Technisches Gebiet
[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Mittel- und Hochspannungstechnik,
insbesondere auf Leistungsschalter mit grosser Stromtragfähigkeit im Mittel - und
Hochspannungsbereich.
Stand der Technik
[0002] Ein Leistungsschalter der eingangs genannten Art ist etwa aus
DE 3341903 A1 bekannt. Der bekannte Leistungsschalter weist zueinander bewegliche Schaltstücke
auf, deren Abbrand- und Nennstromkontakten entlang der gemeinsamen Längsachse des
Schalters bewegt werden. Während der Einschaltbewegung wird der bewegliche Abbrandkontakt
in den feststehenden Abbrandkontakt hinein bewegt. Alle fingerförmigen Nennstromkontakte
des beweglichen Schaltstückes sind koaxial und mit gleichem Abstand zum Abbrandkontakt
angeordnet. Ein Teil der Nennstromkontaktfinger ist den übrigen Nennstromkontaktfingern
in Richtung der Längsachse vorgelagert. In der Einschaltbewegung fahren die fingerförmigen
Nennstromkontakte über den als zylinderförmiges Schaltstück ausgebildeten Gegennnennstromkontakt
und der Strom kommutiert zuerst durch die bereits geschlossenen Abbrandkontakte auf
die vorgelagerten Nennstromkontaktfinger und danach auf die übrigen, kürzer ausgebildeten
Nennstromkontaktfinger. Die vorgelagerten Nennstromkontaktfinger sind dazu lichtbogenfest
ausgebildet. Beim Schliessen des Nennstromkontaktsystems üben alle fingerförmigen
Nennstromkontakte auf das innen liegende Gegennennstromkontaktstück eine mechanische
Anpresskraft auf, welche zusätzlich durch die auftretende elektromagnetische Kraft,
verursacht durch den Stromfluss in den Nennstromkontakten, verstärkt wird. Dies führt
zu einer hohen Anpresskraft und damit letztlich zu einer hohen gesamthaften Reibungskraft
zwischen den kontaktierenden Nennstromkontakten, welche während der Öffnungs- und
Schliessphase des Schalters vom Antrieb überwunden werden muss. Bei diesem und anderen
Schaltern ist der Stromfluss über die äusseren Nennstromkontaktfinger auf den Gegennennstromkontakt
ursächlich für eine elektromagnetische Kraft, die im Kurzschlussfall die am Schalter
auftretende mechanische Reibungskraft übersteigen kann und die Öffnungs- und Schliessbewegung
des Schalters dadurch verunmöglichen kann.
Bei diesem und anderen Leistungsschaltern sind die Stromtragfähigkeit und die Kontakteigenschaften
der Nennstromkontakte des Schalters insbesondere im Kurzschlussfall des Schalters
verbesserungswürdig.
Darstellung der Erfindung
[0003] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, einen Leistungsschalter zu schaffen, welcher
sowohl eine erhöhte Stromtragfähigkeit aufweist, als auch die Kontaktnahme der Nennstromkontakte
während des Schliessens und Öffnens des Schalters verbessert.
[0004] Diese Aufgabe löst eine Vorrichtung und ein Verfahren mit den Merkmalen der unabhängigen
Patentansprüche.
[0005] Der erfindungsgemässe Leistungsschalter ist vorteilhaft befüllbar mit einem Löschgas
und beinhaltet zwei relativ zueinander und entlang einer Längsachse des Schalters
verschiebbare Kontaktanordnungen. Die Kontaktanordnungen umfassen ein Abbrandkontaktsystem
und ein Nennstromkontaktsystem, wobei das Nennstromkontaktsystem zu dem Abbrandkontaktsystem
elektrisch parallel geschaltet ist. Gegebenenfalls brennt zwischen Abbrandkontakten
des Abbrandkontaktsystems ein Lichtbogen. Eine der beiden Kontaktanordnungen weist
innere Nennstromkontakte und äussere Nennstromkontakte auf, wobei die inneren Nennstromkontakte
den äusseren Nennstromkontakten in Richtung der Längsachse vorgelagert sind, d.h.
