[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zum Wickeln
von Bandmaterial auf einen um eine Rotationsachse rotierbaren Wickelkern mittels einer
beweglichen Changiereinheit, die das Bandmaterial auf dem Wickelkern ablegt. Ferner
betrifft die Erfindung einen Wickel aus Bandmaterial.
[0002] Um Bandmaterial lagern und transportieren zu können, wird es oft um einen Wickelkern
gewickelt als Wickel hergestellt. Bei dem Wickelvorgang zur Herstellung des Wickels
bewegt sich ein Changierkopf einer Changiereinheit, die das Bandmaterial auf dem Wickel
ablegt, parallel zu einer Rotationsachse des Wickelkerns, während der Wickel um die
Rotationsachse rotiert. Der Vorschub des Changierkopfes parallel zu der Rotationsachse
erfolgt dabei in einem festen Verhältnis zu der Rotationsgeschwindigkeit des Wickels.
Beim Erreichen eines seitlichen Endes des Wickels wird die Vorschubrichtung des Changierkopfes
schlagartig umgekehrt. Es kommt so zu einer kreuzweisen Anordnung des Bandmaterials
auf dem Wickelkern, wobei das Bandmaterial das in der vorhergehenden Umdrehung des
Wickels abgelegte Bandmaterial teilweise überlappen, genau eine Bandbreite zu diesem
versetzt angeordnet sein oder mit einem Abstand zu diesem abgelegt werden kann. Daraus
resultieren auch unterschiedliche Winkel, mit denen sich das Bandmaterial zweier aufeinander
folgende Lagen kreuzt.
[0003] Diese Wickelverfahren haben zur Folge, dass das Bandmaterial am seitlichen Ende des
Wickels als Säbel bezeichnete Verformungen ausbildet, die durch die Umkehr der Vorschubrichtung
der Changiereinheit entstanden sind. Durch die Säbel kommt es bei einer späteren Verarbeitung
des Bandmaterials häufig zu ungewollten Problemen. So kann die Zuführung von Bandmaterial
zu Verpackungsmaschinen, insbesondere Umreifungsmaschinen aufgrund der Säbel im Bandmaterial
Probleme bereiten, die bis zur Unterbrechung des Umreifungsvorgangs führen.
[0004] Der Bereich des Wickels der nach Ablage von zwei Lagen Bandmaterial am seitlichen
Ende des Wickels, also nachdem der Changierkopf bei dem Wickelvorgang beide seitlichen
Enden des Wickels erreicht hat und zu seiner Ursprungsposition zurückgekehrt ist,
nicht mit Bandmaterial abgedeckt wird, wird hier als Lückenbild bezeichnet. Die Lagerfähigkeit
von Wickeln mit großem Lückenbild ist beschränkt, da die Auflageflächen (die seitlichen
Flächen der Wickel) entweder einen relativ großen Winkel zu den Grundflächen der Wickelkerne
aufweisen oder ein sehr unregelmäßiges Oberflächenprofil aufweisen. Die Wickel sind
somit nicht sicher aufeinander stapelbar. Durch die beschränkte Lagerfähigkeit ist
auch die Handhabung beim Transport der Wickel eingeschränkt. Ferner wird der Wickel,
insbesondere das Bandmaterial, welches an den seitlichen Enden des Wickels abgelegt
ist, ungleichmäßig beim Lagern belastet, was eine Verformung des Wickels, insbesondere
des Bandmaterials an den Auflagepunkten, zur Folge haben kann.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher, die im Bezug auf den Stand der Technik bestehenden
Probleme zumindest teilweise zu lösen und insbesondere ein Verfahren und eine Vorrichtung,
sowie einen entsprechenden Wickel anzugeben, die eine bessere Lagerfähigkeit und Transportfähigkeit
der entsprechenden Wickel erreichen, sowie das Abrollverhalten des Bandmaterials verbessern.
