[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer strukturierten Oberfläche
auf einem Trägermaterial.
[0002] Die Eigenschaften einer Oberfläche, wie z. B. hydrophiles oder hydrophobes Verhalten
oder optische Wirkung, können durch die Topographie der Oberfläche beeinflusst werden.
Viele in der Natur beobachtete, die Benetzung betreffende Phänomene, wie z. B. der
Selbstreinigungseffekt auf den Blättern der Lotuspflanze, sind auf die einzigartigen
Mikro- und Nanostrukturen auf den Oberflächen zurückzuführen. Die Blätter dieser Pflanzen
bleiben immer sauber, weil Wassertröpfchen leicht von der ultrahydrophoben Blattoberfläche
abrollen und dabei Schmutzpartikel sammeln und entfernen. Die selbstreinigende Wirkung
durch Wassertröpfchen wird deshalb oft als "Lotus-Effekt" bezeichnet.
[0003] Untersuchungen an Oberflächen unterschiedlicher Werkstoffe mit Oberflächenstrukturen
im Mikro- und Nanobereich haben gezeigt, dass offenbar die Topographie bzw. die Rauhigkeit
der Oberflächen gegenüber der chemischen Zusammensetzung im allgemeinen einen stärkeren
Einfluss auf die Benetzbarkeit ausübt.
[0006] Der Artikel "
Large-Area Fabrication of a Nanostructure-Induced Hydrophobic Surface from a Hydrophilic
Polymer" von Chaowei Guo et al. in ChemPhys Chem2004, 5, 750-753 beschreibt ein Prägeverfahren für die Herstellung von Oberflächen mit einer regelmässigen
Anordnung von Säulen aus Polycarbonat im Nanometerbereich. Die Prägeplatte bzw. die
Prägewalze besteht aus Aluminium mit anodisch oxidierter, poröser Oberfläche mit einer
regelmässigen Anordnung hexagonaler Poren mit einem einheitlichen Durchmesser von
z. B. etwa 30 nm(Nanometer) und einem Zwischenabstand von etwa 120 nm. Die Prägung
des Polycarbonat erfolgt in einem Temperaturbereich von 150-170°C bei einem Druck
von etwa 3 x 10
5 Pa. Die beim Einpressen der Polycarbonatmasse in die Poren der Prägeplatte entstehen
Säulen mit im wesentlichen dem Porendurchmesser entsprechendem Säulendurchmesser.
Versuche zur Benetzbarkeit mit Wasser zeigen, dass der Kontaktwinkel für einen Polycarbonatfilm
mit glatter Oberfläche bei 85°, und für die Oberflächen mit der Nanosäulenstruktur
bei über 140° liegt.
[0007] Aus
EP-B-0 772 514 sind selbstreinigende Oberflächen von Gegenständen mit einer Erhebungen und Vertiefungen
aufweisenden Oberflächenstruktur bekannt. Die Erhebungen liegen im Bereich von 5-200
µm, die Vertiefungen im Bereich von 5-100 µm. Zumindest die Erhebungen bestehen aus
hydrophoben Polymermaterialien, wie z. B. PTFE. Die Oberflächenstrukturen können durch
beheizte Prägestücke oder Walzen hergestellt werden.
[0008] Es ist allgemein bekannt, Bänder in Glänzwerkstoffen, z.B. Reinaluminium, Reinstaluminium
oder AlMg-Legierungen auf Basis von Aluminium mit einem Reinheitsgrad von 99,5% und
grösser, wie z.B. 99,8%, die je nach Anwendung diffuse oder gerichtete Lichtreflexion
erzeugen, herzustellen und diese mit einem sogenannten Sol-Gel-Lack zu beschichten.
Geeignete Sol-Gel-Lacke bilden eine transparente Schutzschicht, welche die darunter
liegende reflektierende Oberfläche vor mechanischen oder chemischen Einflüssen schützt
und dadurch eine lange Lebensdauer des Reflektors bei hoch bleibenden Reflexionswerten
gewährleistet. Besonders geeignete Sol-Gel-Lacke sind überdies witterungsbeständig
und eignen sich daher gut für Aussenwendungen. Die transparente Schutzschicht ist
insbesondere eine klare, farblose, durchsichtige Schutzschicht.
