Beschreibung
[0001] Die Erfindung geht aus von einem pneumatischen Steller mit den im Oberbegriff des
Anspruchs 1 angegebenen Merkmalen, wie er beispielsweise ist aus der
EP 1 701 015 A2 bekannt ist. Solche pneumatischen Steller werden auch als pneumatische Aktoren bezeichnet
und insbesondere im Abgasstrang von Kraftfahrzeugen verwendet, beispielsweise zum
Betätigen von Abgasrückführventilen und Abgasklappen oder als Laderdruckregler für
Abgasturbolader.
[0002] Im Abgasstrang eines Kraftfahrzeugs ist die Membran einer erheblichen Temperaturbelastung
und einer hohen mechanischen Beanspruchung in einer chemisch aggressiven Umgebung
ausgesetzt. Aufgabe der Erfindung ist es, einen Weg aufzuzeigen, wie die Lebensdauer
eines Stellers erhöht werden kann.
[0003] Diese Aufgabe wird durch einen pneumatischen Steller mit den im Anspruch 1 angegebenen
Merkmalen sowie durch ein Verfahren gemäß Anspruch 6 gelöst. Die Erfindung betrifft
ferner die Verwendung einer Membran gemäß Anspruch 10 in einem pneumatischen Steller.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand von Unteransprüchen.
[0004] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe einer verbesserten Lebensdauer durch Verwendung
einer faserverstärkten Membran gelöst, die durch Umspritzen der Fasern hergestellt
ist. Durch das Umspritzen von Fasern lässt sich ein Verbund zwischen Fasern und Elastomer
erreichen, der zu einer wesentlich belastbareren Membran führt, als dies durch Aufkleben
oder Aufpressen eines Gewebes auf eine Membran möglich ist. Beim Umspitzen kann nämlich
ein dann noch flüssiges Elastomermaterial die Fasern benetzen und in Zwischenräume
zwischen den Fasern eindringen. Dies ist besonders gut möglich, indem sich das Elastomer
erst nach dem Umspritzen der Fasern durch Vernetzen der Moleküle eines Präcursormaterials
bildet.
[0005] Bevorzugt ist das Elastomer ein Silikonelastomer, insbesondere ein Silkonkautschuk.
Präkursormaterial für Silikonelastomere lässt sich beispielsweise als Flüssigsilikon
gut gießen und hat vorteilhafte Benetzungseigenschaften. Flüssigsilikone werden oft
auch als LSR-Silikon bezeichnet. Als Präcursormaterial sind insbesondere Organosiloxane
mit Vinyl- und/oder Hydroxylgruppen geeignet, beispielsweise Dimethylsiloxane.
[0006] Besonders bevorzugt sind HTV-Silikonelastomere, d. h. Silikoneleastomere die durch
Hochtemperaturvernetzung von Präcursormaterial erzeugt werden. Geeignet sind insbesondere
Vernetzungstemperaturen von 100°C und mehr, insbesondere 150°C bis 200°C. Silikonelastomere,
die bei derart hohen Temperaturen vernetzt wurden, haben eine besonders hohe Temperaturbeständigkeit
und sind deshalb besser geeignet als RTV (raumtemperaturvernetzte) Silikonelastomere.
Die Vernetzungsreaktion kann mit Peroxiden unterstützt werden, was insbesondere bei
radikalischen Vernetzungsreaktionen vorteilhaft ist. Die Vernetzungsreaktion kann
aber auch als Additionsreaktion ablaufen.
[0007] Die Fasern können ungeordnet, beispielsweise verfilzt, in eine Gussform eingelegt
und umspritzt werden. Bevorzugt bilden die Fasern aber ein Netz, insbesondere ein
Gewebe. Prinzipiell kann ein Netz nicht nur von miteinander verwobenen Fasern gebildet
werden, sondern beispielsweise auch als Gewirk. Durch ein Gewebe wird aber im Allgemeinen
eine bessere Verstärkung der Membran erzielt.
