[0001] Die Erfindung betrifft ein Sitzmöbel mit um eine aufrechte Drehachse schwenkbarem
Fußteil, wie es insbesondere für den Polstermöbelbereich geeignet ist. Mit aufrecht
ist dabei eine Drehachse gemeint, die bei normalem Gebrauch im Raum vertikal oder
bis etwa 30° aus der Vertikalen geneigt verläuft. Um diese aufrechte Drehachse ist
das Fußteil aus einer unter dem Sitz befindlichen Staustellung in eine vor dem Sitz
befindliche Funktionsstellung verlagerbar.
[0002] Ein solches Sitzmöbel ist grundsätzlich bekannt. Es hat die Vorteile, eine einfache
Lösung zu bieten und bei niedriger Sitzhöhe ein langes Fußteil zu erlauben, da das
Fußteil nicht in Richtung des Bodens schwenken muss. So wird in der
DE 200 04 000 ein Sessel beschrieben, der ein Fußteil mit aufrechter Drehachse im Bereich der vorderen
Sitzmitte vorstellt. Diese Ausführung hat aber den Nachteil, dass zwischen Sitz und
Fußteil in der Funktionsstellung eine erhebliche Höhenstufe verbleibt. Aus der
DE 10 2007 002 247 ist bekannt, die aufrechte Drehachse im Bereich einer vorderen Sitzecke anzuordnen.
Grundsätzlich vorteilhafter, benötigt diese Auslegung zur Verminderung der Höhenstufe
jedoch abgerundete Sitzvorderkanten und ein relativ schrägstehendes Fußteil. Dies
steht einer breiten Anwendung insbesondere im Sofabereich entgegen.
[0003] Die vorliegende Erfindung hat daher die Aufgabe, ein Sitzmöbel mit um eine aufrechte
Drehachse schwenkbarem Fußteil zu schaffen, das einen erheblich erweiterten, universellen
Einsatzbereich bietet.
[0004] Erfindungsgemäß wird dies dadurch gelöst, dass das Fußteil außer seinem Schwenkgelenk
eine Höhenverlagerungseinrichtung aufweist, die das Beinauflageelement des Fußteils
mittels eines Kippelementes höhenverlagert. Das Kippelement kippt dabei um eine Kippachse,
die vorzugsweise parallel oder in einem Winkel von bis zu 45 Grad zur Richtung der
Sitzbreite verläuft. Besonders vorteilhaft wird das Kippelement dabei vom Beinauflageelement
des Fußteils selbst gebildet. Oder in anderen Ausführungen von zusätzlichen Kipphebeln,
die das Beinauflageelement bezüglich eines nur verschwenkenden Teils des Fußteils
höhenverlagern. Dies findet vorzugsweise nach dem Schwenken des gesamten Fußteils
oder im letzten Schwenkbereich statt, sodass die problematische Höhenstufe zwischen
Sitz und Fußteil vollständig ausgeglichen werden kann. Die Betätigung der Verkippung
findet in weiterer Ausgestaltung der Erfindung über eine Druckauslösung statt. Diese
nutzt den Auflagedruck der Beine mittels eines Überhangbereiches des Beinauflageelements
vor dessen Kippachse und stellt eine mechanisch besonders einfache Lösung dar. Alternativ
wird die Höhenverlagerung zwangsgeführt über ein Steuergestänge betätigt, welches
nach dem Schwenken des Fußteils oder in dessen letzten Schwenkbereich auf Kippelemente
zu wirken beginnt. Das Steuergestänge beinhaltet dabei insbesondere eine Selbsthemmungseinrichtung,
um die Höhenverlagerung trotz des Beinauflagedruckes aufrechtzuerhalten. In weiterer
Ausgestaltung weist das Fußteil mindestens zwei Bereiche auf, die sich gegensinnig
verkippen. Der in der Funktionsstellung der Sitzvorderkante nähere Bereich ist dabei
kürzer und der ihr fernere Bereich länger ausgeführt. Dies bewirkt, dass beim Wiedereinschwenken
des Fußteils die Verkippung zuverlässig zurückgeführt wird und dass das Schwenkgelenk
auch in verkippter Funktionsstellung im Fußteil verborgen bleiben kann.
[0005] Anhand der Zeichnungen sei die Erfindung im Folgenden näher erläutert. In dieser
Schrift werden die Artikel nicht als Zahlwort verstanden und können, ebenso wie die
Substantive, im speziellen Einzelfall Singular und Plural bedeuten. Es zeigen
Fig.1: Einen erfindungsgemäßen Sessel in perspektivischer Ansicht, mit Fußteil in
Staustellung.
