[0001] Gegenstand der Erfindung ist eine Mischvorrichtung und ein Verfahren zur Herstellung
von pastenförmigen Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten.
[0002] Konventionelle PMMA-Knochenzemente sind seit Jahrzehnten bekannt und gehen auf die
grundlegenden Arbeiten von Sir Charnley zurück (
Charnley, J.: Anchorage of the femoral head prosthesis of the shaft of the femur.
J. Bone Joint Surg. 42 (1960) 28-30). Der Grundaufbau der PMMA-Knochenzemente ist seitdem prinzipiell gleich geblieben.
PMMA-Knochenzemente bestehen aus einer flüssigen Monomerkomponente und einer Pulverkomponente.
Die Monomerkomponente enthält im Allgemeinen (i) das Monomer Methylmethacrylat und
(ii) einen darin gelösten Aktivator (zum Beispiel N,N-Dimethyl-p-toluidin). Die Pulverkomponente
umfasst (i) ein oder mehrere Polymere, die auf Basis von Methylmethacrylat und Comonomeren,
wie Styren, Methylacrylat oder ähnlichen Monomeren, durch Polymerisation, vorzugsweise
Suspensionspolymerisation, hergestellt sind, (ii) einen Röntgenopaker und (iii) einen
Initiator (zum Beispiel) Dibenzoylperoxid. Beim Vermischen der Pulverkomponente mit
der Monomerkomponente entsteht durch Quellung der Polymere der Pulverkomponente im
Methylmethacrylat der Monomerkomponente ein plastisch verformbarer Teig. Gleichzeitig
reagiert der Aktivator N,N-Dimethyl-p-toluidin mit Dibenzoylperoxid, das unter Bildung
von Radikalen zerfällt. Die gebildeten Radikale initiieren die radikalische Polymerisation
des Methylmethacrylates. Mit fortschreitender Polymerisation des Methylmethacrylates
erhöht sich die Viskosität des Zementteigs bis der Zementteig erstarrt und damit ausgehärtet
ist.
[0003] Der wesentliche Nachteil der bisherigen PMMA-Knochenzemente für den medizinischen
Anwender besteht darin, dass der Anwender die flüssige Monomerkomponente mit der Pulverkomponente
unmittelbar vor der Zementapplikation in einem Mischsystem oder in Tiegeln vermischen
muss. Dabei können leicht Mischungsfehler auftreten, die die Zementqualität negativ
beeinflussen. Ferner muss das Vermischen der Komponenten zügig erfolgen. Dabei kommt
es darauf an, dass das gesamte Zementpulver ohne Klumpenbildung mit der Monomerkomponente
vermischt wird und das beim Vermischungsvorgang der Eintrag von Luftblasen vermieden
wird. Bei der Verwendung von Vakuummischsystemen wird im Gegensatz zur Handanmischung
die Bildung von Luftblasen im Zementteig weitgehend verhindert. Beispiele für Mischsysteme
sind in den Schriften
US4015945,
EP0674888 und
JP2003181270 offenbart. Vakuummischsysteme machen jedoch eine zusätzliche Vakuumpumpe erforderlich
und sind daher relativ kostenintensiv. Nach der Vermischung der Monomerkomponente
mit der Pulverkomponente muss ferner je nach Zementtyp eine gewisse Zeit gewartet
werden, bis der Zementteig klebfrei ist und appliziert werden kann. Aufgrund der vielen
Fehlermöglichkeiten beim Anmischen von konventionellen PMMA-Knochenzementen wird zudem
entsprechend geschultes Personal benötigt. Die entsprechenden Schulungen sind mit
einem erheblichen Kostenaufwand verbunden. Weiterhin kommt es bei der Vermischung
der flüssigen Monomerkomponente mit der Pulverkomponente zu einer Belastung der Anwender
durch Monomerdämpfe und durch Freisetzung von pulverförmigen Zementpartikeln.
[0004] Eine interessante Alternative zu konventionellen aus einer Pulverkomponente und einer
flüssigen Komponente aufgebauten Zementen stellen pastenförmige Knochenzemente dar.
