[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Seilsicherung mit den Merkmalen des Oberbegriffs
des unabhängigen Patentanspruchs. Die Erfindung betrifft demnach eine Sicherungsvorrichtung
zum Handhaben, Nachführen und/oder Sichern eines Kletterseils längs einer Kletterroute
mit einem Kletterseil, dessen eines Ende mit einer kletternden und zu sichernden Person
verbunden und das mindestens an einer Stelle oder oberhalb der Position, in der sich
die zu sichernde Person befindet, umgelenkt ist, und das am anderen Ende mit der Sicherungsvorrichtung
verbunden ist, die einen stationären und mit einem motorischen und mit einer Bremseinrichtung
zusammenwirkenden Antrieb ausgestatteten Kletterseilzug umfasst.
[0002] Beim Klettersport in Kletterhallen wird eine kletternde Person üblicherweise durch
eine am Boden befindliche zweite Person, die ein Sicherungsseil hält und handhabt,
gesichert. Die kletternde und zu sichernde Person ist dabei mit dem Sicherungsseil,
das beim sogenannten Toprope über dem höchsten Punkt der Kletterroute umgelenkt ist,
von der sichernden Person gesichert. Hierbei kann die sichernde Person wahlweise ein
an ihrem Körper befestigtes mechanisches Sicherungsgerät, das mit ihrem eigenen Klettergurt
und dem Sicherungsseil verbunden ist, einsetzen, wodurch das Kletterseil, an dem die
kletternde Person gesichert ist, beim Ablassen gebremst werden kann. Weiter kann durch
das Sicherungsgerät gewährleitstet werden, dass im Vorstieg, bei dem der Kletterer
während des Kletterns nacheinander das Sicherungsseil durch mehrere Sicherungselemente
führt, ein Blockieren des Sicherungsseils bewirkt wird. Durch die Seilführung und
geeignete Umlenkungen in dem Sicherungsgerät wird eine gezielte Seilreibung erzeugt,
was verhindert, dass das Seil durchrutscht.
[0003] Derzeit bekannte und in der Praxis eingesetzte Sicherungsgeräte funktionieren allesamt
mechanisch und erfordern eine manuelle Handhabung durch eine zweite Person, den Sichernden.
Allerdings erfordert die Handhabung solcher Sicherungsvorrichtungen eine gewisse Erfahrung
und ausgeprägte Sorgfalt, um die Gefahr unsachgemäßen Sicherns und damit eines Unfalls
gering zu halten.
[0004] Aus der
DE 100 48 046 A1 ist eine Vorrichtung zum Sichern eines Kletterseils längs einer Kletterroute bekannt.
Die Vorrichtung umfasst einen stationären und motorbetriebenen Kletterseilzug, einen
Ein- und Ausschalter hierfür und einen Empfänger für eine drahtlose Funkübertragung.
Die kletternde Person trägt dabei einen Sender oder eine Sprechfunkeinrichtung, um
die Haltevorrichtung fernsteuern zu können. Die auch als Kletterseilzug bezeichnete
Vorrichtung ist mit einer Seilrolle und einer Rücklaufsperre ausgestattet. Die Seilrolle
ist mittels Elektromotor, wahlweise über einen Zahnriemenantrieb oder über eine Welle
mit Getriebe, angetrieben. Diese bekannte Sicherungsvorrichtung umfasst keine redundanten
Systeme zur Sicherung einer kletternden Person.
[0005] Ein Ziel der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein teil- oder vollautomatisches
Sicherungssystem zur Verfügung zu stellen, welches eine besonders hohe Betriebs- und
Ausfallsicherheit aufweist und hinsichtlich seiner Handhabbarkeit und Ergonomie optimiert
ausgestaltet ist.
[0006] Dieses Ziel der Erfindung wird mit dem Gegenstand des unabhängigen Patentanspruchs
erreicht. Merkmale vorteilhafter Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den
abhängigen Ansprüchen. Zur Erreichung des Ziels der Erfindung wird eine Sicherungsvorrichtung
mit den Merkmalen des unabhängigen Anspruchs 1 vorgeschlagen. Die erfindungsgemäße
Sicherungsvorrichtung dient zur Handhabung, zum Nachführen und/oder Sichern eines
Kletterseil längs einer Kletterroute und kann somit beispielsweise beim Klettern im
Vor- und/oder Nachstieg verwendet werden. Abgesehen davon sind weitere sinnvolle Verwendungsmöglichkeiten
für die erfindungsgemäße Sicherungsvorrichtung denkbar. Beispielsweise kann diese
bei Arbeiten an Bauwerken, Türmen und schrägen Flächen, wie beispielsweise bei Dachdeckerarbeiten,
eingesetzt werden. Ferner kann die Sicherungsvorrichtung beispielsweise bei der Wartung
und Reparatur von Telefonmasten, dem Pflegen von Bäumen und bei der Wartung und/oder
Reparatur von Hochspannungsleitungen und entsprechenden Masten eingesetzt werden.
Da in der Praxis auch in weiteren - hier nicht genannten - Bereichen Personensicherungen
via Kletterseile eingesetzt werden, ist die Verwendung der erfindungsgemäßen Sicherungsvorrichtung
nicht auf die bisher aufgezählten Bereiche beschränkt.
[0007] Die Sicherungsvorrichtung umfasst und führt ein Kletterseil, dessen eines Ende mit
einer kletternden und zu sichernden Person verbunden ist. Das Kletterseil kann beispielsweise
ein dynamisches oder ein statisches Seil sein. Der Durchmesser des verwendeten Kletterseils
kann variieren. In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung können
Kletterseile mit einem typischen Durchmesser von bspw. ca. 8,9 mm bis 10,5 mm verwendet
werden. Die Verbindung zwischen Kletterseil und der zu sichernden Person kann beispielsweise
über einen Klettergurt, der an der zu sichernden Person befestigt ist - insbesondere
dieser umgeschnallt - erfolgen. Beispielsweise kann das Kletterseil über Knoten und/oder
zusätzliche Verbindungselemente, wie beispielsweise Schnapp- und/oder Rasteinrichtungen
wie Karabiner o. dgl., am Klettergurt angeordnet werden. Dem Fachmann sind aufgrund
seines Fachwissens sämtliche aus dem Stand der Technik bekannte Verbindungsmöglichkeiten
zwischen Seil und der zu sichernden Person bekannt, so dass auf diese nicht näher
eingegangen wird.
[0008] Ferner ist das Kletterseil an mindestens einer Stelle und/oder oberhalb der Position,
in der sich die zu sichernde Person befindet, umgelenkt. Beispielsweise kann das Umlenken
über ein oder mehrere Karabiner erfolgen, die an der Kletterroute fixiert sein können.
