[0001] Die Erfindung gibt eine mikrofluidische Struktur für die Vereinigung von Flüssigkeitsvolumina
sowie ein mikrofluidisches System mit einer solchen mikrofluidischen Struktur an.
[0002] Mikrofluidische Systeme waren in den letzten Jahren bereits Gegenstand der biotechnologischen
Forschung und Entwicklung und werden zunehmend in Form so genannter Lab-on-a-Chip-Systeme
u.a. auch zur medizinischen Diagnose in Point-of-Care-Produkten eingesetzt. Die Begriffe
mikrofluidisches System und Lab-on-a-Chip werden hier synonym verwendet. Auf diesen
mikrofluidisc>1en Chipsystemen werden zuvor im Labor abgearbeitete Protokolle möglichst
vollständig in eine mikrofluidische Struktur auf dem Lab-on-a-Chip umgesetzt, so dass
die Protokolle weitgehend automatisiert und mit möglichst wenig manuellen Eingriffen
ablaufen. Die Chipsysteme werden in der Regel mit Betreibergeräten genutzt, wobei
die Betreibergeräte mit einer Aufnahme für den Chip sowie ggf. elektrischen, fluidischen
und aktuatorischen Schnittstellen zum Chip ausgestattet sind.
[0003] Die mikrofluidischen Systeme enthalten unterschiedliche mikrofluidische Strukturen
mit Größenabmessungen im Mikrometerbereich, wobei einzelne mikrofluidische Strukturen,
insbesondere Fluidkammern oder Fluidreservoirs, auch größere Querschnitte bis in den
Millimeterbereich aufweisen können. Oft werden die mikrofluidischen Systeme durch
eine Grundplatte mit darin ausgebildeten Gräben und Vertiefungen und einer die Gräben
und Vertiefungen verschließenden Deckelfolie gebildet. Die Grundplatten werden dabei
aus Kunststoff per Spritzguss oder Prägeverfahren abgeformt und die Deckelfolien durch
Klebe- oder Schweißverfahren fluiddicht mit den Grundplatten verbunden. Es sind auch
modulare mikrofluidische Systeme aus mehreren planaren und / oder blockförmigen mikrofluidischen
Modulen bekannt, wie sie zum Beispiel in der Veröffentlichung Drese, K.; von
Germar, F.; Ritzi, M.: "Sample preparation in Lab-on-a-Chip systems - Combining modules
to create a fully integrated system" In: Medical Device Technology 18(2007)1, 42-47 beschrieben werden. Diese einzelnen Module werden über geeignete Verbindungen miteinander
gekoppelt, um je nach Aufgabenstellung unterschiedliche Prozesswege realisieren zu
können.
[0004] Eine häufig wiederkehrende Verfahrensoperation innerhalb von mikrofluidischen Systemen
ist u.a. die Vereinigung verschiedener Flüssigkeitsvolumina. Hierzu existieren bereits
verschiedene Lösungen.
Stand der Technik
[0005] In der Veröffentlichung von
Götz Münchow, Dalibor Dadic, Frank Doffing, Steffen Hardt, Klaus-Stefan Drese "Automated
chip-based device for simple and fast nucleic acid amplification", in Expert Rev.
Mol. Diagn. 5(4), (2005) wird in Abbildung 7 und der zugehörigen Beschreibung (Seite 616, linke Spalte) eine
mikrofluidische Struktur zur Vereinigung zweier Flüssigkeitsvolumina angegeben. Die
Y-förmige Struktur weist hierzu zwei in spitzem Winkel aufeinander zulaufende Zuleitungen
auf, die in einem Kanal vereinigt werden. Im Bereich der Mündungen der Zuleitungen
in den Kanal sind die Zuleitungen in ihrem Querschnitt verengt. Die zu vereinigenden
Flüssigkeiten werden in die Zuleitungen eingeleitet und dringen aufgrund auftretender
Kapillarkräfte bis in die Verengungen der Zuleitungen vor, stoppen allerdings am Ende
der Verengungen vor dem Eintritt in den im Querschnitt aufgeweiteten Kanal. Erst bei
der Aufgabe eines Druckimpulses auf zumindest eine Zuleitung kann die einem Übertritt
der Flüssigkeit in den Kanal entgegenwirkende Kapillarkraft überwunden werden und
löst die Vereinigung der Flüssigkeiten im Kanal aus.
[0006] In der europäischen Patentanmeldeschrift
EP 1 932 593 A1 wird eine mikrofluidische Struktur zur Vereinigung von Flüssigkeiten angegeben, bei
der eine Zuleitung für eine erste Flüssigkeit in einen Kanal mündet. Die erste Flüssigkeit
wird in einem mit der Zuleitung verbundenen und zur Umgebung offenen Reservoir vorgegeben
und strömt aufgrund von Kapillarkräften bis zur Mündung der Zuleitung in den Kanal.
Die erste Flüssigkeit wird von einer zweiten Flüssigkeit, die im Kanal ebenfalls über
Kapillarkräfte gefördert wird, aufgenommen. Wichtig für diese Art der Fluidführung
ist die korrekte Abstimmung der in Kanal, Zugabeöffnung und Reservoir wirkenden Kapillarkräfte
durch Strukturgrößen sowie Oberflächengüte. Weiterhin ist eine Belüftung des Reservoirs
notwendig.
Definitionen
[0007] Unter mikrofluidischen Strukturen und Systemen werden gemäß der angegebenen Erfindung
solche Systeme und Strukturen verstanden, deren Fluidkanäle Querschnittsabmessungen
mit Größen in zumindest einer Ausrichtung senkrecht zur Durchströmungsrichtung im
Bereich 10 µm bis 2000 µm und besonders bevorzugt im Bereich von 25 µm - 1500 µm aufweisen.
Die in diesen mikrofluidischen Systemen und Strukturen beförderten und gelagerten
Flüssigkeitsvolumina liegen bei kleinen Volumina im Nano- bis mehrstelligen Mikroliterbereich,
bei größeren Volumina bis in den Milliliterbereich.
[0008] Druckbetreibbar oder druckbetrieben im Sinne der erfindungsgemäßen mikrofluidischen
Systeme oder Strukturen bedeutet, dass Flüssigkeitsvolumen in den erfindungsgemäßen
mikrofluidischen Systemen oder Strukturen über einen von außerhalb des mikrofluidischen
Systems oder der mikrofluidischen Struktur einwirkenden Förderdruck, beispielsweise
erzeugt durch eine Spritzenpumpe, antreibbar sind oder angetrieben werden. Ein passiver
Antrieb, beispielsweise ein alleine über Kapillarkräfte wirkender Antrieb, ist für
die erfindungsgemäßen mikrofluidischen Systeme oder Strukturen nicht möglich und vorgesehen,
da zumindest abschnittsweise die Querschnittsabmessungen der mikrofluidischen Strukturen
in den erfindungsgemäßen mikrofluidischen Systemen so groß sind oder die Oberflächenbeschaffenheiten
der mikrofluidischen Strukturen derart ausgebildet sind, dass sich dort kein ausreichender
Kapillardruck zur zuverlässigen Förderung von Flüssigkeit durch die mikrofluidischen
Systeme ausbildet.
[0009] In einzelnen Abschnitten der erfindungsgemäßen mikrofluidischen Systeme ist dagegen
auch kapillarer Antrieb der Flüssigkeiten möglich.
[0010] Auch ein Antrieb von Flüssigkeitsvolumen in den erfindungsgemäßen mikrofluidischen
Systemen oder Strukturen unter Nutzung magnetorheologischer Flüssigkeiten oder von
Ferrofluiden kann in alternativen Ausführungsformen zum Einsatz kommen. In diesem
Fall werden in Fließrichtung vor oder hinter den zu befördernden Flüssigkeitsvolumina
in den Kanälen oder Strukturen des mikrofluidischen Systems Plugs (Pfropfen) einer
magnetorheologischen Flüssigkeit oder eines Ferrofluids gebracht. Ein Antrieb der
Plugs und der jeweils damit in Verbindung stehenden Flüssigkeitsvolumina erfolgt über
parallel zu den Fluidstrukturen bewegte Magnete. In einer weiteren Variante dieser
Antriebsart wird ein Plug einer magnetorheologischen Flüssigkeit oder ein Ferrofluid
in einem querschnittgrößeren Kanalabschnitt bewegt und erzeugt über Bewegungen einen
Förderdruck in einem mit diesem Kanal fluidisch verbundenen querschnittkleineren Kanal.