Derartige pastenförmige Knochenzemente sind beispielsweise in der
EP 2052747 und der
EP 2052748 beschrieben. Zweikomponenten-Pastenzemente sind aus zwei lagerfähigen, pastenförmigen
Komponenten aufgebaut, die nach Vermischung eine Zementpaste ergeben, die innerhalb
weniger Minuten aushärtet. Diese Pasten werden in Kartuschen oder in Schlauchbeuteln
dem medizinischen Anwender zur Verfügung gestellt. Diese Knochenzementpasten enthalten
mindestens (i) ein Monomer, (ii) ein in diesem Monomer lösliches Polymer und (iii)
ein in diesem Monomer unlösliches Polymer und/oder andere Füllstoffe. Daneben sind
Komponenten von Redox-Initiatorsystemen in den Zementpasten enthalten. Weiterhin ist
es möglich, auch Einkomponentenpasten-Knochenzemente herzustellen, die im Gegensatz
zu Zweikomponentensystemen durch Einwirkung von Energie, zum Beispiel von magnetischen
Wechselfeldern, zur Polymerisation gebracht werden.
[0005] Bei der Herstellung dieser Zementpasten werden eine pulverförmige Zementkomponente
A und eine flüssige Monomerkomponente B vermischt. Die pulverförmige Komponente A
umfasst ein in den Monomeren der Monomerkomponente B lösliches Polymer, ein in den
Monomeren der Monomerkomponente B unlösliches Polymer und/oder Füllstoffe. Beim Vermischen
der pulverförmigen Zementkomponente A mit der flüssigen Monomerkomponente B quillt
das im Monomer bzw. Monomergemisch lösliche Polymer an, bevor es sich dann im Monomer/Monomergemisch
löst. Die Viskosität des Gemischs erhöht sich dabei so stark, dass das Gemisch eine
Paste bildet. Die Viskosität der Paste ist so hoch, dass das unlösliche Polymer und/oder
die Füllstoffe nicht sedimentieren. Bei Verwendung von schnell anquellendem, löslichen
Polymeren erfolgt dieser Prozess innerhalb von 5-30 Minuten. Während dieser Anquellphase
ist es erforderlich, das Gemisch so zu rühren oder zu kneten, dass keine Entmischung
durch Sedimentation erfolgen kann. Danach quillt das lösliche Polymer nur noch in
geringem Umfang nach.
[0006] Die Herstellung von Pasten ist in der Lebensmittel- und Klebstoffindustrie ein üblicher
Prozess, der mit Hilfe von großvolumigen Mischgefäßen durchgeführt wird. Es wird dabei
meistens eine Vermischung der Pastenkomponenten mit konventionellen Flügel- oder Schlangenrührern
durchgeführt. Die gebildeten Pasten werden aus den Mischgefäßen durch eingepasste,
bewegliche Deckel mit Hilfe von Pressen in geeignete Packmittel wie Kartuschen, Schlauchbeutel
und Tuben ausgepresst. Problematisch ist jedoch dabei die Entgasung der gebildeten
pastösen Massen aufgrund ihrer zum Teil sehr hohen Viskosität.
[0007] Bei dem in Knochenzementpasten hauptsächlich enthaltenen Monomer Methylmethacrylat
handelt es sich um eine sehr reaktive und flüchtige Flüssigkeit. Neben Methylmethacrylat
sind in den Knochenzementpasten auch gelöste Polymere, wie zum Beispiel Polymethylmethacrylat,
enthalten. Beim Vermischen des Polymethylmethacrylats mit dem Methylmethacrylat bildet
sich ein Gel. Daher befinden sich Zementpasten in einem gelartigen Zustand. Die in
den Zemenpasten enthaltenen Monomergemische sind gerade dann, wenn sich die Zementpaste
in einem gelartigen Zustand befindet, äußerst reaktiv. Folglich weisen diese Systeme
eine gewisse Tendenz zur Spontanpolymerisation auf.
[0008] Methylmethacrylat setzt bei der radikalischen Polymerisation eine Reaktionsenthalpie
von -59 kJ/mol frei. Übliche Ansatzbehälter haben ein Fassungsvermögen von ca. 200
Litern. Bei einem Ansatz an Pastenzement von ca. 200 kg, der ca. 40 Gewichtsprozent
Monomer enthält, sind ca. 80 kg (entsprechend 800 mol) Methylmethacrylat enthalten.