[0009] Die
WO 2001/86327 beschreibt einen solchen witterungs- und korrosionsbeständigen Reflektor aus einem
Reflektorkörper aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung mit einer reflektierenden
Oberfläche, wobei der Reflektor eine aussen liegende, abschliessende transparente
Schutzschicht aus einem Sol-Gel-Lack mit einer Dicke von mehr als 1 µm aufweist. Der
Sol-Gel-Lack besteht aus einem Polysiloxan, welches aus einer alkoholischen Silan-Lösung
und einer wässrigen kolloidalen Kieselsäure-Lösung hergestellt wird.
[0010] Die
EP-A-1 791 001 offenbart einen Reflektor mit einer aussen liegenden, abschliessenden transparenten
Schutzschicht aus einem Sol-Gel-Lack aus einem Polysiloxan, wobei das Polysiloxan
mittels säurekatalysierter Hydrolyse und Kondensation eines Gemischs aus einer Lösung
A und einer wässrigen Lösung B hergestellt ist, wobei die Lösung A eine Lösung mit
einem ersten und zweiten Alkoxysilan und einem mit der Lösung A mischbaren Lösungsmittel
ist, und das erste Alkoxysilan ein Tetraethoxysilan (TEOS) und das zweite Alkoxysilan
durch die Formel X
nSi(OC
2H
5)
4-n beschrieben wird, wobei X einen organischen Rest beschreibt und n eine Zahl von 0
bis 3 ist. Das Lacksystem zeichnet sich dadurch aus, dass es einerseits möglichst
keine gesundheitsschädlichen Komponenten enthält bzw. bei seiner Verarbeitung freisetzt
und andererseits bei jedem Verarbeitungsschritt einen Flammpunkt von >21° C aufweist.
[0011] Solarreflektoren sind der Witterung und damit normalerweise einer Staub- und Schmutzpartikel
beladenen Atmosphäre ausgesetzt. Zur Erhaltung eines hohen Reflektionsvermögens ist
es erforderlich, die Reflektoren zu unterhalten und von Zeit zu Zeit zu reinigen.
Wünschenswert wäre eine einfache Reinigungsmöglichkeit, mit der die Unterhaltsintervalle
für Reflektoren verlängert werden können.
[0012] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
zuschaffen, welches die Herstellung einer strukturierten Oberfläche im Mikrometer-
bis Submikrometerbereich auf einfache Weise ermöglicht. Die strukturierte Oberfläche
soll zudem umweltverträglich, kratzfest und korrosionsresistent sein. Ein weiteres
Ziel der Erfindung ist die Schaffung einer einfachen Reinigungsmöglichkeit für Metalloberflächen,
insbesondere aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung, wie sie etwa bei Solarreflektoren
eingesetzt werden.
[0013] Zur erfindungsgemässen Lösung der Aufgabe führt ein durch die nachfolgenden, nacheinander
auszuführenden Schritte gekennzeichnetes Verfahren:
- Beschichten des Trägermaterials mit einem silikatbasierten Sol-Gel-Lack,
- Teilaushärten der Beschichtung,
- Strukturieren der teilausgehärteten Beschichtung durch Prägen mittels einer Matrize,
und
- Vollaushärten der geprägten Beschichtung.
[0014] Bevorzugt weist die Matrize zur Erzeugung der strukturierten Oberfläche eine Prägestruktur
mit dreidimensionalen Prägeelementen mit Dimensionen in einem Bereich zwischen etwa
30 nm (Nanometer) und 30 µm (Mikrometer) auf. Derartige Prägestrukturen lassen sich
mit aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren herstellen.
[0015] Das Teilaushärten und das Vollaushärten der Beschichtung wird bevorzugt in einem
Temperaturbereich von etwa 130°C bis 200°C, insbesondere 140°C bis 160°C, durchgeführt.
Bevorzugt erfolgt die Aushärtung kontinuierlich in einem Durchlaufofen.
[0016] Der Prägeschritt kann mit einer vorzugsweise beheizten Prägeplatte durch geführt
werden. Insbesondere für eine kontinuierliche Fertigung von zu Coils gewickeltem Bandmaterial
ist es jedoch vorteilhaft, die Prägung mit einer vorzugsweise beheizten Prägewalze
durchzuführen.