Auch können zur Umlenkung weitere, ggf. ergänzende Mittel, wie beispielsweise Seilbremsen
vorgesehen sein, die an einer oder mehreren Stellen der Kletterroute angeordnet sein
können.
[0009] Weiterhin ist das Kletterseil an seinem anderen Ende mit der Sicherungsvorrichtung
verbunden. Die Verbindung zwischen Sicherungsvorrichtung und Kletterseil kann beispielsweise
dergestalt sein, dass das Ende des Kletterseils, welches nicht mit einer zu sichernden
Person verbunden ist, an einem Kletterseilzug angeordnet ist. Beispielsweise kann
der Kletterseilzug ein zylinderförmiges Element umfassen, welches eine Rotationsbewegung,
erzeugt über einen Antriebsmotor, ausführen kann, so dass das Kletterseil während
der Rotationsbewegung am zylinderförmigen Element auf- oder abgewickelt wird. Das
zylinderförmige Element kann somit beispielsweise als Umlenkseiltrommel ausgebildet
sein. Ebenso können mehrere zylinderförmige Elemente vorhanden sein, über die das
Kletterseil geführt sein kann. Sind mehrere zylinderförmige Elemente vorhanden, so
können diese hinsichtlich ihres Durchmessers und/oder ihrer Länge unterschiedlichen
Variationen unterliegen. In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung
sind genau zwei zylinderförmige Elemente vorhanden, die hinsichtlich der Frequenz
ihrer beiden Rotationsbewegungen identisch ausgebildet sind. Eine sinnvolle Ausführungsvariante
der Seilführung kann bspw. zwei parallele Wellen mit daran jeweils drehfest befestigten
Seilrollen vorsehen, über die das Kletterseil mehrfach geschlungen und umgelenkt ist,
so dass eine zuverlässige und sicher gegen Durchrutschen schützende Seilführung sowie
ein Seilantrieb durch motorischen Antrieb wenigstens einer der Wellen, ggf. beider
Wellen, gewährleistet ist.
[0010] Der Antriebsmotor, welcher zur Erzeugung der Rotationsbewegung vorgesehen sein kann,
kann ggf. über Umlenkmittel mit einem oder mehreren der zylinderförmigen Elemente
verbunden sein, bspw. durch einen Riemenantrieb einer der beiden Wellen mit den daran
drehfest angeordneten Seilrollen, wahlweise durch einen Riemenantrieb beider Wellen.
Auch kann der Motor derart ausgebildet sein, dass er im Nachstieg eine konstante Kraft
zum Einholen des Kletterseils aufbringt. Soll ein Abseilen der kletternden Person
ermöglicht und unterstützt werden, so besteht die Möglichkeit, das Drehmoment des
Motors zu minimieren bzw. gleich Null zu setzen. Dies kann beispielsweise über eine
Fernbedienung erfolgen. Ist das Drehmoment ausreichend groß gewählt, um das Kletterseil
einzuholen, aber nicht ausreichend groß genug, um beim Abseilen das Eigengewicht der
kletternden Person zu tragen, so muss bei dieser Ausgestaltung der Erfindung in der
Praxis das Drehmoment des Motors nicht zwingend gleich Null gesetzt werden. Auf die
beschriebene Weise kann der Antriebsmotor auf einfache Weise bei relativ losem Seil
für ein automatisches Einholen sorgen, während die kletternde Person bei einer Bewegung,
bei der mehr Seillänge benötigt wird, problemlos gegen das Drehmoment des Motors arbeiten
und das Seil abrollen kann, ggf. sogar mittels einer Drehrichtungsumkehr des einen
Widerstand liefernden Antriebsmotors.
[0011] Der erfindungsgemäße Kletterseilzug wirkt im Rahmen der vorliegenden Erfindung über
den motorischen Antrieb mit einer Bremseinrichtung zusammen. Der Wirkzusammenhang
kann beispielsweise derart sein, dass die Ausgabe des Kletterseils durch die Bremseinrichtung
gebremst oder blockiert werden kann und das Einholen des Seiles über das Drehmoment
des Motors bewirkt wird. Weiterhin ist zur Erreichung des oben genannten Ziels der
Erfindung vorgesehen, dass die Bremseinrichtung wenigstens zwei miteinander gekoppelte,
jedoch unabhängig voneinander aktivierbare, das geführte Kletterseil bei Bedarf abbremsende
und/oder blockierende Betätigungssysteme zur Aktivierung der Bremseinrichtung umfasst.
So kann beispielsweise ein Betätigungssystem derart aktivierbar sein, dass es bei
Überschreiten einer vordefinierten Ausgabegeschwindigkeit des Kletterseils ein Abbremsen
der Ausgabegeschwindigkeit auf einen vordefinierten Sollwert bewirkt. Der Sollwert
kann vorzugsweise derart gewählt sein, dass ein bequemes und sicheres Abseilen der
kletternden Person ermöglicht wird oder bei Bedarf ein vollständiges Blockieren der
Ausgabe des Kletterseils erfolgt.
[0012] Weiterhin ist ein zweites Betätigungssystem vorhanden, das in einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung beispielsweise manuell aktiviert werden kann. Hinsichtlich
seiner Ausgestaltung kann das zweite Betätigungssystem derart aktivierbar sein, dass
es je nach Wunsch des Benutzers regelbar ist und auf geeignete Weise entweder ein
vollständiges Blockieren der Ausgabe des Kletterseils bewirkt oder keinen Effekt auf
die Ausgabe des Kletterseils hat. Vorzugsweise ist im Rahmen der vorliegenden Erfindung
eine weitere Regelung des zweiten Betätigungssystems vorgesehen, bei der ein Abbremsen
des geführten Kletterseils bewirkt wird. Beispielweise kann die Regelung über eine
Fernsteuerung erfolgen. Dem Benutzer bzw. der kletternden Person können bei dieser
Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung somit beispielsweise drei Modi zur Verfügung
stehen.
[0013] Der erste Modus, bei dem das zweite Betätigungssystem keinen Effekt auf die Ausgabe
des Kletterseils hat, kann beispielsweise im Vorstieg gewählt werden. Die kletternde
Person kann somit das Kletterseil ohne großen Widerstand nacheinander durch die verschiedenen
Sicherungselemente an der Kletterroute führen. Fällt die kletternde Person, so kann
durch das erste Betätigungssystem und/oder das zweite Betätigungssystem ein Blockieren
oder ein Abbremsen der Ausgabe des Kletterseils bewirkt werden.
[0014] Der zweite Modus, bei dem das zweite Betätigungssystem einen abbremsenden Effekt
auf die Ausgabe des Kletterseils bewirkt, kann beispielsweise beim sogenannten Toprope
und/oder im Vorstieg nach dem Führen des Kletterseils durch das letzte Sicherungselement
gewählt werden. Hierdurch kann ein sicheres und bequemes Abseilen der kletternden
Person erreicht werden. Der abbremsende Effekt kann an die Masse der kletternden Person
angepasst sein.
