[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum senkrechten Anheben einer Last, vorzugsweise
um einen Kran oder ein anderes Hebezeug. Die Last wird mittels eines Seiles angehoben,
wobei das Seil ein Synthetikseil ist.
[0002] Der Einsatz von Synthetikseilen ist bereits in zahlreichen Anwendungen bekannt. Je
weiter die Entwicklung solcher Seile fortschreitet, desto breiter werden ihre Einsatzmöglichkeiten.
Besonders das im Verhältnis zu Stahlseilen geringe Gewicht und die hohe Festigkeit
machen Synthetikseile besonders geeignet für zum Beispiel Sicherungsseile beim Sport,
medizinische Anwendungen und technische Textilprodukte. Im Sportbereich und in der
Lebensrettung kommen Synthetikseile seit langem zum Einsatz. In jüngerer Zeit werden
Synthetikseile aber auch für industrielle Zwecke eingesetzt, so zum Beispiel zum Vertäuen
von Schiffen im Hafen, beim kommerziellen Fischfang, im Forstwesen und beim Verlegen
von Kabeln. Insbesondere beim Verlegen von Unterwasserkabeln haben sich die Synthetikseile
bewährt, dass sie auf der Wasseroberfläche schwimmen und so nicht in die Schiffsschraube
gelangen können. Das geringe Eigengewicht des Synthetikseils reduziert vorteilhafter
Weise das Transportgewicht an Board und das Einzugsgewicht beim Einholen. Synthetikseile
haben den weiteren Vorteil, dass sie bei entsprechender Konditionierung resistenter
gegen das aggressive Salzwasser sind, als herkömmliche Stahlseile.
[0003] Es ist eine Aufgabe der Erfindung eine Vorrichtung zum senkrechten Anheben einer
Last bereitzustellen.
[0004] Diese Aufgabe wird erfüllt durch eine Vorrichtung nach Anspruch 1.
[0005] Bei der Vorrichtung der Erfindung handelt es sich um eine Vorrichtung zum senkrechten
Anheben einer Last, vorzugsweise um einen Kran. Der Kran kann ein mobiler Kran sein,
der beispielsweise auf einem Fahrzeug montiert ist oder ein bekannter Baustellenkran,
der transportiert und aufgebaut werden kann. Die Vorrichtung kann aber auch an oder
in einem Gebäude oder einem Gerüst fest montiert sein und zum Beispiel einen Lasten-
oder Personenaufzug anheben und senken. Unter senkrechtem Anheben wird im Sinne der
Erfindung ebenfalls ein lineares Ziehen parallel zu einer schiefen Ebene verstanden,
zum Beispiel das Bewegen eines Skiliftes, einer Bergbahn oder eines Lastenliftes an
einem Berghang.
[0006] Die Vorrichtung weist eine Basis auf und einen Ausleger, der von der Basis abragt.
Weiterhin weist die Vorrichtung ein Seil auf, das von der Basis über die Spitze des
Auslegers geführt ist und eine Vorrichtung zum Fassen oder Befestigen einer Last,
die an dem über die Spitze des Auslegers geführten Ende des Seils befestigt oder befestigbar
ist. Bei dem Seil handelt es sich um ein Synthetikseil.
[0007] Bevorzugt kann der Ausleger relativ zu der Basis bewegt werden. Dabei kann er im
Verhältnis zur Basis nach oben oder unten verschwenken werden oder sich relativ zur
Basis um eine im Wesentlichen senkrecht zur Basisgrundfläche gerichteten Rotationsachse
drehen. Ebenso ist es möglich, dass sich die Basis gemeinsam mit dem Ausleger um eine
gemeinsame Rotationsachse dreht. Der Ausleger kann teleskopierbar sein.
[0008] Bevorzugt handelt es sich bei dem Synthetikseil um ein Seil aus HMPE oder HPPE Fasern.
Die Erfindung ist aber nicht auf den Einsatz dieser speziellen Synthetikfasern beschränkt,
sondern umfasst vielmehr die Verwendung auch weiterer Synthetikfasern, die gleiche
oder ähnliche Eigenschaften haben, wie die genannte.
[0009] Aus der Gruppe der HMPE (High Modulus Polyethylene) Stoffe werden synthetische Fasern
hergestellt, die im Wasser schwimmen können, exzellente Eigenschaften bezüglich der
Abriebs-, Knick- und Zugfähigkeit aufweisen und eine der besten UV-Beständigkeiten
unter den synthetischen Fasern haben. HPME Fasern haben eine chemische Struktur die
der von normalem Polyethylen vergleichbar ist, aber ein weit höheres Molekulargewicht
und eine weit höhere Kristallinität aufweist.