Bei einer unerwünschten Spontanpolymerisation dieses Ansatzes würde eine Energie von
ungefähr - 47200 kJ innerhalb weniger Minuten freiwerden, wodurch es zu einer Verpuffung
oder zu einer Explosion kommen kann. Weiterhin sind die sehr teuren Ansatzbehälter
nach einer Spontanpolymerisation der Zementpaste nicht mehr zu verwenden, weil die
ausgehärteten Knochenzementpasten mechanisch sehr widerstandsfähig sind. Daher ist
die Verwendung von konventionellen Ansatzbehältern zur Herstellung von Knochenzementpasten
sehr problematisch. Als problematisch erweist sich ferner die Entgasung der gebildeten
Zementpaste. In die Zementpasten eingeschlossene Luftreste können einerseits durch
den enthaltenen Luftsauerstoff die Lagerfähigkeit der Pasten negativ beeinflussen,
andererseits verschlechtern Lufteinschlüsse die mechanische Stabilität des ausgehärteten
Zementes.
[0009] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung bereitzustellen,
mit der es möglich ist, weitestgehend entgaste Polymethylmethacrylat-Knochenzementpaste
unter Vermeidung von großvolumigen Mischbehältern und darin enthaltenen großen Zementvolumina
herzustellen. Ferner soll auch ein Verfahren zur Herstellung von weitestgehend entgasten
Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten zur Verfügung gestellt werden, das ohne
die Verwendung von großvolumigen Mischbehältern auskommt.
[0010] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird durch die Gegenstände der unabhängigen Ansprüche
gelöst.
[0011] Die Erfindung stellt demnach eine Vorrichtung zur Herstellung von Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten
aus einer pulverförmigen Zementkomponente A und einer flüssigen Monomerkomponente
B bereit, umfassend einen röhrenförmigen Hohlkörper, der eine eingangsseitige erste
Öffnung und eine ausgangsseitige zweite Öffnung aufweist, wenigstens eine drehbar
gelagerte Welle, die in axialer Richtung in dem röhrenförmigen Hohlkörper angeordnet
ist, Gewindegänge, die axial entlang der Außenseite der Welle angeordnet sind, wobei
die Welle wenigstens einen Abschnitt mit Gewindegängen aufweist, deren Ganghöhe in
Richtung der zweiten Öffnung abnimmt, wenigstens einen Rührflügel, der auf der Welle
angeordnet ist, und starre Mischelemente, die an der Innenseite des röhrenförmigen
Hohlkörpers angeordnet sind.
[0012] Ferner stellt die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten
aus einer pulverförmigen Zementkomponente A und einer flüssigen Monomerkomponente
B unter Verwendung der vorstehend beschriebenen Vorrichtung zur Verfügung, bei dem
man kontinuierlich durch die erste Zufuhröffnung die pulverförmige Zementkomponente
A und durch die zweite Zufuhröffnung die flüssige Monomerkomponente B in den röhrenförmigen
Hohlkörper einführt, wobei sich durch Quellung ein Zementgemisch C bildet, und axiale
Drehbewegungen der Welle herbeiführt, wodurch ein Stoffstrom des Zementgemisches C
von der ersten Öffnung in Richtung der zweiten Öffnung erzeugt und das Zementgemisch
aus der Öffnung ausgepresst wird.
[0013] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ermöglicht die kontinuierliche Herstellung von weitgehend
entgasten Zementpasten.
[0014] Die vorliegende Erfindung wird im Folgenden unter Bezugnahme auf Figuren beschrieben.
Es zeigen:
Figur 1: Eine Ausgestaltungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Herstellung
von Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten.
Figur 2: Ausgestaltungsformen der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Herstellung von
Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten mit verschiedenen Querschnitten des röhrenförmigen
Hohlkörpers. Durch die Pfeile sind ferner mögliche Rotationsrichtungen der Welle angedeutet.
[0015] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ermöglicht die Herstellung von Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten.
Bei Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten handelt es sich um pastöse Zusammensetzungen,
die das Polymer Polymethylmethacrylat enthalten und vorzugsweise zur Herstellung von
Knochenzement dienen. Die Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten können einerseits
in Gegenwart geeigneter Initiatorsysteme bspw. unmittelbar durch Einwirkung von Energie
und somit ohne Vermischung mit weiteren Bestandteilen unter Herstellung von Knochenzement
zur Polymerisation gebracht werden. Andererseits kann der Knochenzement auch durch
Vermischen und Aushärten von mehr als einer Knochenzementpaste hergestellt werden.
