Beschreibung:
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Behandeln von wenigstens einem Werkstück
in einem Durchlaufofen, bei dem das Werkstück von Heizmitteln erwärmt wird, während
es mittels einer Transporteinrichtung durch den Durchlaufofen bewegt wird.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur Durchführung eines solchen Verfahrens.
[0003] Im Bereich der Fertigung und Behandlung von Formbauteilen ist es üblich, Formbauteile
gezielt mit gewünschten Werkstoffeigenschaften herzustellen. Beispielsweise werden
in der Automobilindustrie Bauteile wie Querlenker, B-Säulen oder Stoßfänger für Kraftfahrzeuge
durch eine vollständige Erwärmung mit einer anschließenden Abschreckung gehärtet.
Daran kann sich für eine Vergütung ein Anlassverfahren anschließen. In verschiedenen
Anwendungsfällen insbesondere der Kraftfahrzeugtechnik ist es jedoch vorteilhaft,
dass Formbauteile in verschiedenen Bereichen unterschiedliche Werkstoffeigenschaften
aufweisen. Beispielsweise kann es vorgesehen sein, dass ein Bauteil in einem Bereich
eine hohe Festigkeit, in einem anderen Bereich hingegen eine im Verhältnis dazu höhere
Duktilität aufweisen soll.
[0004] Um Formbauteile zu realisieren, welche in mehreren Bereichen unterschiedlichen Beanspruchungen
genügen, besteht beispielsweise die Möglichkeit, Bauteile mit unterschiedlichen Eigenschaften
zusammenzufügen. Ein allgemein bekannter Fügeprozess ist dabei beispielsweise das
Anschweißen von Einzelbauteilen, was jedoch zu Spannungsrissen im resultierenden Bauteil
führen kann und zudem aufgrund des zusätzlichen Arbeitsschrittes teuer ist. Ferner
können Bautelle durch Zusatzbleche verstärkt werden. In Frage kommt auch das Weichglühen
von vorher vollständig gehärteten Formbauteilen an den entsprechenden Stellen, um
Bereiche mit höherer Duktilität zu erreichen. Dies führt jedoch zu nicht tolerierbaren
Formveränderungen im Bauteil und ist aufgrund des zusätzlichen Arbeitsschritts ebenfalls
teuer.
[0005] Daneben besteht die Möglichkeit, Formbauteile bereits bei der Herstellung so zu behandeln,
dass Bereiche mit unterschiedlichen Werkstoffeigenschaften und Gefügen erzeugt werden.
Zur Herstellung von Formbauteilen mit wenigstens zwei Gefügebereichen sind aus dem
Stand der Technik verschiedene Verfahren und Vorrichtungen bekannt. Beispielsweise
ist die Erwärmung von Bauteilen mit induktionsstrom bekannt. Hierbei ist jedoch mit
hohen Kosten und einer ungleichförmigen Erwärmung zu rechnen.
[0006] Ferner offenbart die europäische Patentanmeldung
EP 1 426 454 A1 ein Verfahren zur Herstellung eines Formbauteiles mit mindestens zwei Gefügebereichen
unterschiedlicher Duktilität und einen Durchlaufofen zur Durchführung dieses Verfahrens.
Dabei wird ein zu erwärmendes Halbzeug als Platine oder vorgeformtes Bauteil durch
einen Durchlaufofen transportiert, welcher zwei nebeneinander angeordnete Zonen umfasst,
in denen unterschiedliche Temperaturniveaus eingestellt werden. Das Bauteil wird im
Ofen auf zwei verschiedene Temperaturen erwärmt und anschließend einem Warmformprozess
und/oder einem Härteprozess unterworfen. Dabei stellt sich in dem geringer erwärmten
Bereich des Bauteils ein duktileres Gefüge ein, während sich in dem höher erwärmten
Bereich ein festes oder hochfestes Gefüge einstellt. Diese Methode hat jedoch beispielsweise
den Nachteil, dass die für eine gute Oberflächenbeschaffenheit erforderliche Temperatur
im duktilen Bereich nicht erreicht wird und somit eine spätere Lackhaftung nicht sicher
gestellt werden kann.
[0007] Die deutsche Gebrauchsmusterschrift
DE 200 14 361 1 U1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung einer B-Säule mit unterschiedlichen Gefügebereichen,
bei dem die B-Säule in einem Ofen erwärmt und dabei austenitisiert und anschließend
in einem gekühlten Werkzeug gehärtet wird. Bei der Erwärmung im Ofen werden großflächige
Bereiche der verwendeten Platine bzw. des Halbzeugs gegen die Temperatureinwirkung
isoliert, so dass sich in den abgeschirmten Bereichen kein martensitisches Werkstoffgefüge
mit daraus resultierenden hohen Festigkeiten einstellt. Dies stellt jedoch ein unsicheres
Verfahren dar, da im Falle einer Betriebsstörung Wärme in die abgedeckten Bereiche
eindringen kann und somit auch diese Bereiche auf Härtetemperatur erwärmt werden.
Des Weiteren wurde erkannt, dass sich nach der Entnahme des Werkstückes aus dem Werkzeug
und nach dessen gleichmäßigem Erkalten ein unzulässiger Verzug durch unterschiedliche
thermische Schrumpfungen einstellt, so dass dieses Verfahren für größere Bauteile,
wie beispielsweise B-Säulen nicht verwendbar ist.
[0008] Die bekannten Verfahren sind insbesondere nicht dafür geeignet, Formteile zu erzeugen,
die partiell in einem mittleren Bereich, beispielsweise im Bereich des Schlosskastens
in einer B-Säule ein anderes Gefüge aufweisen als im übrigen Formteil, und die gleichzeitig
den im Kraftfahrzeugbau gegebenen Anforderungen an die Prozesssicherheit und den sich
daraus ergebenden Qualitätsstandards genügen.
[0009] Eine Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zum Erwärmen von Werkstücken
bereitzustellen, das die Ausbildung solcher unterschiedlicher Werkstoffeigenschaften
im Werkstück bei gleichzeitiger Einhaltung der Qualitätsstandards ermöglicht.
[0010] Eine Aufgabe der Erfindung ist es ferner, eine entsprechende Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens bereitzustellen.
