TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Bearbeitung von Werkstücken
mittels Wasserstrahlen. Sie betrifft ein Verfahren zum Bearbeiten, insbesondere Reinigen,
eines Werkstücks mittels eines unter hohem Druck aus einer Düse austretenden, schleifmittelhaltigen
Wasserstrahls gemäss dem Oberbegriff des Anspruchs 1, sowie eine Wasserstrahlanlage
zur Durchführung des Verfahrens. Darüber hinaus betrifft die Erfindung ein Verfahren
zur Anwendung des erfindungsgemässen Wasserstrahlverfahrens.
STAND DER TECHNIK
[0002] Komponenten von Kraftwerksanlagen unterliegen während ihres Betriebs einer hohen
mechanischen und thermischen Beanspruchung. Dies gilt in besonderem Masse für dem
Heissgasstrom ausgesetzte Komponenten von Gasturbinen, deren Oberflächen neben den
extremen mechanischen und thermischen Beanspruchungen ausserdem unerwünschten thermischen
und chemischen Reaktionen unter Bildung nichtmetallischer Schichten, wie Zunder oder
Korrosionsbeläge, ausgesetzt sind mit negativen Auswirkungen auf das Betriebsverhalten.
Dies macht regelmässige Wartungsintervalle zur Überprüfung des Zustands dieser Komponenten
und zu deren Ausbau und/oder Reinigung, Reparatur oder ggf. Austausch erforderlich.
[0003] Verfahren zum Reinigen von Gasturbinenkomponenten, wie beispielsweise von Schaufeln,
sind in vielfältiger Ausprägung bekannt. Zu den auf diesem Gebiet bekannten und eingeführten
Verfahren zählt das Sandstrahlen. Auf einen Druck von mehreren Bar komprimierte Luft,
der ein Abrasivstoff zugesetzt wird, wird auf die zu behandelnde Oberfläche geleitet.
Die mit hoher Energie auf die Oberfläche auftreffenden Partikel des Abrasivstoffs
bewirken einen Reinigungseffekt. Nachteile dieser Verfahren liegen jedoch in einer
ungenauen Steuerung und in einem relativ groben Materialabtrag mit nachteiligen Veränderungen
der Oberflächengüte des Werkstücks.
[0004] Eine andere Gattung von Reinigungsverfahren beruht auf der Hochdruckwasserstrahltechnik,
wobei reine oder mit einem Schleifmittel versetzte Wasserstrahlen auf die zu reinigende
Oberfläche aufgebracht werden. Die Hochdruckwasserstrahltechnik setzt Wasserdrücke
von bis zu 600 MPa ein, um einen Hochgeschwindigkeitswasserstrahl zu erzeugen. Ein
solcher Hochgeschwindigkeitswasserstrahl kann als in alle Richtungen wirkendes Werkzeug
für Schneid- oder Reinigungsanwendungen eingesetzt werden.
[0005] Abhängig von der jeweiligen Anwendung werden nach drei verschiedenen Prinzipien arbeitende
Wasserstrahlen benutzt, nämlich:
- (1) reine Wasserstrahlen (siehe Fig. 1),
- (2) schleifmittelhaltige Wasserstrahlen, die durch Eintrag eines Schleifmittels in
einen vorher erzeugten reinen Wasserstrahl generiert werden (Abrasive Injection Water
Jets AIWJ; siehe Fig. 2), und
- (3) schleifmittelhaltige Wasserstrahlen, bei denen der Strahl durch den Austritt einer
unter Druck stehenden Suspension des Schleifmittels aus einer Düse erzeugt wird (Abrasive
Suspension Water Jets ASWJ; siehe Fig. 3).
[0006] Bei dem in Fig. 1 vereinfacht dargestellten ersten Prinzip wird in einer Wasserstrahlanlage
10 Wasser über eine Wasserzuleitung 11 einer Druckpumpe 12 zugeführt und mit hohem
Druck in eine Druckleitung 13 gepumpt, die zu einer geeigneten Düse 14 führt. Das
unter hohem Druck stehende Wasser in der Druckleitung 13 tritt dann bei Bedarf unter
Bildung eines hochenergetischen Wasserstrahls aus der Düse 14 aus. Mit derartigen
reinen Wasserstrahlen können weiche Materialien wie z.B. Stoffe, Leder, verfestigte
Schäume, Lebensmittel etc. geschnitten werden.
