[0001] Die Erfindung betrifft ein schmierstoffbeschichtetes Metallblech oder einen Zuschnitt
hiervon mit verbesserten Umformeigens̈chaften, wobei der Schmierstoff insbesondere
ein Korrosionsschutzöl, Pre-Lube und/oder Dry-Lube ist. Die Erfindung betrifft ferner
ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Metallblechs oder Metallblechzuschnitts
sowie deren Verwendung zur Herstellung von Metallkörpern durch Umformung, insbesondere
durch Tiefziehen.
[0002] Bei der Herstellung von Metallblechen, z. B. Stahlblechen, ist es üblich, diese unmittelbar
nach dem Herstellungs- bzw. Beschichtungsverfahren und vor Auslieferung an die metallverarbeitende
Industrie mit einem temporären Korrosionsschutz für Lagerung und Transport auszustatten.
Dies erfolgt in der Regel durch Aufbringen eines korrosionshemmenden Schmierstoffes
unmittelbar vor dem Aufspulen des Bleches, etwa eines Korrosionsschutzöls, eines Pre-Lubes
oder eines Dry-Lubes. Wenn das Metallblech zur Weiterverarbeitung durch Umformung
wie etwa Tiefziehen bestimmt ist, können die eingesetzten Schmierstoffe neben korrosionshemmenden
Substanzen weitere, speziell auf den jeweiligen Umformvorgang abgestimmte Hilfsstoffe
enthalten, welche die tribologische Eigenschaften des Bleches beim Umformvorgang verbessern.
Derartig beschichtete Metallbleche finden beispielsweise in der Automobilindustrie
bei der Herstellung von Karosserien aus Metallblechen durch Tiefziehen Verwendung.
[0003] Beim Einsatz von Schmierstoffen für den temporären Korrosionsschutz und zur Verbesserung
der Umformeigenschaften ist insbesondere zu beachten, dass diese nach dem Umformvorgang
leicht und vollständig vom Blech entfernbar sind.
[0004] Aus der
EP 0 489 105 B1 ist ein Verfahren zum Kalttiefziehen von Metallblechen bekannt, in dem das tiefzuziehende
Blech und/oder das Tiefziehwerkzeug mit einer wässrigen Lösung eines anorganischen
Alkaliphosphats behandelt und anschließend in Gegenwart eines Tiefziehöls tiefgezogen
wird. Das auf dem Blech abgelagerte Salz bildet unter den Druck- und Temperaturbedingungen
des Tiefziehens durch Reaktion mit dem Tiefziehöl eine Seife, welche eine Verringerung
des Reibungskoeffizienten bewirkt. Nachteilig an dem Verfahren ist, dass das eingesetzte
Alkaliphosphat und die gebildeten Seifen nach dem Tiefziehen nicht völlig rückstandsfrei
von dem Blech zu entfernen ist.
[0005] Aus der
CH 441 594 ist ferner eine Schmierstoffzusammensetzung zur spanlosen Kaltverformung von Metallen
bekannt, welche zur Verbesserung der tribologischen Eigenschaften ein fein dispergiertes
wasserlösliches anorganisches Salz wie Borax enthält. Nachteilig an dieser Schmierstoffzusammensetzung
ist, dass dessen Schmierfähigkeit nicht konstant ist, da sich das Salz nicht gleichmäßig
über die Oberfläche verteilt, was den Tiefziehvorgang stört.
[0006] Bei der Produktion von einseitig elektrolytisch verzinktem Feinblech hat sich eine
Dünnstphosphatierung bzw. Boraxpassivierung mit einem Schichtgewicht von ca. 10 mg/m
2 als vorteilhaft hinsichtlich tribologischer Eigenschaften herausgestellt. Beide Produkte
können in den vorhandenen Spülbädern der Verzinkungslinien appliziert werden. Sie
haben aber den Nachteil, dass sie die Phosphatierung im Automobilwerk beeinträchtigen
können.