[0017] Der Prägeschritt kann auch in einer beheizten Kammer durchgeführt werden.
[0018] Das Teilaushärten der Beschichtung und das Strukturieren können wenigstens teilweise
in einem einzigen Arbeitsgang durchgeführt werden.
[0019] In besonderem Mass ist das erfindungsgemässe Verfahren zur Behandlung von Trägermaterialien
aus Metall, insbesondere aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung, geeignet.
[0020] Die strukturierte Oberfläche zeigt gegenüber einer glatten Oberfläche ein ausgesprochen
hydrophobes Verhalten und demzufolge einen selbstreinigenden Effekt. Mit dem erfindungsgemässen
Verfahren lassen sich somit Oberflächen von Trägermaterialien, wie z. B. die Reflexionsschicht
von Solarreflektoren, mit einem mit "Easy-to-clean"-Effekt ausstatten.
[0021] Ein bevorzugter Sol-Gel-Lack ist ein mittels säurekatalysierter Hydrolyse und Kondensation
eines Gemischs aus einer Alkoxysilane enthaltenden Lösung A und einer kolloidale Kieselsäure
enthaltenden Lösung B hergestelltes Polysiloxan, wobei die Lösung A insbesondere eine
Lösung mit einem ersten und zweiten Alkoxysilan und einem mit der Lösung A mischbaren
Lösungsmittel ist, und das erste Alkoxysilan ein Tetraethoxysilan (TEOS) ist und das
zweite Alkoxysilan durch die Formel X
nSi(OC
2H
5)
4-n beschrieben wird, wobei X einen organischen Rest beschreibt und n eine Zahl von 0
bis 3 ist. Das zweite Alkoxysilan ist vorzugsweise ein Methyltriethoxysilan (MTEOS)
ist.
[0022] Das Lösungsmittel der Lösung A ist bevorzugt ein polares Lösungsmittel, wie Alkohol
oder Ethylacetat, wobei das alkoholische Lösungsmittel insbesondere ein Glykol oder
eine Glykolverbindung enthält oder daraus besteht, und insbesondere ein Ethylenglykol
oder Buthoxyethanol ist.
[0023] Bei der unmittelbar auf dem Trägermaterial realisierten Beschichtung handelt es sich
um einen Sol-Gel-Lack, der hervorgegangen ist aus einem unmittelbar auf das Aluminium
bzw. die Aluminiumlegierung aufgebrachten Sol-Gel-System. Als Gele bezeichnet man
formbeständige, leicht deformierbare, an Flüssigkeit reichhaltige disperse Systeme,
die aus einem festen, unregelmässigen, dreidimensionalen Netzwerk und einer Flüssigkeit
bestehen. Unter einem Sol-Gel-System ist dabei ein nach der Sol-Gel-Technologie hergestellter
Sol-Gel-Lack zu verstehen, der nach produktgerechter Applizierung und Aushärtung eine
mit dem Substrat - in diesem Fall ein Trägermaterial - fest verbundene, gehärtete
Schutzschicht bildet. Die Schicht ist vorzugsweise ein transparent aushärtender Sol-Gel-Lack,
der den farblichen Grundton des Substrates erkennen lässt. Unter transparent aushärtendem
Sol-Gel-Lack ist insbesondere eine klare, farblose, durchsichtige Schicht zu verstehen.
Die auf die gereinigte Oberfläche des Substrates aufgebrachte Schicht ist vorzugsweise
ein Sol-Gel-Lack, insbesondere ein Sol-Gel-Lack aus einem Polysiloxan und vorteilhaft
ein Sol-Gel-Lack aus einer alkoholischen Silan-Lösung, insbesondere einer Alkoxysilan-Lösung
und einer wässrigen kolloidalen Kieselsäure-Lösung hergestellten Polysiloxan. Polysiloxan
ist dabei der Begriff für Polymere aus vernetzten Siloxanen. Das Polysiloxan wird
insbesondere durch eine Kondensationsreaktion zwischen hydrolisierten und vernetzbaren
Silanen, insbesondere Alkoxysilanen, und kolloidaler Kieselsäure erzeugt.