[0010] Das Seil kann eine Ummantelung aufweisen, wobei das Seil und die Ummantelung aus
der gleichen Synthetikfaser bestehen können oder aber die Ummantelung aus einer anderen
Synthetik- oder Kunststofffaser besteht als das Seil selbst. Die letzter Möglichkeit
kann insbesondere dann gewählt werden, wenn die Ummantelung gewisse Eigenschaften
wie Gleitfähigkeit, Abriebfestigkeit, Lichtbeständigkeit oder zum Beispiel eine fluoreszierende
Oberfläche aufweisen soll, die mittels der das Seil bildenden Synthetikfaser nicht
oder nur mit großem Aufwand erreicht werden kann.
[0011] Es kann auch sinnvoll sein, dass die Ummantelung, egal ob sie aus dem gleichen oder
einem anderen Material als das Seil besteht, eine andere Einfärbung aufweist. Dabei
kann die Ummantelung selbst wiederum verschiedene Schichten unterschiedlicher Farbe
aufweisen. Auf diese Weise kann zum Beispiel einfach durch Augenschein ein Abrieb
an dem Seil festgestellt werden. Kommt unter der Ummantelung das Seil zum Vorschein
oder ist eine bevorzugt signalfarbene Schicht der Ummantelung sichtbar, so kann dies
ein Indiz dafür sein, dass das Seil gewechselt werden muss.
[0012] In das Seil selbst können zusätzliche Fasern aus einem anderen Material, zum Beispiel
einem metallischen oder nichtmetallischem Werkstoff, eingeflochten oder eingewoben
sein. Dabei kann es sich beispielsweise um Glasfasern, Kohlefasern oder Kupferfasern
handeln, die gewisse Eigenschaften wie die Zug- oder Knickfestigkeit des Seils verbessern.
Insbesondere metallische bzw. andere elektrisch leitende Fasern können auch dazu benutzt
werden, die Unversehrtheit des Seils zu überprüfen. So kann solch eine Faser über
die gesamte Länge des Seils reichen, mit einem Anfang und einem Ende die mit einem
Messgerät verbindbar sind. Mittels der Messung kann dann zum Beispiel festgestellt
werden, ob die stromleitende Faser unversehrt oder vielleicht gebrochen ist, wobei
Letzteres ein Indiz für eine Überdehnung des Seils oder eine andere Beschädigung,
zum Beispiel durch Knicken, sein kann, die es erforderlich macht, das Synthetikseil
zu wechseln. Um zu verhindern, dass gefälschte Synthetikseile verwendet werden, können
in das Seil fälschungssichere Kennungen eingewoben werden, die beispielsweise Angaben
über den Hersteller, das Herstellungsdatum und ein Ablaufdatum umfassen, die mittels
eines elektronischen Gerätes, ähnlich der Kennzeichnungen an Lebensmitteln und Kleidungsstücken,
abgefragt oder abgelesen werden können. Bei der Kennung kann es sich aber auch um
zum Beispiel Pigmentierungen handeln, die mittels spezieller Lampen oder Sichtgeräte
erfasst werden können und für die Echtheit des Produktes stehen.
[0013] Die farbliche Gestaltung der Ummantelung und des Seils ohne Ummantelung können auch
die Corporate Identity des Nutzers aufgreifen und zum Beispiel die Unternehmensfarben
des Herstellers oder des Anwenders aufweisen.
[0014] Die Fasern die das Synthetikseil bilden oder mitbilden, können mit einem Coating
oder einem Finishing überzogen sein, um die Haltbarkeit insbesondere der Synthetikfasern
gegenüber Umwelteinflüssen, wie Kälte (Vereisung), Feuchte und Sonnenlicht zu verbessern.
[0015] Bevorzugt ist es, wenn die Dichte des Synthetikseils gleich oder kleiner 1,5kg/dm
3 ist, besonders bevorzugt ist die Dichte gleich oder kleiner 1kg/dm
3. Dabei soll das Synthetikseil einen Durchmesser von maximal 80mm aufweisen, bevorzugt
einen Durchmesser von maximal 30 mm bis 60 mm.
[0016] Da das Synthetikseil zum Beispiel das Stahlseil in einem Kran ersetzen kann, ist
es in solchen Fällen bevorzugt, wenn das Synthetikseil im Wesentlichen den gleichen
Durchmesser aufweist, wie das Stahlseil, das es ersetzt. Dadurch können alle Leitrollen
und anderen seilführenden Teile des Kranes unverändert bleiben, was den Ersatz der
Stahlseile durch Synthetikseile wirtschaftlich interessant macht, da keine zusätzlichen
Kosten für den Austausch der seilführenden Teile anfallen.
[0017] Dies bedeutet aber nicht dass bei einer Vorrichtung, zum Beispiel einem Kran, die
speziell für den Einsatz von Synthetikseilen konstruiert ist, nicht an die Synthetikseile
optimal angepasste Materialien für Flächen auf denen das Synthetikseil läuft (zum
Beispiel Umlenkrollen) Verwendung finden. Auch die Dimensionen der seilführenden Teile
und das Material aus dem sie gefertigt sind, wird bei solchen neuen Vorrichtungen
an die Verwendung der Synthetikseile angepasst sein, so dass die Vorrichtung insgesamt
leichter ausfallen kann, als eine Vorrichtung die für die Verwendung von Stahlseilen
konstruiert wurde.
