[0001] Die Erfindung beschäftigt sich mit der Problematik eines zu einem Minenräumpanzer
umgerüsteten Kampfpanzers mit Einbindung eines Fahrerplatzes in den Turm des Kampfpanzers,
um so auch den Fahrer besser vor einer Minenansprengung schützen zu können.
[0002] Minengeschützte Fahrzeuge werden in der Regel hochbeinig gebaut, damit die Besatzung
entsprechenden Abstand zum Detonationspunkt und der Sekundäreffekte hat, und mit entsprechenden
Minenschutzmodulen und Einrichtung zum Besatzungsschutz.
[0003] Aus der
EP 1 391 682 A1 ist ein Minenräumpanzer mit Transportvorrichtung bekannt, auf dessen Wannendach eine
Faschinentransport- und -abwurfvorrichtung angebracht ist. Auch die
EP 1 424 534 A2 beschäftigt sich mit einem Minenräumfahrzeug sowie einer separat zu einer Kamerakabine
eingebundene Schutzzelle. Diese ist mit allen für die Bedienung des Fahrzeugs erforderlichen
Hilfsmitteln ausgerüstet und besitzt fallweise besondere Sichtmittel, wie Winkelspiegel.
Zugänglich ist die Kabine über eine obere Luke und eine seitliche Nottür.
[0004] Militärische Minenräumpanzer auf Basis von Kampfpanzern sind ebenfalls bekannt, so
beispielsweise der Minenräumpanzer Keiler, die speziell für das Durchbrechen eines
Minenfeldes entwickelt worden sind (http://de.wikipedia.org/wiki/Keiler_(Panzer)).
Derartige Fahrzeuge, Rad- und Kettenfahrzeuge, führen verschiedene adaptierbare Minenräumsysteme
mit, die vor diesen angebaut werden. Die Minenräumsysteme, wie Minenpflug, Minenroller
etc., lösen die Minen vor dem Fahrzeug aus, zerstören dabei die Minen oder schieben
diese beiseite, um eine Gasse für das Fahrzeug selbst und nachfolgende Fahrzeuge zu
schaffen, damit diese in der geräumten Gasse schadfrei durchfahren können.
[0005] Die Räumleistung und Räumsicherheit hängt im Wesentlichen von der Wirkart und Bauweise
der angebauten Geräte ab. Zusätzlich werden Einrichtungen, wie beispielsweise Markiersysteme
sowie Auslöser für elektronisch oder Magnetfeld ausgelöste AT-Minen (Anti-Tank), am
Fahrzeug mitgeführt. Die Leistungsfähigkeit hingegen hängt im Wesentlichen von den
Schutzeinrichtungen für Fahrzeug und Besatzung ab, sowie von der Antriebsleistung
und dem Gewicht des Fahrzeugs.
[0006] Bei der Beschaffung von Minenräumsystemen muss jedoch dass Verhältnis Nutzen und
Systemüberlebensfähigkeit zu den Beschaffungskosten im richtigen Verhältnis stehen.
Ein weiterer Gesichtpunkt sind die logistischen Kosten der Nutzung in Friedens- und
Einsatzfällen, die möglichst niedrig zu halten sind. Daher sind speziell für das Minenräumen
konzipierte Kampfpanzer verhältnismäßig teuer, sodass sich abzeichnet, vorhandene
Kampfpanzer zu Minenräumsystemen umzurüsten. Diese vorhandenen Kampfpanzer können
somit universeller genutzt werden. Ein die Hauptbewaffnung aufnehmender Turm wird
dabei bevorzugt entfernt und durch einen anderen beispielsweise ohne Bewaffnung ersetzt.
[0007] Bei derart umgebauten Kampfpanzern, die sich aufgrund des Gewichts und der Antriebsleistung
zwar sehr gut zum Minendurchbrechen mittels Minenräumpflug eignen, befindet sich der
Fahrer jedoch an bzw. in einer denkbar ungünstigen Position, nämlich im Wannenbug,
unmittelbar über dem Wannenboden. Da diese umgebauten militärischen Minenräumpanzer
von der konstruktiven Auslegung her nicht für diesen Einsatz konzipiert und somit
keinen oder nur einen nachgerüsteten Minenschutz aufweisen, treten bei einer durch
Druck- oder Knickzündung ausgelösten Anti-Tank-Mine erhebliche Schäden im Frontbereich
des Fahrzeuges auf, die speziell den Fahrer verletzen können. Somit sind die Besatzung,
insbesondere der Fahrer im Fahrzeugbug, der unmittelbaren Bedrohung durch Minenansprengungen
ausgesetzt.