[0007] Der Idee, die tribologischen Eigenschaften von Stahlband direkt auf der Stahloberfläche
zu beeinflussen, wird durch den Einsatz von Prelubes Rechnung getragen. Prelubes enthalten
Ziehhilfsstoffe, welche in die ca. 1 µm dicke Ölschicht eingebracht werden. Tribologisch
aktiv ist aber nur das direkte Stahl-Werkzeug-Interface im Bereich weniger Nanometer.
[0008] Schließlich ist allgemein bekannt, zur Verbesserung der tribologischen Eigenschaften
eine Oberflächenbehandlung des tiefzuziehenden Bleches durchzuführen. Insbesondere
sind chemische Verfahren zur Oberflächenbehandlung wie beispielsweise die Phosphortierung
bekannt, durch welche der Reibungskoeffizient Blech/Werkzeug reduziert und somit die
Formgebung des Blechzuschnitts begünstigt wird. Eine solche Behandlung ist jedoch
teuer und lässt sich nicht auf alle tiefzuziehenden Bleche anwenden.
[0009] Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, ein schmierstoffbeschichtetes Metallblech
zur Herstellung von Aus der
GB 2 142 540 A ist eine wasserlösliche Metallbearbeitungsschmiermittel-Zusammensetzung bekannt,
die folgende Zusammensetzung aufweist:
- a) ein oder mehrere Polyetherpolyole mit Molekulargewichten von 200 bis 100000, die
erhalten wurden durch Addition von Alkylenoxiden an eine oder mehrere der Verbindungen,
welche ausgewählt wurden aus
- (1) Polyalkylenpolyaminen und deren Derivaten
- (2) Alkyl und Alkylarylaminen und Derivaten derselben und
- (3) Carbonsäureamiden und Derivaten derselben; und
- b) eine oder mehrere Verbindungen, ausgewählt aus Phosphorsäureverbindungen und Borsäure.
[0010] Diese Druckschrift bezieht sich auf eine Anwendung im sauren pH-Bereich. Die Anwendung
im sauren Bereich ist jedoch nachteilig, da sie sich negativ auf die Arbeitssicherheit
auswirkt und die Gefahr der Verätzung von Maschinenbauteilen mit sich bringt.
[0011] Metallkörpern durch Umformung mit verbesserten tribologischen Eigenschaften bereitzustellen.
Das Metallblech soll nach dem Umformvorgang leicht und ohne Verbleib von jeglichen
Rückständen zu reinigen sein. Die Herstellung des schmierstoffbeschichteten Metallblechs
soll schließlich einfach und ohne hohen Investitionsaufwand in bestehenden Herstellungsanlagen
durchführbar sein.
[0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Metallblech oder einen Metallblechzuschnitt
mit einer Beschichtung aus Schmierstoff, insbesondere einem Korrosionsschutzöl, Pre-Lube
und/oder Dry-Lube, gelöst, wobei das Metallblech oder der Metallblechzuschnitt eine
Schicht umfasst, welche durch Aufbringen einer einen organischen Phosphorsäureester
enthaltenden Lösung auf die metallische Oberfläche des Blechs gebildet ist.
[0013] Überraschend wurde gefunden, dass die erfindungsgemäßen schmierstoffbeschichteten
Metallbleche infolge ihrer durch den Phosphorsäureester gebildeten Schicht ausgezeichnete
tribologische Eigenschaften aufweisen. Gegenüber schmierstoffbeschichteten Metallblechen
ohne eine solche Schicht weisen die erfindungsgemäßen Metallbleche einen verringerten
Reibungskoeffizienten auf. Schließlich lassen sich die erfindungsgemäßen Metallbleche
nach dem Umformvorgang leicht mit bestehenden Entfettungsanlagen reinigen, wobei sowohl
die Schmierstoff enthaltende, als auch die durch den Phosphorsäureester gebildete
Schicht rückstandsfrei von der Oberfläche des Blechs problemlos entfernbar ist.
