[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Wechseln von Wickelrollen bei Maschinen
zum Aufwickeln von Materialbahnen, insbesondere Papier- oder Kartonbahnen, auf Hülsen,
bei dem auf die Materialbahn zum Ankleben des Bahnanfangs an eine neue Hülse und/oder
des Bahnendes an eine volle Wickelrolle Klebemittel aufgebracht werden, wobei die
Klebemittel zunächst auf ein gegen die Materialbahn bewegbares Übergabeelement mit
geringerer Adhäsionfähigkeit als die Materialbahn aufgetragen werden, und anschließend
das Übergabeelement gegen die Materialbahn bewegt wird und die Klebemittel an diese
übergibt.
[0002] Ferner betrifft die Erfindung eine Vorrichtung die ein gegen eine Materialbahn bewegbares
Übergabeelement aufweist, auf das ein Klebemittel durch eine Klebemittelauftragseinrichtung
auftragbar ist, und das zur Übertragung des Klebemittels gegen die Materialbahn bewegbar
ist, wobei das Übergabeelement eine Oberfläche aufweist, deren Adhäsionsfähigkeit
geringer ist als die Adhäsionsfähigkeit der zu bearbeitenden Materialbahn.
[0003] Papier- und Kartonbahnen werden heute mit Breiten bis zu 11.000 mm im kontinuierlichen
Betrieb hergestellt und online auf Wickelkernen zu sogenannten Mutterrollen aufgewickelt.
Dabei definiert die Warenlaufrichtung der Papier- beziehungsweise Kartonmaschine für
alle in der Papierfabrik befindlichen Maschinen und Einrichtungen die Längsrichtung
und -in horizontaler Ebene senkrecht dazu- die Querrichtung. Zur Vereinfachung der
vorliegenden Schrift wird im Weiteren an geeigneten Stellen die Längsrichtung X-Richtung,
die Querrichtung als Y-Richtung und die auf einer durch diese beiden Richtungen aufgespannten
Ebene senkrecht stehende Höhenrichtung als Z-Richtung bezeichnet.
[0004] Die Mutterrollen können nur eine begrenzte Länge der endlos produzierten Bahn aufnehmen.
Sobald die Mutterrollen ihren vorbestimmten Durchmesser erreicht haben, der in der
Praxis bis zu 5.000 mm betragen kann, muss die Bahn also getrennt werden. Während
ihr so entstandenes Ende auf der Mutterrolle festgelegt wird, muss der neue Bahnanfang
mit einem neuen Wickelkern verbunden werden. Hierzu sind verschiedene Verfahren und
Vorrichtungen bekannt.
In der weiteren Folge, werden aus den Mutterrollen für den Endverbraucher handhabbare
Rollen gefertigt, die meist Einzelrollen oder Fertigrollen genannt werden.
Zur Vereinfachung der vorliegenden Schrift werden im Folgenden alle geschnittenen
oder ungeschnittenen, in x- oder y- Richtung, zu verbindenden, gewickelten oder ungewickelten,
Bahnabschnitte allgemein als Teilbahnen beziehungsweise Teilbahnrollen bezeichnet.
Die zur Herstellung der genannten Einzelrollen erforderlichen Vorrichtungen sind dem
Fachmann ebenfalls geläufig. Sie werden im allgemeinen Rollenschneidvorrichtungen
genannt und in zwei grundlegende Typen, nämlich die Tragwalzenrollenschneidvorrichtungen
und die Stützwalzenrollenschneidvorrichtungen unterschieden. Auch im Zusammenhang
mit der Herstellung von Einzelrollen muss die Bahn jeweils getrennt, ihr Ende auf
den fertigen Rollen festgelegt und ihr geschaffener neuer Anfang mit einem neuen Wickelkern
verbunden werden.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum schnellen, zuverlässigen
und kostengünstigen Verbinden von Materialbahnabschnitten bereit zu stellen.
[0006] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art dadurch gelöst,
dass der Übertragungsprozess seitens des Übergabeelements durch eine Oberfläche, die
eine höhere Rauheit als die Materialbahn aufweist, vollzogen wird.
[0007] Auf diese Weise ist es überraschend zum ersten Mal möglich das Klebemittel nach ausreichender
Verweildauer auf dem Übertragungselement praktisch rückstandsfrei auf die Materialbahn
zu übertragen, wobei das Klebemittel anschließend über genügend Haftbeziehungsweise
Klebekraft verfügt, um eine Anfangs- oder Endverklebung der Materialbahn zu erzeugen.
Dies ist deshalb so besonders überraschend, weil allgemein angenommen wird, dass eine
solche Antihaftbeschichtung, also eine Oberfläche mit geringer Adhäsionsfähigkeit,
möglichst glatt sein muss, um dem Klebemittel möglichst wenig Poren zu bieten, an
denen sich Keime zur stoffschlüssigen Verbindung bilden können.
Ferner sind die Randschichten des Klebemittels während seiner Verweilzeit auf dem
Übertragungsmittel sehr unterschiedlich. Während die eine Randschicht mit der Oberfläche
des Übergabeelements in Kontakt tritt und hier eine starke Haft- mindestens aber eine
Klebverbindung zu unterbinden ist, tritt die gegenüberliegende Randschicht nur mit
der Umgebungsluft in Kontakt. Hier sind andere chemische Prozesse zu unterbinden.
Dadurch dass der Übergabeprozess zwischen Übergabeelement und Materialbahn seitens
des Übergabeelements mittels einer Oberfläche, die eine geringere Adhäsionskraft aber
eine höhere Rauheit als die zu bearbeitende Materialbahn, aufweist, ist es möglich,
die Bahn sicher an dem Übergabeelement zu fixieren, ohne dass sich Haftbindungen soweit
ausbilden, dass sie bei Abtrennung das Gefüge des Klebemittels zerstören und eine
Haft- oder Klebebindung mit der Materialbahn verhindern.
In Versuchen hat sich sogar gezeigt, dass geeignete Klebemittel, insbesondere der
von der Anmelderin unter dem Markennamen VOITH PowerTec M700 vertriebene Hotmelt regelmäßig
über eine halbe Stunde auf einem derartig gestalteten Übergabeelement zwischengelagert
werden können, ohne wesentlich an Bindungswilligkeit mit der zu bearbeitenden Materialbahn
zu verlieren. Dabei wurden die unterschiedlichsten Papier-und Pappsorten in einem
breiten Grammaturenspektrum getestet. In einem Dauertest, war das Klebemittel sogar
noch nach 24 h bindungswillig. Dadurch wird es möglich den Klebevorbereitungsprozess
von dem eigentlichen Verklebeprozess technisch zu entkoppeln und damit zeitlich aus
der benötigten Setwechselzeit zu lösen.