Fig.2: Denselben in einer Zwischenstellung.
Fig.3: Denselben in Funktionsstellung.
Fig.4: Denselben Sessel in Seitenansicht, ohne Armlehnen und mit Fußteil in Funktionsstellung.
Fig.5: In vergleichbarer Ansicht eine zweite Ausführungsform.
Fig.6: In vergleichbarer Ansicht eine dritte Ausführungsform.
Fig.7: In vergleichbarer Ansicht eine vierte Ausführungsform.
[0006] Zu Fig.1 bis Fig.3: Ein Sessel weist ein Fußteil auf, welches ein Schwenkgelenk(1)
mit aufrechter Drehachse(2) besitzt, um die es zwischen einer Staustellung (Fig.1)
und einer Funktionsstellung(Fig.3) verschwenkt wird. Die Drehachse(2) befindet sich
hier im Bereich einer vorderen Sitzecke(3) und ist in zwei Richtungen leicht aus der
Vertikalen geneigt. Diese Achsanordnung begünstigt die Gesamtgeometrie und lässt das
Fußteil mit einem einfach ansteuerbaren Schwenkwinkel von etwa 90 Grad auskommen.
Die Ansteuerung kann dann über eine einfache Ruderstange erfolgen, welche von der
Rücklehne(4), der Seitenlehne(5), einem Handgriff oder einem Motor bewegt wird. Alternativ
zur hier gezeigten Version ist es auch möglich, die Drehachse des Fußteils auf bekannte
Weise im Bereich der vorderen Sitzmitte anzuordnen, da erfindungsgemäß die ansonsten
entstehende Höhenstufe(6) zwischen Sitz(7) und Fußteil ausgeglichen werden kann. Nach
dem Verschwenken des Fußteils oder im letzten Schwenkbereich findet die erfindungsgemäße
Höhenverlagerung statt. Sie geschieht mittels einem oder mehrerer Kippelemente. Hier
ist dies hauptsächlich das Beinauflageelement(8), das kippbeweglich auf einem Tragteil(9)
gelagert ist und eine Kippachse(10) besitzt, die in Funktionsstellung parallel zur
Richtung der Sitzbreite verläuft. Auch gewisse Schrägstellungen der Kippachse können
für bestimmte Anwendungen sinnvoll sein. Als Fußteil im Sinne dieser Schrift wird
die gesamte verschwenkende Einheit bezeichnet, die sich aus Beinauflageelement(8),
Schwenkgelenk(1), Tragteilen(9) oder Kippelementen zusammensetzt. Verschiedene Elemente
des Fußteils verschwenken sich damit nur, andere werden zusätzlich höhenverlagert.
[0007] Zu Fig.4: Die Höhenverlagerung wird in der hier gezeigten Ausführungsform durch die
Beine des Benutzers ausgelöst. Hierfür weist das Beinauflageelement(8) des Fußteils
vor seiner auf dem Tragteil(9) gelegenen Kippachse(10) eine Überhangzone(11) auf,
die bei Auflage der Beine heruntergedrückt wird, womit sich das Beinauflageelement(8)
hinten anhebt. Die ansonsten bestehende Höhenstufe wird dadurch aufgehoben. Die genaue
Lage der Kippachse(10) bestimmt dabei, mit welchem Auflagedruck die Verkippung aufrechterhalten
bzw. wieder verringert wird. Mit einer Feder, die zwischen den nur verschwenkenden
und den verkippenden Elementen des Fußteils wirkt, kann ferner eine freiere Wahl der
Kippachse erreicht werden.
[0008] Zu Fig.5: Bei einer anderen Ausführungsform wird ein längerer vorderer Bereich(12)
des Fußteils wie im Vorigen beschrieben verkippt, wohingegen ein damit gelenkig verbundener
kürzerer hinterer Bereich(14) dazu gegensinnig bewegt wird. Einer der Bereiche, insbesondere
der vordere(12) ist dazu verschiebbar auf Tragteilen(9) des Fußteils aufgehangen.
Auf diese Weise wird zum Einen ein vollständiges Verbergen des Schwenkgelenks(1) bzw.
dessen Aufhängung im Fußteil ermöglicht. Zum Andern wird eine Rampe(15) geschaffen,
an der die Höhenverlagerung beim Einschwenken auch bei verbleibendem Beinauflagedruck
wieder aufgehoben wird. Eine vergleichbare Rampe kann als Formelement auch bei anderen
Ausführungsformen am Fußteil angebracht werden, um das Wiedereinschwenken zu erleichtern.
