einen
Federwiderstand längenveränderlich auszubilden. Auch bei dieser Lösung, die eine progressive
Kennlinie des Federwiderstands bei Auslenkung aus der Neutrallage aufweist, werden
aber nach wie vor hohe Torsionsmomente in den mittleren Wagenkasten eingebracht.
[0008] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein Fahrzeug der eingangs
genannten Art zur Verfügung zu stellen, welches die oben genannten Nachteile nicht
oder zumindest in deutlich geringerem Maße aufweist und insbesondere auf einfache
und zuverlässige Weise eine Reduktion der Torsionsbelastung der Wagenkästen in verwundenen
Gleisabschnitten ermöglicht.
[0009] Die vorliegende Erfindung löst diese Aufgabe ausgehend von einem Fahrzeug gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen
Merkmale.
[0010] Der vorliegenden Erfindung liegt die technische Lehre zu Grunde, dass man auf einfache
und zuverlässige Weise eine Reduktion der Torsionsbelastung der Wagenkästen des Fahrzeugs
in verwundenen Gleisabschnitten ermöglicht, wenn die Wankstützeinrichtungen an beiden
Enden so ausgebildet und miteinander gekoppelt sind, dass die Wankstützeinrichtungen
der unterschiedliche Fahrwegslage - bei einem Schienenfahrzeug also die Gleislage
- im Bereich der beiden angrenzenden Wagenkästen Rechnung tragen können und der erste
Wagenkasten somit eine Zwischenstellung einnehmen kann, in der die in ihn eingeleiteten
Torsionsmomente im Vergleich zu den bekannten Fahrzeugen zumindest reduziert werden.
Erfindungsgemäß sind die erste Wankstützeinrichtung und die zweite Wankstützeinrichtung
daher über eine Koppeleinrichtung miteinander gekoppelt, wobei die Wankstützeinrichtungen
und die Koppeleinrichtung derart ausgebildet sind, dass wenigstens eine erste Verschiebung
an der ersten Wankstützeinrichtung wenigstens eine zweite Verschiebung an der zweiten
Wankstützeinrichtung bedingt.
[0011] Durch die über die Kopplungseinrichtung erzielten Verschiebungen an den beiden Wankstützen
ist es in einfacher Weise möglich, die unterschiedliche Vertikalausrichtung des zweiten
und dritten Wagenkastens im Bereich des ersten Wagenkastens zumindest teilweise auszugleichen.
Hierdurch kann zum einen die oben bereits beschriebene vorteilhafte Reduktion der
Torsionsbelastung im ersten Wagenkasten erzielt werden. Dies rührt daher, dass die
beiden Wankstützeinrichtungen im Fall eines verwundenen oder anderweitig deformierten
Gleisebenenverlaufs durch die dank der Kopplungseinrichtung erzielten Verschiebungen
dem deformierten Gleisebenenverlauf gegebenenfalls sogar vollständig folgen können,
ohne betätigt zu werden, d. h. ohne eine auf die erste Fahrzeugkomponente wirkende
Rückstellkraft auszuüben, welche dann zu der beschriebenen Torsionsbelastung der ersten
Fahrzeugkomponente führen könnte.
[0012] Kann eine solche gegenläufige Verschiebung aufgrund eines nicht deformierten Gleisebenenverlaufs
jedoch nicht stattfinden, können die Wankstützeinrichtungen hingegen ihre Wankbewegungen
begrenzende Wirkung in vollem Umfange entfalten. Mit anderen Worten wird die Wirksamkeit
der Wankstützeinrichtungen in den Fällen, in denen sie tatsächlich zum Einsatz kommen
sollen, nicht beeinträchtigt.
[0013] Je nach Gestaltung und Anordnung der Wankstützeinrichtungen kann die erste Verschiebung
gegenläufig oder gleichläufig zur zweiten Verschiebung sein, um die beschriebene Ausgleichsbewegung
im Bereich des ersten Wagenkastens zu erzielen.
[0014] Bei bevorzugten Varianten des erfindungsgemäßen Fahrzeugs sind die Anlenkpunkte der
ersten Wankstützeinrichtung und der zweiten Wankstützeinrichtung an dem ersten Wagenkasten
bezüglich der Fahrzeuglängsachse auf derselben Seite angeordnet, wobei die erste Verschiebung
dann gegenläufig zur zweiten Verschiebung ist. Diese Anordnung der Anlenkpunkte der
beiden Wankstützeinrichtungen an dem ersten Wagenkasten auf derselben Fahrzeugseite
hat den Vorteil, dass sich aufgrund der Anordnung auf derselben Fahrzeugseite auch
besonders einfache mechanische Kopplungseinrichtungen realisieren lassen.
[0015] Bei weiteren bevorzugten Varianten des erfindungsgemäßen Fahrzeugs sind die Anlenkpunkte
der ersten Wankstützeinrichtung und der zweiten Wankstützeinrichtung an dem ersten
Wagenkasten bezüglich der Fahrzeuglängsachse auf unterschiedlichen Seiten angeordnet,
wobei die erste Verschiebung dann gleichläufig zur zweiten Verschiebung ist. Diese
Gestaltung hat wiederum den Vorteil, dass die Wagenkästen dann gegebenenfalls identisch
aufgebaut und - bezogen auf die Fahrrichtung des jeweiligen Wagenkastens (d.h. vorwärts
oder rückwärts fahrend) - in beliebiger Ausrichtung miteinander gekoppelt werden können.
[0016] Die Verschiebungen an der jeweiligen Wankstützeinrichtung können in unterschiedlicher
Weise gestaltet sein, wobei an den beiden Wankstützeinrichtung auch unterschiedliche
Varianten realisiert sein können. So kann die betreffende Wankstützeinrichtung, wie
im Folgenden noch näher dargelegt werde wird, beispielsweise selbst als Einheit entsprechend
verschoben werden. Ebenso kann die Verschiebung auch innerhalb der betreffenden Wankstützeinrichtung
erfolgen. So ist bei bevorzugten Varianten des erfindungsgemäßen Fahrzeugs die erste
Verschiebung und/oder die zweite Verschiebung eine Verschiebung zwischen Komponenten
der jeweiligen Wankstützeinrichtung.
[0017] Vorzugsweise ist die erste Verschiebung eine Änderung des Abstands zwischen den Anlenkpunkten
der ersten Wankstützeinrichtung an den durch sie verbundenen Wagenkästen. Zusätzlich
oder alternativ ist die zweite Verschiebung eine Änderung des Abstands zwischen den
Anlenkpunkten der zweiten Wankstützeinrichtung an den durch sie verbundenen Wagenkästen.
[0018] Eine solche Abstandsänderung der Anlenkpunkte kann auf beliebige Weise erzielt werden.
Bevorzugt wird sie einfach durch eine entsprechende Längenänderung einer Komponente
der jeweiligen Wankstützeinrichtung erzielt. Vorzugsweise ist daher die erste Verschiebung
eine Längenänderung einer ersten Komponente der ersten Wankstützeinrichtung und/oder
die zweite Verschiebung eine Längenänderung einer zweiten Komponente der zweiten Wankstützeinrichtung
ist.
[0019] Eine solche Längenänderung kann auf beliebige Weise, insbesondere nach beliebigen
Wirkprinzipien, erzielt werden. So kann sie mechanisch, elektromechanisch, hydraulisch,
elektrohydraulisch etc. oder durch beliebige Kombinationen hiervon erzielt werden.
Bei vorteilhaften, weil besonders einfach gestalteten Varianten umfasst die erste
Komponente einen ersten Arbeitszylinder, insbesondere einen ersten Hydraulikzylinder,
und/oder die zweite Komponente einen zweiten Arbeitszylinder, insbesondere einen zweiten
Hydraulikzylinder. Diese sind dann bevorzugt über eine einfache Verbindungsleitung
verbunden, um die gegenseitig bedingten Verschiebungen zu erzielen. Bevorzugt umfasst
die Koppeleinrichtung daher wenigstens eine den ersten Arbeitszylinder und den zweiten
Arbeitszylinder verbindende Verbindungsleitung für ein Arbeitsmedium, insbesondere
ein Hydraulikfluid.