Ferner soll das zu einem Wickel gewickelte Bandmaterial eine für die Weiterverarbeitung
vorteilhaftere und insbesondere leichter verarbeitbare Form der Säbel aufweisen.
[0006] Diese Aufgaben werden gelöst mit einem Verfahren und einer Vorrichtung mit den Merkmalen
der unabhängigen Patentansprüche. Die jeweiligen abhängigen Patentansprüche sind auf
vorteilhafte Weiterbildungen gerichtet.
[0007] Es ist darauf hinzuweisen, dass die in den abhängigen Patentansprüchen einzeln aufgeführten
Merkmale in beliebiger, technologisch sinnvoller Weise miteinander kombiniert werden
können und weitere Ausgestaltungen der Erfindung definieren. Darüber hinaus werden
die in den Patentansprüchen angegebenen Merkmale in der Beschreibung näher präzisiert
und erläutert, wobei weitere bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung dargestellt
werden.
[0008] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Wickeln von Bandmaterial mit einer
Bandbreite auf einen mit einer Rotationsgeschwindigkeit um eine Rotationsachse rotierbaren
Wickelkern mittels einer in Richtung der Rotationsachse beweglichen Changiereinheit,
die das Bandmaterial auf dem Wickelkern ablegt, wobei die Changiereinheit parallel
zur Rotationsachse mit einer Geschwindigkeit verschoben wird, die in einem Verhältnis
zur Rotationsgeschwindigkeit steht, wobei das Verhältnis aus dem Quotienten der Geschwindigkeit
und der Rotationsgeschwindigkeit gebildet wird, während der Wickel rotiert, wobei
sich der absolute Betrag des Verhältnisses zumindest zeitweise ändert.
[0009] Der Wickelkern ist bevorzugt ein zylinderartiger Körper, beispielsweise aus Zellulose
umfassenden oder zelluloseartigem Material und/oder Kunststoff mit einer Symmetrieachse,
insbesondere einer Zylinderachse. Eine Ebene senkrecht zu dieser Symmetrie- oder Zylinderachse
wird im Folgenden als Grundfläche bezeichnet. Die Symmetrie- oder Zylinderachse ist
gleichzeitig auch die Rotationsachse des Wickelkerns. Die Changiereinheit umfasst
zumindest eine Changierführung und einen Changierkopf, der das Bandmaterial auf dem
Wickel ablegt. Die Changiereinheit ist relativ zum Wickel bewegbar. Die Changierführung
bewegt sich bevorzugt radial zu der Rotationsachse und der Changierkopf hauptsächlich
parallel zu der Rotationsachse. Der Anfang des Bandmaterials wird zunächst am Wickelkern
befestigt und dieses durch Rotation des Wickelkerns auf diesen gezogen. Die Position
des Changierkopfes bestimmt also im wesentlich die Ablageposition des Bandmaterials
auf dem Wickel.
[0010] Da in der Regel die Rotationsgeschwindigkeit des Wickels an die Zuführgeschwindigkeit
des Bandmaterials angepasst wird und daher mit steigender Wickeldicke eine geringere
Rotationsgeschwindigkeit vorliegt, wird hier die Vorschubgeschwindigkeit der Changiereinheit
über das Verhältnis zu der Rotationsgeschwindigkeit des Wickels definiert. Da eine
Angabe der Geschwindigkeit über die Wahl des Vorzeichens auch mit einer Richtungsangabe
versehen sein kann, ist hier mit dem mathematischen Ausdruck "absoluter Betrag" der
Absolutwert der Geschwindigkeit gemeint. Es soll so auch ausgedrückt werden, dass
eine schlagartige Richtungsumkehr der Changiereinheit ohne Änderung des Absolutwerts
der Geschwindigkeit nicht als Änderung des Verhältnisses verstanden werden soll. Durch
das erfindungsgemäße Verfahren kann der Wert der Vorschubgeschwindigkeit der Changiereinheit
während des Wickelvorgangs beliebig geändert werden. So ist es bspw. möglich, die
ersten Lagen mit einer relativ größeren Geschwindigkeit abzulegen als die späteren
Lagen. Bei einem mit einem solchen Verfahren gewickelten Wickel schneiden sich die
aufeinander folgenden Lagen in einem ersten beispielsweise unteren Bereich unter einem
spitzeren Winkel als in einem zweiten beispielsweise oberen Bereich des Wickels. Durch
unterschiedliche Kreuzungswinkel der aufeinander folgenden Lagen kann ein stabilerer
Wickel erreicht werden. Zudem ist es so möglich, den Umkehrpunkt der Changiereinheit
an einer beliebigen Stelle des Wickels bezogen auf eine Referenzausrichtung zu erhalten.
