[0001] Die Erfindung betrifft einen Stuhl, insbesondere einen Bürostuhl mit einer Synchronmechanik
mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 1.
[0003] Moderne Bürostühle sind üblicherweise mit einer Synchronmechanik versehen, die dafür
sorgt, dass sich der Sitz synchron mit der Rückenlehne bewegt. Die Synchronmechanik
wird üblicherweise gebildet von einem Sitzträger und einem Lehnenträger sowie von
Gleitführungseinrichtungen und/oder Drehgelenkanordnungen, mit dem diese beiden Teile
untereinander sowie mit dem Sitz und/oder der Rückenlehne verbunden sind. Die Synchronmechanik
ist derart ausgebildet, dass eine Bewegung der Rückenlehne auch zu einer Veränderung
der Position des Sitzes führt. Und zwar wird bei einer Neigung der Rückenlehne auch
die Sitzfläche nach hinten unten geneigt. Für die Synchronmechanik bieten sich unterschiedliche
Ausführungsmöglichkeiten an. Bürostühle mit Synchronmechanik sind beispielsweise aus
der
DE 101 22 946 C1 oder der
DE 101 22 948 C1 zu entnehmen.
[0004] Um für den Benutzer eines Stuhles einen hohen Komfort zu gewährleisten, werden mechanische
Eigenschaften, insbesondere die auf die Rückenlehne wirkende Rückstellkraft, in Abhängigkeit
des Gewichts des jeweiligen Benutzers eingestellt. Wird der gleiche Stuhl von unterschiedlichen
Nutzern mit unterschiedlichen Gewichten benutzt, so ist eine einfache Anpassung an
das jeweils aktuelle Gewicht gewünscht. Hierzu besteht beispielsweise die Möglichkeit,
über einen manuellen Einstellmechanismus die Federvorspannung eines Rückstellelementes
einzustellen.
[0005] Bei der aus der
WO 2006/103000 A1 bekannten Synchronmechanik ist eine automatische Einstellung der auf den Lehnenträger
ausgeübten Rückstellkraft vorgesehen, indem eine Hebelarmlänge in Abhängigkeit der
aktuellen Gewichtsbelastung variiert wird. Hierzu ist am Lehnenträger ein als Walze
ausgebildetes Anlenkelement vorgesehen, welches sich an einer Gegenwirkungsfläche
eines Hebels abstützt. Die Rolle wird in vertikaler Richtung bei einer Belastung des
Sitzträgers nach Art einer Gleitführung an der Gegenwirkungsfläche entlang geführt.
Die von einer Rückstellfeder ausgeübte Rückstellkraft wird über den Hebel auf die
Rolle und damit den Lehnenträger übertragen.
[0006] Da sich die Rückstellkraft in Abhängigkeit der aktuell ausgeübten Gewichtsbelastung
automatisch einstellt, besteht das Problem, dass sich bei einer kurzfristigen Variation
der Gewichtsbelastung - beispielsweise durch eine Bewegung der auf dem Stuhl sitzenden
Person - die Rückstellkraft auf einen neuen Wert einstellt. Zur Vermeidung dieser
unerwünschten Variation der Rückstellkraft ist gemäß der
WO 2006/103000 A1 eine mechanisch aufwändige Arretierung der einmal eingestellten Rückstellkraft vorgesehen.
Hierzu sind zwei zueinander drehbeweglich angeordnete Arretierelemente angeordnet,
die ineinander greifen können.
[0007] Es hat sich jedoch gezeigt, dass eine derartige Arretierung zwar technisch voll funktionsfähig
ist, jedoch für höchstwertige Bürostühle keinen ausreichenden Komfort gewährleistet,
da die Arretierung mit mechanischen Einrastgeräuschen verbunden ist.
[0008] Der Erfindung liegt daher weiterhin die Aufgabe zugrunde, eine verbesserte Arretierung
der einmal eingestellten Rückstellkraft zu ermöglichen.
[0009] Zur Lösung dieser Aufgabe ist erfindungsgemäß die Merkmalskombination des Anspruchs
1 vorgesehen. Danach umfasst die Gewichtsmechanik als Einwiegefederelement eine insbesondere
gegen Entspannen blockierbare Gasdruckfeder. Die Arretier- oder Blockierfunktion ist
daher unmittelbar in dem Einwiegefederelement integriert. Es ist keine mechanische
Arretierung notwendig und auch nicht vorgesehen. Unerwünschte mechanische Geräuschentwicklungen
bei der Arretierung können daher nicht auftreten. Insgesamt ist dadurch ein deutlich
verbesserter Komfort erzielt. Unter Einwiegen wird hier die vorzugsweise vertikale
Verstellung der den Sitzträgers und den Lehnenträger umfassenden Wiegeeinheit relativ
zu einer Trägereinheit verstanden, die das Einwiegefederelement aufnimmt. Beim Einwiegen
wird das Einwiegefederelement aufgrund der Gewichtsbelastung komprimiert. Bei diesem
Einwiegen erfolgt die automatische gewichtsabhängige Einstellung der auf den Lehnenträger
wirkenden Rückstellkraft, die abhängig ist von der Relativ-Position der Wiegeeinheit
zur Trägereinheit. Und zwar wird durch diese Relativ-Position eine wirksame Hebellänge
zwischen einem Anlenkelement, an dem die Rückstellkraft angreift, und der Lehnendrehachse
eingestellt. Die Rückstellkraft wird hierbei von einer zusätzlichen, mittelbar oder
unmittelbar am Anlenkelement angreifenden Rückstellfeder ausgeübt.
[0010] Die Gasdruckfeder ist daher zwischen dem Sitzträger und der Trägereinheit eingespannt
und wird bei einer Gewichtsbelastung in vertikaler Richtung komprimiert und in dieser
komprimierten Stellung blockiert. Durch diese Blockierung ist die wirksame Hebellänge,
also der Abstand zwischen dem Anlenkelement und der Lehnendrehachse, unveränderbar
festgelegt.
[0011] Um die Blockierung zu lösen bzw. zu aktivieren umfasst die Gasdruckfeder vorzugsweise
ein insbesondere als Steuerstift ausgebildetes Steuerelement, welches bei einer vorgegebenen
Belastung des Lehnen- oder Sitzträgers automatisch von einer Freigabeposition in eine
Sperrposition übergeht und umgekehrt. In der Freigabeposition ist hierbei die Blockierung
der Gasdruckfeder aufgehoben, wohingegen sie in der Sperrposition aktiv ist. Es ist
also keinerlei manuelles Betätigen erforderlich, vielmehr erfolgt ein automatisches
Überführen zwischen der Freigabe- und der Sperrposition. Dieses automatische Betätigen
erfolgt hierbei wahlweise in Abhängigkeit einer Gewichtsbelastung des Sitz- oder des
Lehnenträgers bzw. einer Neigungseinstellung des Lehnenträgers. Das Steuerelement
wirkt hierbei allgemein auf ein Ventil ein, welches in der Sperrposition das Überströmen
eines Fluids zwischen zwei Druckräumen der Gasdruckfeder verhindert bzw. frei gibt.