[0008] Hier stellt sich die Erfindung die Aufgabe, eine konstruktive Möglichkeit zu schaffen,
insbesondere den Fahrer bei zu Minenräumpanzern umgebauten Kampfpanzern besser zu
schützen.
[0009] Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Ausführungen
sind den Unteransprüchen entnehmbar.
[0010] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, die Besatzung, insbesondere den Fahrer, möglichst
weit vom Wannenboden entfernt wirken zu lassen. Daher ist vorgesehen, bei einem zu
einem Minenräumsystem umzubauenden Kampfpanzer mit einem umrüstbaren Turm nicht nur
die Besatzung sondern auch den Fahrer in den Turm einzubinden. Der Turm kann dabei
beim Fahren verblockt oder dergleichen werden, was möglich ist, da bei einem Minenräumpanzer
dieser während der Fahrt nicht gedreht werden muss. Die Betätigungseinrichtungen zum
Lenken, Bremsen sowie Gasgeben sowie alle elektrischen Bedienelemente werden vom Turm
über den Drehpunkt / Drehkranz des Turmes geführt. Die entsprechenden Betätigungseinrichtungen
können elektrisch, mechanisch oder hydraulisch ausgeführt sein und werden wie die
elektrischen Kabelverbindungen bevorzugt über die Drehmitte des Turms und / oder über
eine Kabelschleppe geführt. Die Betätigungseinrichtungen als auch die Kabelverbindungen
sind ebenfalls bevorzugt mit Schnellkupplungen ausgestattet. Aus Platzgründen sind
Sitzgelegenheiten bevorzugt mit Gurten für die Besatzung und den Fahrer vorgesehen.
[0011] Ein sich damit ergebener Vorteil liegt darin, dass das Fahrgestell und der Turm einen
effektiven Minenschutz aufweist bzw. mit diesem leicht nachrüstbar ist. Bekannte Sicherheitszellen
können für den Umbau verwendet und in den Turm eingehängt werden. Wie zudem aus der
DE 10 2007 041 292 A1 bekannt, können verschiedene Schutzlevel eingestellt und damit je nach Einsatz das
Gewicht des Turmes reduziert werden. Zudem hat der Fahrer auch mit vorgebautem Minenräumpflug
eine sehr gute Sicht aus der neuen Höhe auf das Gelände. Bedingt durch die Tatsache,
dass nunmehr die Besatzung sich weit vom Wannenboden entfernt befindet, werden die
Auswirkungen einer Minenansprengung minimiert. Ein ebenfalls nicht unwichtiger Punkt
ist die leichtere Kommunikation der Besatzung mit dem Fahrer, wodurch auch Stresssituationen
besser bewältigt werden können.
[0012] Auch können bekannte Sicherheitsmaßnahmen am Turm eingebunden werden. Diese Maßnahme
kann eine zusätzliche Bewaffnung (leichte), wie ferngesteuertes Maschinengewehr oder
Maschinenkanonen etc., eine Wurfmittelanlage, wie Nebelmunition, nicht letale Munition
etc., oder dergleichen sein.
[0013] Es versteht sich, dass im Rahmen des erfinderischen Gedankens Alternativen möglich
sind. So steht einer Kombination der alten Fahrersitz- und Besatzungsanordnung mit
der im Turm nichts entgegen, sodass im Fahrmodus der Fahrer und / oder die Besatzung
im Fahrgestell und im Räummodus dann diese im Turm sitzen. Auch kann der Räumpflug
am Fahrzeugheck befestigt werden, damit beim Fahren keine Sichtbehinderung nach vorne
auftritt. Durch Drehen des Turmes, über Richtantriebe und / oder manuell, kann dann
beim Rückwärtsfahren das Minenräumen durchgeführt werden.