[0011] Vorzugsweise ändert sich das Verhältnis kontinuierlich. Mit kontinuierlich ist gemeint,
dass sich die Geschwindigkeit nicht schlagartig von einem Wert auf einen anderen ändert,
sondern dass sich die Geschwindigkeit ohne Diskontinuitäten in einem Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm
darstellt. Die schlagartige Richtungsumkehr der Changiereinheit bei herkömmlichen
Wickelverfahren stellt eine solche Diskontinuität dar.
[0012] Auf diese Weise wird ein sicheres Ablegen des Bandmaterials auf dem Wickel erreicht,
ohne dass schon abgelegtes Bandmaterial von der Verhältnisänderung beeinflusst wird.
Hierzu ist es von Vorteil, wenn die Verhältnisänderung langsam verläuft. Ferner ist
es vorteilhaft, dass sich das Verhältnis kontinuierlich ändert.
[0013] Vorteilhaft ändert sich das Verhältnis während der Ablage einer Lage mindestens einmal.
Mit einer Lage ist das Bandmaterial gemeint, das bei Verfahren der Changiereinheit
von einem seitlichen Ende des Wickels zu dem anderen seitlichen Ende des Wickels auf
dem Wickel abgelegt wird. Durch Ändern der Vorschubgeschwindigkeit der Changiereinheit
während der Ablage einer Lage kann der Ablagewinkel des Bandmaterials in Bezug auf
die Rotationsachse des Wickels geändert werden. So kann in einem ersten Teil ein spitzer
Winkel mit der Rotationsachse vorliegen, während in einem zweiten Teil ein stumpfer
Winkel des Bandmaterials mit der Rotationsachse vorliegen kann.
[0014] Ferner ist es vorteilhaft, wenn die Änderung des Verhältnisses bei jeder Lage bei
demselben Umdrehungswinkel des Wickels bezogen auf einen Referenzwinkel einsetzt und/oder
die Änderungsrate des Verhältnisses an die Rotationsgeschwindigkeit angepasst wird.
Bei einem auf diese Weise gewickelten Wickel kann auch noch bei anwachsendem Wickeldurchmesser
ein genaues Ablegen des Bandmaterials übereinander erfolgen.
[0015] Besonders bevorzugt ist es, wenn sich der absolute Betrag des Verhältnisses beim
Annähern der Changiereinheit an ein seitliches Ende des Wickels zunächst vergrößert,
bevor eine Richtungsumkehr erfolgt. Hierbei ist es sehr vorteilhaft, wenn das Verhältnis
vor der Vergrößerung so eingestellt ist, dass das abgelegte Bandmaterial sich mit
dem in der vorherigen Umdrehung des Wickels abgelegten Bandmaterial zumindest teilweise
überlappt. Durch ein Erhöhen des Verhältnisses vor Erreichen des seitlichen Endes
wird es ermöglicht, dass das Bandmaterial, welches am seitlichen Ende des Wickels
abgelegt wird, nicht das in der vorherigen Umdrehung des Wickels abgelegte Bandmaterial
überlappt. Somit liegt das Bandmaterial am seitlichen Ende des Wickels stabil auf
einer vorherigen Lage auf. Ein Abrutschen des Bandmaterials nach außen ist somit verhindert.
