[0001] Keramikmaterial gemäß Anspruch 1, Verfahren zur Herstellung eines Keramikmaterials
gemäß Anspruch 13 und elektromechanisches Bauelement umfassend das Keramikmaterial
gemäß Anspruch 14.
[0002] Ein weit verbreitetes Problem von Keramikmaterialien, welche als Heißleiter eingesetzt
werden, besteht darin, dass die Widerstände der Keramikmaterialien eine B-Konstante
aufweisen, die zwar die Anforderungen an die Thermistorempfindlichkeit erfüllt, der
Wert für die B-Konstante im Hochtemperaturbereich aber zu Widerstandswerten führt,
die sich für eine praktische messtechnische Erfassung als zu gering erweisen.
[0003] Unter einem Heißleiterwiderstand versteht man ein stromleitendes Material, welches
bei höheren Temperaturen den Strom besser leitet als bei niedrigeren Temperaturen.
Der Widerstand des Materials sinkt mit steigenden Temperaturen. Diese Materialien
weisen also einen negativen Temperaturkoeffizienten auf, weshalb sie auch NTC-Materialien
(negative temperature coefficient) genannt werden. Für ein NTC-Material, beziehungsweise
ein elektrokeramisches Bauelement, das ein solches Material umfasst, kann eine Kennlinie
bestimmt werden. Dies kann durch die Arrheniusbeziehung, die wie folgt lautet, beschrieben
werden:

[0004] Hierbei stehen R
T für den Widerstand und ρ
T für den spezifischen Widerstand bei der Temperatur T. R
N steht für den Widerstand bei einer vereinbarten Nenntemperatur T
N, zum Beispiel T
N = 25°C. Die B-Konstante entspricht dem Quotienten E
A/k, wobei E
A die thermische Aktivierungsenergie und k die Boltzmannkonstante ist. R
T ist mit ρ
T über den Geometriefaktor gemäß R
T = ρ
T*L
k/A
k verknüpft, wobei A
k für die kontaktierte Fläche eines planparallelen Probekörpers und L
k für den Abstand zwischen den kontaktierten Flächen steht. Die thermische Aktivierungsenergie
gibt die Aktivierungsenergie für die Polaronenleitung an und wird im Allgemeinen auf
ein bestimmtes Temperaturintervall, beispielsweise für B
25/100°C auf das Intervall von 25 bis 100°C bezogen.
[0005] Unter Polaronen versteht man die Kopplung elektronischer Ladungsträger mit Gitterschwingungen,
den Phononen, deren Verknüpfung in der Theorie als Quasiteilchen bezeichnet wird.
[0006] Die B-Konstante ist des Weiteren ein Maß für die temperaturabhängige Empfindlichkeit
α, die die Veränderung des Widerstandes eines elektrokeramischen Bauelements in Abhängigkeit
von der Temperatur angibt:

[0007] Eine Aufgabe von Ausführungsformen der Erfindung besteht darin, ein Keramikmaterial
für die Temperaturmessung im Temperaturbereich von Raumtemperatur (∼25°C) bis 1000°C
bereitzustellen, das eine hohe Langzeitstabilität aufweist.
[0008] Die Aufgabe wird durch ein Keramikmaterial nach Anspruch 1 gelöst. Weitere Ausführungsformen
des Keramikmaterials, sowie ein elektrokeramisches Bauelement, das das Keramikmaterial
umfasst, sind Gegenstand weiterer Ansprüche. Des Weiteren wird ein Verfahren zur Herstellung
eines Keramikmaterials beansprucht.
[0009] Eine Ausführungsform der Erfindung betrifft ein Keramikmaterial der allgemeinen Formel:
[SE
1-xM
IIx] [Cr
1-y-zR
yL
z]O
3
wobei SE für eine oder mehrere Seltenerdmetalle steht, M
II für ein oder mehrere Metalle der Oxidationsstufe +II steht, L für Al und/oder Ga
steht, R für ein oder mehrere Metalle ausgewählt aus Fe, Zn, Ge, Sn steht, und es
gilt: 0 < x < 1; 0 < y < 1; 0,5 < z < 1; y+z < 1; 0,1 <1-y-z < 0,2.
[0010] Das Keramikmaterial lässt sich durch die allgemeine Formel ABO
3 beschreiben, wobei SE und M
II auf den A-Plätzen angeordnet sind und Cr, L und R auf den B-Plätzen. Der Widerstand
des Keramikmaterials wird durch geeignete Kombination dieser Bestandteile eingestellt.
Die Einstellung des Widerstandes kann durch das "Verdünnen" des Cr durch den Einbau
von L und zusätzlich noch von R auf den B-Plätzen der Keramik erfolgen. Die für R
und L gewählten Elemente weisen vorzugsweise eine Ladungstransportindifferenz auf,
d.h. sie sind im Kristallgitter des Keramikmaterials auf eine Oxidationsstufe festgelegt.
Cr hingegen kann seine Oxidationsstufen wechseln. Der Ladungstransport ist im gesamten
Temperaturbereich auf die Polaronen-Platzwechsel-Prozesse des Cr beschränkt.
[0011] In einer weiteren Ausführungsform steht R für genau zwei Metalle R
1 und R
2, woraus sich die allgemeine Formel ergibt:
[SE
1-x-pM
IIx+p] [Cr
1-y-z-rR
2p+rR
1yL
z-p]O
3
für p und r gilt: 0,001 < p < 0,05 und r = 0 falls R
2 = R
2 IV ein redoxstabiles Kation der Oxidationsstufe IV ist, und anderenfalls 0,001 < r <
0,05 und p = 0 gilt, wenn R
2 = R
2 II ein redoxstabiles Kation der Oxidationsstufe II ist. Für den Fall, dass p = 0 ist,
kann eine Zunahme der Cr
IV-Konzentration durch Einführung redoxstabiler Kationen R
2 der Oxidationsstufe II, z. B. von Zn
II auf den B-Plätzen der Perowskitstruktur erreicht werden. Hierbei kann ohne Einführung
eines oder mehrer weiterer Übergangsmetallkationen mit wechselnder Valenz eine Feineinstellung
der Konzentration von Ladungsträgerzentren (Polaronen) und deren Aktivierungsenergie
erreicht werden. Hierdurch wird eine Erhöhung der Leitfähigkeit erzielt, die aber
infolge größerer Schwankungen im Gitterpotential und einer damit verknüpften Erhöhung
der B-Konstante partiell kompensiert oder sogar überkompensiert werden kann, was zu
einer Widerstandserhöhung führt und der Formel
[SE
1-xM
IIx] [Cr
III1-x-y-z-2rCr
IVx+rZn
IIrR
1yL
z]O
3
entspricht oder indem gemäß der Formel
[SE
1-x-pM
IIx+p] [Cr
III1-x-y-zCr
IVxR
2IVpR
1yL
z-p]O
3
r = 0 mit R
2 = R
2 IV =Ge und/oder Sn die an das Cr
III/Cr
IV - Verhältnis gebundene Polaronenkonzentration konstant gehalten wird. Hierdurch wird
eine Widerstandserhöhung allein durch größere Unregelmäßigkeit in der Verteilung der
potentiellen Energie an den Ladungsträgerzentren (Polaronen), und damit der B-Konstanten,
bedingt durch den partiellen Einbau von vierwertigem Ge und/oder Sn anstelle der dreiwertigen
Kationen R und L, z.B. L = Al, hervorgerufen.