[0007] Für Reinigungsanwendungen werden hauptsächlich mit einem reinen Wasserstrahl arbeitende
Systeme eingesetzt. Typische Parameter für die Reinigung mit reinem Wasserstrahl sind
Arbeitsdrücke bis zu 300 MPa und Volumendurchsätze von etwa 30 Liter/min, die zu einem
hohen Energieverbrauch führen (bis zu 150 kW). Entsprechende Hochdruckpumpen sind
ebenfalls sehr teuer.
[0008] Bei dem in Fig. 2 dargestellten zweiten Prinzip wird in einer Wasserstrahlanlage
20 wiederum Wasser über eine Wasserzuleitung 11 einer Druckpumpe 12 zugeführt und
mit hohem Druck in eine Druckleitung 13 gepumpt, die zu einer geeigneten Düse 14 führt.
Das unter hohem Druck stehende Wasser in der Druckleitung 13 tritt dann bei Bedarf
unter Bildung eines hochenergetischen Wasserstrahls aus der Düse 14 aus. In einem
nachfolgenden Mischrohr 16 wird dem reinen Wasserstrahl dann in einer Eintragvorrichtung
17 ein Schleifmittel zugemischt, das über eine Schleifmittelzuführung 18 herangeführt
worden ist. Am Ende des Mischrohres 16 tritt dann ein hochenergetischer schleifmittelhaltiger
Wasserstrahl 19 aus. Eine solche Anlage ist beispielsweise in der Druckschrift
WO-A1-2005/051598 beschrieben. Derartige AIWJ-Strahlen (abrasive injection water jets) werden hauptsächlich
bei stationären Schneidanwendungen eingesetzt. Mit ihnen können alle technischen Materialien
geschnitten werden wie:
- alle Metalle (Stahl, Aluminium, Kupfer, Titan etc.)
- Glas
- Synthetische Materialien
- Verbundwerkstoffe, und
- Beton.
[0009] Die nach dem dritten Prinzip erzeugten ASWJ-Strahlen (abrasive suspension water jets)
werden generell für mobile und Spezialanwendungen eingesetzt. Die Vorteile der ASWJ-Strahlen
gegenüber den nach dem zweiten Prinzip erzeugten AIWJ-Strahlen sind ein höherer Wirkungsgrad
(bis zu einem Faktor 4-5 höher) und die Möglichkeit, diese Strahlen in allen Lagen
und Umgebungen einsetzen zu können.
[0010] Bei dem in Fig. 3 dargestellten dritten Prinzip wird in einer Wasserstrahlanlage
30 wiederum Wasser über eine Wasserzuleitung 11 einer Druckpumpe 12 zugeführt und
mit hohem Druck (bis zu 200 MPa) in eine Druckleitung 13 gepumpt, die zu einer geeigneten
Düse 14 führt. An einem T-Stück 21 wird der Wasserstrom aufgeteilt. Ein Teil strömt
über ein erstes Drosselventil 27 und ein Mischstück 28 direkt zur Düse 14. Eine zweiter,
kleinerer Teil fliesst in einer Bypassleitung 23 über ein zweites Drosselventil 22
in einen mit Schleifmittel gefüllten und nach Entfernung eines Blindstopfens 25 nachfüllbaren
Drucktank 24 und von dort über ein Absperrventil 26 zum Mischstück 28. Während das
Wasser durch den Drucktank 24 strömt, reisst es die Schleifmittelteilchen mit. Die
entstehende Wasser/Schleifmittel-Mischung wird dann im Mischstück 28 in den Haupt-Wasserstrom
gegeben. Mit den Drosselventilen 22 und 27 kann der Anteil an Schleifmittel in dem
aus der Düse 14 austretenden schleifmittelhaltigen Wasserstrahl 29 gesteuert werden.
Ein solches System ist beispielsweise in der Druckschrift
DE-A1-199 09 377 beschrieben.