[0011] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des unabhängigen
Anspruchs 1. Vorteilhafte Weiterbildungen des Verfahrens ergeben sich aus den Unteransprüchen
2-8. Die Aufgabe wird ferner durch eine Vorrichtung nach Anspruch 9 gelöst. Ausführungsformen
der Vorrichtung ergeben sich aus den Unteransprüchen 10-17.
[0012] Die Erfindung sieht ein Verfahren zum Behandeln von wenigstens einem Werkstück in
einem Durchlaufofen vor, bei dem das Werkstück von Heizmitteln erwärmt wird, während
es mittels einer Transporteinrichtung durch den Durchlaufofen bewegt wird. Nach einer
ersten Erwärmung des Werkstückes durch die Heizmittel wird das Werkstück für einen
vorbestimmten Zeitraum an einer vorbestimmten Position im Durchlaufofen gehalten,
wobei das Werkstück an dieser vorbestimmten Position weiter erwärmt oder auf Temperatur
gehalten und gleichzeitig in einem definierten Abschnitt des Werkstückes partiell
gekühlt wird. Hierdurch lässt sich das Werkstück in dem definierten Abschnitt gezielt
auf eine Temperatur erwärmen bzw. abkühlen, die unterhalb der im übrigen Werkstück
erzielten Temperatur liegt. Insbesondere handelt es sich bei dieser Temperatur im
übrigen Werkstück um die Austenit-Temperatur (Härtetemperatur) des betreffenden Werkstoffs.
Dies führt bei einem anschließenden Abschrecken des gesamten Werkstücks in diesem
Abschnitt zu anderen Werkstoff eigenschaften als im übrigen Werkstück.
[0013] Eine Ausgestaltung des Verfahrens zeichnet sich daher dadurch aus, dass das Werkstück
durch die Erwärmung mittels der Heizmittel auf eine Temperatur T
H gebracht wird, die wenigstens der Härtetemperatur des Werkstoffes des Werkstückes
entspricht, während das Werkstück in dem definierten Abschnitt durch die partielle
Kühlung mittels des Kühlkörpers auf eine Temperatur T
2 gekühlt wird, die unterhalb der Härtetemperatur des Werkstoffes des Werkstückes liegt.
In dem definierten Abschnitt des Werkstücks bildet sich dann beim anschließenden Abschrecken
kein martensitisches Gefüge mit hohen Festigkeiten aus, sondem in diesem Bereich wird
ein duktileres Gefüge eingestellt.
[0014] Dabei besteht die Möglichkeit, das gesamte Werkstück zuerst auf eine Temperatur unterhalb
der Austenit-Temperatur zu erwärmen und bei einer weiteren Erwärmung auf Austenit-Temperatur
definierte Bereiche zu kühlen, so dass diese keine Austenit-Temperatur erreichen.
Bevorzugt ist jedoch eine Variante, bei der das gesamte Werkstück zuerst auf Austenit-Temperatur
erwärmt und dann in definierten Bereichen wieder auf eine Temperatur unterhalb der
Härtetemperatur abgekühlt wird.
[0015] Mit letzterem Verfahren ist sichergestellt, dass auch die gekühlten Bereiche vorher
auf Temperaturen über Austenit-Temperatur erwärmt wurden, damit die Oberfläche des
Werkstücks den Erfordernissen der Lackhaftung entspricht.
[0016] In einem Ausführungsbeispiel des Verfahrens erfolgt die partielle Kühlung in einem
definierten Bereich des Werkstückes mittels eines Kühlkörpers, der im Durchlaufofen
angebracht ist und sich in der vorbestimmten Position des Werkstückes im Bereich des
definierten Abschnitts des Werkstückes befindet. Mit dem Kühlkörper kann das Werkstück
gezielt in dem definierten Bereich gekühlt werden. Eine Ausgestaltung des Verfahrens
sieht vor, dass der Kühlkörper und das Werkstück keinen Kontakt haben. Die Wärmeübertragung
erfolgt dabei im Wesentlichen durch Strahlung. In einer Weiterbildung des Verfahrens
ist vorgesehen, dass der Kühlkörper mittels eines Kühlmittels gekühlt wird und Wärme
des Werkstückes mit einer Kühlrate absorbiert, die unterhalb der martensitbildenden
kritischen Kühlrate liegt.
[0017] In einer Ausführungsform des Verfahrens erfolgen nach einer ersten Erwärmung des
Werkstückes durch die Heizmittel folgende Schritte:
- Bewegen des Werkstückes wenigstens teilweise aus dem Durchlaufofen heraus;
- Ausrichten des Werkstückes außerhalb des Durchlaufofens;
- Bewegen des Werkstückes wenigstens teilweise in den Durchlaufofen zurück;
- Unterbrechen der Transportbewegung im Durchlaufofen;
- Halten des Werkstückes für einen vorbestimmten Zeitraum an der vorbestimmten Position
im Durchlaufofen, wobei das Werkstück an dieser vorbestimmten Position weiter erwärmt
oder auf Temperatur gehalten und gleichzeitig in einem definierten Abschnitt des Werkstückes
partiell gekühlt wird; und
- Bewegen des Werkstückes aus dem Durchlaufofen heraus.
[0018] Durch das Ausrichten außerhalb des Ofens wird erreicht, dass das Werkstück anschließend
so in den Ofen zurück bewegt werden kann, dass es an der vorbestimmten Position im
Ofen in einer bestimmten Ausrichtung zum Kühlkörper positioniert werden kann. Erfolgt
kein Ausrichten des Werkstücks vor der partiellen Kühlung durch den Kühlkörper, besteht
die Gefahr, dass das Werkstück nicht an der vorgeschriebenen Position zum Liegen kommt
und gegebenenfalls der definierte Bereich des Werkstücks nicht ausreichend genau gekühlt
werden kann.
[0019] Eine weitere Ausgestaltung des Verfahrens beinhaltet, dass das Werkstück zum partiellen
Kühlen durch den Kühlkörper in dem definierten Abschnitt von mindestens einem Stempel
in eine Position angehoben wird, in welcher das Werkstück keinen Kontakt zur Transporteinrichtung
hat, wobei das Werkstück nach Ablauf des vorbestimmten Zeitraumes von dem Stempel
wieder auf die Transporteinrichtung abgesenkt wird, und die Bewegung des Stempels
von einer Steuereinrichtung angesteuert wird.