[0020] Um die dynamischen Belastungen der Fahrzeugkomponenten gering zu halten, ist bevorzugt
eine Dämpfung der ersten und zweiten Verschiebungen vorgesehen. Dies kann dadurch
erzielt werden, dass eine erste Dämpfungseinrichtung zur Dämpfung der ersten Verschiebung
vorgesehen ist und/oder eine zweite Dämpfungseinrichtung zur Dämpfung der zweiten
Verschiebung vorgesehen ist.
[0021] Wegen der einfachen Gestaltung verbindet die Koppeleinrichtung vorzugsweise Komponenten
der ersten Wankstützeinrichtung und der zweiten Wankstützeinrichtung, welche dieselbe
Funktion und/oder Lage innerhalb der jeweiligen Wankstützeinrichtung aufweisen. Hierdurch
lassen sich besonders einfache Bauvarianten mit einfacher Kinematik erzielen.
[0022] Die durch die Kopplungseinrichtung bzw. die entsprechenden Komponenten der jeweiligen
Wankstützeinrichtung erzielte Bewegungsübersetzung kann grundsätzlich beliebig gewählt
sein und an die Bauform und Gestaltung der auf der jeweiligen Seite der Kopplungseinrichtung
angeschlossenen Wankstützeinrichtung angepasst sein. Bei besonders einfach gestalteten
Varianten des erfindungsgemäßen Fahrzeugs, insbesondere bei Varianten mit identisch
aufgebauten Wankstützeinrichtungen, ist vorgesehen, dass die erste Verschiebung und
die zweite Verschiebung im Wesentlichen denselben Betrag aber voneinander abweichende
Richtung, insbesondere im Wesentlichen entgegengesetzte Richtung, aufweisen.
[0023] Bei vorteilhaften Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Fahrzeugs ist vorgesehen,
dass die erste Wankstützeinrichtung in einem ersten Anlenkpunkt an der Koppeleinrichtung
angelenkt ist, die zweite Wankstützeinrichtung in einem zweiten Anlenkpunkt an der
Koppeleinrichtung angelenkt ist, und die Koppeleinrichtung derart ausgebildet ist,
dass bedingt durch eine gegenkraftfreie erste Verschiebung der ersten Wankstützeinrichtung
über den ersten Anlenkpunkt und den zweiten Anlenkpunkt eine gegenläufige zweite Verschiebung
in die zweite Wankstützeinrichtung eingeleitet wird. Bei besonders einfach gestalteten
Varianten des erfindungsgemäßen Fahrzeugs ist die Koppeleinrichtung derart ausgebildet,
dass eine gegenkraftfreie erste Verschiebung des ersten Anlenkpunkts eine gegenläufige
zweite Verschiebung des zweiten Anlenkpunkts bewirkt. Hierdurch lässt sich insbesondere
die Koppeleinrichtung besonders einfach gestalten, da eine solche gegenläufige Bewegung
der beiden Anlenkpunkte gegebenenfalls einfach über einen einzigen schwenkbar gelagerten
Hebelarm mit zwei freien Enden realisieren lässt, an denen sich jeweils einer der
Anlenkpunkte befindet.
[0024] Ein weiterer Vorteil dieser Lösung liegt darin, dass durch die über die Anlenkpunkte
an der Kopplungseinrichtung erzielte Verschiebung der Wankstützeinrichtungen keine
Festlegung hinsichtlich der Bauform und Gestaltung der Wankstützeinrichtungen vorgegeben
ist. Bei der erfindungsgemäßen Lösung können somit Wankstützeinrichtungen beliebiger
Art (hydraulisch, mechanisch etc.) zum Einsatz kommen und gegebenenfalls beliebig
miteinander kombiniert werden.
[0025] Bevorzugt ist der erste Anlenkpunkt ein Auflagerpunkt der ersten Wankstützeinrichtung
und/oder der zweite Anlenkpunkt ein Auflagerpunkt der zweiten Wankstützeinrichtung.
Die Verschiebung eines solchen Auflagerpunkts der jeweiligen Wankstützeinrichtung
ermöglicht es in besonders einfacher Weise, das beschriebene dem deformierten Gleisebenenverlauf
nachfolgende Bewegungsverhalten ohne Rückstellkräfte erzeugende Betätigung der Wankstützeinrichtungen
zu erzielen. Mit anderen Worten kann hiermit die gesamte Wankstützeinrichtung dem
deformierten Gleisebenenverlauf nachfolgen, ohne Rückstellkräfte zu erzeugen.
[0026] Wie oben bereits erwähnt, umfasst die Koppeleinrichtung wegen der besonders einfachen
Gestaltung bevorzugt wenigstens einen um einen ersten Schwenkpunkt schwenkbar an der
ersten Fahrzeugkomponente angelenkten ersten Hebelarm, wobei der erste Schwenkpunkt
in der kinematischen Kette zwischen der ersten Wankstützeinrichtung und der zweiten
Wankstützeinrichtung angeordnet ist. Vorzugsweise umfasst der erste Hebelarm ein freies
erstes Ende und ein freies zweites Ende, wobei das erste Ende unmittelbar mit der
ersten Wankstützeinrichtung verbunden ist und das zweite Ende unmittelbar oder über
weitere Zwischenelemente mit der zweiten Wankstützeinrichtung verbunden ist. An den
freien Enden eines solchen ersten Hebelarms kann dann, wie oben dargelegt, jeweils
einer der Anlenkpunkte angeordnet sein.
[0027] Bei bevorzugten, weil besonders einfach gestaltbaren Varianten des erfindungsgemäßen
Fahrzeugs verbindet die Koppeleinrichtung auf derselben Seite der Fahrzeuglängsachse
gelegene Teile der ersten Wankstützeinrichtung und der zweiten Wankstützeinrichtung.
[0028] Bei weiteren vorteilhaften Varianten des erfindungsgemäßen Fahrzeugs ist vorgesehen,
dass die Koppeleinrichtung wenigstens einen um einen ersten Schwenkpunkt schwenkbar
an dem ersten Wagenkasten angelenkten ersten Hebelarm umfasst, wobei der erste Schwenkpunkt
in der kinematischen Kette zwischen der ersten Wankstützeinrichtung und der zweiten
Wankstützeinrichtung angeordnet ist. Hiermit lässt sich eine besonders einfache Gestaltung
erzielen. Vorzugsweise umfasst der erste Hebelarm ein freies erstes Ende und ein freies
zweites Ende, wobei das erste Ende unmittelbar mit der ersten Wankstützeinrichtung
verbunden ist und das zweite Ende unmittelbar oder über weitere Zwischenelemente mit
der zweiten Wankstützeinrichtung verbunden ist. An den freien Enden eines solchen
ersten Hebelarms kann dann, wie oben dargelegt, jeweils einer der Anlenkpunkte angeordnet
sein.
[0029] Bei weiteren vorteilhaften Varianten des erfindungsgemäßen Fahrzeugs ist vorgesehen,
dass die Koppeleinrichtung wenigstens einen um einen zweiten Schwenkpunkt schwenkbar
an dem ersten Wagenkasten angelenkten zweiten Hebelarm umfasst, wobei der zweite Schwenkpunkt
in der kinematischen Kette zwischen der ersten Wankstützeinrichtung und der zweiten
Wankstützeinrichtung angeordnet ist und der zweite Hebelarm mit dem ersten Hebelarm
über wenigstens ein Koppelelement, insbesondere eine Schubstange, verbunden ist. Durch
eine solche Anordnung lassen sich in vorteilhafter Weise günstige Bewegungsübersetzungen
erzielen, sodass auch größere Strecken zwischen den Wankstützeinrichtungen überbrückt
werden können, ohne dass die Koppeleinrichtung große Auslenkungen vollführen muss.