[0015] Der dritte Modus, bei dem das zweite Betätigungssystem einen blockierenden Effekt
auf die Ausgabe des Kletterseils bewirkt, kann in der Praxis beispielsweise dann von
der kletternden Person gewählt werden, wenn während des Kletterns entlang einer Kletterroute
mehrere Pausen eingelegt werden sollen. Durch das Blockieren der Ausgabe des Kletterseils
kann die kletternde Person das Kletterseil mit ihrem Eigengewicht belasten und nach
der Pause beispielsweise auf den bereits erwähnten zweiten oder dritten Modus wechseln.
[0016] Hinsichtlich der Koppelung des ersten und des zweiten Betätigungssystems kann beispielsweise
vorgesehen sein, dass ein Abbremsen der Ausgabe des Kletterseils gleichzeitig durch
das erste Betätigungssystem und das zweite Betätigungssystem erfolgen kann. Auch kann
beispielsweise ein Blockieren der Ausgabe des Kletterseils sowohl durch das erste
Betätigungssystem als auch durch das zweite Betätigungssystem erfolgen. Das erste
oder das zweite Betätigungssystem können als sog. redundante Systeme in die Sicherungsvorrichtung
integriert sein. Auch kann das zweite System unterstützend, beispielsweise beim Abbremsen
der Ausgabe des Kletterseils zum ersten Betätigungssystem, agieren.
[0017] In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst der Kletterseilzug mindestens
eine Umlenkseiltrommel, an der das Kletterseil angeordnet ist. Weiter umfasst die
Bremseinrichtung mindestens eine mechanische Reibungsbremse, wobei die mindestens
eine mechanische Reibungsbremse an mindestens einer Umlenkseiltrommel rotierend angeordnet
ist und mit mindestens einem der bei Bedarf abbremsenden und/oder blockierenden Betätigungssysteme
in Wirkzusammenhang steht. Die Betätigungssysteme können bei dieser Ausführungsvariante
derart ausgestaltet sein, dass sie beispielsweise Bereiche aufweisen, die durch eine
Positionsveränderung in Oberflächenkontakt mit der mechanischen Reibungsbremse gelangen
bzw. stehen. Durch die hierdurch erzeugte Haftreibung wird ein Abbremsen der Rotationsgeschwindigkeit
der Reibungsbremse erreicht und somit die Ausgabegeschwindigkeit des sich an der Umlenkseiltrommel
befindlichen Kletterseils reduziert.
[0018] Wahlweise kann die Reibungsbremse durch eine Scheibenbremse, durch eine Innenbackenbremse
o. dgl. gebildet sein. Wahlweise kann die Reibungsbremse auch durch eine Bandbremse
gebildet sein, die eine rotierende Trommel aufweist, an deren zylindrischer Außenmantelfläche
ein die Trommel zumindest abschnittsweise bzw. über den größten Teil ihres Umfangs
umschlingendes Bremsband anliegt, wobei das Bremsband mittels mindestens eines Betätigungssystems
auf Oberflächenkontakt mit der rotierenden Trommel zustellbar ist. Eine solche Bandbremse
weist mehrere Vorteile auf. So kann bei kompaktem Bauraum durch die relativ große
wirksame Reibfläche mittels relativ geringer Betätigungskraft eine starke Verzögerung
erreicht werden. Weiterhin weisen derartige Bandbremsen bei einer Auslegung mit gleichsinniger
Dreh- und Anzugrichtung den Vorteil eines sog. Servoeffekts auf, bei dem durch Anlegen
des Bremsbandes eine Selbstverstärkung erzielt wird, die bei sehr geringen Aktivierungskräften
eine relativ hohe wirksame Verzögerungskraft liefert. Das Bremsband kann bspw. aus
einem Federstahlband bestehen, das ggf. einen geeigneten Reibbelag aufweisen kann.
Als solcher Reibbelag kommt bspw. ein Riemenabschnitt, ein Belag aus Kohlefaser o.
dgl. in Betracht. Auch gewebte Flachriemen aus Aramidfasern als Trägermaterial mit
Kunststoffbeschichtungen als Reibbelag eignen sich hervorragend als Bremsbänder. Bei
solcherart ausgestalteten Bremsbändern können relativ kleine Durchmesser der Bremstrommel
und des teilumschlingenden Riemens realisiert werden, da solche Riemen sehr flexibel
sind und sich besser biegen lassen als bspw. Federstahlbänder. Zudem sind Aramidriemen
kostengünstiger herstell- und einsetzbar, zumal sie sich sehr verschleißarm bzw. nahezu
verschleißfrei einsetzen lassen.
[0019] Das für das umschlingende Band notwendige Zustellelement zum Aufbringen der Betätigungskräfte
kann die unterschiedlichsten Ausgestaltungen aufweisen. Die verschiedensten Aktoren
sind denkbar, um das Bremsband zu betätigen, bspw. elektromagnetische, elektromotorische
oder fluidisch aktivierbare Motoren oder Aktoren. Eine besonders vorteilhafte und
präzise zu steuernde Variante kann durch Ausbildung des Zustellelements erreicht werden,
bei dem eine rotierende Bewegung - bspw. eines Schrittmotors o. dgl. - in eine lineare
Bewegung umgesetzt wird. Das Zustellelement kann beispielsweise einen geeigneten Spindelantrieb
oder einen Kugelgewindetrieb o. dgl. umfassen.
[0020] In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann das erste Betätigungssystem
einen elektrischen Stellmotor umfassen. Davon abgesehen sind auch andere Ausführungen
vorstellbar, bei denen beispielsweise das erste Betätigungssystem mechanisch ausgebildet
ist oder auf geeignete mechanische Weise aktivierbar ist. Weiterhin kann das zweite
Betätigungssystem eine drehzahlabhängige Aktivierung für das Bremsband umfassen, wodurch
sich die gewünschte Redundanz und Absicherung gegen Abstürzen und damit verbundener
schneller Abrollung des aufgerollten Seils erzielen lässt. Durch geeignete Definition
einer Grenzgeschwindigkeit der abrollenden Seiltrommeln, die einem ungewollten Absturz
der zu sichernden Person entspricht, kann durch gezielte Aktivierung des zweiten Betätigungssystems
auf die Bremse derart eingewirkt werden, dass diese blockiert oder zumindest so stark
betätigt werden kann, dass das schnelle Abrollen des Seils deutlich verlangsamt oder
zum Stillstand gebracht wird. Beispielsweise kann das zweite Betätigungssystem einen
Inkrementalgeber beinhalten, der mit einem entsprechenden Signalgeber zusammenwirkt,
der wiederum auf geeignete Weise das zweite Betätigungssystem und damit die Bremse
auslöst. In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist das
zweite Betätigungssystem eine Fliehkraftkupplung auf, die mit dem ersten Betätigungssystem
auf geeignete Weise zusammenwirken kann, um die Seilbremse zu verstärken oder bei
Bedarf zu blockieren. Wird für die Auslösung der Fliehkraftkupplung direkt die Umdrehungsgeschwindigkeit
der Seiltrommeln herangezogen und wirkt die Fliehkraftkupplung direkt mit der Seilbremse
zusammen, so ist damit ein sehr einfaches, zuverlässig arbeitendes und sicheres System
geschaffen, das bei unzulässig schnellem Abrollen des Seils für dessen starkes Abbremsen,
ggf. sogar zu einer gewünschten Blockierung des Seils sorgen kann. Da die Fliehkraftkupplung
nach Unterschreiten der Auslösedrehzahl wahlweise wieder deaktivierbar ist, kann nach
dem starken Abbremsen des Seils die Seiltrommel wieder freigegeben werden, so dass
der Benutzer wieder wie zuvor durch gezielte Steuerungseingriffe und Bremsvorgänge
die Seilgeschwindigkeit in der gewünschten Weise steuern kann.
