[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur fahrrichtungsbezogene
Streckenpunktprüfung für ETCS-Systeme gemäss dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1
sowie zur Durchführung des Verfahrens auf ein portables Gerät gemäss dem Oberbegriff
des Patentanspruches 6.
[0002] Das Systems ERTMS - weiterführende Information siehe [1] - verwendet für die Informationsübertragung
zwischen Gleis und Fahrzeug wenigstens zwei Balisen, die logisch und örtlich in einer
Balisengruppe zusammengefasst sind. Für die weiteren Ausführungen wird auf die FIG
1 Bezug genommen. Balisen 6 können als stets gleiche Telegramme aussendende Festdatenbalisen
F oder als steuerbare Transparentbalisen T ausgeführt sein. Transparent-balisen T
übertragen den Inhalt, das ist ein Signalbegriff, eines von einem Adapter LEU 8 entstammenden
Telegramms an ein Fahrzeug. Die wenigstens paarige Anordnung von Balisen 6 in Balisengruppen
ist erforderlich, um bei Überfahrt mittels einer festen Kennung in einem Telegramm
die Fahrrichtung A oder B des überfahrenden Zuges zu erkennen.
[0003] Im Rahmen von Streckenpunktabnahmen kann bis heute erst bei einer Überfahrt eines
Fahrzeuges sichergestellt werden, dass die Balisen-Reihenfolge (Fahrrichtung) und
die Balisen -Verlinkung (Reihenfolge der Nummerierung der Balisen innerhalb der Gruppe)
mit der Projektierung übereinstimmt. Die einzelnen Balisen 6 können zwar ausgelesen
werden, jedoch kann nicht sichergestellt werden, dass die projektierten Daten über
zwei bzw. mehreren Balisen 6 konsistent sind oder sich keine Verwechslung ergeben
hat. Dieser Sachverhalt birgt das Risiko, dass erst bei der ersten Fahrzeugüberfahrt
der Fehler bemerkt wird. Dadurch resultieren Nachfolgekosten und Umprojektierungsarbeiten.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und ein
Gerät anzugeben, die auf einfache und kostengünstige Weise erlauben, eine Streckenpunktabnahme
durchführen zu können, um Fehler zwischen den projektierten Daten und der tatsächlichen
Installation im Gleisbereich sehr frühzeitig erkennen zu können.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die in den unabhängigen Patentansprüchen angegebenen Merkmale
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in weiteren Ansprüchen angegeben.
[0006] So ergeben sich die folgenden Vorteile:
[0007] i) Durch die Prüfung mit einem portablen Rechner lassen sich Fahrten mit einem Eisenbahntestzug
vermeiden und somit sind auch die betrieblichen Einschränkungen weit weniger gravierend.
Dies gilt insbesondere bei Umrüstungen von Strecken auf das System ETCS.
[0008] ii) In einer besonderen Weiterbildung der Erfindung mit einer Teleskopantenne kann
ein Streckenpunkt abgegangen werden, dass sich dadurch eine direkte Personengefährdung
ergibt, da sich die den Rechner tragende Person ausserhalb Gefahrenbereichs bewegt.
Zusätzlich kann für diesen Fall eine Sollbruchstelle in der Teleskopantenne vorgesehen
werden, so dass in einem Ereignisfall die betreffende Person von der durch einen Bauzug
erfassten Antenne nicht mitgerissen wird.
[0009] iii) Vorgängig der Prüfung vor Ort können in einer Weiterbildung geographische Daten
zu den zu prüfenden Streckenpunkte zusätzlich übertragen werden, um einen zusätzlichen
Plausibilitätscheck für den zu prüfenden Streckenpunkt vornehmen zu können. Es gilt,
nicht nur die korrekte Fahrrichtung so auch die korrekte Zuordnung Balisengruppe zu
Gleis zu prüfen.
[0010] iv) Mit diesem Verfahren und mit dem portablen Gerät könne auch nicht sichtbare Balisen
aufgespürt werden, z.B. mit Schnee zugedeckte Balisen oder Balisen die mit Beton/Pflastersteinen
etc. abgedeckt bzw. zugedeckt sind.
[0011] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung beispielsweise näher erläutert.
Dabei zeigen:
[0012] Figur 1 Streckenausschnitt mit je einer Balisengruppe vor einem Signal;
[0013] Figur 2 Anordnung an einer Balisengruppe mit einem Gerät zur Durchführung der Streckenabnahme.
[0014] Die Balisengruppen, die gemäss der FIG 1 angeordnet sind, kommen nur für die Fahrrichtung
B in Funktion. Dies ist wie eingangs erwähnt durch die von der Balise 6 empfangbaren
Daten durch Rücklesen der Balisendaten mit dem Test- und Programmiergerät sichergestellt.
