[0001] Die Erfindung betrifft ein Sicherheitsgurtband und ein Verfahren zur Herstellung
desselben mit den Merkmalen der Oberbegriffe der Ansprüche 1 oder 6.
[0002] Sicherheitsgurte werden z.B. in Kraftfahrzeugen, Flugzeugen und anderen mobilen Einrichtungen
zur Rückhaltung der Insassen verwendet. Zur Erfüllung ihrer Aufgabe müssen die Sicherheitsgurte
eine vorgegebene Zugfestigkeit aufweisen. Ferner sollten die Sicherheitsgurte im Allgemeinen
eine möglichst reibungsarme Oberfläche und eine weiche Kante aufweisen, damit der
Insasse durch den Sicherheitsgurt möglichst wenig behindert und die Kleidung des Insassen
nicht beschädigt wird.
[0003] Das Sicherheitsgurtband weist eine Vielzahl von in Längsrichtung verlaufenden Kettfäden
auf, welche durch einen quer zu den Kettfäden verlaufenden Schussfaden miteinander
verbunden sind. Der Schussfaden wird beim Weben mittels einer Schussnadel von einer
Seite des Gurtbandes zwischen die Kettfäden hindurch geschossen und auf der anderen
Seite mittels eines Fangfadens gefangen, so dass der Schussfaden beim Zurückziehen
der Schussnadel nicht mit zurückgezogen wird. Die Kettfäden sind im Belastungsfall
des Sicherheitsgurtbandes während eines Unfalls die Last tragenden Fäden und müssen
deshalb eine gewisse Zugfestigkeit aufweisen, während der Schussfaden weniger belastet
ist und im Wesentlichen die Oberfläche des Gurtbandes bildet. Demnach sollte der Schussfaden
bessere Oberflächeneigenschaften als die Kettfäden aufweisen, kann dafür aber im Sinne
einer weicheren Oberfläche eine geringere Zugfestigkeit als die Kettfäden aufweisen.
[0004] Aus der
EP 1 514 962 A2 ist ein Gurtband bekannt, welches in den Randbereichen Kettfäden mit einer unterschiedlichen
Schrumpfungscharakteristik als die Kettfäden im Mittenbereich aufweist. Der Schussfaden
wird in den aufeinander folgenden Schüssen mit einer unterschiedlichen Anzahl von
Kettfäden verwoben, so dass im Randbereich bestimmte Kettfäden, z.B. nur bei jedem
vierten oder fünften Schuss, durch den Schussfaden umfasst werden. Nach dem Weben
des Gurtbandes wird dieses einer Wärmebehandlung unterzogen, wobei durch die bewusste
unterschiedliche Schrumpfung der Kettfäden im Randbereich eine weiche Kante gebildet
wird.
[0005] Ferner sind Sicherheitsgurtbänder bekannt, bei denen die Kettfäden im Randbereich
wesentlich feiner als die Kettfäden in dem Mittenbereich ausgebildet sind. Durch die
feineren Kettfäden im Randbereich ist die Kante des Sicherheitsgurtbandes weicher
und die Oberfläche des Sicherheitsgurtbandes wesentlich homogener, so dass der Sägeeffekt
des Sicherheitsgurtbandes beim Reiben an der Kante wesentlich geringer ist.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein weiterentwickeltes Sicherheitsgurtband mit einer
weichen Kante und ein Verfahren zur Herstellung desselben zu schaffen.
[0007] Zur Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß ein Sicherheitsgurtband mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 und ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 6 vorgeschlagen.
[0008] Weitere bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind den Unteransprüchen, der
Figur sowie der zugehörigen Beschreibung zu entnehmen.
[0009] Erfindungsgemäß wird zur Lösung der Aufgabe vorgeschlagen, dass der Fangfaden zwischen
den Kettfäden angeordnet ist und zur Oberfläche des Sicherheitsgurtbandes durch den
Schussfaden und/oder die Kettfäden abgedeckt ist.
