[0001] Die Erfindung betrifft einen verschleißbeständigen, warmfesten Werkstoff, welcher
insbesondere für ein Presswerkzeug zur Brikettierung, Kompaktierung und Zerkleinerung,
vorzugsweise in einer Walzenpresse geeignet ist.
[0002] Die Brikettierung zählt zu den Verfahren der Pressagglomeration, bei der eine Verdichtung
des zugeführten Materials, z.B. mineralische, metallische oder organische Partikel,
unter so hohem äußeren Druck erfolgt, dass einheitliche und ausreichend stabile Formkörper,
sogenannte Briketts, erzeugt werden.
[0003] Häufig erfolgt die Brikettierung mit Hilfe von Walzenpressen, die nach dem Zweiwalzenprinzip
arbeiten. Hierbei wird das zu brikettierende Gut in den Spalt zweier gegensinnig drehenden
Brikettierwalzen gefördert. Die Druckbeanspruchung im Walzenspalt führt zu einer Umordnung
der einzelnen Partikel und zu einer Verdichtung des Aufgabegutes unter Reduktion des
in ihm enthaltenen Hohlraumvolumens. Entsprechend strukturierte Oberflächen der für
gewöhnlich aus Metall bestehenden Brikettierwerkzeuge lassen Briketts der gewünschten
Geometrie entstehen. Brikettierwalzen können aus Vollwalzen gefertigt sein oder aus
Walzenkernen (Wellen) bestehen, auf denen die Brikettierwerkzeuge in Form geschlossener
oder segmentierter Ringe befestigt sind.
[0004] Die Kaltbrikettierung erfolgt bei Aufgabegut-Temperaturen zwischen 20 und 400°C.
Aus der Vielzahl möglicher Kaltbrikettieranwendungen seien an dieser Stelle beispielhaft
die Brikettierung von Branntkalk, Chromerz, Eisenoxid, Filterstäuben, Kraftwerksasche,
Magnesit, Walzzunder, Metallspänen, Klärschlamm, Natriumzyanid, Salz und Zellulose
genannt.
[0005] Aufgabeguttemperaturen oberhalb von 400°C fallen in den Bereich der Heißbrikettierung,
die typischerweise auch die Brikettierung von Hüttenstäuben und Eisenschwamm umfasst.
Direkt reduzierter Eisenschwamm (DRI) ist für die dezentrale Stahlherstellung, besonders
in Zeiten höchster Kosten für Rohstoffe und Legierungselemente, als Einsatzmaterial
von wachsender Bedeutung. Da DRI wegen der starken Reoxidationsneigung nicht ohne
Weiteres gelagert und transportiert werden kann, muss es auf o.a. Brikettiermaschinen
mechanisch zum sogenannten "Hot Briquetted Iron" (HBI) auf eine Dichte oberhalb von
5 kg/dm
3 verdichtet werden.
[0006] Durch den Kontakt der Partikel mit den Formwerkzeugen werden die Werkzeugoberflächen
tribologisch hoch beansprucht. Geeignete Werkzeugwerkstoffe sind daher hohen Anforderungen
an die Verschleißbeständigkeit unterworfen. Im Falle der Heißbrikettierung erfordern
die Werkzeuge also bei Aufgabeguttemperaturen über 400°C eine hohe Verschleißbeständigkeit
gegen die unter hohem Druck auf die Werkzeugoberfläche gepressten und relativ dazu
bewegten Partikel. Der stetige Trend zu steigenden Prozesstemperaturen und Materialdurchsätzen
führt zu einer zunehmend höheren Belastung der Brikettierwerkzeuge und somit auch
zu einer signifikanten Verringerung der Werkzeugstandzeit.
[0007] Da die Arbeitsfläche der Heißbrikettierwerkzeuge unter hohem Pressdruck im zyklischen
Kontakt mit dem heißen DRI steht, kommen hier warmfeste und hochverschleißbeständige
Werkstoffe zur Anwendung. In der Heißbrikettierung von Eisenschwamm wird der Stand
der Technik durch Gusssegmente mit schnellarbeitsstahlähnlicher Zusammensetzung (HSS),
beispielsweise die herkömmliche Variante HS6-5-3 (1.3344), repräsentiert. Schnellarbeitsstahlsegmente
werden durch Randschichthärten in einen Zustand überführt, der eine harte, verschleißbeständige
Arbeitsfläche bietet. Dabei bleibt der sogenannte Segmentfuß eines Brikettiersegmentes,
welches in Figur 1 dargestellt ist, duktil und zäh. Die o.a. Verschärfung der Betriebsbedingungen
hat jedoch dazu geführt, dass derartige Legierungen keine ausreichende Standzeit mehr
bieten.
[0008] Aufgrund des Legierungskonzeptes besteht das Gefüge von Schnellarbeitsstählen aus
einer härtbaren metallischen Matrix mit eingelagerten Karbiden, die sowohl primären
als auch eutektischen Ursprungs sind. Ein typischer Gusszustand äußert sich durch
primär erstarrte Metallzellen, die von einem eutektischen Karbidnetzwerk schalenförmig
umschlossen sind, wie in Figur 2 dargestellt. Zudem können vereinzelt blockige Karbide
vom Typ MC vorliegen, die aus einer voreutektischen (primären) Ausscheidung resultieren.
Weil primäre und eutektische Karbide bei der üblichen Austenitisierung nicht gelöst
werden, bleibt die herstellungsbedingte Erstarrungsmorphologie der Karbide erhalten.
[0009] Die mechanischen Eigenschaften von Schnellarbeitsstählen werden über eine Wärmebehandlung
eingestellt, bei der sowohl die Härte- als auch die Anlasstemperaturen gut aufeinander
abgestimmt sein müssen. Die primäre Zielgröße der Wärmebehandlung ist die gewünschte
Festigkeit, hierbei ist ein Maß z.B. die Biegebruchfestigkeit aus dem Vierpunktbiegeversuch,
die über eine entsprechende Wahl der Prozessparameter an ein Höchstmaß an Zähigkeit
bzw. Duktilität gekoppelt werden soll, als Maß z.B. Bruchzähigkeit aus dem Dreipunktbiegeversuch.
[0010] Aus thermodynamischer Sicht befindet sich die Metallmatrix durch die Wärmebehandlung
in einem Ungleichgewichtszustand, so dass grundsätzlich eine Triebkraft für zeitabhängige
mikrostrukturelle Gefügeveränderungen vorhanden ist. Während das Gefüge bei Raumtemperatur
infolge unzureichender thermischer Aktivierung auch über sehr lange Zeiträume als
stabil zu betrachten ist, gilt der Stabilität insbesondere bei steigender Temperatur
erhöhte Aufmerksamkeit.