Bei einem mit einem solchen Verfahren gewickelten Wickel weist das Bandmaterial im
seitlichen Bereich des Wickels einen S-förmigen Versatz mit zwei Umkehrpunkten auf.
Die so entstehenden Säbel im Bandmaterial weisen flachere Winkel auf als Bandmaterial,
welches mit herkömmlichen Verfahren gewickelt wurde. Eine Weiterverarbeitung des Bandmaterials
wird somit vereinfacht.
[0016] Ferner ist es vorteilhaft, wenn sich während einer Richtungsumkehr das Verhältnis
kontinuierlich ändert. Das Verhältnis verkleinert sich also, bevorzugt mit einer kleinen
Änderungsrate, bis auf 0, bevor es sich wieder vergrößert. Wenn die Richtungsumkehr
an einem seitlichen Ende des Wickels erfolgt, wird eine Ablagefläche des Wickels erzeugt,
die nur geringe Winkelabweichungen zu der Grundfläche des Wickelkerns aufweist. Mit
Winkelabweichung ist der Winkel zwischen der Grundfläche und einer Ebene, die tangential
am seitlichen Ende einer Lage Bandmaterial imaginär an dem Bandmaterial anliegt, gemeint.
Erfolgt die Richtungsumkehr immer an der gleichen Stelle des Wickels bezogen auf eine
Referenzausrichtung, ist die Auflagefläche leicht gekrümmt ausgeführt. Wird die Changiereinheit
während der Richtungsumkehr angehalten, so ist es zudem möglich, eine Ablagefläche
zu erzeugen, die parallel zur Grundfläche ausgerichtet ist. Ein mit einem solchen
Verfahren hergestellter Wickel weist im seitlichen Bereich des Wickels ein kleineres
Lückenbild als bei herkömmlichen Wickelverfahren auf. Das Lückenbild sind Flächen
am seitlichen Ende des Wickels, die nach Ablegen von zwei vollständigen Lagen Bandmaterials
mit gleichem Vorschubgeschwindigkeitsprofil der Changiereinheit nicht von diesem bedeckt
sind. Durch das kleinere Lückenbild und die geringe Winkelabweichung der Ablagefläche
zur Grundfläche ist die Lagerfähigkeit der Wickel verbessert. Durch die bessere Lagerfähigkeit
ist auch die Transportfähigkeit verbessert, da eine bessere Handhabung beim Stapeln
der Wickel und eine verbesserte Stabilität dieser Stapel gegeben ist. Ferner ist eine
ungleichmäßige Verformung des Bandmaterials an den Auflagepunkten beim Lagern vermindert.
[0017] Es ist zudem vorteilhaft, wenn nach der Richtungsumkehr das Verhältnis zunächst über
ein angestrebtes Verhältnis hinaus vergrößert wird, bevor es zu diesem verringert
wird. Somit ist ein symmetrisches Ablegen des Bandmaterials zum Ablegen vor der Richtungsumkehr
gegeben.
[0018] Ferner ist es vorteilhaft, wenn sich das Verhältnis zwischen genau zwei unterschiedlichen
absoluten Beträgen ändert, wobei die Änderung kontinuierlich ablaufen kann. Mit zwei
sich abwechselnden Beträgen des Verhältnisses ist ein beliebiger Versatz auch im Bereich
zwischen den Randbereichen möglich. So kann auch im Bereich zwischen den seitlichen
Enden des Wickels ein beliebiger S-förmiger Versatz erreicht werden.
[0019] Auch ist es vorteilhaft, wenn sich das Vorzeichen des Verhältnisses nach Erreichen
einer vorgebbaren Position in Richtung der Rotationsachse ändert. Ein solches Verfahren
ermöglicht eine Richtungsumkehr der Changiereinheit an einer beliebigen Stelle des
Wickels. So kann z. B. ein relativ breiter Wickelkern nur auf einem schmalen Abschnitt
mit Bandmaterial bewickelt werden.