[0011] Hauptnachteile der derzeit bekannten, nach dem dritten Prinzip mit Drücken zwischen
50 MPa und 200 MPa arbeitenden Systeme sind:
- die ungenaue Steuerung des Schleifmittelanteils in der Suspension;
- die fehlende Möglichkeit eines kontinuierlichen Betriebs, da nach einer gewissen Zeit
der Betrieb unterbrochen und der Drucktank mit Schleifmittel wieder aufgefüllt werden
muss; und
- die hohen Arbeitsdrücke erfordern dementsprechend dimensionierte Komponenten der Wasserstrahlanlage
mit der Folge einer erschwerten Handhabung und eines begrenzten Einsatzbereichs hinsichtlich
enger Raumverhältnisse.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0012] Es ist Aufgabe der Erfindung, ein insbesondere für Reinigungsanwendungen geeignetes
Verfahren zum Behandeln von Werkstücken mittels eines unter hohem Druck aus einer
Düse austretenden, schleifmittelhaltigen Wasserstrahls anzugeben, welches kontinuierliche
betrieben werden kann und die vorstehend geschilderten Nachteile bekannter Verfahren
vermeidet, sowie eine Wasserstrahlanlage zur Durchführung des Verfahrens zu schaffen.
[0013] Insbesondere liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein solches Verfahren und
eine solche Anlage bereitzustellen, die den Anforderungen eines Einsatzes für Kraftwerksanlagen,
beispielsweise Turbinen, gewachsen sind. Dieses Anwendungsgebiet erfordert einen wirksamen
Einsatz unter engen Raumverhältnissen, wie in engen Spalten, und stellt darüber hinaus
hohe Anforderungen an die Oberflächengüte nach der Bearbeitung.
[0014] Diese Aufgaben werden durch die Gesamtheit der Merkmale der unabhängigen Ansprüche
gelöst. Wesentlich für die Erfindung ist, dass in einem ersten Schritt bei Normaldruck
eine Schleifmittel und Wasser enthaltende Schleifmittelsuspension bereitgestellt wird,
dass in einem zweiten Schritt die bereitgestellte Schleifmittelsuspension auf einen
über Normaldruck liegenden Arbeitsdruck gebracht wird, und dass in einem dritten Schritt
aus der unter dem Arbeitsdruck stehenden Schleifmittelsuspension mittels einer Düse
ein schleifmittelhaltiger Wasserstrahl erzeugt wird.
[0015] Durch die bei Normaldruck vorgenommen Zubereitung der Suspension kann fortlaufend
Suspension bereitgestellt werden, ohne dass die Strahlerzeugung und -anwendung unterbrochen
werdenmüssen. Das im Wasser enthaltene Schleifmittel verstärkt dabei in an sich bekannter
Weise massiv die Reinigungswirkung des Strahls.
[0016] Gemäss einer Ausgestaltung der Erfindung wird zur Bereitstellung der unter Normaldruck
stehenden Schleifmittelsuspension in einem offenen Mischbehälter eine Mischung mit
Wasser und dem Schleifmittel hergestellt. Hierdurch ist gewährleistet, dass die Suspension
im Mischbehälter jederzeit ohne Schwierigkeiten ergänzt werden kann.
[0017] Vorzugsweise wird die Mischung in dem Mischbehälter fortlaufend, insbesondere mittels
eines Rührwerks, in Bewegung gehalten.
[0018] Eine andere Ausgestaltung des erfindungsgemässen Verfahrens zeichnet sich dadurch
aus, dass ein Arbeitsdruck von mehreren MPa, insbesondere von etwa 15 MPa bis 25 MPa,
verwendet wird. Der vergleichsweise niedrige Arbeitsdruck ermöglicht den Einsatz kostengünstigerer
Komponenten (z.B. Pumpen) und reduziert den Energieverbrauch. Ein herausragender Vorteil
der Erfindung besteht ausserdem darin, dass der niedrige Arbeitsdruck den Einsatz
gering dimensionierter und flexibler Komponenten der Wasserstrahlanlage, wie Druckleitungen
und Reinigungsköpfe, gestattet, wodurch es mit Hilfe der Erfindung nunmehr möglich
ist, auch schwer zugängliche Oberflächen wirksam zu behandeln. Dadurch kann in bestimmten
Fällen auf den aufwändigen Ausbau der zu reinigenden Werkstücke verzichtet werden.