[0012] Um eine Verstellung der eingestellten Rückstellkraft in jedem Falle unabhängig von
der aktuellen Gewichtsbelastung zu vermeiden, ist das Steuerelement gemäß einer zweckdienlichen
Weiterbildung derart angeordnet und wirkt mit dem Sitzträger derart zusammen, dass
es bereits in der Sperrposition ist, bevor die Komprimierung der Gasdruckfeder erfolgt.
D.h. dass bereits vor dem eigentlichen Einwiegevorgang die Gasdruckfeder blockiert
ist, allerdings lediglich gegen ein Entspannen, um ein weiteres Komprimieren der Gasdruckfeder
beim Einwiegen zu ermöglichen. Schon eine geringe Belastung des Sitzträgers führt
daher zu einer Blockierung der Gasdruckfeder, so dass diese nur noch in einer Richtung,
nämlich in Spannrichtung, funktionsfähig ist, bis die Blockierung wieder gelöst wird.
[0013] In einer zweiten alternativen Ausgestaltung wird eine Gasdruckfeder herangezogen,
die bei einer Blockierung sowohl in Entspannungsrichtung als auch in Spannrichtung
blockiert ist, bei dieser ist daher eine Verstellung nach einem Blockieren nicht mehr
möglich. Insbesondere bei Verwendung einer solchen in beiden Richtungen blockierbaren
Gasdruckfeder ist bevorzugt vorgesehen, dass die Blockierung automatisch in Abhängigkeit
einer definierten Neigungsposition des Lehnenträgers erfolgt. Da eine Neigungsverstellung
des Lehnenträgers bereits eine Belastung des Sitzträgers voraussetzt und damit einen
abgeschlossenen Einwiegevorgang, wird auf diese Weise die Gasdruckfeder erst nach
dem Einwiegevorgang blockiert. Die Blockierung erfolgt hierbei beispielsweise, wenn
der Lehnenträger eine Neigungsverstellung von einigen Grad, beispielsweise 10°, ausgehend
von einer aufrechten Ausgangsposition der Lehne erreicht. Umgekehrt wird die Blockierung
exakt wieder an dieser definierten Neigungsstellung des Lehnenträgers gelöst.
[0014] Weiterhin ist zweckdienlicherweise vorgesehen, dass das Sperrelement in einer gedrückten,
also mit Kraft beaufschlagten Position, in seiner Freigabeposition ist. Das Sperrelement
wird also aktiv in der Freigabeposition gehalten. Sobald diese aktive Belastung des
Sperrelements aufgehoben wird, geht die Gasfeder automatisch in den blockierten Zustand
über.
[0015] Im Hinblick auf die angestrebte automatische Betätigung des Steuerelements weist
die den Lehnenträger und den Sitzträger umfassende Wiegeeinheit einen auf das Steuerelement
einwirkenden Betätigungshebel auf. Dieser ist gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung
als ein erster Hebelarm eines Wippelements ausgebildet, wobei ein zweiter Hebelarm
des Wippelements mit der Wiegeeinheit zusammenwirkt. Die beiden Arme verlaufen hierbei
in etwa parallel zur Sitzebene, also etwa horizontal. Bei einer definierten Belastung
der Sitzmechanik erfolgt eine Kippbewegung, so dass der Betätigungshebel das Steuerelement
frei gibt und dieses von seiner gedrückten Freigabeposition in seine nach oben ausgefahrene
Sperrposition übergeht und die Gasdruckfeder blockiert ist.
[0016] Für die Übertragung der ausgeübten Gewichtskraft beim Einwiegen ist ein mit dem Sitzträger
verbundenes Mitnehmerelement vorgesehen, das mit einem ausfahrbaren Teil der Gasdruckfeder
mechanisch verbunden ist. Der Einwiegevorgang, also die Belastung des Sitzträgers,
führt daher noch nicht zu einer Kippbewegung. Diese wird erst bei einer Neigungsverstellung
des Lehnenträgers ausgelöst.
[0017] Gemäß der vorteilhaften zweiten Alternative ist zur Übertragung der ausgeübten Gewichtskraft
auf die Gasdruckfeder das Mitnehmerelement bevorzugt in einem insbesondere als langlochartige
Ausnehmung ausgebildeten Führungselement des Wippelements relatiwerschieblich zu diesem
angeordnet. Insbesondere ist hierbei das Mitnehmerelement in vertikaler Richtung verschieblich
innerhalb des Führungselements gelagert. Hierdurch wird ermöglicht, dass bereits eine
Verschiebung des Sitzträgers in vertikaler Richtung erfolgen kann, ohne dass die Gasdruckfeder
komprimiert wird. Vielmehr wird hierdurch ein gewisser Frei- und Spielraum geschaffen,
so dass sicher gewährleistet ist, dass zunächst die Kippbewegung zum Blockieren der
Gasdruckfeder erfolgt, bevor die Gasdruckfeder komprimiert wird.
[0018] Der insbesondere mit einer Synchronmechanik ausgebildete Bürostuhl umfasst allgemein
einen Sitzträger und einen um eine Lehnendrehachse neigbaren Lehnenträger sowie eine
Gewichtsmechanik zur automatischen gewichtsabhängigen Einstellung einer auf den Lehnenträger
wirkenden Rückstellkraft. Der Sitzträger und der Lehnenträger sind hierbei in geeigneter
Weise über eine Synchronmechanik miteinander verbunden, um die gewünschte gekoppelte
Bewegung zwischen dem Lehnenträger und dem Sitzträger zu gewährleisten. Zur gewichtsabhängigen
Einstellung umfasst die Gewichtsmechanik das Einwiegefederelement. Für die Ausübung
der Rückstellkraft ist vorzugsweise eine zusätzliche, von dem Einwiegefederelement
unabhängige Rückstellfeder vorgesehen. Die Rückstellkraft wird über ein Anlenkelement
auf den Lehnenträger übertragen. Zwischen dem Anlenkelement und der Lehnendrehachse
ist eine wirksame Hebellänge definiert. Die Gewichtsmechanik ist hierbei vorzugsweise
derart ausgebildet, dass mit zunehmender Gewichtsbelastung sich automatisch eine größere
Hebellänge einstellt.
[0019] Durch diese Ausgestaltung wird daher die wirksame Hebellänge umso größer, je größer
die aktuelle Gewichtsbelastung, also je schwerer die Person ist, die den Stuhl benutzt.