[0014] Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert
werden. Es zeigt:
- Fig. 1
- einen umgebauten Minenräumpanzer in einer Draufsicht,
- Fig. 2
- den Minenräumpanzer aus Fig. 1 mit gedrehtem Turm zur Triebwerkswartung,
- Fig. 3
- den Turm mit einer Besatzungsanordnung,
- Fig. 4
- Führung der Betätigungseinrichtungen.
[0015] Ein in Fig. 1 mit 1 gekennzeichneter Minenräumpanzer auf Basis eines umgebauten Kampfpanzers
verfügt über ein Fahrgestell 2, sowie einen eine Besatzung 3 aufnehmenden Turm 4.
Der Panzer 1 weist diverse Schutzmaßnahmen bzw. -aufbauten und Maßnahmen im Fahrzeug
auf, wie beispielsweise einen Minenschutz 5.1 unter dem Wannenboden 2.1, einen IED-Schutz
5.2 im Bereich des Laufwerkes 2.2 und einen ballistischen Schutz 5.3 im Bereich der
Wanne und des Turmes 4. Weitere, nicht näher dargestellte Schutzeinrichtungen, wie
ABC-Schutzanlage und Feuerlöscheinrichtungen etc. sind ebenfalls vorhanden. Ebenfalls
vorhanden ist eine Heizungs- und Klimaanlage (nicht näher dargestellt).
[0016] Am Panzer 1 angebaut sind diverse Minenräumeinrichtungen 6, wie beispielsweise ein
Minenräumpflug 6.1, ein Gassenmarkiergerät 6.2 etc. Wie bei bekannten Minenräumsystemen
kann der Minenräumpflug mit einer Notabwurfeinrichtung (nicht näher dargestellt) versehen
sein.
[0017] Der Turm 4 verfügt über einen Lukendeckel 4.1 mit Sichtmittel 4.2 sowie eine Bewaffnung
11, z. B. eine Waffenstation 11.1 und eine Wurfmittelanlage, beispielsweise eine Nebelwurfmittelanlage
11.2. Am Turm 4 können zusätzliche Einrichtungen, wie ein Laser- Warner, IR-Strahler,
Jammer und abstandsaktive Wirksysteme angeordnet werden (nicht näher dargestellt).
[0018] Am Fahrgestell 2 und / oder am Turm 4 ist ein Kamerasystem 12 angebracht, welches
der Besatzung bei Tag und Nacht zusätzliche Sicht nach vorne, hinten und / oder zur
Seite ermöglicht.
[0019] Fig. 2 zeigt den Turm 4 gedreht - zur Triebwerkswartung. Um beispielsweise das Triebwerk
7 warten bzw. ausbauen zu können, muss der Turm 4 relativ zum Fahrgestell 2 gedreht
werden. Dies erfolgt beispielsweise mit Hilfe der Richtantriebe 4.3. Die Wartungsstellung
kann sehr schnell eingenommen werden, wobei das Gassenmarkierungssystem 2.2 als auch
die am Turmheck angebauten Ausrüstungskisten 4.4 mitgeschwenkt werden können. Zur
Wartung oder Triebwerksreparatur etc. wird dann die Triebwerksraumabdeckung 7.1 bloß
noch angehoben. Für den Fahr- bzw. Arbeitsbetrieb wird der Turm 4 wieder in die Ausgangsposition,
beispielsweise 12 Uhr, gedreht und verblockt (blockiert).
[0020] Der Panzer 1 verfügt zusätzlich noch über eine Anhängerkupplung 2.3 und über hydraulische
bzw. pneumatische und elektrische Schnittstellen 2.4 am Fahrzeuggestell 2 bzw. -heck,
beispielsweise für das Ziehen von Anhängern.
[0021] Fig. 3 zeigt den Turm 4 mit seiner Besatzung 3. Der Fahrerplatz 3.1 im Turm 4 ist
mit den Bedieneinrichtungen zum Fahren 3.2 und der Minenräumeinrichtung 3.3 ausgestattet.
Für eine optimale Raumauslegung hat es sich als vorteilhaft gezeigt, den Kommandantenplatz
3.4 hinter dem Fahrerplatz 3.2 zu platzieren. Der Kommandantenplatz 3.4 umfasst vorzugsweise
ein Funkgerät 3.5, ein Navigations- und Führungssystem 3.6 und die Bedienelemente
der bevorzugt fernsteuerbaren Bewaffnung 11. Ein zusätzlicher Bedienplatz 3.7, beispielsweise
für die Bedienung der Bewaffnung 11, kann neben dem Kommandanten 3.4 eingebunden werden.
