[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bearbeiten einer Einspritzdüse nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 .
[0002] Bei Einspritzdüsen von Brennkraftmaschinen, insbesondere von Schiffsdieselbrennkraftmaschinen,
handelt es sich um hochbeanspruchte Bauteile. So sind Einspritzdüsen abhängig vom
Einspritztakt hohen Einspritzdrücken ausgesetzt. Die Dauerschweilfestigkeit von Einspritzdüsen
beschränkt dabei die realisierbaren Einspritzdrücke,
[0003] Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung das Problem zugrunde, ein Verfahren
zum Bearbeiten einer Einspritzdüse zu schaffen, mit Hilfe dessen die Dauerschwellfestigkeit
derselben erhöht werden kann. Dieses Problem wird durch ein Verfahren gemäß Anspruch
1 gelöst. Erfindungsgemäß werden der Kraftstoffführung dienende Ausnehmungen der Einspritzdüse
mit einem rheopexischen oder dilatanten Fluid gefüllt, wobei das Fluid mit einem Autofrettagedruck
beaufschlagt wird, sodass sich in den Ausnehmungen der Einspritzdüse ein derartiger
Innendruck aufbaut, dass die Dauerschwellfestigkeit der Einspritzdüse erhöht wird.
[0004] Als Autofrettage (Selbstschrumpfung) bezeichnet man ein Verfahren zur Festigkeitssteigerung
von beispielsweise Rohrleitungen für den Einsatz bei und pulsierenden Innendrücken,
Dabei wird das Rohr einem über dem späteren Betriebsdruck und über der Streckgrenze
liegenden Innendruck ausgesetzt, so dass die Bereiche an der Innenwand plastifizieren.
Nach dem Entspannen entstehen in diesem Bereich Druckeigenspannungen, die einer Rissbildung
im späteren Einsatz vorbeugen.
[0005] Der Effekt der Autofrettage beruht auf der wechselseitigen Beziehung der plastifizierten
inneren und der elastisch verformten äußeren Zone, die von der plastisch verformten
inneren Zone daran gehindert wird, wieder ihre ursprüngliche Form einzunehmen, sie
bleibt gedehnt, Die Durchführung erfolgt, in dem das Rohr mit einer Flüssigkeit mit
möglichst geringer Kompressibilität gefüllt und die Rohrenden dicht verschlossen werden.
Nun bringen Pumpen meist über Druckübersetzer den benötigten Druck auf. Nach kurzer
Haltezeit kann wieder entlastet werden. Autofrettage findet auch bereits Anwendung
bei der Common-Rail-Einspritzung, siehe beispielsweise das Dokument
DE 10 2007 011 868 B3.
[0006] Hierzu können bereits handelsübliche Autofrettageöle verwendet werden, wobei diese
Fluide maximal ca. 5000 bar übertragen können.
[0007] Das Problem hierbei ist jedoch, dass beispielsweise die Spritzlöcher der Einspritzdüsen
nicht damit verdichtet werden können.
[0008] Die hier vorliegende Erfindung schlägt erstmals vor, zur Erhöhung der Dauerschwellfestigkeit
von Einspritzdüsen Ausnehmungen der Einspritzdüsen mit einem Fluid zu füllen, das
rheopexische oder dilatante Eigenschaften aufweist, wobei das Fluid mit den rheopexischen
oder dilatanten Eigenschaften mit einem Autofrettagedruck beaufschlagt wird, sodass
sich in den der Einspritzdüse ein Innendruck aufbaut, mit dem die Dauerschweilfestigkeit
der Einspritzdüse erhöht werden kann.
[0009] Es ist eine der hier vorliegenden Erfindung, dass durch Befüllen von der Krafistoffführung
dienenden Ausnehmungen der Einspritzdüse mit einem rheopexischen oder dilatanten Fluid
und durch Anlegen eines entsprechenden Autofrettagedrucks die Dauerschwellfestigkeit
von Einspritzdüsen erhöht werden kann. Hierdurch ist es möglich, höhere Einspritzdrücke
zu realisieren. Weiterhin lassen sich Einspritzdüsengeometrien darstellen, die bislang
aus Festigkeitsgründen nicht möglich waren, Hierdurch ist auch eine Reduzierung des
Kraftstoff-verbrauchs und von Emissionen der Brennkraftmaschine möglich.