Durch die unterschiedlichen Querschnittsgrößen der Kanäle kann bei kurzen Verstellwegen
der Magnete eine große Förderleistung in den querschnittskleineren Kanälen erreicht
werden. Im Falle ebenfalls möglicher, umgekehrter Größenverhältnisse der Querschnitte
kann eine sehr positions- und oder druckgenaue Förderung in den querschnittskleineren
Kanälen erreicht werden.
Aufgabe
[0011] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine einfache mikrofluidische Struktur
zur blasenfreien Vereinigung von Flüssigkeitsvolumina und einen Lab-on-a-Chip mit
einer derartigen mikrofluidischen Struktur anzugeben.
Beschreibung
[0012] Die Aufgabe wird durch eine mikrofluidische Struktur gemäß Anspruch 1 und einem Lab-on-a-Chip
gemäß Anspruch 15 gelöst.
[0013] Die erfindungsgemäße, druckbetreibbare, mikrofluidische Struktur zur blasenfreien
Vereinigung von einem ersten und einem zweiten Flüssigkeitsvolumen weist eine Fluidkammer
mit einer Zugabeöffnung sowie je einen in die Fluidkammer mündenden Zu- und Ableitungskanal
auf.
[0014] Die Fluidkammer hat einen in Durchströmungsrichtung vom Zuleitungs- zum Ableitungskanal
gegenüber dem Zuleitungskanal aufgeweiteten Fluidkammerquerschnitt und ist durch den
aufgeweiteten Querschnitt eingerichtet, ein im Wesentlichen druckgetriebenes, durch
den Zuleitungskanal und durch die Fluidkammer geleitetes erstes Flüssigkeitsvolumen
beim gesamten Durchfließen der Fluidkammer in seinem Querschnitt auf einen zumindest
annähernd dem vollen Querschnitt der Fluidkammer entsprechenden Querschnitt, d.h.
zumindest 75%, bevorzugt 95 % der Querschnittsfläche, aufzuweiten.
[0015] Die Fluidkammer weist eine Halteposition für ein zweites Flüssigkeitsvolumen auf.
Die Halteposition ist derart ausgebildet, dass ein durch die Zugabeöffnung in die
Fluidkammer aufgegebenes, zweites Flüssigkeitsvolumen, im Bereich der Halteposition
gehalten werden kann, so dass nur ein Teil des Fluidkammerquerschnitts ausgefüllt
wird und wobei das zweite Flüssigkeitsvolumen beim druckgetriebenen Durchleiten des
ersten Flüssigkeitsvolumens von diesem aufgenommen und als vereinigtes Flüssigkeitsvolumen
durch die Fluidkammer in den Ableitungskanal weitergeleitet wird.
[0016] Im Falle kleiner zweiter Flüssigkeitsvolumina reichen zur Ausbildung einer beschränkten
Halteposition als Haltestrukturen bereits die sich zwischen dem kleinen, zweiten Flüssigkeitsvolumen
und der Fluidkammer ausbildenden Kontaktflächen, vorzugsweise Kontaktflächen zu Boden-,
Decken- und einer Wandfläche der Fluidkammer im Bereich der Zugabeöffnung. Vorzugsweise
wird die Halteposition für das zweite Flüssigkeitsvolumen in einem Bereich der Fluidkammer
mit mindestens einer minderstens teilweise gekrümmt und / oder mindestens teilweise
muldenförmig ausgebildeten Wand-, Boden- und / oder Deckenfläche als Haltestruktur
gebildet. Durch die Krümmung und / oder Mulde wird die Kontaktfläche zwischen dem
zweitem Flüssigkeitsvolumen und Fluidkammer erhöht und es werden höhere Haltekräfte
erzeugt. Es handelt sich dabei vorzugsweise um eine lokal im Bereich der Halteposition
ausgebildete Krümmung oder Mulde einer Fläche handeln .
[0017] Eine erfindungsgemäße mikrofluidische Struktur erlaubt aufgrund der einfachen, wenig
anspruchsvollen Gestaltung eine kaum Fehler anfällige und sichere Betriebsweise und
eine wirtschaftliche Fertigung. Der Einschluss von Luftblasen im vereinigten Flüssigkeitsvolumen
wird bei einfacher Verfahrensweise der Vereinigung der Flüssigkeitsvolumen in der
mikrofluidischen Struktur sicher vermieden.
Weitere Ausführungsformen:
[0018] Die Oberflächen der Kanäle und der Fluidkammer der erfindungsgemäßen mikrofluidischen
Struktur und oder des Lab-on-a-Chip können durch die Materialauswahl und / oder das
Herstellungsverfahren benetzbar ausgebildet werden. Weiterhin sind aber auch Beschichtungen
oder andere die Oberfläche benetzbar machende Prozesse möglich. Benetzbar bedeutet
bei einer mikrofluidischen Struktur für wässrige Lösungen eine hydrophil ausgeprägte
Oberfläche mit einem Kontaktwinkel von größer 0° bis kleiner 90°, bzw. vorzugsweise
mit einem Kontaktwinkel von 5° bis 70°, zu wählen. Im Falle sehr niedriger Kontaktwinkel
besteht die Gefahr des Kriechens der Flüssigkeit entlang der Flächen und Kanten. Im
Falle von mikrofluidischen Strukturen für organische, unpolare Lösungen werden lipophil
ausgeprägte Oberflächen bevorzugt.
[0019] Durch die in der genannten Art benetzbar ausgebildeten Oberflächen der erfindungsgemäßen
mikrofluidischen Struktur wird die erste Flüssigkeit beim Durchfließen der Fluidkammer
in Kontakt zu den Wand-, Boden- und Deckenflächen auf den vollen Querschnitt der Fluidkammer
aufgespannt, es entsteht kein eventuell gasdurchlässiger Zwischenraum zwischen erster
Flüssigkeit und Wand-, Boden- und Deckenflächen beim Durchfließen der Fluidkammer.
[0020] Das Hydrophilisieren bzw. Lipophilisieren kann in bekannter Weise durch ein Tauchverfahren,
wie in der
DE 100 13 311 C2 beschrieben, oder durch eine Beschichtung erfolgen. Polycarbonat kann beispielsweise
als schwach hydrophobes Material durch eine Sauerstoff-Plasmabehandlung an der Oberfläche
hydrophilisiert werden.
[0021] Das Polymermaterial, in dem die erfindungsgemäße mikrofluidische Struktur oder der
Lab-on-a-Chip bevorzugt hergestellt ist, ist vorzugsweise ein spritzgießbares oder
(heiß-) prägbares Polymer, besonders bevorzugt ein Thermoplast oder auch elastischer
Thermoplast. Es können auch eines oder mehrere der folgenden Materialien zum Einsatz
kommen Acrylat, Polymethylacrylat, Polymethylmethacrylat, Polycarbonat, Polystyrol,
Polyimid, Cycloolefincopolymer (COC), Cycloolefinpolymer (COP), Polyurethan, Epoxidharz,
halogeniertes Acrylat, deuteriertes Polysiloxan, PDMS, fluoriertes Polyimid, Polyetherimid,
Perfluorcyclobutan, Perfluorvinylethercopolymer (Teflon AF), Perfluorvinylethercyclopolymer
(CYTOP), Polytetrafluorethylen (PTFE), fluoriertes Polyarylethersulfid (FRAESI), anorganisches
Polymerglas, Polymethylmethacrylat-Copolymer (P2ANS).