[0030] Die Koppeleinrichtung kann wie erwähnt auf beliebige geeignete Weise ausgebildet
sein, um die oben genannten gegenläufigen Verschiebungen der Wankstützeinrichtungen
bzw. an den Wankstützeinrichtungen zu erzielen. Wie erwähnt, kann sie rein mechanisch
durch ein Hebelgetriebe oder dergleichen ausgebildet sein. Ebenso kann sie aber auch
ganz oder teilweise über ein fluidisches Getriebe, beispielsweise ein hydraulisches
Getriebe realisiert sein. Bei weiteren bevorzugten Varianten des erfindungsgemäßen
Fahrzeugs ist daher vorgesehen, dass die Koppeleinrichtung wenigstens einen mit der
ersten Wankstützeinrichtung verbundenen ersten Arbeitszylinder, insbesondere einen
ersten Hydraulikzylinder, umfasst, die Koppeleinrichtung wenigstens einen mit der
zweiten Wankstützeinrichtung verbundenen zweiten Arbeitszylinder, insbesondere einen
zweiten Hydraulikzylinder, umfasst und die Koppeleinrichtung wenigstens eine den ersten
Arbeitszylinder und den zweiten Arbeitszylinder verbindende Verbindungsleitung für
ein Arbeitsmedium, insbesondere ein Hydraulikfluid, umfasst.
[0031] Besonders vorteilhaft lässt sich die Erfindung dabei im Zusammenhang mit so genannten
radlosen Sänften einsetzen, also Wagenkästen, die nicht mit Rädern versehen sind und
zwischen zwei benachbarten Wagenkästen aufgehängt sind. Vorzugsweise ist daher vorgesehen,
dass der erste Wagenkasten nach Art einer radlosen Sänfte ausgebildet ist, wobei er
an dem zweiten Wagenkasten und dem dritten Wagenkasten befestigt ist.
[0032] Bei besonders vorteilhaften Varianten des erfindungsgemäßen Fahrzeugs wird die oben
bereits beschriebene Bedämpfung der ersten und zweiten Verschiebung im Bereich der
Koppeleinrichtung erzielt. Hierzu umfasst die Koppeleinrichtung eine Dämpfungseinrichtung.
[0033] Bei besonders vorteilhaften Varianten des erfindungsgemäßen Fahrzeugs kann wenigstens
eine der Verschiebungen aktiv erzeugt werden. Erfindungsgemäß ist hierzu vorgesehen,
dass wenigstens eine der Wankstützeinrichtungen und/oder die Koppeleinrichtung eine
Stelleinrichtung umfasst.
[0034] Weitere bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
bzw. der nachstehenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele, welche auf die
beigefügten Zeichnungen Bezug nimmt. Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Draufsicht auf einen Teil einer bevorzugten Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Fahrzeugs in Neutralstellung;
- Figur 2
- eine schematische Draufsicht den Teil des Fahrzeugs aus Figur 1 in Verwin- dungsstellung;
- Figur 3
- eine schematische Draufsicht auf einen Teil einer weiteren bevorzugten Ausfüh- rungsform
des erfindungsgemäßen Fahrzeugs in Neutralstellung;
- Figur 4
- eine schematische Draufsicht den Teil des Fahrzeugs aus Figur 3 in Verwin- dungsstellung;
- Figur 5
- eine schematische Draufsicht auf einen Teil einer weiteren bevorzugten Ausfüh- rungsform
des erfindungsgemäßen Fahrzeugs in Neutralstellung;
- Figur 6
- eine schematische Draufsicht den Teil des Fahrzeugs aus Figur 5 in Verwin- dungsstellung;
- Figur 7
- eine schematische Draufsicht auf einen Teil einer weiteren bevorzugten Ausfüh- rungsform
des erfindungsgemäßen Fahrzeugs in Neutralstellung;
- Figur 8
- eine schematische Draufsicht auf einen Teil eines Fahrzeugs gemäß dem Stand der Technik
in Neutralstellung;
[0035] Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand mehrer Ausführungsbeispiele aus
dem Bereich der Schienenfahrzeuge beschrieben, wo sie sich besonders vorteilhaft einsetzen
lässt, um innerhalb der Struktur der Wagenkästen übermäßige Torsionsbelastungen infolge
von Gleisverwindungen zu vermeiden. Diese Aufgabe stellt sich insbesondere für Gliederzüge
wie z.B. mehrteilige Straßenbahnen oder Triebzüge, welche aus einzelnen, miteinander
gekoppelten Segmenten mit dazwischenliegenden Übergängen für Fahrgäste bestehen. Insbesondere
wenn einzelne Segmente nicht auf eigenen Fahrwerken abgestützt werden, sondern als
so genannte "Sänfte" über Gelenkverbindungen im Bodenbereich und ggf. weitere Koppelelemente
im Dachbereich mit ihren Nachbarsegmenten verbunden sind, können die Vorteile der
Erfindung besonders gut zum Tragen kommen.
Erstes Ausführungsbeispiel
[0036] Die Figuren 1 und 2 zeigen schematische Draufsichten auf einen Teil eines erfindungsgemäßen
Fahrzeugs 101 mit einer Fahrzeuglängsachse 101.1. Das Fahrzeug 101 umfasst einen radlosen
ersten Wagenkasten 102, der an zwei benachbarten Wagenkästen, nämlich einem zweiten
Wagenkasten 111 und einem dritten Wagenkasten 112 nach Art einer solchen Sänfte abgestützt
ist.
[0037] Die Wagenkästen 111 und 112 sind jeweils im Anschlussbereich an den ersten Wagenkasten
102 über entsprechende Federeinrichtungen auf Fahrwerken 104 und 105 abgestützt. Der
erste Wagenkasten 102 stützt sich somit über den zweiten Wagenkasten 111 und die zugehörige
Federeinrichtung auf dem ersten Fahrwerk 104 und über den dritten Wagenkasten 112
und die zugehörige Federeinrichtung auf dem zweiten Fahrwerk 105 ab. Die Wagenkästen
102, 111 und 112 stellen dabei mit anderen Worten Fahrzeugsegmente des mehrgliedrigen
Fahrzeugs 101 dar.
[0038] Während übermäßige Wankdifferenzen zwischen den Wagenkästen 102, 111 und 112 verhindert
werden sollen, sollen sich aufgrund des Befahrens von deformierten Gleisabschnitten,
insbesondere von Gleisverwindungen, einstellende gestaffelte Neigungen der aufeinander
folgenden Wagenkästen 112, 102 und 111 um ihre jeweilige Längsachse zugelassen werden.
[0039] Bekannte Lösungen, von denen ein Fahrzeug 1 beispielhaft in Figur 8 dargestellt ist,
weisen z.B. im Dachbereich zwischen benachbarten Wagenkästen 2, 11 und 12 in Querrichtung
angeordnete und diese gelenkig verbindenden Stangen 3 auf. Die über Fahrwerke 4, 5
abgestützten Wagenkästen 2, 11, 12 sind weiterhin beispielsweise durch eine Artikulation
6 im Bodenbereich gelenkig miteinander verbunden. Bei Wankbewegungen eines Wagenkastens
2, 11, 12, d. h. einer Querbewegung im Dachbereich gegenüber dem tiefer liegenden
Wankpol, wird diese Querbewegung über die Steifigkeit der Stangen 3 auf den benachbarten
Wagenkasten des Gliederzugs 1 übertragen. Die Stangen 3 verhindern somit das Wanken
der Wagenkästen 2, 11, 12 relativ zueinander, während gleichzeitig relative Nickbewegungen
der Wagenkästen 2, 11, 12, wie sie beim Befahren von Gleiswannen oder -kuppen auftreten
können, zugelassen werden. Es sei hier angemerkt, dass neben diesem Normalfall bei
manchen bekannten Fahrzeugen - meist in Kombination mit dem vorbeschriebenen Normalfall
- ein Sonderfall realisiert wird, bei dem benachbarte Wagenkästen ohne relative Nickmöglichkeit
direkt - d.h. gewissermaßen mit einer Länge "Null" der Stangen 3 - gekoppelt werden.
[0040] Beim Befahren von Gleisverwindungen versuchen diese Stangen 3 jedoch, die benachbarten
Wagenkästen 2, 11, 12 alle parallel zueinander, insbesondere in Vertikalrichtung parallel
zueinander zu halten, was zum Entstehen starker Zwangskräfte in den Anlenkpunkten
dieser Stangen 3 und damit der Struktur der Wagenkästen 2, 11, 12 führt.
[0041] Um diesen Nachteil zu überwinden, ist eine erfindungsgemäße Entkoppelung der dynamisch
bedingten und unerwünschten Wankbewegung von der durch das Befahren eines deformierten
Gleisabschnitte, z. B. einer Gleisverwindung, erzeugten relativen Querneigung aufeinander
folgender Segmente eines Gliederzugs erforderlich.