Diese Knochenzementpasten selbst werden erfindungsgemäß unter Verwendung der hierin
beschrieben Vorrichtung erzeugt. Dabei werden wenigstens eine pulverförmige Zementkomponente
A und eine flüssige Monomerkomponente B miteinander vermischt.
[0016] Die Monomerkomponente B umfasst wenigstens ein Monomer. Bei dem Monomer kann es sich
beispielsweise um einen monofunktionellen Methacrylsäureester handeln. Ein besonders
bevorzugter Methacrylsäureester ist Methylmethacrylat. Die pulverförmige Zementkomponente
A enthält vorzugsweise ein in den Monomeren der Monomerkomponente B lösliches Polymer
sowie ein in den Monomeren der Monomerkomponente B unlösliches Polymer und/oder Füllstoffe.
Darüber hinaus können die pulverförmige Zementkomponente A oder die Monomerkomponente
B noch weitere Bestandteile, insbesondere Polymerisationsinitiatoren, Polymerisationsakzeleratoren,
pharmazeutische Substanzen, wie zum Beispiel Antibiotika, Röntgenopaker und/oder Farbstoffe
aufweisen.
[0017] Eine Ausgestaltungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung (10) wird mit Bezug auf
Figur 1 näher erläutert.
[0018] Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist einen röhrenförmigen Hohlkörper (10) auf.
Vorzugsweise besitzt der röhrenförmige Hohlkörper (10) einen kreisförmigen oder elliptischen
Querschnitt. Daneben ist es erfindungsgemäß jedoch auch möglich, dass der röhrenförmige
Hohlkörper (10) einen anderen Querschnitt aufweist. Beispielsweise kann der Querschnitt
auch durch zwei oder mehr als zwei, beispielsweise drei, aneinander angrenzende Kreiselelemente
gebildet sein (siehe Figur 2). Die Innenseite des röhrenförmigen Hohlkörpers (10)
weist vorzugsweise ein abriebbeständiges Material auf oder ist mit einem solchen abriebbeständigen
Material, wie zum Beispiel einer Keramik, ausgekleidet. Dadurch kann verhindert werden,
dass die Innenseite des röhrenförmigen Hohlkörpers (10) beschädigt wird und eventuell
aus der Innenseite des röhrenförmigen Hohlkörpers (10) herausgelöste Bestandteile
in die Knochenzementpaste gelangen und die Qualität des Knochenzements beeinträchtigen.
[0019] Der röhrenförmige Hohlkörper (10) ist vorzugsweise senkrecht angeordnet und weist
einer erste Öffnung (30) und eine zweite Öffnung (20) auf. Vorzugsweise begrenzt die
erste Öffnung (30) den röhrenförmigen Hohlkörper (10) nach oben und die zweite Öffnung
(20) den röhrenförmigen Hohlkörper (10) nach unten. Bei der ersten Öffnung (30) handelt
es sich um die eingangsseitige und bei der zweiten Öffnung (20) um die ausgangsseitige
Öffnung.
[0020] Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist ferner wenigstens eine drehbar gelagerte Welle
(40) auf, die in axialer Richtung in dem röhrenförmigen Hohlkörper (10) angeordnet
ist. Die Welle (40) selbst ist erfindungsgemäß axial drehbar. Vorzugsweise ist die
Welle (40) mit einem Antrieb verbunden, der in der Lage ist, die Welle (40) in axiale
Drehbewegungen zu versetzen. Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung ist der der
Querschnitt des röhrenförmigen Hohlkörpers durch zwei oder mehr als zwei, so zum Beispiel
drei, aneinander angrenzende Kreiselelemente gebildet. In diesem Fall kann es bevorzugt
sein, dass die Anzahl der im röhrenförmigen Hohlkörper (10) enthaltenen Wellen (40)
der Anzahl der aneinander angrenzenden Kreiselemente entspricht. Vorzugsweise ist
in diesem Fall in jedem, durch ein Kreiselement gebildeten Abschnitt des röhrenförmigen
Hohlkörpers (10) eine Welle (40) enthalten.
[0021] Auf der Außenseite der wenigstens einen Welle (40) sind Gewindegänge (50) angeordnet.