[0022] In weiteren Ausführungsformen kann die erfindungsgemäße mikrofluidische Struktur
und der Lab-on-a-Chip je nach Anwendung auch aus Glas, Silizium, Metall und / oder
Keramik gefertigt sein, auch eine Kombination aus unterschiedlichen der genannten
Materialen kann zur Herstellung verwendet werden, beispielsweise eine Glas- oder SiliziumGrundplatte
mit eingearbeiteten Kanälen und Kammern kann durch Polymerfolien gedeckelt werden.
[0023] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist die Fluidkammer einen um
nicht mehr als das 5-fache, besonders bevorzugt einen um nicht mehr als das 2,5-fache
aufgeweiteten Querschnitt gegenüber dem Zuleitungskanal auf. Diese begrenzte Aufweitung
der Fluidkammer gegenüber dem Zuleitungskanal stellt sicher, dass das erste Flüssigkeitsvolumen
beim druckgetriebenen Durchfließen der Fluidkammer auf den zumindest annähernd vollen
Querschnitt der Fluidkammer aufgeweitet wird.
[0024] Auch die bevorzugte Ausformung der Aufweitung vom Zuleitungskanal auf den Fluidkammerquerschnitt
in Form einer stetigen Aufweitung, vorzugsweise kurvenförmige Aufweitung, ohne Ecken
und Kanten, unterstützt die Aufweitung des ersten Flüssigkeitsvolumens auf den zumindest
annähernd vollen Querschnitt der Fluidkammer beim gesamten Durchfließen der Fluidkammer.
[0025] Die Fluidkammer hat eine vorzugsweise längliche Form, d.h. ihre Länge in Fließrichtung
ist größer als ihre größte Querschnittsabmessung der Fluidkammer, besonders bevorzugt
um ein mehrfaches länger als die größte Querschnittsabmessung der Fluidkammer. Der
Zu- und / oder Ableitungskanal mündet jeweils an einer kurzen Seite oder Spitze in
die längliche Fluidkammer.
[0026] Die Fluidkammer kann auch in Strömungsrichtung asymmetrisch mit nur einseitiger Aufweitung
ausgeformt werden, d.h. in der Draufsicht beispielsweise dreieck-, trapez-oder kreissegment-förmig,
wobei die Zu- und Ableitungskanäle jeweils im Bereich der Enden der längsten Seite
bzw. der Enden der Kreissehne liegen.
[0027] In weiteren, vorteilhaften Ausführungsformen der erfindungsgemäßen mikrofluidischen
Struktur können weitere Strukturen in der Fluidkammer zur Unterstützung der Zusammenführung
der Flüssigkeitsvolumen vorgesehen sein. Es kann beispielsweise im Mündungsbereich
des Zuleitungskanals in die Fluidkammer eine einseitig in die Fluidkammer hinein gewölbte
Einbuchtung angebracht sein. Ein über den Zuleitungskanal in die Fluidkammer fließendes
Flüssigkeitsvolumen wird derart zunächst nur entlang einer Wandfläche der Fluidkammer
geführt und erst in Strömungsrichtung nach der Struktur zur Unterstützung der Zusammenführung
auf den zumindest annähernd vollen Fluidkammerquerschnitt aufgeweitet. Diese Ausformung
der Fluidkammer unterstützt das Aufweiten des ersten Flüssigkeitsvolumens auf den
zumindest annähernd vollen Querschnitt der Fluidkammer, ohne dass beispielsweise ein
Durchbruch eines Fördergases erfolgt.
[0028] Im Falle asymmetrisch ausgeformter Fluidkammern wird das erste Flüssigkeitsvolumen
auf diese Weise von der dem Zuleitungskanal in Fließrichtung naheliegenden Wandfläche
entlang der längsten Seite bzw. entlang der Kreissehne in eine zentraler in der Fluidkammer
liegende Strömungslinie in der Fluidkammer geführt, so dass eine weniger ausgeprägte,
beidseitige Aufweitung des Flüssigkeitsvolumen im Anschluss an die Strukturen zur
Unterstützung der Zusammenführung entlang der zentralen Strömungsrichtung erfolgen
kann.
[0029] Die Zugabeöffnung und/oder Halteposition für das zweite Flüssigkeitsvolumen sind
vorzugweise dezentral, d.h. abseits einer zentralen Strömungslinie vom Zuleitungskanal
durch die Fluidkammer zum Ableitungskanal, in der Fluidkammer angeordnet. Im Falle
der asymmetrischen Ausformung der Fluidkammer kann die Zugabeöffnung und / oder Halteposition
in Fließrichtung im Bereich der einseitigen Ausbuchtung der Fluidkammer, ebenfalls
abseits der zentralen Strömungslinie vom Zuleitungs- zum Ableitungskanal durch die
Fluidkammer, angeordnet sein.
[0030] Durch diese Ausformung wird verhindert, dass ein durch die mikrofluidische Struktur
strömendes Gas ein bereits in die mikrofluidische Struktur gegebenes, zweites Flüssigkeitsvolumen
mitreißt bevor das erste Flüssigkeitsvolumen in die Fluidkammer gelangt.
[0031] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Zugabeöffnung verschließbar.
Die beim druckbetriebenen Antrieb der Flüssigkeiten herrschende Druckdifferenz kann
bei einer verschlossenen Zugabeöffnung auf einem niedrigeren Niveau gehalten werden
und es ist ein Betrieb bei einem gegenüber der Umgebung abgesenkten Druck möglich.
Die Zugabeöffnung ist vorzugsweise selbsttätig verschließend ausgebildet, beispielsweise
durch Anbringen eines Septums oder einer elastischen Deckelfolie. Es können daher
Probenflüssigkeiten als zweite Flüssigkeitsvolumen aufgegeben werden, ohne dass die
Gefahr des Austritts der Probenflüssigkeiten aus der erfindungsgemäßen mikrofluidischen
Struktur droht. Auch eine Kontamination der Innenräume der erfindungsgemäßen mikrofluidischen
Struktur kann so verhindert werden.
[0032] In einer weiteren Ausführungsform kann die Zugabeöffnung auch durch ein relativ zur
Zugabeöffnung verschiebbares Dichtelement verschließbar ausgebildet sein. Das Dichtelement
ist in dieser Ausführung ein Bestandteil der mikrofluidischen Struktur. Im Falle der
Nutzung eines verschiebbaren Dichtelements weist das Dichtelement vorzugsweise Eingriffelemente
auf, in die beim Betrieb in einem Betreibergerät entsprechende Aktuatoren des Betreibergerätes
eingreifen können.
[0033] Auch eine Ausformung der Zugabeöffnung, die über ein Betreibergerät zu öffnen und
schließen ist, ist in einer weiteren bevorzugten Ausformung der erfindungsgemäßen
mikrofluidischen Struktur vorgesehen. Die Zugabeöffnung weist hierzu beispielsweise
eine Dichtfläche auf, die beim Betrieb der mikrofluidischen Struktur in einem Betreibergerät
mit einer verschließbaren Fluidleitung des Betreibergerätes fluidisch dicht in Verbindung
steht oder durch ein aktives Dichtelement des Betreibergerätes geöffnet und verschlossen
werden kann.
[0034] Die Öffnungsweite der Zugabeöffnung ist vorzugsweise klein, d.h. kleiner als 1/20
und besonders bevorzugt kleiner als 1/100, gegenüber der größten Querschnittsfläche
der Fluidkammer in Strömungsrichtung vom Zuleitungskanal zum Ableitungskanal. Mit
einer kleinen Öffnungsweite der Zugabeöffnung wird die Gefahr der Kontamination verringert.
Sofern vorgesehen ist, die Zugabeöffnung im Betrieb der mikrofluidischen Struktur
nicht zu verschließen, besteht bei einer kleinen Öffnungsweite der Zugabeöffnung zudem
nicht die Gefahr des Austritts der in der mikrofluidischen Struktur geförderten Flüssigkeiten.
[0035] Die Zugabeöffnung kann in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform auch als ein
in die Fluidkammer mündender Kanal ausgebildet sein. Um eine ungehinderte Durchströmung
der Fluidkammer im Betrieb der mikrofluidischen Struktur vom Zuleitungskanal zum Ausleitungskanal
zu gewährleisten, ist der Querschnitt der Zugabeöffnungen in einer bevorzugten Ausführungsform
sehr klein im Verhältnis zur Querschnittsfläche der Fluidkammer quer zur Strömungsrichtung,
vorzugsweise kleiner als 1/20. Die Zugabeöffnung kann auch bei dieser Ausführungsform
verschließbar ausgebildet sein.