[0020] Vorzugsweise ist das Bandmaterial aus mindestens einem der folgenden Materialien:
Polypropylen (PP), Polyethylenterephthalat (PET), Polyethylen (PE), oder Metall, insbesondere
einem Stahl. Das Bandmaterial ist besonders bevorzugt als ein Verpackungsband ausgebildet.
[0021] Unter Bandmaterial wird ein sich längs erstreckendes Gebilde verstanden, mit einem
Querschnitt, der breiter als hoch ist und bevorzugt eine nahezu rechteckige Form aufweist.
Unter dem Begriff "Verpackungsband" wird hier insbesondere ein Umreifungsband, welches
zum Umreifen von Gütern verwendet wird, verstanden. Das Bandmaterial hat in seinem
Querschnitt bevorzugt eine Breite zwischen 1 mm und 50 mm, besonders bevorzugt zwischen
5 mm und 20 mm, und bevorzugt eine Höhe zwischen 0,1 mm und 5 mm, besonders bevorzugt
zwischen 0,5 mm und 1 mm. Das Bandmaterial wird mit seiner breiten Fläche auf den
Wickel abgelegt.
[0022] In Weiterbildung der Erfindung wird vorgeschlagen, dass eine Steuereinrichtung, bevorzugt
eine elektronische Steuereinrichtung, zumindest einen der folgenden Parameter steuert:
Position der Changiereinheit, Rotationsgeschwindigkeit des Wickelkerns; Geschwindigkeit
des Vorschubs der Changiereinheit oder die Länge des auf dem Wickelkern abgelegten
Bandmaterials.
[0023] Ferner wird eine Vorrichtung zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgeschlagen
umfassend zumindest eine rotierend antreibbare Halterung für einen Wickelkern, eine
Changiereinheit und eine Steuereinrichtung, bevorzugt eine elektronische Steuereinrichtung,
welche geeignet und bestimmt zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist.
Eine solche Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass die Wickelmechanik reduziert
wird, da für die Umkehrung der Vorschubrichtung geringere Kräfte benötigt werden,
als wenn die Vorschubrichtung in einem Schritt umgekehrt wird.
[0024] Es wird ferner ein Wickel aus Bandmaterial mit einer Mittellinie auf einem Wickelkern
mit einer Rotationsachse vorgeschlagen, wobei die Mittellinie des Bandmaterials während
mindestens einer Wicklung auf mindestens der Hälfte eines Umfangs des Wickels eine
andere absolute Steigung in Bezug auf die Rotationsachse aufweist als im übrigen Bereich
des Wickels. Darüber hinaus wird ein Wickel vorgeschlagen, der insbesondere gemäß
dem erfindungsgemäßen Verfahren und /oder auf einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
gewickelt wurde.
[0025] Die für das erfindungsgemäße Verfahren offenbarten Details und Vorteile lassen sich
auf die erfindungsgemäße Vorrichtung und den erfindungsgemäßen Wickel übertragen und
anwenden und umgekehrt. Die Erfindung sowie das technische Umfeld werden nachfolgend
anhand der Figuren beispielhaft erläutert. Es ist darauf hinzuweisen, dass die Figuren
besonders bevorzugte Ausführungsvarianten der Erfindung zeigen, diese jedoch nicht
darauf beschränkt ist. Es zeigen schematisch:
- Fig. 1:
- einen Wickel aus dem Stand der Technik in Aufsicht;
- Fig. 2:
- eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Wickels in Aufsicht;
- Fig. 3:
- eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Wickels in Seitenansicht; und
- Fig. 4:
- eine erfindungsgemäße Vorrichtung.
[0026] Fig. 1 zeigt einen Wickel 15, wie er aus dem Stand der Technik bekannt ist. Bandmaterial
1 ist dabei kreuzweise, nicht überlappend auf einem Wickelkern gewickelt. An den Seiten
bilden sich Bereiche, die zumindest von zwei aufeinanderfolgenden Lagen Bandmaterial
1 nicht von dem Bandmaterial 1 überdeckt werden. Dieser nicht überdeckte Seitenbereich
wird hier auch Lückenbild 7 genannt und ist als Schraffur mittig in Fig. 1 dargestellt.