[0014] Bei den erfindungsgemäß einsetzbaren Metallblechen kann es sich um beliebige Metallbleche
handeln, aus denen sich durch Umformung, insbesondere durch Kaltformen, Metallkörper
herstellen lassen. Besonders geeignete Metallbleche sind Stahlbleche. Die erfindungsgemäß
einsetzbaren Metallbleche können beschichtet oder unbeschichtet sein. Als unbeschichtetes
Metallblech kommt beispielsweise unbeschichtetes Feinblech, insbesondere contigeglühtes
unbeschichtetes Feinblech, in Frage. Als beschichtete Metallbleche kommen insbesondere
elektrolytisch beschichtetes Blech, insbesondere elektrolytisch verzinktes Blech,
und feuerverzinkte und galvanealed Bleche in Frage. Die Metallbleche weisen vorzugsweise
eine Dicke von 0,05 bis 5 mm, insbesondere von 0,5 bis 1,5 mm auf.
[0015] Die erfindungsgemäßen Metallbleche und Metallblechzuschnitte sind mit einem Schmierstoff
beschichtet, welches die Bleche nach der Herstellung zumindest temporär vor unerwünschten
Umwelteinflüssen, insbesondere vor Korrosionserscheinungen, schützen soll. Die Auswahl
des Schmierstoffs ist nicht beschränkt; es kommen vielmehr jegliche fett- oder ölhaltige
Substanzen oder dergleichen sowie Trocken-Schmierstoff wie Graphit in Frage. Die erfindungsgemäß
einsetzbaren Schmierstoffe enthalten vorzugsweise Korrosionsinhibitoren. Daneben können
die Schmierstoff noch weitere Zusatzstoffe enthalten, insbesondere Zusatzstoffe zur
Verbesserung der Zieheigenschaften der Bleche.
[0016] Derartige Schmierstoffe für die metallverarbeitende Industrie sind dem Fachmann allgemein
bekannt und beispielsweise in
Nachtmann "Lubricants and lubrication in metalworking operations", Marcel Decker,
New York, 1985, Seiten 81 bis 105;
Byers "Metalworking fluids" , Marcel Decker, New York, 1994, Seiten 136 bis 140 und
Mortier, Orszulik "Chemistry and Technology of Lubricants", 2. Aufl., Chapmann & Hall,
London, 1997, Seiten 253 bis 260 beschrieben.
[0017] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird als Schmierstoff ein Korrosionsschutzöl
eingesetzt. Derartige Korrosionsschutzöle sind dem Fachmann allgemein bekannt und
enthalten üblicherweise ein Grundöl mit einem Aromatengehalt < 10 % und einen Korrosionsinhibitor
wie z. B. Calciumsulfonate. Daneben können die Korrosionsschutzöle Antioxidantien
zur Verhinderung von Ölalterung sowie Thixotropiebildner zur Reduzierung von Abtropfverlusten
bei eingeölten Blechen enthalten.
[0018] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird als Schmierstoff
ein sogenannter Pre-Lube eingesetzt. Pre-Lubes sind Korrosionasschutzöle mit verbesserten
Zieheigenschaften und als solche dem Fachmann allgemein bekannt. Die Verbesserung
der Zieheigenschaften wird durch Zugabe von weiteren Additiven, z. B. von Estern,
erreicht.
[0019] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird als Schmierstoff
ein sogenannter Dry Lubricant eingesetzt. Dry Lubricants sind wachs- und/oder acrylatbasierte
dünne Filme mit ähnlichen Eigenschaften wie Pre-Lubes und sind als solche dem Fachmann
allgemein bekannt. Zusätzlich bieten Dry Lubricants die Möglichkeit, schwierige Ziehteile
im Presswerk ohne weitere Zusatzbefettung herzustellen. Abtropfverluste beschichteter
Bleche werden vollständig vermieden. Dry Lubricants können nach dem Aufschmelzen beispielsweise
elektrostatisch oder mittels Rollcoater appliziert werden.
[0020] Erfindungsgemäß ist auf der metallischen Oberfläche des Blechs eine Schicht ausgebildet,
welche erhältlich ist durch Aufbringen eines organischen Phosphorsäureesters auf die
metallische Oberfläche des Blechs.