[0036] Die Fluidkammer kann auch mehrere Zugabeöffnungen zur Zugabe mehrerer zweiter Flüssigkeitsvolumina
aufweisen. Es können auf diese Weise mehr als nur zwei Flüssigkeitsvolumina miteinander
vereinigt werden oder auch die Zugabemenge auf mehrere Zugabeöffnungen und Haltepositionen
verteilt werden.
[0037] Vorzugsweise ist pro Zugabeöffnung eine Halteposition in der Fluidkammer angeordnet.
Die zugegebenen zweiten Flüssigkeitsvolumina werden auf diese Weise erst dann in Verbindung
miteinander gebracht, wenn ein erstes Flüssigkeitsvolumen durch die Fluidkammer geleitet
wird und die zweiten Flüssigkeitsvolumina nacheinander aufnimmt.
[0038] In weiteren Ausführungsformen werden Haltestrukturen im Bereich der Haltepositionen
zusätzlich zu den o.g. Strukturen oder auch als alleinige Haltestruktur ausgebildet.
Diese Haltestrukturen gewährleisten alleine oder in unterschiedlich ausgebildeten
Kombinationen von alternativen Haltestrukturen die sichere Positionierung und Fixierung
von kleinen bis zu größeren zweiten Flüssigkeitsvolumen in der erfindungsgemäßen mikrofluidischen
Struktur.
[0039] Die Halteposition kann als Haltestrukturen dazu beispielsweise besondere Oberflächenstrukturen,
wie Vertiefungen, Oberflächengüten oder eine oder mehrere Stelen aufweisen. Es können
beispielsweise Veränderungen der Oberflächenenergien (Kontaktwinkel) zur Lokalisierung
der gelagerten Tropfen genutzt werden. Vorzugsweise ist der Kontaktwinkel des zweiten
Flüssigkeitsvolumens zur Oberfläche der Haltestruktur größer als 0° und kleiner als
90°, besonders bevorzugt größer als 5° und kleiner als 70°.
[0040] Strukturen zur sicheren Positionierung des zweiten Flüssigkeitsvolumens auf der Halteposition
umfassen in einer weiteren Ausführungsform insbesondere zweiseitige Strukturen, wie
zum Beispiel Stelen beidseitig der Zugabeöffnung in der Fluidkammer, da auf diese
Weise die Halteposition für das zweite Flüssigkeitsvolumen zwischen diesen Stelen
ausgebildet ist und sich zusätzliche Halteflächen für das zweite Flüssigkeitsvolumen
zur Fluidkammer bilden können.
[0041] Weiterhin können unterschiedliche Höhen der Fluidkammer zur sicheren Positionierung
des zweiten Flüssigkeitsvolumens genutzt werden. Im Bereich der Halteposition ist
die Fluidkammer hierzu bspw. niedriger ausgebildet als im übrigen Bereich der Fluidkammer,
so dass das zweite Flüssigkeitsvolumen einen Kontakt zu Boden-, Decken- und Seitenwand
der Fluidkammer im Bereich der Halteposition aufweist.
[0042] In weiteren Ausführungsformen werden Oberflächenrauhigkeiten der Fluidkammerwände
als Haltestrukturen im Bereich der Halteposition zur Unterstützung von Hystereseeffekten
angewendet, um eine sichere Positionierung des zweiten Flüssigkeitsvolumens zu unterstützen.
[0043] Die Halteposition nimmt nur einen Teil des Fluidkammerquerschnitts ein, so dass nicht
der gesamte Fluidkammerquerschnitt blockiert wird. Die Einschränkung der Halteposition
auf Teilbereiche der Fluidkammer kann durch die entsprechende örtliche begrenzte Ausbildung
von Haltestrukturen im Bereich der Halteposition unterstützt werden.
[0044] Bei mikrofluidischen Systemen bestehend aus einer Grundplatte mit Deckelfolie, den
so genannten Lab-on-a-Chip, sind die Zugabeöffnungen vorzugsweise als Loch oberhalb
der Fluidkammer in einer Deckelfolie ausgebildet. In einer weiteren Ausführungsform
können die Zugabeöffnungen allerdings auch als Öffnungen in den Boden- und / oder
Seitenflächen der Fluidkammer in der Grundplatte ausgebildet sein.
[0045] In einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen mikrofluidischen Struktur
sind mehrere Fluidkammern mit Zugabeöffnungen hintereinander angeordnet. Diese Ausführungsform
erlaubt die sequentielle Vereinigung von Flüssigkeiten. Es können so aufeinander folgende
Reaktionen durchgeführt werden.
[0046] Die erfindungsgemäße mikrofluidische Struktur kann in weiteren Ausführungsformen
auch weitere Elemente aufweisen, die ein Aufweiten und Durchfließen der Fluidkammer
beispielsweise auf den nahezu vollen Querschnitt der Fluidkammer gegebenenfalls unter
vollständiger Benetzung der Wand-, Boden- und Deckenfläche der Fluidkammer in erfindungsgemäßer
Art und Weise unterstützen, beispielsweise ein- oder auch mehrseitige, stetige ausgeformte
Querschnittsverengungen beim Übergang vom Zuleitungskanal zur Fluidkammer.
[0047] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann nach der Vereinigung der Flüssigkeitsvolumen
und der Weiterleitung über den Ableitungskanal auch die Fließrichtung der vereinigten
Flüssigkeitsvolumen umgekehrt werden.
[0048] Die Erfindung umfasst ebenfalls einen Lab-on-a-Chip mit mindestens einer mikrofluidischen
Struktur gemäß einer der zuvor angegebenen Ausführungsformen, wobei der Lab-on-Chip
zusätzlich mehrere weitere Kanäle, Kammern und 1 oder Reservoirs aufweist. Der erfindungsgemäße
Lab-on-a-Chip ist daher zur Durchführung mehrerer aufeinanderfolgender Prozessschritte
inklusive der blasenfreien Vereinigung zweier Flüssigkeitsvolumina in der erfindungsgemäßen
mikrofluidischen Struktur geeignet.
[0049] Ein solcher Lab-on-a-Chip kann in einigen Kammern und / oder Reservoirs bereits im
Zuge der Herstellung mit bestimmten Chemikalien vorbefüllt sein. Im Betrieb wird dann
beispielsweise über die Zugabeöffnung die zu verarbeitende Probe in den Lab-on-a-Chip
aufgegeben und über eine geeignete Aktuatorik im Betreibergerät eine Prozesskette
unter Nutzung der bereits auf dem Chip eingelagerten Chemikalien abgearbeitet.
[0050] Der Lab-on-a-Chip kann die erfindungsgemäße mikrofluidische Strukturen ein- oder
mehrfach in in Fließrichtung der Fluide aufeinanderfolgender oder auch paralleler
Anordnung aufweisen, so dass auch sequentielle oder parallele Vereinigungen von Flüssigkeitsvolumina
erfolgen können. Im Falle der sequentiellen Anordnung können Reaktionsfolgen im Lab-on-a-Chip
abgearbeitet werden. Bei einer parallelen Anordnung können auf einem Chip parallel
ablaufende Prozessketten abgearbeitet werden.
[0051] Die Erfindung ist nicht beschränkt auf die zuvor beschriebenen Ausführungsformen
und die folgenden Ausführungsbeispiele, sondern umfasst ebenfalls neue Merkmalskombinationen,
gebildet aus dem in Anspruch 1 oder Anspruch 18 angegebenen Grundgedanken der Erfindung
und einzelnen Merkmalen und Merkmalskombinationen der bevorzugten Ausführungsformen
sowie der Ausführungsbeispiele.