die inneren Kontakte überragen die äusseren Kontakte entlang der Längsrichtung des
Schalters. Bei einer Schliessbewegung des Schalters kontaktieren somit die inneren
Nennstromkontakte bevor die äusseren Nennstromkontakte kontaktieren. Da auf diese
Weise bei einem Kurzschlussfall der Kurzschlussstrom während des Einschaltvorganges
von den Abbrandkontakten nur auf die inneren Nennstromkontakte kommutiert, bzw. beim
Ausschaltprozess der Strom von den inneren Nennstromkontakten nur auf die Abbrandkontakte
kommutiert, tritt eine durch Kommutation verursachte Abnutzung im Kurzschlussfall
nur an den inneren Nennstromkontakten auf und wird an den äusseren Nennstromkontakten
vermieden. Die Funktionstüchtigkeit des Schalters insbesondere nach einem auftretenden
Kurzschlussfall verbesserte sich somit. Die äusseren Nennstromkontakte sind ringförmig
angeordnet und umgeben die inneren Nennstromkontakte koaxial. Die inneren Nennstromkontakte
sind wiederum ringförmig um das Abbrandkontaktsystem angeordnet. Die Anordnung von
den zusätzlichen inneren Nennstromkontakten innerhalb der äusseren Nennstromkontakte
führt zu einer Vergrösserung der gesamthaft zur Verfügung stehenden Nennstromkontaktfläche,
was zu einer höheren Stromtragfähigkeit des Schalters bei gleichbleibendem Schaltervolumen
führt. Als Nennstromkontaktsystem des Leistungsschalters wird hier zur Unterscheidung
zu einem Abbrandkontaktsystem oder zu einem Hilfskontaktsystem welches beispielsweise
einen Einschaltwiderstand aufweist, dasjenige Kontaktsystem verstanden, dass den vergleichsweise
geringsten elektrischen Widerstand besitzt, und dafür ausgelegt ist, den im Schalter
fliessenden Nennstrom permanent zu führen.
[0006] In Ausführungsformen wird durch die koaxiale Anordnung der äusseren Nennstromkontakte
um die ringförmig innen angeordneten inneren Nennstromkontakte ein ringförmiger Spalt
zwischen den inneren Nennstromkontakten und den äusseren Nennstromkontakten ausgebildet,
in welchen der Gegennennstromkontakt beim Schliessen des Schalters hineingefahren
wird. In dem gebildeten Ringspalt wird das Gegennennstromkontakt so zwischen inneren
und äusseren Nennstromkontakten eingeklemmt und kontaktiert damit sowohl innere als
auch äussere Nennstromkontakte. Die Aufteilung des Stromflusses auf innere und äussere
Nennstromkontakte ist vorteilhaft, da somit nicht der gesamte Strom über die äusseren
Nennstromkontakte fliesst und die vom Stromfluss durch die äusseren Kontakte verursachte
elektromagnetische Kraft vermindert wird. Die auf Grund des reduzierten Stromflusses
über die äusseren Kontakte verminderte elektromagnetische Kraft verringert den Anpressdruck
auf den kontaktierenden Gegennennstromkontakt und verringert damit die zwischen den
Nennstromkontakten und dem Gegennennstromkontakt wirkende Reibungskraft bei einer
Bewegung der Kontaktanordnungen während eines auftretenden Kurzschlussfalles im Schalters.
[0007] In Ausführungsformen weist das Abbrandkontaktsystem zwei bewegliche, hohlzylinderförmige
Abbrandkontakte auf, welche sich im geschlossenen Zustand des Schalters an ihren Stirnseiten
kontaktieren. Als Stirnseite bzw. Stirnfläche ist diejenige Fläche zu verstehen, welche
die Mantelfläche der hohlzylinderförmigen Abbrandkontakte begrenzt. Das stirnseitige
Kontaktieren der Abbrandkontakte erweist sich vorteilhaft gegenüber solchen Kontaktsystemen,
bei denen es zu einer Überlappung der Kontakte kommt, da keine durch die Überlappung
verursachte Reibungskraft durch den Antrieb des Schalters überwunden werden muss.
[0008] Das erfindungsgemässe Verfahren zum Einschalten eines elektrischen Leitungsschalters
für den Bereich der Hoch- oder Mittelspannung mit zwei Kontaktanordnungen, welche
ein Abbrandkontaktsystem mit Abbrandkontakten und ein dazu elektrisch parallel geschaltetes
Nennstromkontaktsystem bilden, umfasst die Verfahrensschritte: Bewegen beider Kontaktanordnungen
relativ zueinander, aufeinander zu und entlang einer Längsachse des Schalters. Während
einer ersten Phase der Einschaltbewegung kontaktieren die beiden Abbrandkontakte des
Abbrandkontaktsystems miteinander an ihren Stirnseiten. Das heisst die Stirnflächen
stossen aneinander, wobei beide Abbrandkontakte als Hohlzylinder ausgebildet sind.