[0021] Erfindungsgemäß einsetzbare organische Phosphorsäureester sind insbesondere Verbindungen
der allgemeinen Formel
X
3-nPO
4R
n,
worin X für Wasserstoff, Na, K, -NH
2, -NHR, -NR
2, -NH(R'-OH), -N(R'-OH)
2 oder -NR(R'-OH), R für eine geradkettige oder verzweigte Alkylgruppe mit 1 bis 14,
insbesondere 1 bis 8 Kohlenstoffatomen steht, R' eine geradkettige oder verzweigte
Alkylengruppe mit 1 bis 14, insbesondere 1 bis 8 Kohlenstoffatomen bedeutet, wobei
ein oder mehrere Wasserstoffatome in R und R' durch eine polymere oder oligomere Gruppe
-Y-R substituiert sein können, worin Y für (CH
2-CH
2-O-)
m oder (CH
2-CH(CH
3)-O-)
m mit m = 1 bis ∞ und insbesondere m = 1 bis 10 steht, R und R' jeweils gleich oder
verschieden sein können und n eine Zahl von 0 bis 3 ist, mit der Maßgabe, dass n nicht
0 ist, wenn X ausschließlich für Wasserstoff steht.
[0022] Besonders gute Ergebnisse werden erzielt, wenn als organischer Phosphorsäureester
eine Verbindung der oben genannten Formel mit X = H, R = C
4H
9 und n = 1 oder 2 eingesetzt wird. Besonders bevorzugt ist ferner ein äquimolares
Gemisch aus (C
4H
9-O)PO(OH)
2 und (OH)PO(O-C
4H
9)
2.
[0023] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung enthält die durch Phosphorsäureester
gebildete Schicht als weitere Komponente eine wasserlösliche organische Schwefelverbindung
und/oder eine organische Molybdänverbindung.
[0024] Erfindungsgemäß geeignete organische Schwefelverbindungen sind insbesondere Thiadiazole,
Dithiocarbamate und/oder Dithiopropionate sowie deren Salze und Derivate.
[0025] Besonders geeignete organische Schwefelverbindungen sind beispielsweise Natrium-2-mercaptobenzothiazol,
2,5-Dimercapto-1,3,4-thiadiazol sowie Salze und Derivate davon, Natriumdimethyldithiocarbamat,
Kaliumdimethyldithiocarbamat und/oder Monoethanolamindithiopropionat.
[0026] Erfindungsgemäß geeignete organische Molybdänverbindungen sind beispielsweise durch
Umsetzung von Molybdäntrioxid und/oder Molybdänsäure mit einem Amin und/oder Alkanolamin
erhältlich.
[0027] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung enthält die Phosphorsäureester
enthaltende Schicht als weitere Komponente mindestens eine anorganische Verbindung
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Polyphosphaten, Boraten, Molybdaten und Wolframaten.
[0028] Erfindungsgemäß besonders geeignete anorganische Verbindungen sind beispielsweise
Ammoniumtripolyphosphat, Natriumtetraborat, Ammoniummolybdat, Natriumwolframat, Kaliumwolframat
und/oder Natriumwolframat.
[0029] Vorzugsweise werden der organische Phosphorsäureester und etwaige weitere Komponenten
in Form einer wäßrigen Lösung auf das Metallblech aufgebracht. Nach dem Aufbringen
wird das Metallblech vorzugsweise getrocknet.
[0030] Die durch Phosphorsäureester gebildete Schicht kann in beliebigen Dicken ausgebildet
sein. Bevorzugt wird diese jedoch als sehr dünne Schicht, insbesondere als Strich
im Nanomerbereich, ausgebildet.
[0031] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird eine Schmierstoff
enthaltende Schicht unmittelbar auf der durch Phosphorsäureester gebildeten Schicht
ausgebildet. Die Schmierstoff enthaltende Schicht enthält bevorzugt ein Korrosionsschutzöl,
Pre-Lube und/oder Dry-Lube. Vorzugsweise enthält die Schmierstoff enthaltende Schicht
ein Korrosionsschutzöl.