[0052] In den folgenden Ausführungsbeispielen werden meist alleine die erfindungsgemäßen
mikrofluidischen Strukturen, ausgebildet als Gräben und Vertiefungen in einer Grundplatte
und gedeckelt mit einer Folie, dargestellt. Die erfindungsgemäße mikrofluidische Struktur
stellt allerdings in mikrofluidischen Systemen nur einen Teil der Strukturen im Gesamtsystem
dar, d.h. neben der erfindungsgemäßen mikrofluidischen Struktur sind in diesen Systemen
auch weitere Elemente, wie Kanäle, Kammern, Reservoirs, Aktuatoren usw., enthalten
und miteinander konstruktiv oder funktional verbunden.
[0053] Im Folgenden werden einzelne Ausführungsbeispiele dargestellt:
- Figur 1:
- Schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen mikrofluidi- schen Struktur in der
Draufsicht mit drei alternativen Ausführungs- formen der mikrofluidischen Struktur;
- Figur 2a bis 2c:
- Schematische Darstellung des Vorgangs der Vereinigung der Flüssigkeitsvolumina in
einer erfindungsgemäßen mikrofluidischen Struktur;
- Figur 3:
- Schematische Darstellung der sequentiellen Abfolge zweier erfin- dungsgemäßer mikrofluidischer
Strukturen in der Draufsicht;
- Figur 4:
- Schematische Darstellung der parallelen Anordnung zweier erfin- dungsgemäßer mikrofluidischer
Strukturen in der Draufsicht;
- Figur 5a bis 5d:
- Darstellung des Querschnitts dreier erfindungsgemäßer mikrofluidi- schen Strukturen;
- Figur 6:
- Schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen mikrofluidi- schen Struktur in der
Draufsicht mit Haltestrukturen im Bereich der Haltepositionen in der Draufsicht;
- Figur 7:
- Schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen mikrofluidi- schen Struktur im Bereich
eines Sackgassenkanals in der Drauf- sicht;
- Figur 8:
- Schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen mikrofluidi- schen Struktur mit einer
die Vereinigung der Flüssigkeitsvolumina fördernden Struktur in der Draufsicht.
- Figur 9:
- Lab-on-a-Chip / mikrofluidisches System für die Durchführung einer PCR-Reaktion in
der Draufsicht
[0054] In den Figuren sind Flüssigkeitsgrenzflächen der Flüssigkeitsvolumina 41, 42, 43,
141 in Form unterbrochener Linien dargestellt. In den Ausführungsbeispielen mit einer
Figur in Draufsicht ist die Deckelfolie jeweils nicht eingezeichnet. In diesen Figuren
ist nur die Grundplatte mit den Konturen der Kanäle und Kammern dargestellt. Die Fließrichtung
der Fluide ist durch schwarze Pfeile gekennzeichnet.
[0055] In Figur 1 sind drei unterschiedliche Ausführungsformen der erfindungsgemäßen mikrofluidischen
Struktur 1 in der Draufsicht schematisch dargestellt. Die Strukturen wie Fluidkammer
2, Zu- 3 und Ableitungen 4 sowie Zugabeöffnungen 5 werden in diesem Fall als nutenförmige
Vertiefungen und / oder Ausnehmungen in einer Grundplatte 10 gebildet und von einer
Deckelfolie 11 (in den Figuren außer bei Figur 5a bis 5d nicht sichtbar) verschlossen.
Die Querschnitte weisen quer zur durch die angegebene Fließrichtung im hier gezeigten
Ausführungsbeispiel eine rechteckige Form auf, es sind daneben aber auch andere Querschnittformen,
wie z. B. Halbkreise, möglich.
[0056] In der ersten alternativen Ausführungsform der erfindungsgemäßen mikrofluidischen
Struktur 1, in Figur 1 links, wird eine asymmetrisch ausgebildete Fluidkammer 2, in
diesem Ausführungsbeispiel in etwa kreissegment-förmig, dargestellt. Die in der Grundplatte
angebrachte Zugabeöffnung 5 sowie die Halteposition 6 für das zweite Flüssigkeitsvolumen
42 befindet sich im Bereich der Aufweitung der Fluidkammer 2 in der Nähe zur bzw.
bereits in Verbindung mit der seitlichen Wandfläche 21 der Fluidkammer, abseits vom
kürzesten Fließweg durch Zuleitungskanal 3, Fluidkammer 2 und Ableitungskanal 4, um
ein Mitreißen des in der Fluidkammer 2 befindlichen zweiten Flüssigkeitsvolumens 42
durch eine Gasströmung zu verhindern.
[0057] Durch die Nähe der Zugabeöffnung 5 und / oder der Halteposition 6 zur seitlichen
Wandfläche 21 der Fluidkammer 2 kann das zweite Flüssigkeitsvolumen 42 eine größere
Kontaktfläche zur gekrümmt ausgebildeten Wandfläche 21 der Fluidkammer 2 als Haltestruktur
7 ausbilden und derart zuverlässiger auf der Halteposition 6 gehalten werden.
[0058] Im zweiten, mittleren Ausführungsbeispiel in Figur 1 wird eine symmetrisch ausgeformte
Fluidkammer 2 gezeigt, die Zugabeöffnung 5 liegt auch hier unterhalb der Fluidkammer
2 in der Grundplatte 10, nicht im Bereich der seitlichen Wandfläche 21 der Fluidkammer
2, sondern zwischen einer zentralen Strömungslinie und der seitlichen Wandfläche 21
der Fluidkammer 2. Die Halteposition 6 weist in diesem Fall eine Haltestruktur 7 in
Form einer Vertiefung 72 in der Grundplatte 10 auf.
[0059] Im dritten Ausführungsbeispiel, rechts in Figur 1 dargestellt, mündet ein weiterer
Kanal 31 über eine verengt ausgebildete Zugabeöffnung 5 in die Fluidkammer 2. Über
diesen Kanal 31 wird ein zweites Flüssigkeitsvolumen 42 in die Fluidkammer 2 aufgegeben.
Der Kanal 31 kann in diesem Fall über ein Betreibergerät mit dem zweiten Flüssigkeitsvolumen
42 gespeist werden. Auch hier ist im Bereich der Halteposition 6 eine Haltestruktur
7 in Form einer Vertiefung in der Grundplatte vorgesehen.
[0060] Im Betrieb wird bei der erfindungsgemäßen mikrofluidischen Struktur 1, wie in den
Figuren 2a bis 2c dargestellt, zunächst durch die Zugabeöffnung 5 ein zweites Fluidvolumen
42 auf der Halteposition 6 vorgeben. Anschließend wird über den Zuleitungskanal 3
ein erstes Flüssigkeitsvolumen 41 in die Fluidkammer 2 aufgegeben und über eine Druckdifferenz
in Richtung des Ableitungskanals 4 angetrieben. Beim druckgetriebenen Durchleiten
des ersten Flüssigkeitsvolumens 41 durch die Fluidkammer 2 wird das erste Flüssigkeitsvolumen
41 auf den in diesem Fall aufgrund der benetzbar ausgebildeten Flächen vollen Fluidkammerquerschnitt
aufgeweitet und koalesziert ohne Gaseinschluss mit dem bereits in der Fluidkammer
2 vorgegebenen zweiten Flüssigkeitsvolumen 42. Das vereinigte Fluidvolumen 41 + 42
gelangt schließlich in den Ableitungskanal 4.
[0061] In Figur 3 wird eine sequentielle Abfolge aus zwei erfindungsgemäßen mikrofluidischen
Strukturen 1, 1' dargestellt. In der Fluidkammer 2 der ersten erfindungsgemäßen mikrofluidischen
Struktur 1 wurde bereits ein erstes Flüssigkeitsvolumen 41 mit einem zweiten Flüssigkeitsvolumen
42 vereinigt. Beim weiteren Fördern der vereinigten Flüssigkeitsvolumen 41 + 42 durch
die zweite erfindungsgemäße mikrofluidische Struktur 1' wird ein dort auf eine Halteposition
6' aufgegebenes drittes Flüssigkeitsvolumen 43 ebenfalls in das Flüssigkeitsvolumen
aufgenommen.