[0008] Somit wird die Aufgabe der Erfindung also vollkommen gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen, der Beschreibung
und den Zeichnungen. So ist ein erfindungsgemäßes Verfahren besonders wirkungsvoll
anzuwenden, wenn es sich bei den zu wechselnden Wickelrollen um Teilbahnbeziehungsweise
Fertigrollen handelt.
[0009] So ist es von Vorteil, wenn mindestens der Abschnitt des Übertragungsprozesses zwischen
Übergabeelement und Materialbahn bei, vorzugsweise mit sich verringernder Geschwindigkeit,
laufender Materialbahn, ausgeführt wird.
[0010] Auf diese Weise wird die Setwechselzeit, also die Zeit, in der der Wickelprozess
unterbrochen wird, um die Materialbahn von einer vollen Wickelrolle, insbesondere
von einer vollen Fertigrolle beziehungsweise einem Fertigrollensatz, auf eine neue
Wickelhülse beziehungsweise einen Wickelhülsensatz überzuleiten, stark herabgesetzt
und kann im Idealfall auf ein Mindestmaß reduziert werden. Da somit die unproduktive
Zeit besonders kurz gehalten wird, beispielsweise auf unter 18 Sekunden, insbesondere
unter 10 Sekunden limitiert wird, steigt die Effektivität der gesamten Maschine zum
Aufwickeln von Materialbahnen beträchtlich. Wird der in Rede stehende Abschnitt des
Übertragungsprozesses, also die Übergabe zwischen Übergabeelement und Materialbahn,
zudem zwar bei laufender Bahn, aber nicht mehr bei voller Bahngeschwindigkeit, also
innerhalb der zum Wickelende auftretenden Verzögerungsphase durchgeführt, kann eine
Klebemittelübertragung besonders sicher ausgeführt werden. Darüber hinaus kann die
Geschwindigkeit des Übertragungsmittels besonders gut auf die Bahngeschwindigkeit
abgestimmt werden. Dabei kann es von besonderem Vorteil sein, wenn die Relativgeschwindigkeit
des Übertragungselements an seiner, mit dem Klebemittel in Wirkverbindung stehenden,
Oberfläche zur Bahngeschwindigkeit synchronisiert wird. In anderen Fällen kann es
dagegen von besonderem Vorteil sein, wenn ein positives oder negatives Gefälle zwischen
den beiden Geschwindigkeiten bei der Klebemittelübergabe vorherrscht.
[0011] Weiter ist es von Vorteil, wenn die Materialbahn durch ein, mit dem Übergabeelement
mindestens eine Funktionseinheit, vorzugsweise auch eine Baueinheit, bildende Schwächungsanordnung
in Querrichtung geschwächt oder getrennt wird.
[0012] Auf diese Weise kann ein kombinierter Klebe-Trenn-Vorgang besonders einfach und kostengünstig
realisiert werden. Ferner kann der benötigte steuerungstechnische- beziehungsweise
regelungstechnische Aufwand klein gehalten werden, da ein Klebemittelauftrag durch
geometrisch festlegbare Parameter in gewünschtem Verhältnis zur Trenn- oder Schwächungslinie,
aufgebracht werden kann. Bilden Schwächungsanordnung und Übergabeelement darüber hinaus
sogar eine Baueinheit, können die beiden Prozesse auf einfachste Weise gemeinsam gesteuert
werden und können zur gleichen Zeit gemeinsam auf einem relativ engen Abschnitt der
Materialbahn stattfinden.
Es ist jedoch auch denkbar, dass der Trenn- beziehungsweise Schwächungsprozess und
der Prozess des Klebemittelübertrags getrennt von einander ablaufen.
[0013] Es ist von Vorteil, wenn das Übergabeelement, insbesondere zur Begünstigung des Klebemittelübertrags
und/oder zur Begünstigung des Schwächungs- oder Trennvorgangs, derart in die Bewegungsebene
der Materialbahn eindringt, dass sich ein Umschlingungswinkel (α) von mindestens 4°,
vorzugsweise mindestens 6°, ganz besonders vorzugsweise mindestens 10°, ergibt.
[0014] Auf diese Weise wird die Materialbahn gespannt und werden ihre Poren geöffnet, was
einem guten Klebstoffeintrag und einer einfachen Schwächung beziehungsweise Trennung
förderlich ist. Darüber hinaus wird die Bahn fester an das Übergabeelement angepresst,
was beide Effekte nochmals steigert. Der Klebemittelübertragung dienlich ist auch
die daraus resultierende, geringfügig verlängerte Kontaktzeit.
Somit können Klebe- und/oder Schwächungsvorgang ohne weitere Kosten oder den Einsatz
von Verschleißteilen, verbessert werden.
[0015] Mit Vorteil ist dafür gesorgt, dass das Schwächungselement während des Trennvorgangs,
vorzugsweise in mindestens zwei Freiheitsgraden, bewegt wird.
[0016] Auf diese Weise kann die Wirkung des Schwächungselements erheblich gesteigert werden.
Der Schwächungs- oder Trennvorgang kann dann mit besonders geringeren Kräften durchgeführt
werden, sodass die Materialbahn dem Schwächungselement auch weniger ausweicht. Somit
kann der Schwächungs- oder Trennvorgang auch besonders sicher ausgeführt werden. Die
Gefahr von Fehltrennungen und damit verbundenem Aufwand zur Störungsbeseitigung kann
minimiert werden. Dabei ist zu beachten, dass ein sich um eine Achse in die Materialbahn
eindrehendes Schwächungselement bereits eine Bewegung um einen Freiheitsgrad durchführt.
Eine Bewegung um einen zweiten Freiheitsgrad kann beispielsweise durch einen zusätzlichen
Hub realisiert werden, der ein Einstechen der Schwächungselemente der Schwächungsanordnung
in die Materialbahn fördert. Mittels einer senkrecht zur Einstechrichtung ausgeführten
Bewegung kann eine Scheerbelastung auf die Materialbahn ausgeübt werden, was jedoch
insbesondere stillstehender Materialbahn oder nur noch langsam laufender Materialbahn
zu empfehlen ist.