[0011] Zur Beurteilung der Matrixeigenschaften sowie der Gefügestabilität bei erhöhter Temperatur
wird oftmals die Mikrohärtemessung herangezogen. Hierbei wird die Mikrowarmhärte durch
Indentation eines Messkörpers im Gefügebereich der Legierung ohne Hartphasen, dass
heißt in der metallischen Matrix, bei den gewünschten erhöhten Temperaturen anhand
des erhaltenen Härteeindrucks gemessen. Es ist zu erwarten, dass die Mikrohärte der
Metallmatrix mit zunehmender Temperatur abnimmt.
[0012] Maßgeblich werden die mechanischen Eigenschaften von Schnellarbeitsstählen sowohl
bei Raumtemperatur als auch bei erhöhten Temperaturen von der Gefügemorphologie (insbesondere
von Karbidart, -form, -größe, -verteilung und -gehalt) beeinflusst, die sich jedoch
insbesondere auch auf die Verschleißbeständigkeit auswirkt. Hohe Karbidgehalte steigern
den Verschleißwiderstand, sind aber zugleich zähigkeitsmindemd. Karbide vom Typ MC
sind z.B. härter als solche vom Typ M
2C oder M
6C und deswegen verschleißresistenter. Längliche, z.B. nadelige bzw. plattenförmige
Karbidformen sind in Bezug auf eine mögliche Rissausbreitung kritischer anzusehen
als kompakte Karbide. Feine Karbide erhöhen z.B. die Festigkeit, können bei grobem,
körnigem Aufgabegut jedoch ohne verschleissschützende Wirkung ausgefurcht werden.
Netzförmig verteilte Karbide können z.B. nach einer Anrissbildung vorgezeichnete Pfade
für die Rissausbreitung darstellen. Sogenannte Cluster (lokale Karbidansammlungen)
können z.B. insbesondere bei Biegebeanspruchung potentielle Anrisskeime verkörpern.
[0013] Aufgabe der Erfindung ist es daher, einen Werkstoff, insbesondere für Presswerkzeuge
zur Brikettierung von Partikeln bei erhöhten Temperaturen bereitzustellen, welcher
im arbeitsnahen Bereich, z.B. Kopfbereich eines segmentierten Werkzeuges, über einen
hohen Verschleißwiderstand bei hohen Arbeitstemperaturen, sowie in arbeitsfemeren
Bereichen gleichzeitig über eine hohe Bruchsicherheit bzw. einen hohen Widerstand
gegen Rissausbreitung verfügt.
[0014] Diese Aufgabe wird durch einen verschleißbeständigen, warmfesten Werkstoff, insbesondere
für ein Presswerkzeug zur Brikettierung, Kompaktierung und/oder Zerkleinerung, vorzugsweise
in einer Walzenpresse, dadurch gelöst, dass der Werkstoff eine hartphasenreiche Guß-Legierung
auf Eisenbasis mit der chemischen Zusammensetzung
C: 2,3-3,7Gew.-%
Cr: 3,0 - 8,0 Gew.-%
Mo: 4,0 - 8,0 Gew.-%
V: 5,0-11,0Gew.-%
W: 0,5 - 5,0 Gew.-%
Nb: 0,3-1,0 Gew.-%
Co: 0,5 - 8,0 Gew.-%
Ti: 0,2-1,5 Gew.-%
Al: 0,01-1,0 Gew.-%
sowie unvermeidbare Verunreinigungen umfasst. Hierbei sind die Hartphasen als kompakte
Hartphasen ausgebildet und in Volumengehalten von 10% bis 50 % in der Legierung dispers
und homogen verteilt. Wenigstens 50% der Hartphasen sind primäre Karbide vom Typ MC,
wobei die Karbide im wesentlichen Vanadium und Molybdän enthalten, und wenigstens
50 % dieser primären Hartphasen weisen an ihrer schmalsten Stelle eine Größe von mindestens
7 µm auf.
[0015] Ein entsprechender Werkstoff wurde unter Berücksichtigung des gefügemorphologischen
und wärmebehandlungstechnischen Einflusses auf die tribologischen und mechanischen
Eigenschaften von Werkzeugwerkstoffen für die Brikettierung mittels Walzenpressen
bei erhöhten Temperaturen sowie den vorgenannten Anforderungen an einen idealen Werkstoff
ermittelt.
[0016] Im folgenden werden kurz die einzelnen Legierungsbestandteile und ihre Aufgabe in
dem Werkstoff erläutert:
Kohlenstoff (C) dient der Karbidbildung sowie der Martensit- und Sekundärhärtung der
metallischen Matrix. Hierbei werden mit dem angegebenen Anteil ausreichend Karbide,
sowie Kohlenstoff für die Matrix bereitgestellt.
Vanadium (V) dient der Bildung harter, primärer Karbide vom Typ MC sowie der Erhöhung
der Warmfestigkeit durch Schaffung eines hohen Matrixpotentials zur Ausscheidung feiner
Sonderkarbide während der Sekundärhärtung.
Molybdän (Mo) wird zur Beteiligung an der Bildung harter, primärer Karbide vom Typ
MC sowie zur Erhöhung der Warmfestigkeit durch Schaffung eines hohen Matrixpotentials
zur Ausscheidung feiner Sonderkarbide während der Sekundärhärtung eingesetzt.
Wolfram (W) wird wegen der Beteiligung am Matrixpotential zur Ausscheidung feiner
Sonderkarbide während der Sekundärhärtung beigegeben.
Kobalt (Co) wird zur Erhöhung der Warmfestigkeit durch Stabilisierung der fein ausgeschiedenen
Sonderkarbide und Verschiebung des Sekundärhärtemaximums beigegeben.
Chrom (Cr) wird zur Beteiligung am Matrixpotential zur Ausscheidung feiner Sonderkarbide
während der Sekundärhärtung eingesetzt, sowie zur Verbesserung der Härtbarkeit.
Titan (Ti) und Aluminium (AI) dienen zur Feinung des Gefüges durch Verbesserung der
Keimbildungsbedingungen für primäre Karbide vom Typ MC.