Nachdem sich die Abbrandkontakte in elektrischem Kontakt befinden, kontaktieren in
einer weiteren Phase die Nennstromkontakte des Nennstromkontaktsystems miteinander.
Diese weitere Phase ist
dadurch gekennzeichnet, dass die inneren Nennstromkontakte welche die äusseren Nennstromkontakte in Richtung der
Längsachse überragen, zuerst den Gegennennstromkontakt kontaktieren und danach erst
die äusseren Nennstromkontakte diesen Gegennennstromkontakt kontaktieren. Die inneren
Nennstromkontakte sind dabei koaxial von den äusseren Nennstromkontakten umgeben.
Dieses sequentielle Kontaktieren der inneren und äusseren Nennstromkontakte gewährleitstet,
dass die später kontaktierten äusseren Nennstromkontakte kein Abnutzung durch den
Stromfluss bei Kontaktnahme erfahren. Auf Grund dessen, dass zuerst die inneren Nennstromkontakte
in der Einschaltphase kontaktiert werden, wirkt im Moment der Kontaktnahme und bei
Stromfluss eine elektromagnetische Kraft, welche so gerichtet ist, dass sie der Anpresskraft
zwischen Gegennennstromkontakt und innerem Nennstromkontakt entgegenwirkt. Damit wird
die vom Antrieb des Schalters zu überwindende Reibungskraft gemindert, welche während
der Schalterbewegung auftritt. Die Kontaktnahme wird somit während des Einschalt-
und Ausschaltvorganges und insbesondere während eines Kurzschlussfalles verbessert.
[0009] Derartige Leistungsschalter als Generatorschalter eingesetzt, werden beispielweise
verwendet, um einen Windpark mit einer Vielzahl von Windkraftanlagen vollständig vom
elektrischen Energieversorgungsnetz abzukoppeln bzw. einen solchen Windpark an das
elektrische Energieversorgungsnetz zuzuschalten.
[0010] Weitere bevorzugte Ausführungsformen und vorteilhafte Wirkungen gehen aus den abhängigen
Patentansprüchen und den Figuren hervor.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0011] Im Folgenden wird der Erfindungsgegenstand anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen,
welche in den beiliegenden Zeichnungen dargestellt sind, näher erläutert. Es zeigen
schematisch:
- Fig. 1
- eine Aufsicht auf einen Längsschnitt durch einen erfindungsgemäss ausgeführten Leistungsschalter,
bei welchem in der linken Hälfte der Figur der Schalter in der Ausschaltstellung und
in der rechten Hälfte der Figur in der Einschaltstellung dargestellt ist;
- Fig. 2
- eine Aufsicht auf einen Längsschnitt durch einen erfindungsgemäss ausgeführten Leistungsschalter,
bei welchem verschiedene Schalterzustände von der Ausschaltstellung zur Einschaltstellung
dargestellt sind;
- Fig. 3
- den zeitlichen Verlauf der am Nennstromkontaktsystem wirkenden Kraft während der Einschaltbewegung
des Schalters durch Kontaktnahme der inneren und äusseren Nennstromkontaktfinger am
Gegennennstromkontakt.
[0012] Die in den Zeichnungen verwendeten Bezugszeichen und deren Bedeutung sind in der
Bezugszeichenliste zusammengefasst aufgelistet. Grundsätzlich sind in den Figuren
gleiche oder gleich wirkende Teile mit gleichen oder ähnlichen Bezugszeichen versehen.
Für das Verständnis der Erfindung nicht wesentliche Teile sind zum Teil nicht dargestellt.