Gerade im Kraftwerksbau stellt dies einen nicht zu unterschätzenden Vorteil dar, der
zu erheblichen Kosteneinsparungen für den Kraftwerksbetreiber führt.
[0019] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsart wird dem Wasser ein Schleifmittel
mit einer Härte von mindestens 7 gemäss Mohs-Skala zugesetzt. Die Schleifmittelpartikel
weisen einen Durchmesser im Bereich von 0,1 mm bis 0,3 mm auf.
[0020] Bevorzugt wird die Schleifmittelsuspension mittels einer Pumpe auf den Arbeitsdruck
gebracht und die auf Arbeitsdruck gebrachte Schleifmittelsuspension über eine Druckleitung
vom Ausgang der Pumpe direkt zur Düse geleitet, wobei als Pumpe insbesondere eine
Membranpumpe verwendet wird.
[0021] Eine Ausgestaltung der erfindungsgemässen Wasserstrahlanlage ist
dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpe eine Membranpumpe ist, dass die Membranpumpe eine von einer Membran begrenzte
Pumpenkammer aufweist, die über ein Einlassventil mit der Ansaugleitung und über ein
Auslassventil mit der Druckleitung in Verbindung steht, und dass die Ventile jeweils
eine einen zentralen Ventildurchgang ausbildende Ventilbuchse umfassen, die am stromabwärts
liegenden Ende durch ein auf einem Ventilsitz aufliegendes, entgegen der Strömungsrichtung
federnd vorgespanntes Schliesselement verschlossen ist. Der Einsatz einer Membranpumpe
hat im Vergleich zu anderen Pumpengattungen, wie Kolbenpumpen, den Vorteil eines geringen
Verschleisses.
[0022] Eine bevorzugte Weiterbildung zeichnet sich dadurch aus, dass die Ventilbuchse und
das Schliesselement der Ventile aus einem Hartmetall, insbesondere Wolframcarbid,
hergestellt sind, und dass die Ventilsitze eingeschliffen sind. Insbesondere ist das
Schliesselement in dem zum Ventilsitz korrespondierenden Bereich kugelförmig ausgebildet
und durch eine Druckfeder in Schliessrichtung vorgespannt.
[0023] Eine andere Ausgestaltung der erfindungsgemässen Anlage ist
dadurch gekennzeichnet, dass in der Druckleitung ein Überdruckventil angeordnet ist.
[0024] Vorzugsweise weist der Mischbehälter ein mit einem Motor ausgestattetes Rührwerk
auf und ist als offener Behälter ausgebildet.
[0025] Das erfindungsgemässe Verfahren wird mit Vorteil für Schneid- und/oder Reinigungsaufgaben
bei Kraftwerkskomponenten, insbesondere Kesseln, Wärmeübertragern und Turbinen eingesetzt.
[0026] Durch Anwendung der erfindungsgemässen, in den Ansprüchen näher definierten Merkmale
ist es erstmals gelungen, die Vorteile verschiedener bekannter Verfahren der Wasserstrahltechnik
in vorteilhafter Weise zu vereinen und dieser Technik damit neue Anwendungsmöglichkeiten
zu erschliessen.
KURZE ERLÄUTERUNG DER FIGUREN
[0027] Die Erfindung soll nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen im Zusammenhang mit
der Zeichnung näher erläutert werden. Es zeigen
- Fig. 1
- das vereinfachte Schema einer mit reinem Wasser arbeitenden Wasserstrahlanlage nach
dem Stand der Technik;
- Fig. 2
- das vereinfachte Schema einer mit Schleifmittelzusatz nach dem Injektionsprinzip arbeitenden
Wasserstrahlanlage nach dem Stand der Technik;
- Fig. 3
- das vereinfachte Schema einer mit Schleifmittelsuspension arbeitenden Wasserstrahlanlage
nach dem Stand der Technik;
- Fig. 4
- das vereinfachte Schema einer mit Schleifmittelsuspension arbeitenden Wasserstrahlanlage
gemäss einem Ausführungsbeispiel der Erfindung;
- Fig. 5
- den Längsschnitt durch ein herkömmliches Ein- bzw. Auslassventil einer für die Anlage
nach Fig. 4 geeigneten Membranpumpe; und
- Fig. 6
- den Längsschnitt durch ein gegenüber Fig. 5 modifiziertes und für die Anlage nach
Fig. 4 optimiertes Ein- bzw. Auslassventil.