[0032] Die Schmierstoff enthaltende Schicht kann in beliebigen Dicken ausgebildet sein.
Besonders gute tribologische Eigenschaften lassen sich erzielen, wenn die Schmierstoff
enthaltende Schicht in einer Dicke von 0,3 bis 3,0 g/m
2, insbesondere 1 bis 2 g/m
2, ausgebildet ist.
[0033] Als besonders vorteilhaft hat sich erwiesen, wenn die Schmierstoff enthaltende Schicht
insoweit auf die Phosphorsäureester enthaltende Schicht abgestimmt ist, als dass sie
Komponenten enthält, welche auch in der Phosphorsäureester enthaltenden Schicht enthalten
sind.
[0034] Es wurde gefunden, dass durch diese Maßnahme ein synergistischer Effekt eintritt
und die tribologischen Eigenschaften des Blechs weiter verbessert werden.
[0035] So ist es vorteilhaft, wenn die Schmierstoff enthaltende Schicht mindestens einen
organischen Phosphorsäureester wie oben definiert in einer Menge von 0,01 bis 50 Gew.%,
insbesondere 0,05 bis 10 Gew.%, enthält.
[0036] Ferner ist es vorteilhaft, wenn die Schmierstoff enthaltende Schicht eine wasserlösliche
organische Schwefelverbindung wie oben definiert in einer Menge von 0,005 bis 50 Gew.%,
insbesondere 0,01 bis 30 Gew.%, und/oder eine organische Molybdänverbindung wie oben
definiert in einer Menge von 0,005 bis 50 Gew.%, insbesondere 0,01 bis 30 Gew.%, enthält.
[0037] Schließlich ist es vorteilhaft, wenn der Schmierstoff eine anorganische Verbindung
wie oben definiert in einer Menge von 0,005 bis 50 Gew.%, insbesondere 0,01 bis 30
Gew.%, enthält.
[0038] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen
Metallblechs oder Metallblechzuschnitts umfassend folgende Schritte:
- Aufbringen einer Lösung enthaltend einen organischen Phosphorsäureester auf die Ober-
und/oder Unterseite des Blechs und
- Aufbringen eines Schmierstoffs auf das so beschichtete Blech.
[0039] Das Aufbringen der Lösung enthaltend den organischen Phosphorsäureester kann durch
beliebige, dem Fachmann bekannte Maßnahmen wie Tauchen, Sprühen, Streichen oder Rakeln
erfolgen.
[0040] Der Arbeitsvorgang kann bequem in die bestehenden Arbeitsabläufe bei der Herstellung
von Metallblechen integriert werden. So kann das Aufbringen der Phosphorsäureester
enthaltenden Lösung beispielsweise bei der Beschichtung des Blechs im Spülbad einer
Beschichtungsanlage oder bei der Kühlung des Blechs im Bad einer Wasserkühlanlage
erfolgen. Vorzugsweise erfolgt das Aufbringen der Phosphorsäureester enthaltenden
Lösung im Spülbad einer Beschichtungsanlage. Das Spülbad ist dabei vorzugsweise als
einstufige No-Rinse-Nachbehandlung dem metallischen Beschichtungsvorgang (z. B. elektrolytische
Verzinkung) nachgeschaltet. Innerhalb einer Produktionsanlage können dem Spülbad weitere
Produktionsschritte nachgeschaltet werden. Insbesondere kann das Metallblech nach
dem Spülbad in einem geeigneten Trockner getrocknet werden und/oder anschließend mit
einem Schmierstoff (z. B. durch elektrostatische Beölung) beschichtet werden.
[0041] Die Phosphorsäureester enthaltende Lösung wird vorzugsweise als wässrige Lösung aufgebracht.
[0042] Die Lösung enthält den organischen Phosphorsäureester vorzugsweise in einer Menge
von 0,1 bis 15 Gew.%, insbesondere 3 bis 8 Gew.%.