Die beschriebenen Ausführungsbeispiele stehen beispielhaft für den Erfindungsgegenstand
und haben keine beschränkende Wirkung.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0013] In Fig. 1 zeigt einen Ausschnitt eines erfindungsgemässen Leistungsschalters 1 der
als Generatorschalter ausgebildet ist und für eine typische Nennspannung von 24 KV,
einem Nominalstrom von 6300 Ampere und eine Nominalfrequenz von 50/60 Hertz ausgelegt
ist. Der Leistungsschalters 1 besitzt einen hohlzylindrischen Isolierstoffkörper 2,
welcher gasdicht zwischen Stromanschlüssen 3, 4 eingeflanscht ist. Der linke Teil
der Figur 1 zeigt den Schalter 1 im geöffneten Zustand. Der rechte Teil der Figur
zeigt den Schalter 1 im geschlossenen Zustand. Der Leistungsschalters 1 umfasst zwei
Kontaktanordnungen, welche beide in dem vom Isolierstoffkörper 2 und den beiden Stromanschlüssen
3, 4 begrenzten Schaltkammervolumen 5 angeordnet, relativ zueinander entlang der Längsachse
A des Schalters 1 beweglich sind, und damit ein Einschalten und ein Ausschalten des
Schalters 1 gestatten. Die beiden Kontaktanordnungen weisen ein Abbrandkontaktsystem
12 auf, welches von einem Nennstromkontaktsystem 9 koaxial umgeben ist. Das Abbrandkontaktsystem
12 umfasst die Abbrandkontakte 10 und 11, während das Nennstromkontaktsystem 9 die
inneren Nennstromkontakte 6, die äusseren Nennstromkontakte 7 und den Gegennennstromkontakt
8 umfasst.
[0014] Die eine der beiden Kontaktanordnungen weist den als Hohlzylinder ausgebildeten Abbrandkontakt
10, welcher entlang der Schalterlängsachse A angeordnet ist, sowie den den Abbrandkontakt
11 umgebenden Nennstromkontakt 8 auf. Der Nennstromkontakt 8 ist ebenfalls zylinderförmig
ausgebildet. Zwischen dem Nennstromkontakt 8 und dem Abbrandkontakt 11 ist eine Isolierdüse
13 zur Lenkung eines Löschgasstromes, beispielsweise Schwefelhexaflouridstromes (SF
6) angeordnet, welche Isolierdüse 13 den Nennstromkontakt 8 und den Abbrandkontakt
11 in Richtung der Längsachse A überragt. Zwischen Isolierdüse 13 und Abbrandkontakt
11 wird ein Heizkanal 18 gebildet welcher in ein Heizvolumen 16 mündet. Das Heizvolumen
16, welches im Wesentlichen vom Nennstromkontakt 8, Isolierdüse 13 und Abbrandkontakt
11 begrenzt wird, ist über ein Ventil 19 mit einem Kompressionsvolumen 17 des Schalters
1 verbunden.
[0015] Die andere der beiden Kontaktanordnungen umfasst den im Schaltkammervolumen 5 angeordneten
Abbrandkontakt 10, die inneren Nennstromkontakte 6 und die äusseren Nennstromkontakte
7. Der hohlzylindrisch ausgeführte Abbrandkontakt 10 ist entgegen der Kraft einer
Feder 14 entlang der Längsachse A bewegbar und wird mit der Feder 14 in einem rohrförmigen
Abschnitt 20 geführt, welcher in ein Auspuffvolumen 13 mündet. Löschgas kann damit
durch den hohlen Abbrandkontakt 10 in das Auspuffvolumen 13 entweichen. Die inneren
Nennstromkontakte 6 sind als elastische Kontaktfinger ausgeführt und bilden einen
Ring 22 von Kontaktfingern, um welchen koaxial die ebenfalls als elastische Kontaktfinger
ausgeführten und ebenfalls einen Ring 23 von Kontaktfingern bildenden äusseren Nennstromkontakte
7 angeordnet sind. Die koaxiale Anordnung der äusseren Nennstromkontakte 7 um die
inneren Nennstromkontakte 6 hat den Vorteil, dass durch diesen Aufbau die Anzahl der
Nennstromkontaktfinger und damit die wirkende Kontaktfläche am Schalter 1 vergrössert
werden kann, was wiederum die Stromtragfähigkeit des Leistungsschalters 1 erhöht,
ohne dabei jedoch den Durchmesser oder das Volumen des Leistungsschalters 1 zu vergrössern.
Die zu übertragende Stromdichte je Schaltervolumeneinheit kann somit erhöht werden.
Sowohl der von den inneren Nennstromkontakten 6 gebildete Ring 22, als auch der von
den äusseren Nennstromkontakten 7 gebildete Ring 23 sind im Schalter 1 mit einem Nennstromkontakttragkörper
21 fest verbunden. Ring 22 und Ring 23 sind dazu auf den Nennstromkontakttragkörper
21 aufgeschraubt, womit ein einfaches Auswechseln der inneren Nennstromkontakte 6
bzw. der äusseren Nennstromkontakte 7 erreicht wird.