Niob (Nb) dient der Feinung des Gefüges durch Verbesserung der Keimbildungsbedingungen
für primäre Karbide vom Typ MC und zur Erhöhung der Warmfestigkeit durch Schaffung
eines hohen Matrixpotentials zur Ausscheidung feiner Sonderkarbide während der Sekundärhärtung
[0017] Ziel der erfindungsgemäßen Legierungsentwicklungen war es, den Verschleißwiderstand
durch Anhebung der Karbidmenge und Optimierung der Karbidzusammensetzung sowie durch
Steigerung der Warmfestigkeit einer martensitisch härtbaren Matrix zu erhöhen. Zu
diesem Zweck enthält diese Matrix zur Härtung etwa einen Anteil von 0,6 Gew.-% interstitieller
Elemente, in diesem Fall Kohlenstoff. Eine Steigerung der Hartphasengehalte und deren
Zusammensetzung wurde durch Variationen der Gehalte der stark karbidbildenden Elemente
erreicht. Um bei Steigerung des Verschleißwiderstandes gleichzeitig auch noch eine
ausreichende Zähigkeit zu gewährleisten, wurde die Morphologie sowie die Verteilung
der Karbide durch Keimbildner, also Elemente, die bereits bei vergleichsweise hohen
Temperaturen aus der Schmelze erstarren (Al, Ti, Nb), gezielt beeinflusst. Hierdurch
konnte eine homogene Verteilung der Hartphasen ermöglicht werden. Der konventionelle
Schnellarbeitsstahl HS6-5-3 fungierte als Vergleichswerkstoff für die Entwicklungen.
[0018] Durch die Feinabstimmung der Elemente in den oben genannten Bereichen führt bereits
eine Austenitisierungstemperatur unterhalb von 1200 °C zur Bildung eines harten martensitischen
Gefüges. Die Legierung wurde hierbei so gewählt, dass nach mehrmaligem Anlassen bei
Temperaturen in dem Bereich von 480° - 600 °C der randschichtgehärtete Arbeitsbereich
des Werkzeuges eine Makrohärte von mindestens 58 HRC bei Raumtemperatur erreichte.
[0019] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform hat sich eine Legierung bestehend aus: C:
2,5-3,4 Gew.-%, Cr: 4,0 - 7,0 Gew.-%, Mo: 5,9 - 7,0 Gew.-%, V: 6,0 - 10,0 Gew.-%,
W: 1,5 - 3,0 Gew.-%, Nb: 0,5 - 0,7 Gew.-%, Co: 5,0 - 7,0 Gew.-%, Ti: 0,5 - 0,9 Gew.-%,
AI: 0,01 - 0,7 Gew.-%, sowie unvermeidbare Verunreinigungen als vorteilhaft erwiesen.
In der Praxis hat sich gezeigt, dass sich die Legierungen in dem angegebenen Bereich
durch eine Kombination besonders bevorzugter Eigenschaften auszeichnen. Dieser Bereich
wurde auf Grundlage thermodynamischer Gleichgewichtsberechnungen ermittelt und erfüllt
die Anforderungen an erfindungsgemäße Legierungen besonders gut.
[0020] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform können die Legierungsparameter entsprechend
der in Anspruch 1 oder 2 genannten Bereiche so gewählt sein, dass sich nach einer
Wärmebehandlung eine Mikrowärmhärte von mindestens 550 HV0,05 bei einer Prüftemperatur
bis einschließlich 550°C, von mindestens 530 HVO,05 bis einschließlich 580°C, von
mindestens 400 HVO,05 bis einschließlich 600°C und von mindestens 370 HVO,05 bis einschließlich
640°C einstellt. Entsprechende Werte sind insbesondere für den Einsatz des Werkstoffes
als Presswerkzeug für die Heißbrikettierung von besonderem Vorteil und erhöhen so
die Lebensdauer des Werkzeuges deutlich. Die angegebenen Temperaturen beziehen sich
hierbei alle auf die Prüftemperatur.
[0021] Hierbei hat sich als die Wärmebehandlung das Härten im Temperaturbereich von 900-1220°C
und das ein- oder mehrmalige Anlassen im Sekundärhärtebereich von 150-700°C, vorzugsweise
480-650°C, als besonders geeignet erwiesen.
[0022] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform können die dispers und homogen verteilten,
kompakten Hartphasen in Volumengehalten von 13 bis 50%, vorzugsweise von 13 bis 40
%, besonders bevorzugt von 15 bis 50% in dem Werkstoff enthalten sein.
[0023] Ferner können wenigstens 65%, besonders bevorzugt wenigstens 80% der dispers und
homogen verteilten kompakten Hartphasen vom Typ MC vorliegen.
[0024] Beide vorgenannten Merkmale wirken sich insbesondere vorteilhaft auf die Makrohärte
und den Verschleißwiderstand des Werkstoffes aus.
[0025] Eine weiter bevorzugte Ausführungsform sieht vor, dass mindestens 50%, bevorzugt
mindestens 70% , besonders bevorzugt mindestens 90% der dispers und homogen verteilten
primären Hartphasen des Typs MC an ihrer schmalsten Stelle eine Ausdehnung von mindestens
7 µm, bevorzugt mindestens 12 µm, besonders bevorzugt mindestens 15 µm aufweisen.
Hierbei sollen auch alle Querkombinationen umfasst werden, d.h. für jeden Volumengehalt
werden alle angegebenen Grenzen der schmalsten Stelle beansprucht.
[0026] Vorzugsweise weisen die dispers und homogen verteilten kompakten Hartphasen eine
blockige Form mit oder ohne verrundete Ecken, bevorzugt rundliche Form, besonders
bevorzugt kugelige Form auf. Die Hartphasen sind hierbei zur Verdeutlichung im Einzelnen
in Figur 4 dargestellt. Hierbei zeigt Figur 4a blockige Karbide, die sich durch einen
kompakten Aufbau mit relativ scharfen Kanten und Ecken auszeichnen. Rundliche Karbide
sind in Figur 4b dargestellt und weisen im Wesentlichen die gleiche kompakte Form
wie die blockigen Karbide auf, hierbei sind jedoch die Ecken und Kanten abgerundet
ausgebildet. Figur 4c zeigt schließlich einen Idealfall eines runden bzw. kugeligen
Karbids. Die Hartphasen können hierbei erfindungsgemäß auch alle genannten Formen
gleichzeitig in einem einzelnen Werkstoff aufweisen.
[0027] Nach einem bevorzugten erfindungsgemäßen Verfahren kann der Werkstoff nach dem Urformen
einer Randschichtbehandlung zur Erzeugung einer harten Arbeitsfläche zugeführt werden.
Hierdurch kann die Härte der Oberfläche gezielt eingestellt werden. Das Urformen erfolgt
in der Regel durch Gießen.
[0028] Ferner kann der Werkstoff nach dem Urformen einer durchgreifenden Wärmebehandlung
zugeführt werden.
[0029] Eine andere bevorzugte Ausführungsform kann vorsehen, dass der Werkstoff eine durch
Randschichthärtung, insbesondere Flammhärtung, einstellbare Oberflächenhärte von mind.