[0020] Eine weitere Ausführungsform des Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, dass das Werkstück
nach dem Ausrichten so weit in den Durchlaufofen zurück bewegt wird, dass sich ein
erster Teilbereich des Werkstückes im Durchlaufofen befindet, während sich ein zweiter
Teilbereich des Werkstückes außerhalb des Durchlaufofens befindet. So kann auch In
Endbereichen des Werkstücks eine unterschiedliche Gefügestruktur eingestellt werden,
indem die Temperatur in diesen Bereichen außerhalb des Ofens niedriger eingestellt
wird als die Temperatur Innerhalb des Ofens.
[0021] Von der Erfindung umfasst ist ferner eine Vorrichtung zur Durchführung des beschriebenen
Verfahrens. Eine entsprechende Vorrichtung zum Behandeln von wenigstens einem Werkstück
umfasst einen Durchlaufofen mit einer Transporteinrichtung und Heizmitteln zur Erwärmung
des Werkstückes, während es mittels der Transporteinrichtung durch den Durchlaufofen
bewegt wird. Die Vorrichtung weist erfindungsgemäß Mittel zum Halten des Werkstückes
für einen vorbestimmten Zeitraum an einer vorbestimmten Position auf, wobei an dieser
vorbestimmten Position Kühlmittel zum partiellen Kühlen des Werkstückes in einem definierten
Abschnitt des Werkstückes vorgesehen sind.
[0022] In einer Ausführungsform der Vorrichtung ist vorgesehen, dass die partielle Kühlung
in einem definierten Bereich des Werkstückes mittels eines Kühlkörpers erfolgt, der
sich in der vorbestimmten Position des Werkstückes im Bereich des definierten Abschnitts
des Werkstückes befindet.
[0023] In einer Weiterbildung der Vorrichtung weist der Kühlkörper eine Beschichtung zur
Absorption der Wärme des Werkstückes auf. Vorzugsweise umfasst diese Beschichtung
eine Goldschicht, die einen relativen niedrigen Emissionsfaktor hat. Um den Emissionsfaktor
zu erhöhen, kann auf der Goldschicht eine wiederholt unterbrochene Schicht aus einem
Material aufgebracht sein, dessen Emissionsfaktor höher ist als der Emissionsfaktor
der Goldschicht. Durch diese wiederholt unterbrochene Schicht werden Bereiche der
Goldschicht freigelegt und andere Bereiche abgedeckt, was auf der Oberfläche der Kühlfläche
zu einer Kombination aus Flächen mit hohem und niedrigem Emissionsfaktor führt. Vorzugsweise
wird die wiederholt unterbrochene Schicht durch eine Gitterstruktur realisiert. In
der Summe lässt sich so der geeignete Emissionsfaktor für den Kühlkörper einstellen
und damit das Erreichen der matensitbildenden kritischen Abkühlgeschwindigkeit verhindern.
[0024] Eine Ausgestaltung der Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass der Kühlkörper
mindestens einen Kühlkreislauf mit einem Kühlmittel aufweist, das dem Kühlkörper über
mindestens einen Kühlkanal zugeführt wird. So kann der Grad der Kühlung genau eingestellt
werden.
[0025] In einem Ausführungsbeispiel der Vorrichtung weist der Kühlkanal gegenüber dem Ofeninnenraum
eine Wärmdämmung auf.
[0026] Eine Weiterbildung der Vorrichtung sieht vor, dass die Vorrichtung zum Anheben und
Absenken des Werkstückes mindestens einen Stempel aufweist, der sich unterhalb des
Werkstückes befindet, wobei der Stempel für eine Auf- und Abwärtsbewegung ausgebildet
ist und eine Steuereinrichtung vorgesehen ist, welche diese Auf- und Abwärtsbewegung
ansteuert.
[0027] Das erfindungsgemäße Verfahren und die zugehörige Vorrichtung haben den Vorteil,
dass durch das partielle Kühlen unterschiedliche Gefüge an definierten Bereichen im
Bauteil herstellbar sind. Zudem kann die Gefügebildung verlässlich eingestellt und
prozesssicher reproduziert werden.
[0028] Beispielsweise kann ein Formbauteil im Durchlaufofen homogen auf eine Temperatur
erwärmt werden, bei der sich ein Perlit- und Ferritgefüge bildet. Während einer weiteren
Erwärmung des Formbauteiles auf Austenittemperatur erfolgt eine partielle Kühlung
in einem oder auch in mehreren vorher definierten Bereichen des Formbauteiles. Wenn
die übrigen Bereiche die Austenittemperatur erreicht haben, wird das Formbauteil aus
dem Durchlaufofen gefahren und beispielsweise in einem wassergekühlten Presswerkzeug
sowohl umgeformt als auch schnell abgekühlt. Bei dieser Abkühlung bildet sich aus
dem heißen Austenit ein harter Martensitstahl und aus dem kühleren Perlit und Ferrit
ein weicher und plastisch verformbarer Perlit- und Ferritstahl. Als alternatives Verfahren
kann das gesamte Formbauteil zuerst auf Austenit-Temperatur erwärmt und anschließend
in definierten Bereichen auf eine Temperatur unterhalb der Austenit-Temperatur abgekühlt
werden, während das übrige Werkstück auf Austenit-Temperatur gehalten wird.
[0029] Dabei hat insbesondere ein Kühlkörper mit wenigstens einem Kühlkanal in dem vorbestimmten
Bereich des Ofens den Vorteil, dass sich mit diesem Kühlkörper eine gezielte Kühlung
des Werkstücks in einem definierten Bereich erreichen lässt. Der Kühlkörper kann verschiedene
Abmessungen und Geometrien aufweisen, die an die gewünschte Form der Gefügebereiche
angepasst werden können. Kühlkörper können je nach gewünschter Geometrie auch ausgewechselt
werden.
[0030] Die zuvor genannten und weitere Vorteile, Besonderheiten und zweckmäßige Weiterbildungen
der Erfindung werden auch anhand der Ausführungsbeispiele deutlich, die nachfolgend
unter Bezugnahme auf die Figuren beschrieben werden.