Wie in Figur 1 dargestellt, überragen die inneren Nennstromkontakte 6 die äusseren
Nennstromkontakte 7 in Richtung der Längsachse A und sind den äusseren Nennstromkontakten
7 damit vorgelagert. Innere und äussere Nennstromkontakte 6 und 7 sind elektrisch
leitend miteinander verbunden.
[0016] Figur 2a bis Figur 2d zeigen den in Figur 1 beschriebenen Leistungsschalter 1 in
verschiedenen Schaltzuständen. So zeigt Figur 2a den Schalter 1 in der Schalterstellung
"Aus", in der Figur 2b den Schalter 1 in der Schalterstellung "Kontaktgabe Abbrandkontaktsystem",
Figur 2c den Schalter 1 in der Schalterstellung "Kontaktgabe innere Nennstromkontakte"
und schliesslich Figur 2d den Schalter 1 in der Schalterstellung "Ein".
[0017] Während einer Einschaltbewegung des Schalters 1 werden der Abbrandkontakt 11 mit
dem Nennstromkontakt 8 und mit der Isolierdüse 13 in Richtung der Längsachse A auf
die inneren und äusseren Nennstromkontakte 6 und 7 und den Abbrandkontakt 10 zu bewegt,
wobei es bei der Annäherung zwischen dem Abbrandkontakt 10 und dem Abbrandkontakt
11 zur Ausbildung eines Lichtbogens kommt. Der Lichtbogen brennt solange, bis die
in Figur 2b gezeigte Schalterstellung "Kontaktgabe Abbrandkontaktsystem" erreicht
ist und sich die beiden Kopfflächen der beiden Abbrandkontakte 10 und 11 berühren
und somit elektrisch leitend kontaktieren. Der gesamte Strom fliesst somit in diesem
Schalterzustand über das Abbrandkontaktsystem 12 des Schalters 1.
[0018] Einige Millisekunden später nimmt der Leistungsschalter 1 die Schalterstellung "Kontaktgabe
innere Nennstromkontakte" ein, die in Figur 2c dargestellt ist. Die Kontaktgabe wird
durch den Moment des ersten physischen Kontaktes zwischen den inneren Nennstromkontakten
6 und dem gegenüberliegenden Nennstromkontakt 8 definiert. Der Aussendurchmesser des
aus den inneren elastischen Nennstromkontakten 6 gebildeten Ringes 22 ist so zum Innendurchmesser
des als Hohlzylinder ausgebildeten Nennstromkontaktes 8 ausgewählt, dass der Nennstromkontakt
8 unter Überwindung einer Kontaktkraft über die Nennstromkontakte 6 geschoben wird,
womit die Innenseite des als Hohlzylinder ausgebildeten Nennstromkontaktes 8 die Aussenseite
das aus Nennstromkontakten 6 gebildeten Ringes 23 überlappt und berührt. Auf Grund
des viel kleineren elektrischen Widerstandes im Nennstromkontaktsystem 9 gegenüber
dem Abbrandkontaktsystem 12 kommutiert der Strom vom Abbrandkontaktsystem 12 auf das
Nennstromkontaktsystem 9, womit der im Schalter 1 fliessende Strom in diesem Moment
vom Nennstromkontaktsystem 9 und dem dazu elektrisch parallel geschalteten Abbrandkontaktsystem
12 getragen wird. Gleichzeitig wird der Abbrandkontakt 10 entgegen der Federkraft
der Feder 14, und verursacht durch die Einschaltbewegung des kontaktierenden Abbrandkontaktes
11 in Richtung des Auspuffvolumens 16 gedrückt.
[0019] Während der Einschaltbewegung bewegt sich weiterhin der durch einen nicht dargestellten
Antrieb angetriebene Nennstromkontakt 8 auf die inneren und äusseren Nennstromkontakte
6 und 7 zu. Auf diese Weise wird die Schalterstellung "Ein" erreicht, wie in Figur
2d dargestellt. Der Innendurchmesser des aus den äusseren elastischen Nennstromkontakten
7 gebildeten Ringes 23 ist hier so zum Aussendurchmesser des als Hohlzylinder ausgebildeten
Nennstromkontaktes 8 gewählt, dass die inneren Nennstromkontakte 6 unter Überwindung
einer zusätzlichen Kontaktkraft über die Nennstromkontakte 8 geschoben werden, womit
die Innenseite das aus Nennstromkontakten 6 gebildeten Ringes 22 die Aussenseite des
als Hohlzylinder ausgebildeten Nennstromkontaktes 8 überlappt und berührt. Der Nennstromkontakt
8 wird somit auf Grund der von den inneren und äusseren Nennstromkontakten 6 und 7
ausgeübten Kontaktkraft zwischen den inneren und äusseren Nennstromkontakten 6 und
7 eingeklemmt.