[0024] Die Kondensationsreaktion zwischen hydrolisierten Silanen, insbesondere Alkoxysilanen,
untereinander sowie hydrolisierten Silanen, insbesondere Alkoxysilanen, und kolloidaler
Kieselsäure führt zur Ausbildung eines anorganischen Netzwerkes von Polysiloxanen.
Gleichzeitig werden organische Gruppen, insbesondere Alkylgruppen bzw. einfache Alkylgruppen
über Kohlenstoffbindungen in das anorganische Netzwerk eingebaut. Die organischen
Gruppen, bzw. die Alkylgruppen, nehmen jedoch nicht direkt an der Polymerisation bzw.
der Vernetzung der Siloxane teil, d.h. sie dienen nicht zur Ausbildung eines organischen
Polymersystems sondern lediglich zur Funktionalisierung. Die Funktion liegt darin,
dass die organischen Gruppen, insbesondere die Alkylgruppen, während des Sol-Gel-Prozesses
an den Aussenseiten der Polysiloxane angehängt werden und dadurch eine nach aussen
wasserabstossende Lage ausbilden, welche dem Sol-Gel-Lack eine ausgeprägte hydrophobe
Eigenschaft verleiht.
[0025] Der beschriebene Sol-Gel-Prozess führt, wie erwähnt, durch gezielte Hydrolyse und
Kondensation von Alkoxiden des Siliziums und Kieselsäure zu einem Sol-Gel-Lack aus
einem anorganischem Netzwerk mit eingebauten Alkylgruppen. Die dadurch erhaltenen
Polysiloxane sind deshalb eher den anorganischen Polymeren zuzuordnen.
[0026] Bei der Herstellung einer bevorzugten Ausführung eines Sol-Gel-Lackes als Schutzschicht
wird zweckmässig von zwei Basislösungen A und B ausgegangen.
[0027] Die Lösung A ist eine alkoholische Lösung eines oder mehrerer verschiedener Alkoxysilane,
wobei die Alkoxysilane in einem wasserfreien Medium in nicht hydrolisierter Form vorliegen.
Als Lösungsmittel wird zweckmässig ein Alkohol, wie beispielsweise Methyl-, Ethyl-,
Propyl- oder Butylalkohol und bevorzugt Isopropylalkohol, verwendet.
[0028] Die Alkoxysilane werden durch die allgemeine Formel X
nSi(OR)
4-n beschrieben, in welcher "R" ein einfaches Alkyl ist, vorzugsweise aus der Gruppe
umfassend Methyl, Ethyl, Propyl und Buthyl. "X" ist zweckmässig ebenfalls ein Alkyl,
vorzugsweise aus der Gruppe umfassend Methyl, Ethyl, Propyl und Buthyl. Zweckmässige
Alkoxysilane sind beispielsweise Tetramethoxysilane (TMOS) und bevorzugt Tetraethoxysilan
(TEOS) und Methyltrimethoxysilan (MTMOS) und weitere Alkoxysilane.
[0029] In besonders bevorzugter Ausführungsform wird die Lösung A aus Tetraethoxysilan (TEOS)
und/oder Methyltrimethoxysilan (MTMOS) mit einem Methyl-, Ethyl- oder Propyl-Alkohol
und insbesondere mit einem Isopropyl-Alkohol als Lösungsmittel zubereitet. Die Lösung
A kann z.B. 25 -35 Gew.-% (Gewichts-%), insbesondere 30 Gew.-%, TEOS und 15 - 25 Gew.-%,
insbesondere 20 Gew.-%, MTMOS enthalten, beides gelöst in 40 - 60 Gew.-%, insbesondere
50 Gew.-%, Isopropyl-Alkohol.
[0030] Die Lösung B enthält in Wasser gelöste kolloidale Kieselsäure. In zweckmässiger Ausführung
wird die Lösung B mittels Säure, vorzugsweise mittels Salpetersäure (HNO
3) auf einen pH-Wert zwischen 2,0 - 4,0, vorzugsweise zwischen 2,5 - 3,0 und insbesondere
von 2,7 eingestellt.