[0021] Es hat sich in der Praxis allerdings herausgestellt, dass die Betätigung der Bremseinrichtung
mittels der Fliehkraftkupplung aufgrund der sehr hohen Beschleunigungen beim Absturz
einer zu sichernden Person zu schlagartigen Belastungen führt, die auf die Stirnradübersetzung
zwischen der Seiltrommel und der Welle mit der damit gekoppelten Fliehkraftkupplung
zurückwirkt. So kann die Fliehkraftkupplung innerhalb einer sehr kurzen Zeit von ca.
20 Millisekunden auf Umdrehungen von bis zu 15.000 je Minute beschleunigt werden,
woraus eine schlagartige Aktivierung der Fliehkraftkupplung erfolgen kann. Um diese
schlagartige Belastung zu reduzieren, ist es bei einer Ausführungsvariante der erfindungsgemäßen
Sicherungsvorrichtung sinnvoll, die Fliehkraftkupplung mit einer das Drehmoment begrenzenden
weiteren Kupplung zu kombinieren, bspw. mit einer mechanisch wirkenden Rutschkupplung
oder mit einer Magnetkupplung bzw. mit einer elektromagnetisch wirkenden Rutschkupplung
o. dgl., die permanent das übertragbare Drehmoment auf einen festen oder einstellbaren
Wert begrenzt. Der Zweck der Rutschkupplung besteht darin, das maximal übertragbare
Moment von der Fliehkraftkupplung auf den Kugelgewindetrieb zu begrenzen, um eine
Beschädigung des Getriebes oder des Kugelgewindegetriebes zuverlässig zu verhindern.
Für die Rutschkupplung kann entweder eine rein mechanisch wirkende und verschleißbehaftete
Rutsch- oder Reibungskupplung oder eine wartungsfreie Permanent- oder Elektromagnetkupplung
eingesetzt werden.
[0022] Auch kann das Seil über mindestens zwei Umlenktrommeln geführt sein, die mit dem
elektrischen Antriebsmotor verbunden sind. Beispielsweise können die Umlenktrommeln
übereinander angeordnet sein. Weiter können die Umlenktrommeln V-förmige Einsenkungen
aufweisen, in denen das Kletterseil geführt ist. Hierdurch ist das Kletterseil haftreibungsoptimiert
mit der jeweiligen Umlenktrommel verbunden, so dass ein Durchrutschen, Verrutschen
oder Abgleiten des Kletterseils über die Umlenktrommel vermieden wird. Zudem stehen
dem Fachmann weitere Möglichkeiten zur Haftreibungsoptimierung zwischen Seil und Umlenktrommel
zur Verfügung, beispielsweise durch eine entsprechende Ausgestaltung der Oberfläche
der Umlenktrommeln oder durch eine geeignete Beschichtung. Die Oberfläche kann hierbei
Rillenprofile aufweisen. Die Rillen können hinsichtlich ihrer Ausrichtung beispielsweise
schräg, diagonal oder auf andere Weise angeordnet sein. Beispielsweise können die
Rillen wie in der
DE 698 30 742 T2 angeordnet sein.
[0023] Das Kletterseil kann im Rahmen der Erfindung über einen Umlenkungswinkel von wenigstens
180° und höchstens ca. 270 bis 300 Grad um mindestens eine Umlenktrommel geführt sein,
die mit dem elektrischen Antriebsmotor verbunden ist. Vorzugsweise wird das Kletterseil
um mindestens eine Umlenktrommel in einem Winkel geführt, der sich zwischen 180° und
200° befindet.
[0024] Weiterhin kann das Kletterseil sinnvoll dadurch überwacht werden, dass wenigstens
einer der Umlenktrommeln eine optische Erfassungseinrichtung zur Erfassung einer Seilspannung
und/oder zur Erkennung einer Schlappseillänge zugeordnet ist. Eine solche optische
Erfassungseinrichtung kann in vorteilhafter Weise bspw. durch Lichtschrankensensoren,
z.B. mit LED-Arrays o. dgl. gebildet sein, die in der Lage sind, die Seilspannung
zu erkennen. Um das Seil jederzeit möglichst straff halten zu können und um zu viel
Schlappseil zu verhindern, kann bspw. an jeder Seite der Seilrolle eine entsprechende
optische Erfassungseinrichtung bzw. Lichtschranke angeordnet sein. Bei einem festgestellten
Schlappseil fällt das Seil i.d.R. durch eine der beiden Lichtschranken und wird dort
als Unterbrechung des Lichtsignals erfasst. Aus diesem Signal der optischen Erfassungseinrichtung
kann ein Steuersignal für den Seileinzugsmotor gebildet werden, damit dieser wieder
Seil einzieht. Die jeweils bei Auslösung der Lichtschranken einzuziehende Seillänge
kann wahlweise auf einen festen Wert eingestellt, vom weiteren Signalverlauf der Lichtschranken
abhängig gemacht werden oder als Zeitverzögerung bei der Abschaltung des Seileinzugsmotors
definiert werden.
[0025] Wie zuvor anhand verschiedener Ausführungsvarianten verdeutlicht ist, liefert die
Erfindung eine motorisch, bspw. elektrisch aktivierbare ,und zusätzlich fliehkraftgeregelte
Bandbremse und vereint damit zwei miteinander wirkverbundene Bremssysteme, wodurch
für eine Redundanz bei Ausfall eines der Systeme gesorgt ist. Zugleich kann das vorgeschlagene
Konzept leicht und kompakt in der Bauausführung realisiert werden. Ein Vorteil der
optional einsetzbaren Bandbremse ist der damit erzielbare Servoeffekt beim Bremsen.