[0043] Der pH der Lösung wird vorzugsweise auf einen Wert von 6,5 bis 11, insbesondere 7,5
bis 9,5 eingestellt.
[0044] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung enthält die Lösung als weitere
Komponente wie oben beschrieben eine wasserlösliche organische Schwefelverbindung,
insbesondere eine der zuvor beschriebenen Verbindungen, und/oder eine organische Molybdänverbindung,
insbesondere eine der zuvor beschriebenen Verbindungen, und/oder eine der zuvor beschriebenen
anorganischen Verbindungen enthält.
[0045] Die wasserlösliche(n) organische(n) Schwefelverbindung(en) und/oder organische(n)
Molybdänverbindung(en) sind in der Lösung vorzugsweise in einer Menge von 1 bis 50
Gew.%, insbesondere von 5 bis 25 Gew.%, bezogen auf die Menge an Phosphorsäureester,
enthalten.
[0046] Die anorganische(n) Verbindung(en) sind in der Lösung in einer Menge von 1 bis 50
Gew.%, insbesondere von 5 bis 10 Gew.%, bezogen auf die Menge an Phosphorsäureester,
enthalten.
[0047] Vor dem Aufbringen des Schmierstoffs ist es vorteilhaft, das Blech zu trocknen.
[0048] Als Schmierstoff wird vorzugsweise ein Korrosionsschutzöl, Pre-Lube und/oder Dry-Lube
wie oben beschrieben eingesetzt. Vorzugsweise ist der Schmierstoff hinsichtlich seiner
Zusammensetzung insoweit auf die Phosphorsäureester enthaltende Lösung abgestimmt,
als dass er wie vorstehend beschrieben Komponenten (z. B. organische Phosphorsäureester,
wasserlösliche organische Schwefelverbindung, organische Molybdänverbindung und/oder
anorganische Verbindung) enthält, welche auch in der Phosphorsäureester enthaltenden
Lösung enthalten sind.
[0049] Der Schmierstoff wird vorzugsweise in einer Menge von 0,3 bis 3 g/m
2, insbesondere 1 bis 2 g/m
2 aufgebracht.
[0050] Die Erfindung umfaßt demgemäß auch die Verwendung einer Lösung enthaltend einen organischen
Phosphorsäureester wie zuvor beschrieben zur Behandlung von Metalloberflächen.
[0051] Gegenstand der Erfindung ist ferner eine wäßrige Lösung zur Behandlung von Metalloberflächen
enthaltend einen organischen Phosphorsäureester und eine wasserlösliche organische
Schwefelverbindung und/oder eine organische Molybdänverbindung, sämtliche Verbindungen
wie zuvor beschrieben, sowie ein Konzentrat zur Herstellung einer solchen Lösung.
[0052] Schließlich umfaßt die Verwendung des erfindungsgemäßen Metallblechs oder Metallblechzuschnitts
zur Herstellung von Metallkörpern durch Umformen, insbesondere durch Tiefziehen.
[0053] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher beschrieben.
[0054] Elektrolytisch verzinkte Stahlbleche einer Dicke von 1 mm wurden durch Tauchen mit
einer wässrigen Lösung der nachstehend angegebenen Zusammensetzung behandelt, getrocknet,
und anschließend mit 1,5 g/m
2 Pre-Lube beschichtet. Zur Bestimmung der Ziehleistung wurde anschließend die Reibzahl
im Draw-Bed-Test bestimmt. Als Referenz für die Reibzahl diente eine Probe des elektrolytisch
verzinkten Stahlblechs, welche nicht mit einer wässrigen Lösung behandelt wurde. Die
Reibzahl dieser Referenzprobe wurde auf 100 % gesetzt.