[0015] Für die konkrete Abnahme eines Streckenpunktes vor einem Signal 7 wird nun auf die
FIG 2 Bezug genommen. Ein Streckenpunkt wird durch wenigstens zwei im Gleis angeordnete
Balisen 6 gebildet. Gemäss der FIG 2sind zwei Balisen 6 vor dem Signal 7 angeordnet.
Die Angabe «vor» bezieht sich auf die Fahrtrichtung d. Der Streckenpunkt hat nur eine
Funktion bezüglich dieser Fahrtrichtung d. Die Distanz zwischen der ersten und zweiten
Balise6 liegt typischerweise im Bereich von 2m bis etwa 12m. Von einer Person wird
ein mobiler Rechner 4 getragen, deshalb auch der Begriff «portabler Rechner» 4. Dieser
Rechner 4 hat die übliche Struktur mit Prozessor, Bus, Speicher und peripheren Anschlüssen.
Einer dieser peripheren Anschlüsse wird benutzt, um diesen Rechner über einen Balisendetektor
3 mit einer mobilen magnetischen Antenne 1, 2 zu verbinden. Der Balisendetektor 3
hat eine Schnittstellenfunktion zwischen empfangenem Signal/Telegramm von einer Balise
6 und der weiteren transparenten Zuführung an den Rechner, z.B. über eine USB-Schnittstelle.
Diese Antenne ist einerseits eine «mobile magnetische Aktivierungsantenne» 1 und andererseits
in eine «mobile magnetische Empfangsantenne für den Uplink» 2 gegliedert. Mit dem
von der «mobilen magnetische Aktivierungsantenne» 1 ausgesendeten Feld 9 wird eine
darunterliegende Balise 6 aktiviert, die daraufhin ein Telegramm 9 aussendet, das
von der «mobilen magnetische Empfangsantenne» 2 empfangen wird und über den Balisendetektor
3 in decodierter Form vom mobilen Rechner verarbeitbar und darstellbar ist. Dieser
Rechner 4 ist vorgängig mit den Projektierungsdaten geladen worden.
[0016] Mechanisch ist die Antenne 1, 2 als Teleskop-Antenne ausgebildet, um zwischen der
Antenne selber und der Halterung/Griff eine verstellbare Distanz zu schaffen, dass
die betreffende Person ausserhalb des Gleisbereich und somit ausserhalb des Gefahrenbereiches
(z.B. durch Bauzüge) sich frei bewegen kann.
[0017] Das Verfahren für die Streckenpunktabnahme läuft mit den folgenden Schritten ab:
[0018] i) Positionierung der mobilen Aktivierungsantenne ca. 2m vor der ersten Balise;
[0019] ii) Rechner 4 einschalten;
[0020] iii) Auf dem Display/Screen des Rechners 4 erscheint eine Anweisung für diesen Streckenpunkt
aufgrund der vorgängig geladenen Projektierungsdaten. Die Anweisung beinhaltet, dass
die Richtung d zum Signal 7 vom Punkt I zum Punkt II abgelaufen werden soll. Alternativ
ist es auch möglich, dass diese Anweisung aus einer Text-to-Speech Konversion akustisch
über einen Lautsprecher ausgegeben wird;
[0021] iv) Ablaufen der Strecke vom Punkt I zum Punkt II, also in der Richtung d zum Signal
7, es sind auch Streckenpunkte möglich, die kein Signal aufweisen, sondern durch lediglich
zwei Fixdatenbalisen gebildet werden um z.B. eine Information über eine höchstzulässige
Geschwindigkeit vor einer Kurve zu signalisieren.
[0022] v) «Stopp Taste» am Rechner 4 drücken. Diese hier «Stopp Taste» genannte Taste kann
besonders auf dem Rechner angeordnet sein, um eine Bedienung auch mit Handschuhen
zu ermöglichen. Ebenso ist es möglich, für diese Funktion STOPP eine Taste der Tastatur
oder eine auf einem Touchscreen ausgebildete "Taste" vorzusehen.
[0023] vi) Mit den im Rechner 4 vorgängig gespeicherten Projektierungsdaten werden die empfangenen
Balisentelegramme 9 ausgewertet. Diese Auswertung gilt als Streckenpunktabnahme und
berücksichtigt folgende Aspekte:
Konsistenzprüfung Balisengruppe, Fahrrichtungsbezogene Telegramme, Nutzinhalte der
Telegramme sowie die zughörigen Signalbilder.
Der automatisch Generierte Bericht dient als Abnahmeprotokoll des Streckenpunktes.
Dieses Verfahren kann auch bei der Fehlersuche im Unterhaltsprozess angewendet werden.