[0018] Da das Synthetikseil bei gleichen Anforderungen wie an das Stahlseil andere Maße,
bezogen auf den Durchmesser, und andere Wickeleigenschaften aufweist, kann die Vorrichtung
bevorzugt eine Winde oder mehrere Winden aufweisen, die speziell für das Aufwickeln
von Synthetikseilen geeignet ist oder sind. Solche Winden sind beispielsweise speziell
angepasste Doppelscheibenwinden (double capstan winch) oder Trommelwinden mit kleineren
Durchmessern als für Stahlseile gleicher Seillänge, und damit reduziertem Gewicht.
[0019] Die Dichte von Stahl entspricht mit 7,85kg/dm
3 etwa dem 8-fachen der Dichte eines bevorzugten Synthetikseils. Bei einer Seillänge
von zum Beispiel 290m entspricht das einem Gewichtsunterschied von ungefähr 600kg.
Durch das niedrigere Eigengewicht des Seils und eventuelle weitere Gewichtsvorteile
durch leichtere Seiltrommeln kann vorteilhafter Weise die Traglast der Vorrichtung
erhöht werden.
[0020] In oder neben der Basis weist die Vorrichtung ein Antriebsaggregat auf, das mit der
oder den Seiltrommeln gekoppelt oder koppelbar ist und mittels dem das Synthetikseil
auf die Seiltrommel aufgewickelt und von der Seiltrommel abgewickelt werden kann.
[0021] Synthetikfasern haben den weiteren Vorteil, dass sie aufgrund ihres geringen Gewichts
leichter handhabbar sind als herkömmliche Stahlseile und dass im Gegensatz zum Stahlseil,
zum Beispiel beim Anhängen einer Last keine Verletzungsgefahr durch vorstehende "Fleischhaken"
für den Arbeiter besteht. Aufgrund ihres geringen Eigengewichts reduzieren sie insgesamt
das Verletzungsrisiko im Einsatz.
1. Vorrichtung zum senkrechten Anheben einer Last, vorzugsweise einen Kran, umfassend
a) eine Basis,
b) wenigstens einen Ausleger, der von der Basis abragt,
c) wenigstens ein Seil, das von der Basis über die Spitze des Auslegers geführt ist,
d) wenigstens eine Vorrichtung zum Fassen oder Befestigen einer Last, die am über
die Spitze des Auslegers geführten Ende des Seils befestigt oder befestigbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
e) das Seil ein Synthetikseil ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das der Ausleger relativ zur Basis und/oder gemeinsam mit der Basis bewegbar ist.
3. Vorrichtung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Synthetikseil aus HMPE Fasern besteht.
4. Vorrichtung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Seil eine Ummantelung aufweist und das Seil und die Ummantelung aus der gleichen
Synthetikfasern bestehen.
5. Vorrichtung nach dem vorgehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die Ummantelung aus einer anderen Synthetik- oder Kunststofffaser besteht als das
Seil.
6. Vorrichtung nach einem der zwei vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Ummantelung eine andere Farbe aufweist als das Synthetikseil und wobei der Abrieb
der Ummantelung an wenigstens einer Stelle anzeigt, dass das Synthetikseil gewechselt
werden muss.
7. Vorrichtung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in das Synthetikseil zusätzlich Fasern aus einem anderen metallischen oder nichtmetallischen
Werkstoff eingewoben sind.
8. Vorrichtung nach dem vorgehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die zusätzlichen Fasern Glasfasern, Kohlefasern oder Kupferfasern sind.
9. Vorrichtung nach einem der zwei vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eine der zusätzlichen stromleitenden Fasern an ein Messgerät anschließbar
ist, um durch eine Messungen einen etwaigen Bruch der Faser feststellen zu können,
wobei ein Bruch der Faser ein Indiz für eine Überdehnung oder sonstige Beschädigung,
zum Beispiel durch Knicken, des Synthetikseils sein kann.
10. Vorrichtung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in das Synthetikfaserseil eine fälschungssichere Kennung eingewoben ist.
11. Vorrichtung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens die Synthetikfasern mit einem Coating oder Finishing überzogen sind.
12. Vorrichtung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Dichte des Synthetikseils gleich oder kleiner als 1kg/dm3 ist.
13. Vorrichtung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung eine Winde aufweist zum Auf- bzw. Abwickeln des Seils, wobei die
Winde speziell für das Aufwickeln von Synthetikseilen geeignet ist.
14. Vorrichtung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Synthetikseil einen Durchmesser von maximal 80mm aufweist.
15. Vorrichtung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Synthetikseil einen Durchmesser von 30mm bis 60mm aufweist.