Da über die Rückstellfeder die Rückstellkraft ausgeübt wird, greift die Rückstellfeder
bei schweren Personen mit einer sehr großen Hebellänge mit einem Drehmoment an. Aufgrund
der großen Hebellänge ist die bei schweren Personen auftretende Gesamtbelastung der
einzelnen mechanischen Teile vergleichsweise gering gehalten. Im Unterschied zu der
aus der
WO 2006/103000 A1 zu entnehmenden Lösung kann die Mechanik daher leichter und damit insgesamt auch
kostengünstiger ausgebildet werden.
[0020] Gemäß einer zweckdienlichen Weiterbildung ist hierbei das Anlenkelement relativ verschieblich
am Lehnenträger geführt. Der Lehnenträger selbst bewegt sich bei einer Gewichtsbelastung
des Sitzträgers gemeinsam mit diesem im Wesentlichen in Vertikalrichtung nach unten
und wird hierbei an dem in Vertikalrichtung im Wesentlichen ortsfest positionierten
Anlenkelement entlanggeführt. Hierdurch vergrößert sich der Abstand zwischen der Lehnendrehachse
und dem Anlenkelement.
[0021] Der Lehnenträger ist daher Teil der Wiegeeinheit, die bei einer Gewichtsbelastung
nach unten vorzugsweise linear verschoben wird. Zweckdienlicherweise umfasst der Lehenträger
einen Schenkel, oder allgemein eine Angriffs- oder Gegenwirkungsfläche, an dem das
Anlenkelement angreift. Die gesamte Wiegeeinheit ist bevorzugt parallel zu diesem
Schenkel linear geführt. Ein Einwiegevorgang, also eine Gewichtsbelastung, hat daher
keine Auswirkung auf Winkelorientierung zwischen dem Anlenkelement und der Gegenwirkungsfläche
am Lehnenträger.
[0022] Die Orientierung der Kraftübertragung, also die Richtung des Kraftangriffs zwischen
dem Anlenkelement und der Gegenwirkungsfläche ist daher vorzugsweise unabhängig von
der aktuellen Gewichtsbelastung. Die vom Anlenkelement auf die Gegenwirkungsfläche
übertragene Rückstellkraft wirkt auf diese daher - unabhängig vom Einwiegezustand
- unter dem gleichen Winkel ein. Hierzu ist vorgesehen, dass sich die Winkelorientierung
zwischen dem Anlenkelement bzw. zwischen der Richtung der vom Anlenkelement übertragenen
Rückstellkraft und der Gegenwirkungsfläche beim Einwiegevorgang nicht verändert. Die
Orientierung der Krafteinwirkung auf die Gegenwirkungsfläche bleibt daher gleich,
so dass auch der Betrag der Kraft in einer vorbestimmten Richtung gleich bleibt. Vorzugsweise
ändern weder die Gegenwirkungsfläche noch die Richtung der vom Anlenkelement übertragenen
Rückstellkraft ihre Orientierung. Zweckdienlicherweise ist daher auch die Position
und die Orientierung eines die Rückstellkraft ausübenden Rückstellelements vom Einwiegevorgang
nicht beeinflusst. Gleichzeitig erfolgt beim Einwiegen nur eine lineare Verstellung
der Gegenwirkungsfläche insbesondere in Vertikalrichtung. Insgesamt ist hierdurch
ist die Krafteinleitung unabhängig von der Gewichtsbelastung in konstruktiver Hinsicht
optimiert einstellbar. Bei einer Neigungsverstellung der Rückenlehne wird bevorzugt
lediglich der Lehnenträger und damit die Gegenwirkungsfläche um die Lehnendrehachse
verdreht. Gleichzeitig bleibt die vom Anlenkelement ausgeübte Rückstellkraft hinsichtlich
der Richtung unverändert. Dies wird dadurch erreicht, dass das Rückstellelement und
das Anlenkelement ihre Winkellage nicht verändern, d.h. die Anlenkpunkte des Rückstellelements
verschieben sich nur linear zueinander.
[0023] Vorzugsweise ist das Anlenkelement im nicht geneigten Ausgangszustand des Lehnenträgers
auf und insbesondere in Richtung zu einem hinteren Ende des Lehnenträgers etwas hinter
einer durch die Lehnendrehachse laufenden Vertikalebene angeordnet. Dies bedeutet,
dass die Angriffsfläche für die Kraftübertragung von dem Anlenkelement auf den Lehnenträger
etwa in vertikaler Richtung fluchtend zu der Drehachse bzw. etwas nach hinten in Richtung
auf die Lehne zu versetzt angeordnet ist. Durch diese Anordnung des Angriffselements
"hinter" der Lehnendrehachse wird der Bewegungsvorgang bei einer Neigungsverstellung
im Hinblick auf die Kraftübertragung positiv beeinflusst. Insbesondere wird hierdurch
ein möglichst rechtwinkliger Kraftangriff zwischen der von einer Rückstellfeder ausgeübten
Rückstellkraft und dem Lehnenträger begünstigt. Insbesondere führt diese Anordnung
auch dazu, dass im Falle einer Neigung des Lehnenträgers das Anlenkelement an seiner
Angriffsfläche am Lehnenträger quasi etwas nach oben "wandert". Dies ist für den gewünschten
möglichst rechtwinkligen Kraftangriff von Vorteil.
[0024] Zweckdienlicherweise ist daher auch vorgesehen, dass die von dem Anlenkelement übertragene
Rückstellkraft im nicht geneigten Ausgangszustand im Wesentlichen rechtwinklig am
Lehnenträger angreift. Unter im Wesentlichen rechtwinklig wird hierbei maximal eine
Abweichung von bis zu 15°, insbesondere von bis zu 10°, in der nicht geneigten Ausgangsposition
verstanden. Selbst in der geneigten Stellung liegt die Abweichung lediglich im Bereich
von maximal 15° bis 20° bezogen auf einen rechtwinkligen Kraftangriff.
[0025] Um eine möglichst große maximale Hebellänge zu ermöglichen, befindet sich die Lehnendrehachse
auf dem Niveau und insbesondere unterhalb des unteren Endes des Bereichs des Lehnenträgers,
an dem das Anlenkelement anliegt.
[0026] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist das Anlenkelement in einer insbesondere als
Langloch ausgebildeten Gleitführung geführt. Dadurch ist eine sichere Führung in einer
definierten Bewegungsbahn gewährleistet. Gleichzeitig erlaubt die Verschieblichkeit
innerhalb des Langlochs eine notwendige Bewegungsfreiheit bei der Betätigung der Synchronmechanik,
beispielsweise der Lehnenneigungsverstellung.
[0027] Vorzugsweise ist die Gleitführung in einer Trägereinheit ausgebildet, die den Sitzträger
sowie den Lehnenträger aufnimmt. Die Trägereinheit stellt daher im Wesentlichen die
Verbindung zu einem Fußgestell des Bürostuhls dar. Die Trägereinheit ist in der Regel
über eine zur Sitzhöheneinstellung ausfahrbare Teleskopstange mit dem Fußgestell verbunden.