[0042] Dies wird bei dem in Figur 1 und 2 schematisch dargestellten Fahrzeug 101 wie folgt
erreicht, wobei die Figur 1 in der Draufsicht die Situation auf ebenem Gleis und die
Figur 2 die Situation auf verwundenem Gleis darstellt:
[0043] Zwischen dem jeweiligen zweiten Wagenkasten 111, 112 und dem ersten Wagenkasten 102
ist jeweils eine Wankstützeinrichtung 107 bzw. 108 angeordnet. So ist zwischen dem
Wagenkasten 111 und dem Wagenkasten 102 eine erste Wankstützeinrichtung 107 vorgesehen,
während zwischen dem Wagenkasten 112 und dem Wagenkasten 102 eine zweite Wankstützeinrichtung
108 vorgesehen ist.
[0044] Die erste Wankstützeinrichtung ist in Form eines ersten Hydraulikzylinders 107 ausgebildet,
der einerseits schwenkbar an einer Konsole an dem zweiten Wagenkasten 111 angelenkt
ist. An ihrem dem ersten Wagenkasten 102 zugewandten Ende ist der erste Hydraulikzylinders
107 in einem ersten Anlenkpunkt 107.1 schwenkbar an einer weiteren Konsole an dem
ersten Wagenkasten 102 angelenkt.
[0045] In analoger Weise ist die zweite Wankstützeinrichtung 108 in Form eine zweiten Hydraulikzylinders
108 ausgebildet, der einerseits schwenkbar an einer Konsole an dem dritten Wagenkasten
112 angelenkt ist und andererseits an seinem dem ersten Wagenkasten 102 zugewandten
Ende in einem zweiten Anlenkpunkt 108.1 schwenkbar an einer weiteren Konsole an dem
ersten Wagenkasten 102 angelenkt ist. Der erste Anlenkpunkt 107.1 und der zweite Anlenkpunkt
108.1 liegen dabei bezüglich der Fahrzeuglängsachse 101.1 auf derselben Seite des
Fahrzeugs 101.
[0046] Die auf derselben Seite des Fahrzeugs 101 angeordneten Arbeitsräume des ersten Hydraulikzylinders
107 und des zweiten Hydraulikzylinders 108 sind über eine Koppeleinrichtung in Form
einer einfachen Hydraulikleitung 109 verbunden. Die erste Wankstützeinrichtung 107
ist somit über die Koppeleinrichtung 109 mit der zweiten Wankstützeinrichtung 108
derart gekoppelt, dass eine erste Verschiebung an dem ersten Hydraulikzylinder 107
eine gegenläufige zweite Verschiebung an dem zweiten Hydraulikzylinder 108 bewirkt.
[0047] Es versteht sich hierbei, dass diese Wirkungsweise nicht auf die in Figur 1 bzw.
2 dargestellte Verbindung von nur je einem der beiden Arbeitsräume jedes Hydraulikzylinders
beschränkt ist, sondern auch bei je einer Verbindung der beiden Arbeitsräume jedes
Hydraulikzylinders mit den ihnen entsprechenden Arbeitsräumen des jeweils anderen
Hydraulikzylinders gilt und insbesondere keine Bevorzugung der dem Wagenkasten 102
zu- bzw. abgewandten Arbeitsräume gegeben ist, sofern sie sich auf derselben Seite
des Fahrzeugs befinden.
[0048] Wird beispielsweise wie in Figur 2 dargestellt der Kolben des ersten Hydraulikzylinders
107 in der aus seinem Zylindermantel heraus führenden Richtung bewegt, erhöht sich
mithin also die Länge des ersten Hydraulikzylinders 107 und damit der Abstand zwischen
seinen Anlenkpunkten an den beiden Wagenkästen 102 und 111, so erfolgt dank der Hydraulikleitung
109 eine gegenläufige zweite Verschiebung an dem zweiten Hydraulikzylinder 108. Der
Kolben des zweiten Hydraulikzylinders 108 wird dann in der in seinen Zylindermantel
hinein führenden Richtung bewegt, sodass sich mithin also die Länge des zweiten Hydraulikzylinders
108 und damit der Abstand zwischen seinen Anlenkpunkten an den beiden Wagenkästen
102 und 112 verringert. Dasselbe gilt umgekehrt.
[0049] Der erste Hydraulikzylinder 107 und der zweite Hydraulikzylinder 108 weisen identische
Abmessungen auf und sind symmetrisch zur Quermittenebene des ersten Wagenkastens 102
angeordnet, sodass der Betrag der ersten und zweiten Verschiebungen gleich ist, während
ihre Richtungen quer zueinander verlaufen. Es versteht sich jedoch, dass durch entsprechende
Wahl der Abmessungen und/oder der Anordnung des ersten und zweiten Hydraulikzylinder
auch beliebige andere Übersetzungen zwischen der ersten und zweiten Verschiebung erzielt
werden können.
[0050] Im Folgenden wird die Wirkungsweise der Koppeleinrichtung 109 und der über sie gekoppelten
ersten Wankstützeinrichtung 107 und zweiten Wankstützeinrichtung 108 erläutert. Erfährt
der erste Wagenkasten 102, z. B. infolge einer Laufunruhe und seines hochliegenden
Schwerpunkts, ein reines Wankmoment um eine Wankachse parallel zur Fahrzeuglängsachse
101.1, so bewegen sich der erste Anlenkpunkt 107.1 und der zweite Anlenkpunkt 108.1
an seinen beiden Wagenkastenenden gegenüber den benachbarten Wagenkästen 111, 112
in gleicher Relativrichtung. Mit anderen Worten würde versucht, beide Hydraulikzylinder
107 und 108 gleichzeitig zu verkürzen oder zu verlängern. Dadurch werden die beiden
Hydraulikzylinder 107 und 108 symmetrisch belastet, d. h. es wird auf sie jeweils
eine axiale Kraft im Wesentlichen gleichen Betrags und gleicher axialer Wirkrichtung
ausgeübt. Aufgrund der weit gehenden Inkompressibilität des Hydraulikfluids werden
die Kolben der beiden Hydraulikzylinder 107 und 108 an einer Relativbewegung zu ihren
Zylindermänteln gehindert, sodass die Anordnung wie die bekannten Stangen 3 der Wankbewegung
entgegenwirkt.
[0051] Bei Verwindung des Gleises werden die Wagenkästen 112, 102, 111 etc. in Fahrtrichtung
sukzessive aus der Vertikalrichtung ausgelenkt. Die relative Horizontalbewegung zwischen
dem ersten Wagenkasten 102 und dem vorausfahrenden dritten Wagenkasten 112 sowie zwischen
dem ersten Wagenkasten 102 und dem nachfolgenden zweiten Wagenkasten 111 erfolgt nun
in entgegengesetzter Richtung. Durch die Hydraulikleitung 109 kann ein ausgleichender
Fluss entstehen, sodass sich die Kolben der beiden Hydraulikzylinder 107 und 108 in
ihren Zylindermänteln gegensinnig bewegen können. Dadurch werden die Konsolen an den
Wagenkästen 112, 102, 111 sowie die Wagenkästen 112, 102, 111 selbst nicht wie im
herkömmlichen Fall mit den Stangen 3 (siehe Figur 8) mit Zwangskräften belastet.
[0052] Bei einer Mischform beider Bewegungen, d. h. bei gleichzeitigem Wanken eines Wagenkastens
während der Überfahrt über ein Stück deformiertes Gleis, werden nur die dem eigentlichen
Wanken eines einzelnen Wagenkastens 102 gegenüber den ihm benachbarten Wagenkästen
111, 112 entsprechenden Differenzkräfte von den Konsolen der Wankstützeinrichtungen
107, 108 aufgenommen, während die durch die Gleisverwindung hervorgerufene zunehmende
Schrägstellung der Wagenkästen 112, 102, 111 in Querrichtung keine unerwünschten Zwangskräfte
hervorruft.
[0053] Es versteht sich, dass an Stelle des hydraulischen Wirkprinzips auch andere Wirkprinzipien
vorgesehen sein können. So kann beispielsweise eine elektromechanische Lösung mit
Kugelrollspindelantrieben oder dergleichen vorgesehen sein, die über entsprechende
Steuerleitungen miteinander verbunden sind.