[0012] Dabei stehen SE für eine oder mehrere Seltenerdmetalle, M
II für ein oder mehrere Metalle der Oxidationsstufe +II, L für Al und/oder Ga, R für
ein oder mehrere Metalle ausgenommen Cr, Al, Ga, Mn sowie R
2 = Zn
II für p = 0 und R
2 = R
2 IV = Ge und/oder Sn für r = 0, und es gilt: 0 < x < 1; 0 ≤ y < 1; 0,5 < z < 1; 0,05
< 1-y-z < 1 und 0,001 < r < 0,05 im Fall p = 0 und 0,001 < p < 0,05 im Fall r = 0.
[0013] Das Keramikmaterial lässt sich durch die allgemeine Formel ABO
3 beschreiben, wobei SE und M
II auf den A-Plätzen angeordnet sind und Cr, L, Zn bzw. Ge und/oder Sn sowie R, soweit
vorhanden, auf den B-Plätzen. Der Widerstand des Keramikmaterials wird durch geeignete
Kombination dieser Bestandteile eingestellt. Die Einstellung des Widerstandes kann
durch das "Verdünnen" des Cr durch den Einbau von L und gegebenenfalls zusätzlich
noch von R sowie von R
2 = Zn
II bzw. Ge
IV und/oder Sn
IV auf den B-Plätzen der Keramik erfolgen. Die für R und L und R
2 gewählten Elemente weisen vorzugsweise eine Ladungstransportindifferenz auf, d.h.
sie sind im Kristallgitter des Keramikmaterials auf eine Oxidationsstufe festgelegt.
Cr hingegen kann seine Oxidationsstufen wechseln. Der Ladungstransport ist im gesamten
Temperaturbereich auf die Polaronen-Platzwechselprozesse des Cr beschränkt. Über den
Verdünnungseffekt hinaus tragen Zn
II und R
2 IV = Ge, Sn infolge Verbreiterung der Schwankungen des Gitterpotentials zur Erhöhung
der B-Konstanten bei, wobei die Einführung weiterer Übergangsmetallkationen mit gemischter
Valenz, die bei hoher Temperatur unvorteilhaft zum Ladungstransport beitragen würden,
vermieden wird.
[0014] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung steht SE für ein oder mehrere Elemente
ausgewählt aus: Y, Ce, Sm, Eu, Gd, Tb, Dy, Ho, Er, Yb, Lu. Hierbei ist Y bevorzugt.
[0015] Diese Seltenerdmetalle zeichnen sich alle dadurch aus, dass sie in der Oxidationsstufe
+III stabil sind. Unter Seltenerdmetallen sind im Zusammenhang mit dieser Erfindung
die Elemente mit den Ordnungszahlen 39 und 57-71 zu verstehen.
[0016] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung steht SE für genau ein Seltenerdmetall.
[0017] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung steht M
II für ein oder mehrere Elemente ausgewählt aus: Mg, Ca, Sr. Hierbei sind Ca und Sr
bevorzugt. Die Elemente Mg, Ca und Sr liegen in der Oxidationsstufe +II vor. Für Keramikmaterialien
mit Ca und/oder Sr als M
II konnten in Kombination mit L = Al und/oder Ga unter Hinzufügen von Zn bzw. Ge und/oder
Sn sehr gute Werte für den Widerstand und die B-Konstante einschließlich einer hohen
Alterungsstabilität erzielt werden.
[0018] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung steht M
II für genau ein Element.
[0019] Für Keramikmaterialien in denen entweder Ca oder Sr als M
II gewählt wurde konnten in Kombination mit L = Al und/oder Ga unter Hinzufügen von
Zn bzw. Ge und/oder Sn sehr gute Werte für den Widerstand und die B-Konstante sowie
eine hohe Alterungsstabiltät erzielt werden.
[0020] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung steht R für Fe, oder eine Metallkombination,
welche Fe umfasst. Für Keramikmaterialien mit Fe als R konnten in Kombination mit
L = Al und/oder Ga gegebenenfalls unter Hinzufügen von Zn bzw. Ge und/oder Sn sehr
gute Werte für den Widerstand und die B-Konstante sowie eine hohe Alterungsstabilität
erzielt werden.
[0021] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung steht R für Zn, oder eine Metallkombination,
welche Zn umfasst.
[0022] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung steht R für Ge, oder eine Metallkombination,
welche Ge umfasst.
[0023] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung steht R für Sn, oder eine Metallkombination,
welche Sn umfasst.
[0024] Die Erfinder haben erkannt, dass ein Keramikmaterial für die Temperaturmessung im
Temperaturbereich von Raumtemperatur (∼25°C) bis 1000°C mit hoher Langzeitstabilität
bereitgestellt werden kann, wenn nur ein Element mit gemischter Valenz, beispielsweise
Cr
III/Cr
IV, am Leitungsmechanismus teilnimmt und auf weitere Redoxpaare wie beispielsweise Mn
III/Mn
IV verzichtet wird. Dadurch ist ein einheitlicher, nahezu konstanter B-Wert über den
gesamten Temperaturbereich gegeben, der Widerstand kann nun durch partielle Substitution
von Cr durch ein redoxstabiles Kation wie Al
III oder Ga
III eingestellt und durch zusätzlichen Einbau der gleichfalls redoxstabilen Kationen
von Zn bzw. Ge und/oder Sn auf den B-Plätzen des Perowskitgitters auf bestimmte Werte
abgestimmt werden, für den Koeffizient z muss jedoch gelten 0,5 < z, um die Widerstandsanforderungen
zu erfüllen. Auf diese Weise wird der Einbau von mehreren, verschiedenen Übergangsmetallkationen
mit gemischter Valenz vermieden und zugleich eine hinreichende Variation im Gitterpotential
zur Einstellung einer ausreichend großen B-Konstante gewährleistet.