Unter Gewindegänge (50) werden vorzugsweise alle Elemente verstanden, die zu einer
imaginären Ebene, die senkrecht zur Achse der Welle (40) verläuft, geneigt sind und
wendelartig um die Welle herum angeordnet sind. Die durch die Elemente ausgebildete
Wendel kann durchgängig (im Sinne eines klassischen Gewindes) oder unterbrochen sein.
Der Neigungswinkel der Elemente gegenüber der imaginären Ebene beträgt vorzugsweise
1 - 30 und mehr bevorzugt 5 - 20 Grad.
[0022] Erfindungsgemäß weist die Welle (40) wenigstens einen Abschnitt auf, bei dem die
Ganghöhe der Gewindegänge (50) in Richtung der zweiten Öffnung (20) abnimmt. Unter
Ganghöhe wird erfindungsgemäß der Abstand benachbarter Gewindegänge auf einer Geraden
parallel zur Achse der Welle (40) und entlang der Welle (40) verstanden. Demnach kann
es bevorzugt sein, dass die Ganghöhe der Gewindegänge (50) von der ersten Öffnung
(30) in Richtung der zweiten Öffnung (20) kontinuierlich abnimmt. Andererseits ist
es ebenso erfindungsgemäß, dass neben dem Abschnitt, bei dem die Ganghöhe der Gewindegänge
(50) in Richtung der zweiten Öffnung (20) abnimmt, wenigstens ein weiterer Abschnitt
vorliegt, bei dem die Ganghöhe der Gewindegänge (50) in Richtung der zweiten Öffnung
(20) nicht abnimmt. Gemäß einer Ausführungsform weist die Welle (40) mehrere, in axialer
Richtung angeordnete Abschnitte mit Gewindegängen (50) auf, wobei bei wenigstens einem
Abschnitt die Ganghöhe der Gewindegänge (50) in Richtung der zweiten Öffnung (20)
abnimmt. Vorzugsweise handelt es sich bei diesem Abschnitt um den Abschnitt mit Gewindegängen
(50), der am nächsten in Richtung der zweiten Öffnung (20) liegt.
[0023] Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist ferner wenigstens einen Rührflügel (60) auf,
der auf der Welle (40) angeordnet ist. Es kann bevorzugt sein, dass sich mehrere Rührflügel
(60) axial entlang der Welle (40) befinden. Die Rührflügel (60) sind vorzugsweise
so angeordnet, dass bei Betrieb der Vorrichtung ein Stoffstrom von der eingangsseitigen
Öffnung (30) in Richtung der ausgangsseitigen Öffnung (20) erzeugt wird. Dies kann
beispielsweise dadurch erreicht werden, dass die Rührflügel (60) zu einer imaginären
Ebene, die senkrecht zur Achse der Welle (40) verläuft, geneigt sind. Die Form der
Rührflügel (60) und die Anzahl der auf einer imaginären Ebene senkrecht zur Achse
der Welle (40) angeordneten Rührflügel (60) sind nicht begrenzt. Erfindungsgemäß kann
es bevorzugt sein, wenn die Rührflügel (60) stabförmig ausgebildet sind. Ferner kann
es bevorzugt sein, wenn sich in einer Ebene parallel zur Achse der Welle (40) zwei,
drei, vier, fünf oder mehr Rührflügel (60) befinden. Vorzugsweise sind die in einer
Ebene parallel zur Achse der Welle (40) angebrachten Rührflügel (60) so angeordnet,
dass deren Abstand maximal ist. Demgemäß stehen die Rührflügel (60) in einer Ebene
senkrecht zur Achse der Welle (40) vorzugsweise zueinander in einem Winkel von etwa
180°, 120°, 90°, 72° oder weniger.
[0024] Daneben weist die erfindungsgemäße Vorrichtung starre Mischelemente (70) auf, die
an der Innenseite des röhrenförmigen Körpers (10) angeordnet sind. Die starren Mischelemente
(70) sind vorzugsweise integral mit der Innenseite des röhrenförmigen Körpers (10)
verbunden. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform sind die starren Mischelemente
(70) stabförmig ausgebildet. Es können sich mehrere starre Mischelemente (70), insbesondere
zwei, drei, vier fünf oder mehr starre Mischelemente (70), auf einer Ebene befinden,
die senkrecht zur Achse der Welle (40) verläuft. Vorzugsweise weisen die in einer
Ebene senkrecht zur Achse der Welle (40) angeordneten starren Mischelemente (70) einen
maximalen Abstand auf. Demgemäß stehen die starren Mischelemente (70) in einer Ebene
senkrecht zur Achse der Welle (40) vorzugsweise zueinander in einem Winkel von etwa
180°, 120°, 90°, 72° oder weniger.