WEGE ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0028] In Fig. 4 ist das vereinfachte Schema einer mit Schleifmittelsuspension arbeitenden
Wasserstrahlanlage gemäss einem Ausführungsbeispiel der Erfindung wiedergegeben. Die
Wasserstrahlanlage 40 umfasst einen Mischbehälter 31, eine eingangsseitig mit dem
Mischbehälter 31 über eine Ansaugleitung 35 in Verbindung stehende Membranpumpe 36
und eine über eine Druckleitung 39 an den Ausgang der Membranpumpe 36 angeschlossene
Düse 44.
[0029] Im Mischbehälter 31 wird unter Normaldruck eine Schleifmittelsuspension 34 angemischt
und bereitgehalten. Zum Mischen und Aufrechterhalten der Schleifmittelsuspension ist
ein Rührwerk 33 vorgesehen, das von einem Motor 32 angetrieben wird. Der Mischbehälter
31 kann oben offen sein, so dass bei Bedarf und ohne Betriebsunterbruch die Komponenten
der Schleifmittelsuspension nachgefüllt werden können. Das Arbeiten unter Normaldruck
erleichtert erheblich die kontrollierte Zugabe von Wasser und Schleifmittel in den
Mischbehälter 31 zur Aufrechterhaltung eines konstanten Mischungsverhältnisses. Varianten
einer automatisierten Beschickung des Mischbehälters 31 sind dabei bevorzugt und mit
vergleichsweise einfachen technischen Mitteln umsetzbar. Somit ist mit geringem apparativen
Aufwand ein kontinuierlicher Betrieb der Wasserstrahlanlage gewährleistet.
[0030] Die Membranpumpe 36, die eine von einer Membran 37 begrenzte Pumpenkammer 38 aufweist,
saugt bei einem Ansaughub (Bewegung nach links in Fig. 4) über ein Einlassventil 41
aus dem Mischbehälter 31 Suspension an und drückt sie in einem Arbeitshub (Bewegung
nach rechts in Fig. 4) über ein Auslassventil 42 mit hohem Druck in die Druckleitung
39. Die Suspension fliesst über die Druckleitung 39 (in der ein Überdruckventil angeordnet
ist, um Beschädigungen der Pumpe 36 durch Überdruck zu verhindern) direkt zu der aus
Hartmetall (Wolframcarbid) bestehenden Düse 44. Dort wird ein schleifmittelhaltiger
Wasserstrahl 45 ausgebildet, der je nach Erfordernis des Anwendungsfalls punktförmig,
gespreizt oder anderweitig geformt sein kann.
[0031] Wegen des Schleifmittelanteils im Wasserstrahl kann der Druck in der Druckleitung
39 gegenüber der mit reinem Wasser arbeitenden Technik (Fig. 1) von 200 MPa auf 15
MPa bis 25 MPa, vorzugsweise 20 MPa abgesenkt werden, ohne dass die Reinigungswirkung
beeinträchtigt wird. Dies erlaubt den Einsatz geringer dimensionierter Druckleitungen
in Form von Schläuchen mit Durchmessern unter 12 mm. Derartige Schläuche besitzen
eine hohe Flexibilität (Biegeradius kleiner als 50 mm) und sind daher auch für den
Einsatz unter engen Raumverhältnissen, wie sie beispielsweise innerhalb der Beschaufelung
von Turbinen herrschen, geeignet.