[0025] Das Keramikmaterial lässt sich durch die allgemeine Formel ABO
3 des Perowskitstrukturtyps beschreiben, wobei SE
III und M
II auf den A-Plätzen angeordnet sind und Cr, L und gegebenenfalls R sowie Zn bzw. Ge
und/oder Sn auf den B-Plätzen. Durch den Einbau der zweiwertigen Kationen M
II auf A-Plätzen wird nach dem Prinzip der gelenkten Valenz die Bildung von Cr
IV auf den B-Plätzen induziert, die zusammen mit Cr
III ein Redoxpaar bilden, sodass eine hohe Polaronenleitfähigkeit zustande kommt. Da
nur benachbarte Cr
III/Cr
IV-Paare an der elektrischen Leitung teilnehmen, kann der spezifische Widerstand durch
den Einbau redoxstabiler Kationen L (Al
III oder Ga
III) auf den B-Plätzen des Perowskitgitters, die die Konzentration der Polaronen "verdünnen",
eingestellt werden, wobei durch den Einbau von Zn bzw. Ge und/oder Sn zusätzlich eine
Feineinstellung gelingt. Die Elemente Al
III und/oder Ga
III sowie die Einfügung von Zn
II bzw. Ge
IV und/oder Sn
IV und ebenso die auf den A-Plätzen eingebauten Seltenerdmetalle SE
III und die Metalle M
II sind auf eine Oxidationsstufe +III bzw. +II bzw. +IV festgelegt und tragen daher
nicht zu Polaronen-Platzwechselprozessen bei.
[0026] Mit Y
III für SE
III und Ca
II für M
II wurden in Kombination mit L = Al und/oder Ga unter Hinzufügen von Zn bzw. Ge und/oder
Sn sehr gute Werte für den Widerstand und die B-Konstante erzielt.
[0027] In einer weiteren Ausführungsform steht R für genau ein Metall ausgewählt aus Fe,
Zn, Ge, Sn.
[0028] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung steht SE
III für genau ein Seltenerdmetall der Oxidationsstufe +III. Für die Wahl Fe
III als R
III wird das im Bereich von 400 bis 500°C einsetzende Abbiegen der Widerstands-Temperatur-Kennlinie
in Richtung auf einen steileren Verlauf, d. h. mit größerer B-Konstante, nicht beobachtet.
Daraus kann geschlossen werden, dass Fe
III unter den geforderten Bedingungen redoxstabil ist. Somit liegt Cr als einziger Bestandteil
in zwei unterschiedlichen Oxidationsstufen vor. Der Polaronen-Platzwechselprozess
ist somit auf das Cr beschränkt. Der Anteil an Cr
IV im Keramikmaterial wird nach dem Prinzip der gelenkten Valenz über den Anteil M
II gesteuert und durch Zugabe von Zn fein abgestimmt. Das in der Ausgangs-Rohstoffmischung
als Cr
III vorliegende Cr wird bei der Herstellung der Keramik durch den Luftsauerstoff oxidiert.
[0029] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung gilt für den Parameter x: 0,03 ≤
x ≤ 0,5, wobei der Bereich 0,05 < x < 0,25 bevorzugt ist.
[0030] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung gilt für den Parameter y: 0 < y <
0,5, wobei der Bereich 0,005 < y < 0,25 bevorzugt ist.
[0031] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung gilt für den Parameter z: 0,5 < z
< 0,9, wobei der Bereich 0,70 < z < 0,90 bevorzugt ist.
[0032] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung gilt für die Parameter y und z: 0,10
< (1-y-z) < 0,20 bevorzugt ist.
[0033] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung gilt für die Parameter p bzw. r:
0,001 < r < 0,05 im Fall p = 0 und 0,001 < p < 0,05 im Fall r = 0.
[0034] Für Keramikmaterialien mit diesen Parametern konnten sehr gute Werte für den Widerstand
und die B-Konstante erzielt werden.
[0035] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist das Keramikmaterial als phasenhomogenes
Perowskit-Mischkristallsystem der allgemeinen Formel ABO
3 ausgebildet.
[0036] Die Kristallstruktur von Perowskit kann auf zwei verschiedene Arten beschrieben werden.
[0037] Die B-Atome werden jeweils von sechs Sauerstoffatomen in der Gestalt von Oktaedern
umgeben. Diese [BO
6]-Oktaeder bilden über gemeinsame Ecken ein dreidimensionales Netzwerk. In den Lücken
dieses Netzwerks befinden sich die A-Atome, die eine Koordinationssphäre aus zwölf
Sauerstoffatomen in Form eines Kuboktaeders als Koordinationspolyeder besitzen.
[0038] Alternativ kann die Struktur auch als kubisch dichteste Kugelpackung beschrieben
werden, die gemeinsam von A-Atomen und Sauerstoff aufgebaut wird. Jede vierte Oktaederlücke
der Kugelpackung ist dabei von B-Atomen besetzt.
[0039] Bei dem Keramikmaterial kann es sich um einen Heißleiter-Widerstandsmaterial handeln,
also ein leitendes Material, welches bei hohen Temperaturen dem Strom besser leitet,
als bei tiefen Temperaturen. Der Widerstand des Materials sinkt also mit steigenden
Temperaturen.
[0040] Der Polaronen-Platzwechsel-Prozess erfolgt über ein so genanntes "Hopping" zwischen
unterschiedlichen Oxidationsstufen von nicht-redoxstabilen Übergangsmetallkationen.
Läge neben Cr
III/Cr
IV noch eine weiteres nicht redoxstabiles Element E in den Oxidationsstufen +III und
+IV vor, so könnte das Hopping nicht nur zwischen Cr
III/Cr
IV und E
III/E
IV erfolgen, sondern auch zwischen E
III/Cr
IV oder Cr
III/E
IV. Durch die Limitierung des Hopping auf ein Element, in diesem Fall Cr, wird der mittlere
Hoppingabstand erhöht was zu einer Abnahme der Strompfade und einer Erhöhung des Widerstandes
führt. Die Erfinder haben erkannt, dass die Anwesenheit eines weiteren nichtredoxstabilen
Elements E welches zum Polaronen-Hopping beitragen kann, dazu führen würde, dass beispielsweise
für Mn als E im Bereich von 400°C bis 500°C die Widerstands - Temperatur-Kennlinie
einen steileren Verlauf annehmen würde und somit eine größere B-Konstante vorliegen
würde. Dies hätte zur Folge, dass bei 1000°C für eine Temperaturmessung ein zu niedriger
Widerstandswert vorliegen würde, beispielsweise von nur einigen Ωcm, wenn man den
Widerstand bei Raumtemperatur auf nicht mehr als ≈ 10
6 Ωcm einstellt. Durch das Unterbinden zusätzlicher Hopping-Wege durch Weglassen weiterer
nicht-redoxstabiler Metalle neben dem Cr kann der steile Verlauf der Widerstands-Temperatur-Kennlinie
in diesem Temperaturbereich unterbunden werden, was dazu führt, dass der angestrebte
Widerstand von mindestens einigen zehn Ωcm bei 1000°C auch dann erreicht wird, wenn
der Widerstand bei Raumtemperatur auf nicht mehr als ≈ 10
6 Ωcm eingestellt wird.