[0054] Weiterhin versteht es sich, dass gegebenenfalls auch eine Steuer- und/oder Dämpfungseinrichtung
vorgesehen sein kann, welche die erste und zweite Verschiebung aktiv steuert und/oder
bedämpft. Eine solche Steuer- und/oder Dämpfungseinrichtung ist in Figur 1 durch die
Kontur 113 angedeutet. Zur Bedämpfung der ersten und zweiten Verschiebung kann die
Steuer- und/oder Dämpfungseinrichtung 113 eine entsprechende dämpfende Elastizität
in die Hydraulikleitung einbringen. Zur aktiven Steuerung kann die Steuer- und/oder
Dämpfungseinrichtung 113 eine separate oder gemeinsame Befüllung oder Entleerung der
Hydraulikzylinder zur Verfügung stellen.
Zweites Ausführungsbeispiel
[0055] Die Figuren 3 und 4 zeigen schematische Draufsichten auf einen Teil eines weiteren
erfindungsgemäßen Fahrzeugs 201 mit einer Fahrzeuglängsachse 201.1. Das Fahrzeug 201
umfasst wiederum einen radlosen ersten Wagenkasten 202, der an zwei benachbarten Wagenkästen,
nämlich einem zweiten Wagenkasten 211 und einem dritten Wagenkasten 212 nach Art einer
Sänfte abgestützt ist. Das Fahrzeug 201 entspricht in Funktion und Aufbau weit gehend
dem Fahrzeug 101 aus Figur 1, sodass hier hauptsächlich auf die Unterschiede eingegangen
werden soll.
[0056] Die Wagenkästen 211 und 212 sind jeweils im Anschlussbereich an den ersten Wagenkasten
202 wiederum über entsprechende Federeinrichtungen auf Fahrwerken 204 und 205 abgestützt.
[0057] Während übermäßige Wankdifferenzen zwischen den Wagenkästen 212, 202 und 211 verhindert
werden sollen, sollen sich aufgrund des Befahrens von deformierten Gleisabschnitten,
insbesondere von Glaisvarwindungen, einstellende gestaffelte Neigungen der aufeinander
folgenden Wagenkästen 212, 202 und 211 um ihre jeweilige Längsachse zugelassen werden.
[0058] Um den Nachteil der bekannten Lösungen (siehe Figur 8) zu überwinden, ist eine erfindungsgemäße
Entkoppelung der dynamisch bedingten und unerwünschten Wankbewegung von der durch
das Befahren eines deformierten Gleisabschnitte, z. B. einer Gleisverwindung, erzeugten
relativen Querneigung aufeinander folgender Segmente eines Gliederzugs erforderlich.
[0059] Dies wird bei dem in Figur 3 und 4 schematisch dargestellten Fahrzeug 201 wie folgt
erreicht, wobei die Figur 3 in der Draufsicht die Situation auf ebenem Gleis und die
Figur 4 die Situation auf verwundenem Gleis darstellt:
[0060] Zwischen dem jeweiligen zweiten Wagenkasten 211, 212 und dem ersten Wagenkasten 202
ist jeweils eine Wankstützeinrichtung 207 bzw. 208 angeordnet. So ist zwischen dem
Wagenkasten 211 und dem Wagenkasten 202 eine erste Wankstützeinrichtung 207 vorgesehen,
während zwischen dem Wagenkasten 212 und dem Wagenkasten 202 eine zweite Wankstützeinrichtung
208 vorgesehen ist.
[0061] Die erste Wankstützeinrichtung ist in Form eines ersten Hydraulikzylinders 207 ausgebildet,
der einerseits schwenkbar an einer Konsole an dem zweiten Wagenkasten 211 angelenkt
ist. An ihrem dem ersten Wagenkasten 202 zugewandten Ende ist der erste Hydraulikzylinders
207 in einem ersten Anlenkpunkt 207.1 schwenkbar an einer weiteren Konsole an dem
ersten Wagenkasten 202 angelenkt.
[0062] In analoger Weise ist die zweite Wankstützeinrichtung 208 in Form eine zweiten Hydraulikzylinders
208 ausgebildet, der einerseits schwenkbar an einer Konsole an dem dritten Wagenkasten
212 angelenkt ist und andererseits an seinem dem ersten Wagenkasten 202 zugewandten
Ende in einem zweiten Anlenkpunkt 208.1 schwenkbar an einer weiteren Konsole an dem
ersten Wagenkasten 202 angelenkt ist. Der erste Anlenkpunkt 207.1 und der zweite Anlenkpunkt
208.1 liegen dabei bezüglich der Fahrzeuglängsachse 201.1 auf unterschiedlichen Seiten
des Fahrzeugs 201.
[0063] Die auf unterschiedlichen Seiten des Fahrzeugs 201 bzw. des jeweiligen Kolbens angeordneten
Arbeitsräume des ersten Hydraulikzylinders 207 und des zweiten Hydraulikzylinders
208 sind über eine Koppeleinrichtung in Form einer einfachen Hydraulikleitung 209
verbunden. Die erste Wankstützeinrichtung 207 ist somit über die Koppeleinrichtung
209 mit der zweiten Wankstützeinrichtung 208 derart gekoppelt, dass eine erste Verschiebung
an dem ersten Hydraulikzylinder 207 eine gleichläufige zweite Verschiebung an dem
zweiten Hydraulikzylinder 208.
[0064] Wie im Falle des oben beschriebenen ersten Ausführungsbeispiels ist die erfindungsgemäße
Lösung auch hier nicht auf nur eine Verbindung von Arbeitsräumen der Hydraulikzylinder
beschränkt und es ist keine Bevorzugung bei der Wahl der verbundenen Arbeitsräume
gegeben, sofern sie sich hier auf verschiedenen Seiten des Fahrzeugs befinden.
[0065] Wird beispielsweise wie in Figur 4 dargestellt der Kolben des ersten Hydraulikzylinders
207 in der aus seinem Zylindermantel heraus führenden Richtung bewegt, erhöht sich
mithin also die Länge des ersten Hydraulikzylinders 207 und damit der Abstand zwischen
seinen Anlenkpunkten an den beiden Wagenkästen 202 und 211, so erfolgt dank der Hydraulikleitung
209 eine gleichläufige zweite Verschiebung an dem zweiten Hydraulikzylinder 208. Der
Kolben des zweiten Hydraulikzylinders 208 wird dann ebenfalls in der aus seinem Zylindermantel
heraus führenden Richtung bewegt, sodass sich mithin also die Länge des zweiten Hydraulikzylinders
208 und damit der Abstand zwischen seinen Anlenkpunkten an den beiden Wagenkästen
202 und 212 ebenfalls erhöht. Dasselbe gilt umgekehrt.
[0066] Der erste Hydraulikzylinder 207 und der zweite Hydraulikzylinder 208 sind symmetrisch
zum Mittelpunkt des ersten Wagenkastens 202 angeordnet und weisen derart aufeinander
abgestimmte Abmessungen auf, dass der Betrag der ersten und zweiten Verschiebungen
und ihre Richtungen gleich sind. Auch hier versteht es sich jedoch, dass durch entsprechende
Wahl der Abmessungen und/oder der Anordnung des ersten und zweiten Hydraulikzylinders
auch beliebige andere Übersetzungen zwischen der ersten und zweiten Verschiebung erzielt
werden können.
[0067] Im Folgenden wird die Wirkungsweise der Koppeleinrichtung 209 und der über sie gekoppelten
ersten Wankstützeinrichtung 207 und zweiten Wankstützeinrichtung 208 erläutert.