[0009] Zu Fig.6: In einer weiteren Ausführungsform wird das Beinauflageteil(8) mittels eines
Kipphebels(16) angehoben, der von einem Steuergestänge(17) angetrieben ist. Vorteilhafterweise
handelt sich dabei um dasselbe Steuergestänge(17), welches zuerst die Verschwenkung
des Fußteils insgesamt bewirkt. Nachdem das Fußteil dann einen Endanschlag erreicht
hat, wirkt das Steuergestänge(17) auf den Kipphebel(16), um die Höhenverlagerung auszulösen.
Hier verschiebt sich der Kipphebel(16) dafür in einer sich am Tragteil(18) des Fußteils
befindlichen Nut(19). Eine Selbsthemmeinrichtung wird dabei auf einfache Weise geschaffen,
wenn der Kipphebel über einen selbsthemmenden Winkel verkippt wird, oder in der Endstellung
eine mit einem selbsthemmendem Winkel versehene Zone in der Nut(19) findet. So bleibt
die Höhenverlagerung auch unter Beinauflagedruck erhalten.
[0010] Zu Fig.7: Eine andere Ausführungsform weist erfindungsgemäße Kippelemente in Form
mehrerer hintereinander wirkender Kipphebel(20,21) auf. Insbesondere bei dicken Polsterkissen
kann dies sinnvoll sein. Durch unterschiedliche Länge und Winkel der Kipphebel(20,21)
lässt sich dabei die Anhebung und Verkippung des Beinauflageelementes(8) genau abstimmen.
Angetrieben wird die Höhenverlagerungseinrichtung auch hier von dem Steuergestänge(22),
welches die Verschwenkung des Fußteils bewegt. Dazu ist ein Kipphebel(20) als Winkelhebel
mit Drehpunkt(23) am Tragteil(24) des Fußteils ausgeführt.
Allgemein ist die Erfindung bei einem Sessel baulich vorteilhaft in das Gesamtgestell
zu integrieren. Im Sofabereich ist eher eine Ausführung mittels eines additiven Universalbeschlages
sinnvoll, wie auch eine Anordnung mehrerer Fußteile nebeneinander.
1. Sitzmöbel mit um eine aufrechte Drehachse schwenkbarem Fußteil, dadurch gekennzeichnet, dass das Fußteil zusätzlich zu seinem Schwenkgelenk eine Höhenverlagerungseinrichtung
aufweist, welche das Beinauflageelement des Fußteils höhenverlagert, und welche ein
oder mehrere höhenverlagernde Kippelemente mit einer Kippachse beinhaltet, die in
der Funktionsstellung in einem Winkel von 0 bis 45 Grad zur Richtung der Sitzbreite
verläuft.
2. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Kippelement vom Beinauflageelement des Fußteils gebildet wird, indem das Beinauflageelement
an Tragteilen des Fußteils um eine Kippachse gelagert ist.
3. Sitzmöbel nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Kippelement von einem oder mehreren Kipphebeln gebildet wird, die an Tragteilen
des Fußteils und am Beinauflageelement angebracht sind.
4. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Höhenverlagerungseinrichtung bei der Überführung von der Staustellung in die
Funktionsstellung nach der Schwenkbewegung des Fußteils oder im letzten Bereich der
Schwenkbewegung aktiviert wird.
5. Sitzmöbel nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Höhenverlagerungseinrichtung eine durch das Auflegen der Beine auslösbare Druckbetätigung
aufweist, ausgeführt mittels eines in Funktionsstellung vor der Kippachse befindlichen
Überhangbereiches des Fußteils.
6. Sitzmöbel nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Höhenverlagerungseinrichtung ein Steuergestänge aufweist, welches die Höhenverlagerung
nach Ablauf oder im letzten Bereich der Schwenkbewegung des Fußteils betätigt.
7. Sitzmöbel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Steuergestänge eine Selbsthemmungseinrichtung aufweist, welche in der Funktionsstellung
die höhenverlagerte Position des Fußteils aufrechterhält.
8. Sitzmöbel nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das Fußteil mindestens zwei Bereiche aufweist, die sich gegensinnig verkippen, wobei
der in der Funktionsstellung dem Sitz nähere Bereich kürzer und der ihm fernere Bereich
länger ausgeführt ist.