Ist die Drehrichtung der Bremstrommel und die Betätigungsrichtung des Bremsbandes
gleich gerichtet, so verstärkt sich die Bremskraft dadurch, dass die Bremstrommel
das Bremsband mitnimmt und damit die Flächenpressung vom Bremsband zu Bremstrommel
erhöht. Durch diesen Effekt ist die Schaltkraft sehr gering und ein kleinerer Motor
kann verwendet werden. Die Welle, auf der die Bremstrommel umläuft, ist fest mit einem
Zwischengetriebe und der Bandbremse verbunden. Durch die Drehbewegung einer Spindel
bewegt sich eine Flanschverbindung und sorgt so für ein Öffnen und Schließen der Bremse.
Die Betätigung des Umsetzungsgetriebes zur Umsetzung der Drehbewegung in eine lineare
Stellbewegung für die Zustellung des Bremsbandes erfolgt entweder über den Elektromotor
oder über eine Fliehkraftkupplung. Im Normalbetrieb übernimmt der Elektromotor die
Regelung der Bremse. Dieser ist über einen Zahnriemen mit der Spindel verbunden. Im
Notfallbetrieb, also falls die Elektronik versagt oder die Energieversorgung ausfällt,
schließt bei einer definierten Drehzahl die Fliehkraftkupplung die Bandbremse. Erreicht
die Welle mit der darauf gelagerten Seiltrommel und Bandbremse eine Drehzahl von beispielsweise
ungefähr 350 min
-1, so überträgt die Fliehkraftkupplung ein drehzahlabhängiges Drehmoment auf den Kugelgewindetrieb
und schließt die Bandbremse. Das Kronenradgetriebe ist notwendig, um die Drehzahl
auf brauchbare Werte hochzusetzen, da die Fliehkraftkupplung ab einer Drehzahl von
beispielsweise ungefähr 2100 min
-1 das notwendige Drehmoment zur Zustellung der Bandbremse übertragen kann. Die Bandbremse
verlangsamt die Drehbewegung der Welle mit der darauf laufenden Bremstrommel bzw.
-scheibe, wodurch die Fliehkraftkupplung wieder für eine geringe Anpresskraft sorgt
und die Bremstrommel weniger stark gebremst wird. Dadurch stellt sich eine konstante
Senkgeschwindigkeit ein. Für den Fachmann stellen die genannten Werte lediglich beispielhafte
Angaben dar, wie die vorliegende Erfindung ausgestaltet sein kann. Je nach Ausführungsvariante
der vorliegenden Erfindung stehen dem Fachmann eine Vielzahl von Werten zur Verfügung,
aus denen er aufgrund seines Fachwissens den geeigneten Wert wählen kann.
[0026] Eine konkrete Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Sicherungsvorrichtung kann ein
an einer Wand oder am Boden verankerbares Stützgestell mit zwei darin geführten und
parallel angeordneten Wellen mit jeweils darauf angeordneten Seilrollen und einen
mit den Wellen gekoppelten Antriebsmotor vorsehen. Weiterhin kann eine mit wenigstens
einer der Wellen drehfest verbundene Bandbremse vorgesehen sein, die mittels eines
Linearantriebs aktivierbar ist. Dieser Linearantrieb kann bspw. mit mit zwei Betätigungseinrichtungen
zusammenwirken, die über ein Umsetzungsgetriebe zur Umwandlung einer Drehbewegung
in eine Linearbewegung einerseits mit einem Stellmotor zur gesteuerten Betätigung
der Bremse und andererseits mit einem Fliehkraftversteller zur drehzahlabhängigen
Betätigung der Bremse zusammenwirken, wobei der Fliehkraftversteller über eine Getriebeübersetzung
mit einer der beiden Wellen, welche die Seilrollen trägt, gekoppelt ist. Weiterhin
können die beiden Betätigungseinrichtungen jeweils über Riemenantriebe mit dem Stellmotor
bzw. dem Fliehkraftversteller gekoppelt sein.
[0027] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme
auf die nachfolgend beschriebenen Zeichnungen näher erläutert. Die Figuren illustrieren
und verdeutlichen ein nicht einschränkend zu verstehendes Ausführungsbeispiel der
vorliegenden Erfindung in seinen Details, Schaltmöglichkeiten und Funktionen.
Fig. 1 zeigt eine Perspektivansicht einer Ausführungsform einer Vorrichtung zum Sichern
eines Kletterseils.
Fig. 2 zeigt eine weitere Perspektivansicht der erfindungsgemäßen Sicherungsvorrichtung.
Fig. 3 zeigt eine schematische Seitenansicht der Sicherungsvorrichtung. Fig. 4 zeigt
eine schematische Explosionsdarstellung mit den wesentlichen Baugruppen der erfindungsgemäßen
Sicherungsvorrichtung.
Fig. 5 zeigt eine Perspektivansicht einer Ausführungsform einer Seilrolle mit Kletterseil.
Fig. 6 zeigt einen Querschnitt durch eine Ebene der Sicherungsvorrichtung, in der
die beiden Wellen mit den rotierenden Seiltrommeln liegen.
Fig. 7 zeigt eine Perspektivansicht einer Ausführungsform der Bremseinrichtung der
Sicherungsvorrichtung.
Fig. 8 zeigt eine Perspektivansicht einer weiteren Ausführungsform der Bremseinrichtung
der Sicherungsvorrichtung.
Fig. 9 zeigt eine schematische Teilschnittansicht eines ersten blockierenden Bremssystems
der Bremseinrichtung.
Fig. 10 zeigte eine weitere Perspektivansicht eines zweiten blockierenden Bremssystems
der Bremseinrichtung.
Fig. 11 zeigt eine Variante einer Seilführung der Vorrichtung zum Sichern eines Kletterseils.
Fig. 12 zeigt eine Möglichkeit zum Anordnen einer Ausführungsform einer Vorrichtung
zum Sichern eines Kletterseils an einer Kletterroute.