[0010] Rheopexie ist die Eigenschaft eines nicht newtonischen Fluids, nach einer Scherung
eine höhere Viskosität zu zeigen, Rheopexie ist stark zeitabhängig und bedeutet, dass
die Viskosität bei konstanter mit der Zeit ansteigt. Dieses Verhalten ist eng verwandt
mit der Dilatanz, bei der die Viskosität nur während der Scherung höher ist. Dilatanz
zeichnet sich im Gegensatz zur Rheopexie dadurch aus, dass sie nicht zeitabhängig
ist, sondern nur von der Scherung abhängt. Je größer die aufgebrachte Scherung ist,
um so viskoser bzw. zäher verhält sich das Fluid.
[0011] Beispielsweise ist in den Dokumenten
DE 30 25 562 A1 und
EP 01 74 566 B1 die Herstellung und Grundfunktion dilatanter Copolymerdispersionen beschrieben.
[0012] Das hier zu verwendende Fluid besteht beispielsweise aus zwei Komponenten, nämlich
einem öligen Grundfluid (Autofrettageöl) vermischt mit einem Medium mit körniger Struktur
wie Quarzsand oder Ähnlichem.
[0013] Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen und
der nachfolgenden Beschreibung. Ausführungsbeispiele der Erfindung werden, ohne hierauf
beschränkt zu sein, an Hand der Zeichnung näher erläutert, Dabei zeigt:
- Fig. 1:
- einen Querschnitt durch eine Einspritzdüse.
[0014] Fig. 1 zeigt einen Querschnitt durch eine Einspritzdüse 1, wobei die Einspritzdüse
1 von einem Einspritzdüsenkörper 2 bereitgestellt wird, in den Ausnehmungen eingebracht
sind, nämlich ein Kraftstoffzulauf 3, ein Sacklochbereich 4 und Spritzlöcher 5, wobei
im Übergangsbereich zwischen dem Krafistoflzulauf 3 und dem Sacklochbereich 4 ein
sogenannter Nadelsitz 6 ist.
[0015] Im Sinne der hier vorliegenden Erfindung wird vorgeschlagen, eine derartige Einspritzdüse
1 dadurch zu bearbeiten, dass die der Kraftstoffführung dienenden Ausnehmungen 3,
4, 5 und 6 der Einspritzdüse 1 mit einem rheopexischen Fluid oder einem dilatanten
Fluid gefüllt werden, und dass das Fluid mit einem Autofrettagedruck beaufschlagt
wird, sodass sich in den Ausnehmungen 3 bis 6 der Einspritzdüse 1 ein derartiger Innendruck
ausbaut, dass die Dauerschwellfestigkeit der Einspritzdüse 1 erhöht wird,
[0016] Der wird dabei derart bemessen, dass sich im Werkstoff der Einspritzdüse, nämlich
im Werkstoff des Einspritzdüsenkörpers 2, Spannungen oberhalb der Streckgrenze des
Werkstoffs und unterhalb der Zugfestigkeit desselben ausbilden. Der Autofrehagedruck
ist weiterhin derart bemessen, dass die Einspritzdüse im Bereich der Ausnehmungen
3 bis 6, die der Krafistofiführung dienen, zumindest abschnittsweise plastisch verformt
und damit partiell plastifiziert wird, sodass nach dem Abbau des Autofrettagedrucks
in dem plastisch verformten bzw. plastifizierten Abschnitten Druckeigenspannungen
verbleiben. Diese Druckeigenspannungen bewirken bei schwellender Betriebsbelastung
durch Druck eine Reduzierung der Mittelspannung und damit eine Erhöhung der Dauerschwellfestigkeit
der Einspritzdüse 1,
[0017] Der Erfindung liegt demnach die Erkenntnis zugrunde, dass unter Ausnutzung eines
mit rheopexischen oder dilatanten Eigenschaften die Dauerschwellfestigkeit einer Einspritzdüse
1 erhöht werden kann. Fluide mit rheopexischen oder dilatanten Eigenschaften weisen
mit steigender Scherung der Fluidteilchen eine erhöhte Viskosität auf, wobei bei rheopexischen
Fluiden diese Viskositätserhöhung von der Zeitdauer der Scherung abhängig ist. Bei
einer Einspritzdüse 1 befinden sich engste Strömungsquerschnitte im Bereich der Spritzlöcher
5, sodass der größte Viskositätszuwachs des rheopexischen oder dilatanten Fluids bei