[0027] Rechts in Fig. 1 ist von einem kreuzweisen Wickel abgerolltes Bandmaterial 1 dargestellt,
bei dem sich typische Säbel 8 ausgebildet haben. Diese kommen an den seitlichen Enden
14 des Wickels durch Umkehr der Ablagerichtung zustande. Starkausgeprägte Säbel 8
können bei der Weiterverarbeitung zu Problemen führen.
[0028] In Fig. 2 und Fig. 3 ist eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Wickels 10
dargestellt, wobei Fig. 2 eine Aufsicht und Fig. 3 eine Seitenansicht zeigt. Bandmaterial
1 mit einer Bandbreite B ist mit einem S-förmigen Versatz 9 auf einen Wickelkern 2
abgelegt. Das Bandmaterial 1 verläuft auf dem größten Teil des Umfangs 13 des Wickels
10 parallel zu einer Grundfläche 11 des Wickelkerns 2, die senkrecht zur Rotationsachse
R liegt. Das Bandmaterial 1 kann aber auch mit einem beliebigen Winkel zur Rotationsachse
R liegen. Mit einer solchen Wicklung kann ein kleines Lückenbild 7 erzeugt werden,
also ein Bereich am seitlichen Ende 14 des Wickels 10 der von zwei aufeinanderfolgenden
Lagen Bandmaterial 1 nicht überdeckt werden kann. Ein solches Lückenbild 7 ist mittig
in Fig. 2 schraffiert dargestellt, das insbesondere erzeugt wird, wenn der S-förmige
Versatz 9, wie hier dargestellt, immer an der gleichen Rotationsstelle des Wickels
10 erfolgt. Auf der rechten Seite in Fig. 2 ist ausgerolltes Bandmaterial 1 dargestellt,
bei dem der S-förmige Versatz 9 deutlich zu erkennen ist. Erfindungsgemäß ist allerdings
schon ein Wickel 10, bei dem das Bandmaterial 1 mindestens zwei unterschiedliche Steigungen
des Bandmaterials 1 in Bezug auf die Rotationsachse aufweist.
[0029] Eine Wicklung nach einer vorteilhaften Ausführung des Verfahrens zumindest am seitlichen
Ende 14 des Wickels 10 hat zur Folge, dass die seitliche Auflagefläche 12 des Wickels
10 groß und gleichmäßig ist und zudem eine geringe Winkelabweichung zur Grundfläche
11 des Wickelkerns 2 aufweist. Hieraus resultiert eine bessere Transport- und Lagerfähigkeit
des Wickels 10, da die Auflagefläche 12, an der sich aufeinander gestapelte Wickel
10 berühren, größer ist als bei aus dem Stand der Technik bekannten Wickeln 15. Die
aus dem erfindungsgemäßen Wickel 10 resultierenden Säbel 8 des Bandmaterials, wobei
hier zwei Säbel 8 im Bereich des S-förmigen Versatzes 9 vorliegen, weisen stumpfere
Winkel auf als solche aus herkömmlichen Wickelverfahren und sind daher besser für
die Weiterverarbeitung des Bandmaterials 1 geeignet.
[0030] Fig. 4 zeigt eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung 16 zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens. Bandmaterial 1 wird von einer Changiereinheit 3
umfassend einen Changierkopf 4 und eine Changierführung 5 auf einem Wickelkern 2 abgelegt.