55 HRC, vorzugsweise mind. 58 HRC, besonders bevorzugt mind. 63 HRC bei einer Prüftemperatur
von 20°C aufweist. Hierdurch können die Eigenschaften des Werkstoffs gezielt bereitgestellt
werden. Eine entsprechende Oberflächenhärte ist insbesondere für den Einsatz in der
Kalt- und Heißbrikettierung, sowie bei der Kompaktierung und Zerkleinerung geeignet
[0030] Ferner kann der Werkstoff eine durch Randschichthärtung, insbesondere Flammhärtung
einstellbare Oberflächenhärte von mind. 52 HRC, bevorzugt mind. 54 HRC, besonders
bevorzugt mind. 56 HRC bei einer Temperatur von 580°C aufweisen. Vorteilhafterweise
kann der Werkstoff eine Randschichthärtung, insbesondere Flammhärtung einzustellende
Oberflächenhärte von mind. 42 HRC, bevorzugt mind. 45 HRC, insbesondere bevorzugt
48 HRC bei einer Temperatur von 640°C aufweisen. Werkzeuge, die aus entsprechenden
Werkstoffen hergestellt sind, können insbesondere bevorzugt bei der Heißbrikettierung
eingesetzt werden. Im Gegensatz zu der Mikrowarmhärte gehen bei der HRC-Messung auch
die Karbidanteile der Legierung in die Messung ein, d.h. das ganze Gefüge wird als
Verbund von Metallmatrix und Hartphasen gemessen.
[0031] Vorteilhafterweise kann die Biegebruchfestigkeit mindestens 820 N/mm
2 betragen und die Bruchzähigkeit mindestens 23 MPam
0.5, bevorzugt mindestens 25 MPam
0.5, besonders bevorzugt mindestens 27 MPam
0.5 betragen. Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform kann die Biegebruchfestigkeit
des erfindungsgemäßen Werkstoffes mindestens 900 N/mm
2 betragen und die Bruchzähigkeit mindestens 26 MPam
0.5, bevorzugt mindestens 29 MPam
0.5, besonders bevorzugt mindestens 33 MPam
0.5 betragen. Die Biegebruchfestigkeit wurde durch einen Vier-Punktbiegeversuch gemäß
der Norm DIN 51110 und die Bruchzähigkeit durch einen drei Punkt Biegeversuch gemäß
der Norm ASTM E 399-90 gemessen. Entsprechende Werte haben sich in der Praxis als
besonders vorteilhaft insbesondere für den Einsatz des Werkstoffes als Presswerkzeug
bei der Brikettierung erwiesen.
[0032] Der oben beschriebene erfindungsgemäße Werkstoff kann als Gusssegment, Gussstahlring
oder im Verbundguss auf Walzenpressen zur Brikettierung, Kompaktierung und Zerkleinerung
verwendet werden
[0033] Vorzugsweise kann der Werkstoff zur Heißbrikettierung körniger Stoffe, vorzugsweise
für direkt reduziertes Eisen oder Hüttenstäube bei Temperaturen von 400°C < T < 850°C
sowie zur Kaltbrikettierung bei Temperaturen von -20 < T < 400°C zum Einsatz kommen.
Ein entsprechender Werkstoff ist folglich vielseitig einsetzbar und erweitert somit
gleichzeitig das Einsatzgebiet von aus diesem gefertigten Werkzeugen.
[0034] Vorteilhafterweise können die Formmulden des herzustellenden Werkzeuges durch Urformen
vorgegeben werden, so dass sich das Herstellungsverfahren deutlich verkürzt.
[0035] Ferner können Formmulden des herzustellenden Werkzeuges durch Bearbeitung vor oder
nach der Wärmebehandlung, z.B durch Spanen , EDM, ECM, eingebracht werden.
[0036] Gemäß eines weiteren bevorzugten Verfahrens kann der Werkstoff aus der Schmelze zu
einem Pulver gasverdüst werden, das durch Sintern mit oder ohne Druck mit oder ohne
flüssige Phase verdichtet und zugleich auf einem Stahlsubstrat zur Herstellung eines
Segmentes oder Ringes mit Formmulden aufgesintert wird, wobei die Größe der primären
Hartphasen maximal 20 µm beträgt. Hierdurch kann der Einsatzbereich des erfindungsgemäßen
Werkstoffs auch auf pulvermetallurgische Verfahren erweitert werden, wobei sich bei
dieser Herstellung die Größe der primären Hartphasen im Vergleich zur schmelzmetallurgischen
Herstellung herstellungsbedingt ändert.
[0037] Gleichermaßen kann der Werkstoff aus der Schmelze zu einem Pulver gasverdüst werden,
welches nach dem Befüllen und Evakuieren einer gasdichten Blechkapsel durch heißisostatisches
Pressen auf einem festen oder pulverförmigen Stahlsubstrat zur Herstellung eines Segmentes
oder Ringes mit Formmulden verdichtet wird, wobei die Größe der primären Hartphasen
maximal 7 µm beträgt oder kann über kaltisostatisches Pressen, uniaxiales Pressen,
Strangpressen oder Pulverschmieden verdichtet oder durch thermisches Spritzen weiterverarbeitet
werden, wobei die Größe der primären Hartphasen maximal 7 µm beträgt.
[0038] Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung werden nachfolgend unter Bezugnahme auf
die beigefügte Zeichnung näher erläutert. Es zeigt:
- Figur 1
- eine Prinzipskizze eines gegossenen Rohlings für ein Brikettiersegment,
- Figur 2
- eine Rasterelektronenmikroskopaufnahme des Gefüges des konventionellen Schnellarbeitsstahles
HS 6-5-3,
- Figur 3
- Rasterelektronenmikroskopaufnahmen der Legierung gemäß des erfindungsgemäßen Beispieles
1,
- Figur 4
- bevorzugte Formen dispers und homogen verteilter kompakter Hartphasen, und
- Figur 5
- eine Darstellung der Mikrowärmhärte über der Prüftemperatur für die drei erfindungsgemäßen
Legierungsbeispiele, sowie die konventionelle Legierung HS 6-5-3.
[0039] In Figur 1 ist, wie bereits ausgeführt ein Gußrohling eines Brikettiersegmentes dargestellt.
Hierbei umfasst der Gußrohling einen Segmentkopf 1 und einen Segmentfüsse 2. Ein entsprechender
Gußrohling wird zunächst vorbereitet, um die Flächen insbesondere hinsichtlich der
Durchmesser vorzubearbeiten. Nach einer durchgeführten Wärmebehandlung erfolgt das
Einbringen von Förmchen bzw. Formmulden in die Oberfläche des Segmentkopfes 1. Eine
Vielzahl entsprechender, zusätzlich einer Endbearbeitung unterworfener Brikettiersegmente
werden dann auf einer Walzenoberfläche angeordnet und bilden eine annähernd geschlossene
Arbeitsfläche auf dieser.