[0062] In Figur 4 wird eine parallele Anordnung zweier erfindungsgemäßer mikrofluidischer
Strukturen 1 a, 1 b dargestellt, wobei die beiden Zuleitungskanäle 3a, 3b über einen
sich teilenden Kanal 31 gespeist werden. In diesem Fall kann ein erstes Flüssigkeitsvolumen
41 jeweils mit unterschiedlichen zweiten Flüssigkeitsvolumen vereinigt werden. In
einem mikrofluidischen System mit einer solchen Struktur können die beiden vereinigten
Flüssigkeitsvolumen getrennt voneinander weiterverarbeitet werden.
[0063] In den Figuren 5a bis 5d wird die erfindungsgemäße mikrofluidische Struktur 1 jeweils
im Schnitt, geschnitten jeweils in Höhe der Fluidkammer 2 mit Zugabeöffnung 5, gezeigt.
Die mikrofluidische Struktur 1 wird durch eine Grundplatte 10 mit darin eingebrachten
Vertiefungen und einer Deckelfolie 11 gebildet.
[0064] In der Figur 5a ist in der Grundplatte 10 unterhalb der Fluidkammer 2 die Zugabeöffnung
5 ausgebildet. Im Bereich der Zugabeöffnung 5 weist die Grundplatte 10 von der Unterseite
her kommend eine Ausnehmung 51 auf. Im Bereich der Ausnehmung 51 ist ein Septum 52
angebracht, so dass nach Aufgabe des zweiten Flüssigkeitsvolumens mit einer Spritze
durch das Septum 52 eine selbsttätig schließende Abdichtung der Zugabeöffnung 5 erreicht
wird, die auch gegen größere Drücke in der Fluidkammer 2 beständig ist.
[0065] In Figur 5b ist eine in der Grundplatte 10 ausgebildete Zugabeöffnung 5 über ein
verschiebbares Dichtelement 53 zu öffnen und wieder zu schließen. Das Dichtelement
53 wird über einen Aktuator im Betreibergerät angetrieben.
[0066] In Figur 5c wird die Zugabeöffnung 5 über eine Öffnung 54 in der Deckelfolie 11 gebildet.
Die Öffnung 54 kann in diesem Fall auch erst über eine Spritzenspitze bei der Aufgabe
des zweiten Flüssigkeitsvolumens 42 in die Fluidkammer 2 erzeugt werden. Bei der Nutzung
von elastischen Folien als Deckelfolie 11 erfolgt nach Einstich wieder eine selbsttätige
Schließung der Öffnung 54. In der Grundplatte 10 sind Haftstrukturen 7 in Form mehrerer
kurzer Stelen 71 im Bereich der Halteposition 6 für das zweite Flüssigkeitsvolumen
42 angeordnet.
[0067] Auch in Figur 5d wird die Zugabeöffnung 5 über eine Öffnung 54 in der Deckelfolie
11 gebildet. In der Grundplatte 10 ist eine Haltstruktur 7 in Form einer Vertiefung
72 im Bereich der Halteposition 6 für das zweite Flüssigkeitsvolumen 42 angebracht.
[0068] In Figur 6 werden im Bereich der Zugabeöffnung 5 für das zweite Flüssigkeitsvolumen
42 in der Fluidkammer 2 zwei sich von der Grundplatte 10 bis zur Deckefolie 11 erstreckende
Stelen 73 als Haltestrukturen 7 im Bereich der Halteposition 6 ausgebildet. Ein über
die Zugabeöffnung 5 aufgegebenes zweites Fluidvolumen 42 wird in diesem Fall zwischen
den seitlichen Wand- 21, Boden- 22 und Deckelflächen 23 der Fluidkammer 2 und den
Oberflächen der Stelen 73 gehalten. Alternativ hierzu können auch andere die Kontaktfläche
zwischen zweitem Flüssigkeitsvolumen 42 und der Fluidkammer 2 erhöhende Oberflächenstrukturen
als Haltestrukturen 7 im Bereich der Halteposition 6 für das zweite Flüssigkeitsvolumen
42 angebracht werden.
[0069] In Figur 7 wird eine erfindungsgemäße mikrofluidische Struktur 1 im Bereich eines
Sackgassenkanals 32 eines Lab-on-a-Chip dargestellt. Im Betrieb wird ein erstes Flüssigkeitsvolumen
41 über eine Druckdifferenz in einem Hauptkanal 33 angetrieben. Sobald das erste Flüssigkeitsvolumen
41 im Bereich der Kreuzung 34 von Haupt- 33 und Sackgassenkanal 32 gelangt ist, wird
im Hauptkanal 33 in Fließrichtung vor dem ersten Flüssigkeitsvolumen 41 ein Druck
aufgebaut, ohne den in Fließrichtung hinter dem ersten Flüssigkeitsvolumen 41 anliegenden
Druck zu erniedrigen. Da in einem großvolumigen Reservoir 35 am toten Ende des Sackgassenkanals
32 ein kompressibles Fluid, beispielweise ein Gas oder Luft eingeschlossen ist, dringt
das erste Flüssigkeitsvolumen 41 in den Sackgassenkanal 32 ein und wird durch weitere,
aufeinander abgestimmte Erhöhung der beiden Drücke im Hauptkanal 33 weiter in den
Sackgassenkanal 32 über die erfindungsgemäße mikrofluidische Struktur 1 hinaus angetrieben,
wobei ein in einer Fluidkammer 2 im Sackgassenkanal 32 vorgehaltenes zweites Flüssigkeitsvolumen
42 mit dem ersten Flüssigkeitsvolumen 41 vereinigt wird. Durch anschließende Verringerung
der Drücke im Hauptkanal 33 wird das vereinigte Flüssigkeitsvolumen 41 + 42 wieder
aus dem Sackgassenkanal 32 heraus in den Hauptkanal 33 getrieben und dort weitergefördert.
[0070] In Figur 8 wird ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen mikrofluidischen Struktur
1 mit einer die Vereinigung der Flüssigkeitsvolumina unterstützenden Struktur gezeigt.
Die Fluidkammer 2 weist in diesem Fall im Bereich der Mündung des Zuleitungskanals
3 in die Fluidkammer 2 eine in die asymmetrisch ausgeformte Fluidkammer 2 hineinragende
Einbuchtung 24 der seitlichen Wandfläche 21 der Fluidkammer 2 auf. Durch diese Struktur
24 wird das in die Fluidkammer 2 eindringende erste Flüssigkeitsvolumen 41 in Richtung
der gegenüber der Einbuchtung 24 liegenden seitlichen Wandfläche 21 gedrängt, so dass
ein Aufweiten des ersten Flüssigkeitsvolumens 41 über den vollen Fluidkammerquerschnitt
durch Benetzung aller Seitenflächen 21 der Fluidkammer gefördert wird.
[0071] In Figur 9 wird ein Lab-on-a-Chip 100 zur Durchführung einer PCR-Reaktion in der
Draufsicht dargestellt, der unter anderem die erfindungsgemäße mikrofluidische Struktur
1 Q1, 102, 161, 171 mehrfach und in unterschiedlichen Ausformungen enthält.
[0072] Beim Betreiben des Lab-on-a-Chip 100 wird eine lysierte Probe über eine Öffnung 110
im Lab-on-a-Chip 100 per Spritzenpumpe (nicht eingezeichnet) in den Chip 100 aufgegeben
und in einer ersten erfindungsgemäßen mikrofluidischen Struktur 101 mit einer in der
Fluidkammer 105 gelagerten Flüssigkeitsmischung 141 mit darin enthaltenen Reagenzien
für eine Reverse Transkription / präPCR vereinigt. In einem in Fließrichtung nachfolgend
angeordneten mäanderförmigen mikrofluidischen Kanal 151 erfolgt eine vollständige
Mischung der Probe mit der Flüssigkeitsmischung 141. Die gebildete Mischung wird anschließend
über eine durch ein Drehventil 152 (gestrichelte kreisförmige Linie) freigegebene
fluidische Verbindung in die PCR Kammer 153 befördert.