[0017] Es ist günstig, wenn das Klebemittel in mindestens einer Spur räumlich vor und/oder
nach einem Schwächungselement der Schwächungsanordnung durch die Klebemittelauftragseinrichtung
auf das Übergabeelement appliziert wird, wobei bevorzugt das Übergabeelement und/oder
die Klebemittelauftragseinrichtung zur Formgebung der mindestens einen Spur bewegt
werden.
[0018] Auf diese Weise können sowohl Endverklebungen, wie auch Anfangsverklebungen unabhängig
von einander oder kombiniert vorbereitet und realisiert werden. Wird dabei das Übertragungsmittel
und/oder die Klebemitteleinrichtung bewegt, können verschiedenste Verläufe von Klebemittelspuren
auf das Übertragungsmittel appliziert werden. Dabei sind beispielsweise parallel zu
einander verlaufende, kontinuierliche oder unterbrochene Spuren, raupen- kurven oder
sinuslinienförmige Spuren, Zickzackformen oder andere Verläufe zu erzielen.
Wird dazu das Übertragungsmittel bewegt, beispielsweise radial und/oder axial oszillierend
bewegt, so sind die unterschiedlichen Formen der Klebemittelspuren besonders einfach
herzustellen, da die Klebemittelauftragseinrichtung über zum Teil aufwendige Versorgungseinheiten
der Verbrauchsmittel verfügt, die ansonsten mitbewegt werden müssen.
[0019] Ferner ist es günstig, wenn flüssige und/oder sprühnebelartige und/oder mit einer
Trägerschicht verbundene Klebemittel verwendet werden.
[0020] Auf diese Weise sind die Voraussetzungen für eine rasche und sichere Verklebung gegeben.
Werden dabei flüssige oder Sprühnebelartige Klebemittel verwendet, kann die Auftragsmenge
und die flächige Verteilung besonders gut gewählt und besonders einfach variiert werden.
Ferner sind diese Klebemittel besonders preiswert. Das Verkleben mit auf Trägerschichten
gelagerten Klebemitteln ist dagegen besonders komfortabel.
[0021] Mit besonderem Vorteil wird das Klebemittel, insbesondere bei der Bearbeitung von
Teilbahnrollen, mit Aussparungen, vorzugsweise in Abstimmung mit den Teilbahnrändern,
auf das Übergabeelement, beziehungsweise von dem Übergabeelement auf die Materialbahn,
übertragen.
[0022] Auf diese Weise können mehrere in axialer Richtung nebeneinander positionierte Teilbahnrollen
gleichzeitig bearbeitet werden. Ein Verschmutzen der jeweiligen Stirnseiten der Teilbahnrollen
und ein gegenseitiges Verkleben wird so wirksam verhindert.
[0023] Mit besonderem Vorteil werden unter Verwendung mindestens eines, mit einer Steuerung
/ Regelung verbundenen Sensors Risse oder Fehlstellen und mindestens eines weiteren
Sensors Bahnparameter, insbesondere die momentane Bahngeschwindigkeit detektiert,
Klebemittel, insbesondere mit einer Trägerschicht verbundene Klebemittel, auf entsprechende
Stellen der Oberfläche des Übergabeelments aufgetragen und von diesem zur Schadensreduzierung,
insbesondere in synchronisierter Geschwindigkeit, auf die Materialbahn beziehungsweise
die entsprechenden Risse oder Fehlstellen übertragen.
[0024] Auf diese Weise ist es möglich, drohende Produktionsausfälle zu verhindern und/oder
die Rollenqualität hinsichtlich ihrer Lauffähigkeit bei einem späteren Verwender,
beispielsweise einer Druckerei, zu erhöhen. Damit kann der zu erzielende Gesamtertrag
eines erfindungsgemäßen Wickelverfahrens abermals erhöht werden.
Ein derartiges Reperaturverfahren kann auch dort eingesetzt werden, wo die Materialbahn
noch nicht längsgeteilt ist oder in Wickelverfahren, die gar keine Längsteilung oder
nur einen Randbeschnitt vorsehen, Verwendung finden.
In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung dieser vorteilhaften Verwendung wird
der zu reparierende Riss beziehungsweise die zu reparierende Fehlstelle derartig mit
einem, eine Trägerschicht aufweisenden Klebemittel überdeckt, dass in den Randbereichen
des Risses / der Fehlstelle eine Haftwirkung entsteht.
[0025] Die Aufgabe der Erfindung wird bei einer Vorrichtung der eingangs genannten Art dadurch
gelöst, dass die Oberfläche des Übergabeelements eine höhere Rauheit als die zu bearbeitende
Materialbahn aufweist.
[0026] Unter dem Begriff Rauheit sind hier, ungeachtet der üblichen Messmethoden im Papierbereich,
wie Messungen nach Bekk, Bendtsen oder PPS, die in der DIN 4768 (Klein, 8.Aufl.) definierten,
mechanischen Kennwerte zu verstehen. Ausschlaggebend ist dabei der Mittenrauhwert,
also der R
a-Wert, anzusehen. In Labormessungen wurden für ganz glatte bis extrem rauhen Papiersorten
R
a-Messwerte von R
a = 0,30 bis R
a= 4,70 ermittelt.
Es ist bevorzugt, dass die Oberfläche des Übergabeelements eine Rauheit von R
a größer oder gleich 5 insbesondere R
a größer oder gleich 8 ganz insbesondere R
a größer oder gleich 10 aufweist.
[0027] Auf diese Weise sind besonders kurze Setwechselzeiten erzielbar, da das Klebemittel
während des Wickelvorgangs auf das Übergabeelement applizierbar ist und eine Übertragung
des Klebemittels vom Übergabeelement auf die Materialbahn zu gewünschtem Zeitpunkt
praktisch augenblicklich bahnbreit realisierbar ist. Zudem ist eine Übertragung bei
laufender Materialbahn möglich.
Vollkommen überraschend sind derartige Vorteile zum ersten Mal durch die Ausgestaltung
einer Vorrichtung mit den erfinderischen Merkmalen möglich. Dies ist deshalb so besonders
überraschend, weil das Klebemittel bei seinem Kontakt mit der Oberfläche des Übertragungselements
keine Klebeverbindung eingehen darf, was nach allgemeiner Annahme höchst mögliche
Glätte der Oberfläche zur Voraussetzung hat. Zumal die Verweildauer des Klebemittels
auf dem Übergabeelement ein Mehrfaches der dem Abbindungsprozess der Anfangs- oder
Endverklebung beträgt. Aus diesem Grunde ist es nötig, die Oberfläche des Übertragungselementes
mit einer geringeren Adhäsionsfähigkeit als die Materialbahn auszubilden. Es wird
jedoch allgemein angenommen, dass eine solche Antihaftbeschichtung möglichst glatt
sein muss, um dem Klebemittel möglichst wenig Poren zu bieten, an denen sich Keime
zur stoffschlüssigen Verbindung beziehungsweise zur Aushärtung des Klebemittels bilden
können.