[0041] Ein wesentlicher erfinderischer Schritt bei manchen Ausführungsformen der Erfindung
liegt in der Erkenntnis, dass die Präsenz von mehreren verschiedenen Redoxpaaren,
z.B. von Cr
III und Cr
IV neben beispielsweise Mn
III und Mn
IV, für eine zusätzliche Aktivierung von Polaronen-Platzwechselprozessen von Cr
III nach Mn
IV oder von Mn
III nach Cr
IV, verantwortlich ist, die im Bereich von 400 bis 500°C einsetzt und ein Abbiegen der
Widerstands-Temperatur - Kennlinie in Richtung auf einen steileren Verlauf, d.h. mit
größerer B-Konstante, hervorruft. Es resultieren daraus bei 1000°C für eine Temperaturmessung
zu niedrige Widerstandswerte von nur einigen Ωcm, wenn man den Widerstand bei Raumtemperatur
auf nicht mehr als ca. 10
6 Ωcm einstellt.
[0042] Folgerichtig ist die Einschränkung auf nur ein Redoxpaar, z.B. Cr
III und Cr
IV als Basis für einen Polaronen-Transportprozess in einem Perowskit-Mischkristallsystem
der genannten formelmäßigen Zusammensetzungen mit einer Vermeidung des Einmündens
der Widerstands-Temperatur - Kennlinie in einen steileren Verlauf im Hochtemperaturbereich
verbunden, so dass der angestrebte elektrische Widerstand von mindestens einigen zehn
Ωcm bei 1000°C auch dann eingehalten werden kann, wenn der Widerstand bei Raumtemperatur
auf nicht mehr als ca. 10
6 Ωcm eingestellt wurde.
[0043] Das Wesen von Ausführungsformen der Erfindung besteht bei Wahrung einer den gesetzten
Anforderungen entsprechenden Langzeitstabilität und Alterungsstabilität bis zu 1000°C
in der Herbeiführung eines flacheren Verlaufs der Widerstands-Temperatur-Kennlinie
im Perowskit-Mischkristallsystem ABO
3 durch Ausschluss eines zweiten Redoxpaares, wobei der Beitrag eines zweiten Redoxpaares
zur Variation der potentiellen Energie an den Gitterplätzen der Polaronen durch den
Zusatz von Zn
II bzw. von Ge
IV und/oder Sn
IV übernommen wird und dadurch eine noch hinreichende Empfindlichkeit der Temperaturmessung
bestehen bleibt.
[0044] Neben dem Keramikmaterial selbst wird auch ein Verfahren zur Herstellung des Keramikmaterials
beansprucht.
[0045] Eine Variante des Verfahrens zur Herstellung eines Keramikmaterials nach einem der
zuvor beschriebenen Ausführungsformen umfasst die Verfahrensschritte: A) Mischen der
folgenden Verbindungen: SE
2O
3, M
IICO
3, Cr
2O
3, L
2O
3 und ein Oxid von R, so dass ein Gemisch entsteht, B) Sintern des unter A) gefertigten
Gemisches.
[0046] In einem ersten Verfahrensschritt A) werden die Ausgangsstoffe SE
2O
3, M
IICO
3, Cr
2O
3, L
2O
3 und das Oxid von R gemischt. Cr wird hierbei als Cr
2O
3 zugegeben, also in einer Verbindung, in der es als Cr
III vorliegt. Erst im zweiten Verfahrensschritt B), dem Sintern, mit den anderen Ausgangsstoffen,
unter denen sich auch M
IICO
3 befindet, wird Cr
III, gelenkt durch den Gehalt an M
II, durch den Luftsauerstoff zu einem äquivalenten Teil zu Cr
IV oxidiert. Somit wird im gesinterten Perowskit-Mischkristallsystem Ladungsneutralität
(Äquivalenz der positiven Kationenladungen und der negativen Oxidionenladungen) erreicht.
[0047] In einer weiteren Verfahrensvariante werden die Ausgangssubstanzen aus einer wässrigen
Phase ausgefällt, getrocknet und anschließend gesintert.
[0048] In einer weiteren Verfahrensvariante wird das Gemisch aus den Ausgangsmaterialien
vor dem Verfahrensschritt B) noch kalziniert. Die Temperatur für das Kalzinieren liegt
hierbei zwischen 1000°C und 1300°C, wobei der Bereich zwischen 1050°C und 1200°C bevorzugt
ist.
[0049] In einer weiteren Verfahrensvariante wird das kalzinierte Material vor dem Verfahrensschritt
B) noch gemahlen. Die durch das Mahlen erhaltenen Körner können hier eine Korngröße
d
50 von etwa einem Mikrometer aufweisen. Die Korngröße d
50 gibt die Größe an, welche etwa 50% der Körner haben.
[0050] In einer weiteren Verfahrensvariante folgt auf das zuvor beschriebene Mahlen noch
ein Feinmahlschritt. Danach kann die Korngröße d
50 in einem Bereich von 0,3 bis 1 Mikrometer liegen.
[0051] In einer weiteren Verfahrensvariante wird durch das Sintern im Verfahrensschritt
B) ein phasenhomogenes Perowskit-Mischkristallsystem ausgebildet. Dieses stellt eine
einheitliche Phase dar, welches durch die allgemeine Formel ABO
3 beschrieben werden kann.
[0052] In einer weiteren Verfahrensvariante erfolgt das Sintern im Verfahrensschritt B)
bei einer Temperatur von 1400°C bis 1600°C, wobei ein Temperaturbereich von 1550°C
bis 1600°C bevorzugt ist, um eine hinreichende Sinterverdichtung von mindestens 90%
der theoretischen Dichte zu erreichen.
[0053] Neben dem Keramikmaterial wird auch ein elektrokeramisches Bauelement beansprucht,
welches das Keramikmaterial umfasst.
[0054] Eine Ausführungsform des Bauelements umfasst ein keramisches Material nach einem
der zuvor beschriebenen Ausführungsformen.
[0055] In einer weiteren Ausführungsform des Bauelements umfasst dieses einen Grundkörper,
der ein keramisches Material nach einem der zuvor beschriebenen Ausführungsformen
umfasst, sowie elektrisch leitfähige Kontaktierungen auf der Oberfläche des Grundkörpers.
Die elektrischen leitfähigen Kontaktierungen können beispielsweise Platin umfassen.
[0056] Eine Ausführungsform des Bauelements kann hierbei so ausgestaltet sein, dass es sich
zur Temperaturmessung eignet.