[0024] Die Zuordnung und Identifikation der vorgefundenen Balisengruppe kann zusätzlich
noch sichergestellt und dokumentiert werden, indem mit einem Ortungsmodul 5 die Position
des Rechners 4 zusätzlich festgestellt wird. Die Projektierungsdaten beinhalten für
diesen Fall zusätzlich geographische Koordinaten, so dass durch die GPS-Ortung die
betreffende Balisengruppe einfacher identifiziert werden kann, z.B. ohne eine bestimmte
Nummer dieses Streckenpunktes im Gleisbereich zu hinterlegen und somit vor Durchführung
des Verfahrens manuell abzufragen bzw. durch menschliche Interaktion lesen zu müssen.
[0025] Dies ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn der Streckenpunkt nur aus Fixdatenbalisen
6 gebildet wird. So lassen sich Verwechslungen eines zwar richtungsmässig richtig
installierten aber auf dem falschen Gleis 10 befindlichen Balisenpaares zusätzlich
feststellen.
Liste der Bezugszeichen, Glossar
[0026]
- 1
- Mobile magnetische Aktivierungsantenne
- 2
- Mobile magnetische Empfangsantenne für den Uplink
- 3
- Balisendetektor
- 4
- Mobiler Rechner für Datenaufzeichnung und Datenkonsistenzprüfung; portabler Rechner
für Datenaufzeichnung und Datenkonsistenzprüfung
- 5
- GPS-Ortungsmodul
- 6
- Balisen; Fixdatenbalise, Transparentbalise
- 7
- Signal
- 8
- LEU
- 9
- Feld, Telegramm, Balisentelegramm
- 10
- Geleise
- A
- 1. Fahrrichtung
- B
- 2. Fahrtrichtung
- d
- Richtung, direction
- ETCS
- European Train Control System
- GPS
- Global Positioning System
- I
- Startpunkt
- II
- Stoppunkt
- LEU
- Lineside Electronic Unit
- USB
- Universal Serial Bus
Liste der zitierten Dokumente
[0027]
- [1] http://www.ertms.com/
1. Verfahren zur fahrrichtungsbezogene Streckenpunktprüfung für ein ETCS-System, wobei
ein Streckenpunkt (I, II; 6) wenigstens zwei in einem Gleis (10) angeordnete Balisen
(6) aufweist, deren Funktion für eine einzige Fahrtrichtung (B) vorgesehen ist,
gekennzeichnet durch die Verfahrensschritte:
i) Ein portabler Rechner (4) wird vorgängig mit Projektierungsdaten für den zu prüfende
Streckenpunkt geladen; wobei diese Daten den Streckenpunkt und die eine projektierte
Fahrrichtung enthalten und der Rechner (4) mit einer tragbaren Antenne (1, 2) für
eine Übertragung eines Telegramms (9) von einer Balise (6) zum Rechner (4) gekoppelt
ist;
ii) Führen der Antenne (1, 2) über den Streckenpunkt (I, II; 6), wobei Balisentelegramme
(9) von den wenigstens zwei Balisen (6) abgefragt und auf dem Rechner (6) gespeichert
werden;
iii) Vergleichen der Projektierungsdaten mit den im Rechner (4) gespeicherten empfangenen
Balisentelegrammen (9);
iv) Liefert der Vergleich im Verfahrensschritt iii) Gleichheit, Feststellen der korrekten
Installation der im Verfahrensschritt ii) abgefragten Balisentelegrammen (9) und damit
Festellen der Konformität dieses Streckenpunktes (I, II; 6) mit der für diesen Streckenpunkt
(I, II; 6) vorgenommenen Projektierung.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Verfahrensschritt i) die Projektierungsdaten zusätzlich geographische Daten für
den betreffenden Streckenpunkt (I, II; 6) enthalten und im Verfahrensschritt ii) zusätzlich
ein Ortungsmodul (5) mit dem Rechner gekoppelt ist, damit im Verfahrensschritt iv)
der geprüfte Streckenpunkt (I, II; 6) zusätzlich identifiziert werden kann.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Verfahrensschritt ii) eine Teleskop-Antenne (1, 2) verwendet wird, um einen Abstand
zwischen Gleismitte und dem portablen Rechner (4) zu schaffen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Verfahrensschritt i) zu den Projektierungsdaten zusätzlich Daten für die Ausgabe
von Anweisungen auf dem Rechner (4) geladen werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Daten für die Ausgabe von Anweisungen entweder optisch auf einer Anzeige des Rechners
(4) oder über eine Konversion über einen Lautsprecher des Rechners (4) ausgegeben
werden.
6. Portabler Rechner (4) zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis
5, wobei der Rechner (4) einen Prozessor, einen Bus, einen Speicher und periphere
Anschlüsse enthält und wobei einer dieser peripheren Anschlüsse über einen Balisendetektor
(3) mit einer mobilen magnetischen Antenne (1, 2) für den Empfang von Balisentelegrammen
(9) verbunden ist.