[0031] Von den Figuren zeigt:
- Fig. 1
- einen Durchlaufofens mit einem Kühlkörper und einem Stempel;
- Fig. 2
- einen Kühlkörper;
- Fig. 3
- ein partiell gekühltes Werkstück mit einem gekühlten Bereich in einem Durchlaufofen;
- Fig. 4
- ein partiell gekühltes Werkstück mit mehreren gekühlten Bereichen in einem Durchlaufofen;
und
- Fig. 5
- eine schematische Aufsicht auf ein Werkstück in einem Durchlaufofen.
[0032] Fig. 1 zeigt schematisch als Beispiel einen Durchlaufofen 101 mit einer Ofenkammer
102, in der eine Transporteinrichtung für Werkstücke 103, beispielsweise ein Rollenförderer
104 vorgesehen ist. Die Werkstücke 103 werden auf dem Rollenförderer 104 abgelegt
und von den angetriebenen Rollen des Rollenförderers 104 durch den Durchlaufofen 101
bewegt. Aufgeheizt wird die Ofenkammer 102 direkt oder indirekt mittels Heizmitteln
105.
[0033] Bei den Werkstücken 103 kann es sich um jegliche Bauteile handeln, bei denen unterschiedliche
Bereiche mit verschiedenen Werkstoffeigenschaften gewünscht sind. Beispielsweise kann
es sich um die B-Säule oder ein Formteil für eine B-Säule eines Kraftfahrzeuges handeln,
bei welcher der Schlosskastenbereich der B-Säule vergleichsweise duktil sein soll,
während der Rest des Bauteiles eine höhere Festigkeit aufweisen soll.
[0034] Die Ofenkammer 102 des Durchlaufofens 101 ist üblicherweise geschlossen und weist
lediglich einen Eingangs- und einen Ausgangsbereich auf, durch welche die Werkstücke
103 an einer Stelle in den Durchlaufofen 101 hinein und an einer anderen Stelle wieder
heraus bewegt werden. Die zugehörigen Ein- und Ausgangsöffnungen können vorzugsweise
jeweils mit einem Ofenschieber temporär geschlossen werden.
[0035] In der Ofenkammer 102 sind geeignete Heizmittel 105 angeordnet, mit denen die Werkstücke
103 beim Durchlaufen des Durchlaufofens 101 auf dem Rollenförderer 104 erwärmt werden
können. Derartige Heizmittel 105 sind aus dem Stand der Technik bekannt und werden
nicht im Einzelnen erläutert. Auch alle weiteren erforderlichen Komponenten zum Betrieb
des Durchlaufofens 101 sind nicht Gegenstand der Erfindung und können vom Fachmann
geeignet gewählt werden.
[0036] Weiterhin sind in der Ofenkammer 102 wenigstens ein Kühlkörper 106 zum partiellen
Abkühlen eines vorgegebenen Bereiches eines Werkstückes 103 sowie ein Stempel 107
zum Anheben und Absenken des Werkstückes 103 in einem definierten Bereich der Ofenkammer
102 angeordnet. Der auch in Fig. 2 beispielhaft dargestellte schematische Aufbau eines
Kühlkörpers 106 umfasst dabei beispielsweise eine untere Kühlfläche 201, wenigstens
einen Kühlkanal 202 für ein Kühlmittel 203 sowie eine Wärmedämmung 204.
[0037] Eine wichtige Prozessgrenze in dem Verfahren ist dabei die kritische Abschreckgeschwindigkeit,
bei deren Unterschreitung Martensit gebildet wird. Zur Sicherstellung der gewünschten
Duktilität im Werkstück darf die kritische Abschreckgeschwindigkeit bei der bereichsweisen
Kühlung eines Werkstücks durch einen oder mehrere Kühlkörper nicht erreicht oder unterschritten
werden. Der Kühlkörper muss entsprechend ausgebildet sein.
[0038] Zum Kühlen der Kühlfläche 201 wird dem Kühlkörper 106 über den Kühlkanal 202 das
Kühlmittel 203 zugeführt, das in Pfeilrichtung durch den Kühlkörper 106 strömt. Als
Kühlmittel 203 geeignet ist dabei beispielsweise Wasser mit einer Temperatur von etwa
20°C. Es können aber auch andere Kühlmittel wie beispielsweise Flüssigstickstoff,
Ammoniak, verschiedene Kohlenwasserstoffe oder auch geschmolzene Salze verwendet werden,
mit denen aufgenommene Wärme von der Kühlfläche 201 abgeführt werden kann.
[0039] Der Kühlkanal 202 ist entsprechend mit einer Wärmedämmung 204 umgeben, die verhindert,
dass unkontrolliert Wärme aus der Ofenkammer 102 aufgenommen wird. Geeignete Materialien
für die Wärmedämmung 204 sind beispielsweise mineralische Fasern wie Stein- oder Glaswolle
sowie mineralische Schäume wie Perlite oder Blähton.
[0040] Bei der Verwendung von rostfreiem Edelstahl für den Kühlkörper 106 besteht die Möglichkeit,
den Kühlkanal 202 direkt in den Kühlkörper 106 einzubringen. Dadurch lässt sich verhindern,
dass sich beim Einsatz von Wasser als Kühlmittel 203 durch Korrosion Rost bildet,
der sich im Kühlkanal 202 ablagern könnte. Dementsprechend erfordert möglicherweise
die Verwendung anderer Materialien für den Kühlkörper 106 wie beispielsweise Stahl
das Einbringen von Leitungssystemen aus Kupfer oder anderen geeigneten Materialien
in den Kühlkörper 106, durch die das Kühlmittel 203 dann geleitet wird.
[0041] In Abhängigkeit von der gewünschten Kühlleistung besteht die Möglichkeit, den Kühlkanal
202 mit einer oder auch mit mehreren Windungen auszubilden und durch den Kühlkörper
106 zu führen. Weiterhin besteht die Möglichkeit, mehrere Kühlkanäle 202 in den Kühlkörper
106 zu integrieren. Dabei gilt, je mehr Windungen der Kühlkanal 202 aufweist bzw.
je mehr Kühlkanäle 202 integriert wurden, umso mehr Wärme kann lokal über den Kühlkörper
106 aus der Ofenkammer abgeführt werden. Ferner ist es möglich, den Kühlkanal 202
beispielsweise als Kammer aus Blech mit oder ohne Fluid-Leitbleche sowie mit einer
Zu- und einer Ableitung auszubilden. Die Zu- und Ableitungen können dabei auch als
Befestigungselemente dienen.
