[0001] Die Erfindung betrifft eine schwingungsreduzierte Führungsvorrichtung für eine handgeführte
Bodenverdichtungsmaschine, insbesondere für eine Vibrationsplatte.
[0002] Handgeführte Bodenverdichtungsmaschinen, wie beispielsweise Vibrationsplatten oder
Stampfer, welche vorzugsweise auf kleineren oder mittelgroßen Baustellen eingesetzt
werden, weisen meistens als Bügel oder Deichsel ausgebildete Vorrichtungen zur Führung
der Bodenverdichtungsmaschine auf. Unter "Führung" werden sämtliche Vorgänge verstanden,
die eine Änderung der Bewegungsrichtung und auch der Geschwindigkeit der Bodenverdichtungsmaschine
hervorrufen.
[0003] Die über Schwingungserreger erzeugte Vibrationen werden nicht nur auf den zu verdichtenden
Untergrund sondern auch auf die Führungsvorrichtung der Maschine übertragen, was von
den Maschinenbedienern, die während des Betriebes der Maschine den Handgriff der Führungsvorrichtung
halten müssen, als störend empfunden wird. Mit zunehmender Dauer können die Schwingungsbelastungen
zu ernsthaften Gesundheitsschäden führen. Zum Schutz der Bediener solcher Bodenverdichtungsmaschinen
existieren nationale und internationale Richtlinien mit Vorgaben für zulässige Beschleunigungswerte,
an die sich die Hersteller halten müssen.
[0004] Bodenverdichtungsmaschinen, insbesondere Vibrations- bzw. Rüttelplatten, weisen ein
Gestell auf, an dem unter anderem der Verbrennungsmotor und auch die Führungsvorrichtung
befestigt sind. Herkömmlich werden Elastomere als Dämpfungsmittel zwischen der Führungsvorrichtung
und dem Gestell der Bodenverdichtungsmaschine eingebaut, um die Übertragung von Vibrationen
primär, d. h. vom Gestell der Bodenverdichtungsmaschine auf die Holme bzw. Deichsel
der Führungsvorrichtung, zu reduzieren. Als eine weitere Maßnahme zur Schwingungsreduktion
können herkömmliche Führungsvorrichtungen einen Handgriff aufweisen, welcher über
zusätzliche Dämpfungsmittel mit den Holmen bzw. der Deichsel der Führungsvorrichtung
verbunden wird, um die Übertragung von Vibrationen sekundär, d. h. von den Holmen
bzw. der Deichsel auf den Handgriff, zu vermindern, wie beispielsweise in
US 6,749,365 B2 oder in
DE 20 2006 008 542 U1 gezeigt ist. Alternativ oder zusätzlich zu Elastomeren als Dämpfungsmittel werden
im Stand der Technik auch Doppelgelenke eingesetzt, die die Schwingungen in leichte
Drehbewegungen umwandeln sollen, wie in
DE 10 2007 003 927 A1 offenbart ist. Weiterhin ist auch eine Führungsvorrichtung mit Dämpfungsgewichten
bekannt, die als Tilgungsmasse wirken, wie in
EP 1 127 983 A2 offenbart ist.
[0005] Nachteilig bei den genannten Führungsvorrichtungen aus dem Stand der Technik ist,
dass sie aufgrund ihrer Komplexität zum einen kostenintensiv und zum anderen nicht
beliebig übertragbar auf andere Bodenverdichtungsmaschinen sind. Ferner ist es nachteilig,
dass Elastomere infolge von äußeren Belastungen einem Alterungsprozess unterliegen,
was mit der Zeit zu Sprödigkeit und Bruch führen kann, so dass eine sichere Schwingungsreduktion
nicht auf Dauer gewährleistet ist. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass die mit
herkömmlichen Mitteln erreichte Schwingungsreduktion teilweise noch nicht zufriedenstellend
ist.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Führungsvorrichtung der eingangs
genannten Art anzugeben, welche die vorstehend genannten Nachteile des Standes der
Technik überwindet.
[0007] Die Aufgabe der Erfindung wird gelöst durch den Gegenstand des unabhängigen Anspruchs
1. Die abhängigen Ansprüche sind auf vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung
gerichtet.
[0008] Die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung für eine handgeführte Bodenverdichtungsmaschine,
insbesondere Vibrationsplatte, ist zumindest abschnittsweise biegeweich, beispielsweise
schnurartig.