[0025] Vorzugsweise sind die Rührflügel (60) und die starren Mischelemente (70) alternierend
zueinander angeordnet. Demnach ist vorzugsweise entlang der Welle (40) wenigstens
ein Rührflügel (60) angebracht, der zu wenigstens zwei starren Mischelementen (70),
die sich nicht innerhalb derselben Ebene senkrecht zur Achse der Welle (40) befinden,
benachbart ist. Ferner ist es bevorzugt, dass an der Innenseite des röhrenförmigen
Hohlkörpers (10) wenigstens ein starres Mischelement (70) angebracht ist, das zu wenigstens
zwei Rührflügeln (60), die sich nicht innerhalb derselben Ebene senkrecht zur Achse
der Welle (40) befinden, benachbart ist.
[0026] Erfindungsgemäß sind die Rührflügel (60), die Mischelemente (70) und die Gewindegänge
(50) so angeordnet, dass eine Drehbewegung der Welle (40) zu einem Stoffstrom eines
sich in der Vorrichtung befindlichen Stoffes von der ersten Öffnung (30) in Richtung
der zweiten Öffnung (20) führt. Vorzugsweise handelt es sich bei dem Stoff um die
pulverförmige Komponente A, die flüssige Monomerkomponente B oder ein Zementgemisch
C aus der pulverförmigen Komponente A und der flüssigen Monomerkomponente B. Das Zementgemisch
C ist vorzugsweise pastös. Demnach sind die Rührflügel (60) so orientiert, dass bei
Drehbewegungen der Welle (40) das Zementgemisch C in Richtung der Öffnung (20) bewegt
wird. Ferner sind die Gewindegänge (50) so angeordnet sind, dass bei Drehbewegungen
der Welle (40) das Zementgemisch C in Richtung der Öffnung (20) bewegt wird.
[0027] Die Rührflügel (60), die Mischelemente (70) und die Gewindegänge (50) sind ferner
so angeordnet, dass bei einer Drehbewegung der Welle (40) die Rührflügel (60) das
Zementgemisch C an den starren Mischelementen (70) scheren und die Gewindegänge (50)
das gescherte Zementgemisch C in Richtung der Öffnung (20) transportieren und verdichten
und aus der Öffnung (20) herauspressen können. Bei der Verdichtung des Zementgemischs
C werden eingeschlossene Luft- und Gasreste entfernt.
[0028] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist der Abschnitt der Welle (40),
der die Gewindegänge (50) aufweist, dem Abschnitt der Welle (40), der die Rührflügel
(60) aufweist, nachgeordnet. Nach dieser Ausführungsform befindet sich der Abschnitt
der Welle (40), der die Gewindegänge (50) aufweist, weiter in Richtung der ausgangsseitigen
Öffnung (20) als der Abschnitt der Welle (40), der die Rührflügel (60) aufweist.
[0029] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist der Außendurchmesser der Gewindegänge
(50) maximal gleich dem Innendurchmesser des röhrenförmigen Hohlkörpers (10).
[0030] Weiterhin kann es vorteilhaft sein, dass der röhrenförmige Hohlkörper (10) an der
zweiten Öffnung (20) als Düsenrohr (80) ausgebildet ist und dass gegebenenfalls zusätzlich
ein Schieber (95) im Düsenrohr (80) senkrecht zur Achse des Düsenrohrs (80) angeordnet
ist.
[0031] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist die erste Öffnung (30) mit einer
Kappe (90) abgeschlossen, die eine oder mehrere Durchführungen (91) für eine oder
mehrere Wellen (40), mindestens eine Zufuhröffnung (100) für die Pulverkomponente
und mindestens eine Zufuhröffnung (110) für die Monomerflüssigkeit und gegebenenfalls
eine Abluftöffnung (120) und gegebenenfalls eine Begasungsöffnung (130) enthält.