[0008] Die umspritzen Fasern sind bevorzugt Kunststofffasern. Gut geeignet sind beispielsweise
Polyaramidfasern. Es können aber auch Fasern aus anderen Materialen zur Verstärkung
der Membran verwendet werden.
[0009] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden an einem Ausführungsbeispiel
unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Stellers in einer Schnittansicht;
und
- Figur 2
- eine Detailansicht der Membran des Stellers.
[0010] Bei dem in Figur 1 dargestellten pneumatischen Steller handelt es sich um einen Ladedruckregler
für Abgasturbolader von Brennkraftmotoren für Automobile. Der Ladedruckregler hat
ein zweiteiliges Gehäuse, das einen Boden 1 und einen Deckel 2 aufweist. In dem Gehäuse
befindet sich zwischen Boden 1 und Deckel 2 eine eingespannte Membran 3, die in dem
Gehäuse einen Arbeitsraum abteilt, der an eine Über- oder Unterdruckquelle anschließbar
ist. Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel befindet sich der Arbeitsraum zwischen
der Membran 3 und dem Boden 1. Der Boden 1 hat eine in der dargestellten Schnittansicht
nicht gezeigte Anschlussöffnung zum Anschließen einer Über- oder Unterdruckquelle.
[0011] Die Membran 3 wird durch eine in dem Gehäuse angeordnete Feder 4 zu dem Boden 1 hingedrückt.
Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel lastet die Feder 4 auf einem Membranteller
5, an dem die Membran 3 anliegt. Prinzipiell ist es jedoch auch möglich, dass die
Feder 4 ohne Zwischenlage eines Membrantellers gegen die Membran 3 drückt.
[0012] Aus dem Gehäuse ragt eine Stange 6 heraus, die in ihrer Längsrichtung beweglich ist
und bei einen Anstieg oder Abfall des in dem Arbeitsraum herrschenden Drucks einer
dadurch bewirkten Bewegung der Membran 3 folgt. Die Stange 6 ist mit der Membran 3
gekoppelt. Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel wird dies dadurch erreicht, dass
die Stange 6 mit einem Ende an dem Membranteller 5 befestigt ist. Bei einer Ausdehnung
des Arbeitsraums wird die Stange 6 deshalb von der Membran 3 verschoben, so dass die
Stange 6 weiter aus einer Öffnung in dem Deckel 2 des Gehäuses herausragt. Bei einem
Abfall des Drucks in dem Arbeitsraum wird die Membran 3 von der Feder 4 zu dem Boden
1 des Gehäuses hinbewegt, wobei die Stange 6 von dem Membranteller 5 tiefer in das
Gehäuse hereingezogen wird.
[0013] An der Membran 3 kann ein magnetischer Positionsgeber 7 befestigt sein. Mittels eines
an dem Gehäuse befestigten Magnetfeldsensors 8, beispielsweise einem Hall-Sensor,
kann eine Verschiebung des Positionsgebers 7 detektiert und somit stets die momentane
Position des Positionsgebers 7 ermittelt werden. Indem der Positionsgeber 7 an der
Membran 3 befestigt ist, erhält man auf diese Weise auch die Position der Membran
3 sowie der ihr folgenden Stange 6.
[0014] Die Membran 3 ist in Figur 2 schematisch in einer Schnittansicht dargestellt. Die
Membran 3 ist ein durch Umspritzen von Fasern 3a erzeugter Verbund zwischen Fasern
3a und einem Elastomer 3b. Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel sind die Fasern
3a miteinander verwoben, bilden also ein Gewebe.
[0015] Die Fasern 3a sind aus Kunststoff, beispielsweise aus Polyaramid. Das Elastomer 3b
ist ein Silikonelastomer.
[0016] Zur Herstellung der Membran 3 wird ein aus Fasern 3a bestehendes Gewebe in eine Gussform
eingelegt und anschließend mit Präcursormaterial umspritzt. Aus dem Präcursormaterial
wird dann durch Vernetzen von Molekülen des Präcursormaterials ein Elastomer 3b erzeugt.