Zur Ermöglichung des Einwiegevorgangs bei der Gewichtsautomatik sind der Lehnenträger
sowie auch der Sitzträger relativ zu der Trägereinheit in Axialrichtung verschieblich.
Das Anlenkelement ist daher in der Trägereinheit gelagert, und zwar derart, dass es
in Axialrichtung im Wesentlichen ortsfest gehalten ist. Die Gleitführung ist hierbei
vorzugsweise in etwa in waagrechter oder leicht geneigter Richtung orientiert, so
dass bei einer Neigung des Lehnenträgers das Anlenkelement gegen die Federkraft des
Rückstellelements innerhalb des Langlochs geführt ausweichen kann.
[0028] In einer alternativen Ausgestaltung ist die Gleitführung am Lehnenträger ausgebildet
und im Wesentlichen in vertikaler Richtung orientiert. Bei dieser Ausgestaltung ist
daher das Anlenkelement im Lehnenträger selbst geführt und das Langloch ermöglicht
die Relativverschiebung zwischen Anlenkelement und Lehnenträger. In beiden Alternativen
greift das Anlenkelement vorzugsweise mit Führungszapfen in das jeweilige Langloch
ein.
[0029] Gemäß einer zweckdienlichen Ausgestaltung ist der Lehnenträger in einer Seitenansicht
in etwa L-förmig ausgebildet, wobei an dem einen L-Schenkel das Anlenkelement anliegt.
Dies ist insbesondere der kürzere Schenkel, wohingegen an dem längeren L-Schenkel
die Sitzlehne befestigt ist. Der L-Schenkel an dem des Anlenkelement angreift, verläuft
hierbei im Wesentlichen in etwa in vertikaler Richtung.
[0030] Im Hinblick auf eine möglichst hohe Stabilität ist der Lehnenträger im Querschnitt
gesehen vorzugsweise nach Art eines U-Profils ausgebildet. Im Falle der Ausbildung
der
Gleitführung am Lehnenträger sind in den Seitenwangen Langlöcher für das Anlenkelement vorgesehen.
[0031] Zweckdienlicherweise ist das Anlenkelement um eine Lagerachse drehbar, so dass es
bei einer Relativbewegung zum Lehnenträger an diesem abrollt. Hierdurch ist eine komfortable
und möglichst reibungsarme Relativbewegung zwischen Anlenkelement und Lehnenträger
auch unter Belastung möglich.
[0032] Das Anlenkelement ist insbesondere nach Art einer um eine Lagerachse drehbare Rolle
oder Walze ausgebildet. Sie ist zwischen den beiden Seitenwangen des U-Profils angeordnet.
Die Lagerachse ist beidendseitig jeweils in dem jeweiligen Langloch geführt.
[0033] Die Kraftübertragung erfolgt ausschließlich oder zumindest zum größten Teil über
die Walze im Zusammenspiel mit einer Gegenwirkungsfläche am Lehnenträger. Das Langloch
selbst ist daher kraftmäßig unbelastet.
[0034] Zur Ausübung der Rückstellkraft greift die Rückstellfeder im Bereich des Anlenkelements
an. Zweckdienlicherweise greift sie hierbei unmittelbar am Anlenkelement selbst, beispielsweise
an den seitlich hervortretenden Endstücken der Lagerachse an.
[0035] Die Rückstellfeder ist hierbei bezüglich des Einwiegevorgangs ortsfest, d.h. ihre
beiden Enden nehmen beim Einwiegevorgang an keiner Bewegung teil. Vielmehr ist die
Rückstellfeder mit ihren beiden Enden an der Trägereinheit angeordnet, welche wiederum
mit dem Stuhlrohr fest verbunden ist. Der Einwiegevorgang, also die Vertikalverstellung
der Wiegeeinheit, die den Sitzträgers sowie den Lehnenträger umfasst, haben daher
keinen Einfluss weder auf die Vertikalposition noch auf die Neigungsposition der Rückstellfeder.
Aufgrund der ortsfesten Rückstellfeder ist die Richtung der Krafteinleitung auf den
Lehnenträger von der jeweils aktuellen Gewichtsbelastung in vorteilhafter Weise entkoppelt.
Die Rückstellfeder kann und ist daher im Hinblick auf die Krafteinleitung in den Lehnenträger
möglichst günstig im Hinblick auf einen angestrebten rechtwinkligen Kraftangriff orientiert.
Ein derartiger rechtwinkliger Kraftangriff hat allgemein den Vorteil, dass im Bereich
des Anlenkelements keine oder nur geringe Kräfte in vertikale Richtung auftreten,
die den Lehnenträger aus seiner Vertikalposition nach oben bzw. unten verdrängen wollen.
[0036] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand der Figuren näher erörtert.
Es zeigen jeweils in schematischen, teilweise vereinfachten Darstellungen:
- Fig. 1 A
- eine Seitenansicht eines Bürostuhls mit Synchronmechanik,
- Fig. 1B
- den Bürostuhl gemäß Fig. 1A im belasteten Zustand bei betätigter Synchronmechanik
mit geneigter Rückenlehne,
- Fig. 2A
- eine perspektivische Ansicht einer Sitzmechanik,
- Fig. 2B
- die Darstellung gemäß Fig. 2A im Schnitt,
- Fig. 3A
- eine Seitenansicht im Schnitt der Sitzmechanik gemäß Fig. 2A im unbelasteten, nicht
eingewogenen Zustand bei aufrechter Position der Rückenlehne
- Fig. 3B
- eine Darstellung gemäß Fig. 3A im maximal belasteten, eingewogenen Zustand
- Fig. 4A
- eine Seitenansicht im Schnitt der Sitzmechanik gemäß Fig. 2A im unbelasteten, nicht
eingewogenen Zustand bei geneigter Position der Rückenlehne
- Fig. 4B
- eine Darstellung gemäß Fig. 4A im maximal belasteten, eingewogenen Zustand
- Fig. 5
- eine Seitenansicht im Schnitt der Sitzmechanik gemäß Fig. 2A im unbelasteten, nicht
eingewogenen Zustand bei einer geneigten Zwischenposition der Rückenlehne zwischen
den Positionen gemäß den Fig. 3A und 4A
- Fig. 6
- eine ausschnittsweise perspektivische Darstellungen der Sitzmechanik einer ersten
alternativen Ausführungsvariante und
- Fig. 7
- eine Seitenansicht der Sitzmechanik einer zweiten alternativen Ausführungsvariante
[0037] In den Figuren sind gleichwirkende Teile mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
[0038] Ein in den Fig. 1A,1B dargestellter Bürodrehstuhl mit Synchronmechanik umfasst eine
Lehne 2, einen Sitz 4, ein unterhalb des Sitzes 4 angeordnete Sitzmechanik 6, in der
die einzelnen mechanischen Bauteile zur Ausbildung einer Synchronmechanik sowie einer
Gewichtsmechanik zumindest teilweise integriert sind, sowie ein Standrohr 8, welches
mit einem hier nicht dargestellten Fußteil verbunden ist. Das Standrohr 8 ist üblicherweise
als Teleskoprohr ausgebildet, über das eine Höheneinstellung vorgenommen werden kann.