Auf Grund des gleichen elektrischen Widerstandes der inneren Nennstromkontakte 6 und
der äusseren Nennstromkontakte 7 teilt sich der Stromfluss im Schalter 1 im Wesentlichen
über die inneren und äusseren Nennstromkontakte 6, und 7 auf. Dabei trägt der aus
den äusseren Nennstromkontakten 7 gebildete Ring 23 von Kontakten etwa 65% des gesamten
Stromes, während der aus den inneren Nennstromkontakten 6 gebildete Ring 22 etwa 35%
des Stromes trägt. In der Schalterstellung "Ein" ist der durch die Abbrandkontakte
10 und 11 gebildete Strompfad elektrisch parallel zu dem durch die inneren Nennstromkontakte
6 mit dem Gegennennstromkontakt 8 ausgebildeten Strompfad und ist auch parallel zu
dem durch die äusseren Nennstromkontakte 7 mit dem Gegennennstromkontakt 8 ausgebildeten
Strompfad. Auf Grund des wesentlich geringeren elektrischen Widerstandes des Nennstromkontaktsystems
9 gegenüber dem Abbrandkontaktsystem 12 ist der Stromfluss durch die Abbrandkontakte
10, 11 vernachlässigbar.
[0020] Das in Figur 3 dargestellte Diagramm stellt qualitativ die Kräfte dar, die an den
inneren und äusseren Nennstromkontakten 6 und 7 wirken und veranschaulicht die daraus
resultierende Reibungskraft F
R am Nennstromkontaktsystem 9, welche mittels des Antriebs überwunden werden muss,
um die Einschaltbewegung der Kontaktanordnungen zu gewährleisten. Zum einen wirkt
eine Reibungskraft (nicht dargestellt) in Richtung der Längsachse A entgegen der Einschaltbewegung
verursacht durch die innern und äusseren Nennstromkontakte 6, 7, welche auf dem Nennstromkontakt
8 gleiten. Zum anderen tritt eine elektromagnetische Kraft auf, die senkrecht zur
Einschaltrichtung wirkt, verursacht durch den Stromfluss in den inneren und äusseren
Nennstromkontakten 6, 7. Ein steigender elektrischer Strom im Schalter 1 bewirkt auch
eine steigende Kontaktkraft zwischen den äusseren Nennstromkontakten 7 und dem Gegennennstromkontakt
8.
[0021] Zum Zeitpunkt t
0 befindet sich der Schalter 1 im Schalterzustand "Aus" wie in Figur 2a dargestellt.
Der Stromfluss der Kontaktanordnungen ist unterbrochen, die Summe der einwirkenden
Kräfte ist Null. In der Einschaltbewegung wird zum Zeitpunkt t
1 nachdem das Abbrandkontaktsystem 12 geschlossen ist und sich die beiden Abbrandkontakte
10, 11 berühren (Figur 2b), der Schalterzustand "Kontaktgabe innere Nennstromkontakte"
wie in Figur 2c dargestellt, durchfahren. Dabei tritt eine Reibungskraft am Nennstromkontaktsystem
9 zwischen dem Gegennennstromkontakt 8 und dem inneren Nennstromkontakt 6 auf, durch
die elektromagnetische Kraft F
I, welche gemindert wird. Die Kraft F
I, wird hervorgerufen durch den Stromfluss in den inneren Nennstromkontakten 6. Diese
elektromagnetische Kraft F
I, wirkt der Anpresskraft zwischen Nennstromkontakt 8 und inneren Nennstromkontakt
6 entgegen. Somit wird im Moment des Stromflusses durch die innern Nennstromkontakte
6 die Anpresskraft und damit die resultierende Reibungskraft F
R zwischen Nennstromkontakt 8 und den inneren Nennstromkontakten 6 verringert. Die
resultierende Reibungskraft F
R ist bei Stromfluss durch die inneren Nennstromkontakte 6 ist somit kleiner als die
Reibungskraft, die auftritt, wenn kein Strom fliesst. Während der weiteren Schliessbewegung
des Schalters 1 wird zum Zeitpunkt t