Beispiel 1
[0055] Ein elektrolytisch verzinktes Stahlblech wurde mit einer 5 %igen Lösung eines äquimolaren
Phosphorsäureester-Gemischs aus (CH
3-O)PO(OH)
2 und (OH)PO(O-CH
3)
2 behandelt. Das Blech wurde getrocknet und anschließend mit 1,5 g/m
2 Pre-Lube beschichtet. Die Reibzahl betrug 88 %.
[0056] Gegenüber der Referenzprobe ohne Vorbehandlung wurde eine Reduktion der Reibzahl
um 12 % festgestellt.
Beispiel 2
[0057] Ein elektrolytisch verzinktes Stahlblech wurde mit einer 5 %igen Lösung eines äquimolaren
Phosphorsäureester-Gemischs aus (C
4H
9-O)PO(OH)
2 und (OH)PO(O-C
4H
9)
2 behandelt Das Blech wurde getrocknet und anschließend mit 1,5 g/m
2 Pre-Lube beschichtet. Die Reibzahl betrug 58 %.
[0058] Gegenüber der Referenzprobe ohne Vorbehandlung wurde eine Reduktion der Reibzahl
um 42 % festgestellt.
Beispiel 3
[0059] Ein elektrolytisch verzinktes Stahlblech wurde mit einer 5 %igen Lösung eines äquimolaren
Phosphorsäureester-Gemischs aus (C
8H
17-O)PO(OH)
2 und (OH)PO(O-C
8H
17)
2 behandelt. Das Blech wurde getrocknet und anschließend mit 1,5 g/m
2 Pre-Lube beschichtet. Die Reibzahl betrug 90 %.
[0060] Gegenüber der Referenzprobe ohne Vorbehandlung wurde eine Reduktion der Reibzahl
um 10 % festgestellt.
Beispiel 4
[0061] Ein elektrolytisch verzinktes Stahlblech wurde mit einer 5 %igen Lösung eines äquimolaren
Phosphorsäureester-Gemischs aus (CH
3-[O-CH
2CH
2]
3-C
12H
24-O)PO(OH)
2 und (HO)PO(CH
3-[O-CH
2CH
2]
3-C
12H
24-O)
2 behandelt. Das Blech wurde getrocknet und anschließend mit 1,5 g/m
2 Pre-Lube beschichtet. Die Reibzahl betrug 92 %.
[0062] Gegenüber der Referenzprobe ohne Vorbehandlung wurde eine Reduktion der Reibzahl
um 8 % festgestellt.
Beispiel 5
[0063] In diesem Beispiel wurde der Tiefzieh-Arbeitsbereich eines gemäß Beispiel 2 hergestellten
erfindungsgemäßen elektrolytisch verzinkten Feinblechs gegenüber der Referenzprobe
ohne Vorbehandlung untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind in Fig. 1 dargestellt.
[0064] Die Ergebnisse zeigen, dass das erfindungsgemäß beschichtete Feinblech (Fig. 1b)
einen deutlich größeren Tiefzieh-Arbeitsbereich aufweist, als die Referenzprobe ohne
Vorbehandlung (Fig. 1a).
Vergleichsbeispiel 1
[0065] Ein elektrolytisch verzinktes Stahlblech wurde mit einer 5 %igen Natriumtetraborat-Lösung
behandelt, getrocknet und anschließend mit 1,5 g/m
2 Pre-Lube beschichtet. Die Reibzahl betrug 90 %.
[0066] Gegenüber der Referenzprobe ohne Vorbehandlung wurde eine Reduktion der Reibzahl
um 10 % festgestellt.
Vergleichabeispiel 2
[0067] Ein elektrolytisch verzinktes Stahlblech wurde mit einer 5 %igen Phosphorsäurelösung
behandelt, getrocknet und anschließend mit 1,5 g/m
2 Pre-Lube beschichtet. Die Reibzahl betrug 95 %.
[0068] Gegenüber der Referenzprobe ohne Vorbehandlung wurde eine Reduktion der Reibzahl
um 5 % festgestellt.