[0031] Die verwendete Kieselsäure ist zweckmässig eine in saurem Milieu stabilisierte Kieselsäure,
wobei der pH-Wert der Kieselsäure vorteilhaft bei 2 -4 liegt. Die Kieselsäure ist
vorteilhaft möglichst alkaliarm. Der Alkaligehalt (z.B. Na
2O) der Kieselsäure liegt bevorzugt unter 0,04 Gew.-%.
[0032] Die Lösung B enthält beispielsweise 70 - 80 Gew.-%, insbesondere 75 Gew.%, Wasser
als Lösungsmittel und 20 - 30 Gew.-%, insbesondere 25 Gew.-%, kolloidale Kieselsäure.
Die Lösung B ist zweckmässig mittels Salpetersäure (HNO
3) auf einen pH-Wert zwischen 2,0 - 3,5, vorzugsweise zwischen 2,5 - 3,0 und insbesondere
von 2,7 eingestellt.
[0033] Das Zusammenführen und Mischen der beiden Basislösungen A und B führt in Gegenwart
der Salpetersäure zu einer Hydrolysereaktion zwischen dem in Lösung B enthaltenen
Wasser und den in Lösung A enthaltenen Alkoxysilanen.
Hydrolyse-Reaktion: Si(OR)
n + nH2O → Si(OH)
n + nR(OH)
[0034] Gleichzeitig tritt eine Kondensationsreaktion ein, bei der unter Wasser-Abspaltung
aus jeweils zwei Si-OH-Gruppen eine Siloxan-Bindung (Si-O-Si) aufgebaut wird. Durch
fortschreitende Polymerisation entsteht dabei ein Netzwerk von Polysiloxanen, an welche
Alkyl-Gruppen angegeliedert sind. Die neue Mischlösung liegt in einem gelförmigen
Zustand vor.
[0035] Die beiden Lösungen A und B werden bevorzugt in einem Gewichtsverhältnis von 7:3
Teilen gemischt.
[0036] Der Sol-Gel-Lack wird zweckmässig in Gel-Form auf das Trägermaterial, bzw. auf die
entsprechende Oberfläche, aufgetragen bzw. abgeschieden und anschliessend getrocknet
bzw. gehärtet. Der Trocknungsprozess besteht darin, die im Sol-Gel-Lack verbleibenden
Wasser und Alkohole auszutreiben, wodurch der Sol-Gel-Lack aushärtet und eine korrosions-
und witterungsbeständige Schutzschicht auf der Trägermaterialoberfläche entsteht.
[0037] Die Beschichtung erfolgt, beispielsweise durch Auftragen, Schleudern oder Spritzen,
zweckmässig in einem kontinuierlichen Verfahren, welches für die Behandlung von in
Bandform vorliegendem Trägermaterial geeignet ist. Besonders bevorzugte Beschichtungsverfahren
sind das Sprühen, Spritzen, Tauchen bzw. Tauchziehbeschichten.
[0038] Insbesondere eignen sich Sol-Gel-Systeme, die beispielsweise unter dem Markennamen
CERAPAINT des Unternehmens Akzo Nobel erhältlich sind, zur Ausbildung der Korrosionsschutzschicht.
[0039] Korrosionsschutzschichten (Sol-Gel-Lacke), die durch Auftragen eines Sol-Gel-Systems,
also das Beschichten des eigentlichen Trägermaterials mit einem Sol-Gel-System, geschaffen
werden, benötigen zu deren Herstellung einen Härtungs- bzw. Trocknungsprozess, bei
dem das Sol-Gel-System in den beständigen Sol-Gel-Lack umgewandelt wird.
[0040] Das mit dem Sol-Gel-Lack beschichtete Trägermaterial wird zweckmässig mittels Strahlung,
wie UV-Strahlung, Elektronenstrahlung, Laserstrahlung, oder mittels Wärmestrahlung,
wie IR-Strahlung (infrarot), oder mittels Konvektionserwärmung oder einer Kombination
der vorgenannten Trocknungs- bzw. Härtungsverfahren, getrocknet bzw. gehärtet.
[0041] Die Konvektionserwärmung kann zweckmässig durch eine Beaufschlagung mit erwärmten
Gasen, wie Luft, Stickstoff, Edelgase oder Gemischen daraus, erfolgen. Die Sol-Gel-Lackschicht
wird bevorzugt in einem Durchlaufofen getrocknet bzw. gehärtet.
