[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Verarbeitung von aus
mehreren Papierlagen bestehenden Druckprodukten sowie ein Perforiermesser gemäß den
Merkmalen der Patentansprüche 1, 4 und 9.
[0002] Druckprodukte, die nur einen Längsfalz, aber keinen Querfalz aufweisen sind allgemein
bekannt. Diese werden nach dem Bedrucken einer Papierbahn in einer Rollendruckmaschine
über einen Falztrichter geführt, dort mit dem Längsfalz versehen, und danach durch
einen Schneidmesserzylinder vom so entstandenen Falzstrang abgetrennt, d.h. vereinzelt.
Da diese Druckprodukte an der so entstandenen vorlaufenden Schnittkante offen sind,
kann es zu einem Auffächern einzelner Seiten kommen. Dies kann insbesondere beim Weitertransport
der Druckprodukte zu Einrissen, Eckenbildung - d.h. umgeknickte Seiten - oder anderen
Beschädigungen führen.
[0003] Hiervon ausgehend ist es die Aufgabe der Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung
zu schaffen, durch welche Beschädigungen an Druckprodukten, aufgrund von Auffächern
einzelner Seiten, verhindert werden.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale der Patentansprüche 1 und 4
gelöst.
[0005] Durch die erfindungsgemäße formschlüssige Verbindung der Papierlagen eines Druckprodukts
im Bereich einer offenen, d.h. ungefalzten Kante, kann dieses mit dieser Produktkante
nach vorn bewegt werden, ohne dass es zum Auffächern einzelner Seiten kommt. Insbesondere
beim Weitertransport der Druckprodukte zu weiteren Verarbeitungsstationen werden vorteilhaft
Einrisse, Eckenbildung oder andere Beschädigungen verhindert.
[0006] Besonders vorteilhaft ist die Erfindung bei Falzwerken, welche nur einen Längsfalz
an die Druckprodukte anbringen und wo die Druckprodukte mit ihrer offenen, d.h. ungefalzten
Seite, nach vorn gerichtet weiterbewegt werden.
[0007] Weitere Merkmale und Vorteile ergeben sich aus den Unteransprüchen in Verbindung
mit der Beschreibung.
[0008] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der zugehörigen schematischen Zeichnungen näher
erläutert. Die
- Fig. 1
- zeigt ein beispielhaftes Trichterfalzwerk mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- Fig. 1 a, b, c
- zeigen beispielhafte Druckprodukte, die mit einem Falzwerk gem. Fig. 1 herstellbar
sind,
- Fig. 2
- stellt einen vergrößerten Ausschnitt der Schneidgruppe aus Fig. 1 dar und
- Fig. 3
- zeigt ein Perforiermesser in Vorder- und Seitenansicht.
[0009] In Figur 1 ist ein beispielhaftes Trichterfalzwerk mit einem Falztrichter 10 dargestellt,
über den eine - von einer Druckmaschine bedruckte - Papierbahn 9 geführt wird und
mit einem Längsfalz 8 (siehe Figur 1a, b) versehen wird. Die Papierbahn 9 kann dabei
eine einzelne (Teil-)Bahn sein, die nach dem Längsfalzen und Vereinzeln zu einem Produkt
gemäß Fig. 1a führt oder es können mehrere übereinanderliegende (Teil-)Bahnen sein,
die nach dem Längsfalzen und Vereinzeln zu einem Produkt gemäß Fig. 1b führen, wo
mehrere Falzbögen ineinander liegen. Ebenso ist es denkbar, dass die einzelne oder
die mehreren (Teil-)Bahnen in der Falzebene längsgeschnitten werden und durch das
Führen über den Falztrichter übereinandergelegt werden. Dadurch entsteht ein Produkt
wie es in Fig. 1c dargestellt ist, d.h. einzelne lose Blätter liegen übereinander.
[0010] Die längsgefalzte Papierbahn 9 wird nach dem Falztrichter 10 über Zug- und / oder
Leitwalzengruppen zu einer Schneideinheit 11 geführt, wo einzelne Druckprodukte gemäß
Fig. 1a, b oder c abgetrennt werden. Über eine erste Bandleitung 12 werden diese Druckprodukte
zu einer sogenannten Splittingeinrichtung 13 befördert, welche die aufeinanderfolgenden
Druckprodukte abwechselnd einer rechten Bandleitung 14 und linken Bandleitung 15 zuführt.
Der gesamte Produktstrom wird dadurch in zwei Teilströme aufgeteilt. Die linke Bandleitung
15 führt zu einem ersten Schaufelrad 16, welches die Druckprodukte auf einer ersten
Produktauslage 19 auslegt und die rechte Bandleitung 14 führt zu einem weiteren Schaufelrad
17, welches die die Druckprodukte auf einer weiteren Produktauslage 18 auslegt.
[0011] In Figur 2 ist die Schneideinheit 11 aus Figur 1 vergrößert dargestellt. Auf der
rechten Seite ist ein Schneidzylinder 21 ersichtlich, an dem ein Schneidmesser 23
angeordnet ist und zum Abtrennen einzelner Druckprodukte 7 von der Papierbahn 9 dient.