[0057] Da es sich bei dem Keramikmaterial um ein NTC-Material handeln kann, ist es beispielsweise
für den Einsatz in Temperaturfühlern geeignet. Das Bauelement kann somit beispielsweise
als Thermistor ausgestaltet sein. Dieser Thermistor kann beispielsweise für Temperaturmessungen
in Temperaturbereichen bis 1000°C eingesetzt werden. Das Bauelement kann beispielsweise
so ausgeformt sein, dass es sich als Abgassensor für Verbrennungsmotoren, Partikelfilter
oder Katalysatoren eignet.
[0058] Thermistoren, die ein erfindungsgemäßes Keramikmaterial umfassen, weisen keine bzw.
nur eine verminderte zeitliche Drift der Kennlinie auf und sind damit auch bei höheren
Temperaturen hinreichend alterungsstabil. Zugleich weisen sie messtechnisch vorteilhafte
Widerstände bei Raumtemperatur von < 10
6 Ωcm und bei 1000°C von einigen zehn Ωcm auf, ohne dass die B-Konstante und damit
auch zugleich die Empfindlichkeit zu stark herabgemindert wird.
[0059] Es werden im Folgenden die acht verschiedenen Keramikmaterialien A bis H betrachtet,
wobei die Keramikmaterialien A bis F Ausführungsformen eines erfindungsgemäßen Keramikmaterials
betreffen, wohingegen die Keramikmaterialien G und H nicht erfindungsgemäße Vergleichsbeispiele
sind:
- A [Y0,95Ca0,05] [CrIII0,09CrIV0,055 ZnII0,005AlIII0,85]O3
- B [Y0,95Ca0,05] [CrIII0,08CrIV0,06 ZnII0,01AlIII0,85]O3
- C [Y0,945Ca0,055] [CrIII0,10CrIV0,05 GeIV0,005AlIII0,845]O3
- D [Y0,94Ca0,06] [CrIII0,10CrIV0,05GeIV0,01AlIII0,84]O3
- E [Y0,945Ca0,055] [ CrIII0,10CrIV0,05SnIV0,005AlIII0,845]O3
- F [Y0,94Ca0,06] [CrIII0,10CrIV0,05 SnIV0,01AlIII0,84]O3
- G: [Y0,97Ca0,03] [CrIII0,12CrIV0,03FeIII0,85]O3
- H: [Y0,97Ca0,03] [CrIII0,12CrIV0,03 MnIII0,085 AlIII0,765]O3 bzw. [Y0.97Ca0,03] [CrIII0,15MnIV0,03 MnIII0,055 AlIII0,765]O3
[0060] Die nicht erfindungsgemäße Zusammensetzung H lässt sich hierbei durch zwei Grenzstrukturen
beschreiben, da sich Cr und Mn gegenseitig reduzieren bzw. oxidieren können. Es findet
somit ein Übergang der Oxidationsstufe +III zu +IV des einen Elements in Kombination
mit dem Übergang von +IV auf +III des anderen der beiden Elemente statt.
[0061] Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen A bis F stellen dabei ein Keramikmaterial
mit einem negativen Temperaturkoeffizienten dar, das bei hoher thermischer Stabilität
und Alterungsstabilität bis zu 1000°C zugleich die Forderung nach messtechnisch vorteilhaften
Widerstandswerten von maximal ca. 10
6 Ωcm bei Raumtemperatur und mindestens einigen zehn Ωcm bei 1000°C erfüllt, ohne dass
die B-Konstante und dadurch auch die Empfindlichkeit zu stark herabgemindert wird.
[0062] Zur Herstellung der Pulver der Keramikmaterialien wurden jeweils verwendet (Angaben
in Gew.-%):
- A: 64, 22% Y2O3, 3,00% CaCO3, 6,60% Cr2O3, 0,24% ZnO, 25,94% Al2O3
- B: 64,21% Y2O3, 3,00% CaCO3, 6,37% Cr2O3, 0,49% ZnO, 25,94% Al2O3
- C: 63,81% Y2O3, 3,29% CaCO3, 6,82% Cr2O3, 0,31% GeO2, 25,76% Al2O3
- D: 63,40% Y2O3, 3,59% CaCO3, 6,81% Cr2O3, 0,63% GeO2, 25,58% Al2O3
- E: 63,72% Y2O3, 3,29% CaCO3, 6,81% Cr2O3, 0,45% SnO2, 25,73% Al2O3
- F: 63,22% Y2O3, 3,58% CaCO3, 6,79% Cr2O3, 0,90% SnO2, 25,51% Al2O3
- G: 57,10% Y2O3, 1,57% CaCO3, 5,94% Cr2O3, 35,39% Fe2O3
- H: 64,56% Y2O3, 1,77% CaCO3, 6,72% Cr2O3, 22,99% Al2O3, 3,96% Mn2O3
[0063] Die jeweiligen Ausgangsstoffe wurden mit 200 bis 300 g deionisiertem Wasser eingewogen
und vorgemahlen. Nach dem Trocknen erfolgte eine erste Kalzinierung des Pulvers für
vier Stunden bei 1050°C bis 1150°C. Die darauf folgende Hauptmahlung der wässrigen
Suspension erfolgte mit Yttriumstabilisierten Zirkoniumkugeln, wobei eine Zielgröße
d
50 kleiner 1,5 µm erreicht wurde. Nach erneutem Trocknen und einer zweiten Kalzinierung
des Pulvers bei 1100°C bis 1200°C für vier Stunden erfolgte eine Feinmahlung auf eine
Korngröße d
50 kleiner 0,8 µm.
[0064] Zur Herstellung von Probekörpern wird das Keramikpulver mit einem Binder vermischt
und in einen Schlicker überführt und dieser entweder durch Sprühen zu einem rieselfähigen
Pressgranulat zwecks anschließender Fertigung von scheibenförmigen Presslingen verarbeitet
oder einem Folienziehprozess zugeführt, um nach dem Laminieren Wafer herzustellen.
[0065] Die elektrische Anbindung an die NTC-Keramik wird durch Aufbringen einer Pt-Paste
als elektrische Kontaktfläche im Siebdruck auf die beiden Hauptoberflächen der scheibenförmigen
Probe bzw. des Wafers vorgenommen. Danach werden mittels Ko-Sinterung sowohl die elektrischen
Kontaktflächen in den keramischen Grundkörper eingebrannt als auch das Keramikmaterial
gesintert. Die Sinterung erfolgt nach üblicher Entbinderung bei bis zu 1600°C mit
einer Haltezeit von 1 bis 3 Stunden.
[0066] Die Beständigkeit der so hergestellten NTC-Bauelemente wird durch Widerstandsmessungen
in stabilen Temperaturbereichen bewertet und die elektrischen Alterungsdriften während
entsprechender Hochtemperaturlagerungen sowie durch zyklische Aufnahme der Kennlinie
bis zu 1000°C belegt. Zur Bestimmung der elektrischen Parameter wurden zylindrische
Keramikproben mit einem Durchmesser von 5,5 mm und einer Höhe von jeweils 1,5 mm mit
elektrisch leitfähigen Platin-Kontaktflächen versehen.