Anlegen des in den Spritzlöchern 5 zu erwarten ist. In Strömungsrichtung stromaufwärts
des engsten Strömungsquerschnitts der Spritzlöcher 5 gesehen, also zumindest im Bereich
des Kraftstoffzulaufs 3, des Sacklochs 4 sowie des Nadelsitzes 6, erfolgt eine zumindest
partielle bzw. abschnittsweise plastische Verformung der Einspritzdüse 1 im Bereich
ihrer innen liegenden Ausnehmungen 3 bis 6. Eine gesonderte Abdichtung der Spritzlöcher
5 in einem Außenbereich derselben ist nicht erforderlich,
[0018] Wie bereits voran beschrieben enthalten dilatante oder rheopexische Fluide körnige
Bestandteile, weiche beim Anliegen einer ausreichenden Scherung gegeneinander blockieren
und so die Viskositätserhöhung bewirken. Diese körnigen Bestandteile können, bei entsprechender
Härte der Körner, in der Umströmung von Stahlbauteilen abrasiv wirken. Damit kann
ein solches Fluid zusätzlich für das Verfahren der hydroerosiven Verrundung (HE-Verrundung)
von Spritzlöchern der Einspritzdüsen eingesetzt werden. Beide Verfahren (HE-Verrundung
und Autofrettage der Einspritzdüsen) können somit in einem Arbeitsgang vereint werden.
Die Verfahren sind so zu gestalten, dass das Fluid zunächst mit geringem Druck durch
die Einspritzdüse strömt und die Spritzlocheinläufe erosiv bearbeitet werden. Die
dilatanten oder rheopexischen Eigenschaften treten bei der entsprechend geringen Scherung
in den Spritzlöchern nicht auf. Im Anschluss wird der Druck, mit dem das Fluid durch
die Düse gepumpt wird, erhöht, so dass dann das dilatante oder rheopexische Verhalten
des Fluids auftritt und der Durchfluss durch die Spritzlöcher zum Erliegen kommt,
Der Druck ist dann weiter bis zum Autofrettagedruck zu erhöhen,
Bezugszeichenliste
[0019]
- 1
- Einspritzdüse
- 2
- Einspritzdüsenkörper
- 3
- Krafistofizulauf
- 4
- Sacklochbereich
- 5
- Spritzlöcher
- 6
- Nadelsitz
1. Verfahren zum Bearbeiten einer Einspritzdüse, dadurch gekennzeichnet, dass der Kraftstoffführung dienende Ausnehmungen der Einspritzdüse mit einem rheopexischen
Fluid oder einem dilatanten Fluid gefüllt werden, und dass das mit einem Autofrettagedruck
beaufschlagt wird, sodass sich in den Ausnehmungen der Einspritzdüse ein derartiger
Innendruck aufbaut, dass die Dauerschweiffestigkeit der Einspritzdüse erhöht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Autofrettagedruck derart bemessen wird, dass sich im Werkstoff der Einspritzdüse
Spannungen der Streckgrenze des Werkstoffs und unterhalb der Zugfestigkeit des Werkstoffs
ausbilden,
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Autofrettagedruck derart bemessen wird, dass die Einspritzdüse im Bereich der
Ausnehmungen, die der Krafistoffführung dienen, zumindest abschnittsweise plastisch
verformt wird, und dass nach dem Abbau des Autofrettagedrucks in den plastisch verformten
Abschnitten Druckeigenspannungen verbleiben.
4. des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Bearbeiten einer Einspritzdüse
für eine mit Schweröl betriebene Schiffsdieselbrennkraftmaschine,
5. des nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das rheopexische oder dilatante Fluid zusätzlich zur Erhöhung der Dauerschweilfestigkeit
der Einspritzdüse auch zur hydroerosiven Verrundung der Einspritzlöcher der Einspritzdüse
eingesetzt wird, derart, dass das Fluid zunächst mit geringem Druck durch die Einspritzdüse
gepumpt wird und nach der erosiven Bearbeitung der Einspritzlöcher der Druck für den
Durchfluss des Fluids bis zum Autofrettagedruck erhöht wird.