[0010] Der Fangfaden selbst hat in dem Sicherheitsgurtband die Aufgabe, den Schussfaden
beim Weben in den Umkehrstellen festzuhalten, deshalb muss er eine bestimmte Zugfestigkeit
aufweisen, damit er während des Webvorganges nicht reißt und der Webvorgang daraufhin
unterbrochen werden muss. Es hat sich erstaunlicherweise herausgestellt, dass die
Härte der Kante entscheidend durch den an die Oberfläche tretenden Fangfaden mit beeinflusst
wird. Der Fangfaden unterscheidet sich aufgrund seiner Funktion in seinen Eigenschaften
von denen des Schussfadens, so dass die Oberfläche durch den zwischen den Schussfäden
an die Oberfläche tretenden Fangfaden inhomogen wird, und der Sägeeffekt der Kante
beim Reiben an z.B. der Kleidung des Insassen vergrößert wird. Durch die erfindungsgemäße
Lösung ist die Oberfläche der Kante nunmehr allein durch den Schussfaden und/oder
durch die Kettfäden bestimmt, da der Fangfaden zwischen den Kettfäden angeordnet ist
und durch die Schussfäden und/oder die Kettfäden abgedeckt ist. Der Fangfaden ist
dadurch von außen nicht mehr zu erkennen. Ein weiterer sich aus der Erfindung ergebender
Vorteil ist, dass beide Ränder des Sicherheitsgurtbandes dadurch nahezu identisch
sind, auch wenn eine Webtechnik verwendet wird, bei der nur an einer Seite ein Fangfaden
vorgesehen ist, und der Schussfaden nur von einer Seite zugeführt wird.
[0011] Ungleiche Seiten des Sicherheitsgurtes haben im Allgemeinen den Nachteil, dass sie
sich unterschiedlich abnutzen und das Sicherheitsgurtband dadurch nach einem längeren
Tragen optisch einen geringwertigeren Eindruck auf den Betrachter macht. Ferner können
die ungleichen Kanten bei einem Einbau mit einer falschen Orientierung in dem Gurtaufroller
zu einer unerwünschten Geräuschbildung bei der Ein- und Auszugsbewegung des Sicherheitsgurtbandes
führen. Aus diesem Grunde müssen bei dem Einbau des Gurtbandes in den Gurtaufroller
besondere Kosten verursachende Maßnahmen getroffen werden, um eine fehlerhafte Montage
mit einer falschen Ausrichtung des Sicherheitsgurtbandes zu verhindern. Ferner führen
ungleiche Kanten dazu, dass das Sicherheitsgurtband beim Durchzug durch den Umlenker
zusätzliche Geräusche verursacht, die Ein- und Auszugskräfte des Sicherheitsgurtbandes
sich nachteilig verändern und die Gurtauflagefläche des Umlenkers ungleich abgenutzt
wird.
[0012] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels näher
erläutert. In der einzigen Figur ist ein erfindungsgemäßer Sicherheitsgurt mit einem
zwischen den Kettfäden angeordneten Fangfaden zu erkennen.
[0013] Das Sicherheitsgurtband kann unterteilt werden in einen Mittenbereich A und einen
Randbereich B. In dem Mittenbereich A sind Kettfäden 1 vorgesehen, welche eine Garnstärke
von 900 bis 2100 dtex aufweisen und als Multifilamente mit nicht verdrehten Filamenten
oder mit gedrehten Filamenten mit bis zu 150 Umdrehungen pro Meter Länge ausgebildet
sind. Die Kettfäden 1 haben die Aufgabe, die während des Unfalles wirkenden Zugkräfte
aufzunehmen und sind deshalb besonders fest und demnach auch verhältnismäßig steif.
In dem Randbereich B sind feinere Kettfäden 3 mit einer Garnstärke von 400 bis 1100
dtex vorgesehen, welche ebenfalls als Multifilamente mit z.B. 28 Filamenten ausgebildet
sind. Die Filamente sind zusätzlich bis zu 150 mal pro Meter Länge miteinander verdreht.
[0014] Ferner ist ein Schussfaden 2 vorgesehen, der beim Weben des Gurtbandes von einer
Seite mit einer Schussnadel durch ein Webfach geschossen wird, welches durch zwei
winklig zueinander stehende Lagen von Kettfäden 1 und 3 gebildet ist. Der Schussfaden
2 wird an einem Rand des Sicherheitsgurtbandes mittels eines Fangfadens 5 gefangen
und über eine Wirknadel mit diesem verhäkelt. Der Schussfaden 2 ist ebenfalls als
Multifilament mit einer Garnstärke von 280 bis 1100 dtex ausgebildet, und weist beispielsweise
96 Filamente auf, die 130 Mal pro Meter Länge miteinander verdreht sind. Aufgrund
der hohen Anzahl der Filamente ist der Schussfaden 2 in sich besonders beweglich,
so dass sich mit dem Schussfaden eine besonders weiche und homogene Oberfläche des
Sicherheitsgurtbandes erzielen lässt. Der Fangfaden 5 ist ebenfalls als Multifilament
ausgebildet und weist eine Garnstärke von 280 dtex und 48 Filamenten mit 80 Umdrehungen
pro Meter auf. Ferner ist ein Sperrfaden 4 vorgesehen, der zusammen mit dem Fangfaden
5 geführt wird und in dem Sicherheitsgurtband einen besseren Zusammenhalt des Gewebeverbundes
bewirkt.