2 die in Figur 2d dargestellte Schalterstellung "Ein" erreicht, ab der zusätzlich eine
Reibungskraft, hervorgerufen durch die Kontaktbildung zwischen Nennstromkontakt 8
und äusserem Nennstromkontakt 7 auftritt. Gleichzeitig kommutiert ein Teil des Stromes
von den inneren Nennstromkontakten 6 auf die äusseren Nennstromkontakte 7. Diese Kommutation
bewirkt zum einen, dass die elektromagnetische Kraft F
I, an den inneren Nennstromkontakten 6 abnimmt und gleichzeitig eine elektromagnetische
Kraft F
A auf die äusseren Nennstromkontakte 7 wirkt, welche die Anpresskraft dieser Kontakte
7 erhöht. Somit ergibt sich ab dem Zeitpunkt t
2 die resultierende Reibungskraft F
R aus der Anpresskraft der inneren und äusseren Nennstromkontakte 6 und 7 auf den Gegennennstromkontakt
8 sowie einer die Reibungskraft F
R mindernde Komponente der elektromagnetischen Kraft F
I, hervorgerufen durch den Stromfluss in den inneren Nennstromkontakten 6, sowie einer
die Reibungskraft F
R erhöhende Komponente der elektromagnetischen Kraft F
A, hervorgerufen durch den Stromfluss in den äusseren Nennstromkontakten 7. Der elektrische
Strom teilt sich über die Nennstromkontakte 6, 7 auf, so dass etwa 65% über die äusseren
Nennstromkontakte 7 und etwa 35% über die inneren Nennstromkontakte 6 fliesst. Das
Vorhandensein von inneren Nennstromkontakten 6 zusätzlich zu den äusseren Nennstromkontakten
7 mindert somit die and den Kontakten auftretende Reibungskraft im Vergleich zu der
Kraft, die bei einem Leistungsschalter auftritt, welcher nur solche Nennstromkontakte
aufweist, die von aussen auf einen innen liegenden Gegennennstromkontakt wirken
Bezugszeichenliste
[0022]
- 1
- Leistungsschalter
- 2
- Isolierstoffkörper
- 3, 4
- Stromanschluss
- 5
- Schaltkammervolumen
- 6
- innere Nennstromkontakte
- 7
- äussere Nennstromkontakte
- 8
- Nennstromkontakt wirkend als Gegenkontaktstück; Gegennennstromkontakt
- 9
- Nennstromkontaktsystem
- 10
- Abbrandkontakt
- 11
- Abbrandkontakt
- 12
- Abbrandkontaktsystem
- 13
- Isolierdüse
- 14
- Feder
- 15
- Auspuffvolumen
- 16
- Heizvolumen
- 17
- Kompressionsvolumen
- 18
- Heizkanal
- 19
- Ventil
- 20
- rohrförmiger Abschnitt
- 21
- Nennstromkontakttragkörper
- 22
- Ring der inneren Nennstromkontakte
- 23
- Ring der äusseren Nennstromkontakte
- 24
- Ringspalt
- A
- Längsachse
1. Leistungsschalter (1) füllbar mit einem Löschgas und mit zwei relativ zueinander und
entlang einer Längsachse (A) des Schalters verschiebbaren Kontaktanordnungen, welche
Kontaktanordnungen ein Abbrandkontaktsystem (12) und ein dazu elektrisch parallel
geschaltetes Nennstromkontaktsystem (9) aufweisen, dadurch gekennzeichnet, dass eine der Kontaktanordnungen innere Nennstromkontakte (6) und äussere Nennstromkontakte
(7) des Nennstromkontaktsystems (9) umfasst, die inneren Nennstromkontakte (6) die
äusseren Nennstromkontakte (7) in Richtung der Längsachse (A) überragen und die äusseren
Nennstromkontakte (7) die inneren Nennstromkontakte (6) koaxial umgeben.
2. Leistungsschalter (1) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im eingeschalteten Zustand des Leistungsschalters die inneren Nennstromkontakte (6)
und die äusseren Nennstromkontakte (7) der einen Kontaktordnung mit einem Gegennennstromkontakt
(8) der anderen Kontaktordnung in physischem Kontakt sind und dadurch zwei parallele
Nennstrompfade gebildet werden.