Der Bürodrehstuhl ist mit einer Synchronmechanik ausgestattet, so dass die Bewegung
des Sitzes 4 und der Lehne 2 miteinander gekoppelt sind. Und zwar wird bei einer Verstellung
der Lehne 2 von der in Fig. 1A gezeigten Position in die in Fig. 1B gezeigte Position
der Sitz 4 von der im Wesentlichen horizontalen Ausrichtung gemäß Fig. 1A in die nach
schräg hinten geneigte Position überführt.
[0039] Die Synchronmechanik umfasst insbesondere einen Lehnenträger 12, über den die Lehne
2 befestigt ist. Weiterhin umfasst die Synchronmechanik einen Sitzträger 14, der den
Sitz 4 trägt.
[0040] Für die Ausgestaltung der Synchronmechanik gibt es prinzipiell unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten.
Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist eine bevorzugte Ausgestaltung angegeben.
Allgemein sind bei einer Synchronmechanik der Sitzträger 14 und der Lehnenträger 12
gelenkig oder gegeneinander verschieblich miteinander verbunden. Die Verbindung der
einzelnen Elemente erfolgt an so genannten Anlenkpunkten.
[0041] Der prinzipielle Aufbau der in den Fig. 2A bis 5 dargestellten Sitzmechanik 6 ergibt
sich insbesondere aus der Darstellung gemäß den Fig. 2A, 2B. Danach umfasst die Sitzmechanik
6 eine im Ausführungsbeispiel schalenartig ausgebildete Trägereinheit 16, die mit
dem aus den Fig. 1A,1B zu entnehmendem Standrohr 8 verbunden ist. Die Sitzmechanik
6 umfasst weiterhin den Lehnenträger 12 und den Sitzträger 14, die zur Ausbildung
der gekoppelten Synchron-Bewegung unter anderem über eine hintere Anlenkachse 18 drehbeweglich
zueinander verbunden sind. Der Lehnenträger 12 ist von der Seite betrachtet in etwa
L-förmig ausgebildet, wobei der kürzere L-Schenkel 12A bei aufrechter Position der
Lehne im Ausführungsbeispiel in vertikaler Richtung verläuft, wohingegen der längere
L-Schenkel 12B etwa horizontal verläuft. Der längere L-Schenkel 12B ist in seinem
rückwärtigen, zur Lehne 2 hin orientierten Bereich nach unten gebogen ausgebildet.
Der Lehnenträger 12 weist jeweils Seitenwangen auf, ist also im Querschnitt betrachtet
in etwa U-förmig ausgebildet. Wie insbesondere aus den Schnittdarstellungen, beispielsweise
aus der Fig. 2B hervorgeht, zeigt das die beiden Seitenwangen verbindende Mittelteil
insbesondere aus Stabilitätsgründen in seinem hinteren Teil einen anderen gebogenen
Verlauf als die Seitenwangen. Der kürzere L-Schenkel 12A ist über eine an seinem unteren
Ende angeordnete Lehnendrehachse 20 drehbar gelagert, so dass bei einer Neigungsverstellung
des Lehnenträgers 12 eine Drehung um die Lehnendrehachse 20 erfolgt.
[0042] An dem vertikalen Schenkel 12A liegt ein als Walze 22 ausgebildetes Anlenkelement
an. Die Walze 22 ist um eine Lagerachse 24 drehbar. Die Lagerachse 24 steht beidseitig
der Walze 22 über und durchgreift im Wesentlichen horizontal, lediglich leicht schräg
nach hinten geneigte Langlöcher 26, die in Seitenwangen der Trägereinheit 16 ausgebildet
sind. An den äußeren Enden der Lagerachse 24 greift jeweils ein im Ausführungsbeispiel
als Zug-Schraubenfeder ausgebildete Rückstellfeder 28 an, die mit ihrem vorderen Ende
an einem Gegenlager der Trägereinheit 16 angekoppelt ist. Über diese Rückstellfeder
28 wird eine Rückstellkraft erzeugt, die einer Neigungsverstellung des Lehnenträgers
12 entgegenwirkt, diesen also in seine aufrechte Position zieht. Die Rückstellfeder
28 ist gegenüber der Horizontalen leicht nach hinten auf den Lehnenträger 12 zu geneigt,
und zwar unter einem Winkel von etwa 5° bis 15°. Da auch die Walze 22 bis auf durch
ihre Lagerung in den Langlöchern 26 definierte Beweglichkeit innerhalb der Trägereinheit
16 ortsfest gelagert ist, hat eine Vertikalbewegung des Sitzträgers 14 bei einem so
genannten Einwiegevorgang keine Auswirkung auf die Position der Rückstellfeder 28.
Die Langlöcher 26 sind hierbei im Wesentlichen in Längsrichtung der Rückstellfeder
28 orientiert, weisen also bezüglich der Horizontalen etwa die gleiche Neigung auf
wie die Rückstellfeder 28.
[0043] Diese Rückstellkraft wird automatisch in Abhängigkeit der aktuellen Gewichtsbelastung
des Sitzträgers 14 eingestellt derart, dass bei einer hohen Gewichtsbelastung eine
hohe Rückstellkraft und bei einer geringen Gewichtsbelastung eine geringere Rückstellkraft
ausgeübt wird. Hierzu ist ein so genannter Einwiegevorgang vorgesehen, bei dem eine
den Sitzträger 14 und den Lehnenträger 12 umfassende Wiegeeinheit relativ zur Trägereinheit
16 in Axialrichtung in Abhängigkeit der aktuellen Gewichtsbelastung unterschiedlich
weit verfahren wird. Dieser Einwiegevorgang erfolgt hierbei gegen die Federkraft eines
Federelements, welches im Ausführungsbeispiel als eine blockierbare Gasdruckfeder
30 ausgebildet ist. Die Gasdruckfeder ist weiter an der Trägereinheit 16 befestigt.
Für die automatische Einstellung der Rückstellkraft in Abhängigkeit der aktuellen
Gewichtsbelastung kann prinzipiell ein beliebiges, eine elastische Rückstellkraft
ausübendes Element vorgesehen sein.
[0044] Von besonderer Bedeutung bei der Gewichtsmechanik und dem Einwiegevorgang ist nunmehr,
dass die Walze 22 beim Einwiegen ortsfest ist und dass der vertikale L-Schenkel 12A
und mit ihm die Lehnendrehachse 20 in vertikaler Richtung nach unten verschoben werden.