Direkt an dieses Schneidmesser 23 anschließend ist ein Perforiermesser 24 vorgesehen.
Das Schneidmesser 23 und das Perforiermesser 24 wirken mit einer Schneidleiste 22
zusammen, die an einem dem Schneidzylinder 21 gegenüberliegenden Gegenschneidzylinder
20 angeordnet ist. Die an den Zylindern 20, 21 eingezeichneten Pfeile geben die Drehrichtung
der Schneideinheit 11 an.
[0012] Beim Abtrennen eines Druckprodukts 7 durchdringt das Schneidmesser 23 die Papierbahn
9 über ihre gesamte Breite und taucht in die - vorzugsweise aus einem Schneidgummi
bestehende - Scheidleiste 22 ein. Entsprechend seiner Anordnung auf der ― in Drehrichtung
des Schneidzylinders 21 gesehen - nachlaufenden Seite des Schneidmessers 23, durchdringt
das Perforiermesser 24 die Papierbahn 9 zeitlich geringfügig später, jedoch nur punktuell
mit seinen Perforierspitzen 25 (Fig. 3).
[0013] In Figur 3 ist ein beispielhaftes Perforiermesser 24 dargestellt, das mit vorstehenden
- mit Abstand zueinander angeordneten - Perforierspitzen 25 versehen ist. Durch das
Perforieren, d. h. das punktuelle Durchdringen aller Papierlagen des Druckprodukts,
werden diese formschlüssig miteinander verbunden.
[0014] Am Ende der Papierbahn 9 und am abgetrennten Druckprodukt 7 ist schematisch eingezeichnet
(Fig. 2) wie die einzelnen Papierlagen durch das Perforiermesser 24 punktuell aus
der Ebene der Papierbahn herausgedrückt werden und damit eine Verbindung zwischen
den Papierlagen herstellen.
[0015] Die miteinander perforierten Papierlagen lassen sich leicht auseinanderziehen, d.h.
die Verbindung ist lösbar. Ebenso kann der Bereich mit der Perforation am Ende der
Verarbeitung der Druckprodukte 7 durch einen Beschnitt entfernt werden.
[0016] Da die nachlaufende Seite des Schneidmessers 23 an der das Perforiermesser 24 angeordnet
ist, beim Abtrennen eines Druckprodukts 7 die vorlaufende Kante des nachfolgenden
Druckproduktes erzeugt, werden die einzelnen Papierlagen der Druckprodukte 7 jeweils
an ihrer vorlaufenden Kante miteinander verbunden.
[0017] Die Perforierspitzen 25 werden vorzugsweise mit einer Schräge 26 versehen, die aus
der Schnittdarstellung A-A ersichtlich ist. Das Perforiermesser 24 wird vorzugsweise
so neben dem Schneidmesser angeordnet, dass die Schräge 26 zum Schneidmesser 23 hin
gerichtet ist. Dadurch wird vorteilhaft verhindert, dass sich das Druckprodukt nach
dem Schneiden und Perforieren am Perforiermesser 24 einhakt und beschädigt wird.
[0018] Die Anzahl der Perforationsspitzen 25 und der Abstand der Perforierspitzen 25 zueinander
wird danach ausgewählt wie stark die Verbindung sein soll. Je mehr und/oder je enger
die Perforierspitzen 25 nebeneinander angeordnet sind, umso größer ist die Festigkeit
der Verbindung.
[0019] Ebenso kann durch die Anordnung der Perforierspitzen 25 der Ort der Verbindung festgelegt
werden, z.B. nahe einer weiteren offenen Kante des Druckprodukts 7.
[0020] Der Schneidzylinder 21 und der Gegenschneidzylinder 20 der in Figur 1 und 2 gezeigten
Schneideinheit 11 sind an ihrem Umfang vorzugsweise jeweils mit zwei Schneidleisten
bzw. Perforationsmessern sowie Gegenschneidleisten versehen. Es ist jedoch - abhängig
von der Abschnittslänge der Druckprodukte - auch denkbar drei oder mehr Systeme am
Umfang vorzusehen.
[0021] Der wesentliche Kern der Erfindung ist darin zu sehen, alle Papierlagen eines Druckprodukts
an einer offenen Seite, d.h. an einer ungefalzten Kante, lösbar miteinander zu verbinden.
Dadurch kann in vorteilhafter Weise verhindert werden, dass die einzelnen Seiten auffächern
und beschädigt werden, wenn das Druckprodukt mit dieser Kante nach vorn bewegt wird.
[0022] Zu diesem Zweck können neben dem am eingangs beschriebenen Ausführungsbeispiel vorgesehen
Perforiermesser auch alternativ Punkturnadeln ― wie sie allgemein aus Falzwerken bekannt
sind - angeordnet werden, welche die Papierlagen des Druckprodukts punktuell durchstechen
und damit formschlüssig verbinden.
[0023] Weiterhin ist es auch denkbar, das Perforieren bzw. Nadeln und das Abtrennen der
einzelnen Druckprodukte von der Papierbahn in getrennten Arbeitsgängen durchzuführen.