[0028] Anhand der Figuren 1 bis 12 werden die verschiedenen Baugruppen und grundsätzlichen
Funktionen einer Ausführungsvariante der erfindungsgemäßen Sicherungsvorrichtung 10
zum Sichern eines Kletterseils 12 näher erläutert. Das Kletterseil 12 ist um eine
oder mehrere Seilrollen 14 geschlungen und dadurch mehrfach umgelenkt (vgl. Fig. 4),
so dass sich bei geeigneter Führung eine ausreichende Selbsthemmung einstellen kann,
die das Seil auf den jeweils parallelen Seilrollen 14, um die das Kletterseil 12 insgesamt
vierfach geschlungen ist, auch gegen das Gewicht einer zu sichernden Person (hier
nicht dargestellt) halten und fixieren kann. Ferner kann in einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung genau eine Seilrolle 14 vorgesehen sein, deren Oberfläche
über Rillen 13 verfügen kann, um ein Durchrutschen, Verrutschen oder Abgleiten des
Kletterseils 12 von der Seilrolle 14 zu unterbinden (vgl. Fig. 5). Das Seil kann hierbei
über zusätzliche Umlenkmittel 15 weitergeführt sein. Die insgesamt vier Seilrollen
14 aus Figur 4 sind jeweils paarweise auf zwei parallel und nah beieinander angeordneten
Wellen 16 gelagert, die wiederum jeweils in einem U-förmigen Stützgestell 18 drehbar
gelagert sind. An einer Stirnseite sind die beiden Wellen 16 jeweils über Riemenscheiben
20 mittels Antriebsriemen 22 mit einem elektrischen Antriebsmotor 24 gekoppelt, der
die beiden Wellen 16 in gleichsinnige Umdrehungen mit gleicher Umdrehungsgeschwindigkeit
versetzen kann, wenn das Kletterseil 12 in die eine oder andere Richtung auf- oder
abgerollt werden soll. Der mit einem zylindrischen Gehäuse 26 versehene Antriebsmotor
24 ist in einer passenden Aufnahme unterhalb der beiden parallelen Wellen 16 und der
darauf gelagerten Seilrollen 14 in dem Stützgestell 18 befestigt, so dass die Motorwelle
parallel zu den Drehachsen der beiden Lagerwellen 16 für die Seilrollen 14 angeordnet
ist.
[0029] In einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann der Antriebsmotor
24 auch im Bereich der Bremseinrichtung 30 angeordnet sein (vgl. Fig. 8). Hier steht
der Antriebsmotor 24 über den zusätzlichen Riemenantrieb 53 und dem Ritzel 60 mit
dem Kronenradgetriebe 58 in Verbindung, an dem die Welle 16 (vgl. Fig. 4) angeordnet
ist. Die Drehzahl des Antriebsmotors 24 ist dabei derart gering ausgebildet, dass
der Fliehkraftversteller aufgrund der Drehzahl des Antriebsmotors 24 keine Betätigung
des Linearantriebes 48 vornimmt.
[0030] Wie die Figuren 1 bis 4 verdeutlichen, liegen die Seilrollen 14 zwischen den beiden
parallelen, plattenartigen Schenkeln 28 des U-förmigen Stützgestells 18, während die
stirnseitig an den Wellen 16 angreifenden Riemenscheiben 20 mit den darauf laufenden
Antriebsriemen 22 an der in Fig. 4 links befindlichen Außenseite einer der beiden
Platten 28 angeordnet sind. An der Außenseite der in Fig. 4 rechts befindlichen Platte
28 ist eine Bremseinrichtung 30 angeordnet, die eine schmale, zylindrische Bremsscheibe
32 und ein an deren zylindrischer Außenmantelfläche angeordnetes und die Bremsscheibe
32 um einen Winkel von ca. 270 bis 300 Grad umschlingendes Bremsband 34 aufweist.
Die Bremsscheibe 32 ist drehfest mit der unteren der beiden Wellen 16 mit den darauf
drehfest angeordneten unteren beiden Seilrollen 14 verbunden, während das Bremsband
34, seine Verankerung sowie die Betätigungseinrichtungen 36, 38 für das Bremsband
34 an Halterahmen 40 befestigt sind, die mit dem Stützgestell 18 verbunden sind.
[0031] Die gemäß der vorliegenden Erfindung wichtigsten Kernbestandteile der Bremseinrichtung
30 sind nochmals anhand der schematischen Darstellungen der Figuren 9 bis 11 näher
erläutert. Dort ist auch die in Pfeilrichtung A nach oben wirkende Betätigungsrichtung
bei Aktivierung der ersten Betätigungseinrichtung 36 verdeutlicht. Diese erste Betätigungseinrichtung
36 kann das Bremsband 34 nach oben ziehen, indem ein Stellmotor 42 über einen Riemenantrieb
44 und eine Riemenscheibe 46 eine Drehbewegung auf einen Linearantrieb 48 ausübt,
der dann über die Zugverbindungsschelle 50 direkt auf das Bremsband 34 einwirkt und
dieses nach oben ziehen kann. Die zuvor erwähnte Servowirkung bzw. Selbstverstärkung,
die zu einer relativ starken Reibungs- und damit Verzögerungskraft bei gleichzeitig
relativ geringen Betätigungskräften des Linearantriebs 48 führt, ist durch die gleichsinnige
Bewegung der Bremsscheibe 32 (vgl. Umdrehungsrichtung B in Fig. 9, gegen den Uhrzeigersinn)
und der Zugrichtung A des Bremsbandes 34 gegeben.
[0032] Der Linearantrieb 48, der die Drehbewegung des Stellmotors 42 über die eine relativ
kleine Winkeländerung der Riemenscheibe 46 in eine lineare Zugbewegung seines Stellkolbens
52 überträgt, kann bspw. durch einen sog. Kugelgewindetrieb, durch einen Spindelantrieb
mit Schneckengetriebe, durch einen Zahnstangenantrieb oder durch eine andere geeignete
Getriebebauart realisiert sein.
[0033] Mit derselben Riemenscheibe 46, die den Linearantrieb 48 über den Riemenantrieb 44
mit dem Stellmotor 42 koppelt, wirkt über einen weiteren Riemenantrieb 52 ein Fliehkraftversteller
54 zusammen. Der Fliehkraftversteller 54, der als Fliehkraftkupplung ausgebildet sein
kann, weist eine Drehverbindung zum Kronenrad 56 der mit den Wellen 16 gekoppelten
Bremsscheibe 32 auf, im gezeigten Ausführungsbeispiel durch eine Stirnradverzahnung
oder durch ein Kronenradgetriebe 58 gebildet. Ein Ritzel 60 stellt dabei die Verbindung
vom Kronenradgetriebe 58 zum Fliehkraftversteller 54 her, so dass dieser je nach Einstellung
in Abhängigkeit von einer definierbaren Grenzdrehzahl für eine Betätigung des Linearantriebs
48 sorgen kann, um die Bremseinrichtung 30 entweder überhaupt auszulösen bzw. zu betätigen
oder um die Bremswirkung zu verstärken, wenn das Bremsband 34 bereits in Richtung
A zur zylindrischen Außenmantelfläche der Bremsscheibe 32 gezogen und die Bremseinrichtung
30 damit bereits aktiviert ist. Gleichzeitig sorgt das Kronenradgetriebe 58 für eine
geeignete Übersetzung, da eine solche Fliehkraftkupplung erst bei deutlich höheren
Drehzahlen ausgelöst wird, als sie von der Welle 16 bzw. der Bremsscheibe 32 erreicht
werden. Dreht sich die Welle 16 mit der damit verbundenen Bremsscheibe 32 bspw. mit
ca. 350 Umdrehungen je Minute, so liefert das Kronenradgetriebe 58 für eine Übersetzung
auf mehr als 2000 Umdrehungen je Minute, da erst bei solchen Drehzahlen der Fliehkraftversteller
54 ein Auslösedrehmoment liefert, das über den Riemenantrieb 52 für eine Drehung der
Riemenscheibe 46 und damit für ein weiteres Zustellen des Linearantriebs 48 sorgt.