[0032] Wegen des Schleifmittelanteils in der gepumpten Suspension wird statt einer herkömmlichen
Kolbenpumpe eine Membranpumpe 36 eingesetzt, deren Aufbau und Funktion beispielsweise
in der Druckschrift
US-B2-6,899,530 beschrieben ist. Diese Pumpen werden üblicherweise zum Pumpen von korrosiven und
abrasiven Medien eingesetzt, dies jedoch bei vergleichsweise niedrigen Drücken. Im
vorliegenden Anwendungsfall wird mit einer solchen Pumpe die angesaugte Suspension
auf Drücke von etwa 15 MPa bis 25 MPa gebracht. Ein Betrieb bei diesen Drücken wird
dadurch erreicht, dass die Ein- und Auslassventile 41, 42, die einem besonderen Verschleiss
unterliegen, gemäss Fig. 5 und 6 modifiziert worden sind.
[0033] Membranpumpen sind volumetrisch arbeitende Pumpen, die durch die mechanische Verschiebung
von synthetischen Membranen Druck erzeugen. Um einen konstanten Druck und Durchfluss
zu erreichen, ist jede Pumpenkammer (38 in Fig. 4) mit zwei Ventilen (41, 42 in Fig.
4) ausgestattet. Eine Pumpe enthält meist drei bis fünf solcher Pumpenkammern. Wegen
der hohen Strömungsgeschwindigkeit der abrasiven Suspension beim Öffnen der Ventile
sind hauptsächliche diese dem Verschleiss ausgesetzt (die Erosion ist sehr stark von
der Geschwindigkeit der erodierenden Partikel abhängig).
[0034] Die standardmässige Konstruktion der Ventile der Pumpenkammer einer Membranpumpe
der beschriebenen Art ist in Fig. 5 wiedergegeben: Das Ventil 42' der Fig. 5 umfasst
eine (ringförmige) Ventilbuchse 46, die einen zentralen Ventildurchgang 50 begrenzt.
Ein scheibenförmiges Schliesselement 48' wird mittels einer Druckfeder 49 gegen einen
Ventilsitz 47' am stromabwärts gelegenen Ende der Ventilbuchse 46 gepresst und schliesst
so den Ventildurchgang 50 und damit die angrenzende Pumpenkammer ab. Wenn durch die
Membran 37 Druck in der Pumpenkammer 38 erzeugt wird, hebt das Schliesselement 48'
gegen den Druck der Feder 49 vom Ventilsitz 47' ab und eine Volumenstrom verlässt
die Pumpenkammer 38 durch den zugehörigen Ventildurchgang.
[0035] Ein Hauptproblem besteht beim Ventil 42' darin, dass, wenn das Ventil nicht oder
nicht mehr richtig schliesst, hohe lokale Strömungsgeschwindigkeiten am Ort der Leckage
entstehen und das Schliesselement 48' und die Ventilbuchse 46 sehr stark erodieren.
Selbst Wolframcarbid-Ventile werden so in weniger als einer halben Stunde erodiert.
Der Grund für die mangelnde Dichtigkeit bei solchen Standardventilen ist die mangelnde
Zentrierung des scheibenförmigen Schliesselements 48' in der Ventilbuchse 46: Das
Schliesselement 48' hat keine ausreichende Führung, und wegen der (flachen) Form des
standardmässigen Schliesselements 48' (eingeschliffener Radius des Ventilsitzes 47')
gibt es einige Bereiche, in denen kein Flächenkontakt zwischen dem Schliesselement
48' und dem Ventilsitz 47' besteht, wenn das Schliesselement 48' nicht perfekt zentriert
ist.
[0036] Um hier Abhilfe zu schaffen, ist die Ventilgeometrie gemäss Fig. 6 verändert worden.
Das Schliesselement 48 des Ventils 42 hat nunmehr die Form einer Kugel bzw. eines
Kugelabschnitts. Dies hat zur Folge, dass, auch wenn das Schliesselement 48 nicht
perfekt zentriert ist, dennoch am ganzen Umfang des Ventilsitzes 47 Flächenkontakt
herrscht und die Dichtigkeit gewährleistet ist. Gleichzeitig ist die Kontaktfläche
am Ventilsitz 47 erheblich vergrössert worden. Darüber hinaus sind alle Dichtflächen
eingeschliffen, um eine gute Abdichtung zu erzielen. Als Material für das Schliesselement
48 und die Ventilbuchse 46 wird Wolframcarbid verwendet. Es hat sich erwiesen, dass
durch diese Massnahmen die erforderlichen Wartungsintervalle erheblich verlängert
werden können. Intervalle von 50 Betriebsstunden und mehr haben sich als ausreichend
erwiesen.