Bei dieser Relativverschiebung zwischen der Walze 22 und der Lehnendrehachse 20 wird
der Abstand zwischen diesen beiden Bauteilen verändert, und zwar wird bei einer hohen
Gewichtsbelastung ein großer Abstand und bei einer geringen Gewichtsbelastung nur
ein geringer Abstand eingestellt. Der Abstand zwischen der Lehnendrehachse 20 und
der Walze 22, insbesondere der Lagerachse 24, definiert eine wirksame Hebellänge.
[0045] Die Lehnendrehachse 20 ist hierzu in einem zentralen Trägerteil 31 gelagert (vgl.
z.B. Fig. 2B, Fig. 3A). Das zentrale Trägerteil 31 ist Teil der den Sitzträger 14
und den Lehnenträger 12 bildenden Wiegeeinheit und ist mit diesen in vertikaler Richtung
relativ zu der Trägereinheit 16 verschiebbar geführt. Die gesamte Wiegeeinheit ist
hierbei in einer Linearführung an der Trägereinheit 16 geführt. Im Ausführungsbeispiel
ist die Linearführung durch eine die Gasdruckfeder 30 aufnehmendes Rohr gebildet,
das von einer im Ausführungsbeispiel am Trägerteil 31 angeordneten Hülse der Wiegeeinheit
umgriffen wird (vgl. Fig. 2B). Gleichzeitig sind die Walze 22 sowie die Rückstellfeder
28 bezüglich des Einwiegevorgangs ortsfest gehalten. Die beim Einwiegevorgang erfolgende
Vertikalverstellung der Wiegeeinheit hat daher keine Auswirkung auf die Position der
Walze 22 und der Rückstellfeder 28. Das an der Walze 22 angreifende Ende der Rückstellfeder
28 wird erst bei einer Neigungsverstellung schräg nach hinten geführt, so dass die
Rückstellfeder gespannt wird. Das Trägerteil 31 ist an seinem oberen Ende mit dem
Sitzträger 14 über einen Zapfen 32 verbunden, welcher in einer langlochartigen Ausnehmung
33 in einer Wange des Sitzträgers 14 gleitend geführt ist. An seinem unteren Bereich
ist das Trägerteil 31 mit dem Lehnenträger 12 verbunden, und zwar über die Lehnendrehachse
20.
[0046] Dieser Mechanismus des gewichtsabhängigen Einwiegevorgangs lässt sich am besten anhand
eines Vergleichs der Fig. 3A und 3B bzw. eines Vergleichs der Fig. 4A,4B entnehmen.
Die gesamte Wiegeeinheit, umfassend insbesondere den Sitzträger 14, den Lehnenträger
12 sowie das zentrale Trägerteil 31 wird von der in der Fig. 3A dargestellten unbelasteten
oder gering belasteten Ausgangsstellung in vertikaler Richtung nach unten auf die
Trägereinheit 16 zu bewegt. Dies erfolgt gegen die Federkraft der Gasdruckfeder 30.
Hierzu ist das zentrale Trägerteil 31 über ein Mitnehmerelement mit dem ausfahrbaren
Kolben 34 verbunden. Im Ausführungsbeispiel ist das Mitnehmerelement am oberen Ende
des Kolbens 34 angeordnet und umgreift diesen nach Art einer Lochscheibe. Die ursprünglich
im unteren Bereich knapp oberhalb der Lehnendrehachse 20 ortsfest positionierte Walze
22 rollt bei diesem Einwiegevorgang am L-Schenkel 12A ab und wandert quasi nach oben.
Im Ergebnis ist hervorzuheben, dass bei einer großen Gewichtsbelastung, also bei einer
schweren Person, eine große Hebellänge (großer Abstand zwischen Lehnendrehachse 20
und Lagerachse 24) und bei einer nur leichten Person eine geringe Hebellänge (geringer
Abstand) eingestellt ist. Hierdurch wirkt bei einer schweren Person die von der Rückstellfeder
28 ausgeübte Rückstellkraft über eine lange Hebellänge auf den Lehnenträger 12. Dies
bedeutet, die Gewichtsmechanik ist derart konzipiert, dass bei schweren Personen eine
möglichst lange Hebellänge eingestellt ist, so dass die über die Rückstellfeder 28
ausgeübte Kraft über einen möglichst langen Hebelarm auf den Lehnenträger 12 übertragen
wird. Dadurch ist die Belastung der mechanischen Bauteile der Gewichtsmechanik vergleichsweise
gering gehalten. Dadurch können die Bauteile vergleichsweise leicht ausgebildet werden
bzw. die Gefahr eines mechanischen Versagens der Bauteile ist gering.
[0047] Bei einer Verstellung der Neigung des Lehnenträgers 12 dreht der vertikale L-Schenkel
12A um die Lehnendrehachse 20 nach rechts, wie sich aus dem Vergleich der Fig. 3A,
3B mit den Fig. 4A,4B ergibt. Aufgrund dieser Bewegung erfolgt zugleich eine Ausgleichsbewegung
der Walze 22 in etwa horizontaler Richtung, die durch die Lagerung der Lagerachse
24 in den Langlöchern 26 der Trägereinheit 16 ermöglicht ist. Gleichzeitig rollt die
Walze 22 bei der Neigung etwas am vertikalen L-Schenkel 12A ab. Für ein möglichst
geräusch- und reibungsarmes Abrollen ist die Walze 22 beispielsweise mit einer Gummierung
oder einer sonstigen geeigneten Oberfläche versehen, die auf einem metallischen Grundkörper
angebracht ist.
[0048] Wie sich aus den Figuren entnehmen lässt, fluchtet der vertikale L-Schenkel 12B im
Wesentlichen mit der Lehnendrehachse 20, d.h. die Lehnendrehachse 20 und der kurze
L-Schenkel 12B liegen zumindest annähernd in einer Vertikalebene.
[0049] Dies führt dazu, dass das Anlenkelement 22 ebenfalls annähernd in dieser Vertikalebene
bzw. etwas nach hinten versetzt angeordnet ist. Lediglich bei einer Neigungsverstellung
wandert die Walze 22 aus dem Bereich dieser Vertikalebene nach hinten heraus. Von
besonderer Bedeutung hierbei ist, dass die Lagerachse 24 der Walze 22 zumindest nicht
vor der Vertikalebene im Ausgangszustand angeordnet ist. Hierdurch wird nämlich erreicht,
dass beim Neigungsvorgang die Walze 22 als Ausgleichsbewegung quasi etwas am vertikalen
L-Schenkel 12B nach oben abrollt und nicht etwa nach unten, was sich günstig auf die
Krafteinleitung auswirkt.