[0032] Weiterhin ist es vorteilhaft, dass ein Temperiermantel (140) um den röhrenförmigen
Hohlkörper angebracht ist. Dieser Temperiermantel (140) kann mit thermostatiertem
Wasser oder anderen geeigneten Flüssigkeiten durchströmt werden. Weiterhin ist es
möglich, im Temperiermantel (140) eine elektrische Heizung und/oder eine Peltierkühlung
vorzusehen. Durch den Temperiermantel (140) kann während der Verdichtung des Zementgemischs
C eine unerwünschte Erwärmung des Zementgemischs C vermieden werden, die eine Spontanpolymerisation
begünstigen könnte. Weiterhin ist eine konstante Temperatur der Zementpaste C wünschenswert,
damit die Viskosität und das Volumen der Zementpaste während des nachfolgenden Abfüllprozesses
konstant bleiben.
[0033] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden durch die erste Zufuhröffnung (100) die
pulverförmige Zementkomponente A und durch die zweite Zufuhröffnung (110) die flüssige
Monomerkomponente B kontinuierlich in den Hohlkörper (10) eingeführt. Beim Mischen
der pulverförmigen Zementkomponente A und der flüssigen Monomerkomponente B bildet
sich durch Quellung ein Zementgemisch C. Durch Herbeiführen von axialen Drehbewegungen
der Welle (40) wird ein Stoffstrom des Zementgemisches C von der ersten Öffnung (30)
in Richtung der zweiten Öffnung (20) erzeugt und das Zementgemisch aus der zweiten
Öffnung (20) herausgepresst.
[0034] Durch die axialen Drehbewegungen der Welle (40) wird das Zementgemisch C durch die
Rührflügel (60) in Richtung der starren Mischelemente (70) bewegt, wodurch es zu einer
Scherung des Zementgemischs C kommt. Durch die Scherung des Zementgemisches C an den
starren Mischelementen (70) kommt es zu einer schnellen Anquellung des Zementgemisches
C. Dadurch kann die Verweilzeit des Zementgemisches C in der Mischvorrichtung drastisch
reduziert werden. Beim anschließenden Transport des Zementgemisches C in Richtung
der ausgangsseitigen Öffnung (20) wird aufgrund der abnehmenden Ganghöhe der auf der
Welle (40) angeordneten Gewindegänge (50) das Zementgemisch C verdichtet. Beim Verdichten
werden im Zementgemisch C eingeschlossene Gasblasen entfernt. Dadurch wird die Herstellung
weitgehend entgaster Zementpasten ermöglicht. Schließlich wird das Zementgemisch C
aus der Öffnung (20) herausgepresst.
[0035] Durch die schnelle Anquellung des Zementgemisches C einerseits und die Entfernung
der Gasblasen aus dem Zementgemisch C andererseits, ist es erfindungsgemäß möglich,
weitgehend blasenfreie Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten aus einer pulverförmigen
Zementkomponente A und einer flüssigen Monomerkomponente B innerhalb eines kurzen
Zeitraums herzustellen und aus der Vorrichtung auszutreiben. Dadurch können Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten
erfindungsgemäß kontinuierlich hergestellt werden, wodurch das Volumen des Mischgefäßes
gering gehalten werden kann.
[0036] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht somit die kontinuierliche Herstellung von
Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten.
[0037] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Vermischung der pulverförmigen
Zementkomponente A mit der flüssigen Monomerkomponente B bei einer Temperatur im Bereich
von -30 °C bis + 60 °C. Vorzugsweise wird die pulverförmige Zementkomponente A mit
der flüssigen Monomerkomponente B bei dieser Temperatur innerhalb von 5 bis 20 Minuten
so vermischt, dass kontinuierlich die pastöse Zementmasse C entsteht.
[0038] Vorzugsweise erfolgt die Mischung derart, dass während des Mischvorgangs Lösungsprozesse
und Quellprozesse in der Zementkomponente C ablaufen.
[0039] Ebenfalls bevorzugt ist es, dass während des Mischvorgangs keine radikalische Polymerisation
in dem Zementgemisch C gestartet wird. Demnach handelt es sich bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren nicht um eine Variante des reaktiven Spritzgießens.
[0040] Ferner ist es bevorzugt, dass während des Mischvorgangs kein Anschmelzen oder Aufschmelzen
von Komponenten des Zementgemischs C stattfindet. Folglich handelt es sich bei dem
Mischvorgang auch nicht um einen in der Kunststoffindustrie üblichen Extrusionsprozess.