[0042] Über die Kühlfläche 201 des Kühlkörpers 106 ist die Möglichkeit gegeben, die Wärmeaufnahme
des Kühlkörpers 106 einzustellen. Eine wichtige Kenngröße ist dabei der Emissionsfaktor
e, der angibt, wie viel Wärmestrahlung ein Körper aussendet. Der Emissionsfaktor e
entspricht einem Wert zwischen 0 (keine Emission) und 1 (maximale Emission), wobei
sowohl 0 als auch 1 im Prinzip nur physikalische Idealfälle sind und 1 nur von einem
Schwarzen Strahler erreicht wird. Der Emissionsfaktor e ist eine dimensionslose Kennzahl,
die aus dem Verhältnis der Abstrahlung des Körpers zum Schwarzen Strahler bestimmt
wird. Einen weiteren Faktor für die Größe des Emissionsfaktors e bildet die Temperatur
des Körpers. Nach Stefan-Boltzmann gilt: Je höher die Temperatur des Körpers, desto
höher ist seine spezifische Emission.
[0043] Mit einer schwarz lackierten Kühlfläche 201 wäre es möglich, einen hohen Emissionsfaktor
e von etwa 0,9 zu erreichen, bei einer gold beschichteten Kühlfläche 201 hingegen
ließe sich ein niedriger Emissionsfaktor e von etwa 0,018 erreichen. Je nachdem, wie
nun diese belden Materialien und ihre Emissionsfaktoren miteinander kombiniert werden,
lässt sich die Wärmeaufnahme des Kühlkörpers 106 einstellen. Möglich ist hierfür beispielsweise
eine Beschichtung der gesamten Kühlfläche 201 mit Gold und eine anschließende bereichsweise
Überdeckung mit schwarzem Lack. Zur Definition der zu lackierenden Bereiche kann beispielsweise
eine vorab erstellte Schablone verwendet werden, die eine Gitterstruktur aufweist.
Nach dem Auflegen der Schablone wird die goldbeschichtete Kühlfläche 201 mit schwarzem
Lack besprüht und es bildet sich entsprechend der Schablone ein Muster aus goldenen
und schwarzen Bereichen auf der Kühlfläche 201 aus. Entsprechend der Ausdehnung der
schwarzen Bereiche auf der Kühlfläche 201 besteht so die Möglichkeit, den gewünschten
Emissionsfaktor e als Kombination der Emissionsfaktoren der beiden Materialien einzustellen.
Möglich ist es hierbei auch, eine schwarze Fläche vorzusehen, die mit einem Gitter
aus Gold überzogen wird.
[0044] Der verwendete schwarze Lack sollte beständig gegen hohe Temperaturen sein, da sich
die Kühlfläche 201 im Inneren der Ofenkammer 102 befindet, in der Temperaturen von
bis zu 1.300°C erreicht werden können. Als geeignet hat sich dafür beispielsweise
herkömmliche schwarze Auspufffarbe erwiesen, die häufig in der Industrie zur Anwendung
kommt.
[0045] Die Form der Kühlfläche 201 des Kühlkörpers 106 ist frei gestaltbar und leitet sich
ab aus der Form des vorgegebenen Bereiches des Werkstückes 103, der partiell in der
Ofenkammer 102 des Durchlaufofens 101 gekühlt werden soll. Dabei sind sowohl zweidimensionale
Formen für Blechteile als auch dreidimensionale Formen für vorgeformte Bauteile realisierbar.
[0046] Fig. 3 zeigt schematisch die Verwendung des beschriebenen Kühlkörpers 106 in der
Ofenkammer 102 des Durchlaufofens 101 gemäß Fig. 1. Nach dem Einbringen in den Eingangsbereich
des Durchlaufofens 101 bewegt sich das Werkstück 103 auf dem Rollenförderer 104 durch
die Ofenkammer 102. Dabei erfolgt eine erste Erwärmung des Werkstückes 103 auf eine
vorbestimmte Temperatur T
1, die entweder noch unterhalb der Härtetemperatur des Werkstoffes des Werkstückes
103 liegt oder schon wenigstens der Härtetemperatur entspricht.
[0047] Mit dem Erreichen einer vorbestimmten Position in der Ofenkammer 102 wird die Transportbewegung
des Rollenförderers 104 temporär unterbrochen. Das Werkstück 103 wird mittels des
Stempels 107 vom Rollenförderer 104 abgehoben und in eine vorbestimmte Position gebracht,
die sich daraus definiert, wo sich der Teilbereich 301 des Werkstückes 103 befindet,
der ein abweichendes Materialgefüge erhalten soll. In dieser Position hat das Werkstück
103 keinen Kontakt mehr zu den warmen Rollen des Rollenförderers 104 und der Teilbereich
301 befindet sich direkt gegenüber dem Kühlkörper 106 in einem Abstand von etwa 5-10mm.
Das Werkstück 103 wird in dieser Position entweder weiter auf eine Temperatur T
H erwärmt, die wenigstens der Härtetemperatur des Werkstückwerkstoffs entspricht oder
auf Härtetemperatur gehalten, falls diese in der alternativen Verfahrensführung bereits
vorher erreicht wurde, während durch die Kühlung im Bereich des Kühlkörpers 106 eine
Temperatur unterhalb der Austenit-Temperatur eingestellt wird. Anschließend wird das
Werkstück mit dem Stempel 107 wieder auf dem Rollenförderer 104 abgesetzt.
[0048] Der Stempel 107 befindet sich unterhalb des Werkstückes 103 und führt eine getaktete
Auf- und Abwärtsbewegung aus, die von einer nicht dargestellten Steuereinrichtung
gesteuert wird. Dabei kann der Stempel 107 durch einen Zwischenraum zwischen zwei
benachbarten Rollen des Rollenförderers 104 geführt sein und so das Werkstück 103
getaktet anheben und wieder absenken.