[0068] Erfährt der erste Wagenkasten 202, z. B. infolge einer Laufunruhe und seines hochliegenden
Schwerpunkts, ein reines Wankmoment um eine Wankachse parallel zur Fahrzeuglängsachse
201.1, so bewegen sich der erste Anlenkpunkt 207.1 und der zweite Anlenkpunkt 208.1
an seinen beiden Wagenkastenenden gegenüber den benachbarten Wagenkästen 211, 212
in gleicher Relativrichtung. Mit anderen Worten würde z. B. versucht, den ersten Hydraulikzylinder
207 zu verlängern und gleichzeitig den zweiten Hydraulikzylinder 208 zu verkürzen
und umgekehrt. Dadurch werden die beiden Hydraulikzylinder 207 und 208 symmetrisch
belastet, d. h. es wird auf sie jeweils eine axiale Kraft im Wesentlichen gleichen
Betrags und entgegengesetzter axialer Wirkrichtung ausgeübt. Aufgrund der weit gehenden
Inkompressibilität des Hydraulikfluids und den auf unterschiedlichen Seiten des Kolbens
angeordneten hydraulisch gekoppelten Arbeitsräumen werden die Kolben der beiden Hydraulikzylinder
207 und 208 an einer Relativbewegung zu ihren Zylindermänteln gehindert, sodass die
Anordnung wie die bekannten Stangen 3 (siehe Figur 8) der Wankbewegung entgegenwirkt.
[0069] Bei Verwindung des Gleises werden die Wagenkästen 212, 202, 211 etc. in Fahrtrichtung
sukzessive aus der Vertikalrichtung ausgelenkt. Die relative Horizontalbewegung zwischen
dem ersten Wagenkasten 202 und dem vorausfahrenden dritten Wagenkasten 212 sowie zwischen
dem ersten Wagenkasten 202 und dem nachfolgenden zweiten Wagenkasten 211 erfolgt nun
in entgegengesetzter Richtung. Durch die Hydraulikleitung 209 kann ein ausgleichender
Fluss entstehen, sodass sich die Kolben der beiden Hydraulikzylinder 207 und 208 in
ihren Zylindermänteln gleichsinnig bewegen können. Dadurch werden die Konsolen an
den Wagenkästen 212, 202, 211 sowie die Wagenkästen 212, 202, 211 selbst nicht wie
im herkömmlichen Fall mit den Stangen 3 (siehe Figur 8) mit Zwangskräften belastet.
[0070] Bei einer Mischform beider Bewegungen, d. h. bei gleichzeitigem Wanken eines Wagenkastens
während der Überfahrt über ein Stück deformiertes Gleis, werden nur die dem eigentlichen
Wanken eines einzelnen Wagenkastens gegenüber den ihm benachbarten Wagenkästen entsprechenden
Differenzkräfte von den Konsolen der Wankstützeinrichtungen 207, 208 aufgenommen,
während die durch die Gleisverwindung hervorgerufene zunehmende Schrägstellung der
Wagenkästen 212, 202, 211 in Querrichtung keine unerwünschten Zwangskräfte hervorruft.
[0071] Es versteht sich, dass die vorstehend beschriebenen Varianten nicht auf die Anwendung
bei radlosen Sänften beschränkt sind, sondern ebenfalls zwischen jeweils mit Rädern
versehenen Wagensegmenten zum Einsatz kommen können. Besonders das zweite Ausführungsbeispiel
mit seiner Anordnung der mittelpunktsymmetrischen Anordnung der Anlenkpunkte an dem
ersten Wagenkasten hat dabei den Vorteil, dass der erste Wagenkasten in beliebiger
Ausrichtung, also vorwärts fahrend oder rückwärts fahrend zwischen dem zweiten und
dritten Wagenkasten angeordnet werden kann.
Drittes Ausführungsbeispiel
[0072] Wie im Folgenden erläutert wird, lassen sich mit der Erfindung auch rein mechanische
Kopplungen zwischen den Wankstützen realisieren. Die Figuren 5 und 6 zeigen schematische
Draufsichten auf einen Teil eines weiteren erfindungsgemäßen Fahrzeugs 301 mit einer
Fahrzeuglängsachse 301.1. Das Fahrzeug 301 umfasst eine erste Fahrzeugkomponente in
Form eines radlosen ersten Wagenkastens 302, der an zwei benachbarten zweiten Fahrzeugkomponenten
in Form eines zweiten Wagenkastens 311 und eines dritten Wagenkastens 312 nach Art
einer solchen Sänfte abgestützt ist.
[0073] Die Wagenkästen 311 und 312 sind jeweils im Anschlussbereich an den ersten Wagenkasten
302 über entsprechende Federeinrichtungen auf Fahrwerken 304 und 305 abgestützt. Der
erste Wagenkasten 302 stützt sich somit über den zweiten Wagenkasten 311 und die zugehörige
Federeinrichtung auf dem ersten Fahrwerk 304 und über den dritten Wagenkasten 312
und die zugehörige Federeinrichtung auf dem zweiten Fahrwerk 305 ab. Die Wagenkästen
302, 311 und 312 stellen dabei mit anderen Worten Fahrzeugsegmente des mehrgliedrigen
Fahrzeugs 301 dar.
[0074] Während übermäßige Wankdifferenzen zwischen den Wagenkästen 312, 302 und 311 verhindert
werden sollen, sollen sich aufgrund des Befahrens von den oben ausführlich beschriebenen
deformierten Gleisabschnitten, insbesondere von Gleisverwindungen, einstellende gestaffelte
Neigungen der aufeinander folgender Wagenkästen 312, 302 und 311 um ihre jeweilige
Längsachse zugelassen werden.
[0075] Um die vorbeschriebenen Nachteile der bekannten Fahrzeuge (siehe Figur 8) zu überwinden,
ist wie erwähnt eine erfindungsgemäße Entkoppelung der dynamisch bedingten und unerwünschten
Wankbewegung von der durch das Befahren eines deformierten Gleisabschnitte, z. B.
einer Gleisverwindung, erzeugten relativen Querneigung aufeinander folgender Segmente
eines Gliederzugs erforderlich.
[0076] Dies wird bei dem in Figur 5 und 6 schematisch dargestellten Fahrzeug 301 wie folgt
erreicht, wobei die Figur 5 in der Draufsicht die Situation auf ebenem Gleis und die
Figur 6 die Situation auf verwundenem Gleis darstellt:
[0077] Zwischen dem jeweiligen zweiten Wagenkasten 311, 312 und dem ersten Wagenkasten 302
ist jeweils eine Wankstützeinrichtung 307 bzw. 308 angeordnet. So ist zwischen dem
Wagenkasten 311 und dem Wagenkasten 302 eine erste Wankstützeinrichtung 307 vorgesehen,
während zwischen dem Wagenkasten 312 und dem Wagenkasten 302 eine zweite Wankstützeinrichtung
308 vorgesehen ist.
[0078] Die erste Wankstützeinrichtung ist in Form einer ersten Zug-Druck-Stange 307 ausgebildet,
die einerseits schwenkbar an einer Konsole an dem zweiten Wagenkasten 311 angelenkt
ist. An ihrem dem ersten Wagenkasten 302 zugewandten Ende ist die erste Stange 307
drehbar in einem ersten Anlenkpunkt 307.1 in einem ersten freien Ende eines ersten
Hebelarms 309.1 einer Koppeleinrichtung 309 gelagert, deren Funktion weiter unten
noch näher erläutert wird.
[0079] In analoger Weise ist die zweite Wankstützeinrichtung 308 in Form einer zweiten Zug-Druck-Stange
308 ausgebildet, die einerseits schwenkbar an einer Konsole an dem dritten Wagenkasten
312 angelenkt ist. An ihrem dem ersten Wagenkasten 302 zugewandten Ende ist die zweite
Stange 308 drehbar in einem zweiten Anlenkpunkt 308.1 in einem ersten freien Ende
eines zweiten Hebelarms 309.4 der Koppeleinrichtung 309 gelagert. Der erste Hebelarm
309.1 und der zweite Hebelarm 309.4 sind über eine Koppelstange 309.5 mechanisch verbunden,
sodass die erste Wankstützeinrichtung 307 über die Koppeleinrichtung 309 mit der zweiten
Wankstützeinrichtung 308 mechanisch gekoppelt ist.
[0080] Der als kurzer Winkelhebel ausgebildete erste Hebelarm 309.1 ist in der Nähe der
ersten Wankstützeinrichtung 307 um einen ersten Schwenkpunkt 309.2 mit einer ersten
Schwenkachse schwenkbar an dem ersten Wagenkasten 302 angelenkt. Die erste Schwenkachse
befindet sich im Berech des Knicks des ersten Hebelarms 309.1 und ist ortsfest mit
dem ersten Wagenkasten 302 verbunden.