[0009] Unter "Biegeweichheit" eines Gegenstands wird in diesem Zusammenhang verstanden,
dass der Gegenstand keine nennenswerte Biegesteifigkeit aufweist, so dass die Form
dieses Gegenstands infolge von äußeren Krafteinwirkungen, beispielsweise Gewichtskraft
der Führungsvorrichtung oder Lenkkraft des Bedieners, veränderbar ist. Mit anderen
Worten umfasst die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung zumindest Abschnitte mit hoher
Flexibilität auf. Würde man eine Anzahl von Punkten linienförmig mit gleichen Abständen
zwischen zwei Punkten auf einem Gegenstand markieren, so würden sich infolge von äußeren
Krafteinwirkungen die Abstände und die Lagen der Punkte zueinander im Falle eines
biegesteifen Gegenstands nicht oder nur geringfügig verändern, solange keine plastische
Verformung oder Riss vorliegt, wohingegen im Falle eines biegeweichen Gegenstands
die Abstände und die Lagen der Punkte zueinander in alle Koordinatenrichtungen veränderbar
sind, ohne dass eine plastische Verformung oder Riss vorliegt.
[0010] Dabei kann die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung nur abschnittsweise oder aber
auch vollständig biegeweich ausgebildet sein. Biegeweichheit eines Abschnitts der
erfindungsgemäßen Führungsvorrichtung ist auf das verwendete Material einerseits und
auf die konstruktive Auslegung des Abschnitts andererseits zurückzuführen.
[0011] Die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung ist gemäß einer ersten vorteilhaften Ausführungsform
nur zur Übertragung von Zugkräften ausgebildet.
[0012] Als "Zugkraft" wird eine Kraft verstanden, die einen Körper zieht, d. h. am Körper
auf den Krafterzeuger hin wirkt. Als Paarung Körper/Krafterzeuger kommen im Wesentlichen
folgende zwei Fälle in Frage:
- Fall 1:
- Führungsvorrichtung als Körper und Gestell der Bodenverdichtungsmaschine als Krafterzeuger;
- Fall 2:
- Gestell als Körper und Führungsvorrichtung als Krafterzeuger.
[0013] Fall 1 beschreibt die Übertragung der Schwingung vom Gestell auf den Bediener. Fall
2 beschreibt die umgekehrte Kraftflussrichtung, nämlich die Übertragung der Lenkkraft
vom Bediener auf das Gestell. Selbstverständlich kann auch eine Überlagerung der beiden
Fälle vorliegen. Im Fall 1 bewirkt die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung, dass
die Übertragung der gesundheitsschädlichen Vibrationen auf den Bediener auf ein Minimum
reduziert wird, da zum einen keine Druckkräfte übertragen werden können und zum anderen
nur ein geringer Anteil an Zugkräften übertragen wird, wenn der biegeweiche Abschnitt
der Führungsvorrichtung nicht vollständig gespannt ist, d. h. die Längsachse des biegeweichen
Abschnitts keine Gerade bildet. Im Fall 2 ermöglicht die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung
eine sichere Lenkbewegung durch das Ziehen an der Führungsvorrichtung. Die Funktionsweise
der erfindungsgemäßen Führungsvorrichtung ist mit der eines Zügels vergleichbar. Da
die meisten Vibrationsplatten während des Betriebes selbstständig vorwärtslaufen,
so dass kein Drücken an der Platte für die Vorwärtsbewegung erforderlich ist, ist
sporadisches Ziehen an der erfindungsgemäßen Führungsvorrichtung zur Richtungskorrektur
vollkommen ausreichend. Während des Geradeauslaufs kann die Führungsvorrichtung locker
gehalten werden, d. h. der biegeweiche Abschnitt der Führungsvorrichtung ist nicht
gespannt.
[0014] Die Schwingungsbelastungen am Handgriff des Bedieners können mit Hilfe der erfindungsgemäßen
Führungsvorrichtung insgesamt so stark reduziert werden, dass durch das lockere Halten
des Handgriffs beim Geradeauslauf der Vibrationsplatte extrem niedrige Beschleunigungswerte
von weniger als 1 m/s
2 gemessen werden. Selbst beim Führen der Platte mit Gegensteuern werden Werte von
weniger als 2,5 m/s
2 gemessen. Sogar im extremen Fall, nämlich beim Ziehen der Führungsvorrichtung zur
Bremsung oder zum Zurückziehen, werden im Vergleich zu biegesteifen Führungsvorrichtungen
deutlich geringere Vibrationen übertragen, da nur die Übertragung von Zugkräften möglich
ist.