[0069] Die Ergebnisse zeigen, dass die erfindungsgemäßen Metallbleche, die mit einer Phosphorsäureester-Lösung
behandelt wurden, gegenüber Metallblechen, die keine derartige Behandlung unterzogen
wurden, deutlich verbesserte tribologische Eigenschaften sowie einen vergrößerten
Tiefzieh-Arbeitsbereich aufweisen. Die erfindungsgemäßen Metallbleche waren ferner
leicht und völlig rückstandsfrei in einer üblichen Entfettungsanlage zu reinigen.
1. Wässrige Lösung mit einem pH von 6,5 bis 11 zur Behandlung von Metalloberflächen enthaltend
einen organischen Phosphorsäureester der allgemeinen Formel
X3-nPO4Rn,
worin X für Wasserstoff, Na, K, -NH2, -NHR, -NR2, NH(R'-OH), - N(R'-OH)2 oder -NR(R'-OH), R für eine geradkettige oder verzweigte Alkylgruppe mit 1 bis 14
Kohlenstoffatomen steht, R' eine geradkettige oder verzweigte Alkylengruppe mit 1
bis 14 Kohlenstoffatomen bedeutet, R und R' jeweils gleich oder verschieden sein können
und n eine Zahl von 0 bis 3 ist, mit der Maßgabe, dass n nicht 0 ist, wenn X ausschließlich
für Wasserstoff steht, sowie eine wasserlösliche organische Schwefelverbindung und/oder
eine organische Molybdänverbindung.
2. Wässrige Lösung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass R eine geradkettige oder verzweigte Alkylgruppe mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen und/oder
R' eine geradkettige oder verzweigte Alkylengruppe mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen bedeutet.
3. Wässrige Lösung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass als organischer Phosphorsäureester eine Verbindung der in Anspruch 1 genannten Formel
mit X = H, R = C4H9 und n = 1 oder 2 eingesetzt wird.
4. Wässrige Lösung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der organische Phosphorsäureester ein Gemisch aus (C4H9-O)PO(OH)2 und (OH)PO(O-C4H9)2 ist.
5. Wässrige Lösung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der organische Phosphorsäureester in einer Menge von 0,1 bis 15 Gew.% in der Lösung
enthalten ist.
6. Wässrige Lösung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der organische Phosphorsäureester in einer Menge von 3 bis 8 Gew.% in der Lösung
enthalten ist.
7. Wässrige Lösung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der pH-Wert der Lösung 7,5 bis 9,5 beträgt.
8. Wässrige Lösung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die in der Lösung enthaltene wasserlösliche organische Schwefelverbindung, und/oder
organische Molybdänverbindung in einer Menge von 5 bis 25 Gew.% bezogen auf die Menge
von Phosphorsäureester enthalten ist.
9. Wässrige Lösung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die organische Schwefelverbindung ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Thiadiazolen,
Dithiocarbamaten und Dithiopropionaten sowie Salzen und Derivaten davon.
10. Wässrige Lösung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die organische Schwefelverbindung ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Natrium-2-mercaptobenzothiazol,
2,5-Dimercapto-1,3,4-thiadiazol sowie Salzen und Derivate davon, Natriumdimethyldithiocarbamat,
Kaliumdimethyldithiocarbamat und Monoethanolamindithiopropionat.
11. Wässrige Lösung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die organische Molybdänverbindung durch Umsetzung von Molybdäntrioxid und/oder Molybdänsäure
mit einem Amin und/oder Alkanolamin erhältlich ist.
12. Wässrige Lösung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass diese als weitere Komponente mindestens eine anorganische Verbindung ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Polyphosphaten, Boraten, Molybdaten und Wolframaten enhält.
13. Wässrige Lösung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die anorganische Verbindung ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Ammoniumtripolyphosphat,
Natriumtetraborat, Ammoniummolybdat, Natriumwolframat, Kaliumwolframat und Natriumwolframat.
14. Konzentrat zur Herstellung einer Lösung zur Behandlung von Metalloberflächen gemäß
einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 13.
15. Verwendung einer wässrigen Lösung nach einem der Ansprüche 1 bis 13 zur Behandlung
von Metalloberflächen.