[0042] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung von Prägeversuchen sowie anhand der Zeichnung; diese zeigt schematisch
in
- Fig. 1
- die zur Durchführung der Prägeversuche eingesetzte Anordnung;
- Fig. 2
- die Draufsicht auf die Prägeseite einer Matrize mit einer ersten Prägestruktur;
- Fig. 3
- den Querschnitt durch die Prägestruktur von Fig. 2 in vergrösserter Darstellung;
- Fig. 4
- die Draufsicht auf die Prägeseite einer Matrize mit einer zweiten Prägestruktur;
- Fig. 5
- den Querschnitt durch die Prägestruktur von Fig. 4 in vergrösserter Darstellung.
[0043] Eine in Fig. 1 dargestellte Anordnung zur Herstellung einer strukturierten Oberfläche
auf einem Trägermaterial zeigt eine Prägekammer 10 mit einstellbarer Innentemperatur.
In der Prägekammer 10 befinden sich ein mit einer Beschichtung 14 aus einem Sol-Gel-Lack
versehenes Trägermaterial 12 und ein Matrizenstempel 16 mit einer Prägestruktur 18.
Zur Strukturierung der Oberfläche des mit der Sol-Gel-Lack-Beschichtung 14 versehenen
Trägermaterials 12 wird der Matrizenstempel 16 in Pfeilrichtung bewegt und mit einem
ausreichend grossen Anpressdruck gegen das beschichtete Trägermaterial 12 gepresst,
so dass die Prägestruktur 18 auf die Sol-Gel-Lack-Beschichtung 14 übertragen wird.
Wie bei jedem Prägevorgang sind die Oberflächentopographien des Matrizenstempels 16
und des damit geprägten Trägermaterials 12 bzw. der Sol-Gel-Lack-Beschichtung 14 zueinander
komplementär, d.h. Spitzen bzw. Erhebungen auf der Prägefläche des Matrizenstempels
16 werden zu Tälern bzw. Vertiefungen in der Oberfläche des Trägermaterials 12 und
umgekehrt.
[0044] Die in den Fig. 2 und 3 gezeigte Prägestruktur 18 besteht aus einer regelmässigen
Aneinanderreihung von Prägeelementen 20 in der Form von Pyramidenstümpfen. Die in
Fig. 3 angegebenen Dimensionen der Prägestruktur 20 sind wie folgt:
h = 4,0 µm b = 5,5 µm c = 5,1 µm d = 5,0 µm
[0045] Die in den Fig. 4 und 5 gezeigte Prägestruktur 18 besteht aus einer regelmässigen
Aneinanderreihung von Prägeelementen 20 in der Form vertikal abragender, paralleler
Streifen rechteckigen Querschnitts. Die in Fig. 5 angegebenen Dimensionen der Prägestruktur
20 sind wie folgt:
h = 4,0 µm b = 1,5 µm e = 10 µm
[0046] In der in Fig. 1 gezeigten Anordnung wurden Prägeversuche an mit einer Sol-Gel-Lack-Beschichtung
versehenen Aluminiumblechen der Reinheit Al 99.85 durchgeführt.
[0047] Der für die Beschichtungen verwendete Sol-Gel-Lack wurde durch Mischen der beiden
folgenden Lösungen A und B im Verhältnis 7:3 erhalten:
Lösung A:
200 g Isopropylalkohol
150 g Tetraethoxysilan (TEOS)
458 g Methyltrimethoxysilan (MTES)
Lösung B:
335 g 26 %-ige kolloidale Kieselsäure enthaltend 248 g Wasser und 87 g SiO2
[0048] Der pH-Wert der Lösung B wurde unter Zugabe von Salpetersäure (HNO
3) auf ca. 2,5 eingestellt.
[0049] Die Mischlösung wurde auf die Blechproben aus Aluminium aufgesprüht.
[0050] Die Sol-Gel-Lack-Beschichtungen wurde bei einer Temperatur von 150°C bei drei verschiedenen
Aushärtungszeiten von 3, 5 und 30 Minuten entsprechend einem Aushärtungszustand "weich",
"mittel" und "hart" unterschiedlich stark ausgehärtet. Beschichtungen, die vor der
Prägung einer Teilaushärtung bei 150°C während 30 Minuten unterworfen wurden, liessen
sich unter den gewählten Druckbedingungen nicht mehr prägen.