Ferner sind die Umgebungseinflüsse auf die Randschichten des Klebemittels während
seiner Verweilzeit auf dem Übertragungsmittel sehr unterschiedlich. Während die eine
Randschicht mit der Oberfläche des Übergabeelements in Kontakt tritt und hier eine
starke Haft- mindestens aber eine Klebverbindung zu unterbinden ist, tritt die gegenüberliegende
Randschicht nur mit der Umgebungsluft in Kontakt. Hier sind andere chemische Prozesse
zu unterbinden, die dem Klebemittel Stoffeigenschaften abverlangen, die ein Abbinden
an einem Festkörper erschwerender Weise begünstigen.
Dadurch, dass der Übergabeprozess zwischen Übergabeelement und Materialbahn seitens
des Übergabeelements mittels einer Oberfläche, die eine geringere Adhäsionskraft aber
eine höhere Rauheit als die zu bearbeitende Materialbahn, aufweist, ist die Materialbahn
sicher an dem Übergabeelement fixierbar und ungewünschte Haftbindungen, insbesondere
Haftbindungen die sich soweit ausbilden, dass sie bei Abtrennung das Gefüge des Klebemittels
zerstören und eine Haft- oder Klebebindung mit der Materialbahn verhindern, sind überraschender
Weise ausschließbar.
In Versuchen hat sich sogar gezeigt, dass geeignete Klebemittel, insbesondere der
von der Anmelderin unter dem Markennamen VOITH PowerTec M700 vertriebene Hotmelt regelmäßig
über eine halbe Stunde auf einem derartig gestalteten Übergabeelement zwischenpositionierbar
sind, ohne wesendlich an Bindungswilligkeit mit der zu bearbeitenden Materialbahn
zu verlieren. Dabei wurden die unterschiedlichsten Papier-und Pappsorten getestet.
In einem Dauertest, war das Klebemittel sogar noch nach 24 Stunden bindungswillig.
Eine derartige Vorrichtung ist mit besonderem Vorteil zur Durchführung eines Verfahrens
nach einem der Ansprüche 1 bis 7 einsetzbar.
[0028] Auf diese Weise wird die Aufgabe der Erfindung also vollkommen gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen, der Beschreibung und den
Zeichnungen.
[0029] Es ist von Vorteil, wenn die Oberfläche des Übergabeelements einen höheren Reibbeiwert
(µ
H, µ
R) als die zu bearbeitende Materialbahn aufweist. Insbesondere ist es dann sogar von
Vorteil, wenn die Oberfläche des Übergabeelements einen höheren Gleit-Reibbeiwert
(µ
R) als die zu bearbeitende Materialbahn aufweist.
[0030] Auf diese Weise sind die soeben geschilderten erzielbaren Ergebnisse nochmals verbesserbar.
Dies ist ganz besonders überraschend, weil der Fachmann bei der Beobachtung eines
Übergabeprozesses einer Klebemittelschicht erwarten würde, dass sich eine Klebemittelschicht,
die in frischen Kontakt mit einer Materialbahn tritt allerhöchstens unter Ausbildung
starker Fäden von einer Oberfläche lösen ließe, die einen hohen Reib- und insbesondere
einen hohen Gleit-Reibwert, also einen hohen Bewegungsreibwert, besitzt.
[0031] Bevorzugt ist das Übergabeelement durch eine Walze ausgebildet.
[0032] Auf diese Weise ist die Vorrichtung besonders einfach ausbildbar, da der gesamte
Übergabeprozess lediglich in Folge von Verdrehungen der Walze realisierbar ist. Somit
ist die Vorrichtung auch besonders einfach steuerbeziehungsweise regelbar und extrem
störunempfindlich und wartungsgerecht. Ferner ist die Vorrichtung dann besonders kompakt
ausbildbar, da der Klebemittelauftrag auf das Übergabeelement, hier also auf die Walze,
genauer gesagt die Walzenoberfläche, auf der der Materialbahn gegenüberliegenden Seite
der Walze durchführbar ist. Der mit Klebemittel versehene Walzenmantelabschnitt ist
dann einfach durch Verdrehen in Wirkkontakt mit der Materialbahn bringbar und dabei
auf eine gewünschte Umfangsgeschwindigkeit beschleunigbar.
Dazu muss die Walzenoberfläche nur abschnittsweise die Funktionsschicht einer, dem
unabhängigen Vorrichtungsanspruch entsprechende, Oberfläche aufweisen.
[0033] Mit Vorteil ist dafür gesorgt, dass das Übergabeelement mindestens einen Teil einer
Schwächungsanordnung beherbergt, durch die die zu bearbeitende Materialbahn in Querrichtung
schwächbar oder trennbar ist. Beispielsweise, aber nicht erschöpfend, seien dazu folgende
Ausführungsformen aufgeführt:
So ist es denkbar, dass das Schwächungs- oder Trennelement aus mindestens einem Messer
oder mindestens einem Kamm besteht, wobei das mindestens eine Trennelement innerhalb
oder am Übertragungselement oder durch das Übertragungselement ausgebildet ist. Wird
das Schwächungs- oder Trennelement durch mehrere Teilelemente, beispielsweise mehrere
Messer oder Kämme, gebildet, sind diese in Bahnlaufrichtung hintereinander oder nebeneinander
positionierbar. Besteht die gesamte Schwächungsanordnung aus Schwächungs- oder Trennelement
und Gegenlager, ist ein geeignetes Gegenlager dann durch eine umlaufende Walze, vorzugsweise
mit mindestens einer Nut ausbildbar. Ebenso ist ein Gegenlager durch eine Bürstenanordnung,
eine weiche Platte oder ein Federblech realisierbar.
Ebenso ist es umgekehrt denkbar, dass das Trennelement außerhalb des Übertragungselementes
angeordnet ist und mit dem Übertragungselement zur Schwächung oder Trennung der Materialbahn
in Wirkverbindung bringbar ist.
Sind Schwächungs- oder Trennelement auf der einen Seite und Gegenlager auf der anderen
Seite jeweils durch zwei sich gegeneinander bewegende Walzen ausgebildet ist es sinnvoll,
wenn deren Bewegungen, insbesondere deren Umlaufgeschwindigkeiten, synchronisierbar
sind.