[0049] Der Stempel 107 selbst kann auf unterschiedliche Weise ausgeführt sein, um Werkstücke
103 sicher anheben und absenken zu können. Größere Werkstücke 103 oder auch Werkstücke
103 mit einer komplexen Geometrie können dabei den Einsatz von zwei oder auch mehr
Stempeln zum Anheben und Absenken erforderlich machen. Dadurch wird eine höhere Auflagesicherheit
für das Werkstück 103 erreicht und es wird verhindert, dass das Werkstück 103 während
des Haltens in der vorbestimmten Position von dem Stempel 107 herabfällt.
[0050] Für eine exakte Positionierung des Teilbereiches 301 gegenüber dem Kühlkörper 106
durch den Stempel 107 kann es erforderlich sein, das Werkstück 103 vor dem Anheben
entsprechend auszurichten. Diese Forderung ergibt sich meist daraus, dass sich die
Position des Werkstückes 103 während des Transportes auf dem Rollenförderer 104 verändern
kann. Ursache hierfür sind insbesondere die Rollen des Rollenförderers 104. Bei laufendem
Betrieb findet eine Verformung einzelner Rollen statt, wodurch die Rollen üblicherweise
eine von oben gesehen konkave Form annehmen. Einzelne Rollen biegen sich somit nach
unten durch, was absolut zu einem größeren Außendurchmesser führt, wodurch sich gegenüber
nicht oder nicht so stark durchgebogenen Rollen wiederum die Umfangsgeschwindigkeit
und damit die Transportgeschwindigkeit des auf der jeweiligen Rolle transportierten
Werkstückes 103 erhöht. Ferner kann es auf den Rollen des Rollenförderers 104 zu Ablagerungen
aus dem Material des Werkstückes 103 kommen, was ebenfalls zu einem größeren Durchmesser
der Rolle und somit zu einer erhöhten Umfangsgeschwindigkeit führt.
[0051] Diese einzelnen Effekte können bei jeder Rolle des Rollenförderers unterschiedlich
ausgeprägt sein, so dass das Werkstück 103 auf mehreren Rollen mit unterschiedlichen
Geschwindigkeiten transportiert wird, was am Ende des Durchlaufofens 101 zu einer
erheblichen Verschiebung der Position des Werkstückes 103 führen kann, selbst wenn
das Werkstück im Eingangsbereich des Ofens exakt ausgerichtet wurde.
[0052] Bei einem derart verschobenen Werkstück 103 kann jedoch nicht gewährleistet werden,
dass der Stempel 107 den Teilbereich 301 in der vorbestimmten Position gegenüber dem
Kühlkörper 106 positioniert. Aus diesem Grund besteht die Möglichkeit, das Werkstück
103 nach dem Erwärmen ganz oder auch nur teilweise aus dem Durchlaufofen 101 heraus
zu bewegen, das Werkstück 103 außerhalb des Durchlaufofens 101 auszurichten und danach
wieder in den Durchlaufofen 101 einzubringen.
[0053] Zum Ausrichten im Außenbereich des Ofens werden beispielsweise Stopper eingesetzt,
welche das ankommende Werkstück 103 in eine vorgegebene Lage bringen. Im einfachsten
Fall kann ein ebenes Profil vorgesehen sein, gegen welches das Werkstück 103 anläuft.
Es ist aber auch möglich, speziell ausgeformte Stopper einzusetzen, die auf die Form
des Werkstückes 103 abgestimmt sind. Alternativ sind andere Verfahren zum Ausrichten
des Werkstückes 103 vorstellbar, wobei sich diese Verfahren nicht nur auf ein Ausrichten
außerhalb des Durchlaufofens 101 beschränken müssen.
[0054] Das positionierte und bei Bedarf ausgerichtete Werkstück 103 wird von dem Stempel
107 einen vorbestimmten Zeitraum in der vorbestimmten Position gehalten und dabei
weiter erwärmt oder auf Temperatur gehalten, während durch den Kühlkörper 106 eine
gleichzeitige Kühlung des Werkstückes 103 im Teilbereich 301 auf eine Temperatur T
2 erfolgt, die unterhalb von T
H Ilegt.
[0055] Danach wird das Werkstück 103 von dem Stempel 107 abgesenkt und wieder auf den Rollenförderer
104 aufgesetzt. Die temporär unterbrochene Transportbewegung des Rollenförderers 104
wird erneut aufgenommen und das Werkstück 103 so aus dem Durchlaufofen 101 heraus
bewegt. Das Werkstück liegt nun außerhalb des Durchlaufofens 101 mit den gewünschten
Temperaturen T
H und T
2 vor und kann weiteren Prozessschritten zugeführt werden.
[0056] Durch die partielle Kühlung des Werkstückes 103 auf die Temperatur T
2 im Teilbereich 301 findet dort im Werkstoff nur eine teilweise Gefügeveränderung
statt. Dadurch bleibt der Teilbereich 301 beim anschließenden Abschrecken vergleichsweise
duktil. Im übrigen Teil des Werkstückes 103 hingegen wird durch die weitere Erwärmung
auf die Temperatur T
H eine Austenitisierung bewirkt. Beim nachfolgenden Abschrecken stellen sich in diesem
Teil des Werkstückes 103 somit höhere Festigkeiten ein, wobei grundsätzlich jedoch
auch in diesem Bereich keine vollständige Gefügeveränderung stattfinden muss. Die
Temperatur und damit das Maß der Gefügeveränderung sollten lediglich höher sein als
im Teilbereich 301, um die gewünschten Unterschiede in den Materialeigenschaften zu
erreichen.
[0057] Um den Durchsatz des Durchlaufofens 101 zu erhöhen und/oder die Kühlzeit auf die
erforderliche Taktzeit einzustellen, ist es möglich, mehrere Kühlkörper 106 mit zugehörigen
Stempeln 107 im Durchlaufofen 101 zu installieren. Weiterhin besteht die Möglichkeit,
mehrere Werkstücke 103 gleichzeitig im Durchlaufofen 101 zu behandeln. Auch dafür
muss der Durchlaufofen 101 mit mehreren Kühlkörpern 106 an unterschiedlichen Positionen
ausgerüstet sein. Zudem ist dann der Stempel 107 für das Anheben und Absenken der
Werkstücke 103 so auszugestalten, dass er mehrere Werkstücke 103 gleichzeitig anheben
und absenken kann. Bei Bedarf sind dafür auch mehrere separate Stempel 107 vorzusehen.