[0067] Für die erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiele A bis F sind die elektrischen Eigenschaftswerte
ρ
25°C, B
25/100°C und B
300/1000°C in Tabelle 1 angegeben.
Tabelle 1:
| Probe |
Zusammensetzung |
ρ25°C [kΩ cm] |
B25/100 [K] |
B300/1000 [K] |
| A |
[Y0,95Ca0,05][CrIII0,09CrIV0,055ZnII0,005AlIII0,85]O3 |
32,4 |
2905 |
3063 |
| B |
[Y0,95Ca0,05][CrIII0,08CrIV0,06ZnII0,01AlIII0,85]O3 |
38,8 |
2934 |
3100 |
| C |
[Y0,945Ca0,055][CrIII0,10CrIV0,05GeIV0,005AlIII0,845]O3 |
32,4 |
2943 |
3082 |
| D |
[Y0,94 Ca0,06][CrIII0,10CrIV0,05GeIV0,01AlIII0,84]O3 |
43,2 |
3013 |
3120 |
| E |
[Y0,945Ca0,055][CrIII0,10CrIV0,05SnIV0,005AlIII0,845]O3 |
30,7 |
2926 |
3066 |
| F |
[Y0,94Ca0,06][CrIII0,10CrIV0,05SnIV0,01AlIII0,84]O3 |
38,6 |
2968 |
3131 |
| G |
[Y0,97Ca0,03][CrIII0,12CrIV0,03FeIII0,85]O3 |
3,3 |
2590 |
3688 |
| H |
[Y0,97Ca0,03][CrIII0,12CrIV0,03MnIII0,085AlIII0,765]O3 |
> 108 |
- |
7468 |
| |
bzw. |
|
|
|
| |
[Y0,97Ca0,03][CrIII0,15MnIV0,03 MnIII0,055 AlIII0,765]O3 |
|
|
|
[0068] Von den Keramikproben B und D wurden jeweils in drei Messzyklen die Widerstände und
B-Konstanten erfasst und der Temperaturverlauf verglichen, um die Alterungsstabilität
zu bewerten. Die erhaltenen Messwerte sind in den Tabellen 2a-c für B und in den Tabellen
3a-c entsprechend für D dargestellt. Das Auf- und Abheizen erfolgte hierbei stufenweise
mit Wartezeiten von mindestens 30 Minuten.
Tabelle 2a: Probe B
| |
ρT°C / Ωcm: 1. Zyklus |
| Temp. °C |
300 |
500 |
800 |
1000 |
800 |
500 |
300 |
| ρProbe 1 |
265,40 |
62,54 |
20,64 |
13,41 |
20,60 |
62,24 |
262,89 |
| ρProbe 2 |
265,72 |
62,60 |
20,67 |
13,42 |
20,63 |
62,33 |
263,40 |
| Probe 1 |
B300/1000°C = 3112 K |
B300/1000°C = 3102 K |
ΔB = -0,32% |
| |
|
Δρ300°C = -1,0% |
| Probe 2 |
B300/1000°C = 3112 K |
B300/1000°C = 3103 K |
ΔB = -0,29% |
| |
|
Δρ300°C = -0,9% |
Tabelle 2b: Probe B
| |
ρT°C / Ωcm: 2. Zyklus |
| Temp. °C |
300 |
500 |
800 |
1000 |
800 |
500 |
300 |
| ρProbe 1 |
262,89 |
62,24 |
20,60 |
13,40 |
20,58 |
62,12 |
262,02 |
| ρProbe 2 |
263,40 |
62,33 |
20,62 |
13,41 |
20,61 |
62,21 |
262,50 |
| Probe 1 |
B300/1000°C = 3103 K |
B300/1000°C = 3099 K |
ΔB = -0,11% |
| |
|
Δρ300°C = -0,3% |
| Probe 2 |
B300/1000°C = 3104K |
B300/1000°C = 3100 K |
ΔB = -0,11% |
| |
|
Δρ300°C = -0,3% |
Tabelle 2c: Probe B
| |
ρT°C / Ωcm: 3. Zyklus |
| Temp. °C |
300 |
500 |
800 |
1000 |
800 |
500 |
300 |
| ρProbe 1 |
262,02 |
62,12 |
20,58 |
13,40 |
20,56 |
62,04 |
261,47 |
| ρProbe 2 |
262,50 |
62,20 |
20,60 |
13,41 |
20,59 |
62,14 |
262,00 |
| Probe 1 |
B300/1000°C = 3100 K |
B300/1000°C = 3101 K |
ΔB = -0,07% |
| |
Δρ300°C = -0,2% |
| Probe 2 |
B300/1000°C = 3097 K |
B300/1000°C = 3099 K |
ΔB = -0,06% |
| |
Δρ300°C = -0,2% |
Tabelle 3a: Probe D
| |
ρT°C / Ωcm: 1. Zyklus |
| Temp. °C |
300 |
500 |
800 |
1000 |
800 |
500 |
300 |
| ρProbe 1 |
258,95 |
59,99 |
19,65 |
12,70 |
19,60 |
59,65 |
256,11 |
| ρProbe 2 |
256,69 |
59,38 |
19,43 |
12,56 |
19,36 |
58,88 |
252,51 |
| Probe 1 |
B300/1000°C = 3143K |
B300/1000°C = 3131 K |
ΔB = -0,37% |
| |
Δρ300°C = -1,1% |
| Probe 2 |
B300/1000°C = 3145 K |
B300/1000°C = 3128 K |
ΔB = -0,55% |
| |
Δρ300°C = -1,7% |
Tabelle 3b: Probe D
| |
ρT°C / Ωcm: 2. Zyklus |
| Temp. °C |
300 |
500 |
800 |
1000 |
800 |
500 |
300 |
| ρProbe 1 |
256,11 |
59,64 |
19,60 |
12,69 |
19,57 |
59,45 |
254,50 |
| ρProbe 2 |
252,51 |
58,87 |
19,36 |
12,54 |
19,32 |
58,63 |
250,48 |
| Probe 1 |
B300/1000°C = 3132 K |
B300/1000°C = 3126 K |
ΔB = -0,21% |
| |
Δρ300°C = -0,6% |
| Probe 2 |
B300/1000°C = 3130 K |
B300/1000°C = 3121 K |
ΔB = -0,27% |
| |
Δρ300°C = -0,8% |
Tabelle 3c: Probe D
| |
ρT°C / Ωcm: 3.Zyklus |
| Temp. °C |
300 |
500 |
800 |
1000 |
800 |
500 |
300 |
| ρProbe 1 |
254,50 |
59,45 |
19,56 |
12,68 |
19,55 |
59,34 |
253,54 |
| ρProbe 2 |
250,48 |
58,63 |
19,32 |
12,53 |
19,30 |
58,50 |
249,39 |
| Probe 1 |
B300/1000°C = 3127 K |
B300/1000°C = 3123 K |
ΔB = -0,13% |
| |
Δρ300°C = -0,4% |
| Probe 2 |
B300/1000°C = 3122 K |
B300/1000°C = 3118 K |
ΔB = -0,15% |
| |
Δρ300°C = -0,4% |
[0069] Den Tabellen kann man entnehmen, dass die größten Änderungen für B
300/1000 und ρ
300 (ΔB und Δρ) im 1. Zyklus auftreten, diese dann aber in der Folge abnehmen, was eine
notwendige Voralterung anzeigt. Die Ergebnisse belegen, dass die anfangs festgestellte
Drift durch eine geeignete, gegebenenfalls zyklisch ausgeführte Voralterung beseitigt
werden kann.