Der Wickelkern 2 kann um eine Rotationsachse R rotieren. Hierzu ist der Wickelkern
2 auf einer Halterung 18 gehaltert, die von einem Antrieb 17 rotierend angetrieben
werden kann. Der Changierkopf 4 bewegt sich zumeist parallel zu der Rotationsachse
R. Eine Steuereinrichtung 6 kann sowohl die Position des Changierkopfes 4 mit einer
Vorschubgeschwindigkeit V als auch eine Rotationsgeschwindigkeit W des Wickelkerns
2 steuern, die in einem Verhältnis U zueinanderstehen, das aus dem Quotienten V/W
der Vorschubgeschwindigkeit V und der Rotationsgeschwindigkeit W gebildet wird. Hierzu
ist die Steuereinrichtung 6 über Steuerleitungen 19 mit dem Antrieb 16 und dem Antrieb
der Changiereinheit 3 verbunden. Der Wickelkern 2 rotiert um die Rotationsachse R
während der Changierkopf 4 mit einer beliebigen, vorgebbaren, sich ändernden Vorschubgeschwindigkeit
V verfahren wird. Beispielsweise kann der Changierkopf mit zwei verschiedenen Vorschubgeschwindigkeiten
V verfahren werden, wobei eine Änderung der Vorschubgeschwindigkeit V von dem einen
Wert auf den anderen Wert erfolgt. Auf diese Weise entsteht ein S-förmiger Versatz
9 des Bandmaterials 1. Ist das Bandmaterial 1 nahe dem seitlichen Ende 14 des Wickels
10 abgelegt worden, so wird die Richtung des Vorschubs des Changierkopfes 4 umgekehrt
und eine zweite Lage Bandmaterial 1 wird über die erste Lage Bandmaterial 1 abgelegt.
Es ist dabei bevorzugt, dass die Vorschubgeschwindigkeit V der Changiereinheit 4 vor
Erreichen des seitlichen Endes 14 erhöht wird und anschließend eine Richtungsumkehr
erfolgt. In dem Bereich zwischen den seitlichen Enden 14 kann Bandmaterial mit konstantem
Vorschub des Changierkopfes 4 verlegt werden.
[0031] Ein Wickel 10 aus Bandmaterial 1 gemäß der vorliegenden Erfindung ist aufgrund seiner
Auflagefläche, welche nur eine geringe Winkelabweichung von der Grundfläche 11 des
Wickelkerns 2 aufweist, sehr gut stapelbar. Ferner weist das Bandmaterial 1 auf dem
erfindungsgemäßen Wickel 10 Säbel mit flacheren Winkeln auf, wodurch die Weiterverarbeitung
des Bandmaterials 1 vereinfacht wird.
[0032] Typischerweise liegt das Verhältnis U aus der Vorschubgeschwindigkeit V und der Winkelgeschwindigkeit
in der Größenordnung um die Bandbreite B. Bei einem kleineren Verhältnis U als die
Bandbreite B findet eine überlappende Wicklung statt, das heißt das abgelegte Bandmaterial
1 wird zumindest teilweise auf Bandmaterial 1 gelegt, das in der vorhergehenden Drehung
des Wickels 10 abgelegt wurde. Ist das Verhältnis größer als die Bandbreite B überlappt
das Bandmaterial 1 das in der Drehung zuvor abgelegte Bandmaterial 1 nicht. Das Verhältnis
U wird zwischen zwei seitlichen Enden des Wickels 10 mit einem Wert zwischen dem 0,8fachen
und dem 1,2fachen, bevorzugt zwischen dem 0,95fachen und dem 1,1fache der Bandbreite
B konstant gehalten. Beim Annähern an ein seitliches Ende wird das Verhältnis U bis
um das 5fache, bevorzugt bis um das 1,5fache, innerhalb von höchstens 0,5 Umdrehungen,
bevorzugt höchstens 0,25 Umdrehungen des Wickels 10 erhöht, bevor ein langsames Verringern
des Verhältnisses U mit innerhalb von höchsten 0,8 Umdrehungen, bevorzugt höchstens
0,5 Umdrehungen des Wickels erfolgt. Ist die Vorschubgeschwindigkeit V Null wird das
Verhältnis U langsam wieder innerhalb von höchstens 0,8 Umdrehungen, bevorzugt höchstens
0,5 Umdrehungen erhöht bis auf maximal das fünffache, bevorzugt das 1,5fache des zu
erreichenden, konstanten Verhältnisses bevor es auf das konstante Verhältnis innerhalb
von höchstens 0,5 Umdrehungen verkleinert wird. Der Vorgang des Beschleunigens aus
dem festen Verhältnis bis zum erneuten Erreichen des festen Verhältnisses geschieht,
während der Wickel 0,7 bis 2,5, bevorzugt 0,9 bis 1,6, besonders bevorzugt 1,1 bis
1,4 Umdrehungen absolviert.