Der Fliehkraftversteller 54 bildet somit die zweite Betätigungseinrichtung 38 im Sinne
der Erfindung, die zusammen mit der ersten Betätigungseinrichtung 36, die einen elektrischen
Stellmotor 42 umfasst, die gewünschte redundante Absicherung der Bremseinrichtung
30 und des Seiltriebs liefert.
[0034] Die schematische Darstellung der Fig. 3 verdeutlicht weiterhin eine Überwachungsmöglichkeit
für das Kletterseil 12, bei der einer der Umlenktrommeln oder Seilrollen 14 oder auch
beiden jeweils eine optische Erfassungseinrichtung 64 zur Erfassung einer Seilspannung
und/oder zur Erkennung einer Schlappseillänge zugeordnet ist. Die optische Erfassungseinrichtung
64 kann z.B. durch Lichtschrankensensoren mit LED-Arrays o. dgl. gebildet sein, die
in der Lage sind, die Seilspannung zu erkennen. Um das Seil 12 jederzeit möglichst
straff halten zu können und um zu viel Schlappseil zu verhindern, kann bspw. an jeder
Seite der Seilrolle 14 eine entsprechende optische Erfassungseinrichtung 64 bzw. Lichtschranke
angeordnet sein. Bei einem festgestellten Schlappseil fällt das Seil 12 durch eine
der beiden Lichtschranken und wird dort als Unterbrechung des Lichtsignals erfasst.
Aus diesem Signal der optischen Erfassungseinrichtung 64 kann ein Steuersignal für
den Seileinzugsmotor 42 gebildet werden, damit dieser wieder Seil 12 einzieht. Die
jeweils bei Auslösung der Lichtschranken 64 einzuziehende Seillänge kann wahlweise
auf einen festen Wert eingestellt, vom weiteren Signalverlauf der Lichtschranken abhängig
gemacht werden oder als Zeitverzögerung bei der Abschaltung des Seileinzugsmotors
42 definiert werden.
[0035] Wie anhand der detaillierten Figuren 1 bis 11 verdeutlicht ist, liefert die Erfindung
eine elektrisch und fliehkraftgeregelte Bandbremse und vereint damit zwei miteinander
wirkverbundene Bremssysteme, wodurch für eine Redundanz bei Ausfall eines der Systeme
gesorgt ist. Zugleich ist das vorgeschlagene Konzept leicht und kompakt in der Bauausführung.
Ein Vorteil der eingesetzten Bandbremse ist der damit erzielbare Servoeffekt beim
Bremsen. Ist die Drehrichtung der Bremstrommel und die Betätigungsrichtung des Bremsbandes
gleich gerichtet, so verstärkt sich die Bremskraft dadurch, dass die Bremstrommel
das Bremsband mitnimmt und damit die Flächenpressung von Bremsband zu Bremstrommel
erhöht. Durch diesen Effekt ist die Schaltkraft sehr gering und ein kleinerer Motor
kann verwendet werden. Die Welle, auf der die Bremstrommel umläuft, ist fest mit einem
Zwischengetriebe und der Bandbremse verbunden. Durch die Drehbewegung einer Spindel
bewegt sich eine Flanschverbindung und sorgt so für ein Öffnen und Schließen der Bremse.
Die Betätigung des Umsetzungsgetriebes zur Umsetzung der Drehbewegung in eine lineare
Stellbewegung für die Zustellung des Bremsbandes erfolgt entweder über den Elektromotor
oder über eine Fliehkraftkupplung. Im Normalbetrieb übernimmt der Elektromotor die
Regelung der Bremse. Dieser ist über einen Zahnriemen mit der Spindel verbunden. Im
Notfallbetrieb, also falls die Elektronik versagt oder die Energieversorgung ausfällt,
schließt bei einer definierten Drehzahl die Fliehkraftkupplung die Bandbremse. Erreicht
die Welle mit der darauf gelagerten Seiltrommel und Bandbremse eine Drehzahl von ungefähr
350 min
-1, so überträgt die Fliehkraftkupplung ein drehzahlabhängiges Drehmoment auf den Kugelgewindetrieb
und schließt die Bandbremse. Das Kronenradgetriebe ist notwendig, um die Drehzahl
auf brauchbare Werte hochzusetzen, da die Fliehkraftkupplung ab einer Drehzahl von
ungefähr 2100 min
-1 das notwendige Drehmoment zur Zustellung der Bandbremse übertragen kann. Die Bandbremse
verlangsamt die Drehbewegung der Welle mit der darauf laufenden Bremstrommel bzw.
-scheibe, wodurch die Fliehkraftkupplung wieder für eine geringe Anpresskraft sorgt
und die Bremstrommel weniger stark gebremst wird. Dadurch stellt sich eine konstante
Senkgeschwindigkeit ein.
[0036] Die schematische Darstellung der Fig. 12 verdeutlicht einen beispielhaften Einsatz
der erfindungsgemäßen Vorrichtung 10, die mittels geeigneter Verbindungsstellen (am
Stützgestell 18; vgl. Fig. 4) an einer Wand oder am Boden verankert werden und vom
Benutzer 8 mittels einer Fernsteuerung (nicht dargestellt) oder eine geeigneten Automatik
das Sicherungsseil 12 nachführen kann. Sobald der Benutzer 8 abstürzt, läuft das Seil
zunächst ein kurzes Stück aus der Vorrichtung 10, wobei es über denjenigen Haken 62
läuft, in den es der Benutzer 8 zuletzt eingehängt hat. Beim Nachstieg ist dies der
oberste mit Händen erreichbare Haken 62. Sobald das Bremsband 34 über den Stellmotor
42 oder über den Fliehkraftversteller 54 in Richtung zylindrische Außenmantelfläche
der Bremsscheibe 32 gezogen wird, sorgt die Bremseinrichtung 30 für eine Blockade
oder zumindest eine ausreichende Verzögerung der Seilführung, so dass der Benutzer
8 entweder am Sicherungsseil 12 hängt und am Abstürzen gehindert oder allmählich vom
Sicherungsautomaten 10 zu Boden gelassen wird.