[0015] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist die Führungsvorrichtung
zumindest abschnittsweise schnurartig ausgebildet.
[0016] Schnur, wobei auch andere Bezeichnungen wie Seil, Draht, Faden, Leine etc. denkbar
sind, zeichnet sich durch einen im Wesentlichen runden Querschnitt aus. Dadurch nehmen
sie bei ausreichender Biegeweichheit und gleichzeitiger Zugfestigkeit extrem wenig
Bauvolumen und Gewicht ein.
[0017] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist die Führungsvorrichtung
zumindest abschnittsweise bandartig ausgebildet.
[0018] Bandartig bedeutet, dass der Querschnitt im Wesentlichen ein Rechteck darstellt,
wobei das Verhältnis Breite zur Höhe derart gewählt ist, dass der Querschnitt die
Form einer Linie annimmt. Dadurch wird ein systematisches Aufeinanderwickeln der erfindungsgemäßen
Führungsvorrichtung zu einer Rolle ermöglicht, so dass bereits ein geringer Stauraum
ausreichend ist.
[0019] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist die Führungsvorrichtung
zumindest abschnittsweise kettenartig ausgebildet.
[0020] Eine Kette zeichnet sich dadurch aus, dass sie, auch wenn die einzelnen Kettenglieder
selbst biegefest sind, insgesamt jedoch als biegeweich und flexibel betrachtet werden
können.
[0021] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung umfasst die Führungsvorrichtung
einen biegesteifen Handgriff.
[0022] Zur Erhöhung der Ergonomie kann ein biegesteifer Handgriff vorgesehen werden. In
diesem Fall würde die Führungsvorrichtung aus einem Handgriff und mindestens einem
biegeweichen Abschnitt, welcher den Handgriff mit dem Gestell der Bodenverdichtungsmaschine
verbindet, bestehen. Es ist auch möglich, zwei separate Handgriffe mit jeweils einer
biegeweichen Verbindung zum Gestell vorzusehen. Vorzugsweise ist der Handgriff mit
griffiger und zugleich die Schwingung weiter reduzierender Oberfläche ausgestattet.
[0023] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung umfasst die Führungsvorrichtung
Steuerungsmittel zu einer kabellosen oder kabelgebundenen Steuerung der Bodenverdichtungsmaschine.
[0024] Steuerungsmittel können beispielsweise in Form von Schaltern, Hebeln, Drehreglern
etc. und aber auch als Anzeigemittel zur Steuerung der Bodenverdichtungsmaschine,
beispielsweise Ein-/ Ausschalten der Maschine, Anpassen der Vortriebsgeschwindigkeit,
Anpassen der Schwingungsparameter der Erreger, Anzeige wichtiger Betriebsparameter
etc., beitragen. Dabei können sie entweder kabellos (Fernsteuerung) oder kabelgebunden
sein. Ferner können sie integral mit der Führungsvorrichtung ausgeführt oder separat
an die Führungsvorrichtung befestigt werden.
[0025] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung umfasst die Führungsvorrichtung
Kunststoffmaterial.
[0026] Vorzugsweise wird Kunststoff als Material für die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung
verwendet. Kunststoff zeichnet sich durch geringes Gewicht bei ausreichend hoher Zugfestigkeit
aus. Zudem sind in einfacher Weise unterschiedliche Gestaltungsformen möglich. Ferner
sind Führungsvorrichtungen aus Kunststoffmaterialien kostengünstig in großen Stückzahlen
produzierbar. Ein weiterer Vorteil von Kunststoffmaterial ist die Korrosionsbeständigkeit.
[0027] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung weist die Führungsvorrichtung
elastische Eigenschaften auf.
[0028] Durch die Verwendung eines elastischen Werkstoffs kann die Schwingung weiter reduziert
werden.
[0029] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung weist die Führungsvorrichtung
eine variabel einstellbare Länge auf.
[0030] Vorzugsweise ist die Länge der Führungsvorrichtung stufenlos variabel einstellbar.
Damit kann die Länge beispielsweise der Größe des Bedieners oder anderen äußeren Bedingungen
entsprechend angepasst werden. Da die Führungsvorrichtung zumindest abschnittsweise
biegeweich ist, bietet es sich an, durch einen Aufroll- und Arretiermechanismus, welcher
im Verbindungspunkt zwischen dem Gestell der Bodenverdichtungsmaschine und der Führungsvorrichtung
integriert sein kann, die gewünschte Länge einzustellen.