Bezugszeichenliste
[0033]
- 1
- Bandmaterial
- 2
- Wickelkern
- 3
- Changiereinheit
- 4
- Changierkopf
- 5
- Changierführung
- 6
- Steuereinrichtung
- 7
- Lückenbild
- 8
- Säbel
- 9
- S-förmiger Versatz
- 10
- Wickel
- 11
- Grundfläche
- 12
- Auflagefläche des Wickels
- 13
- Umfang
- 14
- seitliches Ende des Wickels
- 15
- aus dem Stand der Technik bekannter Wickel
- 16
- Vorrichtung
- 17
- Antrieb
- 18
- Halterung
- 19
- Steuerleitung
- 20
- Mittellinie
- B
- Bandbreite
- R
- Rotationsachse
- V
- Vorschubgeschwindigkeit
- W
- Winkelgeschwindigkeit
- U
- Verhältnis
1. Verfahren zum Wickeln von Bandmaterial (1) mit einer Bandbreite (B) auf einen mit
einer Rotationsgeschwindigkeit (W) um eine Rotationsachse (R) rotierbaren Wickelkern
(2) mittels einer in Richtung der Rotationsachse (R) beweglichen Changiereinheit (3),
die das Bandmaterial (1) auf dem Wickelkern (2) ablegt, wobei die Changiereinheit
(3) parallel zur Rotationsachse (R) mit einer Geschwindigkeit (V) verschoben wird,
die in einem Verhältnis (U) zur Rotationsgeschwindigkeit (W) steht, wobei das Verhältnis
(U) aus dem Quotienten der Geschwindigkeit (V) und der Rotationsgeschwindigkeit (W)
V/W gebildet wird, während der Wickel (2) rotiert, dadurch gekennzeichnet, dass
sich der absolute Betrag des Verhältnisses (U) zumindest zeitweise ändert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei sich das Verhältnis (U) kontinuierlich ändert.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei sich das Verhältnis (U) während
der Ablage einer Lage mindestens einmal ändert.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei sich der absolute Betrag
des Verhältnisses (U) beim Annähern der Changiereinheit (3) an ein seitliches Ende
des Wickels zunächst vergrößert bevor eine Richtungsumkehr erfolgt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei sich während einer Richtungsumkehr
das Verhältnis (U) kontinuierlich ändert.
6. Verfahren nach Anspruch 1, wobei sich das Verhältnis (U) zwischen genau zwei unterschiedlichen
absoluten Beträgen ändert.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei eine Steuereinrichtung (6)
zumindest die Positionierung der Changiereinheit (3) steuert.
8. Vorrichtung (16) zur Durchführung des Verfahrens gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche
umfassend zumindest eine rotierend antreibbare Halterung (18) für einen Wickelkern
(2), eine Changiereinheit (3) und eine Steuereinrichtung (6), welche geeignet und
bestimmt zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 8 ist.
9. Wickel (10) aus Bandmaterial, der nach einem der Verfahren gemäß Anspruch 1 bis 7
gewickelt wurde.
10. Wickel (10) aus Bandmaterial (1) mit einer Mittellinie (20) auf einem Wickelkern (2)
mit einer Rotationsachse (R), wobei die Mittellinie (20) des Bandmaterials (1) während
mindestens einer Wicklung auf mindestens der Hälfte eines Umfangs des Wickels (10)
eine andere absolute Steigung in Bezug auf die Rotationsachse aufweist als im übrigen
Bereich des Wickels.