[0015] Wie in der Fig.1 zu erkennen ist, sind die feineren Kettfäden 3 des Randbereichs
B zu je zwei Lagen 6 und 7 mit dem Schussfaden 2 verwoben, wobei das Webmuster derart
ausgebildet ist, dass abwechselnd drei Kettfäden 3 in einem Paket III an einer Seite
von dem Schussfaden 2 und ein Kettfaden 3 an der anderen Seite in einem Paket I von
dem Schussfaden 2 passiert werden. Der Schussfaden 2 ist ein einziger Faden, der während
des Webvorganges in einer periodischen Hin- und Herbewegung geführt ist, und dadurch
die Querverbindung der Kettfäden 1 und 3 bewirkt und außerdem zumindest einen Großteil
der Oberfläche des Sicherheitsgurtbandes bildet.
[0016] Bei jedem zweiten Schuss wird der Schussfaden 2 lediglich an den Kettfäden 3 vorbeigeführt
und zieht den Fangfaden 5 anschließend bei der Rückwärtsbewegung so weit in den Randbereich
B hinein, dass er bei dem fertig gewebten Sicherheitsgurtband zwischen den Kettfäden
3 zu liegen kommt und zur Oberfläche hin von dem Schussfaden 2 abgedeckt ist. Dabei
wird der Fangfaden 5 vorzugsweise nur bis in den Randbereich B bis maximal an den
Rand des Mittenbereichs A zwischen die feineren Kettfäden 3 gezogen, da die Bindung
der Kettfäden 1 an den Schussfaden 2 in dem Mittenbereich A unterschiedlich zu der
Bindung der feineren Kettfäden 3 zu dem Schussfaden 2 in dem Randbereich B ist. Nach
diesem Schuss des Schussfadens 2 wird der Schussfaden 2 bei dem nächsten Schuss zumindest
durch eine Teilanzahl der Kettfäden 3, vorzugsweise durch eine der Lagen 6 oder 7
hindurch geschossen, wird dann von dem Fangfaden 5 gefangen und zieht bei der Rückwärtsbewegung
sowohl den Fangfaden 5 als auch einige der Kettfäden 3 an den Mittenbereich A heran.
Insgesamt entsteht an dem Rand des Mittenbereichs A auf diese Art eine weiche Kante
mit einem innen liegenden Fangfaden 5, deren Oberfläche an der Außenseite ausschließlich
durch den Schussfaden 2 und die feineren Kettfäden 3 gebildet ist. Damit ergibt sich
eine identische Oberflächenstruktur der Ränder des Sicherheitsgurtbandes, auch wenn
der Schussfaden 2 nur an einer Seite von einem Fangfaden 5 gefangen wird, da der Fangfaden
5 eben zwischen den feineren Kettfäden 3 angeordnet und zur Oberfläche allseitig von
dem Schussfaden 2 abgedeckt ist, und dadurch nicht an die Oberfläche tritt.
[0017] Insbesondere sollte die Zugspannung in dem Fangfaden 5 so gewählt werden, dass die
Schussnadel den Fangfaden 5 mit dem Schussfaden 2 zurückziehen kann, wobei die Einzieh-
oder Mitnahmebewegung automatisch durch die unterschiedliche Bindung der Kettfäden
1 und 3 begrenzt werden kann. Unter der Bindung der Kettfäden 1 und 3 wird das Webmuster,
gebildet durch den hindurch geschossenen Schussfaden 2 und die dabei einzeln oder
in Gruppen miteinander bewegten Kettfäden 1 und 3, verstanden. Das Webmuster in dem
vorliegenden Sicherheitsgurtband ist in dem Mittenbereich A durch jeweils zwei paarweise
zusammengefasste Kettfäden 1 gebildet, die abwechselnd von dem Schussfaden 2 an unterschiedlichen
Seiten passiert werden. Das Webmuster und damit die Bindung der Kettfäden 3 in dem
Randbereich B ist durch sich abwechselnde Gruppen I und III gebildet, welche jeweils
aus drei oder einem einzelnen Kettfaden 3 gebildet sind und auf unterschiedlichen
Seiten von dem Schussfaden 2 passiert werden. Auf die Bewegung der Kettfäden 1 und
3 zwischen den einzelnen Schüssen des Schussfadens 2 wird hier nicht näher eingegangen.