Dazu kann im Ausführungsbeispiel gemäß Figur 1 im Bereich zwischen dem Falztrichter
10 und der Schneideinheit 11, die in diesem Fall nur mit Schneidmessern bestückt ist,
ein Perforierzylinderpaar angeordnet werden.
[0024] Weiterhin kann es auch vorteilhaft sein, mit geringem Abstand zur Produktkante/Schnittkante
zu perforieren bzw. zu nadeln, um eine Schnipselbildung zu vermindern. Hierzu könnte
zwischen dem Schneidmesser 23 und dem Perforiermesser 24 des Ausführungsbeispiels
nach Figuren 1-3, ein Distanzstück zwischen gelegt werden. Sofern das Perforieren
in einem getrennten Arbeitsschritt erfolgt, muss die Perforiereinheit der Schneideinheit
lediglich nacheilen.
[0025] Alternativ zum Perforieren oder Nadeln - also Durchdringen der Papierlagen - ist
es auch möglich an der Kante des Druckprodukts eine Prägung an den Papierlagen vorzunehmen.
Durch das damit verbundene Aufpressen einer Kontur entstehen durch Materialverdrängung
reliefähnliche, erhabene Stellen bzw. Vertiefungen, durch welche die einzelnen Papierlagen
miteinander verbunden werden.
[0026] Hierzu können beispielsweise an der nachlaufenden Seite des Schneidmessers Noppen,
d.h. Erhebungen, welche die Papierlagen beim Schneidvorgang punktuell verformen, vorgesehen
werden.
Bezugszeichenliste
[0027]
- 7
- Druckprodukt
- 8
- Längsfalz
- 9
- Papierbahn
- 10
- Falztrichter
- 11
- Schneideinheit
- 12
- Bandleitung
- 13
- Splittingeinrichtung
- 14
- Bandleitung
- 15
- Bandleitung
- 16
- Schaufelrad
- 17
- Schaufelrad
- 18
- Produktauslage
- 19
- Produktauslage
- 20
- Gegenschneidzylinder
- 21
- Schneidzylinder
- 22
- Schneidleiste
- 23
- Schneidmesser
- 24
- Perforiermesser
- 25
- Perforierspitze
- 26
- Schräge
1. Verfahren zur Verarbeitung von - aus mehreren Papierlagen bestehenden - Druckprodukten
(7), die in Richtung einer vorlaufenden offenen Kante bewegt werden, dadurch gekennzeichnet, dass die Papierlagen im Bereich der vorlaufenden Kante lösbar miteinander verbunden werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Papierlagen durch eine Perforation, durch punktuelles Durchstechen der Papierlagen
mit Nadeln oder durch eine Prägung miteinander verbunden werden.
3. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verbinden der Papierlagen zusammen mit dem Abtrennen der Druckprodukte (7) von
einer Papierbahn erfolgt.
4. Vorrichtung zum lösbaren Verbinden mehrerer Papierlagen eines Druckprodukts (7), wobei
eine Einrichtung zum Perforieren oder punktuellen Durchstechen oder zum Prägen der
Lagen vorgesehen ist, welche so angeordnet ist, dass sie im Bereich einer vorlaufenden
Kante des Druckprodukts (7) wirkt.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass als Einrichtung zum Perforieren ein Perforierzylinder, der mit einer Gegenschneidleiste
zusammenwirkt, vorgesehen ist, dem eine mehrlagige Papierbahn (9) oder ein längsgefalzter
Papierstrang (9) zuführbar ist und diesem in Bewegungsrichtung des Papierstrangs (9)
bzw. der Papierbahn (9) nachgelagert ein Schneidmesserzylinder (21), der mit einer
weiteren Gegenschneidleiste zusammenwirkt, vorgesehen ist und die Druckprodukte (7)
vom Papierstrang (9) bzw. der Papierbahn (9) abtrennt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein Schneidmesserzylinder (21) mit mindestens einem Schneidmesser (23) vorgesehen
ist, das jeweils mit einer Gegenschneidleiste (22) zusammenwirkt, wobei an jedem Schneidmesser
(23) an der nachlaufenden Seite zusätzlich ein Perforiermesser (24) angeordnet ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Perforierspitzen (25) des Perforiermessers (24) einseitig angeschrägt sind und
diese Schrägen (26) zum Schneidmesser (23) gerichtet sind.
8. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein Schneidmesserzylinder (21) mit mindestens einem Schneidmesser (23) vorgesehen
ist, das jeweils mit einer Gegenschneidleiste (22) zusammenwirkt, wobei an jedem Schneidmesser
(23) an der nachlaufenden Seite zusätzlich Erhebungen, welche die Papierlagen beim
Schneidvorgang punktuell verformen, vorgesehen sind.
9. Perforiermesser zur Verwendung in einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis
8, gekennzeichnet durch vorstehende, mit Abstand zueinander angeordnete, Perforierspitzen (25) zum punktuellen
Durchdringen aller Papierlagen des Druckprodukts (7).
10. Perforiermesser nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Perforierspitzen (25) mit einer Schräge (26) versehen sind.