[0073] Die korrekte Positionierung der Mischung genau in der PCR-Kammer wird über Lichtschranken
154, 157 überwacht, die je nach Befüllungsgrad der Kanäle am Ende der PCR-Kammer 153
ein Lichtsignal direkt auf einen Detektor (nicht eingezeichnet) gelangen lassen bzw.
das Lichtsignal total reflektieren. Die Weiterförderung der Probe per Spritzenpumpe
stoppt, sobald eine Signaländerung an der Lichtschranke154 detektiert und damit die
vollständige Befüllung der PCR-Kammer 153 bestätigt ist. Anschließend wird die PCR
Kammer 153 über das Drehventil 152 fluidisch von den übrigen Kanälen im Chip 100 getrennt
und es erfolgt unter zyklisch ablaufenden Temperaturverläufen die prä-Amplifizierungsreaktion.
Die Beheizung erfolgt über im Betreibergerät angebrachte Heizbacken, die im Betrieb
an der PCR-Kammer 153 anliegen, Darauffolgend wird durch das Drehventil 152 eine fluidische
Verbindung zwischen der PCR-Kammer 153 und einem weiteren Kanal 155 auf dem Chip mit
einem weiteren mäanderförmigen, mikrofluidischen Kanal 156 zur Mischung sowie einer
weiteren erfindungsgemäßen mikrofluidischen Struktur 102 zur Vereinigung zweier Flüssigkeitsvolumina
freigegeben. Diese erfindungsgemäße mikrofluidische Struktur 102 zur Vereinigung zweier
Flüssigkeitsvolumina weist am Ableitungskanal 104 eine mit einer hydrophoben bzw.
nicht benetzbaren, semipermeablen Membran verschlossene Ausgangsöffnung 111 zur Umgebung
auf. An dieser Öffnung 111 kann über ein Betreibergerät (nicht Bestandteil der Figur)
ein Unterdruck angelegt werden, der für eine druckbetriebene Beförderung der amplifizierten
Probenlösung in diese Struktur 102 sorgt. Sobald eine Flüssigkeit an der gaspermeablen
und flüssigkeitsundurchlässigen Membran in der Öffnung 111 anliegt, wird durch einen
gemessenen Druckanstieg die Beförderung gestoppt. Eine in dieser erfindungsgemäßen
mikrofluidischen Struktur 102 zuvor über eine Zugabeöffnung eingelagerte Oligonukleotidmischung
142 wird mit der amplifizierten Probenlösung vereinigt. In einem weiteren Prozessschritt
wird an einer zweiten, am Zuleitungskanal 103 befindlichen Öffnung 112 zur Umgebung,
die ebenfalls mit einer hydrophoben bzw. nicht benetzbaren, semipermeablen Membran
verschlossen ist, über ein Betreibergerät ein Überdruck aufgegeben. Die gesamte in
der mikrofluidischen Struktur 102 anstehende Lösung wird auf diese Weise von einem
Überstand außerhalb der in der mikrofluidischen Struktur 102 getrennt. Der Überstand
wird durch den Überdruck und eine entsprechende Schaltung des Drehventils 152 über
einen Kanal 158 in einen Abfall-Kanal auf dem Lab-on-a-Chip geleitet (hier nicht eingezeichnet).
Die in der mikrofluidischen Struktur 102 noch vorhandene, nun abgemessene Probenflüssigkeit
wird durch einen an der Öffnung 111 am Ableitungskanal 104 angelegten Überdruck und
eine entsprechende Schaltung des Drehventils 152 erneut in die PCR-Kammer 153 befördert.
Auch in diesem Fall wird die korrekte Befüllung der PCR-Kammer 153 über eine Lichtschranke
157 erkannt und geregelt. Nach erneuten zyklischen Temperaturdurchläufen in der PCR-Kammer
153 wird die amplifizierte Probenlösung über zwei weitere erfindungsgemäße mikrofluidische
Strukturen 161, 171 zur Vereinigung zweier Flüssigkeitsvolumina mit den erforderlichen
Verdünnungspufferlösungen 162, 172 vereinigt und über eine Ausgangsöffnung 180 aus
dem Lab-on-a-Chip 100 in eine Detektionsvorrichtung (nicht dargestellt) weitergefördert.
[0074] Wegen der in der ersten Struktur 161 zu vereinigenden größeren Flüssigkeitsvolumina,
weist die in Fließrichtung erste mikroffuidische Struktur 161 Haltestrukturen 163
im Bereich der Halteposition 164 für den in der Fluidkammer 167 eingelagerten ersten
Verdünnungspuffer auf. Die Haltestrukturen 163 werden in diesem Fall durch kleine
Einbuchtungen 165, 166 in die Fluidkammer 167 zu Beginn der Halteposition 164 gebildet.
Weiterhin weist diese erste mikrofluidische Struktur 161 eine einseitige Querschnittsverengung
168 beim Übergang vom Zuleitungskanal 169 zur Fluidkammer 168 auf, die ein Aufspannen
der Probenlösung beim Befördern in die Fluidkammer 168 unterstützt.
[0075] Die Fluidkammern 107, 105, 167, 177 in diesem Lab-on-a-Chip 100 sind in Strömungsrichtung
asymmetrisch ausgeformt, wobei die Zugabeöffnungen 106, 108, 166, 176 und Haltepositionen
164 im Bereich der einseitigen Ausbuchtung der Fluidkammern 107, 105, 167, 177, abseits
der zentralen Strömungslinie vom Zuleitungs- 169, 103 zum Ableitungskanal 104 durch
die Fluidkammer 107, 105, 167, 177, angeordnet sind.
[0076] Die im Lab-on-a-Chip 100 enthaltenen Kanäle können beispielsweise über ein Drehventil,
wie der in der deutschen Anmeldung
DE 102008002674.3 beschrieben, in unterschiedlicher Weise miteinander verbunden werden, so dass unterschiedliche
Fließwege geschaltet werden können. Dabei werden die Öffnungen der zu verbindenden
Kanäle zu einer Chipoberfläche von einem aufliegenden Ventilkörper (nicht eingezeichnet,
Auflagefläche ist durch unterbrochene kreisförmige Linie angedeutet) abgedichtet.
Der Ventilkörper weist Ausnehmungen auf die geeignet sind, verschiedene der Öffnungen
der Kanäle des Lab-on-a-Chip fluidisch miteinander zu verbinden.