[0040] Um eine ausreichende Lebensdauer entsprechender Brikettiersegmente sowohl bei der
Kaltwie auch insbesondere der Heißbrikettierung zu gewährleisten, muss der Segmentkopf
einen hohen Verschleißwiderstand bei hohen Arbeitstemperaturen aufweisen und der Segmentfuß
2 gleichzeitig über eine hohe Bruchsicherheit bzw. hohen Widerstand gegen Rissausbreitung
verfügen. Die vorliegende Erfindung stellt einen Werkstoff zur Verfügung, welcher
diese Anforderungen vollständig erfüllt.
[0041] In Figur 3 ist das Gefüge einer Legierungsvariante gemäß eines ersten Beispiels der
Erfindung dargestellt. Diese Legierung, welche eine besondere Ausführungsform der
Erfindung mit 2.5 Gew.-% C, 4.0 Gew.-% Cr, 5.0 Gew.-% Mo, 6.0 Gew.-% V, 2.0 Gew.-%
W, 0.70 Gew.-% Nb, 5.0 Gew.-% Co, 0.90 Gew.-% Ti, 0.05 Gew.-% AI darstellt, wird im
folgenden als HB1 bezeichnet. Wie aus den Gefügebildern deutlich wird, ist neben geringen
Mengen der Karbidtypen M
2C und M
6C ein hoher Anteil an hochharten Karbiden des Typs MC in eine warmfeste, sekundär
gehärtete Metallmatrix eingebettet. Nach dem Austenitisieren mit T
A < 1200 °C und mehrmaligem Anlassen erreichte die erfindungsgemäße Zusammensetzung
HB1 eine Makrohärte von 60 HRC bei Raumtemperatur.
[0042] Die besondere Ausführungsform HB1 gemäß Beispiel 1 aus dem erfindungsgemäßen Legierungsbereich
mit 2.5 Gew.-% C, 4.0 Gew.-% Cr, 5.0 Gew.-% Mo, 6.0 Gew.-% V, 2.0 Gew.-% W, 0.70 Gew.-%
Nb, 5.0 Gew.-% Co, 0.90 Gew.-% Ti sowie geringen Mengen Al stellt einen Werkstoff
mit fein verteilten Monokarbiden, eingebettet in eine warmfeste Matrix ohne Hartphasen-Netzwerkbildung
zur Verfügung.
[0043] Eine entsprechende Legierung kann durch Einsatz bekannter Gußverfahren unter Verwendung
bekannter Parameter hergestellt werden. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wurden
folgende Verfahrensschritte und Parameter verwendet. Das Gießen erfolgte im Sandgußverfahren.
Hierbei betrugen die Abgußtemperaturen 1400 - 1650°C. Die Abkühlung der Legierung
erfolgte im Formkasten. Unter Verwendung der oben genannten Parameter wurde die oben
genannte, wie auch die beiden nachfolgenden Legierungsbeispiele als beispielhafte
bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung hergestellt.
[0044] Im Einzelnen wurden als Keimbildner für die weitere Ankristallisation von vanadium-
und molybdänhaltigen Karbiden des Typs MC geringe Mengen an Nb und Ti zugegeben, die
früh in Form von feinverteilten Monokarbiden aus der Schmelze ausgeschieden werden.
In die gleiche Richtung zielt die Zugabe von Aluminium, das Sauerstoff und Stickstoff
in fein ausgeschiedenen Al-Oxiden bzw. Nitriden abbindet. Zur Gewährleistung einer
für einen guten Verschleißwiderstand notwendigen Karbidmenge wurden 6 Gew.-% Vanadium
eingesetzt. Für die Warmfestigkeit der Matrix wurden die mischkristallverfestigenden
Eigenschaften des Kobalts (5 Gew.-%) sowie in geringem Maße die des Molybdäns genutzt.
Um bei dieser Legierung die Bildung von M
6C-Karbiden aus der Schmelze zu minimieren, fand Wolfram mit nur 2 Gew.-% Anwendung.
Diese Legierungszusammensetzung bewirkt eine frühe Erstarrung von vanadiumreichen
Monokarbiden mit Anteilen an Mo, Ti, Cr sowie Nb und W. Berechnungen und Messungen
zufolge enthält die Legierung einen Gesamtkarbidgehalt von 16 Vol.-%. Der Kohlenstoffgehalt
wurde auf 2.5 Gew.-% C gesetzt, damit nach Erstarrung der Hartphasen und einem Austenitisieren
und Abschrecken noch ca. 0,6 Gew.-% C in der Matrix gelöst sind, um eine martensitisch
härtbare Matrix zu gewährleisten.
[0045] Nachfolgend wird ein zweites Beispiel der vorliegenden Erfindung näher erläutert.
Eine zweite erfindungsgemäß ausgeführte Legierung, welche nachfolgend als HB2 bezeichnet
wird, enthielt 3.1 Gew.% C, 7.0 Gew.-% Cr, 7.0 Gew.-% Mo, 8.0 Gew.-% V, 1.5 Gew.-%
W, 0.7 Gew.-% Nb, 5.0 Gew.-% Co, 0.9 Gew.-% Ti und geringe Anteile AI. Die Legierung
gemäß Beispiel 2 war auf die Erzielung einer möglichst hohen Karbidmenge bei gleichzeitig
warmfester Matrix ausgelegt. Alle karbidbildenden Legierungselemente wurden daher
in hohen Konzentrationen zulegiert. Neben den als Keimbildner fungierenden Elementen
Titan (0.9 Gew.-%), Niob (0.7 Gew.-%) sowie Aluminium kamen vor allem Vanadium (8.0
Gew.-%) sowie Molybdän (7.0 Gew.-%) zum Einsatz. Molybdän wird zum Teil mit in die
Monokarbide eingebaut und bildete ein hartes Mischkarbid zusammen mit Vanadium und
Kohlenstoff. Insgesamt wurde ein Karbidgehalt von etwa 21 Vol.% angestrebt. Der erhöhte
Chromgehalt wurde zur Erhöhung der Einhärtetiefe sowie einer Härtesteigerung der Matrix
eingesetzt. Das Element Kobalt diente mit 5 Gew.- % der Warmfestigkeitssteigerung.
Der Wolframgehalt wurde auf 1.5 Gew.-% gesenkt, um die Bildung unerwünschter M
6C-Karbide zu vermeiden.