[0034] Auf diese Weise ist ein kombinierter Klebe-Trenn-Vorgang besonders einfach und kostengünstig
realisierbar. Ferner ist der benötigte steuerungstechnische- beziehungsweise regelungstechnische
Aufwand gering, da ein Klebemittelauftrag durch geometrisch festlegbare Parameter
in gewünschtem Verhältnis zur Trenn- oder Schwächungslinie, aufbringbar ist. Bilden
Schwächungsanordnung und Übergabeelement darüber hinaus sogar eine Baueinheit, sind
die beiden Prozesse auf einfachste Weise gemeinsam steuerbar und zur gleichen Zeit
gemeinsam auf einem relativ engen Abschnitt der Materialbahn applizierbar.
Es ist jedoch auch denkbar, dass das Schwächungs- oder Trennelement und das Übertragungselement
baulich voneinander getrennt und gemeinsam oder einzeln ansteuerbar sind.
[0035] Ferner ist es von großem Vorteil, ein Schwächungselement Teil der Schwächungsanordnung
ist, das in mindestens zwei Freiheitsgraden bewegbar, und insbesondere einstellbar,
ist.
Dazu ist es insbesondere denkbar, dass das Schwächungselement in Höhenrichtung bewegbar
und vorzugsweise einstellbar ist. Somit ist die Eindringtiefe beziehungsweise der
Durchdringungsüberstand variierbar und vorzugsweise durch lösbare Festlegung einstellbar.
Ebenso ist es von Vorteil, wenn der Eindringwinkel des Schwächungselements variierbar
und insbesondere einstellbar ist. Ferner ist es von Vorteil, wenn das Schwächungselement
in Querrichtung zur Materialbahnlaufrichtung bewegbar und insbesondere lösbar festlegbar
ist.
Das Schwächungselement kann auch zur Unterstützung des Schwächungs-oder Trennvorgangs
während des Eindringens in die Materialbahn bewegbar sein.
Ist das Schwächungselement auf oder in einer Walze angeordnet, ist es von besonderem
Vorteil, wenn die Walze hinterschliffen oder exzentrisch ausgebildet ist.
[0036] Mit Hilfe mindestens eines dieser Merkmale, vorzugsweise einer Kombination derselben,
ist das Schwächungselement, an eine Vielzahl von Anforderungen anpassbar und kann
sehr unterschiedliche Papiersorten und Papiergrammturen bei unterschiedlichen Bahnlaufgeschwindigkeiten
gezielt, schnell und sicher schwächen oder trennen.
[0037] Es kann ferner von Vorteil sein, dass das Klebemittel in mindestens einer Spur räumlich
vor und/oder nach dem Schwächungselement durch die Klebemittelauftragseinrichtung
auf das Übergabeelement applizierbar ist, wobei bevorzugt das Übergabeelement und/oder
die Klebemittelauftragseinrichtung zur Formgebung der mindestens einen Spur bewegbar
sind.
[0038] Auf diese Weise können sind Endverklebungen, wie auch Anfangsverklebungen unabhängig
von einander oder kombiniert bereitstellbar und realisierbar. Mittels einer Bewegung
des Übertragungsmittels und/oder der Klebemitteleinrichtung sind verschiedenste Abbildungen
von Klebemittelspuren auf das Übertragungsmittel applizierbar. Dabei sind beispielsweise
parallel zu einander verlaufende, kontinuierliche oder unterbrochene Spuren, raupenkurven
oder sinuslinienförmige Spuren, Zickzackformen oder andere Verläufe erzielbar.
Mittels einer, vorzugsweise radial und/oder axial oszillierenden Bewegung des Übertragungsmittels
sind somit die unterschiedlichen Formen der Klebemittelspuren besonders einfach herstellbar.
Eine Bewegung der Klebemittelauftragseinrichtung die meist über aufwendige Versorgungseinheiten
der Verbrauchsmittel verfügt, ist somit vermeidbar.
[0039] Bevorzugt ist die Klebemittelauftragseinrichtung zur Applizierung flüssiger und/oder
sprühnebelartiger und/oder mit einer Trägerschicht verbundener Klebemittel ausgebildet.
[0040] Auf diese Weise sind rasche und sichere Verklebungen besonders gut erzeugbar. Ist
die Klebemittelauftragseinrichtung zur Applizierung flüssiger oder sprühnebelartiger
Klebemittel ausgelegt, sind Verklebungen besonders preiswerte herstellbar und die
Auftragsmenge und die flächige Verteilung besonders gut variierbar.
Ist die Klebemittelauftragseinrichtung zur Applizierung von auf Trägerschichten gelagerten
Klebemitteln geeignet, ist eine Verklebung besonders komfortabel umsetzbar.
Insbesondere bei der Auslegung für flüssige oder sprühnebelartige Klebemittel sind
Aggregate zur Temperierung der Klebemittel und/oder Reinigungseinrichtungen von Vorteil.
[0041] Es ist von Vorteil, wenn eine Steuerung / Regelung vorgesehen ist, mittels der die
Vorrichtung steuerbar / regelbar ist, und die insbesondere mit einer übergeordneten
Steuerung/Regelung verbunden ist und ganz insbesondere mit mindestens einem Sensor
zur Erkennung von Teilbahnrädern, Rissen oder Fehlstellen und/oder mindestens einem
Sensor zur Erkennung von Bahnparametern, insbesondere der momentanen Bahngeschwindigkeit,
verbunden ist.
[0042] Auf diese Weise ist die momentan anliegende Bahngeschwindigkeit erfassbar und die
Vorrichtung daran anpassbar, insbesondere synchronisierbar. Somit ist die Setwechselzeit,
also die Zeit, die benötigt wird, um den Wickelprozess von einer vollen Wickelrolle
auf eine neue Wickelhülse überzuleiten, stark herabsetzbar oder sogar auf ein Mindestmaß
reduzierbar. Da somit die unproduktive Zeit stark beschränkbar ist, steigt die Effektivität
der gesamten Maschine zum Aufwickeln von Materialbahnen beträchtlich. Wird der in
Rede stehende Abschnitt des Übertragungsprozesses, also die Übergabe zwischen Übergabeelement
und Materialbahn, zudem zwar bei laufender Bahn, aber nicht mehr bei voller Bahngeschwindigkeit,
also innerhalb der zum Wickelende auftretenden Verzögerungsphase durchgeführt, ist
eine Klebemittelübertragung besonders sicher ausführbar.