[0050] Zusätzlich zu der automatischen Einstellung der wirksamen Hebellänge ist bei dem
Ausführungsbeispiel ergänzend noch eine Blockierung dieser wirksamen Hebellänge vorgesehen,
so dass die auf den Lehnenträger 12 ausgeübte Rückstellkraft sich nicht beispielsweise
während einer Bewegung der Person auf dem Sitz verstellt. Für diese Arretierung oder
Blockierung ist die bereits erwähnte blockierbare Gasdruckfeder 30 mit zugehöriger
Betätigungsmechanik von besonderer Bedeutung. Die Gasdruckfeder 30 weist einen ausfahrbaren
Kolben 34 auf, an dessen oberem Ende wiederum ein als Steuerstift 35 ausgebildetes
Steuerelement vorgesehen ist. Der Steuerstift 35 ist in Richtung zu seiner ausgefahrenen
Position vorgespannt, die der Steuerstift 35 im Ausführungsbeispiel ab einer definierten
Neigung des Lehnenträgers 12 einnimmt. Diese ausgefahrene Position des Steuerstifts
35, in die dieser automatisch aufgrund der Vorspannung übergeht, sofern er nicht kraftbetätigt
nach unten gedrückt wird, entspricht einer Sperrposition, in der die Blockierung der
Gasfeder 30 aktiv ist. Umgekehrt entspricht die eingedrückte Position des Steuerstifts
35 einer Freigabeposition, in der die Blockierung aufgehoben ist. Bei einer Blockierung
der Gasfeder 30 ist die Position des Kolbens 34 festgelegt, d.h. es ist im Ausführungsbeispiel
weder ein Komprimieren noch ein Entspannen der Gasdruckfeder 30 möglich.
[0051] Zur Betätigung des Steuerstifts 35 ist ein Betätigungshebel 36 vorgesehen, der den
Steuerstift 35 in einer Ausgangsposition kraftbetätigt nach unten drückt. Der Betätigungshebel
36 ist im Ausführungsbeispiel ein Hebelarm eines zweiarmigen Wippelements 38. Das
Wippelement 38 weist daher einen zweiten Hebelarm 40 auf, welcher im gezeigten Ausführungsbeispiel
mit dem Lehnenträger 12 verbunden ist. Er stützt sich insbesondere an der Oberseite
des horizontal verlaufenden L-Schenkeis 12B ab. Eine Kippachse 42, um die das Wippelement
38 kippen kann, ist an dem zentralen Trägerteil 31 der Sitzmechanik 6 gelagert.
[0052] Die Kippachse 42 ist nunmehr im Wesentlichen in fluchtender Ausrichtung mit der Lehnendrehachse
20, allenfalls leicht versetzt hierzu ausgerichtet. Wesentlich ist, dass der zweite
Hebelarm 40 bei einer Neigung des Lehnenträgers 12 eine Kippbewegung ausführen kann.
Der Bewegungsablauf und die Blockierung der Gasdruckfeder 30 ist am Besten aus einem
Vergleich der Fig. 3A,4A und 5 zu entnehmen. Die Fig. 5 zeigt hierbei eine Zwischenstellung,
bei der der Lehnenträger 12 eine Neigung einnimmt, ab der die Gasdruckfeder 30 blockiert
ist.
[0053] Bei einer Neigung des Lehnenträgers 12 senkt sich der horizontal verlaufende L-Schenkel
12B etwas nach unten ab. Aufgrund der Vorspannung des Steuerstifts 35 kann daher der
linke Hebelarm (Betätigungshebel 36) nach oben gedrückt werden. Alternativ zu der
losen Auflage des zweiten rechten Hebelarms 40 kann dieser auch über eine Zwangsführung
mit dem Lehnenträger 12 gekoppelt sein, so dass er aktiv nach unten gezogen wird.
Das Wippelement 38 ist nunmehr derart ausgebildet und positioniert, dass ab einem
bestimmten Neigungswinkel in einer Zwischenposition, wie sie in Fig. 5 dargestellt
ist, der Steuerstift 35 ausgefahren und die Gasdruckfeder 30 blockiert ist. Im Ausführungsbeispiel
ist dies etwa im Bereich eines Neigungswinkels zwischen 5° und 10° des Lehnenträgers
12, bezogen auf eine ursprünglich insbesondere vertikale Ausrichtung in der aufrechten
Lehnenposition. Umgekehrt wird bei einer Rückführung des Lehnenträgers 12 in die aufrechte
Position der Steuerstift 35 wieder zwangsweise eingedrückt und die Blockierung der
Gasdruckfeder 30 wird aufgehoben.
[0054] Im Zusammenhang mit der Fig. 6 wird nunmehr noch eine andere Ausführungsvariante
für die Ausgestaltung der automatischen Gewichtseinstellung beschrieben. Auch bei
dieser Ausführungsvariante wird automatisch bei einer hohen Gewichtsbelastung eine
große Hebellänge eingestellt. Im Unterschied zu dem zuvor beschriebenen Ausführungsbeispiel
ist die Lagerachse 24 der Walze 22 in Langlöchern 26 des Lehnenträgers 12 geführt.
Die Lagerachse 24 ist jeweils über einen Verbindungshebel 50 mit der Trägereinheit
16 verbunden. Hierzu weist der Verbindungshebel 50 eine Bolzenaufnahme 51 auf. Die
Rückstellfedern 28 greifen an einem Bolzen 52 an, welcher durch die Verbindungshebel
50 und die Langlöcher 26 geführt ist. Der Bolzen 52 ist hierbei etwas unterhalb der
Lagerachse 24 positioniert.
[0055] Bei einer Gewichtsbelastung wird der Lehnenträger 12 in vertikaler Richtung nach
unten geschoben, so dass die Walze 22 an dem vertikalen L-Schenkel 12A abrollt. Die
wirksame Hebellänge ist hierbei wiederum definiert durch die Lagerachse 24 und der
Lehnendrehachse 20, die wiederum im unteren Bereich des Lehnenträgers 12 ausgebildet
ist.
[0056] In beiden Ausführungsvarianten wird die über die Rückstellfeder 28 ausgeübte Kraft
über das als Walze 22 ausgebildete Anlenkelement auf die Innenseite des vertikalen
L-Schenkels 12A übertragen, die eine Gegenwirkungsfläche bildet. Die Langlöcher 26
dienen lediglich zur Führung der Lagerachse 24, sind ansonsten jedoch unbelastet.
[0057] Die Fig. 7 zeigt eine alternative Ausgestaltung für die Betätigung der blockierbaren
Gasdruckfeder 30. Bei dem Ausführungsbeispiel der Fig. 7 ist eine spezielle Form einer
blockierbaren Gasdruckfeder 30 vorgesehen, nämlich eine, welche lediglich gegen Entspannen
blockierbar ist. Ein weiterer Unterschied zu der zu den Fig. 2 bis 5 beschriebenen
Ausführungsvariante ist darin zu sehen, dass das Wippelement 38 am Sitzträger 14 anstelle
am Lehnenträger 12 angeordnet ist. Der zweite Hebelarm 40 ist hierbei am Sitzträger
14 gelagert. Das Wippelement 38 weist eine im Ausführungsbeispiel etwa dreieckförmige
Aussparung 54 auf, in die ein Betätigungszapfen 56 des zentralen Trägerteils 31 eingreift.