[0046] Die große Menge keim- und karbidbildender Elemente bewirkte eine sehr frühe Erstarrung
von Monokarbiden aus der Schmelze. Dies bedeutet gleichzeitig, dass andere Phasen,
insbesondere die unerwünschten M
6C- sowie M
2C-Karbide, nur in geringem Maße aus der Schmelze entstehen. Durch einen Kohlenstoffgehalt
knapp oberhalb von 3 Gew.-% C konnte ein Matrixkohlenstoffgehalt von knapp 0,6 Gew.-%
bei Härtetemperaturen unterhalb von 1200 °C realisiert werden. Nach dem Härten wurde
durch Anlassen im Sekundärhärtebereich ein ausreichend hartes Gefüge eingestellt,
das bei Anwendungstemperaturen knapp unterhalb der Anlasstemperatur eine hohe Warmhärte
aufwies.
[0047] Ein drittes erfindungsgemäßes Beispiel einer weiteren erfindungsgemäßen Ausführungsform
des genannten Legierungsbereiches wird durch die nachfolgende Legierung, im folgenden
HB3 bezeichnet, näher beschrieben. Mit HB3, welche 3.4 Gew.-% C, 6.0 Gew.-% Cr, 7.0
Gew.-% Mo, 10.0 Gew.-% V, 1.5 Gew.-% W, 0.5 Gew.-% Nb, 7.0 Gew.-% Co, 0.9 Gew.-% Ti
und geringe Gehalte an Aluminium enthielt, wurde ein Werkstoff bereitgestellt, der
auf hohe Verschleißbeständigkeit bei gleichzeitig hoher Warmfestigkeit ausgelegt ist.
Neben den warmfestigkeitssteigernden Elementen Kobalt (7.0 Gew.-%) und Molybdän (7.0
Gew.-%), welches in diesem Konzept auch der Bildung von Mischkarbiden diente, wurde
der Gehalt an M
6C-bildendem Wolfram (1.5 Gew.-%) zugunsten des monokarbidbildenden Vanadiums (10 Gew.-%)
reduziert. Chrom wurde mit 6 Gew.-% eingebunden, vor allem, um die Einhärtetiefe bei
Randschichthärtung zu erhöhen. Der Gehalt an Kohlenstoff betrug bei dieser Legierung
3.4 Gew.-%. Thermodynamischen Gleichgewichtsberechnungen zufolge bietet dieses Legierungskonzept
bereits bei moderaten Härtetemperaturen unterhalb von 1150°C einen ausreichenden Kohlenstoffgehalt
von etwa 0.53 Gew.-% in der Matrix. Das aus thermodynamischen Berechnungen ermittelte
Phasendiagramm weist ein weites Gebiet aus Austenit und Karbid des Typs MC auf, das
insbesondere auch einen gewissen Spielraum für den Kohlenstoffgehalt in dieser Legierung
erlaubt. Die entstehenden Monokarbide bilden auch hier den dominierenden Karbidtyp,
der in einem Gehalt von etwa 24 Vol.% vorliegt.
[0048] Die Eigenschaften der erfindungsgemäßen Legierungen wie auch die herkömmlicher Schnellarbeitsstähle
wurden in verschiedenen Untersuchungen ermittelt und einander gegenübergestellt. Die
ermittelten Ergebnisse sind hierbei in der nachfolgenden Tabelle 1 zusammengefasst.

[0049] Die Gesamtkarbidmenge des konventionellen Schnellarbeitsstahles HS 6-5-3 liegt im
Bereich von 8 bis 11 Vol% und beinhaltet dabei etwa 1 bis 2 Vol% Karbide des Typs
MC. Im Gegensatz dazu liegt der Gesamtkarbidgehalt der neuen, erfindungsgemäßen Legierungen
HB1, HB2 und HB3 zwischen 16 und 24 Vol% (vergleiche Tabelle 1, Spalte 1) und besteht
zum größten Anteil aus harten Karbiden des Typs MC, wie zusätzliche Untersuchungen
gezeigt haben, z.B. Rasterelektronenmikroskopaufnahmen und Karbidanalysen.
[0050] Der abrasive Verschleißwiderstand bei Raumtemperatur liegt für HB1, HB2 und HB3 deutlich
höher, wie beispielsweise der Stift-Scheibe-Verschleißversuch gegen das Abrasiv Flint
der Körnung 220 im Vergleich zum HS 6-5-3 (vergleiche Tabelle 1, Spalte 2) aussagt.
Wird zum Beispiel eine Warmhärte der Metallmatrix von mindestens 530 HV0.05 gefordert,
so halten die neuen Legierungen HB1, HB2 und HB3 diese Mindesthärte noch bei wesentlich
höheren Temperaturen als der konventionelle Werkstoff HS 6-5-3 (Tabelle 1, Spalte
3) . Bei einer Temperatur von 580 °C liegen die ermittelten Mindestwerte für die Warmhärte
für HB1, HB2 und HB3 signifikant höher als beim konventionellen HS 6-5-3 (Tabelle
1, Spalte 4) . Die Kombination aus hoher Verschleißbeständigkeit und hoher Warmhärte
macht sich besonders im Warmverschleißversuch bemerkbar, in dem die Werkstoffproben
bei hoher Temperatur einem abrasiven Angriff durch lose Flintteilchen ausgesetzt werden.
Die in Tabelle 1, Spalte 5 angegebenen Kennwerte für HB1, HB2 und HB3 übersteigen
den Wert für den konventionellen HS 6-5-3 erheblich und verdeutlichen das Potential
der erfindungsgemäßen Legierungen für den Werkzeugeinsatz bei hohen Temperaturen.
[0051] Als Maß für die Festigkeit eines Brikettiersegmentes sind in der Tabelle 1 in Spalte
6 die im Vierpunkt-Biegeversuch (4PB) ermittelte Biegebruchfestigkeiten im gehärteten
und angelassenen Zustand sowie in der Tabelle 1 in Spalte 7 Biegebruchfestigkeiten
im weichgeglühten Zustand der Legierungen HB1, HB2 und HB3 im Vergleich zum konventionellen
Werkstoff HS 6-5-3 angegeben. Dabei ist zu beachten, dass ein zunehmender Gehalt an
groben Hartphasen unter ansonsten vergleichbaren Bedingungen die Anfälligkeit gegen
Bruch für gewöhnlich erhöht. Der erfindungsgemäße Vorteil der ausgeführten Legierungen
HB1, HB2 und HB3 liegt in der Kombination aus angemessen hoher Festigkeit und Verschleißbeständigkeit
und kommt daher insbesondere dann zum Vorschein, wenn die Festigkeitswerte mit dem
für einen hohen Verschleißwiderstand verantwortlichen Gesamtkarbidgehalt multiplikativ
zu einem Kennwert verknüpft werden.