Auch ist die Vorrichtung dann zur Schadensreduzierung bei eventuellen Bahnrissen oder
dergleichen einsetzbar.
[0043] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Vorrichtung auch in bestehende Maschinen zum
Aufwickeln von Materialbahnen nachrüstbar.
[0044] Auf diese Weise sind auch ältere Maschinen für schnellere und sichere Setwechsel
umgestaltbar.
[0045] Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme
auf die Zeichnungen näher erläutert. In diesen zeigt schemenhaft und unmaßstäblich
- Figur 1
- eine Seitenansicht einer Maschinen zum Aufwickeln von Materialbahnen, hier einer Rollenschneidmaschine
- Figur 2
- eine räumliche Ansicht eines erfindungsgemäßen Übergabeelements mit integrierter Schwächungseinrichtung
- Figur 3
- ein erfindungsgemäßes Übertragungselement in 3 zeitlich aufeinander folgenden Positionen
- Figur 4
- Umschlingungswinkel der Materialbahn an einem walzenförmigem Übergabeelement während
des Klebemittel-Übertragungsprozesses
[0046] In Figur 1 ist eine Maschine 15 zum Aufwickeln von Materialbahnen 2 dargestellt,
die über eine Abwicklung 19, eine Schneidpartie 20 und eine Aufwicklung 21 verfügt.
Eine derartige Maschine 15 wird üblicherweise als Rollenschneidvorrichtung bezeichnet.
Beispielhaft ist hier eine sogenannte Doppeltragwalzen-Rollenschneideinrichtung dargestellt,
die über zwei namensgebende Tragwalzen 22 verfügt, auf denen die zuvor in der Schneidpartie
20 aus der Materialbahn voller Breite geschnittenen Teilbahnen auf Hülsen 18 zu Teilbahnrollen
/ Fertigrollen 17 aufgewickelt werden. Es ist jedoch ebenso denkbar, dass es sich
bei einer Rollenschneidvorrichtung um eine sogenannte Stützwalzenrollenschneidvorrichtung
oder eine sogenannte Riemenwickeleinrichtung handelt. Ebenso ist das erfindungsgemäße
Verfahren auf eine Umrollvorrichtung anzuwenden, bei dem eine Mutterrolle 16 bahnbreit
umgewickelt wird. Auch hinter einer Maschine zur Erstellung oder Veredelung einer
Materialbahn, insbesondere hinter einer Papiermaschine oder einer Streichmaschine
kann das erfindungsgemäße Verfahren mit Vorteil angewendet werden, um die produktionsmindernden
Setwechselzeiten möglichst gering halten zu können.
Unter dem Begriff Setwechselzeit wird dabei die Zeit verstanden, die benötigt wird,
um den Wickelprozess von einer vollen Wickelrolle, hier im besonderen einer vollen
Teilbahnrolle 17 auf eine neue Wickelhülse 18 überzuleiten. Solche Setwechselzeiten
kommen bei der Herstellung und Bearbeitung von Materialbahnen an Rollenschneidvorrichtungen
besonders häufig vor. Hier wird, bei Bearbeitung -beispielsweise von Kopierpapier-
aus einer, etwa 1 Stunde abzuwickelnden Mutterrolle 16, etwa alle 4 bis 8 Minuten
ein Satz voller Teilbahnrollen 17 erzeugt. Bei durchschnittlich alle 6 Minuten anstehenden
Setwechseln, ergibt sich im 24 Stunden-Betrieb bereits die beträchtliche Zahl von
240 Setwechseln. Auf ein Betriebsjahr gerechnet fallen demnach über 85.000 kleine
"Produktionsausfälle" in Form dieser Setwechsel an. Da mittels einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung 1 beziehungsweise eines erfindungsgemäßen Verfahrens diese unproduktive
Zeit stark beschränkbar ist, steigt die Effektivität der gesamten Maschine 15 zum
Aufwickeln von Materialbahnen 2 beträchtlich.
Dazu wird erfindungsgemäß ein Klebemittel 5 von einer Klebemittelauftragseinrichtung
6 auf ein Übergabeelement 3 appliziert. In der in Figur 2 dargestellten Ausführungsform
ist das Übergabeelement 3 als Walze ausgeführt, die abschnittsweise eine Oberfläche
4 aufweist, die eine geringere Adhäsionsfähigkeit, aber eine höhere Rauheit als die
Materialbahn 2 aufweist. Die Walze hat einen Durchmesser von etwa 150 mm, wobei auch
andere Durchmesser denkbar sind. Im dargestellten Fall, beherbergt die Walze ein Schwächungselement
7 und eine dafür vorgesehene Verstelleinrichtung 8. Die Verstelleinrichtung ist geeignet,
den Winkel, in dem das Schwächungselement 7 in die Materialbahn eintritt einzustellen
und lösbar zu fixieren. Aufgrund der dargestellten walzenförmigen Ausbildung der Verstelleinrichtung
8 ist der genannte Winkel in einem definierten Bereich stufenlos einstellbar. Daneben
ist der Abstand der Wirkflächen des Schwächungselements 7 zu der Oberfläche 4 des
Übergabeelements 3 durch die Verstelleinrichtung 8 frei wählbar. Darüber hinaus ist
es denkbar, im vorliegenden Ausführungsbeispiel jedoch nicht vorgesehen, dass das
Schwächungselement 7, insbesondere durch die Verstelleinrichtung 8, während des Schwächungs-
oder Trennvorgangs zur Durchführung einer zusätzlichen Bewegung antreibbar ist. In
einem solchen Fall sind insbesondere Bewegungen quer zur Bahnlaufrichtung der Materialbahn,
also in Y- Richtung, bevorzugt. Auch wäre eine Hubbewegung denkbar, durch die ein
Ein- oder Durchdringen des Schwächungselementes 7 in beziehungsweise durch die Materialbahn
2 unterstützbar wäre.
Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist ein Gegenlager 9 vorgesehen, an dem die Materialbahn
während des Trennvorgangs abstützbar ist und das die Schwänchungsanordnung 7-9 komplettiert.