[0031] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist die Führungsvorrichtung
an zwei, bezüglich einer Längsmittelachse der Bodenverdichtungsmaschine einander gegenüberliegenden
Verbindungspunkten mit der Bodenverdichtungsmaschine verbunden.
[0032] Durch diese symmetrische Befestigung ist ein homogenes Lenken möglich, d. h. die
aufzubringende Kraft zum Lenken nach links ist gleich der Kraft zum Lenken nach rechts.
Je weiter die beiden Verbindungspunkte voneinander entfernt sind, desto einfacher
wird die Lenkung für den Bediener, da er aufgrund des längeren Hebelarms für das gleiche
Lenkmoment weniger Kraft aufzubringen braucht.
[0033] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist die Führungsvorrichtung
mit einem Führungsbügel der Bodenverdichtungsmaschine verbunden.
[0034] Diese Ausführungsvariante eignet sich hervorragend auch zur Nachrüstung von bestehenden
Bodenverdichtungsmaschinen mit bereits vorhandenen Führungsbügeln oder Deichseln.
Damit ist in einfacher und kostengünstiger Weise eine schwingungsreduzierte Führungsvorrichtung
geschaffen, ohne dass die Lenkfähigkeit der Bodenverdichtungsmaschine eingeschränkt
und ohne dass eine gründliche Neukonzeption oder Umrüstung notwendig wäre. Es müssen
lediglich ein oder zwei geeignete Verbindungspunkte an jeder beliebigen, handgeführten
Bodenverdichtungsmaschine ausgewählt werden, an die die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung
befestigt wird. In einer weiteren bevorzugten Ausführung kann die erfindungsgemäße
Führungsvorrichtung abnehmbar gestaltet sein, so dass sie beim Transport oder Nichtgebrauch
der Maschine einfach abmontiert werden kann. Zusätzlich oder alternativ kann ein Arretiermittel
vorgesehen sein, welches die Führungsvorrichtung, falls sie nicht eingesetzt wird,
in einer platzsparenden Arretierposition am Führungsbügel halten kann, so dass sie
kein Hindernis für den Bediener darstellt.
[0035] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die Führungsvorrichtung zweiteilig
aufgebaut und an jeweils zwei Verbindungspunkten mit dem Führungsbügel verbunden.
Sie ist derart mit dem Führungsbügel verbunden, dass sie für sowohl Lenk- als auch
Steuerungsfunktionen ausgelegt ist.
[0036] Die Führungsvorrichtung ist gemäß dieser Variante an insgesamt vier Punkten mit dem
Führungsbügel verbunden, wobei die Möglichkeit besteht, jedem dieser Punkte eine bestimmte
Funktion zuzuweisen, beispielsweise Lenken in eine bestimmte Richtung, Beschleunigen,
Bremsen etc.
[0037] Die Erfindung betrifft ferner eine Vibrationsplatte zur Bodenverdichtung mit einer
Führungsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 12.
[0038] Schließlich betrifft die Erfindung auch ein Verfahren zur Führung einer Bodenverdichtungsmaschine
mit einer Führungsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 12. Dabei wird die Führungsvorrichtung
in einem Haltemodus spannungsfrei von einem Bediener gehalten und in einem Lenkmodus
durch Ziehen angespannt.
[0039] Im Haltemodus wird die Führungsvorrichtung bzw. der biegeweiche Abschnitt der Führungsvorrichtung
nicht gespannt, so dass die Längsachse des biegeweichen Abschnitts keine Gerade darstellt,
sondern eine Kurve. Damit wird die Übertragung der Vibrationen von den Erregern zum
Bediener weitestgehend unterbunden. Der Bediener ist dennoch in der Lage, schnell
reagieren zu können, falls eine Richtungsänderung oder Bremsung erforderlich werden
sollte. Im Lenkmodus ist die Führungsvorrichtung bzw. der biegeweiche Abschnitt der
Führungsvorrichtung durch Ziehen angespannt, d. h. die Längsachse des biegeweichen
Abschnitts bildet eine Gerade, so dass die Lenkkraft als Zugkraft auf die Vibrationsplatte
übertragen werden kann. Sobald die Lenkbewegung erfolgt ist, kann der Bediener die
Führungsvorrichtung bzw. den biegeweichen Abschnitt der Führungsvorrichtung wieder
entspannen und weiter im schwingungsarmen Haltemodus verfahren.