[0052] Dieser Kennwert liegt für die neuen Legierungen HB1, HB2 und HB3 sowohl für den gehärteten
und angelassenen Zustand (vergleiche Tabelle 1, Spalte 8) als auch für den weichgeglühten
Zustand (vergleiche Tabelle 1, Spalte 9) weit über demjenigen des Vergleichswerkstoffes
HS 6-5-3.
[0053] Als Maß für die Zähigkeit eines Brikettiersegmentes sind in Tabelle 1, Spalte 10
die im Dreipunkt-Biegeversuch (3PB) ermittelten Bruchzähigkeiten im gehärteten und
angelassenen Zustand sowie in Tabelle 1, Spalte 11 die Bruchzähigkeiten im weichgeglühten
Zustand der Legierungen HB1, HB2 und HB3 im Vergleich zum konventionellen Werkstoff
HS 6-5-3 angegeben. Dabei ist zu beachten, dass ein zunehmender Gehalt an groben Hartphasen
unter ansonsten vergleichbaren Bedingungen die Bruchzähigkeit für gewöhnlich senkt.
Der erfindungsgemäße Vorteil der beschriebenen Legierungen HB1, HB2 und HB3 liegt
in der Kombination aus angemessen hoher Zähigkeit und Verschleißbeständigkeit und
kommt daher insbesondere dann zum Vorschein, wenn die Zähigkeitswerte mit dem für
einen hohen Verschleißwiderstand verantwortlichen Gesamtkarbidgehalt multiplikativ
zu einem Kennwert verknüpft werden. Dieser Kennwert liegt für die neuen Legierungen
HB1, HB2 und HB3 sowohl für den gehärteten und angelassenen Zustand (vergleiche Tabelle
1, Spalte 12) als auch für den weichgeglühten Zustand (vergleiche Tabelle 1, Spalte
13) weit über demjenigen des Vergleichswerkstoffes HS 6-5-3.
[0054] Die geforderten Eigenschaften hoher Verschleißbeständigkeit, Festigkeit und Zähigkeit
können schließlich in einem Kennwert aus der multiplikativen Verknüpfung des ermittelten
Gesamtkarbidgehaltes, der Biegebruchfestigkeit und der Bruchzähigkeit zum Ausdruck
gebracht werden. Auch hierbei wird der erfindungsgemäße Vorteil der ausgeführten Legierungen
HB1, HB2 und HB3 im Vergleich zum konventionellen Werkstoff für den gehärteten und
angelassenen Zustand (vergleiche Tabelle 1, Spalte 14) sowie den weichgeglühten Zustand
(vergleiche Tabelle 1, Spalte 15) überaus deutlich.
[0055] Im Vergleich zur netzförmigen Anordnung der im konventionellen Werkstoff HS 6-5-3
enthaltenen Karbide sollten die harten primären Karbide vom Typ MC in den erfindungsgemäß
ausgeführten Legierungen HB1, HB2 und HB3 homogen und möglichst dispers verteilt vorliegen.
Wie in Figur 3 an einer Aufnahme eines Gefügeschliffs der Legierung HB1 gezeigt, gelingt
dies im beanspruchten Legierungsbereich hervorragend. Das Gefüge umfasst fein verteilte
Monokarbide, eingebettet in eine warmfeste Matrix ohne Hartphasen-Netzwerkbildung.
[0056] Figur 5 zeigt schließen graphisch einen Vergleich der bei durchgeführten Messungen
erzielen Mikrowarmhärten über die Prüftemperaturen. Es wird deutlich, dass sich die
erfindungsgemäßen Legierungen durch deutlich besser Mikrowarmhärten , insbesondere
bei höheren Temperaturen auszeichnen.
[0057] Im Einsatz kann ein aus dem erfindungsgemäßen Werkstoff hergestelltes Werkzeug zusammen
mit anderen Werkzeugen über eine Schraubverbindung, eine Klemmverbindung oder eine
Schrumpfverbindung auf einem Walzenkern fixiert werden.
[0058] Ferner kann der Werkstoff als Werkzeug außer einer segment-, ring- oder walzen- bzw.
zylinderförmigen Geometrie auch andere Geometrien wie eine Stab-, Kegel-, Pilz-, Quader-,
Würfel-, Pyramiden-, Kugel-, Platten- oder auch eine prismatische, paraboloide oder
hyperboloide Form annehmen und lässt sich in verschiedensten Gebieten einsetzen
[0059] Ein entsprechendes Werkzeug kann auch in einer anderen als einer segment-, ring-
oder walzen- bzw. zylinderförmigen Geometrie bei einer Verarbeitung mineralischer
Güter zum Einsatz kommen, bei der das Werkzeug durch Indentation und/oder Abrasion
beansprucht wird.
[0060] Ferner kann es auch in einer anderen als einer segment-, ring- oder walzen- bzw.
zylinderförmigen Geometrie bei einer Verarbeitung mineralischer Güter zum Einsatz
kommen, bei der das Werkzeug durch Drücken, Scheren, Schlagen, Prallen oder Reiben
tribologisch beansprucht wird.
1. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff, insbesondere für ein Presswerkzeug zur
Brikettierung, Kompaktierung und/oder Zerkleinerung, vorzugsweise in einer Walzenpresse,
dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstoff eine hartphasenreiche Guß-Legierung auf Eisenbasis mit der chemischen
Zusammensetzung
C: |
2,3 - 3,7 Gew.-% |
Cr: |
3,0 - 8,0 Gew.-% |
Mo: |
4,0-8,0 Gew.-% |
V: |
5,0-11,0 Gew.-% |
W: |
0,5 - 5,0 Gew.-% |
Nb: |
0,3-1,0 Gew.-% |
Co: |
0,5 - 8,0 Gew.-% |
Ti: |
0,2 -1,5 Gew.-% |
Al: |
0,01-1,0 Gew.-% |
Rest Fe, sowie unvermeidbare Verunreinigungen
umfasst,
dass die Hartphasen als kompakte Hartphasen ausgebildet und in Volumengehalten von
10% bis 50 % in der Legierung dispers und homogen verteilt sind, wenigstens 50% der
Hartphasen primäre Karbide vom Typ MC sind, wobei die Karbide im wesentlichen Vanadium
und Molybdän enthalten, und wenigstens 50 % dieser primären Hartphasen an ihrer schmalsten
Stelle eine Größe von mindestens 7 µm aufweisen.
2. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Guß-Legierung auf Eisenbasis folgende chemische Zusammensetzung umfasst besteht:
C: 2,5-3,4 Gew.-%
Cr: 4,0 -7,0 Gew.-%
Mo: 5,9 - 7,0 Gew.-%
V: 6,0 - 10,0 Gew.-%
W: 1,5-3,0 Gew.-%
Nb: 0,5-0,7 Gew.-%
Co: 5,0 -7,0 Gew.-%
Ti: 0,5 - 0,9 Gew.-%
Al: 0,01 - 0,7 Gew.-%, Rest Fe, sowie unvermeidbare Verunreinigungen.
3. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierungsparameter entsprechend der in Anspruch 1 oder 2 genannten Bereiche
so gewählt sind, dass sich nach einer Wärmebehandlung eine Mikrowärmhärte bei einer
Prüftemperatur von mindestens 550 HV0,05 bis einschließlich 550°C, von mindestens
530 HV0,0 bis einschließlich 580°C, von mindestens 400 HV0,05 bis einschließlich 600°C
und von mindestens 370 HV0,05 bis einschließlich 640°C einstellt.
4. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlung das Härten im Temperaturbereich von 900-1220°C und das Anlassen
im Sekundärhärtebereich von 150 - 700°C, vorzugsweise von 480-650°C umfasst.
5. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die dispers und homogen verteilten, kompakten Hartphasen in Volumengehalten von 13
bis 50%, bevorzugt von 13 bis 40 %, besonders besonders bevorzugt von 15 bis 50% in
dem Werkstoff enthalten sind.
6. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens 65%, besonders bevorzugt wenigstens 80% der dispers und homogen verteilten
kompakten Hartphasen mit dem Typ MC vorliegen.
7. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens 50%, bevorzugt mindestens 70%, besonders bevorzugt mindestens 90% der
dispers und homogen verteilten primären Hartphasen des Typs MC an ihrer schmalsten
Stelle eine Ausdehnung von mindestens 7 µm, bevorzugt mindestens 12 µm, besonders
bevorzugt mindestens 15 µm aufweisen.
8. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die dispers und homogen verteilten kompakten Hartphasen eine blockige Form mit oder
ohne verrundete Ecken, bevorzugt rundliche Form, besonders bevorzugt kugelige Form
aufweisen.
9. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstoff eine durch Randschichthärtung, insbesondere Flammhärtung einstellbare
Oberflächenhärte von mind. 55 HRC, vorzugsweise mind. 58 HRC, besonders bevorzugt
mind. 63 HRC bei einer Prüftemperatur von 20°C aufweist.
10. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff nach Anspruch 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstoff eine durch Randschichthärtung, insbesondere Flammhärtung einstellbare
Oberflächenhärte von mind. 52 HRC, bevorzugt mind. 54 HRC, besonders bevorzugt mind.
56 HRC bei einer Prüftemperatur von 580°C aufweist.
11. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff nach Anspruch 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstoff eine durch Randschichthärtung, insbesondere Flammhärtung einzustellende
Oberflächenhärte von mind. 42 HRC, bevorzugt mind. 45 HRC, besonders bevorzugt mind.
48 HRC bei einer Temperatur von 640°C aufweist.
12. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Biegebruchfestigkeit mindestens 820 N/mm2 beträgt und die Bruchzähigkeit mindestens 23 MPam0.5, bevorzugt mindestens 25 MPam0.5, besonders bevorzugt mindestens 27 MPam0.5 beträgt.
13. Verschleißbeständiger, warmfester Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Biegebruchfestigkeit mindestens 900 N/mm2 beträgt und die Bruchzähigkeit mindestens 26 MPam0.5, bevorzugt mindestens 29 MPam0.5, besonders bevorzugt mindestens 33 MPam0.5 beträgt.
14. Verwendung des verschleißbeständigen, warmfesten Werkstoffes nach einem der Ansprüche
1 bis 13 als Gusssegment, Gussstahlring oder im Verbundguss auf Walzenpressen zur
Brikettierung, Kompaktierung und/oder Zerkleinerung.
15. Verwendung des verschleißbeständigen, warmfesten Werkstoffes nach einem der Ansprüche
1 bis 13 zur Heißbrikettierung körniger Stoffe, vorzugsweise für direkt reduziertes
Eisen oder Hüttenstäube bei Temperaturen von 400°C < T < 850°C.
16. Verwendung des verschleißbeständigen, warmfesten Werkstoffes nach einem der Ansprüche
1 bis 13 zur Kaltbrikettierung bei Temperaturen von -20 < T < 400°C.
17. Verfahren zur Herstellung des verschleißbeständigen, warmfesten Werkstoffes nach einem
der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstoff nach dem Urformen auf einer Randschichtbehandlung zur Erzeugung einer
harten Arbeitsfläche zugeführt wird.
18. Verfahren zur Herstellung des verschleißbeständigen, warmfesten Werkstoffes nach einem
der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstoff nach dem Urformen einer durchgreifenden Wärmebehandlung unterworfen
wird.
19. Verfahren zur Herstellung des verschleißbeständigen, warmfesten Werkstoffes nach einem
der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Formmulden des herzustellenden Werkzeuges durch das Urformen vorgegeben werden
oder durch Bearbeitung vor oder nach der Wärmebehandlung eingebracht werden.
20. Verfahren zur Herstellung des verschleißbeständigen, warmfesten Werkstoffes nach Anspruch
1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstoff aus der Schmelze zu einem Pulver gasverdüst wird, das durch Sintern
mit oder ohne Druck mit oder ohne flüssige Phase verdichtet und zugleich auf einem
Stahlsubstrat zur Herstellung eines Segmentes oder Ringes mit Formmulden aufgesintert
wird, wobei die Größe der primären Hartphasen maximal 20 µm beträgt.
21. Verfahren zur Herstellung des verschleißbeständigen, warmfesten Werkstoffes nach Anspruch
1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstoff nach der Schmelze zu einem Pulver gasverdüst wird, welches nach dem
Befüllen und Evakuieren einer gasdichten Blechkapsel durch heißisostatisches Pressen
auf einem festen oder pulverförmigen Stahlsubstrat zur Herstellung eines Segmentes
oder Ringes mit Formmulden verdichtet wird, wobei die Größe der primären Hartphasen
maximal 7 µm beträgt.
22. Verfahren zur Herstellung des verschleißbeständigen, warmfesten Werkstoffes nach Anspruch
1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstoff aus der Schmelze zu einem Pulver gasverdüst wird, das über kaltisostatisches
Pressen, uniaxiales Pressen, Strangpressen oder Pulverschmieden verdichtet oder durch
thermisches Spritzen weiterverarbeitet wird, wobei die Größe der primären Hartphasen
maximal 7 µm beträgt.