Beispielhaft ist das Gegenlager hier durch mehrere Reihen von Bürsten gebildet, die
über die gesamte Materialbahnbreite, genauer gesagt über die gesamte Breite der addierten
Teilbahnbreiten angeordnet ist. Ebenso könnte das Gegenlager 8 durch eine Nut in einer
rotierbaren Walze oder eine Walze mit weichem Belag ausgebildet sein. Auch wäre eine
Ausführung durch ein oder mehrere Federbleche oder Anderes denkbar. Ebenso denkbar
wäre es, daß das Übergabeelement 3 das Gegenlager 8 für ein, sich außerhalb des
[0047] Übergabeelements 3 befindlichen Schwächungselementes 7, darstellt. Ein Gegenlager
8 ist nicht erforderlich, wenn, wie in Figur 4 gezeigt, das Übergabeelement 3 zur
Klebemittelübertragung soweit in die Bewegungsebene E der Materialbahn 2 eindringt,
dass sich ein Umschlingungswinkel α der Materialbahn 2 an dem Übergabeelement 3 ausbildet,
durch den eine genügend große Auflagespannung zwischen Materialbahn 2 und Übergabeelement
3 eintragbar ist, so daß ein sauberer Schwächungs- oder Trennvorgang ohne nennenswertes
Ausweichen der Materialbahn 2 gewährleistbar ist. Schließlich kann auch der Schwächungsvorgang
losgelöst von der Übertragung des Klebemittels 5 mittels einer separaten Einrichtung
vorgesehen sein.
In der Figur 2 ist erkennbar, dass sich das Klebemittel 5 auf der Oberfläche 4 in
Form einer sinusförmigen Spur 10 befindet. Die Form der Spur 10 wurde dabei durch
Oszillierung des Übergabeelementes 3 erreicht, während das Klebemittel 5 durch eine,
in dieser Figur nicht dargestellten Klebemittelauftragseinrichtung 6, aufgetragen
wurde die entlang der Y-Richtung bewegt wurde. Ebenso ist es denkbar, dass mehrere
Klebemittelauftragseinrichtungen 6, beziehungsweise eine einzige Klebemittelauftragseinrichtung
6 mit mehreren Klebemittelapplizierungseinheiten, beispielsweise Leimdüsen, über die
geforderte Breite Y vorgesehenen sind. Auch ist eine Schwenkeinrichtung für die mindestens
eine Klebemittelauftragseinrichtung 6 denkbar. Eine Klebemittelauftragseinrichtung
6 ist schematisch in Figur 3 abgebildet. Sie kann in bevorzugter Weise besonders nah
an dem Übergabeelement 3 positioniert sein oder sogar zur kompakten Ausbildung der
gesamten Vorrichtung 1 vorzugsweise mit dem Übergabeelement 3 und der Schwächungsanordnung
7-9 eine Baugruppe bilden.
Eine beispielhafte Positionierung der Vorrichtung 1 in der Maschine zum Aufwickeln
von Materialbahnen 15 ist aus Figur 1 entnehmbar.
[0048] In Figur 3 ist ein erfindungsgemäßes Übertragungselement in drei zeitlich aufeinander
folgenden Positionen schematisch abgebildet. In der ersten
Position, dargestellt am linken Bildrand, wird ein flüssiges oder sprühnebelartiges
Klebemittel 5 aus einer Klebemitteleinrichtung 6 auf die Oberfläche 4 des Übertragungselementes
3 appliziert. Zur Formgestaltung einer sich daraus bildenden Klebemittel-Spur 10 ist
die, das Übergabeelement 3 bildende Walze, vorzugsweise getaktet, in und entgegengesetzt
des Uhrzeigersinnes in einem definierbaren Winkelbereich um ihre Achse drehbar. Nach
Beendigung des Klebemittelauftrages ist die Walze dann, vorzugsweise um einen größeren
Winkelbetrag, zur Erreichung einer, in der mittleren Bildposition dargestellten Vorposition,
drehbar. In dieser Vorposition besteht kein Kontakt zwischen Übergabeelement 3 und
Materialbahn 2. Insbesondere stehen sich bei einer walzenförmigen Ausbildung des Übergabeelementes
3 die Materialbahn und ein hinterschliffener Bereich der Walze direkt gegenüber.
Die zum Vorpositionieren notwendigen Maßnahmen, also insbesondere die Applizierung
des oder der Klebemittel 5 auf die Oberfläche 4 des Übertragungselements 3 und dessen
Positionierung sind simultan zum Wickelprozess der Materialbahn 2 durchführbar, ohne
dass der Wickelprozess davon beeinträchtigt wird. Somit sind diese zeitaufwendigen
Vorarbeiten aus der für den Setwechsel notwendigen Zeit subtrahierbar. Das Klebemittel
kann auf der Oberfläche 4 des Übergabeelementes 3 verbleiben, bis ein Wickelrollenwechsel
gewünscht ist.
Um dann den eigentlichen, hier in der rechten Bildposition dargestellten, kombinierten
Klebemittelübertragungs- und Schwächungsbeziehungsweise Trennprozess einzuleiten wird
das Übergabeelement in der dargestellten Ausführungsform im Uhrzeigersinn beschleunigt
und kann die für den Setwechsel notwendigen Klebe- und Schwächungsaufgaben in Sekundenschnelle
erledigen. Dabei tritt dann zunächst die, eine spätere Endverklebung bildende, erste
Klebemittelspur 10 mit der Materialbahn 2 in Kontakt und wird während der Rotationsbewegung
sauber von der Oberfläche 4 des Übergabeelements 3 an die Materialbahn übergeben,
beziehungsweise von dieser abgetragen. Dann tritt, wie dargestellt, das Schwächungselement
7 mit der Materialbahn 2 in Kontakt und durchdringt sie im vorliegenden Fall wenigstens
abschnittsweise über deren Breite Y. Daran anschließend wird auch die, eine spätere
Anfangsverklebung bildende, zweite Klebemittel- Spur 10 sicher übertragen.
Danach wird die Rotationsbewegung des Übergabeelementes bis zum Stillstand abgebremst.