[0070] Im Folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand von Figuren erläutert
Figur 1 zeigt einen Arrhenius-Plot des Kennlinienverlaufs für die erfindungsgemäßen
Keramiken A bis F, sowie für Proben der nicht erfindungsgemäßen Verbindungen G und
H.
Figur 2 zeigt eine schematische Seitenansicht einer Ausführungsform des elektrokeramischen
Bauelements.
[0071] Die Figur 1 zeigt im Arrhenius-Plot den Kennlinienverlauf des spezifischen Widerstands
p in Ωcm zwischen 300°C und 1000°C für die erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiele
A bis F sowie für die nicht erfindungsgemäßen Beispiele, die im Fall G gleichfalls
nur ein Redoxpaar Cr
III/Cr
IV aufweisen und die nicht erfindungsgemäße Probe H, welche zusätzlich noch das Redoxpaar
Mn
III/Mn
IV umfasst. Hierbei ist die Größe 1000/T über dem Logarithmus des spezifischen Widerstandes
p aufgetragen, wobei T die absolute Temperatur in Kelvin bezeichnet. Zur Orientierung
ist an der Oberseite eine weitere Skala angegeben, von dieser aus Hilfslinien in das
Diagramm gezogen wurden. Bei dieser Skala handelt es sich um eine Temperaturskala,
welche die Temperatur in °C angibt.
[0072] Die Widerstands-Temperatur-Kennlinie zeigt für die erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiele
A bis F den gewünschten flachen Verlauf bei gleichzeitiger Gewährleistung einer noch
hinreichenden Empfindlichkeit sowie gleichzeitiger Wahrung der gesetzten Anforderungen
und die Langzeitstabilität und Alterungsstabilität. Dies lässt sich auch den Tabellen
2a-c und 3a-c entnehmen.
[0073] Die Kennlinien zeigen, dass sich die nicht erfindungsgemäße Probe H aufgrund der
großen Steilheit der Kennlinie (vergleichsweise hohe B-Konstante) nicht für eine technische
Anwendung als NTC-Materialien in einem Temperaturbereich von 25°C bis 1000°C eignen:
Der Widerstand bei Raumtemperatur liegt um Größenordnungen über Werten von 10
6 Ωcm, die für die praktische Anwendung in Betracht kommen.
[0074] Man erkennt aus Figur 1, dass die Probe der nicht erfindungsgemäßen Keramik H im
Bereich zwischen 800 und 1000°C eine größere Kennliniensteilheit (und damit einen
größeren B-Wert) aufweisen als im Bereich von 300-500°C, was zu Widerständen führt,
die für eine Thermistoranwendung bis Raumtemperatur zu hoch sind; der spezifische
Widerstand der Keramikprobe H bei 25°C lag bei mehr als 10
8 Ωcm. Die nicht erfindungsgemäße Keramikprobe G zeigt zwar einen linearen Verlauf,
der auf das ausschließliche Vorliegen von Fe
III schließen lässt, jedoch wird durch die Substitution von Al durch Fe der Widerstand
weiter abgesenkt, sodass die Forderung eines spezifischen Widerstands von einigen
zehn Ωcm nicht erfüllt werden kann. Wie der Vergleich der Werte für die beiden Verbindungen
B und D in Tabelle 1 und den Tabellen 2 und 3 zeigt, sind die erfindungsgemäßen Keramiken
dagegen im gesamten Temperaturbereich zwischen 25 und 1000°C durch eine jeweils weitgehend
übereinstimmende B-Konstante gekennzeichnet. Diese erweist sich beim zyklischen Auf-
und Abheizen nach dem ersten Zyklus innerhalb einer akzeptablen Toleranz als konstant.
[0075] Figur 2 zeigt eine schematische Seitenansicht einer Ausführungsform des elektrokeramischen
Bauelements 1. Diese umfasst einen keramischen Grundkörper 2, auf dessen Unterseite
eine erste elektrisch leitfähige Kontaktflächen 10 und auf dessen Oberseite eine zweite
elektrisch leitfähige Kontaktflächen 15 angeordnet ist.
Bezugszeichenliste
[0076]
- 1
- Bauelement
- 2
- keramischer Grundkörper
- 10
- erste elektrisch leitfähige Kontaktflächen
- 15
- zweite elektrisch leitfähige Kontaktflächen
- A-F
- Kennlinienverlauf für erfindungsgemäße Keramiken
- G,H
- Kennlinienverlauf für nicht erfindungsgemäße Keramiken
1. Keramikmaterial der allgemeinen Formel:
[SE1-xMIIx] [Cr1-y-zRyLz]O3
wobei SE für eine oder mehrere Seltenerdmetalle steht, MII für ein oder mehrere Metalle der Oxidationsstufe +II steht, L für Al und/oder Ga
steht, R für ein oder mehrere Metalle ausgewählt aus Fe, Zn, Ge, Sn steht, und es
gilt: 0 < x < 1; 0 < y < 1; 0,5 < z < 1; y+z < 1; 0,1 < 1-y-z < 0,2.
2. Keramikmaterial nach Anspruch 1,
wobei SE für ein oder mehrere Elemente steht ausgewählt aus: Y, Ce, Sm, Eu, Gd, Tb,
Dy, Ho, Er, Yb, Lu.
3. Keramikmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei MII für ein oder mehrere Elemente steht ausgewählt aus: Mg, Ca, Sr, Ba.
4. Keramikmaterial nach Anspruch 1,
wobei R für Fe steht, oder eine Metallkombination, welche Fe umfasst.
5. Keramikmaterial nach Anspruch 1,
wobei R für Zn steht, oder eine Metallkombination, welche Zn umfasst.