[0058] Mehrere Kühlkörper 106 an unterschiedlichen Positionen im Durchlaufofen 101 sind
auch dann erforderlich, wenn verschiedene Teilbereiche 301 eines Werkstückes 103 unterschiedliche
Materialgefüge aufweisen sollen. Dabei ergibt sich eine sehr hohe Flexibilität bei
der Ausbildung der Materialgefüge der verschiedenen Teilbereiche 301, da jeder einzelne
Kühlkörper 106 anders kühlbar ist, indem der Aufbau des Kühlkanals 202 und/oder die
Temperatur des Kühlmittels 203 für jeden Kühlkörper 106 variabel gestaltet werden
können.
[0059] In Fig. 4 ist schematisch ein Beispiel für das Abkühlen von zwei unterschiedlichen
Teilbereichen 301 und 401 dargestellt, wobei der rechte Teilbereich einen Endbereich
401 des Werkstückes 103 darstellt. Dies kann beispielsweise bei einer B-Säule oder
einem Formtell für die B-Säule eines Kraftfahrzeuges erforderlich sein, bei welcher
nicht nur der Schlosskastenbereich sondern auch der Fußbereich im Vergleich zum Rest
des Bauteiles duktiler sein soll. Dieser Endbereich könnte nun auch mit einem weiteren
Kühlkörper im Innern des Ofens gekühlt werden. Möglich ist jedoch auch eine Prozessführung,
wie sie im Folgenden erläutert wird.
[0060] Hierbei wird das Werkstück 103 so in den Durchlaufofen 101 eingebracht, dass der
Endbereich 401 in Transportrichtung des Werkstückes 103 vom liegt. Falls das Verfahren
in einem Ofen durchgeführt wird, bei dem ein Werkstück aus der gleichen Öffnung entnommen
wird, durch welche es in den Ofen eingebracht wurde, ist dies genau umgekehrt der
Fall. Dann sollte derjenige Endbereich, in dem eine höhere Duktilität erreicht werden
soll, in Transportrichtung des Werkstückes 103 hinten liegen, wenn das Werkstück 103
in den Ofen bewegt wird.
[0061] Nach dem Einbringen des Werkstückes 103 in den Durchlaufofen 101 bewegt sich das
Werkstück 103 auf dem Rollenförderer 104 durch die Ofenkammer 102. Dabei erfolgt eine
erste Erwärmung des Werkstückes 103 auf eine vorbestimmte Temperatur T
1, die entweder unterhalb der Härtetemperatur des Werkstoffes des Werkstückes 103 liegt
oder wenigstens der Härtetemperatur entspricht. Sobald sich der Endbereich 401 des
Werkstückes 103 wieder außerhalb des Durchlaufofens 101 befindet, wird die Transportbewegung
des Rollenförderers 104 temporär unterbrochen. Das Werkstück 103 wird mittels des
Stempels 107 vom Rollenförderer 104 abgehoben und in die vorbestimmte Position gebracht,
dort einen vorbestimmten Zeitraum gehalten und dabei je nach Prozessführung entweder
weiter auf die Temperatur T
H erwärmt, die mindestens der Härtetemperatur entspricht oder auf der zuvor bereits
erreichten Härtetemperatur gehalten.
[0062] Gleichzeitig erfolgt einerseits durch den Kühlkörper 106 eine Kühlung des Werkstückes
103 im Teilbereich 301 auf eine Temperatur T
2, die unterhalb der Härtetemperatur liegt. Andererseits wird der Randbereich 401 des
Werkstückes 103, der sich außerhalb des Durchlaufofens 101 befindet, durch die Umgebungsbedingungen
des Durchlaufofens 101 ebenfalls auf eine Temperatur T
3 gekühlt, die unterhalb der Härtetemperatur liegt.
[0063] Bei Bedarf kann auch hier ein Ausrichten des Werkstückes 103 zwischengeschaltet werden.
Dafür wird das Werkstück 103 nach dem ersten Erwärmen vollständig oder auch teilweise
aus dem Durchlaufofen 101 heraus bewegt, ausgerichtet und anschließend teilweise wieder
in den Durchlaufofen 101 zurück bewegt, wobei der Randbereich 401 außerhalb des Durchlaufofens
101 verbleibt und nicht mit zurück in den Durchlaufofen 101 bewegt wird.
[0064] Sind die gewünschten Temperaturen erreicht, wird das Werkstück 103 von dem Stempel
107 abgesenkt und wieder auf den Rollenförderer 104 aufgesetzt. Die temporär unterbrochene
Transportbewegung des Rollenförderers 104 wird erneut aufgenommen und so der übrige
Teil des Werkstückes 103 aus dem Durchlaufofen 101 heraus bewegt. Mit dem nachfolgenden
Abschrecken des Werkstückes 103 bilden sich dann in dem Werkstück 103 in Abhängigkeit
von den Temperaturen T
2, T
3 und T
H, bzw. den zugehörigen Gefügen, drei Bereiche mit unterschiedlicher Duktilität und
Festigkeit aus.
[0065] Fig. 5 zeigt schematisch eine Aufsicht auf ein Werkstück 103 bei einem solchen Verfahren
in einem Durchlaufofen 101. Das Werkstück 103 weist einen Teilbereich 301 sowie einen
Randbereich 401 auf, der sich außerhalb des Durchlaufofens 101 befindet. Unterhalb
des Werkstückes 103 befinden sich der Rollenförderer 104 sowie der Stempel 107, der
zwischen zwei benachbarten Rollen des Rollenförderers 104 angeordnet ist, so dass
er zwischen den beiden Rollen herausgefahren werden kann.
[0066] Die gesamte Steuerung der Taktung des Stempels 107 sowie der Bewegungen des Rollenförderers
104 erfolgt über eine Steuereinrichtung des Durchlaufofens 101. Dafür bestimmen beispielsweise
innerhalb des Durchlaufofens 101 vorgesehene Sensoren die Position des Werkstückes
103 auf dem Rollenförderer 104 und übermitteln diese an die Steuereinrichtung, welche
dann eine entsprechend angepasste Ansteuerung der Auf- und Abwärtsbewegung des Stempels
107 durchführt. Gleichzeitig gibt die Steuereinrichtung auch die Bewegungsrichtung
des Rollenförderers 104 vor.