Bezugszeichenliste
[0049]
- 1
- Vorrichtung
- 2
- Materialbahn
- 3
- Übergabeelement
- 4
- Oberfläche des Übergabeelements
- 5
- Klebemittel
- 6
- Klebemittelauftragseinrichtung
- 7
- Schwächungselement einer Schwächungsanordnung
- 8
- Verstelleinrichtung der Schwächungsanordnung
- 9
- Gegenlager der Schwächungsanordnung
- 10
- Spur
- 11
- Steuerung / Regelung
- 12
- Übergeordnete Steuerung / Regelung
- 13
- Sensor
- 14
- Sensor
- 15
- Maschine zum Aufwickeln von Materialbahnen
- 16
- Mutterrolle (Wickelrolle)
- 17
- Teilbahnrolle (Wickelrolle )
- 18
- Hülse
- 19
- Abwicklung
- 20
- Schneidpartie
- 21
- Aufwicklung
- 22
- Tragwalze
- α
- Umschlingungswinkel
- µH
- Haft-Reibbeiwert
- µR
- Gleit-Reibbeiwert
- Ra
- Mittenrauhwert
- E
- Bewegungsebene der Materialbahn
- V
- Geschwindigkeit
- X
- X-Richtung
- Y
- Y-Richtung
- Z
- Z-Richtung
1. Verfahren zum Wechseln von Wickelrollen (16,17) bei Maschinen (15) zum Aufwickeln
von Materialbahnen (2), insbesondere Papier- oder Kartonbahnen, auf Hülsen (18), bei
dem auf die Materialbahn (2) zum Ankleben des Bahnanfangs an eine neue Hülse (18)
und/oder des Bahnendes an eine volle Wickelrolle (16,17) Klebemittel (5) aufgebracht
werden, wobei die Klebemittel (5) zunächst auf ein gegen die Materialbahn (2) bewegbares
Übergabeelement (3) mit geringerer Adhäsionfähigkeit als die Materialbahn (2) aufgetragen
werden, und anschließend das Übergabeelement (3) gegen die Materialbahn (2) bewegt
wird und die Klebemittel (5) an diese übergibt,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Übertragungsprozess seitens des Übergabeelements (3) durch eine Oberfläche (4),
die eine höhere Rauheit als die Materialbahn (2) aufweist, vollzogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
mindestens der Abschnitt des Übertragungsprozesses zwischen Übergabeelement (3) und
Materialbahn (2) bei, vorzugsweise mit sich verringernder Geschwindigkeit (v), laufender
Materialbahn (2), ausgeführt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Materialbahn (2) durch ein, mit dem Übergabeelement (3) mindestens eine Funktionseinheit,
vorzugsweise auch eine Baueinheit, bildende Schwächungsanordnung (7-9) in Querrichtung
(Y) geschwächt oder getrennt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Übergabeelement (3), insbesondere zur Begünstigung des Klebemittelübertrags und/oder
zur Begünstigung des Schwächungs- oder Trennvorgangs, derart in die Bewegungsebene
(E) der Materialbahn (2) eindringt, dass sich ein Umschlingungswinkel (α) von mindestens
4°, vorzugsweise mindestens 6°, ganz besonders vorzugsweise mindestens 10°, ergibt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Klebemittel (5) in mindestens einer Spur (10) räumlich vor und/oder nach einem
Schwächungselement (7) der Schwächungsanordnung (7-9) durch die Klebemittelauftragseinrichtung
(6) auf das Übergabeelement (3) appliziert wird, wobei bevorzugt das Übergabeelement
(3) und/oder die Klebemittelauftragseinrichtung (6) zur Formgebung der mindestens
einen Spur (10) bewegt werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
flüssige und/oder sprühnebelartige und/oder mit einer Trägerschicht verbundene Klebemittel
(5) verwendet werden.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Klebemittel (5), insbesondere bei der Bearbeitung von Teilbahnrollen (17), mit
Aussparungen, vorzugsweise in Abstimmung mit den Teilbahnrändern, auf das Übergabeelement
(3), beziehungsweise von dem Übergabeelement (3) auf die Materialbahn (2), übertragen
wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
unter Verwendung mindestens eines, mit einer Steuerung / Regelung (11) verbundenen
Sensors (13) Risse oder Fehlstellen und mindestens eines weiteren Sensors (14) Bahnparameter,
insbesondere die momentane Bahngeschwindigkeit detektiert werden, Klebemittel (5),
insbesondere mit einer Trägerschicht verbundene Klebemittel, auf entsprechende Stellen
der Oberfläche (4) des Übergabeelments (4) aufgetragen und von diesem zur Schadensreduzierung,
insbesondere in synchronisierter Geschwindigkeit, auf die Materialbahn (2) beziehungsweise
die entsprechenden Risse oder Fehlstellen übertragen werden.
9. Vorrichtung (1) die, ein gegen eine Materialbahn (2) bewegbares Übergabeelement (3)
aufweist, auf das ein Klebemittel (5) durch eine Klebemittelauftragseinrichtung (6)
auftragbar ist, und das zur Übertragung des Klebemittels (5) gegen die Materialbahn
(2) bewegbar ist, wobei das Übergabeelement (3) eine Oberfläche (4) aufweist, deren
Adhäsionsfähigkeit geringer ist als die Adhäsionsfähigkeit der zu bearbeitenden Materialbahn
(2),
dadurch gekennzeichnet, dass
die Oberfläche (4) des Übergabeelements (3) eine höhere Rauheit als die zu bearbeitende
Materialbahn (2) aufweist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Oberfläche (4) des Übergabeelements (3) einen höheren Reibbeiwert (µH, µR) als die zu bearbeitende Materialbahn (2) aufweist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Übergabeelement (3) durch eine Walze ausgebildet ist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Übergabeelement (3) mindestens einen Teil einer Schwächungsanordnung (7-9) beherbergt,
durch die die zu bearbeitende Materialbahn (2) in Querrichtung (Y) schwächbar oder
trennbar ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Schwächungselement (7) Teil der Schwächungsanordnung (7-9) ist, das in mindestens
zwei Freiheitsgraden bewegbar, und insbesondere einstellbar, ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Klebemittel (5) in mindestens einer Spur (10) räumlich vor und/oder nach dem Schwächungselement
(7) durch die Klebemittelauftragseinrichtung (6) auf das Übergabeelement (3) applizierbar
ist, wobei bevorzugt das Übergabeelement (3) und/oder die Klebemittelauftragseinrichtung
(6) zur Formgebung der mindestens einen Spur (10) bewegbar sind.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Klebemittelauftragseinrichtung (6) zur Applizierung flüssiger und/oder sprühnebelartiger
und/oder mit einer Trägerschicht verbundener Klebemittel (5) ausgebildet ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Steuerung / Regelung (11) vorgesehen ist, mittels der die Vorrichtung (1) steuerbar
/ regelbar ist, und die insbesondere mit einer übergeordneten Steuerung/Regelung (12)
verbunden ist und ganz insbesondere mit mindestens einem Sensor (13) zur Erkennung
von Teilbahnrädern, Rissen oder Fehlstellen und/oder mindestens einem Sensor (14)
zur Erkennung von Bahnparametern, insbesondere der momentanen Bahngeschwindigkeit,
verbunden ist.