In der in der Fig. 7 dargestellten Ausgangsposition hat der Betätigungszapfen 56 aufgrund
der Aussparung 54 eine Ausweichmöglichkeit in vertikaler Richtung, kann sich also
innerhalb der Aussparung 54 nach oben bewegen. Aufgrund dieser Bewegungsfreiheit führt
eine Belastung des Sitzträgers 14 zunächst lediglich dazu, dass der Sitzträger 14
etwas nach unten gedrückt wird, ohne dass hierbei bereits das zentrale Trägerteil
31 nach unten verschoben wird und die Gasdruckfeder 30 komprimiert wird. Gleichzeitig
wird der zweite Hebelarm 40 nach unten gedrückt, so dass der linke als Betätigungshebel
36 ausgebildete Hebelarm von dem Steuerstift 34 nach oben gedrückt werden kann. Das
bedeutet, dass die Gasdruckfeder 30 bereits blockiert ist, bevor das eigentliche Einwiegen,
also Komprimieren der Gasdruckfeder 30 beginnt.
[0058] Bei dem Ausführungsbeispiel der Fig. 7 ist ergänzend zu der Gasdruckfeder 30 noch
zusätzlich eine die Gasdruckfeder 30 unterstützende Schraubenfeder 58 vorgesehen.
Die Gewichtsmechanik zur Variation der wirksamen Hebellänge ist ähnlich wie beim Ausführungsbeispiel
zu den Fig. 2 bis 5 ausgebildet.
[0059] Die hier zu den einzelnen Figuren beschriebenen unterschiedlichen Ausführungsvarianten
bezüglich der automatischen gewichtsabhängigen Einstellung der wirksamen Hebellänge
sowie der Ausgestaltung und Betätigung der blockierbaren Gasdruckfeder können untereinander
in beliebiger Weise kombiniert werden.
Bezugszeichenliste
[0060]
- 2
- Lehne
- 4
- Sitz
- 6
- Sitzmechanik
- 8
- Standrohr
- 12
- Lehnenträger
- 12A
- vertikaler L-Schenkel
- 12B
- horizontaler L-Schenkel
- 14
- Sitzträger
- 16
- Trägereinheit
- 18
- hintere Anlenkachse
- 20
- Lehnendrehachse
- 22
- Walze
- 24
- Lagerachse
- 26
- Langloch
- 28
- Rückstellfeder
- 30
- Gasdruckfeder
- 31
- Trägerteil
- 32
- Zapfen
- 33
- Ausnehmung
- 34
- Kolben
- 35
- Steuerstift
- 36
- Betätigungshebel
- 38
- Wippelement
- 40
- zweiter Hebelarm
- 42
- Wippachse
- 50
- Verbindungshebel
- 51
- Bolzenaufnahme
- 52
- Bolzen
- 54
- Aussparung
- 56
- Betätigungszapfen
- 58
- Schraubenfeder
1. Stuhl mit einem Sitzträger (14) und einem um eine Lehnendrehachse (20) neigbaren Lehnenträger
(12) sowie mit einer Gewichtsmechanik zur automatischen gewichtsabhängigen Einstellung
einer auf den Lehnenträger (12) wirkenden Rückstellkraft, wobei die Gewichtsmechanik
ein Einwiegefederelement umfasst, das bei einer Gewichtsbelastung des Sitzträgers
(14) gespannt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Einwiegefederelement eine blockierbare Gasdruckfeder (30) umfasst.
2. Stuhl nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gasdruckfeder (30) gegen ein Entspannen blockierbar ist.
3. Stuhl nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine den Sitzträger (14) und den Lehnenträger (12) umfassende Wiegeeinheit sowie
eine das Einwiegefederelement aufweisende Trägereinheit (16) vorgesehen ist, die bei
einer Gewichtsbelastung relativ zur Wiegeeinheit insbesondere in vertikaler Richtung
verstellbar ist.
4. Stuhl nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einer Gewichtsbelastung eine automatische gewichtsabhängige Einstellung der auf
den Lehnenträger (12) wirkenden Rückstellkraft erfolgt, die von der Relativ-Position
der Wiegeeinheit zur Trägereinheit (16) abhängig ist.
5. Stuhl nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Rückstellkraft über ein Anlenkelement (22) auf den Lehnenträger (12) übertragen
ist, wobei zwischen dem Anlenkelement (22) und der Lehnendrehachse (20) eine wirksame
Hebellänge definiert ist, die bei blockierter Gasdruckfeder (30) unveränderbar festgelegt
ist.
6. Stuhl nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gasdruckfeder (30) ein Steuerelement (35) aufweist, welches bei einer vorgegebenen
Belastung automatisch von einer Freigabeposition, in der die Blockierung aufgehoben
ist, in eine Sperrposition übergeht, in der die Blockierung aktiv ist und umgekehrt.
7. Stuhl nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Steuerelement (35) auf ein Ventil einwirkt, welches das Überströmen eines Fluid
zwischen zwei Druckräumen der Gasdruckfeder verhindert bzw. frei gibt.
8. Stuhl nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Steuerelement (35) derart angeordnet ist und mit dem Sitzträger (14) zusammenwirkt,
dass es bereits in der Sperrposition ist, bevor die Komprimierung der Gasdruckfeder
(30) erfolgt.
9. Stuhl nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Steuerelement (35) derart angeordnet ist und mit dem Lehnenträger (12) zusammenwirkt,
dass es bei einer definierten Neigungsstellung des Lehnenträgers (12) in die Sperrposition
übergeht.
10. Stuhl nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gasdruckfeder (30) sowohl in Entspannungsrichtung als auch in Spannrichtung blockierbar
ist.
11. Stuhl nach einem der Ansprüche 6 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Steuerelement (35) in einer gedrückten Position in der Freigabeposition ist.
12. Stuhl nach einem der Ansprüche 6 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass auf das Steuerelement (35) ein Betätigungshebel (36) einwirkt.
13. Stuhl nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Betätigungshebel (36) ein erster Hebelarm eines Wippelements (38) ist und ein
zweiter Hebelarm (40) des Wippelements (38) wahlweise mit dem Sitzträger (14) oder
dem Lehenträger (12) zusammenwirkt.
14. Stuhl nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein mit dem Sitzträger (14) verbundenes Mitnehmerelement vorgesehen ist, das welches
in einem Führungselement des Wippelements relatiwerschieblich zu diesem angeordnet
ist.
15. Stuhl nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Rückstellkraft über ein Anlenkelement (22) auf den Lehnenträger (12) übertragen
ist, wobei zwischen dem Anlenkelement (22) und der Lehendrehachse (20) eine wirksame
Hebellänge definiert ist, wobei mit zunehmender Gewichtsbelastung sich automatisch
eine größere Hebellänge einstellt.