[0037] Mit einer Anlage gemäss Fig. 4 kann nun im Dauerbetrieb ein schleifmittelhaltiger
Wasserstrahl mit einem Druck von etwa 15 MPa bis zu 25 MPa erzeugt werden, der mit
besonderem Vorteil auf dem Gebiet der Kraftwerkstechnik eingesetzt werden kann. Insbesondere
können folgende Reinigungsaufgaben erledigt werden:
- Bei Dampfkesseln können die Rohre der Rohrbündel gereinigt werden.
- Bei Turbinen können die Beschaufelung oder andere Komponenten gereinigt werden, wobei
auf einen Ausbau derselben häufig verzichtet werden kann, da nach der Erfindung selbst
Zwischenräume zwischen den Schaufeln im Einbauzustand wirksam gereinigt werden können.
Dies erlaubt erhebliche Kosteneinsparungen gegenüber herkömmlichen Methoden der Reinigung.
[0038] Des weiteren lassen sich nach der Erfindung im Kraftwerksbereich mit Vorteil Oberflächen
bearbeiten:
- Wasserstrahl-Honen: Es werden die zentralen Bohrungen von Dampfturbinen-Rotoren bearbeitet.
Hierdurch lassen sich gegenüber herkömmlichen Methoden die Maschinenzeiten erheblich
reduzieren.
- Schaufel-Aufarbeitung: Die Schaufeloberflächen von Gasturbinen werden bearbeitet,
um Oberflächenrisse zu beseitigen.
[0039] Gegenüber den auf reinen Wasserstrahlen basierenden Systemen ergeben sich dabei die
folgenden Vorteile:
- Weniger Energieverbrauch;
- Verbesserte Reinigungsleistung;
- Einstellbare Oberflächeneigenschaften bei den bearbeiteten Oberflächen;
- Überlegene Oberflächengüte;
- Einstellbare Materialabtragungsraten;
- Verbesserte Handhabbarkeit aufgrund des verringerten Druckes;
- Geringer dimensionierte Zuleitungen (beispielsweise mit einem Schlauchdurchmesser
von weniger als 12 mm) und Düsen;
- Geringer Biegeradius der Zuleitung von weniger als 50 mm ermöglicht einen Einsatz
unter engen Raumverhältnissen, selbst in engen Spalten;
- Geringere Anlagenkosten.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0040]
- 10,20,30,40
- Wasserstrahlanlage
- 11
- Wasserzuleitung
- 12
- Druckpumpe
- 13,39
- Druckleitung
- 14,44
- Düse
- 15
- Wasserstrahl
- 16
- Mischrohr
- 17
- Eintragvorrichtung
- 18
- Schleifmittelzuführung
- 19,29,45
- Wasserstrahl (schleifmittelhaltig)
- 21
- T-Stück
- 22,27
- Drosselventil
- 23
- Bypassleitung
- 24
- Drucktank (mit Schleifmittel)
- 25
- Blindstopfen
- 26
- Absperrventil
- 28
- Mischstück
- 31
- Mischbehälter
- 32
- Motor
- 33
- Rührwerk
- 34
- Schleifmittelsuspension
- 35
- Ansaugleitung
- 36
- Membranpumpe
- 37
- Membran
- 38
- Pumpenkammer
- 41
- Einlassventil
- 42,42'
- Auslassventil
- 43
- Überdruckventil
- 46
- Ventilbuchse
- 47,47'
- Ventilsitz
- 48,48'
- Schliesselement
- 49
- Druckfeder
- 50
- Ventildurchgang
1. Verfahren zum Bearbeiten eines Werkstücks mittels eines unter hohem Druck aus einer
Düse (44) austretenden, schleifmittelhaltigen Wasserstrahls (45), dadurch gekennzeichnet, dass in einem ersten Schritt bei Normaldruck eine Schleifmittel und Wasser enthaltende
Schleifmittelsuspension (34) bereitgestellt wird, dass in einem zweiten Schritt die
bereitgestellte Schleifmittelsuspension (34) auf einen über Normaldruck liegenden
Arbeitsdruck gebracht wird, dass in einem dritten Schritt die unter dem Arbeitsdruck
stehende Schleifmittelsuspension (34) einer Düse (44) zugeführt wird, und dass in
einem vierten Schritt ein schleifmittelhaltiger Wasserstrahl zwecks Beaufschlagung
der Werkstückoberfläche aus der Düse (44) austritt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Bereitstellung der unter Normaldruck stehenden Schleifmittelsuspension (34) in