6. Keramikmaterial nach Anspruch 1,
wobei R für Ge steht, oder eine Metallkombination, welche Ge umfasst.
7. Keramikmaterial nach Anspruch 1,
wobei R für Sn steht, oder eine Metallkombination, welche Sn umfasst.
8. Keramikmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei für die Parameter x gilt: 0,03 ≤ x ≤ 0,5.
9. Keramikmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei für die Parameter y gilt: 0 < y < 0,5.
10. Keramikmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei für die Parameter z gilt: 0,5 < z < 0,9.
11. Keramikmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, ausgebildet als phasenhomogenes
Perowskit-Mischkristall-system der allgemeinen Formel ABO3.
12. Keramikmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei das Keramikmaterial einen negativen Temperaturkoeffizienten aufweist.
13. Verfahren zur Herstellung eines Keramikmaterials nach einem der vorhergehenden Ansprüche
umfassend die Verfahrensschritte:
A) Mischen der folgenden Verbindungen: SE2O3, MIICO3, Cr2O3, L2O3, und zusätzlich gegebenenfalls ein Oxid von R, so dass ein Gemisch entsteht,
B) Sintern des unter A) gefertigten Gemisches.
14. Elektrokeramisches Bauelement umfassend ein keramisches Material nach einem der Ansprüche
1 bis 12.
15. Elektrokeramisches Bauelement nach Anspruch 14, umfassend:
- einen keramischen Grundkörper (2),
- zwei elektrisch leitfähige Kontaktflächen (10,15) angeordnet auf der Oberfläche
des keramischen Grundkörpers (2).
1. Ceramic material of the general formula:
[SE1-xMIIx] [Cr1-y-zRyLz]O3
where SE stands for one or more rare earth metals, MII stands for one or more metals of the oxidation stage +II, L stands for Al and/or
Ga, R stands for one or more metals selected from Fe, Zn, Ge, Sn, and it holds that:
0 < x < 1; 0 < y < 1; 0.5 < z < 1; y+z < 1; 0.1 < 1-y-z < 0.2.
2. Ceramic material according to Claim 1, where SE stands for one or more elements selected
from: Y, Ce, Sm, Eu, Gd, Tb, Dy, Ho, Er, Yb, Lu.
3. Ceramic material according to either of the preceding claims, where MII stands for one or more elements selected from: Mg, Ca, Sr, Ba.
4. Ceramic material according to Claim 1, where R stands for Fe, or a combination of
metals that comprises Fe.
5. Ceramic material according to Claim 1, where R stands for Zn, or a combination of
metals that comprises Zn.
6. Ceramic material according to Claim 1, where R stands for Ge, or a combination of
metals that comprises Ge.
7. Ceramic material according to Claim 1, where R stands for Sn, or a combination of
metals that comprises Sn.
8. Ceramic material according to one of the preceding claims, where it holds for the
parameter x that: 0.03 ≤ x ≤ 0.5.
9. Ceramic material according to one of the preceding claims, where it holds for the
parameter y that: 0 < y < 0.5.
10. Ceramic material according to one of the preceding claims, where it holds for the
parameter z that: 0.5 < z < 0.9.
11. Ceramic material according to one of the preceding claims, formed as a phase-homogeneous
perovskite solid-solution system of the general formula ABO3.
12. Ceramic material according to one of the preceding claims, where the ceramic material
has a negative temperature coefficient.
13. Method for the manufacture of a ceramic material according to one of the preceding
claims, comprising the method steps of:
A) mixing the following compounds: SE2O3, MIICO3, Cr2O3, L2O3 and in addition possibly an oxide of R, so that a mixture is obtained,
B) sintering the mixture produced under A).
14. Electroceramic component comprising a ceramic material according to one of Claims
1 to 12.
15. Electroceramic component according to Claim 14, comprising:
- a ceramic base body (2),
- two electrically conductive contact areas (10, 15) arranged on the surface of the
ceramic base body (2).
1. Matériau céramique de la formule générale
[SE1-xMIIx] [Cr1-y-xRyLz]O3
dans laquelle SE représente un ou plusieurs métaux des terres rares, MII représente une ou plusieurs métaux du niveau d'oxydation +II, L représente Al et/ou
Ga, R représente un ou plusieurs métaux choisis dans le groupe Fe, Zn, Ge, Sn, et
on a les conditions: 0 < x < 1; 0 < y < 1; 0, 5 < z < 1; y+z < 1; 0,1 < 1-y-z < 0,2.
2. Matériau céramique selon la revendication 1, dans lequel SE représente un ou plusieurs
élément(s), choisi(s) parmi: Y, Ce, Sm, Eu, Gd, Tb, Dy, Ho, Er, Yb, Lu.
3. Matériau céramique selon l'une quelconque des revendications précédentes, dans lequel
MII représente un ou plusieurs élément(s), choisi(s) parmi : Mg, Ca, Sr, Ba.
4. Matériau céramique selon la revendication 1, dans lequel R représente Fe, ou une combinaison
de métaux qui comprend Fe.
5. Matériau céramique selon la revendication 1, dans lequel R représente Zn, ou une combinaison
de métaux qui comprend Zn.
6. Matériau céramique selon la revendication 1, dans lequel R représente Ge, ou une combinaison
de métaux qui comprend Ge.
7. Matériau céramique selon la revendication 1, dans lequel R représente Sn, ou une combinaison
de métaux qui comprend Sn.
8. Matériau céramique selon l'une quelconque des revendications précédentes, dans lequel
on a pour le paramètre x: 0,03 ≤ x ≤ 0,5.
9. Matériau céramique selon l'une quelconque des revendications précédentes, dans lequel
on a pour le paramètre y: 0 < y < 0,5.
10. Matériau céramique selon l'une quelconque des revendications précédentes, dans lequel
on a pour le paramètre z: 0,5 < z < 0,9.
11. Matériau céramique selon l'une quelconque des revendications précédentes, produit
sous la forme d'un système de cristal mixte de pérowskite en phase homogène, de la
formule générale ABO3.
12. Matériau céramique selon l'une quelconque des revendications précédentes, dans lequel
le matériau céramique présente un coefficient de température négatif.
13. Procédé de production d'un matériau céramique selon l'une quelconque des revendications
précédentes, comprenant les étapes suivantes:
A) mélanger les composés suivants: SE2O3, MIICO3, Cr2O3, L2O3, et en plus éventuellement un oxyde de R, de façon à réaliser un mélange,
B) fritter le mélange préparé sous A).
14. Composant électrocéramique comprenant un matériau céramique selon l'une quelconque
des revendications 1 à 12.
15. Composant électrocéramique selon la revendication 14, comprenant:
- un corps de base céramique (2),
- deux faces de contact électriquement conductrices (10, 15) disposées sur la surface
du corps de base céramique (2).