[0051] Die Ergebnisse der Prägeversuche an Beschichtungen, die vor der Prägung einer Teilaushärtung
bei 150°C während 3 bzw. 5 Minuten unterworfen und nachfolgend mit den in den Fig.
2 und 3 bzw. in den Fig. 4 und 5 gezeigten Prägestrukturen geprägt wurden, sind in
Tabelle 1 zusammengefasst.
Tabelle 1: Ergebnisse der Prägeversuche
Prägemuster |
Bedingungen während der Teilaushärtung vor der Prägung Temp. / Dauer |
Bedingungen während der Prägung Temperatur / Dauer / Druck |
Beurteilung der Qualität der geprägten Struktur nach Vollaushärtung bei 150°C / 30
Min. |
Linienmuster gemäss Fig. 2/3 |
150° / 5 Min. |
150° / 10 Min. / 2.5 kN/cm2 |
Struktur gut sichtbar |
Linienmuster gemäss Fig. 4/5 |
150° / 3 Min. |
25° / 10 Min. / 2.5 kN/cm2 |
keine sichtbare Struktur |
Pyramidenstumpf muster gemäss Fig. 4/5 |
150° / 3 Min. |
150° / 10 Min. / 0.63 kN/cm2 |
Struktur gut sichtbar |
1. Verfahren zur Herstellung einer strukturierten Oberfläche auf einem Trägermaterial
(12),
gekennzeichnet durch die Schritte
- Beschichten des Trägermaterials (12) mit einem silikatbasierten Sol-Gel-Lack,
- Teilaushärten der Beschichtung (14),
- Strukturieren der teilausgehärteten Beschichtung (14) durch Prägen mittels einer Matrize (16), und
- Vollaushärten der geprägten Beschichtung (14).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Matrize (16) zur Erzeugung der strukturierten Oberfläche eine Prägestruktur (18)
mit dreidimensionalen Prägeelementen (20) mit Dimensionen in einem Bereich zwischen
etwa 30 nm (Nanometer) und 30 µm (Mikrometer) aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Teilaushärten und das Vollaushärten der Beschichtung (14) in einem Temperaturbereich
von etwa 130°C bis 200°C, insbesondere 140°C bis 160°C, durchgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Teilaushärten und das Vollaushärten der Beschichtung (14) kontinuierlich in einem
Durchlaufofen durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Prägeschritt mit einer Prägeplatte als Matrize (16) durchgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Prägeschritt kontinuierlich mit einer Prägewalze als Matrize (16) durchgeführt
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Prägeschritt mit einer beheizten Matrize (16) durchgeführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Prägeschritt in einer beheizten Kammer (10) durchgeführt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Teilaushärten der Beschichtung (14) und das Strukturieren wenigstens teilweise
in einem einzigen Arbeitsgang durchgeführt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Trägermaterial (12) aus Metall, insbesondere aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung,
besteht.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Sol-Gel-Lack ein mittels säurekatalysierter Hydrolyse und Kondensation eines
Gemischs aus einer Alkoxysilane enthaltenden Lösung A und einer kolloidale Kieselsäure
enthaltenden Lösung B hergestelltes Polysiloxan ist, wobei die Lösung A insbesondere
eine Lösung mit einem ersten und zweiten Alkoxysilan und einem mit der Lösung A mischbaren
Lösungsmittel ist, und das erste Alkoxysilan ein Tetraethoxysilan (TEOS) ist und das
zweite Alkoxysilan durch die Formel XnSi(OC2H5)4-n beschrieben wird, wobei X einen organischen Rest beschreibt und n eine Zahl von 0
bis 3 ist.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Alkoxysilan ein Methyltriethoxysilan (MTEOS) ist.
13. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Lösungsmittel der Lösung A ein polares Lösungsmittel, wie Alkohol oder Ethylacetat,
ist, insbesondere, dass das alkoholische Lösungsmittel ein Glykol oder eine Glykolverbindung
enthält oder daraus besteht, und insbesondere ein Ethylenglykol oder Buthoxyethanol
ist.