[0081] An dem ersten freien Ende des ersten Hebelarms 309.1 befindet sich der erste Anlenkpunkt
307.1 der ersten Wankstützeinrichtung 307, während am zweiten freien Ende des ersten
Hebelarms 309.1 die Koppelstange 309.5 angelenkt ist.
[0082] Der ebenfalls als kurzer Winkelhebel ausgebildete zweite Hebelarm 309.4 ist in der
Nähe der zweiten Wankstützeinrichtung 308 um einen zweiten Schwenkpunkt 309.6 mit
einer zweiten Schwenkachse schwenkbar an dem ersten Wagenkasten 302 angelenkt. Die
zweite Schwenkachse 309.6 befindet sich im Berech des Knicks des zweiten Hebelarms
309.4 und ist ortsfest mit dem Wagenkasten 302 verbunden.
[0083] An dem ersten freien Ende des zweiten Hebelarms 309.4 befindet sich der zweite Anlenkpunkt
308.1 der zweiten Wankstützeinrichtung 308, während am zweiten freien Ende des zweiten
Hebelarms 309.1 die Koppelstange 309.5 angelenkt ist.
[0084] Der erste Hebelarm 309.1 und der zweite Hebelarm 309.4 weisen identische Abmessungen
auf und sind symmetrisch zur Quermittenebene des ersten Wagenkastens 302 angeordnet.
Dabei verläuft die Koppelstange 309.5 durchgehend auf einer Seite der Verbindungsgeraden
der Schwenkpunkte 309.2 und 309.6, sodass eine gegenkraftfreie Auslenkung des ersten
freien Endes des ersten Hebelarms 309.1 eine gegenläufige Auslenkung des ersten freien
Endes des zweiten Hebelarms 309.4 erzeugt und umgekehrt. Es versteht sich jedoch auch
hier, dass durch entsprechende Wahl der Abmessungen und/oder der Anordnung des ersten
und zweiten Hebelarms auch beliebige andere Übersetzungen zwischen der ersten und
zweiten Verschiebung erzielt werden können.
[0085] Wegen der Lage des ersten Anlenkpunktes 307.1 an dem ersten freien Ende des ersten
Hebelarms 309.1 und der Lage des zweiten Anlenkpunktes 308.1 an dem ersten freien
Ende des zweiten Hebelarm 309.4 bedingt die Koppeleinrichtung 309 analog zu der Koppeleinrichtung
109 aus Figur 2 gegenläufige Auslenkungen des ersten Anlenkpunktes 307.1 und des zweiten
Anlenkpunktes 308.1 der jeweiligen Wankstützeinrichtung 307 bzw. 308. Der Betrag der
Auslenkungen ist dabei gleich, während die Richtungen jeweils entgegengesetzt sind.
[0086] Im Folgenden wird die Wirkungsweise der Koppeleinrichtung 309 und der über sie gekoppelten
ersten Wankstützeinrichtung 307 und zweiten Wankstützeinrichtung 308 erläutert.
[0087] Erfährt der erste Wagenkasten 302, z. B. infolge einer Laufunruhe und seines hochliegenden
Schwerpunkts, ein reines Wankmoment um eine Wankachse parallel zur Fahrzeuglängsachse
301.1, so bewegen sich der erste Anlenkpunkt 307.1 und der zweite Anlenkpunkt 308.1
an seinen beiden Wagenkastenenden gegenüber den benachbarten Wagenkästen 311, 312
in gleicher Relativrichtung. Dadurch wird auf die ersten freien Enden der beiden Winkelhebel
309.1 und 309.4 symmetrisch belastet, d. h. es wird auf sie jeweils eine Kraft im
Wesentlichen gleicher Richtung und gleichen Betrags ausgeübt. Aufgrund ihrer eigenen
Steifigkeit und der Steifigkeit der Koppelstange 309.5 werden die Winkelhebel 309.1
und 309.4 an einer Drehung gehindert, sodass die Anordnung wie die bekannten Stangen
3 der Wankbewegung entgegenwirkt.
[0088] Bei Verwindung des Gleises werden die Wagenkästen 312, 302, 311 etc. in Fahrtrichtung
sukzessive aus der Vertikalrichtung ausgelenkt. Die relative Horizontalbewegung zwischen
dem ersten Wagenkasten 302 und dem vorausfahrenden dritten Wagenkasten 312 sowie zwischen
dem ersten Wagenkasten 302 und dem nachfolgenden zweiten Wagenkasten 311 erfolgt nun
in entgegengesetzter Richtung. Dadurch können sich die beiden Winkelhebel 309.1 und
309.4 um ihren jeweiligen Schwenkpunkt 309.2 bzw. 309.6 gleichsinnig drehen. Die Koppelstange
309.5 erfährt hierbei keine nennenswerte Kraft, sondern bewegt sich ebenso nahezu
widerstandslos in Fahrzeuglängsrichtung 301.1 Dadurch werden die Konsolen an den Wagenkästen
312, 302, 311 sowie die Wagenkästen 312, 302, 311 selbst nicht wie im herkömmlichen
Fall mit den Stangen 3 mit Zwangskräften belastet.
[0089] Bei einer Mischform beider Bewegungen, d. h. bei gleichzeitigem Wanken eines Wagenkastens
während der Überfahrt über ein Stück deformiertes Gleis, werden nur die dem eigentlichen
Wanken eines einzelnen Wagenkastens gegenüber den ihm benachbarten Wagenkästen entsprechenden
Differenzkräfte von den Konsolen der Wankstützeinrichtungen 307, 308 aufgenommen,
während die durch die Gleisverwindung hervorgerufene zunehmende Schrägstellung der
Wagenkästen 312, 302, 311 in Querrichtung keine unerwünschten Zwangskräfte hervorruft.
[0090] Die Erfindung ist nicht auf den Fall einer endlichen Länge der Wankstützen 307, 308
beschränkt, sondern lässt sich in gleicher Weise auch bei dem oben beschriebenen Sonderfall
einer Länge "Null" der Wankstützen einsetzen. In diesem Fall ist der erste Anlenkpunkt
des ersten Hebelarmes bzw. der zweite Anlenkpunkt des zweiten Hebelarmes direkt an
der Konsole des jeweils angrenzenden Wagenkastens angelenkt. Dies geht dann wie erwähnt
mit dem Verlust der Möglichkeit einer gegenseitigen Nickbewegung der benachbarten
Wagenkästen einher.
[0091] Die Erfindung ist weiterhin nicht auf die dargestellte Lagerung des ersten und zweiten
Winkelhebels 309.1 und 309.4 an dem ersten Wagenkasten 302 beschränkt. Vielmehr können
die Winkelhebel auch an einem entsprechenden Gelenkpunkt des jeweils benachbarten
zweiten bzw. dritten Wagenkastens angeordnet sein, während die beiden Wankstützeinrichtungen
dann jeweils unmittelbar am ersten Wagenkasten angelenkt sind.
Viertes Ausführungsbeispiel
[0092] Eine weitere vorteilhafte Ausführung des erfindungsgemäßen Fahrzeugs 401 mit den
Wagenkästen 402, 411, 412 ist in Figur 7 dargestellt. Das Fahrzeug 401 entspricht
dabei in seiner grundsätzlichen Gestaltung und Funktionsweise dem Fahrzeug 301 aus
Figur 5, sodass hier lediglich auf die Unterscheide eingegangen werden soll.
[0093] Der einzige Unterschied zur Ausführung aus Figur 5 besteht in der Gestaltung der
Koppeleinrichtung 409, über welche die beiden Wankstützeinrichtungen 407 und 408 miteinander
gekoppelt sind. An Stelle der Koppelstange 309.5 umfasst die Koppeleinrichtung 409
eine hydraulische Kopplung 409.5 mit Hydraulikzylindern 409.8 und 409.9, deren Arbeitsräume
über eine Hydraulikleitung 409.10 verbunden sind.
[0094] Die Hydraulikzylinder 409.8 und 409.9 sind jeweils an einem Ende schwenkbar an dem
ersten Wagenkasten 402 angelenkt. An seinem anderen Ende ist der erste Hydraulikzylinder
409.8 an dem ersten Hebelarm 409.1 schwenkbar angelenkt, während der zweite Hydraulikzylinder
409.9 schwenkbar an dem und einen zweiten Hebelarm 409.4 angelenkt ist.