Bezugszeichenliste:
[0067]
- 101
- Durchlaufofen
- 102
- Ofenkammer
- 103
- Werkstück
- 104
- Rollenförderer
- 105
- Heizmittel
- 106
- Kühlkörper
- 107
- Stempel
- 201
- Kühlfläche
- 202
- Kühlkanal
- 203
- Kühlmlttel
- 204
- Wärmedämmung
- 301
- Teilbereich
- 401
- Endbereich, Randbereich
1. Verfahren zum Behandeln von wenigstens einem Werkstück (103) in einem Durchlaufofen
(101), bei dem das Werkstück (103) von Heizmitteln (105) erwärmt wird, während es
mittels einer Transporteinrichtung durch den Durchlaufofen (101) bewegt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach einer ersten Erwärmung des Werkstückes (103) durch die Heizmittel (105) das
Werkstück (103) für einen vorbestimmten Zeitraum an einer vorbestimmten Position im
Durchlaufofen (101) gehalten wird, wobei das Werkstück (103) an dieser vorbestimmten
Position weiter erwärmt oder auf Temperatur gehalten wird, und gleichzeitig in einem
definierten Abschnitt des Werkstückes (103) partiell gekühlt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die partielle Kühlung in einem definierten Bereich des Werkstückes (103) mittels
eines Kühlkörpers (106) erfolgt, der im Durchlaufofen (101) angebracht ist und sich
in der vorbestimmten Position des Werkstückes (103) im Bereich des definierten Abschnitts
des Werkstückes (103) befindet.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Kühlkörper (106) und das Werkstück (103) keinen Kontakt haben.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet
dass nach einer ersten Erwärmung des Werkstückes (103) durch die Heizmittel (105) folgende
Schritte erfolgen:
- Bewegen des Werkstückes (103) wenigstens teilweise aus dem Durchlauf ofen (101)
heraus;
- Ausrichten des Werkstückes (103) außerhalb des Durchlaufofens (101);
- Bewegen des Werkstückes (103) wenigstens teilweise in den Durchlaufofen (101) zurück;
- Unterbrechen der Transportbewegung im Durchlaufofen (101);
- Halten des Werkstückes (103) für einen vorbestimmten Zeitraum an der vorbestimmten
Position im Durchlaufofen (101), wobei das Werkstück (103) an dieser vorbestimmten
Position weiter erwärmt oder auf Temperatur gehalten wird und gleichzeitig in einem
definierten Abschnitt des Werkstückes (103) partiell gekühlt wird; und
- Bewegen des Werkstückes (103) aus dem Durchlaufofen (101) heraus.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Werkstück (103) durch die Erwärmung mittels der Heizmittel (105) auf eine Temperatur
TH gebracht wird, die wenigstens der Härtetemperatur des Werkstoffes des Werkstückes
(103) entspricht, während das Werkstück (103) in dem definierten Abschnitt durch die
partielle Kühlung mittels des Kühlkörpers (106) auf eine Temperatur T2 gekühlt wird, die unterhalb der Härtetemperatur des Werkstoffes des Werkstückes (103)
liegt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Werkstück (103) zum partiellen Kühlen durch den Kühlkörper (106) in dem definierten
Abschnitt von mindestens einem Stempel (107) in eine Position angehoben wird, in welcher
das Werkstück (103) keinen Kontakt zur Transporteinrichtung hat, wobei das Werkstück
(103) nach Ablauf des vorbestimmten Zeitraumes von dem Stempel (107) wieder auf die
Transporteinrichtung abgesenkt wird, und die Bewegung des Stempels (107) von einer
Steuereinrichtung angesteuert wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Kühlkörper (106) mittels eines Kühlmittels (203) gekühlt wird und Wärme des Werkstückes
(103) so absorbiert, dass eine kritische martensitbildende Abschreckgeschwindigkeit
nicht unterschritten wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Werkstück (103) nach dem Ausrichten so weit in den Durchlaufofen (101) zurück
bewegt wird, dass sich ein erster Tellbereich des Werkstückes (103) im Durchlaufofen
(101) befindet, während sich ein zweiter Teilbereich des Werkstückes (103) außerhalb
des Durchlaufofens (101) befindet.
9. Vorrichtung zum Behandeln von wenigstens einem Werkstück (103), umfassend einen Durchlaufofen
(101) mit einer Transporteinrichtung und Heizmitteln (105) zur Erwärmung des Werkstückes
(103), während es mittels der Transporteinrichtung durch den Durchlaufofen (101) bewegt
wird, dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung Mittel zum Halten des Werkstückes (103) für einen vorbestimmten Zeitraum
an einer vorbestimmten Position aufweist, wobei an dieser vorbestimmten Position Kühlmittel
zum partiellen Kühlen des Werkstückes (103) in einem definierten Abschnitt des Werkstückes
(103) vorgesehen sind.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die partielle Kühlung in einem definierten Bereich des Werkstückes (103) mittels
eines Kühlkörpers (106) erfolgt, der sich in der vorbestimmten Position des Werkstückes
(103) im Bereich des definierten Abschnitts des Werkstückes (103) befindet.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Kühlkörper (106) eine Beschichtung zur einstellbaren Absorption der Wärme des
Werkstückes (103) aufweist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekenntzeichnet,
dass die Beschichtung eine Goldschicht umfasst.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass auf der Goldschicht eine wiederholt unterbrochene Schicht aus einem Material aufgebracht
ist, dessen Emissionsfaktor höher ist als der Emissionsfaktor der Goldschicht.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass die wiederholt unterbrochene Schicht eine Gitterstruktur aufweist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Kühlkörper (106) mindestens einen Kühlkreislauf mit einem Kühlmittel (203) aufweist,
das dem Kühlkörper (106) über mindestens einen Kühlkanal (202) zugeführt wird.
16. Vorrichtung nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Kühlkanal (202) gegenüber dem Ofeninnenraum eine Wärmedämmung (204) aufweist.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 16,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung zum Anheben und Absenken des Werkstückes (103) mindestens einen Stempel
(107) aufweist, wobei der Stempel (107) für eine Aufund Abwärtsbewegung ausgebildet
ist und eine Steuereinrichtung vorgesehen ist, welche diese Auf- und Abwärtsbewegung
ansteuert.