In Kenntnis der geläufigen Webtechnik kann diese aber sehr leicht hergeleitet werden.
[0018] Die vorgeschlagene Bindung der Kettfäden 3 in dem Randbereich B hat sich insofern
vorteilhaft herausgestellt, da sich dadurch eine Kante mit einer Dicke erzielen lässt,
welche im Wesentlichen identisch zu der Dicke des Sicherheitsgurtbandes in dem Mittenbereich
A ist.
[0019] Das vorgeschlagene Sicherheitsgurtband bietet insbesondere den Vorteil, dass es zwei
wenigstens nahezu identische weiche Kanten aufweist und dennoch mit nur einem Schussfaden
2 und einem einseitig geführten Fangfaden 5 gewebt werden kann. Dadurch können wesentlich
höhere Arbeitsgeschwindigkeiten erzielt werden, als dies bei Gurtbändern mit weichen
Kanten nach dem Stand der Technik möglich ist. Der Webstock kann dabei mit ca. 1500
- 1600 U/min betrieben werden, wodurch die Herstellkosten des Sicherheitsgurtbandes
deutlich niedriger sind als vergleichbare Sicherheitsgurtbänder mit weichen Kanten.
[0020] Ein weiterer sich aus der Erfindung ergebender Vorteil ist der, dass der Fangfaden
5 nicht mehr einer bestimmten Gruppe von Kettfäden 1 oder 3 zugeordnet ist, wie dies
beim Stand der Technik der Fall ist. Der Fangfaden 5 verliert seine Orientierung und
ist bewusst ohne eine vorgegebene Orientierung zwischen den Kettfäden 1 und 3 angeordnet,
so dass das Sicherheitsgurtband im Bereich der Kante keine durch den an die Oberfläche
des Sicherheitsgurtbandes tretenden Fangfaden 5 bestimmte Härteverteilung mehr aufweist.
1. Sicherheitsgurtband mit:
- einer Vielzahl von Kettfäden (1,3),
- einem Schussfaden (2), der von einem Rand zu dem anderen Rand des Sicherheitsgurtbandes
unter periodischer Richtungsumkehr in Umkehrstellen verläuft und mit den Kettfäden
(1,3) verwoben ist, wobei
- der Schussfaden (2) in den Umkehrstellen in einem Randbereich (B) unter Bildung
einer Schlaufe zurückgeschlagen ist, und
- einem Fangfaden (5), der durch die Schlaufen des Schussfadens (2) hindurchgeführt
ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
- der Fangfaden (5) zwischen den Kettfäden (1,3) angeordnet ist und zur Oberfläche
des Sicherheitsgurtbandes durch den Schussfaden (2) und/oder die Kettfäden (1,3) abgedeckt
ist.
2. Sicherheitsgurtband nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
- in dem Randbereich (B) feinere Kettfäden (3) als in einem Mittenbereich (A) des
Sicherheitsgurtbandes vorgesehen sind.
3. Sicherheitsgurt nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
- der Schussfaden (2) durch die Kettfäden (3) des Randbereichs (B) in einem sich wiederholenden
Webmuster gebildet durch drei Kettfäden (3) in Folge an einer Seite (III) und anschließend
einem Kettfaden (3) an der anderen Seite (I) gewoben ist.
4. Sicherheitsgurtband nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die feineren Kettfäden (3) im Randbereich (B) in wenigsten zwei Lagen (6,7) verwoben
sind.
5. Sicherheitsgurtband nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Fangfaden (5) zwischen den feineren Kettfäden (3) des Randbereichs (B) angeordnet
ist.
6. Verfahren zur Herstellung eines Sicherheitsgurtbandes nach einem der vorangegangenen
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zugkräfte in dem Fangfaden (5) und in dem Schussfaden (2) derart bemessen sind,
dass der Schussfaden (2) den Fangfaden (5) bei der Rückwärtsbewegung mitnimmt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Mitnahmebewegung des Fangfadens (5) durch die unterschiedliche Bindung der Kettfäden
(1,3) begrenzt wird.