[0095] Es versteht sich, dass bei anderen Varianten des erfindungsgemäßen Fahrzeugs die
vorstehend beschriebene hydraulische Koppeleinrichtung auch mit einer aktiven Stelleinrichtung
und/oder einer Dämpfungseinrichtung versehen sein kann. So kann beispielsweise eine
entsprechende Pump- und Steuereinheit oder dergleichen vorgesehen sein, welche den
Füllgrad der Arbeitsräume der Hydraulikzylinder entsprechend den Vorgaben einer Steuereinrichtung
modifiziert.
[0096] Es versteht sich, dass bei anderen Varianten des erfindungsgemäßen Fahrzeugs die
vorstehend beschriebenen oder auch andere Kopplungsmechanismen einzeln oder zur in
Kombination zur Anwendung kommen können, um die erfindungsgemäße Kopplung zwischen
den Wankstützeinrichtungen zu realisieren.
[0097] Die vorliegende Erfindung wurde vorstehend ausschließlich anhand von Beispielen für
Schienenfahrzeuge beschrieben. Es versteht sich schließlich weiterhin, dass die Erfindung
auch in Verbindung mit beliebigen anderen Fahrzeugen zum Einsatz kommen kann.
1. Fahrzeug, insbesondere Schienenfahrzeug, mit
- einer Fahrzeuglängsachse,
- einem ersten Wagenkasten (402),
- einem zweiten Wagenkasten (411), der dem ersten Wagenkasten (402) in Richtung der
Fahrzeuglängsachse benachbart ist,
- einem dritten Wagenkasten (412), der dem ersten Wagenkasten (402) in Richtung der
Fahrzeuglängsachse benachbart ist,
- einer ersten Wankstützeinrichtung (407), welche den ersten Wagenkasten (402) und
den zweiten Wagenkasten (411) verbindet, sowie
- einer zweiten Wankstützeinrichtung (408), welche den ersten Wagenkasten (402) und
den dritten Wagenkasten (412) verbindet, wobei
- die Wankstützeinrichtungen (407, 408) jeweils Wankbewegungen zwischen den über sie
verbundenen Wagenkästen (402, 411, 412) um eine zur Fahrzeuglängsachse parallele Wankachse
entgegenwirken,
- die erste Wankstützeinrichtung (407) und die zweite Wankstützeinrichtung (408) über
eine Koppeleinrichtung (409) miteinander gekoppelt sind, wobei
- die Wankstützeinrichtungen (407, 408) und die Koppeleinrichtung (409) derart ausgebildet
sind, dass wenigstens eine erste Verschiebung an der ersten Wankstützeinrichtung (407)
wenigstens eine zweite Verschiebung an der zweiten Wankstützeinrichtung (408) bedingt,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Koppeleinrichtung (409) wenigstens einen mit der ersten Wankstützeinrichtung
(407) verbundenen ersten Arbeitszylinder (409.8), insbesondere einen ersten Hydraulikzylinder,
umfasst,
- die Koppeleinrichtung (409) wenigstens einen mit der zweiten Wankstützeinrichtung
(408) verbundenen zweiten Arbeitszylinder (409.9), insbesondere einen zweiten Hydraulikzylinder,
umfasst und
- die Koppeleinrichtung (409) wenigstens eine den ersten Arbeitszylinder (409.8) und
den zweiten Arbeitszylinder (409.9) verbindende Verbindungsleitung (409.10) für ein
Arbeitsmedium, insbesondere ein Hydraulikfluid, umfasst.
2. Fahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Verschiebung gegenläufig oder gleichläufig zur zweiten Verschiebung ist.
3. Fahrzeug nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Anlenkpunkte der ersten Wankstützeinrichtung und der zweiten Wankstützeinrichtung
an dem ersten Wagenkasten bezüglich der Fahrzeuglängsachse auf derselben Seite angeordnet
sind und die erste Verschiebung gegenläufig zur zweiten Verschiebung ist
oder
- die Anlenkpunkte der ersten Wankstützeinrichtung und der zweiten Wankstützeinrichtung
an dem ersten Wagenkasten bezüglich der Fahrzeuglängsachse auf unterschiedlichen Seiten
angeordnet sind und die erste Verschiebung gleichläufig zur zweiten Verschiebung ist.
4. Fahrzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
- eine erste Dämpfungseinrichtung (113) zur Dämpfung der ersten Verschiebung vorgesehen
ist
und/oder
- eine zweite Dämpfungseinrichtung (113) zur Dämpfung der zweiten Verschiebung vorgesehen
ist.
5. Fahrzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Koppeleinrichtung (409) Komponenten der ersten Wankstützeinrichtung (407) und
der zweiten Wankstützeinrichtung (408) verbindet, welche dieselbe Funktion und/oder
Lage innerhalb der jeweiligen Wankstützeinrichtung aufweisen.
6. Fahrzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Verschiebung und die zweite Verschiebung im Wesentlichen denselben Betrag
aber voneinander abweichende Richtung, insbesondere im Wesentlichen entgegengesetzte
Richtung, aufweisen.
7. Fahrzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die erste Wankstützeinrichtung (407) in einem ersten Anlenkpunkt an der Koppeleinrichtung
(409) angelenkt ist,
- die zweite Wankstützeinrichtung (408) in einem zweiten Anlenkpunkt an der Koppeleinrichtung
(409) angelenkt ist, und
- die Koppeleinrichtung (409) derart ausgebildet ist, dass bedingt durch eine gegenkraftfreie
erste Verschiebung der ersten Wankstützeinrichtung (407) über den ersten Anlenkpunkt
und den zweiten Anlenkpunkt eine gegenläufige zweite Verschiebung in die zweite Wankstützeinrichtung
(408) eingeleitet wird.
8. Fahrzeug nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Koppeleinrichtung (409) derart ausgebildet ist, dass eine gegenkraftfreie erste
Verschiebung des ersten Anlenkpunkts eine gegenläufige zweite Verschiebung des zweiten
Anlenkpunkts bewirkt.
9. Fahrzeug nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Koppeleinrichtung (409) auf derselben Seite der Fahrzeuglängsachse gelegene Teile
der ersten Wankstützeinrichtung (407) und der zweiten Wankstützeinrichtung (408) verbindet.
10. Fahrzeug nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Koppeleinrichtung (409) wenigstens einen um einen ersten Schwenkpunkt schwenkbar
an dem ersten Wagenkasten (402) angelenkten ersten Hebelarm (409.1) umfasst, wobei
- der erste Schwenkpunkt in der kinematischen Kette zwischen der ersten Wankstützeinrichtung
(407) und der zweiten Wankstützeinrichtung (408) angeordnet ist.
11. Fahrzeug nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
- der erste Hebelarm (409.1) ein freies erstes Ende und ein freies zweites Ende umfasst,
wobei
- das erste Ende unmittelbar mit der ersten Wankstützeinrichtung (407) verbunden ist
und
- das zweite Ende mit dem ersten Arbeitszylinder (409.8) verbunden ist.
12. Fahrzeug nach Anspruch 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Koppeleinrichtung ( 409) wenigstens einen um einen zweiten Schwenkpunkt schwenkbar
an dem ersten Wagenkasten (402) angelenkten zweiten Hebelarm (409.4) umfasst, wobei
- der zweite Schwenkpunkt in der kinematischen Kette zwischen der ersten Wankstützeinrichtung
(407) und der zweiten Wankstützeinrichtung (408) angeordnet ist und
- der zweite Hebelarm (409.4) mit dem zweiten Arbeitszylinder (409.9) verbunden ist.
13. Fahrzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Wagenkasten (402) nach Art einer radlosen Sänfte ausgebildet ist, wobei
er an dem zweiten Wagenkasten (411) und dem dritten Wagenkasten (412) befestigt ist.
14. Fahrzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Koppeleinrichtung (409) eine Dämpfungseinrichtung (113) umfasst.
15. Fahrzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eine der Wankstützeinrichtungen und/oder die Koppeleinrichtung (409) eine
Stelleinrichtung (113) umfasst.