einem offenen Mischbehälter (31) eine Mischung mit Wasser und dem Schleifmittel hergestellt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Mischung in dem Mischbehälter (31) fortlaufend, insbesondere mittels eines Rührwerks
(32, 33), in Bewegung gehalten wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Schleifmittelsuspension auf einen Arbeitsdruck von mehreren MPa gebracht wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, gekennzeichnet durch einen Arbeitsdruck von 15 MPa bis 25 MPa.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Schleifmittel eine Härte von mindestens 7 gemäss Mohs-Skala aufweist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Schleifmittelpartikel einen Durchmesser im Bereich von 0,1 mm bis 0,3 mm aufweisen.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Schleifmittelsuspension (34) mittels einer Pumpe (36) auf den Arbeitsdruck gebracht
wird, und dass die auf Arbeitsdruck gebrachte Schleifmittelsuspension (34) über eine
Druckleitung (39) vom Ausgang der Pumpe (36) direkt zur Düse (44) geleitet wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass als Pumpe eine Membranpumpe (36) verwendet wird.
10. Wasserstrahlanlage (40) zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1
bis 9, welche Wasserstrahlanlage (40) eine Düse (44) zur Ausbildung eines Wasserstrahls
(45) umfasst, welche über eine Druckleitung (39) an den Ausgang einer Druck erzeugenden
Pumpe (36) angeschlossen ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpe (36) eingangsseitig über eine Ansaugleitung (35) an einen eine Schleifmittelsuspension
(34) enthaltenden Mischbehälter (31) angeschlossen ist.
11. Wasserstrahlanlage nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpe eine Membranpumpe (36) ist.
12. Wasserstrahlanlage nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Membranpumpe (36) eine von einer Membran (37) begrenzte Pumpenkammer (38) aufweist,
die über ein Einlassventil (41) mit der Ansaugleitung (35) und über ein Auslassventil
(42) mit der Druckleitung (39) in Verbindung steht, und dass die Ventile (41, 42)
jeweils eine einen zentralen Ventildurchgang (50) ausbildende Ventilbuchse (46) umfassen,
die am stromabwärts liegenden Ende durch ein auf einem Ventilsitz (47) aufliegendes,
entgegen der Strömungsrichtung federnd vorgespanntes Schliesselement (48) verschlossen
ist.
13. Wasserstrahlanlage nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Ventilbuchse (46) und das Schliesselement (48) der Ventile (41, 42) aus einem
Hartmetall, insbesondere Wolframcarbid, hergestellt sind, und dass die Ventilsitze
(47) eingeschliffen sind.
14. Wasserstrahlanlage nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Schliesselement (48) in dem zum Ventilsitz (47) korrespondierenden Bereich kugelförmig
ausgebildet und durch eine Druckfeder (49) in Schliessrichtung vorgespannt ist.
15. Wasserstrahlanlage nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass in der Druckleitung (39) ein Überdruckventil (43) angeordnet ist.
16. Wasserstrahlanlage nach einem der Ansprüche 10 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass der Mischbehälter (31) ein mit einem Motor (32) ausgestattetes Rührwerk (33) aufweist,
und dass der Mischbehälter (31) als offener Behälter ausgebildet ist.
17. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 9 für Schneid- und/oder Reinigungsaufgaben
an Kraftwerkskomponenten, insbesondere Kesseln, Wärmeüberträgern oder Turbinen.