3. Leistungsschalter (1) gemäss Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die inneren Nennstromkontakte (6) aus gleichem Material bestehen wie die äusseren
Nennstromkontakte (7) und den gleichen elektrischen Widerstand aufweisen.
4. Leistungsschalter (1) gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sowohl die inneren Nennstromkontakte (6) als auch die äusseren Nennstromkontakte
(7) als elastische Kontaktfinger ausgebildet sind.
5. Leistungsschalter (1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass im eingeschalteten Zustand des Schalters zwischen den inneren Nennstromkontaktfingern
(6) und den äusseren Nennstromkontaktfingern (7) eine Kontaktkraft wirkt.
6. Leistungsschalter (1) nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die im eingeschalteten Zustand des Schalters wirkende Kontaktkraft derart gerichtet
ist, dass die Kontaktkraft mit steigendem Strom im Schalter 1 zunimmt.
7. Leistungsschalter (1) nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Gegennennstromkontakt (8) als ein Hohlzylinder ausgebildet ist.
8. Leistungsschalter (1) gemäss einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass durch die koaxiale Anordnung der äusseren Nennstromkontakte (7) zu den ringförmig
angeordneten inneren Nennstromkontakten (6) ein ringförmiger Spalt (24) ausgebildet
wird, in welchen das Gegennennstromkontaktstück (8) beim Schliessen des Schalters
hineingefahren wird.
9. Leistungsschalter (1) gemäss Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass zuerst die inneren Nennstromkontakte (6) und danach die äusseren Nennstromkontakte
(7) mit dem Gegennennstromkontakt (8) in Kontakt gebracht werden.
10. Leistungsschalter (1) gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die inneren Nennstromkontaktfinger (6) und die äusseren Nennstromkontaktfinger (7)
jeweils mittels Schraubverbindung im Schalter befestigt sind.
11. Leistungsschalter (1) gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Abbrandkontaktsystem durch zwei bewegliche, hohlzylinderförmige Abbrandkontakte
(10, 11) gebildet wird, und sich die Abbrandkontakte (10, 11) im eingeschalteten Zustand
des Leistungsschalters an den Stirnseiten kontaktieren.
12. Verfahren zum Einschalten eines elektrischen Leitungsschalters 1 für Hoch-oder Mittelspannung
mit zwei Kontaktanordnungen, welche ein Abbrandkontaktsystem (12) mit Abbrandkontakten
(10, 11) und ein dazu elektrisch parallel geschaltetes Nennstromkontaktsystem (9)
aufweisen, das Verfahren umfassend:
- Bewegen der beiden Kontaktanordnungen relativ zueinander und entlang einer Längsachse
(A) des Schalters,
- in einer ersten Phase kontaktieren des als Hohlzylinder ausgebildeten Abbrandkontaktes
(10) mit dem als Gegenkontakt wirkenden und als Hohlzylinder ausgebildeten Abbrandkontakt
(11) an den Stirnseiten der Hohlzylinder,
- in einer folgenden Phase kontaktieren des Nennstromkontaktsystems (9),
dadurch gekennzeichnet, dass
bei dem einen Gegennennstromkontakt (8), innere Nennstromkontakte (6) und äussere
Nennstromkontakte (7) aufweisende Nennstromkontaktsystem (9) die inneren Nennstromkontakte
(6) die äusseren Nennstromkontakte (7) in Richtung der Längsachse (A) überragen, die
äusseren Nennstromkontakte (7) die inneren Nennstromkontakte (6) koaxial umgeben und
zuerst die inneren Nennstromkontakte (6) und danach die äusseren Nennstromkontakte
(7) mit dem Gegennennstromkontakt (8) in Kontakt gebracht werden.
13. Verfahren gemäss Anspruch 12, gekennzeichnet durch den Verfahrensschritt: Bildung zweier paralleler Nennstrompfade durch Kontaktierung der inneren Nennstromkontakte (6) und der äusseren Nennstromkontakte
(7) mit dem gemeinsamen Gegennennstromkontakt (8).
14. Verfahren gemäss Anspruch 12 oder 13, gekennzeichnet durch den Verfahrensschritt: Hineinfahren des Gegennennstromkontaktstückes (8) in einen
ringförmigen Spalt (24), welcher durch die koaxiale Anordnung der äusseren Nennstromkontakte (7) zu den ringförmig angeordneten
inneren Nennstromkontakten (6) ausgebildet wird.