Als Präcursormaterial kann flüssiges Silikon verwendet werden. Durch Erhitzen auf
eine erhöhte Temperatur von beispielsweise 160°C oder mehr wird eine Vernetzungsreaktion
von Präcursormolekülen bewirkt. Bei der Vernetzungsreaktion reagieren Vinyl- und/oder
Hydroxylgruppen der Präcursormoleküle miteinander, so dass sich die Präcursormoleküle
miteinander vernetzen. Die Vernetzungsreaktion kann mit zugemischten Peroxiden oder
einem Katalysator, beispielsweise Platin, unterstützt werden.
[0017] Der Abstand der Fasern 3a voneinander ist in Figur 2 nicht maßstäblich dargestellt.
Vorteilhaft sind Faserstärken von beispielsweise 0,1 mm bis 0,5 mm. Die Fasern 3a
bilden bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel ein Netz, zueinander parallel verlaufende
Fasern 3a haben also jeweils einen Abstand voneinander. Bevorzugt beträgt dieser Abstand
zwischen 0,2 mm bis 1 mm.
[0018] Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel enthält die Membran 3 nur eine Gewebelage.
Es können aber auch mehrere Gewebelagen aufeinander in eine Gussform eingelegt und
zum Herstellen der Membran 3 mit einem Präcursormaterial umspritzt werden.
[0019] Bezugszahlen
- 1
- Boden
- 2
- Deckel
- 3
- Membran
- 3a
- Fasern
- 3b
- Elastomer
- 4
- Feder
- 5
- Membranteller
- 6
- Stange
- 7
- Positionsgeber
- 8
- Magnetfeldsensor
1. Pneumatischer Steller mit
einem Gehäuse (1, 2),
einer Membran (3), die in dem Gehäuse (1, 2) einen Arbeitsraum abteilt, der an eine
Über- oder Unterdruckquelle anschließbar ist,
einer aus dem Gehäuse (1, 2) herausragenden Stange (6), die in ihrer Längsrichtung
beweglich ist und einer durch einen Anstieg oder Abfall des in dem Arbeitsraum herrschenden
Drucks bewirkten Bewegung folgt,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Membran (3) ein durch Umspritzen von Fasern (3a) erzeugter Verbund zwischen Fasern
(3a) und einem Elastomer (3b) ist.
2. Steller nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern (3a) ein Gewebe bilden.
3. Steller nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Elastomer (3b) ein Silikonelastomer ist.
4. Steller nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Elastomer (3b) ein Kautschuk, insbesondere ein Silikonkautschuk, ist.
5. Steller nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das die Fasern (3a) aus Kunststoff, vorzugsweise aus Polyaramid, sind.
6. Verfahren zum Herstellen eines pneumatischen Stellers, wobei in einem Gehäuse (1,
2) mit einer Membran (3) ein Arbeitsraum abgeteilt wird, der an eine Über- oder Unterdruckquelle
anschließbar ist, und eine Stange (6) an die Membran (3) gekoppelt wird, die in ihrer
Längsrichtung beweglich ist und einer durch einen Anstieg oder Abfall des in dem Arbeitsraum
herrschenden Drucks bewirkten Bewegung folgt, dadurch gekennzeichnet, dass zur Herstellung der Membran (3) Fasern (3a) in eine Spritzform eingelegt werden,
danach mit Präcursormaterial umspritzt werden und aus dem Präcursormaterial durch
Vernetzen von Molekülen des Präkursormaterials ein Elastomer (3b) erzeugt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Präcursormaterial flüssiges Silikon ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Elastomer (3b) durch Vernetzen von Molekülen des Präkursormaterials bei einer
Temperatur von mindestens 100°C, vorzugsweise 150°C, durchgeführt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern (3a) als Netz in die Form eingelegt werden.
10. Verwendung einer elastomeren Membran (3), die durch Umspritzen von Fasern (3a) hergestellt
wurde, in einem pneumatischen Steller.