[0040] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Figuren eines Ausführungsbeispiels näher
erläutert. Es zeigen schematisch:
- Figur 1
- eine perspektivische Ansicht auf eine Vibrationsplatte mit einem Ausführungsbeispiel
der erfindungsgemäßen Führungsvorrichtung im Haltemodus;
- Figur 2
- eine Seitenansicht der Führungsvorrichtung im Haltemodus;
- Figur 3
- eine Seitenansicht der Führungsvorrichtung im Lenkmodus;
- Figur 4
- eine Seitenansicht der Führungsvorrichtung im Ruhemodus;
- Figur 5
- eine Seitenansicht der Führungsvorrichtung im Arretiermodus.
- Figur 6
- eine perspektivische Ansicht auf ein weiteres Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen
Führungsvorrichtung;
[0041] Figur 1 zeigt eine Vibrationsplatte 1 mit einem Gestell 3. Mit dem Gestell 3 ist
an der Verbindungsstelle 4 der Führungsbügel 2 der Vibrationsplatte 1 verbunden. Zwischen
dem Gestell 3 und dem Führungsbügel 2 sind Dämpfungselemente (nicht dargestellt) aus
Elastomer zur Schwingungsreduktion angeordnet. Der Führungsbügel 2 eignet sich grundsätzlich
auch als Führungsvorrichtung für die Vibrationsplatte 2, allerdings können die von
den Schwingungserregern stammenden Vibrationen nicht in gewünschtem Maße am Handgriff
des Führungsbügels 2, d. h. die Querverbindung zwischen den Holmen des Führungsbügels
2, reduziert werden. Daher wird an den Verbindungspunkten 5 die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung
10 befestigt.
[0042] Die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung 10 gemäß dem in Figur 1 gezeigten Beispiel
umfasst einen Handgriff 10b aus Kunststoffmaterial und zwei biegeweiche Abschnitte
10a aus Kunststoffschnur, die den Handgriff 10b mit dem Führungsbügel 2 verbinden.
Die Führungsvorrichtung 10 ist hier als eine Zusatzausrüstung zum Führungsbügel 2
ausgeführt. Es besteht die Möglichkeit, die Führungsvorrichtung 10 nicht am Führungsbügel
2, sondern beispielsweise direkt am Gestell 3 anzuordnen.
[0043] Figur 1 zeigt die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung 10 im Haltemodus, d. h. der
Bediener (nicht dargestellt), der sich hinter dem Führungsbügel 2 der sich vorwärtsbewegenden
Vibrationsplatte 1 befindet, umgreift mit seinen Händen (nicht dargestellt) den Handgriff
10b der Führungsvorrichtung 10. In diesem Haltemodus sind die biegeweichen Abschnitte
10a der Führungsvorrichtung 10 nicht gespannt, so dass sie die Form eines Bogens annehmen,
wie in Figur 2 gut ersichtlich ist. Somit spürt der Bediener kaum Vibrationen an seinen
Händen, da die biegeweichen Abschnitte 10a die Schwingungsübertragung vom Führungsbügel
2 auf den Handgriff 10b weitestgehend unterbinden.
[0044] Figur 3 zeigt die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung 10 im Lenkmodus. Zur Lenkung
zieht der Bediener (nicht dargestellt) den Handgriff 10b zu sich hin. Dies führt dazu,
dass die biegeweichen Abschnitte 10a gespannt werden, d. h. deren Längsachsen jeweils
eine Gerade bilden, so dass eine Zugkraftübertragung vom Bediener auf die Vibrationsplatte
1 zwecks Richtungsänderung ermöglicht wird. Mit der gestrichelten Linie in Figur 3
ist eine alternative Stellung der Führungsvorrichtung 10 im Lenkmodus veranschaulicht.
[0045] Figur 4 zeigt die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung 10 im Ruhemodus. Die Biegeweichheit
des Abschnitts 10a führt im Stillstand der Vibrationsplatte 1, wenn der Bediener den
Handgriff 10b loslässt, infolge des Eigengewichtes der Führungsvorrichtung 10 zu einer
Ausrichtung des biegeweichen Abschnitts 10a parallel zur Richtung des Erdbeschleunigungsvektors
g.