Bezugszeichenliste
[0037]
- 8
- Benutzer
- 10
- Vorrichtung zum Sichern eines Kletterseils
- 12
- Kletterseil
- 13
- Rillen
- 14
- Seilrolle
- 15
- zusätzliche Umlenkmittel
- 16
- Welle
- 18
- Stützgestell
- 20
- Riemenscheibe
- 22
- Antriebsriemen
- 24
- Antriebsmotor
- 26
- Gehäuse
- 28
- Platte, plattenförmiger Schenkel
- 30
- Bremseinrichtung
- 32
- Bremsscheibe, Bremstrommel
- 34
- Bremsband
- 36
- erste Betätigungseinrichtung
- 38
- zweite Betätigungseinrichtung
- 40
- Halterahmen
- 42
- Stellmotor
- 44
- Riemenantrieb
- 46
- Riemenscheibe
- 48
- Linearantrieb
- 50
- Zugverbindungsschelle
- 52
- weiterer Riemenantrieb
- 53
- zusätzlicher Riemenantrieb
- 54
- Fliehkraftversteller, Fliehkraftkupplung
- 55
- drehmomentbegrenzende Kupplung, Rutschkupplung
- 56
- Kronenrad
- 58
- Kronenradgetriebe
- 60
- Ritzel
- 62
- Haken
- 64
- optische Erfassungseinrichtung, Lichtschranke
1. Sicherungsvorrichtung (10) zum Handhaben, Nachführen und/oder Sichern eines Kletterseils
(12) längs einer Kletterroute, wobei das Kletterseil (12) mit einem Ende mit einer
kletternden und zu sichernden Person (8) verbunden und mindestens an einer Stelle
oder oberhalb der Position, in der sich die zu sichernde Person (8) befindet, umgelenkt
ist, und das am anderen Ende mit der Sicherungsvorrichtung (10) verbunden ist, die
einen stationären und mit einem motorischen und mit einer Bremseinrichtung (30) zusammenwirkenden
Antrieb ausgestatteten Kletterseilzug umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass die Bremseinrichtung (30) wenigstens zwei miteinander gekoppelte, jedoch unabhängig
voneinander aktivierbare, das geführte Kletterseil (12) bei Bedarf abbremsende und/oder
blockierende Betätigungssysteme (36, 38) umfasst.
2. Sicherungsvorrichtung nach Anspruch 1, bei welcher der Kletterseilzug mindestens eine
Umlenkseiltrommel (14) aufweist, an der das Kletterseil (12) angeordnet ist und bei
welcher die Bremseinrichtung (30) mindestens eine mechanische Reibungsbremse umfasst,
wobei die mindestens eine mechanische Reibungsbremse (30) an mindestens einer Umlenktrommel
(14) rotierend angeordnet ist und mit mindestens einem der bei Bedarf abbremsenden
und/oder blockierenden Betätigungssysteme (36, 38) in Wirkverbindung steht.
3. Sicherungsvorrichtung nach Anspruch 2, bei der die Reibungsbremse eine Bandbremse
umfasst, die eine rotierende Trommel (32) aufweist, an deren zylindrischer Außenmantelfläche
ein die Trommel (32) zumindest abschnittsweise bzw. über den größten Teil ihres Umfangs
umschlingendes Bremsband (34) anliegt, wobei das Bremsband (34) mittels mindestens
eines Betätigungssystems (36, 38) auf Oberflächenkontakt mit der rotierenden Trommel
(32) zustellbar ist.
4. Sicherungsvorrichtung nach Anspruch 3, bei der das erste Betätigungssystem (36) und
das zweite Betätigungssystem (38) mit einem Zustellelement (48) gekoppelt sind und
das Bremsband (34) über das Zustellelement (48) auf Oberflächenkontakt mit der rotierenden
Trommel (32) bringbar ist.
5. Sicherungsvorrichtung nach Anspruch 4, bei der das Zustellelement (48) eine rotierende
Bewegung eines Stellantriebs (42, 54) in eine lineare Bewegung umsetzt.
6. Sicherungsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der das erste Betätigungssystem
(36) einen elektrischen Stellmotor (42) umfasst.
7. Sicherungsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der das zweite
Betätigungssystem (38) eine drehzahlabhängige Aktivierung für das Bremsband (34) umfasst.
8. Sicherungsvorrichtung nach Anspruch 7, bei der die drehzahlabhängige Aktivierung für
das Bremsband (34) eine Fliehkraftkupplung (54) vorsieht.
9. Sicherungsvorrichtung nach Anspruch 7 oder 8, bei welcher der Fliehkraftkupplung (54)
eine drehmomentbegrenzende Kupplung (55) zugeordnet ist.
10. Sicherungsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der das Kletterseil
(12) über mindestens zwei Umlenktrommeln (14) geführt ist, die mit dem elektrischen
Antriebsmotor (24) verbunden sind.
11. Sicherungsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der das Kletterseil
(12) über wenigstens 180° und höchstens 270° um mindestens eine Umlenktrommel (14)
geführt ist, die mit dem elektrischen Antriebsmotor (24) verbunden ist.
12. Sicherungsvorrichtung nach Anspruch 11 oder 12, bei der wenigstens einer der Umlenktrommeln
(14) eine optische Erfassungseinrichtung (64) zur Erfassung einer Seilspannung und/oder
zur Erkennung einer Schlappseillänge zugeordnet ist.
13. Sicherungsvorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 12, bei der die Umlenktrommeln
(14) jeweils V-förmige Einsenkungen aufweisen, in denen das Kletterseil (12) geführt
ist.
14. Sicherungsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 13, die ein Stützgestell (18)
mit zwei darin geführten und parallel angeordneten Wellen (16) mit darauf angeordneten
Seilrollen (14) und einem mit den Wellen gekoppelten Antriebsmotor (24) sowie der
mit wenigstens einer der Wellen (16) drehfest verbundenen Bandbremse (30) umfasst,
wobei die Bandbremse (30) mittels eines Linearantriebs (48) aktivierbar ist, der mit
zwei Betätigungseinrichtungen (36, 38) zusammenwirkt, die über ein Umsetzungsgetriebe
zur Umwandlung einer Drehbewegung in eine Linearbewegung einerseits mit einem Stellmotor
(42) zur gesteuerten Betätigung der Bremse (30) und andererseits mit einem Fliehkraftversteller
(54) zur drehzahlabhängigen Betätigung der Bremse (30) zusammenwirken, wobei der Fliehkraftversteller
(54) über eine Getriebeübersetzung (58) mit einer der beiden Wellen (16), welche die
Seilrollen (14) trägt, gekoppelt ist.
15. Sicherungsvorrichtung nach Anspruch 14, bei der die beiden Betätigungseinrichtungen
(36, 38) jeweils über Riemenantriebe (44, 52) mit dem Stellmotor (42) bzw. dem Fliehkraftversteller
(54) gekoppelt sind.