Zum Fahren über Luke verfügen der Fahrer 3.1, der Kommandant 3.4 als auch der Bediener
3.7 über höhenverstellbare Sitzgelegenheiten, hier über ein System mit Gurten 3.8.
Der Einsatz von Schienen oder dergleichen ist ebenfalls möglich.
[0022] Fig. 4 stellt das Führen der elektrischen als auch der mechanischen Bauteile für
das Fahren aus dem Turm 4 heraus schematisch dar. Die Bedienungen für Lenkung, Bremse
und Gas werden über Bodenzüge 8.1, Stangen 8.2 oder Wellen 8.3 durch das Turmgestell
vom Turm 4 in das Fahrgestell 2 übertragen. Die bevorzugte Variante ist die Führung
über die Drehmitte 4.5 des Turmes 4, sodass die Bauteile beim Turmdrehen (Wartung)
nicht getrennt werden müssen. Die Kabelverbindungen 9 der elektrischen Stromversorgung
der Bediengeräte im Turm 4 sowie dessen Funktionen und Signale (z. B. Gangwahlschalter,
Bedien- und Anzeigeelemente etc.) werden ebenfalls über die Drehmitte 4.5 des Turms
4 und / oder über eine Kabelschleppe 9.1 geführt, da der Turm 4 nur für Wartungsarbeiten
und dann auch nur um max. 90° gedreht werden muss. Damit der Turm 4 entfernt werden
kann, werden die Betätigungseinrichtungen 8 und die Kabelverbindungen 9 vorzugsweise
mit Schnellkupplungen 10 versehen bzw. ausgestattet.
1. Minenräumsystem auf Basis eines umrüstbaren Kampfpanzers mit einem Fahrgestell (2)
und einem Turm (4), dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine Besatzung (3.4, 3.7) als auch ein Fahrer (3.1) im Turm (4) untergebracht
sind, wobei zumindest die Bedieneinrichtungen des Fahrers (3.2), wie Lenken, Bremsen,
Gasgeben etc. mittels Betätigungseinrichtungen (8) als auch elektrische Kabelverbindungen
(9) in den Turm (4) geführt werden.
2. Minenräumsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Turm (4) umrüstbar ist.
3. Minenräumsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Betätigungseinrichtungen (8) elektrisch, mechanisch oder hydraulisch ausgeführt
sein können.
4. Minenräumsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die elektrischen Kabelverbindungen (9) über die Drehmitte (4.5) des Turms (4) und
/ oder über eine Kabelschleppe (9.1) geführt werden.
5. Minenräumsystem nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Betätigungseinrichtungen (8) als auch die Kabelverbindungen (9) mit Schnellkupplungen
(10) ausgestattet sind.
6. Minenräumsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass höhenverstellbare Sitzsysteme mit Gurten (3.8) für den Fahrer (3.1) als auch die
Bedienung (3.4, 3.7) im Turm (4) eingebunden sind.
7. Minenräumsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Turm (4) in bestimmten Positionen blockierbar ist.
8. Minenräumsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7 dadurch gekennzeichnet, dass der Turm (4) mittels Richtantriebe (4.3) und / oder manuell gedreht werden kann.
9. Minenräumsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass im Turm (4) eine Sicherheitszelle (5.4) eingebunden ist.
10. Minenräumsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass diverse Minenräumeinrichtungen (6), wie beispielsweise ein Minenräumpflug (6.1) am
vorderen Fahrzeuggestell (2), ein Gassenmarkiergerät (6.2) am Turm (4) etc. nachgerüstet
werden.
11. Minenräumsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Turm (4) als auch das Fahrgestell (2) über einen ballistischen Rundumschutz (5.3)
gleicher als auch verschiedener Schutzlevel verfügen.
12. Minenräumsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass am Turm (4) eine oder mehrere Waffenstationen (11.1, 11.2) verfügt, wie beispielsweise
eine fernsteuerbare Waffe (11.1), eine Wurfmittelanlage (11.2) oder dergleichen angebunden
sind.