1. Vorrichtung zur Herstellung von Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten aus einer
pulverförmigen Zementkomponente A und einer flüssigen Monomerkomponente B, umfassend
einen röhrenförmigen Hohlkörper (10), der eine eingangsseitige erste Öffnung (30)
und eine ausgangsseitige zweite Öffnung (20) aufweist,
wenigstens eine drehbar gelagerte Welle (40), die in axialer Richtung in dem röhrenförmigen
Hohlkörper (10) angeordnet ist,
Gewindegänge (50), die axial entlang der Außenseite der Welle (40) angeordnet sind,
wobei die Welle (40) wenigstens einen Abschnitt mit Gewindegängen (50) aufweist, deren
Ganghöhe in Richtung der zweiten Öffnung (20) abnimmt,
wenigstens einen Rührflügel (60), der auf der Welle (40) angeordnet ist, und starre
Mischelemente (70), die an der Innenseite des röhrenförmigen Hohlkörpers (10) angeordnet
sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass der röhrenförmige Hohlkörper (10) senkrecht angeordnet ist, die erste Öffnung (30)
den röhrenförmigen Hohlkörper (10) nach oben begrenzt und die zweite Öffnung (20)
den röhrenförmigen Hohlkörper (10) nach unten begrenzt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Außendurchmesser der Gewindegänge (50) maximal gleich dem Innendurchmesser des
röhrenförmigen Hohlkörpers (10) ist.
4. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der röhrenförmige Hohlkörper an der zweiten Öffnung (20) als Düsenrohr (80) ausgebildet
ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein Schieber (95) im Düsenrohr (80) senkrecht zur Achse des Düsenrohrs (80) angeordnet
ist.
6. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Öffnung (30) mit einer Kappe (90) abgeschlossen ist, die wenigstens eine Durchführung
(91) für die wenigstens eine Welle (40), eine erste Zufuhröffnung (100) für die pulverförmige
Zementkomponente A und eine zweite Zufuhröffnung (110) für die flüssige Monomerkomponente
B aufweist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Kappe (90) eine Abluftöffnung (120) aufweist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Kappe (90) eine Begasungsöffnung (130) aufweist.
9. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Rührflügel (60) so orientiert sind, dass durch Drehbewegungen der Welle (40)
das zu vermischende Zementgemisch C in Richtung der Öffnung (20) bewegt wird.
10. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Gewindegänge (50) so angeordnet sind, dass die zu vermischende Zementmasse C
durch Drehbewegungen der Welle (40) in Richtung der Öffnung (20) bewegt wird.
11. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Temperiermantel (140) um den röhrenförmigen Hohlkörper angebracht ist.
12. Verfahren zur Herstellung von Polymethylmethacrylat-Knochenzementpasten aus einer
pulverförmigen Zementkomponente A und einer flüssigen Monomerkomponente B unter Verwendung
einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 11, bei dem man
kontinuierlich durch die erste Zufuhröffnung (100) die pulverförmige Zementkomponente
A und durch die zweite Zufuhröffnung (110) die flüssige Monomerkomponente B in den
röhrenförmigen Hohlkörper (10) einführt, wobei sich durch Quellung ein Zementgemisch
C bildet, und
axiale Drehbewegungen der Welle (40) herbeiführt, wodurch ein Stoffstrom des Zementgemisches
C von der ersten Öffnung (30) in Richtung der zweiten Öffnung (20) erzeugt und das
Zementgemisch aus der zweiten Öffnung (20) ausgepresst wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die pulverförmige Zementkomponente A mit der flüssigen Monomerkomponente B bei einer
Temperatur im Bereich von -30 °C bis + 60°C innerhalb von 5 bis 20 Minuten so vermischt
wird, dass kontinuierlich die pastöse Zementmasse C entsteht.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Mischung so erfolgt, dass während des Mischvorgangs Lösungsprozesse und Quellprozesse
in der Zementkomponente C ablaufen.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 - 14, dadurch gekennzeichnet, dass während des Mischvorgangs keine radikalische Polymerisation in dem Zementgemisch
C gestartet wird.
16. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 12 - 15, dadurch gekennzeichnet, dass während des Mischvorgangs kein Anschmelzen oder Aufschmelzen von Komponenten des
Zementgemischs C stattfindet.