[0046] Figur 5 zeigt die erfindungsgemäße Führungsvorrichtung 10 im Arretiermodus. Hierzu
kann, wie im linken Bild gezeigt, ein Arretiermittel 11 vorgesehen sein, welches den
Handgriff 10b in dieser gezeigten Arretierstellung hält. Weiterhin ist es vorteilhaft,
einen Aufroll- und Arretiermechanismus 12 vorzusehen. Damit kann zum einen die Länge
des biegeweichen Abschnitts 10a variabel eingestellt und festgesetzt werden und zum
anderen bei Nichtgebrauch der Führungsvorrichtung 10 eine platzsparende Aufbewahrung
der Führungsvorrichtung 10 erreicht werden.
[0047] Figur 6 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Führungsvorrichtung
10. Hierbei ist sie zweiteilig gebaut, d. h. sie umfasst zwei voneinander getrennte
Teile. Handgriff 10b' ist für die linke Hand und Handgriff 10b" ist für die rechte
Hand des Bedieners gedacht. Beim Geradeauslauf der Bodenverdichtungsvorrichtung 1
kann der Bediener die beiden Handgriffe 10b' und 10b" locker halten, so dass die biegeweichen
Abschnitte 10a ungespannt sind, dass kaum Vibrationen auf den Bediener übertragen
werden. Im vorliegenden Beispiel sind die unteren Verbindungspunkte 5', 5" zum Lenken
bestimmt. Das Ziehen am unteren Teil des linken Handgriffs 10b' in Richtung des Pfeils
L' bewirkt eine Lenkbewegung nach links. Zieht man den unteren Teil des rechten Handgriffs
10b" in Richtung des Pfeils L" wird eine Lenkbewegung nach rechts ausgeführt. Die
beiden oberen Verbindungspunkte 13', 13" sind mit Steuerungsmitteln 14', 14", beispielsweise
Steuerhebeln, versehen. Dabei werden beim Ziehen der Handgriffe 10b', 10b" in Richtung
der Pfeile F', F" bestimmte Steuerungsaufgaben erfüllt, die im Vorfeld bestimmt werden
können. Es ist also möglich, die Verbindungspunkte 5', 5", 13', 13" mit bestimmten
Funktionen zu verknüpfen. Dadurch ist es möglich, dass der Bediener durch das Ziehen
an einem oder wahlweise mehreren der Punkte 5', 5", 13', 13" eine bequeme und vibrationsarme
Lenkung und Steuerung der Bodenverdichtungsmaschine 1 ausführen kann. Steuerungsfunktionen
in diesem Sinne können beispielsweise sein: Betätigen eines Nothebels, Anpassen der
Fahrgeschwindigkeit, Bremsen/ Beschleunigen und Ändern der Betriebsparameter (Amplitude,
Frequenz) des Schwingungserregers.
1. Schwingungsreduzierte Führungsvorrichtung (10) für eine handgeführte Bodenverdichtungsmaschine
(1), insbesondere eine Vibrationsplatte (1),
dadurch gekennzeichnet,
dass sie zumindest abschnittsweise biegeweich, beispielsweise schnurartig, und nur zur
Übertragung von Zugkräften ausgebildet ist.
2. Führungsvorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie einen biegesteifen Handgriff (10b) umfasst.
3. Führungsvorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie Steuerungsmittel zu einer kabellosen oder kabelgebundenen Steuerung der Bodenverdichtungsmaschine
(1) umfasst.
4. Führungsvorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie Kunststoffmaterial umfasst.
5. Führungsvorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie elastische Eigenschaften aufweist.
6. Führungsvorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie eine variabel einstellbare Länge aufweist.
7. Führungsvorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie an zwei, bezüglich einer Längsmittelachse der Bodenverdichtungsmaschine (1) einander
gegenüberliegenden Verbindungspunkten (5) mit der Bodenverdichtungsmaschine (1) verbunden
ist.
8. Führungsvorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie mit einem Führungsbügel (2) der Bodenverdichtungsmaschine (1) verbunden ist.
9. Führungsvorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie zweiteilig aufgebaut und an jeweils zwei Verbindungspunkten (5', 13' bzw. 5",
13") mit dem Führungsbügel (2) derart verbunden ist, dass sie für sowohl Lenk- als
auch Steuerungsfunktionen ausgelegt ist.
10. Vibrationsplatte (1) zur Bodenverdichtung mit einer Führungsvorrichtung (10) nach
einem der vorhergehenden Ansprüche.
11. Verfahren zur Führung einer Bodenverdichtungsmaschine (1) mit einer Führungsvorrichtung
(10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Führungsvorrichtung (10) in einem Haltemodus spannungsfrei von einem Bediener
gehalten wird und in einem Lenkmodus durch Ziehen angespannt wird.