Bezugszeichenliste
[0077]
- 1, 1' 1a, 1b, 101, 102, 161, 171
- mikrofluidische Struktur
- 2, 2', 2a, 2b, 105, 167, 177, 107
- Fluidkammer
- 3, 3', 3a, 3b, 103, 169
- Zuleitungskanal
- 4, 4', 4a, 4b, 104
- Ableitungskanal
- 5, 5', 5a, 5b, 106, 108, 176, 166
- Zugabeöffnung
- 6, 164
- Halteposition
- 7, 1B3
- Haltestrukturen
- 10
- Grundplatte
- 11
- Deckelfolie
- 29
- seitliche Wandfläche
- 22
- Bodenfläche
- 23
- Deckelfläche
- 24, 165, 168
- Einbuchtung
- 25
- größte Querschnittsfläche der Fluidkammer
- 31, 155, 158
- Kanal
- 32
- Sackgassenkanal
- 33
- Hauptkanal
- 34
- Kreuzung
- 35
- Reservoir
- 41
- erstes Flüssigkeitsvolumen
- 42, 42a, 42b
- zweites Flüssigkeitsvolumen
- 43
- drittes Flüssigkeitsvolumen
- 51
- Ausnehmung
- 52
- Septum
- 53
- verschiebbares Dichtelement
- 54
- Öffnung
- 71
- kurze Stelen
- 72
- Vertiefung
- 73
- Stelen
- 100
- Lab-on-a-Chip oder mikrofluidisches System
- 110, 111, 112
- Öffnung
- 121
- Überstand
- 141
- Flüssigkeitsmischung Reverse Transkription / prä-PCR
- 151, 156
- mäanderförmiger, mikrofluidischer Kanal
- 152
- Drehventil
- 153
- PCR-Kammer
- 154, 157
- Lichtschranke
- 162, 172
- Verdünnungspufferlösungen
- 168
- Querschnittsverengung
- 180
- Ausgangsöffnung
- B
- größte Breite des Querschnitts der Fluidkammer in Fließrichtung
1. Druckbetreibbare, mikrofluidische Struktur (1, 1', 1a, 1b, 101, 102, 161, 171) zur
blasenfreien Vereinigung zweier Flüssigkeitsvolumina
mit einer Fluidkammer (2, 2', 2a, 2b, 105, 107, 167, 177), die eine Zugabeöffnung
(5, 5', 5a, 5b, 106, 108, 166, 176) sowie je einen in die Fluidkammer (2, 2', 2a,
2b, 105, 107, 167, 177) mündenden Zu- (3, 3', 3a, 3b, 103, 169) und Ableitungskanal
(4, 4', 4a, 4b, 104) aufweist,
wobei die Fluidkammer (2, 2', 2a, 2b, 105, 107, 167, 177) einen in Durchströmungsrichtung
vom Zuleitungs- (3, 3', 3a, 3b, 103, 169) zum Ableitungskanal (4, 4', 4a, 4b, 104)
gegenüber dem Zuleitungskanal (3, 3', 3a, 3b, 103, 169) aufgeweiteten Fluidkammerquerschnitt
aufweist und eingerichtet ist durch den aufgeweiteten Querschnitt, ein im Wesentlichen
druckgetriebenes, durch den Zuleitungskanal (3, 3', 3a, 3b, 103, 169) und durch die
Fluidkammer (2, 2', 2a, 2b, 105, 107, 167, 177) geleitetes erstes Flüssigkeitsvolumen
(41) auf einen zumindest annähernd dem vollen Querschnitt der Fluidkammer (2, 2',
2a, 2b, 105, 107, 167, 177) entsprechenden Querschnitt aufzuweiten,
wobei die Fluidkammer (2, 2', 2a, 2b, 105, 107, 167, 177) eine Halteposition (6, 164)
aufweist und derart ausgebildet ist, dass ein durch die Zugabeöffnung (5, 5', 5a,
5b, 106, 108, 166, 176) in die Fluidkammer (2, 2', 2a, 2b, 105, 107, 167, 177) aufzugebendes,
zweites Flüssigkeitsvolumen (42, 42a, 42b, 43, 141, 142, 162, 972), im Bereich der
Halteposition (6, 164) gehalten werden kann und wobei das zweite Flüssigkeitsvolumen
(42) beim druckgetriebenen Durchleiten des ersten Flüssigkeitsvolumens (41) von diesem
aufgenommen und als vereinigtes Flüssigkeitsvolumen (41 + 42) durch die Fluidkammer
(2, 2', 2a, 2b, 105, 107, 167, 177) in den Ableitungskanal (4, 4', 4a, 4b, 104) weitergeleitet
werden kann.
2. Mikrofluidische Struktur (1, 1', 1a, 1b, 101, 102, 161, 171) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluidkammer (2, 2', 2a, 2b, 105, 107, 167, 177) einen um nicht mehr als 5-fache,
besonders bevorzugt einen um nicht mehr als das 2,5-fache aufgeweiteten, größten Querschnitt
gegenüber dem Zuleitungskanal (3, 3', 3a, 3b, 103, 169) aufweist.
3. Mikrofluidische Struktur (1, 1', 1a, 1b, 101, 102, 161, 171) nach Anspruch 1 oder
2, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufweitung auf den in Fließrichtung größten Querschnitt der Fluidkammer (2, 2',
2a, 2b, 105, 107, 167, 177) als stetige Aufweitung ausgeformt ist.
4. Mikrofluidische Struktur (1, 1', 1a, 1b, 101, 102, 161, 171) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest die Oberflächen der Fluidkammer (2, 2', 2a, 2b, 105, 107, 167, 177) und
des Zuleitungkanals (3, 3', 3a, 3b, 103, 169) benetzbar ausgebildet sind.
5. Mikrofluidische Struktur (1, 1', 1 a, 1 b, 101, 102, 161, 171) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zugabeöffnung (5, 5', 5a, 5b, 106, 108, 166, 176) und/oder Halteposition (6,
164) abseits einer zentralen Strömungslinie vom Zuleitungskanal (3, 3', 3a, 3b, 103,
169) durch die Fluidkammer (2, 2', 2a, 2b, 105, 107, 167, 177) zum Ableitungskanal
(4, 4', 4a, 4b, 104) angeordnet sind.
6. Mikrofluidische Struktur (1, 1', 1a, 1b, 101, 102, 161, 171) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zugabeöffnung (5, 5', 5a, 5b, 106, 108, 166, 176) verschließbar ist.
7. Mikrofluidische Struktur (1, 1' 1a, 1b, 101, 102, 161, 171) nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Zugabeöffnung (5, 5', 5a, 5b, 106, 108, 166, 176) selbsttätig verschließend ausgebildet
ist, bspw. durch Anbringen eines Septums (52) oder eine elastische Deckelfolie (11).
8. Mikrofluidische Struktur (1, 1', 1a, 1b, 101, 102, 161, 171) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Öffnungsweite der Zugabeöffnung (5, 5', 5a, 5b, 106, 108, 186, 176) klein, d.h.
kleiner als 1/20 und besonders bevorzugt kleiner als 1/100, gegenüber der größten
Querschnittsfläche der Fluidkammer ist.
9. Mikrofluidische Struktur (1, 1', 1 a, 1 b, 101, 102, 161, 171) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluidkammer (2, 2', 2a, 2b, 105, 107, 167, 177) mehrere Zugabeöffnungen (5, 5',
5a, 5b, 106, 108, 166, 176) aufweist.
10. Mikrofluidische Struktur (1, 1', 1a, 1b, 101, 102, 161, 171) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Fluidkammern (2, 2', 2a, 2b, 105, 107, 167, 177) hintereinander angeordnet
sind.
11. Mikrofluidische Struktur (1, 1', 1a, 1b, 101, 102, 161, 171) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Halteposition (6, 164) nur einen Teil des Fluidkammerquerschnitts einnimmt.
12. Mikrofluidische Struktur (1, 1', 1a, 1b, 101, 102, 161, 171) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Halteposition (6, 164) derart mit Haltestrukturen (7, 163) versehen ist, dass
durch Bildung einer größeren Oberfläche im Bereich der Halteposition (6, 164), und
/ oder Erzeugung einer höheren Haftung im Bereich der Halteposition (6, 164) durch
Oberflächenmodifikation das zweite Flüssigkeitsvolumen (42, 42a, 42b, 43, 141, 142,
162, 172) sicher gehalten wird.
13. Mikrofluidische Struktur (1, 1', 1a, 1b, 101, 102, 161, 171) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluidkammer (2, 2', 2a, 2b, 105, 107, 167, 177) in Strömungsrichtung nur einseitig
aufgeweitet und 1 oder asymmetrisch geformt ist zur Ausbildung der Halteposition (6,
164) in der Aufweitung.
14. Mikrofluidische Struktur (1, 1', 1a, 1b, 101, 102, 161, 171) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zugabeöffnung (5, 5', 5a, 5b, 106, 108, 166, 176) durch ein Betreibergerät geöffnet
und geschlossen werden kann.
15. Lab-on-a-Chip (100) mit mindestens einer mikrofluidischen Struktur (1, 1', 1a, 1b,
101, 102, 161, 171) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Lab-on-Chip
(100) zusätzlich mehrere weitere Kanäle, Kammern und / oder Reservoirs aufweist.
16. Lab-on-a-Chip (100) nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine Kammer und / oder Reservoir bereits im Zuge der Herstellung mit Chemikalien
vorbefüllt wurde.
17. Lab-on-a-Chip (100) nach Anspruch 15 oder 16, dadurch gekennzeichnet, dass der Lab-on-a-Chip (100) die mikrofluidische Strukturen (1, 1', 1a, 1b, 101, 102,
161, 171) mindestens zweifach in Fließrichtung der Fluide aufeinanderfolgender oder
auch paralleler Anordnung aufweist.